Wir haben über mehr als neun Monate ein großes Privileg genossen, mit einem ausreichend bemessenen Budget durch die Welt reisen zu können, nicht zur Arbeit gehen zu müssen sondern unseren Tag frei von den üblichen Alltagsanforderungen und –zwängen gestalten zu können, uns aussuchen zu können, wann wir wohin gehen, der täglichen Routine entflohen zu sein – obgleich : Flucht war es nicht, sondern eine seit längerer Zeit geplante Abwesenheit auf Zeit. Dennoch, unser Privileg besteht auch darin, Länder in einer von uns gewählten Dauer zu bereisen, an Orte zu fahren, die uns interessieren und nicht nur auf die vermittelten Bilder der Medien angewiesen zu sein. Diese finanzielle und zeitliche Freiheit, letztere in der Grenze des Beurlaubungsjahres, schafft enorme Freiräume und Befriedigung, gibt uns die Möglichkeit, uns mit Eindrücken aufzuladen, von denen wir lange werden zehren können. Es war nicht immer Zuckerschlecken, durch die Länder unserer Wahl zu reisen, nicht jeder Tag war ein Traumtag, aber wir konnten unheimlich viele Traumtage im Verlaufe der Reise sammeln. Wenn nicht alles nach Wunsch klappte, dann war es meist nicht dem bösen Willen anderer, sondern den vor Ort vorgefundenen Lebensumständen geschuldet; es ist zwar eine Binsenweisheit, daß anderswo die Uhren anders gehen als zu Hause, sich an diesen anderen Rhythmus zu gewöhnen dauert bei uns als in Europa aufgewachsene Menschen etwas länger. Geduld musste eingeübt werden ebenso wie das Vermögen, sich mit bestimmten nicht immer befriedigenden Gegebenheiten vor Ort abzufinden, Toleranz und Verständnis waren gefragt. Auch wenn wir diese Gaben durchaus in größerem Umfang besitzen, manchmal wurden wir auf eine harte Probe gestellt, z.B. bei unseren Versuchen über angabegemäß freie Pässe von Argentinien nach Chile zu wechseln, was erst im dritten Anlauf glückte. Wir haben im Verlaufe der Reise auch mehr über uns selber erfahren, gemerkt, daß selbst unsere Reiseform unter bestimmten Umständen mit Streß verbunden ist, wie z.B. bei der leidigen Quartiersuche in Südamerika, oder wenn wir feststellen mussten, die verfügbare Zeit reicht nicht aus, um ein angestrebtes Ziel noch zu erreichen, Geduld einüben war oft Bürgerpflicht und gerade für mich nicht immer leicht, da anscheinend eine gewisse Ungeduld eines meiner Wesensmerkmale ist. Abschied von Perfektionsansprüchen zu nehmen ist eine weitere Grundvoraussetzung derartiger Reisen; auch das will erst einmal gelernt werden. Auf derart engem Raum wie während der neun Reisemonate lebten wir auch noch nicht zusammen, dies fällt, da wir beide unsere Freiräume benötigen, nicht immer leicht, natürlich entstehen dabei zwischen zwei gestandenen Persönlichkeiten Reibungen, können hier und da auch einmal Funken sprühen. Die individuellen Rückzugsmöglichkeiten waren äußerst begrenzt, die Erfordernis, Kompromisse zu finden, in denen beide sich wiederfinden, ist groß, aber nicht immer einfach. Natürlich konnte jeder von uns seinen Weg gehen, nur musste der irgendwann wieder auf den gemeinsamen Weg zum nächsten Ziel münden, was uns jedoch keine Schwierigkeiten bereitete. In fast allen Situationen haben wir uns perfekt ergänzt, konnte jeder seine Stärken einbringen, manchmal musste der/die eine dem/der anderen bei der leider unvermeidlichen Frustbewältigung zur Seite stehen. Gemeinsam haben wir die manchmal im Weg stehenden Klippen umschifft, uns gegenseitig aufgebaut, denn natürlich gab es auch Tage, in denen Unzufriedenheit hochkam. So lange zu reisen geht nicht reibungslos ab, die Abhängigkeit von Dritten, den äußeren Umständen ist gegeben, nicht immer kann/will man sich damit abfinden. So hing ich z.B. kräftig durch, als wir wegen der extrem schlechten Witterungsbedingungen unsere Wanderung auf der W-Route im Torres del Payne Massiv abbrechen mussten und ich mich so von einem Jugendtraum verabschieden musste. Oder Katrins sich nach und nach entwickelndes Heimwehgefühl, das uns lange Zeit begleitete. In solchen Situationen ist es hilfreich, wenn der Partner in der Nähe ist.
