“Ist hier Winter?!–Ankunft in Buenos Aires

Die Deutsche Bahn hält – manchmal – was sie verspricht : wir kamen pünktlich am Flughafen in Frankfurt an, checkten problemlos ein und harrten der Dinge, die ab jetzt kommen. Nach Zwischenlandung in Madrid und einem langdauernden Wechsel zu dem Abflugterminal hob unser Airbus 340-600 gegen 00:20 gen Buenos Aires ab. gut zwölf Stunden Flug standen vor uns, zum Glück in die Nacht hinein, so daß wir die Zeit nutzten, zumindest etwas zu dösen. Iberia bleibt was es ist, im Service eine stark verbesserungsbedürftige Fluggesellschaft. Getränkeversorgung, wie auch bei unserem letzten Langstreckenflug von Costa Rica erfolgte in Form der Selbstversorgung. Während andere Gesellschaften auch nachts Getränke den Reisenden anbieten, will Iberia uns verdursten lassen! Wir haben es durch zahlreiche Gänge an den “Verpflegungsstützpunkt” überlebt, während die Crew sich die wohl notwendige Nachtruhe verschafft hatte.

Der Anflug frühmorgens auf Buenos Aires war imposant, insbesondere, als unter uns offensichtlich der Mündungsbereich des Rio de la Plata auftauchte mit seinen zahlreichen Nebenarmen, Verzweigungen, dem Schiffsverkehr, den kleinen bewirtschafteten Inseln, alles in sehr gedeckten Tönen gehalten – es ist ja jahreszeitlich gesehen jetzt Winterende!?

Wie zur Bestätigung wurden kurz vor der Landung die Wetterdaten vor Ort durchgesagt : Buenos Aires Minus 2 Grad! Wir sahen uns beide ungläubig an – daß es frisch sein würde war uns bewußt, aber so kalt? Die Flughafenbeschäftigten, die wir beim Andocken der Maschine durch die Fenster sahen, waren auch nicht gerade sommerlich gekleidet : dicke Overalls, Mützen oder Kapuzen auf/über dem Kopf, Handschuhe und vor allem eine Atemfahne bestätigten, wir hatten uns nicht verhört. Ja ist denn hier noch Winter – offensichtlich ja, aber im Endstadium, denn sie späteren Wettervorhersagen sprachen tagsüber von bis zu 20 Grad (Wärmegraden!). Wie wir anderntags bei unseren ersten Erkundungen durch San Telmo und Centro feststellten : die Argentinier scheinen Weicheier zu sein. Bei mindestens 15 Grad plus bewegten sich zahlreiche Menschen im dicksten Winteroutfit, d.h. Stiefel, Daunenjacke, Schal und hochgeschlagener Kragen,Mütze und Handschuhe. Wie müssen sie sich dann vermummen, wenn es wirklich kalt ist? Dem entspricht so gar nicht die Situation in den Gebäuden. Auch unser Hotel macht da keine Ausnahme; Einglasfenster, die zudem noch schlecht schließen, dünnes Mauerwerk, Heizung aus der Steckdose – offensichtlich ein Standard, der auch bei relativ neuen Bauten noch gültig ist. Die Frage stellt sich, woher kommt der ganze Strom – eine Rechercheaufgabe für die Zukunft, denn das Wasserkraftwerk in der Nähe von Iguazu dürfte dazu wohl nicht ausreichen. Nun denn, uns machte die relative Kälte nichts aus, denn das Zwiebelprinzip anwendend lief auch Katrin in den folgenden Tagen warm gehalten und in guter Laune durch die Stadt.

