Vier Wände für 4 Wochen – am Südpol?

Als wir schwer beladen nach mehr als einem km Fußweg unsere Bleibe für die Zeit in Santiago de Chile in der Av. Salvador 915 erreíchten waren  wir froh, nach gut zwei Stunden die Rucksäcke von den Schultern zu nehmen und manches fiel uns nicht auf. Wir hatten über eine in Santiago seit Jahren tätige Agentur, die auch möblierte Wohnungen vermittelt, uns das Quartier “gesichert”, bei der Entscheidung geleitet durch die im Internet präsentierte Objektbeschreibung.

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Am Ankunftstag erwarteten uns die Eigentümerin und ein Agenturvertreter, um den Mietvertrag, der im Grunde schon durch die Bezahlung der Kaution und der Vermittlungsprovision zu Stande gekommen war, noch einmal im Original gegenzuzeichnen. Bei der Wohnungspräsentation wurde wie beiläufig erwähnt,  daß nur zwei statt der ausgeschriebenen vier Herdplatten zur Verfügung ständen – die Küchenausstattung entsprach dann auch den sehr eingeschränkten Kochmöglichkeiten! Daß die beiden Wartenden trotz Betrieb eines kleinen Ofens im Mantel warteten und die Luft in der Wohnung wassergesättigt war, fiel uns nicht besonders auf, waren auch wir bei Außentemperaturen von gut 20 Grad auf Grund des Fußweges auch ganz schön “aufgeheizt”. Und wer denkt an antarktische (Innen-)Temperaturen, wenn vor dem Wohnhaus eine große Palme wächst und gedeiht?

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Manches lernt man erst mit der Zeit so richtig kennen, so war es auch bei uns und unserer Wohnung. Solange frühlingshafte Temperaturen bestanden – keine besonderen Feststellungen; aber, es war ja nach unserem Verständnis Anfang März, d.h. es kann noch mal ganz schön frisch werden – so auch hier. Bereits am Wochenende sanken die Außentemperaturen nachts auf einen niedrigen einstelligen Bereich und auch tagsüber stieg das Thermometer nicht über 15 Grad. Es war “muy  frio”, uns fror ganz schön und ich mußte mir manchen Vorwurf Katrins wegen der Anreise bereits Anfang September anhören. Aber wer rechnet damit, daß auch in den Wohnung Temperaturen herrschen, die den Außentemperaturen fast gleichen?

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Zentralheizung – Fehlanzeige, und das bei einem 1990 errichteten Wohnhaus! Einzig der kleine Gasofen sollte unsere 46qm mit Wärme versorgen; also Ofen auf volle Leistung gebracht, damit wir es in der Bude aushalten konnten.

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Schon bald stellten sich die Nebenwirkungen dieses Heizsystems ein. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, auf der Innenwand zum Treppenhaus – eigentlich schon wieder eine Außenwand (!)  – schlug sich massiv Luftfeuchtigkeit nieder, die Sesselpolster aber auch unsere Handtücher und sonstige Kleidungsstücke fühlten sich auf einmal sehr feucht an und dauerhaft warm wurde es auch nicht. Die erzeugte Wärme wurde im Objekt nicht gespeichert – kein Wunder bei dem Mauerwerk und den Fenstern. Wie gut, daß man heutzutage von fast überall aus recherchieren kann – so erfuhren wir dank Internet, daß der verwendete Gasofen ein gasbetriebener Katalytofen ist, bei dessen Benutzung nicht nur giftige Dämpfe erzeugt werden sondern, in der Natur der Verbrennung liegend, der Umgebungsluft massiv Sauerstoff entzogen wird mit der Konsequenz eines deutlichen Anstiegs der Luftfeuchtigkeit. Kaum hatten wir diese Information verarbeitet,, war das Öfchen ausgestellt – dann doch lieber frieren als uns vergiften. Das durchzuhalten fiel uns aber immer wieder schwer, denn die Temperaturen hielten sich auf niedrigstem Niveau.

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Nun sind wir ja keine Memmen, aber bei 15 Grad am Tisch sitzen und Hausaufgaben machen ist schon eine Herausforderung!

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Und unsere Stimmung war auch nicht (immer) die Beste! Aber, was tun? Angeregte Diskussionen gab es mehrfach, Unzufriedenheit war spürbar, aber die Lösung? Ausziehen, was anderes suchen, herummotzen, sich (wieder) einmal beschweren ohne Hoffnung, daß sich etwas ändert? Konsequenz für uns ist nun, daß wir uns einen kleinen Heizstrahler zulegen werden, denn unsere Freizeit ständig unter vielen Decken im Bett zu verbringen – so schön das auch ist, ein Dauerzustand ist das nicht.

Eines haben wir gelernt bzw. bestätigt bekommen : alles läßt sich sehr positiv darstellen, z.B. durch Weglassen notwendiger Informationen, um beim Betrachter eine positive Entscheidung zu befördern. In der Wohnungsbeschreibung war von einem Wandofen die Rede, aber wer denkt dabei an einen stinkenden gesundheitsgefährdenden Katalytofen – gesundheitsgefährdend zumindest unter unseren Ansprüchen, denn in Chile sind derartige Gasöfen sehr weit verbreitet! Für die Wohnung eingenommen hatte uns auch der Hinweis auf einen Garten, – die Wohnung verfügt über keinen Balkon – bei näherer Betrachtung existiert ein solcher nicht bzw.ausschließlich in Form weniger Quadratmeter Rasen als Vorgarten. Und schließlich geht der Betrachter davon aus, daß bei Angabe, die Wohnung befände sich im 2. Geschoss, sich darunter ein 1. Geschoss befindet. Dieses 1. oder Erdgeschoss ist in unserem Fall ein Souterraingeschoss, das nach allen Seiten offen ist und Parkplätze für die Wohnungen aufweist. Konsequenz : auch unser Fußboden, ungedämmt, steht in ständigem Kontakt mit der “Außenwelt”, was wir in Form stark aufsteigender Kälte wahrnehmen. Also, nicht so richtig getäuscht, aber immer hart an der Wahrheit vorbei, so empfinden wir inzwischen die Wohnungsbeschreibung. Es ist halt auch eine Erfahrung die gemacht werden muß, insbesondere, wenn aus der Ferne keine Möglichkeit der Überprüfung besteht und vor Ort in der Kürze der Zeit keine Alternativen erschlossen werden können. Also : Augen auf beim Vertragsabschluß

