Die Deutsche Bahn hält – manchmal – was sie verspricht : wir kamen pünktlich am Flughafen in Frankfurt an, checkten problemlos ein und harrten der Dinge, die ab jetzt kommen. Nach Zwischenlandung in Madrid und einem langdauernden Wechsel zu dem Abflugterminal hob unser Airbus 340-600 gegen 00:20 gen Buenos Aires ab. gut zwölf Stunden Flug standen vor uns, zum Glück in die Nacht hinein, so daß wir die Zeit nutzten, zumindest etwas zu dösen. Iberia bleibt was es ist, im Service eine stark verbesserungsbedürftige Fluggesellschaft. Getränkeversorgung, wie auch bei unserem letzten Langstreckenflug von Costa Rica erfolgte in Form der Selbstversorgung. Während andere Gesellschaften auch nachts Getränke den Reisenden anbieten, will Iberia uns verdursten lassen! Wir haben es durch zahlreiche Gänge an den “Verpflegungsstützpunkt” überlebt, während die Crew sich die wohl notwendige Nachtruhe verschafft hatte.
Der Anflug frühmorgens auf Buenos Aires war imposant, insbesondere, als unter uns offensichtlich der Mündungsbereich des Rio de la Plata auftauchte mit seinen zahlreichen Nebenarmen, Verzweigungen, dem Schiffsverkehr, den kleinen bewirtschafteten Inseln, alles in sehr gedeckten Tönen gehalten – es ist ja jahreszeitlich gesehen jetzt Winterende!?
Wie zur Bestätigung wurden kurz vor der Landung die Wetterdaten vor Ort durchgesagt : Buenos Aires Minus 2 Grad! Wir sahen uns beide ungläubig an – daß es frisch sein würde war uns bewußt, aber so kalt? Die Flughafenbeschäftigten, die wir beim Andocken der Maschine durch die Fenster sahen, waren auch nicht gerade sommerlich gekleidet : dicke Overalls, Mützen oder Kapuzen auf/über dem Kopf, Handschuhe und vor allem eine Atemfahne bestätigten, wir hatten uns nicht verhört. Ja ist denn hier noch Winter – offensichtlich ja, aber im Endstadium, denn sie späteren Wettervorhersagen sprachen tagsüber von bis zu 20 Grad (Wärmegraden!). Wie wir anderntags bei unseren ersten Erkundungen durch San Telmo und Centro feststellten : die Argentinier scheinen Weicheier zu sein. Bei mindestens 15 Grad plus bewegten sich zahlreiche Menschen im dicksten Winteroutfit, d.h. Stiefel, Daunenjacke, Schal und hochgeschlagener Kragen,Mütze und Handschuhe. Wie müssen sie sich dann vermummen, wenn es wirklich kalt ist? Dem entspricht so gar nicht die Situation in den Gebäuden. Auch unser Hotel macht da keine Ausnahme; Einglasfenster, die zudem noch schlecht schließen, dünnes Mauerwerk, Heizung aus der Steckdose – offensichtlich ein Standard, der auch bei relativ neuen Bauten noch gültig ist. Die Frage stellt sich, woher kommt der ganze Strom – eine Rechercheaufgabe für die Zukunft, denn das Wasserkraftwerk in der Nähe von Iguazu dürfte dazu wohl nicht ausreichen. Nun denn, uns machte die relative Kälte nichts aus, denn das Zwiebelprinzip anwendend lief auch Katrin in den folgenden Tagen warm gehalten und in guter Laune durch die Stadt.
Von Argentinien lernen heißt bei der Überwachung seiner Bevölkerung an der Spitze der Entwicklung zu sein! Diesen Eindruck muß man gewinnen, wenn man vor der Passkontrolle in der Schlange wartend einen “Werbe”film des Innen- und Immigrationsministeriums verfolgt. Dort wird unter der Überschrift, je mehr wir von Ihnen wissen, um so besser können wir sie schützen (!!) plausibel gemacht, daß man nicht nur biometrische Fotos von jedem Bürger benötigt – das kennen wir ja –, sondern gleichzeitig Abdrücke aller Finger der rechten Hand abspeichert – so sei eine schnelle Identifizierung des Bürgers bei jeder Gelegenheit, z.B. auch beim Erteilen von Verwarnungsgeldern im Straßenverkehr möglich. Effizienz steht hier über Bürgerrechten, der Komplettüberwachung wird ein weiterer Schritt näher gerückt. Und das vor dem historischen Hintergrund der zahlreichen Militärdiktaturen in diesem Land, die immer noch nicht aufgearbeitet sind. Immer noch protestieren jeden Donnerstagnachmittag die Mütter der Plaza Mayor und fordern Aufklärung über das Schicksal ihrer Kinder.
Die Passkontrolle und den Zoll passiert galt es, uns die notwendigen Informationen zum Transport in die Innenstadt zu beschaffen, Geld zu beschaffen. Nun ist Buenos Aires Internationaler Flughafen Ezeiza kein kleiner, aber Geldautomaten scheinen versteckt zu sein und wenn man dann einen aufgespürt hat ist nicht erkenntlich, ob sie Visa-Kreditkarten akzeptieren. erste Geldversorgung, auch mit Kleingeld für die Bustickets, dann in einer Wechselstube. Diesem Erfolg folgte dann der nächste “Mißerfolg”. Sich Getränke am Automaten zu besorgen ist eigentlich eine Kleinigkeit, hier am Flughafen hatten wir den Eindruck, unter Raubritter gefallen zu sein. Nicht daß wir über den ausgewiesenen Preis uns gewundert hatten, aber die Scheine am Automaten einfach einzuziehen ohne den Gegenwert in Form einer Wasserflasche auszuspucken, dabei zu bleiben trotz “Nachwerfen” und gutem Zureden war schon derb. “Das fängt ja gut an!”
Nach zahlreichen Fragen – Englisch ist zwar eine Weltsprache, aber in Argentinien selbst am Flughafen nicht allzu verbreitet, somit liegen wir richtig, einen Spanischsprachkurs wie geplant zu besuchen – hatten wir endlich die Groborientierung hin zu unserem Bus Richtung Innenstadt. Es ist hier nicht so wie daheim, wo Hinweise auf die Transportmöglichkeiten deutlich angebracht sind – sie fehlen völlig, wohl um den vor dem Flughafen stehenden hunderten von Taxis das Geschäft zu erleichtern , die wie wir hörten 50-70 Euro für den Transfer in die Innenstadt aufrufen. Genau so schnell wie mit einem Taxi kamen wir dann für ca. 12 Euro downtown, aus eigener Schusseligkeit – waren wohl doch etwas müde – stiegen wir eine Station zu spät aus. So lernten wir dann auf dem ca 1 km langen Weg zu Hotel das Gewicht unserer Rucksäcke so richtig “schätzen”.