Von Argentinien lernen heißt bei der Überwachung seiner Bevölkerung an der Spitze der Entwicklung zu sein! Diesen Eindruck muß man gewinnen, wenn man vor der Passkontrolle in der Schlange wartend einen “Werbe”film des Innen- und Immigrationsministeriums verfolgt. Dort wird unter der Überschrift, je mehr wir von Ihnen wissen, um so besser können wir sie schützen (!!) plausibel gemacht, daß man nicht nur biometrische Fotos von jedem Bürger benötigt – das kennen wir ja –, sondern gleichzeitig Abdrücke aller Finger der rechten Hand abspeichert – so sei eine schnelle Identifizierung des Bürgers bei jeder Gelegenheit, z.B. auch beim Erteilen von Verwarnungsgeldern im Straßenverkehr möglich. Effizienz steht hier über Bürgerrechten, der Komplettüberwachung wird ein weiterer Schritt näher gerückt. Und das vor dem historischen Hintergrund der zahlreichen Militärdiktaturen in diesem Land, die immer noch nicht aufgearbeitet sind. Immer noch protestieren jeden Donnerstagnachmittag die Mütter der Plaza Mayor und fordern Aufklärung über das Schicksal ihrer Kinder.

Die Passkontrolle und den Zoll passiert galt es, uns die notwendigen Informationen zum Transport in die Innenstadt zu beschaffen, Geld zu beschaffen. Nun ist Buenos Aires Internationaler Flughafen Ezeiza kein kleiner, aber Geldautomaten scheinen versteckt zu sein und wenn man dann einen aufgespürt hat ist nicht erkenntlich, ob sie Visa-Kreditkarten akzeptieren. erste Geldversorgung, auch mit Kleingeld für die Bustickets, dann in einer Wechselstube. Diesem Erfolg folgte dann der nächste “Mißerfolg”. Sich Getränke am Automaten zu besorgen ist eigentlich eine Kleinigkeit, hier am Flughafen hatten wir den Eindruck, unter Raubritter gefallen zu sein. Nicht daß wir über den ausgewiesenen Preis uns gewundert hatten, aber die Scheine am Automaten einfach einzuziehen ohne den Gegenwert in Form einer Wasserflasche auszuspucken, dabei zu bleiben trotz “Nachwerfen” und gutem Zureden war schon derb. “Das fängt ja gut an!”

Nach zahlreichen Fragen – Englisch ist zwar eine Weltsprache, aber in Argentinien selbst am Flughafen nicht allzu verbreitet, somit liegen wir richtig, einen Spanischsprachkurs wie geplant zu besuchen – hatten wir endlich die Groborientierung hin zu unserem Bus Richtung Innenstadt. Es ist hier nicht so wie daheim, wo Hinweise auf die Transportmöglichkeiten deutlich angebracht sind – sie fehlen völlig, wohl um den vor dem Flughafen stehenden hunderten von Taxis das Geschäft zu erleichtern , die wie wir hörten 50-70 Euro für den Transfer in die Innenstadt aufrufen. Genau so schnell wie mit einem Taxi kamen wir dann für ca. 12 Euro downtown, aus eigener Schusseligkeit – waren wohl doch etwas müde – stiegen wir eine Station zu spät aus. So lernten wir dann auf dem ca 1 km langen Weg zu Hotel das Gewicht unserer Rucksäcke so richtig “schätzen”.

! Hasta luego a Nussdorf !

Am 25.7.2013 um 14:41 Uhr ist es dann soweit, unser begrenztes Abenteuer beginnt am Bahnhof Vaihingen/Enz. Nach einem letzten gemeinsamen Mitttagessen mit der Großfamilie bei Ruth beginnt sie nun, die große Reise. Auch wenn wir es immer wieder negieren oder zumindest vor der Umwelt verbergen – es gibt ihn, den Abschiedsschmerz. Er stellte sich immer dann besonders ein, wenn wie z.B. am Vorabend der Abreise Freunde aus Nussdorf bei uns hereinschneiten, wir über alles mögliche aber natürlich auch unsere Reise miteinander “schwätzten” und beim “Abschied” alle uns eine gute Reise wünschten, wie sehr sie auch dabei wären, und mit der Bemerkung “bis in einem Jahr” dann gingen. Ein Jahr!? Ganz schön lang, wenn man die Menschen um einen herum, das gewohnte Leben, das zu Hause, die Heimat mag und jetzt einmal eine ganze Zeit ohne persönlichen Kontakt zu einander auskommen muß. Da hilft es auch nicht, wenn auf die Möglichkeit des Internets hingewiesen wird – der persönliche Kontakt fehlt. Für die nächste Zeit werden wir beide, Katrin und Thomas – wie sollte es auch anders sein – sehr nah beieinander sein. Wir gehen in freudiger Erwartung auf das Neue, die Erlebnisse, Erfahrungen, Menschen, Regionen, haben aber auch Respekt davor, was diese Reise mit uns macht, wie wir mit dem sich sicherlich einstellenden Heimweh umgehen werden. Gut, mit Nussdorf und Bonn haben wir die Möglichkeit des Kontaktes per Skype hergestellt – aber reicht das? Zumindest haben wir dadurch die Chance relativ zeitnah am Geschehen in der Heimat teilzunehmen und diese an unserer aktuellen Stimmung teilhaben zu lassen. Schauen wir, was die Zeit ergibt.