Auf unserer Suche nach einem Elektroofen während mehrerer Tagen mussten wir feststellen, daß hier in Santiago offensichtlich schon Sommer, mindestens aber fortgeschrittenes Frühjahr herrscht, denn in allen uns genannten Geschäften wurden wir nicht fündig. Und wenn, dann standen in der Ecke noch einige verlorene Gasofenexemplare herum. Am Tag vier unserer Suche, am vergangenen Dienstag glaubten wir zweimal, doch noch einen Glückstag zu haben. Geschäfte, die sog. weiße Ware anbieten, waren/sind offensichtlich hier Mangelware, aber in der Av. Ahumeda stießen wir auf zwei dieser seltenen Exemplare, Teil eines Großkaufhauses. In dem einen wollte man uns regulär für ein kleines Elektroöfchen stolze 100 Euro abknöpfen, der ausgewiesene “Sonderpreis” von knapp 35 Euro, den wir freudig bezahlt hätten, galt nur für Besitzer bestimmter von dem Kaufhaus ausgegebener Kundenkarten – kein Mitleid mit uns und kein Verkauf. Das zweite Exemplar fand ich hinter Kartonstapeln im hinteren Bereich der Elektroabteilung eines anderen Kaufhauses, nachdem der Verkaufsleiter  uns erst einmal eine negative Auskunft erteilt hatte. Freudestrahlend das Exemplar herausgezogen aber oh Schreck, der Standfuß war wohl defekt. Die Überprüfung ergab zwar volle Funktionsfähigkeit, eine ausreichende Standfestigkeit war jedoch nicht zu gewährleisten – unsere Sicherheitsbedenken waren für einen Kauf dann doch zu groß.

Vom 18. bis 20.9. stehen hier in Chile fast alle Räder still, an drei aufeinanderfolgenden Tagen werden nationale Feste gefeiert, so am 18.9. den Nationalfeiertag. Konsequenz : Schule und Geschäfte, Lokale etc. sind geschlossen – und wir in der Kälte?! Am Dienstag fassten wir uns ein Herz und baten Francisco, den Co-Leiter unserer Sprachschule, ob wir über die Feiertage einen der in der Schule eingesetzten E-Öfen ausleihen dürften – und konnten dann am Nachmittag einen mit in unsere Wohnung nehmen! Das ist zwar noch nicht die endgültige Lösung unseres Problems, aber ein zumindest positiv zu wertender Anfang. Und sofort kam der Heizstrahler dann auch ergänzend zum Einsatz und erzeugt eine noch nie gekannte Wohlfühltemperatur von knapp über 18 Grad – wie gut geht es uns doch geht!?

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Auch diese Tage werden wir, um der Dauerkälte in der Wohnung zu entfliehen,  – denn den Gasofen wollen wir nur sehr selten einsetzen – bei dem schönen frühlingshaften Wetter unsere Rucksäcke mit den Schulbüchern packen und uns in den nächstgelegenen Park setzen, aber nach einer Rückkehr sind die Möglichkeiten, knapp ausreichende Wohnungstemperaturen zu erzeugen, deutlich gestiegen. Es geht also aufwärts!

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Puerto Iguazu–Wasser von allen Seiten

Auf dem Anflug auf Puerto Iguazú versuchten wir wie fast alle Fluggäste die Wasserfälle von Iguazú auszumachen – trotz guten Wetters vergeblich. Die warmen Temperaturen von Buenos Aires waren bis hier in den Norden vorgedrungen. Nicht mit nach hier waren jedoch zu unserem Leidwesen unsere Rucksäcke gekommen, – wir sahen uns, als das Förderband endlich stillstand, ganz bedröppelt an und befürchteten Schlimmstes, wie : und von jetzt an mit neu zusammengestoppelter Ausrüstung weiter reisen etc.! Positives Denken half offensichtlich; zwar konnte die zuständige Mitarbeiterin am LAN-Schalter auch nicht feststellen, in Richtung welchen Erdteils unser Gepäck entschwunden war, machte uns aber Hoffnung – vielleicht dann im nächsten Flieger? Also warteten wir und wurden nicht enttäuscht. Nach einer guten Stunde waren wir wieder vereint – unsere Rucksäcke und wir. ÖPNV gibt es vom Flughafen, der 20 km vor den Toren der Stadt liegt in diese nicht, also kauften wir für angemessene 80 Argentinische Pesos zwei Sitzplätze in einem Kleinbus, der uns sogar direkt vor die Tür unseres “Hostel Inn”, an der R. National 12, km 5 (sagt etwas über die Entfernung ins Städtle aus) fuhr. Quartier bezogen – zu gar nicht JuHe liken Konditionen, aber schön im Eck mit riesigen Fenstern und Blick auf den riesigen Park gelegen.Ein riesiger Pool fand dann auch Katrins Interesse, aber wegen der relativ niedrigen Wassertemperatur wurde das Training auf den Abend/Folgetag verschoben. Stattdessen war Entspannung pur angesagt.

 

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Nachmittags dann der Erkundungsspaziergang in die Stadt, auch um vernünftig zu essen. Wie das leider aktuell nicht hochzuladende Foto belegt, hat Katrin wahrlich den größten Fisch an Land gezogen! Also: Verpflegung war top und gestärkt legten wir den Rückweg dann in knapp einer 3/4 Stunde im Dunkeln zurück. So entspannt und erfolgreich könnten auch die folgenden Tage hier im Dreiländereck von Argentinien, Brasilien und Uruguay sein, so unser Wunsch.

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Am Montag wollten wir sehr früh uns in Richtung Wasserfälle mit dem öffentlichen Bus auf den Weg machen und standen um 07:00 Uhr auf. Bereits da gab es anfangs nicht genau zuordnenbare Geräusche draußen vor dem Fenster. Nach intensivem Prüfen kamen wir zu dem Ergebnis, nicht Kofferrollen auf dem Gang vor der Tür sondern Donnergrollen über uns waren Ursache für die Störung. Und es wurde noch besser – mit dem Donner kam auch der Regen, und was für einer. Ein richtiger Landregen brach am Dienstag über uns herein und vereitelte jede Tagesplanung. So blieben wir dann im Hostel und hofften auf ein Einsehen des Wettergottes. Bei dem Wetter schickt man nicht einmal seinen liebsten Feind vor die Tür!