Schaut man zurück versucht man sich auch an die unangenehmen Situationen oder Begegnungen zu erinnern. Wenn uns dabei nur ein enttäuschendes Ereignis einfällt, wenn von den unsere Wünsche manchmal einbremsenden Witterungsbedingungen abgesehen wird, dann leiden wir nicht an Alzheimer, sondern dies entspricht wirklich unserer Wahrnehmung. Entgegen allen Warnungen insbesondere bezogen auf Südamerika sind wir nicht bestohlen, bedroht, bedrängt worden, fühlten uns nicht unsicher, auch nicht, als wir z.B. tief in der Nacht durch Santiago liefen. Der einzige negative Eindruck hat, typisch für das Gewerbe, der Autohändler in Santiago bei uns hinterlassen, der entgegen der getroffenen Vereinbarung “unser” Auto offensichtlich an einen mehr zahlenden Käufer verkauft hat und uns im Regen stehen ließ. Das war mehr als ärgerlich und sein unseriöses Verhalten hat uns, die unmittelbar vor der Abreise aus Santiago standen, richtig viel Geld gekostet. Alle sonstigen menschlichen Begegnungen waren positiv; oft waren wir über die Hilfsbereitschaft allerorten sehr überrascht. Standen wir an einer Kreuzung um uns zu orientieren kam es häufig vor, daß uns Hilfe angeboten wurde. Unsere in Südamerika auf spanisch vorgetragenen Fragen wurden wegen der unzureichenden Sprachkenntnisse nicht als lächerlich abgetan sondern man bemühte sich erkennbar, uns zu verstehen und zu helfen. Wir können uns nur an die uns immer entgegen gebrachte Freundlichkeit erinnern; uns stellte sich dabei die Frage, wie wir zu Hause auf gleich gelagertes Verhalten ausländischer Gäste reagieren. So kann reisen auch erziehen. Diese oft umwerfende Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft war für uns ein Geschenk, gab uns das Gefühl, auch als Ausländer willkommen zu sein. Was fehlte, war der intensivere Kontakt zu den Menschen. Dies konnten wir auch auf Grund unserer Reiseform nicht erwarten, denn dazu war unser Aufenthalt an den einzelnen Orten viel zu kurz. Ein Land und insbesondere seine Menschen besser kennen zu lernen verlangt eine andere Reiseform als die von uns gewählte. Wenn junge Menschen mit “work and travel” ein Land bereisen, haben sie die besseren Chancen des intensiveren persönlichen Kontaktes zur Bevölkerung, bleiben sie während der Arbeitsperioden doch längere Zeit an einem Ort, leben dort gemeinsam mit Einheimischen. Zumindest in einigen Ländern wie z.B. Australien und Neuseeland bietet diese Reiseform die Möglichkeit, etwas tiefer in das Land und seine Kultur einzutauchen, diese Möglichkeiten sind in Südamerika jedoch begrenzt..Hier hilft nur bei entsprechender Sprachkenntnis ein längerer Aufenthalt an verschiedenen Orten, was uns leider nicht möglich war.