Kurz nach 14:00 Uhr satteln wir die Pferde, Ulrike steht mit dem Wagen vor der Tür, um uns zum Bahnhof zu fahren. Mit einem letzten Blick auf den Martinsturm geht es dann links herum in Richtung Vaihingen. Tschüss Nussdorf – hasta pronto !

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Und so stehen wir dann auf dem zugigen Bahngleis, voll bepackt, mit einem mulmigen Gefühl was da so kommt?!.

So ein Scheiß !

Dieser oder ein ähnlicher derber Spruch war wohl laut zu hören, als ich am Samstagmorgen, also einen Tag vor der Abreise, meine Maileingänge öffnete. Darunter befand sich eine Information der deutschen Agentur, über die wir unser allererstes Quartier auf der Reise in Buenos Aires für 6 Nächte gebucht hatten. In wenigen dürren Zeilen teilt man uns mit, daß das Unternehmen am Freitagnachmittag Insolvenz angemeldet habe und nicht ausgeschlossen werden könnte, daß unser Zahlung für die Übernachtung in BA nicht weitergeleitet worden wären; Konsequenz : wir müssten aller Wahrscheinlichkeit ein zweites Mal in die Tasche greifen. So ein …

Anfangs waren wir mehr als entrüstet, aber unternehmen konnten wir so kurz vorher nichts mehr. So blieb nur die Anfrage im Hotel Bohemia, ob unsere Buchung/`Reservierung Bestand habe, damit wir uns nicht vor Ort übermüdet um ein neues Quartier kümmern müssten. Leider erreichte uns nie eine Rückmeldung. Da die Wahl auf das Hotel Bohemia von verschiedenen Kriterien bestimmt war (Lage in einem interessanten Viertel, Nähe zum Zentrum, gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel wegen der Anreise von Flughafen, die mit dem ÖPNV erfolgen sollte) wäre es auf die Schnelle auch schwierig geworden, adäquaten Ersatz zu finden. So machten wir uns dann in Ezeza, dem internationalen Flughafen in Buenos Aires angekommen auf den Weg zum gebuchten – aber wohl nicht bezahlten – Hotel, das wir dann auch über einige Umwege, da wir an der falschen Stelle aus dem Bus ausgestiegen waren und gut einen km mit Gepäck auf dem Rücken und vor der Brust durch San Telmo liefen, erreichten. Dieser Umweg hatte einen Vorteil : wir konnten uns schon etwas in der Hotelumgebung orientieren und feststellen, daß es Restaurants ohne Ende und in großer Vielfalt gab. Die Verpflegung war also gewährleistet. Im Bohemia angekommen bestätigte sich unsere Befürchtung – wir mussten erneut zahlen! Zum Glück hatte Katrin zu Hause noch über booking.com verifiziert, ob das Hotel noch Vakanzen hat und den Preis abgefragt. Mit dieser Information bewaffnet mussten wir dann an deutliches drängen hin nicht der regulären Hotelpreis bezahlen sondern konnten uns zu dem im Internet präsentierten um gut 60 Euro günstigeren Logispreis einquartieren.

Sichtlich müde aber doch positiv gestimmt warten wir im Bohemia, daß wir unser Zimmer beziehen können.