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Unsere Planung, uns am Montag die Wasserfälle auf der Argentinischen Seite und den Nationalpark anzusehen, ein volles Tagesprogramm, um dann am Dienstag über die Grenze nach Brasilien zu fahren; dann wollten wir den von dort möglichen Blick auf die Breite der Cataractas werfen und versuchen, zum Staudamm von Itaipú, dem wohl größten der Welt weiter zu kommen. Stand Montagnachmitttag sind alle Pläne Makulatur. Sei´s drum, ohne Blick auf die Fälle reisen wir nicht ab, und wenn wir dann bis auf die Haut durchnässt werden sollten. Also Morgen haben wir noch einen, den letzten Versuch, denn den Flieger nach Buenos Aires am Mittwochmitttag, um dann – leider – erst am Donnerstagfrüh nach Santiago de Chile weiterreisen zu können, müssen wir nehmen.

Bei Einbruch der Dunkelheit am Montagabend ließ der Regen langsam nach, um dann völlig zum Erliegen zu kommen. Es gab Hoffnung – mal schauen, wie es Dienstagfrüh aussieht. Wenn wir in der Nacht aus dem Schlaf aufwachten lauschten wir, nahmen aber keine Regengeräusche wahr und konnten uns beruhigt wieder umdrehen. Um 07:00 Uhr hieß es aufstehen, der erste Bus in Richtung Iguazú fuhr um 08:00 Uhr am Hotel vorbei, den galt es zu erreichen, um vor dem Ansturm der sonstigen Besucher im Park zu sein. Und wir schafften es, mit uns fuhren nur knapp 10 Gäste in Richtung Parkeingang. Der Himmel war zwar bezogen, Temperatur angemessen so um 18 Grad, und es blieb trocken. Zum Fotografieren keine guten Bedingungen, aber uns ging es ja vor allem darum, dieses Naturwunder mit eigenen Augen zu sehen.

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Wir wurden nicht enttäuscht. Es war weniger die Höhe der einzelnen Wasserfälle als vielmehr die riesige Anzahl breiter, schmaler, in Kaskaden oder direkt in die Tiefe stürzende, mehrere in dichter Folge oder jeweils einzeln aus dem Felsen herausbrechend, von einer Gischtwolke umhüllt oder ganz rein und unverfälscht abwärts stürzend – wir waren und sind begeistert, überwältigt und freuten uns beim Gang über die verschiedenen Rundstrecken, die den Besucher an die einzelnen Fälle heranführten, immer wieder von Neuem über die Naturschönheit. Wir konnten in die Fälle von oben, von der Seite hereinsehen und an seltenen Wegstellen sogar fast von unten in die Abrißkante blicken.

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Natürlich waren wir nicht allein unterwegs, im Verlaufe des Vormittags strömten immer mehr Besucher in den Nationalpark, so daß sich auf manchem Wegteil, insbesondere dort, wo über Stege die Zuwegung zu Aussichtpunkten erfolgte, regelrechte Aufkommensstaus ergaben.

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Durch den frühen Start sind uns wohl die größten Auswüchse des Besucheranstroms erspart geblieben. Da es unterschiedliche zu Fuß zu bewältigende Wege gibt und man darüber hinaus zu dem berühmtesten Wasserfall, dem Teufelsschlund, den größten Teil des Weges mit einem Bähnchen im Zuckeltempo gefahren wird,

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kann man problemlos, mit Muße ausgestattet und vom Wunsch beseelt, jeden auch noch so kleinen Weg abzugehen, einen vollen Tag auf der argentinischen Seite des Weltwunders verbringen. Der wiederholt Blick zum Himmel, der sich immer wieder am Vormitttag verdunkelte, ließ uns aber rational handelnd ein zügiges Tempo vorlegen und nicht jeden Wegschlenker mitnehmen. Wir wollten möglichst viel sehen und dabei – hoffentlich – trocken bleiben. Denn das tatsächliche Wetter entsprach in keiner Weise der lokalen Wettervorhersage, die für den Vormitttag leichten Regen und nachmittags Starkregen angekündigt hatte. Jeder irrt einmal, auch die Wetterfrösche, heute war es uns sehr lieb. Nachdem wir gegen Mittag nahezu alle Besuchspunkte auf der argentinischen Seite erkundet hatten und wenig Sinn darin sahen, durch den Naturpark weiter zu streifen, um außen den uns ständig begleitenden Waschbären noch weitere als die unten abgebildeten erwähnenswerte Tiere zu sehen, reifte der Plan den Versuch zu wagen, irgendwie doch noch auf der brasilianischen Seite in den Park zu kommen.Im übrigen hatten wir schon ganz besondere Tierarten aufgespürt, die eine, das Krokodil lag unweit unseres Weges im Wasser, die andere, eine Wasserschildkröte entdeckte Katrin dank ihrer durch die Costa Rica Reise im Schildkrötenaufspüren geschulten Augen in großer Entfernung auf einem kleinen Felsen im Flußlauf.

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Auch anderes Getier kreuzte unseren Weg :

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In den Reiseführern wurde hervorgehoben, daß von der brasilianischen Seite zwar nicht eine große Vielzahl an Wasserfällen wie auf der argentinischen  Seite aus der Nähe betrachtet werden könnte, dabei aber Brasilien mit einem wunderschönen Panoramablick entlohnen würde. Wir erfuhren, daß vom Busbahnhof in Puerto Iguazú eine Busverbindung in den brasilianischen Parkteil bestünde, aber wann fahren die Busse ? Dennoch, wir machten und auf dem Weg, fanden die passende Buslinie und fuhren um 14:00 Uhr Richtung brasilianische Grenze. Die letztmögliche Rückfahrt  ab Brasilien Nationalpark war um 17:00 Uhr. Relativ wenig Zeit, aber wir wollten es versuchen. Obgleich erkennbar “kleiner Grenzverkehr” mit einem kurzen Übertritt nach Brasilien stattfand, war die Grenzbürokratie unbarmherzig und uns wurde Zeit gestohlen. Am Ende des Nachmitttags wiesen unsere Pässe jeweils vier weitere Stempel auf (jeweils Ein- und Ausreise aus/nach Brasilien/Argentinien). Endlich am Park angekommen, die Eintritttickets gelöst, blieben uns gut 2 1/4 Stunden!! Zum Glück gibt es einen Bustransfer in die Nähe der Fälle, so daß ein kilometerlanger Anmarsch dem Besucher erspart bleibt, bei dem er ohnehin nicht viel Bedeutendes zu Gesicht bekäme. Aber dann, nach gut 15 Minuten langsamer Busfahrt, eröffnete sich uns nach wenigen Metern hangabwärts ein wahnsinniger Panoramablick; ein Teil der Fälle uns direkt gegenüber – wenn auch sicherlich gut 1-2 km entfernt, jedoch imposante Erscheinungen.