Sieht man von den Kurzausflügen in die Südsee und den Besuch auf Rapa Nui ab, haben wir uns im wesentlichen in einem Kulturräum bewegt, geprägt vom “Abendland”, um regionale Facetten ergänzt und erweitert. Den gänzlich anderen Kulturkreis auf PNG haben wir uns aus bekannten Gründen nicht erschließen können. Rückblickend wäre dies eine wichtige Bereicherung unserer Eindrücke gewesen. Es erscheint interessanter zu sein, auf einer so langen Reise verschiedene Kulturen kennen zu lernen, steigert dies die Neugierde und das Interesse, trägt zur Abwechslung auf der Reise bei, ermöglicht Vergleiche, eine Schlußfolgerung für spätere Ausflüge in die weite Welt. Wir hatten zeitweilig das Gefühl einer Reizüberflutung durch die vielen auf uns einströmenden Eindrücke, eine Übersättigung, bei uns bemerkt, die Aufmerksamkeit für das, was um uns herum wahrnehmbar war und geschah sank. Eine kürzere Reisezeit und/oder der Wechsel in eine andere Kulturregion wirken nach unserer Einschätzung diesem “Phänomen” entgegen. Wir hatten zwar nicht das Gefühl übersättigt zu sein, glauben jedoch, hin und wieder dem Gesehenen nicht immer gerecht geworden zu sein, weniger Begeisterung empfunden zu haben als es dem Erlebten gegenüber gerecht gewesen wäre.
Jedes Land, jede Region war einzigartig, hier eine Wertung vorzunehmen wird dem Erlebten, Gesehenen nicht gerecht. Natürlich gibt es Orte, die sich in unserem Gedächtnis tiefer eingegraben haben als andere, die sich in einer Hitliste eher im oberen Teil befinden, die uns spontan einfallen. Viele durchreiste Landschaften waren weniger spektakulär, dennoch, im Rückblick fallen uns auch hier Besonderheiten, Ereignisse, Wahrnehmungen ein, die sie wiederum bemerkenswert machen. Es war insgesamt keine Reise von Höhepunkt zu Höhepunkt, um touristische Ziele abzuhaken, sondern eine lange Reise durch die jeweiligen Länder und Regionen, in die diese sogenannten Höhepunkte eingebettet sind, die oftmals erst durch die Umgebung richtig zur Geltung kommen, die zu erleben oftmals auch uns befriedigt hat, wobei in vielen Fällen aber der Weg das Ziel war, uns mehr über das jeweilige Land, die Region vermittelte als der eigentliche ”touristische” Höhepunkt. Auch wenn es oftmals mühsam war, die großen Entfernungen zu überwinden, wir haben dabei die Regionen intensiver und körperlich im wahrsten Sinne des Wortes erfahren und dabei viele Schönheiten kennen gelernt, Erfahrungen gesammelt, die nicht zu missen sind. Chile und Argentinien auf z.B. Patagonien oder die Atacama zu reduzieren vernachlässigt die Vielfalt dieser Länder und ihrer sehr unterschiedlichen Regionen. Wir sind froh, beide Länder ziemlich umfassend bereist, sowohl geschwitzt als auch gefroren zu haben, durch Wüste, am Meer, an den Seen, in den Bergen und in der Pampa unterwegs gewesen zu sein. Rapa Nui war und ist einzigartig, staunend standen wir vor den Steinkolossen und versuchten die untergegangene Kultur zu verstehen. Die kurzen Abstecher in die Südsee haben anfangs Lust auf mehr gemacht, die enttäuschenden Eindrücke in Samoa die Reisebegeisterung jedoch wieder gemindert. Neuseeland ist ein Naturparadies, in dem man auf überschaubarem Raum eine große Vielfalt an Landschaften und Natur antrifft, wenn man es darauf anlegt, nach einem Reisetag eine gänzlich andere Landschaft vor Augen hat, dies mehr auf der Südinsel als in der bevölkerungsreicheren Nordinsel. Der australische Kontinent, von uns nur teilweise bereist, hat uns durch seine Natur, seine Städte, seine Landschaften begeistert, eingetrübt wurde die Freude durch die nicht zu leugnenden Gesundheitsgefahren, die beim Schwimmen an den fantastischen Stränden an der Ostküste bestehen. Trotz dieser Einschränkungen, es war es wert, auch hier einige Wochen gereist zu sein.
Wir waren eher unruhige Reisende, denn wenn wir glaubten, an einem Ort nichts Neues mehr sehen zu können, von hier aus keine interessanten Ausflüge unternehmen zu können, sind wir weiter gezogen. Einfach die Füße hochlegen und den Tag genießen war wohl in unseren Augen gleichzusetzen mit “einen Tag verschenken”, deshalb ging es weiter. 281 Tage waren wir fern der Heimat, nach unserem Sprachkurs in Santiago dann 250 Tage unterwegs, an denen wir an 146 verschiedenen Orten übernachtet haben. Nicht gerade ein Beleg für häufiges Verweilen am Ort, für langsames Reisen.