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Wenn das denn der einzige “Verlust” auf unserer Reise sein sollte, nehmen wir das gerne in Kauf, allein der Glaube hieran fehlt uns. Solange es bei monetären Verlusten bleibt, die unsere Reise nicht gefährden, werden wir das wohl verschmerzen.

Warten wir ab, was noch auf uns kommt. Auch wenn der (Vor-)Beginn der Reise sich nicht gut anließ, das was kommt, kann nur besser werden!

Es ist soweit !

Eigentlich wollten wir schon seit Tagen unsere Rücksäcke gepackt haben, aber wie so  manches wurde auch dieses verschoben. Am Abend vor der Abreise standen sie dann endlich bereit, die großen und die kleinen. Was war das ein “Kampf”, die so angepriesene und das sei hinzugefügt zu Recht angepriesene Technik der Kompressionsbeutel praktisch zu nutzen. Mancher Versuch war nötig, um die Kleidung sinnvoll aufgeteilt in den Säcken luftdicht verschlossen und vom Volumen deutlich verkleinert zu verstauen. Ich glaube nicht, daß ohne dieses Hilfsmittel  die zwar schon deutlich reduzierte Kleidermenge so hätte verstaut werden können, um all den anderen Kleinkram auch noch unterzubringen, von Reiseliteratur, Technik, optischen “Hilfs”mitteln ganz zu schweigen. Im Ergebnis sind unsere Rucksäcke mit saldiert 35kg doch recht üppig belastet, was man dem Bild so gar nicht ansieht (die als Handgepäck vorgesehenen kleinen Exemplare sind dabei natürlich nicht berücksichtigt!)

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Wir sind gespannt, welche teile sich als überflüssig erweisen werden, was ersetzt werden muß oder welche Ergänzungen notwendig werden – wir haben unser Bestes getan, uns auf die Bedingungen der Route einzustellen.

das “Feschd”

Einfach so abreisen, das wollten wir dann doch nicht, aber eine “Abschiedsfeier” auszurichten, schien uns nicht sehr passend – Abschied klingt so nach unendlich, für immer, dabei wollen wir doch nur bis zu einem Jahr durch die Welt streifen! Andererseits hatten wir seit langem beabsichtigt, ein Fest mit allen Freunden und Bekannten in Nussdorf zu feiern, Gründe genug hatten sich in den vergangenen Jahren ergeben.  Uns mit allen auf unsere Reise einstimmen, das schien uns passend. Nachdem wir einen schön gelegenen Platz für Sommer- und Regenwetter in Rosswag bei den Kleintierzüchtern gefunden und uns auf vegetarisches (thailändisches) und fleischliches (Spanferkel am Spieß gegrillt) Essen verständigt hatten, konnte unsere Einladung herausgehen.

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Toll, daß nahezu alle, die wir gerne dabei haben wollten es auch möglich machten, mit uns den Tag zu verbringen. Dadurch wurde das geplante “Feschd” erst zu einem richtigen Fest. Das Sommerwetter mit seinen weit über 30 Grad trug ebenso zu der guten Stimmung bei, wie das vom Haggeroywirt zubereitetet Spanferkel oder der thailändische Buffet aus Nit`s Thaiküche. Bevor es zum kulinarischen Teil des Abends überging hatte Ulrike mit den anwesenden Kindern kurzfristig einige Zaubertricks einstudiert und uns präsentiert. Wie so oft bei größeren Festen – nicht jeder kennt jeden; dies zu verändern hatte Ulrike sich zum Ziel gesetzt und mit ihrem “Spiel” “Gemischtes Doppel” schnell zahlreiche neue Gesprächskontakte initiiert.  Und als dann Mike Janipka von 8 bis kurz vor Mitternacht fast ohne Unterbrechung seine Musik auf Konzertniveau zum besten gab,  war uns allen wohl ums Herz. Es wurde viel miteinander kommuniziert, gegessen, getrunken, kam Lebensfreude auf, hat richtig Spaß gemacht. Alle, auch wir waren (schienen) glücklich.