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Und so ging es dann den weiteren Weg in Richtung Abbruchkante an er brasilianischen Seite weiter, ein Panoramablick folgte dem nächsten, wir kamen den Wasserfällen immer näher bis wir kurz vor Ende auf einer Aussichtsplattform standen, von dem aus man eigentlich in das brodelnde Wasser des Teufelsschlunds hineinsehen können sollte, wären da nicht die wahnsinnigen Gischtwolken, die ein Erkennen unmöglich machten, uns umgab nicht als Wassernebel.

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Das Brausen des in die Tiefe fallenden Wassers hat uns ja den ganzen Tag begleitet, wenn man die Augen schließt, ein stark entspannendes Geräusch, aber hier, praktisch im Schlund des Teufels, brauste es noch um Einiges stärker. Gigantisch – aber auch ganz schön naß! Welches Ausmaß die Wasserfälle von Iguazú in ihrer Breite haben, erschließt sich erst von der brasilianischen Seite. Auch mit einem Weitweitwinkelobjektiv lasst sich das Gesamtpanorama nicht auf das Bild bannen. Interessierte seien für weitere Informationen an die Fachliteratur verwiesen, aus der dann Werte über Ausdehnung, Höhe, Anzahl der Fälle – je nach Wasserstand von gegen 170 bis zu 240 Fälle –, Wassermenge die pro Sekunde in die Tiefe fällt, Geschichten und Anekdoten verwiesen – uns hat der Anblick stark in den Bann gezogen, die Zahlen sind etwas für Statistiker. Wenn man auf argentinischer Seite auf dem Weg zum Teufelsfall auf Stegen über den Rio Paraná geht und unter sich dann den teilweise träge dahinfließenden aber doch ziemlich breiten Fluß mit seinen zahlreichen Armen sieht, dann wächst das Erstaunen über die Gewalt, die durch den Absturz der Unmengen Wasser entsteht.

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Waren wir am Montag ziemlich geknickt und haben uns den Dienstag positiv “geträumt”, so sind wir jetzt am Dienstagabend total glücklich. Der Abstecher hierhin hat sich wirklich gelohnt und wir hoffen, daß auch weitere Entscheidungen für ein kleines Reiseziel am Ende zu der gleichen positiven Bewertung führt. Darauf wollen wir einen trinken, bevor es Morgen wieder zurück nach Buenos Aires für eine Nacht geht. Donnerstag landen wir in Santiago de Chile und hoffen, daß mit dem dort wegen des Sprachkurses für vier 1/2 Wochen gebuchten Quartier alles in Butter ist.

Weiterreise nach Santiago de Chile

Der 4. und 5.9. waren als Transfertage nach Santiago de Chile über Buenos Aires geplant; Direktflüge gibt es nicht, deshalb der Rückweg nach Buenos Aires, wo wir eine weitere Nacht verbrachten. Schade, daß wir uns von unserem Hostel verabschieden mußten, denn obgleich uns der Regentag Stimmung und Planung versaut hatten, wohl haben wir uns hier gefühlt! Den großen Pool hatte Katrin am Vorabend des Abreisetages dann auch noch benutzt und ihre Runden gezogen; so wie es aussah, war sie wohl die erste oder einzige seit langem, die in diesem täglich penibel gereinigten Pool badete und schwamm. Es soll auch nicht – viel – kälter als im Vaihinger Freibad gewesen sein. Nachprüfen kann ich es nicht, denn mir war nach Arbeit zu Mute.

Auf dem Rückflug hatten wir im Vergleich zum Hinflug auf der gegenüberliegenden Seite Fensterplätze und blickten, im Vertrauen daß die Angaben  in Reiseführern und/oder Berichte von erfahrenen Travellern zutreffend sind, angestrengt jedoch ohne den erhofften Blick auf die Fälle zu erhalten hinaus und waren auch hier um eine Erfahrung reicher.

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Uns bekannten Informationen zur Folge sollte es möglich sein, mit öffentlichen Verkehrsmitteln, sprich dem Bus, direkt vom nationalen Flughafen in die unmittelbare Nähe unseres Nachtquartiers an der Plaza de Congresso/Av. de Mayo, dem Hotel Mundial, zu kommen. Nähere Hinweise erhofften wir von der im Flughafen präsenten Touristeninformation zu erhalten. Wie erstaunt waren wir, als uns, nachdem die erste Frage von uns auf Englisch gestellt worden war, die Gegenfrage erreichte, ob wir aus Deutschland seien und dann das Gespräch auf Deutsch weitergeführt wurde. Mit den notwendigen Hilfsmitteln und Plänen ausgestattet, vor allem aber eine ältere Ausgabe von “Argentinisches Tageblatt” – seit 1889 erscheint die Zeitung wohl wöchentlich auf Deutsch, berichtet insbesondere über Ereignisse in Deutschland und weist über gut zwei Seiten im Innenteil auf Veranstaltungen, Treffen verschiedenster Deutscher Zirkel, Vereine etc. hin,

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so gibt es auch den “Schwäbischer Sport- und Turnverein Pineyro” – im Rucksack, gingen wir auf die am Flughafen vorbeiführende Schnellstraße und suchten die Bushaltestelle. In gut 400m Entfernung wurden wir fündig, auf der dem Flughafen gegenüberliegenden Seite; stutzig wurden wir nicht, denn die Straße machte – auch – einen Bogen um die Startbahn, bevor sie in die Innenstadt, wo unser Ziel lag einbog. Darüber hinaus war auf einer Tafel auch an fünfter Position unsere Zielhaltestelle angezeigt.