Natürlich gehört auch eine kleine Apotheke ins Gepäck, die nahezu unversehrt wieder Richtung Heimat transportiert wurde. Pflaster wurde ab und an benötigt, das war es dann auch fast schon, denn richtig krank waren wir nie. Zu Beginn in Santiago haben wir uns wegen der dort herrschenden Kälte und der sehr kalten Wohnung einige Tage erkältet, danach konnten wir gestärkt reisen. Vielleicht hatten wir nur Glück von jeglicher Krankheit verschont geblieben zu sein, aber wir sind ja auch nicht in Regionen unterwegs gewesen, in denen extrem große Ansteckungsgefahren bestehen. Das muß nicht immer so optimal ablaufen.
Erst im Nachhinein wird so richtig deutlich, welche Strecken wir zurück gelegt haben. Die ursprünglich im RTW-Ticket zusammengefassten Hauptflüge addierten sich bereits auf fast genau 33.000 Flugkilometer; durch die notwendigerweise während der Reise hinzu zu buchenden Flüge wie nach Iguazu, in Australien, nach Samoa während unserer Reise und die Änderungen für den Rückflug aus Australien stieg die Zahl der Flugkilometer auf 44.500. Auch mit den benutzten Mietfahrzeugen umrundeten wir die Erde, denn unsere Aufzeichnungen enden bei 37.188 Kilometern. Natürlich entfällt dabei der größere Teil auf Südamerika (rund 20.300 km), die Tachostände der in Australien gefahrenen Camper addieren sich auf fast 8.600 km, in Neuseeland sind wir jedoch nicht sehr viel weniger Kilometer gefahren (7.600 km). Wenige der Strecken waren wirklich langweilig, den größten Teil der Weltumrundung per Fahrzeug haben wir genossen und genießen können, obgleich uns manchmal das lange Sitzen zur Qual wurde.
Natürlich konnten und wollten wir während der Reise nicht aus dem finanziell Vollen schöpfen, hatten uns, gestützt auf die Erfahrungen anderer Weltreisender, ein Budget gesetzt, eine ausreichende Sicherheitsreserve eingeplant. Obgleich die dann gewählte Form der Reise mit Mietfahrzeugen nicht die kostengünstigste war und in dieser Form und so umfangreich anfangs auch nicht geplant war – rückblickend haben wir hier eine sehr gute Entscheidung getroffen –, die eingeplante Sicherheitsreserve wurde nur zu einem kleinen Teil in Anspruch genommen. Wir haben nicht luxuriös übernachtet oder gespeist, hatten aber nie das Gefühl auf etwas verzichtet zu haben, erfüllten uns sämtliche entstandenen Wünsche, so sie denn erfüllbar waren, denn whitewaterrafting hätten wir gerne kennen gelernt, leider wurden die Raftingtouren mangels ausreihender Nachfrage nie dann durchgeführt, wenn wir vor Ort waren. Mangels konkreter Durchplanung der noch zu erwartenden Flugabschnitte hatten wir beim Start nur vage Anhaltspunkte über die auf uns zukommenden Ticketpreise; zum Zeitpunkt der Flugbuchungen stellten sich die früher recherchierten Preise oft als Luftnummer heraus, sind die günstigen Tarife nur bei sehr langfristiger Vorausbuchung und somit sehr konkreter Zeitplanung realisierbar. Dennoch, wir kamen nicht auf der letzten finanziellen Rille nach Hause, das Budget hat gepasst.