Vielen Gästen erklärte Katrin unsere Reise an Hand einer Landkarte, sie war teilweise so sehr damit beschäftigt, daß sie kaum zum Essen kam. Wie immer bei Feiern mit so vielen Anwesenden, uns blieb zu wenig Zeit, mit jedem ausführlich ins Gespräch zu kommen, dies war schade, aber wie Katrin zu sagen pflegt : “Das holen wir alles nach”!

Durch die Verantwortung für das Gelingen des Tages waren Katrin und ich ganz gut unter Wind, Zeit zum Nachdenken blieb an diesem Abend nicht. So haben wir eure vielen guten Reisewünsche gerne in uns aufgenommen, dabei aber auch in den Hintergrund geschoben, daß wir uns über längere Zeit persönlich nicht werden treffen können, jedoch die vermittelte Kommunikation uns bleibt. Zwar  kam noch nicht so direkt Abschiedsschmerz auf, aber um die Ecke lugte er schon, wie in vertrauten Gesprächen durchklang. Die guten Wünsche werden uns begleiten, ob sie – hoffentlich – uns auf dem richtigen Weg halten, kann auch an Hand dieser Berichte nachvollzogen werden.

Wir denken gerne an das “Feschd” zurück, uns haben die Stunden und der Zuspruch der Freunde und Bekannten viel gegeben; dies wird uns sicherlich helfen, dem irgendwann aufkommenden Blues mit Anstand zu begegnen.

? Comprendes espaniol?

Man kann Südamerika bereisen und sich mit Englisch behelfen – dies funktioniert leidlich in den touristisch stark erschlossenen Regionen, man wird nicht verhungern, findet irgendwie seinen Weg, kommt zurecht. Um aber etwas mehr als das Allernötigste von einem Land kennen zu lernen, ist es mehr als hilfreich, die Landessprache zumindest in groben Zügen zu beherrschen, so der einheitliche Tenor der in Südamerika monatelang umher Reisenden. Da für uns Südamerika schon seit gut einem Jahr zu den Regionen zählt, die wir näher kennen lernen wollen, war der Entschluß, vorher etwas Spanisch zu lernen, schnell gefasst. In Theresa hatten wir eine liebevolle sachkundige Nativespeakerin aus Peru, die seit gut einem Jahr ein Mal die Woche versuchte, uns in die uns fremde Sprache einzuführen. Und wie das so ist, der anfängliche Elan schwankte, nicht immer wurden die “deberes” erledigt, oft haben Katrin und ich uns vorgenommen, am Sonntag einige Spanischlernstunden einzuplanen – ebenso oft kam etwas dazwischen. Nun denn, einiges ist dennoch hängen geblieben – danke Theresa für deine Geduld –, hierauf können wir dann aufbauen. Früh war uns klar, nur wenn wir vor Ort einige Wochen an einer Sprachschule einen Intensivkurs in Spanisch besuchen, kommen wir unserem Anspruch, die Landesbevölkerung zumindest in groben Teilen zu verstehen, näher. Unsere Zeitplanung berücksichtigte deshalb immer einen wenigstens vierwöchigen Aufenthalt in Santiago de Chile um die Schulbank zu drücken. Der Aufenthalt in Santiago sollte auch dazu genutzt werden zu prüfen, ob wir Chile und Argentinien mit einem gekauften Gebraucht-PKW bereisen wollen/können und wenn ja, diesen dann in Santiago zu erwerben. Noch ist in dieser Hinsicht keine abschließende Entscheidung gefallen, jedoch hinsichtlich der Sprachschule haben wir uns nach langwierigem Studium der auch auf den chilenischen www-Seiten präsentierten Internetauftritten für die escuela bellavista in Santiago de Chile entschieden und in der Nähe, d.h. im Stadtteil Providencia, für einen Monat eine möblierte Wohnung über eine Agentur gemietet. So sind wir dann guter Hoffnung, nach diesen Lernwochen mehr als “!Hasta pronto” euch zurufen zu können.