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Bus um Bus fuhr vorbei, es dauerte fast eine halbe Stunde, bis endlich unsere 37 eintraf. Wir zahlten (3 Pesos am Automaten) und hielten uns auf der rasanten Fahrt, die immer weiter in Richtung Norden führte, manchmal nur mühsam auf den Beinen. Langsam stiegen Zweifel auf, ob dies der richtige Bus sei, die zur Gewißheit wurden, als an der Universität es hieß : Endstation. Was nun? Hin zum Busfahrer, unser Mißgeschick so gut es auf Spanisch ging erklärt, der schloß dann die Türen und fuhr einfach wieder los – auf die gegenüberliegende Straßenseite um seine Rücktour zu beginnen. Wie viele Stationen wir passiert haben, bis wir an der Plaza de Congresso dann endlich ausstiegen konnten – wir wissen es nicht, aber es war alles in allem eine mehr als 1 1/2 stündige fast kostenlose Stadtrundfahrt, denn für die Rückfahrt wurden wir nicht erneut zur Kasse gebeten.

Unser Hotel befand sich in einem klassizistischen Bau, vor 3 Jahren grundlegend restauriert und machte von innen einen guten Eindruck. Ins Auge fiel die Aufzuganlage, die wohl auch  schon an die 100 Jahre auf dem Buckel hatte, aber funktionsfähig war und insbesondere durch ihr schmiedeeisernes Gehäuse auffiel.

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Auf unserem nachmitttäglichen Spaziergang durch dieses Viertel um das Kongressgebäude bemerkten wir immer wieder, wie zahlreich doch Gebäude mit bemerkenswerten Fassaden noch in den Straßenfluchten zu sehen waren. Leider in den meisten Fällen in einem bedauernswerten Zustand, die wenigsten Gebäude erschienen angemessen restauriert, an wenigen wurde gerade Hand angeleggt, die meisten existierten irgendwie vor sich hin und warteten auf ein Wunder. Schade, denn die in diesen Fassaden zum Ausdruck kommende Handwerks- und Architektenkunst, sich auch um das gestalterische Detail zu kümmern, Fassaden schön zu gestalten, so zu gestalten, daß sie ein Blickfang sind, scheint m.E. bei der heutigen Hochbauarchitektur abhanden gekommen zu sein, in der Glasfronten und Stahl inzwischen dominieren, das kleine Detail aber zu kurz kommt. Diese stark beschädigten Fassaden vor dem inneren Auge kann ein Gefühl für die frühere Schönheit der Stadt aufkommen. Tempi passati.

Eigentlich war geplant, auch am 5.9. zum internationalen Flughafen Ezeiza mit dem Bus zu fahren; wir wußten, dies dauert gut zwei Stunden, aber da der Abflug ja erst gegen 14:00 Uhr erfolgen sollte, schien dies machbar zu sein. Und die Relation von etwa 16 Argentinischen Pesos gegen mindestens 240 Pesos war auch ein Argument. Der Concierge unseres Hotels hat aber mit solch Engelszungen uns deutlich gemacht, daß aus den zwei auch schon mal drei Stunden werden könnten, die Gefahr bestünde den Abflug zu verpassen, was auch schon vorgekommen sei etc., so daß wir dann doch von unserem Vorhaben Abstand nahmen und auf die bequeme Tour in gut einer 3/4 Stunde uns zum Flughafen chauffieren ließen.

Bereits bei unseren ersten Ankunft in Buenos Aires ist mir im unserem Bus ein Gast aufgefallen, der sich, als eine Kirche direkt neben der Straße auftauchte, bekreuzigte. Ich nahm dies zur Kenntnis, ist halt eine Marotte von ihm. Als dann aber auch unserer Fahrer als er genau diese Kirche auf unserem Weg zum Flughaffen passierte sich ebenfalls bekreuzigt, wies dies auf einen wohl bei manchen oder vielen Menschen in BA vorhandenen besonderen Glauben hin.

Der Flug über die Anden nach Santiago de Chile gehörte zu den kürzeren, zuerst überflogen wir endlich bräunlich erscheinende  Felder, dann wohl Mendoza am Fuß der Anden um diese dann zu überqueren – schrundige Bergrücken, lange Täler, aufgefaltete Bergkuppen und dann auch Eis und Schnee kamen ins Blickfeld und schienen gar nicht so weit von unserem Flieger entfernt zu sein.

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Und dann begann auch schon der Abstieg von unserer Flughöhe zur Landung in Santiago de Chile. Damit wurde auch deutlich, wie nah die Stadt an den Andenbergen liegt, in Sichtweite.

Nach Erledigung der Einreise- und Zollformalitäten – zuvor hatten wir den nicht einführbaren Apfel (!) verspeist – sowie Informationsbeschaffung bei der Touristeninformation wegen des Busverkehrs uns mit neuen, diesmal chilenischen Pesos versorgt, den Bus bestiegen (20km Fahrt für jeweils rund 2 Euro), in die Metro gewechselt, um dann von der Station Salvador die gleichnamige Straße zu unserem Quartier in der Hausnummer 915 zu laufen. Die Wegstrecke entpuppte sich als deutlich länger als an Hand der ins zu Hause zur Verfügung stehenden Karte ermittelt, das Gepäck drückte ganz schön auf die Schultern, aber schließlich um 17:15 Uhr waren wir da, an unserem Heim für die nächsten 4 1/2 Wochen. Die Vermieterin und ein Vertreter der Vermittlungsagentur warteten auf uns; nach Erledigung der Vertragsformalitäten, der Mietzahlung konnten wir uns dann endlich “langmachen”. Gerade angekommen hatten wir natürlich noch keine Orientierung, was wir wo in diesem Viertel finden könnten.. Und so gingen wir dann am Abend mit hungrigem Magen auf Erkundungsgang. Dieser zog sich hin, denn so viele Straßen wir auch abgingen, wir fanden, kein Restaurant, Bistro etc., in das wir einkehren wollten oder konnten und endeten schließlich bei einer Minipizzeria, die unserem Haus gegenüber liegt!

So konnten wir dann mit vollem Magen uns relativ früh betten.

Buenos Aires – von Licht und Schatten

Eines vorab : der Frühling scheint Einkehr zu halten, die Temperaturen sind gegenüber dem Ankunftsmorgen deutlich gestiegen, die Zahl der in Winterbekleidung durch die Straßen strömenden Einheimischen geht spürbar zurück, unsere Laune steigt mit jedem Grad Temparaturanstieg.