Wenn man für eine Reise packt, die in verschiedene Länder und in sehr unterschiedliche Jahreszeiten und Klimazonen führt, ist es nicht einfach, das unbedingt Notwendige an Kleidung zu bestimmen. Natürlich orientierten wir uns am Zwiebelprinzip und verstauten Kleidungsstücke, die sowohl in Kombination als auch für sich genommen ihre Funktion erfüllen konnten. Insbesondere das sagenumwobene und als kalt verschrieene Patagonien bewog uns, lieber einen Fleece zu viel einzupacken. Da wir uns nicht auf tagelange Trecks machten waren einzelne Kleidungsstücke überflüssig, konnten jedoch vorher im saukalten Santiago gut dazu beitragen, daß wir nicht allzu sehr froren. Dennoch, wir haben überflüssiges Gepäck mit uns herum geschleppt. Man staunt, mit wie wenig Hemden Mann z.B. auskommen kann, daß zwei lange Hosen im Rucksack durchaus genügen, Mann auf einen Fleece durchaus hätte verzichten können. Frau geht es dabei nicht anders, d.h. jeder von uns wäre mit mehr als zwei Kilo weniger Gewicht im Rucksack gut über die Runden gekommen. Hier können wir uns bei künftigen Reisen eindeutig verbessern und erleichtern. Schwer genug waren die Rucksäcke ja. Reiseführer haben immer ein beachtliches Gewicht; auch wenn viele der Führer inzwischen als PDF auf einem E-book-reader gelesen werden können, das Buchformat ist während der Reise eindeutig vorzuziehen, denn hier kann schnell und problemlos zurückgeblättert, hin- und her geschlagen werden, sind die Karten lesbarer. So schön es wäre, sich dieser 2-3 Kilogramm zu entledigen, der Gewichtsreduktion sind da Grenzen gesetzt. Andererseits stellte sich der E-book-reader als der Unterhaltungsrenner schlechthin heraus, denn so lange die dort gespeicherten Bücher nicht auf für uns unerklärliche Weise in der “Wolke” verschwunden waren, las insbesondere Katrin intensiv. Man rechnet zwar nicht mit dem schlimmsten, aber ein Technikausfall ist nicht auszuschließen. Aus diesem Grund wurde zusätzlich eine Kleinbildkamera mitgeschleift, die so gut wie nie zum Einsatz kam. Unsere Lumix FZ 150 hielt aufnahmetechnisch bis zum letzten Tag durch, war immer im Einsatz, auch wenn in den letzten beiden Monaten der Displaybildschirm seinen Geist ausgehaucht hatte und nur noch durch den kleinen Sucher das Bildobjekt anvisiert werden konnte. Ärgerlich, aber ein Totalausfall hätte mehr Probleme mit sich gebracht. Auch das eine oder andere Ausrüstungsstück wurde unter dem Aspekt der Sicherheit mitgenommen. Bei Abreise stand noch nicht fest, wie wir reisen, wo und wie wir übernachten. Das verlangte förmlich danach, für alle Fälle einige Schlösser, ein Stahlseil zum Festzurren der Rucksäcke ebenso einzupacken wie ein besonderes Schloß für das Netbook oder einen Safesack für abzugebende Wertgegenstände und unsere Papiere. Bis auf ein Schloß, das wir in Samoa zum Verschließen unserer Fale verwendeten kam nichts davon zum Einsatz, ein weiteres vergeblich geschlepptes Kilo ist identifiziert. Diese und manch andere Erkenntnis berücksichtigt ist es durchaus möglich, eine solche Reise mit 14/15 Kilogramm anzutreten, reist man doch nicht in völlig von der Außenwelt abgeschiedene Gegenden und kann sich im Ernstfall dort Ersatz beschaffen. Schließlich haben wir mehr zurück gebracht als von hier aus auf die Reise gegangen ist. Gewichtssteigernd haben sich nicht die nicht mitgebrachten Reiseerinnerungsstücke ausgewirkt, sondern in Neuseeland erstandene Merinokleidung. So kamen wir quasi mit leeren Händen von der Südhalbkugel zurück in die Heimat, hatten aber den Kopf dafür voller Eindrücke – die wiegen weniger und halten länger.
Kehrt man nach so langer Zeit nach Hause zurück, genießt man die vorhandene Großzügigkeit, das Raumangebot, den Garten, das eigene Bett, die Informationsmöglichkeiten, den Kontakt mit Freunden und der Familie in vollen Zügen – schön, wieder da zu sein und kann sich, zumindest für einige Tage gar nicht vorstellen, wieder in die Ferne zu reisen. Dennoch, erstaunlicherweise kam nach einigen Tage gerade von Katrin die Aussage sie könne sich durchaus vorstellen in absehbarer Zeit noch einmal/wieder eine Auszeit zu nehmen, dann jedoch nicht derart lange an einem Stück zu reisen, sondern in kleineren Zeitabschnitten – es gibt noch so viel, was wir noch nicht gesehen haben. Man kann großen Gefallen daran finden, einen Blick in fremde Länder und Kulturen zu werfen. Süchtig sind wir zwar nicht, verspüren aber eine große Freude, wenn wir Neues erleben können. Also werden sich langsam neue Wünsche bilden, andere uns unbekannte Reiseziele auf dem Wunschzettel stehen. Ich gehe davon aus, dies war nicht die letzte lange Reise.