Der Zwang, sich beschränken zu müssen

Es ist schon ein großer Unterschied, wie wir im Verlaufe der vergangenen Monate feststellen mussten, ob du einen Rucksack für vier Wochen oder rund ein Jahr packst, ob du während deiner Reise im wesentlichen nur eine Klimazone besuchst, in einer Jahreszeit unterwegs bist oder auf dich Temperaturunterschiede von bis zu 40 Grad warten, es von arschkalt bis saharaheiß geht. Während wir bei unseren wenige Wochen dauernden Länderreisen im Ernstfall entschieden haben, das beiseite gelegte T-Shirt doch mitzunehmen, die große Sonnenmilchflasche zu verstauen oder eine weitere Hose bereit zu legen, haben wir jetzt richtige Entscheidungsprobleme. Und Katrin kam immer wieder mal mit einem fragenden fast vorwurfsvollen Blick, wenn ihr Temperaturinformationen über den Salar de Uyuni oder Wind- und Wetterprognosen aus Patagonien ins Auge fielen : “da muß ich ja viel mehr warme Kleidung mitnehmen, um nicht zu (er)frieren”! Ein Blick in den Schrank signalisierte zwar alles Erforderliche ist vorhanden, aber nachdem wir z.B. einen Anorak ausgewogen hatten und erstaunt feststellen mussten, das “bischen” wiegt fast 1700gr. und kann nicht gerade platzsparend gefaltet werden, standen auf einmal “Ergänzungsanschaffungen” auf dem Plan. Jeder, der schon einmal sich in den Outdoorläden umgetan hat wird zustimmen – dort sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht, weniger wäre wirklich mehr insbesondere dann, wenn bei einem Besuch dieser Läden einem schnell die Laune vergeht angesichts der Masse, der Mengen. Es galt auch hier, den Wissensfundus und die Erfahrungen anderer Globetrotter anzuzapfen und zu nutzen. Wieder wurde im Netz nach brauchbarer Information gesurft, um mit konkreten Vorstellungen uns in die Fachtempel zu “stürzen”. Wir hätten nie geglaubt, daß uns das Gewicht eines Softshells, einer Treckinghose etc. je interessieren würde, 200gr. mehr oder weniger Gepäck, das macht im Einzelfall bei einer drei-vierwöchigen Reise im Grunde nichts aus – aber wenn Kleidung, Technik und sonstige Utensilien für viele Monate mitgeschleppt werden müssen, dann beginnt man doch zu geizen, war das Ziel doch 16 bzw. 18kg Rucksackgewicht nicht zu überschreiten. Multifunktionalität war ebenso angesagt wie die Rückkehr zu Großmutters Zwiebelprinzip. Erstaunlich auch – nach kritischer Selektion sind es weniger Einzelteile als bei einem Dreiwochentrip. Es geht also doch, sich zu beschränken; in Erinnerung an die Kleidungskilos, die ungenutzt von mancher Reise wieder zurück in die Heimat transportiert worden war,  war die Hürde dann doch nicht mehr so groß. So nach und nach wurden die “Ergänzungskäufe” erledigt und seit gut zwei Wochen liegen die Kleiderstapel bereit, um verstaut zu werden.

Das Technikthema beschäftigte uns auch einige Zeit. Schnell war klar, die innig geliebte Nikon D100 mit den Wechselobjektiven bleibt zu Hause und damit über 2kg “Ballast”. Stattdessen wurde eine gebrauchte Panasonic Lumix F150 angeschafft und auf einem Schlag das Gesamtgewicht um gut 1,5kg reduziert!! An Stelle von Büchern wird ein E-Bookreader eingesteckt und zahlreiche als wichtig angesehene Informationen werden eingescannt und per Stick transportiert. Schließlich wurde, auch um leichter Kontakt mit der Heimat halten zu können, ein gebrauchtes Netbook erstanden, das hoffentlich die nächsten 12 Monate ein funktionierender Begleiter sein wird. Unser Budget wurde so mit manchem Euro belastet, bevor wir überhaupt Europa verlassen haben, aber wie hörten wir von Freunden : wenn ihr die Gesamtausgaben der Reise betrachtet sind diese vorher entstandenen Ausgaben im Grunde doch vernachlässigbar. So hatten wir dann wieder ein gutes Gewissen und sahen uns nicht als Verschwender an.