In den vergangenen 4 Tagen sind wir deutlich mehr als einen Marathon lang über viele Stunden durch die Viertel San Telmo, La Boca, Puerto Madero, Centro und Microcentro, Teilen von Monserrat, Teilen von Retiro, Recoleta und Palermo gelaufen, so viel gewandert, daß Katrin gestern das Gefühl hatte, die Socken würden langsam verschmoren. Unser vorläufiges Fazit fällt äußerst gemischt aus : eher mehr Schatten als Licht.

Natürlich ist Buenos Aires eine faszinierende Stadt,insbesondere in der engeren Innenstadt finden sich zahlreiche wunderschöne Profanbauwerke und staatliche Bauten aus vergangenen Zeiten, Kirchen, die Kathedrale, andere öffentliche Prunkbauten, Monumente,  schön gestaltete Brunnen, Parks (? – dazu mehr später), pulsiert das Leben – teilweise mehr auf den proppevollen Fahrbahnen als auf den Fußwegen –  findet man unzählige den gut gefüllten Geldbeutel ansprechende Geschäfte. Das nicht überall exklusive Ware angeboten wird, auch in den bekannten Einkaufsstraßen, war dann doch augenfällig. Aus aufwändig gestalteten Schaufenstern sprangen dem Passanten ständig z.B. Rolexangebote ins Auge – nicht dutzenden sondern hunderten dieser Geschäfte sind wir während unserer Wanderungen  begegnet; es scheint, Rolex ist hier ein Jedermannprodukt, von Exklusivität keine Spur (!?)Je nach Viertel Menschen voller Hast oder in betonter Langsamkeit. Wenn man aber drei Ampelphasen benötigt, um eine breite Fahrschneise – von 6 Fahrspuren an aufwärts bis m.E. inkl. Busspuren 16 Bahnen (!) -quer durch die Stadt zu überqueren, beginnt das Nachdenken – was dient hier wem.

Und noch etwas fiel auf : Die Bauwut, die Bauspekulation hat offensichtlich sehr umfassend und über längere Zeit den Verstand beherrscht, denn es sind insbesondere in den Vierteln Palermo und Ricoleta unendliche Kolonnen von Hochhäusern aus dem Boden gestampft worden, dicht an dicht und eng gestaffelt. Bei unserem “Spaziergang” insbesondere durch Recoleta stießen wir auf wenige Straßenviertel, in denen noch Villen und kleinere Häuser aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts standen, manche dieser Villen dient als Botschaftssitz oder Kultureinrichtung.  Das, was sich hier früher in gleicher Form auf riesigen Grundstücken befand, mußte offensichtlich der Grundstücksspekulation weichen, denn überall wurden Hochhäuser mit 15, 18 oder 20 Stockwerken hochgezogen. Auch Kirchen wurden nicht verschont; so fanden wir eine Kirche, die von drei Seiten fast Mauer an Mauer von 14-Geschossern eingekastelt war. Offensichtlich von der Bauorgie ausgenommen und insofern einen Besuch wert dann das am südlichen Ende des Viertels gelegene Palermo Viejo. Bei den, ausgenommen die Avenidas, sehr engen Straßen in den Viertel dürfte es in mancher Wohnung tagsüber kaum einen Sonnenstrahl geben –  wahrlich ein Gewinn! Wer das Grün eines Baumes sucht, muß in die Parks ausweichen oder in ein Blumengeschäft gehen, denn straßenbegleitendes Grün hat kaum eine Überlebenschance, weshalb auch wohl darauf verzichtet wurde. Daß sich in diesen Stadtteilen der wohlhabendere Teil der Stadtbevölkerung niedergelassen hat zeigen die vielfältigen Bemühungen, ihr Hab und Gut zu schützen. Vergitterte Balkone bis hinauf in den 20. Stock sind keine Seltenheit!. Zur Ehrenrettung dieses früher von den Wohlhabenden Ende des 19 Jhd. nach einer Geldfieberepedemie in ihrem ehemaligen Wohnquartier San Telmo als neue Wohnstätte gewählten Viertels ist zu erwähnen, daß je näher man an das Viertel Retiro und Centro heranrückt, desto geringer fallen die Bausünden auf.

Den Japanischen Garten  und den Botanischen Garten in Palermo sollte man jedoch besuchen. Aufgrund der noch jungen Vegetationsperiode konnten beide Gärten nicht die Pracht zeigen, die man mit Blick auf die Hinweisschilder erahnen konnte, aber beide waren durch ihre Gestaltung eine Oase der Ruhe. Der Botanische Garten ließ durch seine dichte Bepflanzung an den Rändern den Straßenlärm von 8 Fahrspuren auf der einen und vier auf der anderen Seite nur noch als relativ leises Grundrauschen vernehmen. Und wenn man dann noch Schulkinder mit Zeichenmappen ausgestattet beim Besuch des “grünen Klassenzimmers” zusehen konnte, stieg der Grad der Entspannung inmitten der Hochhauswüste, denn südwestlich und westlich des Gartens türmten sich dicht hinter- und nebeneinandergereiht die Hochhäuser auf. Nicht weit entfernt liegt der Japanische Garten, weniger als der Botanische Garten von den Baukolossen erdrückt. Wasser, kleine Brücken, Inselchen, Schreine, kleine künstliche Erhebungen, angemessene niedrige Bepflanzung, zahlreiche Ruhebänke, große und sehr große Koikarpfen in dem Gewässer machten den Spaziergang zu einer Erholung.

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Ein Thema, daß uns bereits am ersten Tag beschäftigte : die Grünanlagen und die Liebe der Bewohner von Buenos Aires zu ihren Hunden. Blickt man auf den Stadtplan der Kernstadt, fallen einem größere Grünflächen ins Auge; tritt man näher an diese heran, wirkt der “Gras”boden eher bräunlich, was, wie wir dann feststellten, nicht primär an unzureichender Wässerung liegt, sondern eher an einer “Überwässerung” und Verkotung durch die ungezählten Hunde dieser Stadt. Katrin als Hundeliebhaberin tat es in der Seele weh zu sehen, wie diese Tiere in einer tierfeindlichen Umwelt gehalten werden, keinen Auslauf haben, ständig an der Leine geführt werden (müssen), offensichtlich in kleinen Wohnung gehalten werden – wahrlich keine Hundeleben, wie wir es verstehen. Der einzige positive Aspekt : Hunde schaffen nicht nur Dreck, sondern auch neue Arbeitsplätze! Zahlreiche Hundeausführer sind uns im Verlaufe der Tage begegnet, in den Parks, auf den Straßen, immer einige wenige bis zu gut 20 Hunden an ihren Leinen im Schlepptau, im Rucksack offenbar Hundefutter und am Gürtel klapperten wahrscheinlich Schlüssel zu den Hundebehausungen. In den Parks wurden die Tiere dann angepflockt, angebunden und in kleinen Gruppen “freigelassen” oder spazieren/Gassi geführt. Kein Wunder, wenn sich die Vierbeiner der Stadt in den Parks täglich versammeln und entleeren. Sa  machen der Park Lozama, der Park Jorge Newberry, die Plazas Republica de Chile und Republica del Uruguay und manch andere kleine Grünfläche auf den ersten Blick Lust auf einen Besuch, aber……