Vorerst geht es darum sich wieder einzugewöhnen, hinzunehmen, daß der Tag sich mit Alltäglichem füllt, den normalen Alltag nicht nur zu bewältigen sondern zu gestalten und zu genießen. Das wird schon klappen, dennoch, den Sommer und die Zeit bis zum 15.9., dem Tag, an dem die Pflicht ruft, werden wir sicherlich nicht nur hier rund um unser Heim verbringen. Die eine oder andere Reisealternative liegt schon auf dem Tisch. Schauen wir mal, was daraus dann wird. Vorerst sind wir glücklich, wieder daheim zu sein.
Nachtrag
Offensichtlich ist es um ein vielfaches einfacher, monatelang durch die Welt zu reisen, sich in unbekannter Umgebung einen Netzzugang zu beschaffen als in der Heimat einen Telefonanschluß zu erhalten. Inzwischen haben wir eine wahre Odyssee hinter uns beim Versuch, endlich wieder wie normale Menschen kommunizieren und uns informieren zu können. Die Strombergsträßler haben uns zwar netztechnisch Asyl gewährt, Dauerzustand sollte dies aber nicht sein. Auf dem Telekommunikationssektor soll ja Wettbewerb herrschen, so entschieden wir uns, nachdem die Telekom auf Anfrage eine Wartezeit für einen Neuanschluß – wir hatten den bisherigen Anschluß aus Kostengründen gekündigt – von 8-10 Wochen (!!) genannt hatten für einen DSL-Anschluß über 1&1, die eine Wartezeit von 3-4 Wochen zusagten. Nachdem wir frühzeitig einen Anschlußtermin (27.6.) mitgeteilt bekommen hatten begann die Vorfreude, die aber bald nach dem Termin in Frust umschlug. Nachdem die Leitung am 27.6. und den Folgetagen stumm blieb, glühten die Telefondrähte, wurde per Mail mit dem Anbieter korrespondiert. Als Ergebnis wurde uns dann am 5 Tag nach zugesichertem Vollzugstermin telefonisch – auf die schriftliche Bestätigung die angefordert wurde warte ich immer noch – mitgeteilt, mangels zur Verfügung stehender Ports in Nussdorf sei DSL hier nicht möglich. Schönen Dank auch, dies nach mehr als vier Wochen zu erfahren. Doch auch der Fastmonopolist Deutsche Telekom, bei den uns angekündigten Wartezeiten wohl nicht an Kundschaft interessiert, brachte uns nicht ans Ziel. Hier wurde bestätigt, was bekannt war, kein Port in Nussdorf frei für uns, d.h. gleichgültig, ob Telekom oder 1&1 Kunde, DSL ist hier ein leeres Versprechen. Ja, auf eine Warteliste könnten wir uns setzen lassen und aufrücken, wenn ein Port frei würde – wie lange wir warten müssten konnten wir nicht erfahren. Inzwischen gehen wir in die achte Woche ohne Netzzugang was ziemlich ärgerlich und belastend ist. So richtig frustrierend wirkt dann die Nachricht, unten im Tal, in Rieth, dort sei DSL flächendeckend möglich, was uns nicht wirklich hilft sondern den Zorn auf die Telekommunikationsbranche im allgemeinen und die Telekom mit ihren Töchtern im besonderen nur steigert. Worin die Lösung für uns liegt – keine Ahnung, wahrscheinlich werden wir Holz sammeln und beginnen, Rauchzeichen zu senden. Einziger Hoffnungsschimmer die Trennung von Telefonie und Internet, d.h. Telefon zurück in die Steinzeit und den analogen Modus, Internet über Funk. Schauen wir mal, was uns zu dieser Überlegung die Fachleute sagen.