Was dann in dieser Woche platzsparend in Kompressionsbeutel und zur Erleichterung der Orientierung im Rucksack in zahlreiche Beutel verstaut wird, kann auf den folgenden Bildern erahnt werden (Hygiene, Tampen, Strips, Bänder, Wäscheleine, Dose mit Haken und Schrauben, Taschen-/Stirnlampen, Kabelschloss, Essbesteck, div. Karabiner, dit un dat kommen dann noch dazu).

Technikkruscht                            Katrins                             Thomas

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Der Teufel steckt im Detail

Der Weg von einem Traum hin zu einem konkreten RTW-Ticket mit klarer Route ist ein langer und beschwerlicher. Alter Tradition folgend – das kriegen wir doch selber hin (!?) wurde unendlich viele Stunden im Netz gesurft, viel zu viele Beiträge in diversen Reiseforen mehr überflogen als gelesen, Flugrouten und –pläne studiert, abgewogen, verworfen, in die engere Wahl gezogen kurzum eine große Menge an erst einmal unstrukturiert aufgesogenen Informationen zusammengetragen. Wir hatten dann ein grobes Bild über unser Vorhaben, Grundzüge eines Flugroutings, unendliche Empfehlungen zur Ausrüstung, zu guten oder schlechten Unterkünften, zu Geld- und Sicherheitsthemen, Technikeinsatz unterwegs etc., also einen Wissensfundus, der uns optimistisch machte, das Vorhaben auch erfolgreich in Angriff nehmen zu können. Auf eines sei an dieser Stelle ausdrücklich hingewiesen : es gibt zahlreiche Mitmenschen, die ihre Erfahrungen uneigennützig anderen Travelern in kompetenter Weise zur Verfügung stellen. Allem voran muß auf die beiden Foren unter www.weltreise-info.de und www.weltreiseforum.de hingewíesen werden, aus deren Beiträgen wir manchen Löffel Honig gesogen haben.

Als dann Reiserichtung, –zeitraum, –länder weitgehend konkret feststanden musste das Problem des günstigsten Flugtickets gelöst werden. Und wieder wurden zahllose Stunden vor dem Rechner verbracht, um die Feinheiten eines RTW-Tickets, die bei den verschiedenen Anbietern natürlich höchst unterschiedlich sind, zu erkennen und zu verstehen, ergeben sich daraus nicht unwesentliche Auswirkungen auf den tatsächlichen Ablauf der Reise. Dann war ein Punkt erreicht, ab dem die Planung professioneller Unterstützung bedurfte – eine Wunschliste von möglichen Flugabschnitten hatten wir erstellt, konnten aber weder die Kosten vernünftig abgreifen noch sicher sein, daß diese Wünsche sich auch alle in einem RTW-Ticket verwirklichen lassen. In o.a. Reiseforen fanden sich zahlreiche Hinweise auf kompetente Reisebüros, die besondere Expertise bei der Konfiguration von RTW-Tickets besitzen. Zu diesen gehören unzweifelhaft das Reisebüro travel nation in UK sowie Colibri Reisen aus dem Breisgau. Schon bald mussten wir im Kontakt mit den Experten erkennen, alles ist machbar, aber in der geplanten Form im Rahmen eines RTW-Tickekts extrem teuer. Und wieder galt es ein Routing zu entwerfen, bei dem wir die Vorgaben eines RTW-Tickets zu 100% ausnutzen und gleichzeitig möglichst viele der ins Auge gefassten Flugzielorte erreichen. Die für uns optimalste Lösung hatten schließlich die Kollegen bei Colibri-Reisen und das zu einem Gesamtpreis, der auch von den englischen Experten nicht getoppt werden konnte. Und so sieht nun unsere Reiseroute des RTW-Tickets aus :

Frankfurt – (via Madrid) – Buenos Aires – Santiago de Chile – Rapa Nui (Osterinsel) – Papeete (Tahiti) – Auckland (Neuseeland) – Sydney (Australien)  / Cairns (Australien) – Alice Springs (Australien)/ Darwin (Australien) – (via Singapore) Bangkok – (via Helsinki) – Frankfurt.