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Der Stadtteil Puerto Madero ist einen Besuch wert. Die dort auf ehemaligen Hafen-/Speichergelände errichteten modernen Bauten sind zwar relativ hoch, aber so großzügig zueinander aufgestellt, daß sie eine faszinierende Silhouette bilden. In manchem erinnert das Bild an die Hamburger Speicherstadt, die ebenfalls von exclusiven Neubauten neu definiert wird, ohne hier offensichtlich den Versuch zu unternehmen, ein Pesosgrab in Form eines modernen Schauspielhauses zu schaufeln. Hat man auch nicht nötig, denn das teatro colon ist eine Wucht!  Die moderne Fußgängerbrücke Puente de la Mujer wird nicht nur gequert auf dem Weg hinüber nach Puerto Madero, sondern von hier hat man auch einen schönen Blick auf das an der Kaimauer vertäute Segelschulschiff Fregata Sarmiento. Auf der stadtabgewandten Seite der Bebauung von Puerto Madero hat man angrenzend an die dann folgenden Grünflächen und Brackwassergebiete eine kilometerlange Promenade gebaut, an der im Abstand von etwa 100 Metern mehr oder weniger provisorische Imbissbuden stehen, mit um die Bude herum großflächiger Gartenbestuhlung. Sogar die Tourismusbehörde weist auf diesen “Besichtigungspunkt”/Attraktion mit den “Büdchen hin. Aus dem Blick geraten ist dabei aber die zunehmende Verschmutzung nicht nur der Promenade – eigentlich eine Aufgabe der Büdchenbesitzer, den Dreck seiner Kunden zu beseitigen –, sondern auch des Gewässers direkt hinter der Promendenmauer, das offensichtlich für viele Flaneure als Abfallbehälter genutzt und voller Plastikmüll liegt. Auf einen Besuch des hinter diesem Dreckgewässer liegenden “Naturparks” haben wir dann auf Rücksicht auf unsere Belastbarkeit (!) verzichtet.

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Doch, es gibt auch viel Schönes in Buenos Aires! Mit Bedacht haben wir als Hotelstandort das Viertel San Telmo ausgewählt. Früher einmal das Viertel für betuchtere Bewohner der Stadt heute etwas heruntergekommen, hier liegen schön restaurierte Stadthäuser neben notdürftig am Leben erhaltenen Objekten und wenigen Neubauten; Hochhäuser kann man in diesem Viertel an der Hand abzählen. Anfangs hätten wir das als morbiden Charme beschrieben, aber nachdem wir durch La Boca gelaufen sind, ist dieses mit Leben gefüllte San Telmo eher ein Kleinod, in dem man leben kann. Altes Kopfsteinpflaster, nur umpflasterte in der Straße belassene Straßenbahnschienen, weisen auf die Historie des Viertels hin. Zahlreiche kleine Restaurants, in den man auch gut essen kann, viele kunstgewerbliche Geschäfte, immer wieder Antiquitätengeschäfte, kleine Galerien, putzige kleine Boutiquen – aber nicht unbedingt auf den gehobensten Geldbeutel abzielend – kleine Eckgeschäfte, Tante Emma Läden, Bars und Bistros mit Bestuhlung vor der Tür und fast auf der Fahrbahn  prägen das Viertel, das auch abends lebt. Hier sind wir gerne umhergestromert, sind in die offenen Hinterhöfe hineingegangen, haben den Plazo  Dorrego mehrfach besucht. Hier kann man sich wohlfühlen, ein Stadtviertel, in dem zwar auch kaum echtes Grün festzustellen ist, das aber einen besonderen Charme durch seine Bewohner, ein großer Querschnitt durch die Bevölkerung der Stadt mit einem größeren Anteil von Freaks, Künstlern, Lebemenschen, Studenten, ausstrahlt.

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La Boca, auch ein gestandener historischer Stadtteil insbesondere früher für die Hafenarbeiter und  Arbeiter in den Fleischfabriken direkt am Hafen ist fast das krasse Gegenteil. Angepriesen wird diese Region u.a. als “Geburtsort” des Tango, auch wir sind deshalb zum Caminito gewandert und dabei auf Kommerz ohne Ende gestoßen. Im Grunde verständlich, denn von dem Touristenstrom wollen möglichst viele zehren. Wie in den Führern beschrieben, auch hier tanzten Könner auf der Straße und in den Restaurants Tango, schallte uns aus allen Richtungen Tangomusik entgegen. Dem permanenten Kieberern sind wir bald entflohen. Das was von alt La Boca noch steht, sind einige wenige “Bretter”- und Wellblechbuden in einem Seitengäschen, ansonsten alles so aufgepeppt, wie der Tourist sich das vorstellt. Verlässt man die wenigen Teilstraßenzüge, wohin sich die Gäste im allgemeinen verirren, erfährt man das ganze Ausmaß der Misere – unzählige nicht mehr bewohnbare Häuser stehen in fast jedem Straßenzug, Dreck und Abfall auf und neben den Gehwegen, und was an Bausubstanz vorhanden war, benötigte fast immer auch dringend eine umfassende Sanierung. Böswillig könnte man formulieren : La Boca ist ein von der Stadt aufgegebener Stadtteil, nur notdürftig am Leben erhalten, damit die Touristen einen weiteren Anziehungspunkt haben. So ein bischen rott törnt ja viele an!? Ist böswillig und hoffentlich weit von der Wirklichkeit. Eher ist zu vermuten, daß die Wirtschaftsmisere, die Argentinien für die meisten seiner Bevölkerung seit vielen Jahren begleitet, hier besonders tiefe Spuren hinterlassen hat. Und dann ist hier noch das berühmte Stadion in La Boca zu erwähnen, das ein Straßenviertel umgreift und an drei Seiten auch von niedriger substanzarmer Wohn- und Geschäftsbebauung begleitet wird : La Bombonera, in der der angeblich berühmteste Boca Juniors Spieler Maradona einst auflief. Ist schon imposant, die steil aufragenden Tribühnenränge zu sehen. Zusammengefasst – wir waren in La Boca – das war`s dann auch.