Tahiti hatten wir nicht auf unserer Wunschliste. Wiederholt haben uns beide Reisebüros darauf hingewiesen, daß wir, um nach Auckland weiterreisen zu können ein Rückflug nach Santiago de Chile unumgänglich sei, d.h. fast 2.400 Meilen entgegen der Reiserichtung?! Uns schien das nicht erstrebenswert zu sein und beim Studium der An- und Abflüge im Verlaufe einer Woche vom Flughafen auf Rapa Nui fiel uns auf, daß zwei Flüge je Woche nach Tahiti erfolgen. Da war dann die Entscheidung schnell gefällt, statt 2.400 Meilen zurück rund 2.600 Meilen im wesentlichen in Richtung unseres nächsten großen Ziels, also Zwischenstop in Papeete. Wenn man die Ruhe sucht sicherlich nicht erste Wahl, aber wenn wir schon mal in der Nähe sind…?! So zumindest die erste spontane Entscheidung. Schlußendlich blieb es auch dabei, denn das Problem, von der Insel Richtung Neuseeland “herunter” zu kommen konnte gelöst werden.  Die Flugpläne auf Tahiti zeigten eine sehr enge und intensive Verbindung zu den USA – aber Auckland/Neuseeland? Ganz versteckt zwischen den vielen USA orientierten Abflügen fanden sich dann drei wöchentliche Flüge in Richtung Neuseeland, die Lösung unseres “Problems”. Wie das so im Leben ist, einer gelösten Aufgabenstellung folgt die nächste auf dem Fuß. Von unserem Reisebüro bekamen wir, nachdem wir unsere Spezialwünsche formuliert hatten nach deren Recherche die Rückmeldung, daß die Plätze auf den wenigen Verbindungen zwischen Rapa Nui/Papeete und Papeete/Auckland/Neuseeland schon jetzt für unser geplantes Zeitfenster Januar 2014 fast ausgebucht seien.  Das war es dann mit der Zielstellung, uns alle Optionen auch zeitlicher Art offen zu halten. Ohne frühzeitige Reservierung von zwei der wenigen verfügbaren Plätze zum jetzigen Zeitpunkt könnte es uns passieren, Ende 2013/AAnfang 2014 zwar auf die Osterinsel zu gelangen, auf einen Weiterflug nach Papeete aber im schlimmsten Fall Wochen warten zu müssen. So haben wir dann schnell einen Knopf an die Hose genäht und uns für feste Termine entschieden, um auf diese Reservierungen im Ernstfall zurückgreifen zu können. Unser Flug auf die Osterinsel ist jetzt für den 9.1.14 geplant, weiter nach Tahiti geht es kurz vor Mitternacht des 13.1. und nach einer guten Woche für Tahiti und Mo’orea fliegen wir am 22.1. nach Auckland, der Startort unserer Neuseelandrundreise. So hat sich dann alles noch zum guten gefügt, die stundenlangen Recherchen und Kontakte mit den Leuten von Colibri haben uns ein nicht geplantes Reiseziel (wir sind doch eh in der Nähe?) beschert.

Unter Berücksichtigung der vorstehend notwendigen Festlegungen haben wir mit dem 365Tage gültigen RTW-Ticket die Flexibilität, die wir uns gewünscht haben; unsere nicht abgedeckten Reiseziele wie Iguazu Falls, Samoa, Rarotonga und Cook Inseln, Port Moresby/Papua Neuguinea werden wir mit Hilfe vor Ort gekaufter Billigtickets ansteuern. Und zwischendrin sind ausreichend Gelegenheiten, mit anderen Verkehrsmitteln Chile und Argentinien einige Monate lang zu bereisen, Australien in weiten Teilen auf vier Rädern zu erkunden, die Süd- und Nordinsel von Neuseeland kennen zu lernen und uns durch Papua Neuguinea, dem touristisch am wenigsten erschlossenen Reiseziel zu schlagen.