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Ja, es gab auch viele schöne Beobachtungen und Eindrücke. Heute nachmittag z.B. bei einem Kaffe auf dem Plaza Dorrego zu sitzen, sich die Sonne aufs Haupt scheinen zu lassen, den Einheimischen und einigen Touristen bei ihrer Nachmittagslektüre, dem Kaffeeplausch oder den Tangotänzern bei ihren Kostproben zuzusehen, war schön und entspannend, so wie wir es uns vorgestellt haben. Oder der Marsch zum teatro colon, der mit einer informativen Führung abgeschlossen wurde. Wir wußten zumindest bislang nicht, wie viele Architekten der Bau verschlissen hatte, wie sich die Sitzkapazität aufteilt, daß für Witwen quasi im Sousparkett am Rande Möglichkeit geschaffen worden war, den Vorstellungen beizuwohnen – bei jedoch begrenzter Sicht und angabegemäß noch schlechterer Akustik. Die in dem Bau zum Ausdruck kommende Pracht war schon sehr “beindruckend” – das soll auch so sein, schließlich sind derartige Bauwerke auch Ausdruck der Machtfülle und der Konkurrenz zu anderen Staaten. Wie überall beeindruckt die Plaza Major durch seine Größe als Mittelpunkt des jeweiligen Universums; abgesehen von den drei Bauwerken Kathedrale, Casa Rosada und dem Cabildo sowie der Pyramide de Mayo umgab dieser Platz sonst Eintönigkeit durch Funktionalbauten. Das Gesamtensemble war schön anzusehen – mehr aber auch nicht. Eher ins Auge fiel das Camp der Exsoldaten, die auf die mangelnde Aufarbeitung des Falklandkonfliktes seit langem hinweisen. Womit wir bei öffentlichen Kundgebungen wären : in den vergangenen Tagen begegneten wir immer wieder kleinen und großen Demonstrationen und Kundgebungen zu Themen der Staatskorruption, Ausbildung, Arbeit.

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Eindrucksvoll (?) war festzustellen, wie wehrhaft sich der Staat gegenüber seinen Bürgern positioniert (!). Nicht nur, daß hohe Zäune den unteren vom oberen Teil des Platzes Mayor trennte  und seitlich zum schnellen Absperren der Seitenstraßen entsprechende Zaunfelder bereitstanden, die Anwesenheit von einigen Dutzend Polizisten auf und am Platz sorgte nicht gerade für Wohlbefinden. Zwar ist die Casa Rosada offiziell der Präsidentenpalast, das Staatsoberhaupt hält sich hier jedoch nicht mehr auf, wozu dann diese Machtfülle demonstrieren? Und als ich dann an einer Platzseite aufgereiht eine größere Anzahl von Mannschaftswagen sah, einen Wasserwerfen stellte sich die Frage, wer hier vor wem Angst hat. Hat die Regierung Kirchner auch das Rad gegenüber der Bevölkerung überdreht? Ergänzt sei : an vielen Stellen in der Stadt und an jedem unserer bisher vier Besuchstage fielen uns die zahlreichen Uniformierten von Polizei und anderen Sicherheitsorganen auf.

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Nicht alles, was wir uns ansehen wollten, war auch zugänglich. Die Manzana de las Luces ist für gewöhnliche Sterbliche gesperrt, entschädigt wurden wir, als wir auf dem Weg zur Manzana an der Stammkirche von Papst Franziskus vorbeikamen, der Eglesia de San Francisco, und einen Blick hineinwarfen. So ganz ohne die starke Pracht der Kathedrale, jedoch warfen manche der Heiligenfiguren Fragen auf : offensichtlich ganz in der Ideologie der damaligen Zeit wird ein im heutigen Südamerika ankommender Franziskaner so dargestellt, daß sich die “ungläubigen” Ureinwohnen im zu Füßen werfen!  Auch der Grund, warum eine Heiligenfigur einen Totenschädel hält, erschloss sich uns nicht.

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Für Mitteleuropäer gewöhnungsbedürftig, nicht nur in der Kathedrale neben dem Altar auf der einen Seite die Nationalfahne aufgestellt zu sehen, auf der anderen eine katholische Fahne. Trennung von Kirche und Staat? Dem entspricht wohl auch, daß die für die Argentinier wichtigste Figur im Staatsbildungsprozess, der General José de San Martin, in einer Seitenkapelle mit seinem Sarkophag prunkvoll und von zwei stummen und regungslosen Soldaten bewacht präsent ist. Es scheint, als wenn die Menschen eher hierhin “”pilgern” statt in die eigentliche Kirche.

Der alte Friedhof in Ricoleta ist eine intensive Besichtigung wert. Was sich die Hinterbliebenen da an Prunkbauten/Mausoleen – wohl auch später für sich selbst bestimmt – in den letzten gut hundert Jahren haben hinstellen lassen, kann nur so umschrieben werden : die Nachwelt soll auch nach unserem Ableben sehen, wie wichtig wir für diese Gesellschaft waren, selbst im Tod sich noch überhöhen! Dennoch, man kann sich kaum satt sehen an den Putten, Schmiedearbeiten, Verzierungen, Bauformen, bei denen die Anlehnung an klassische Tempel nicht die Geschmacklosesten waren.

Die Avenue de Mayo sind wir mehrfach entlang gelaufen – hier fällt der frühere Prunk in die Augen, die aktuelle wirtschaftliche Lage der Immobilieneigentümer erlaubt jedoch in vielen Fällen keine angemessene Renovierung – manches ist sehr heruntergekommen. Es ist eine schöne auch baumbestandene Avenue, die früher sicherlich auch einmal zu den anziehendsten in BA gehört hat, heute jedoch finden sich zahlreiche nicht sehr niveauvolle Läden die Straße hinauf und hinunter. Natürlich, alte Institutionen sind nach wie vor am Ort, wie das Café Tortoni, in dem Mensch vom Tageslicht und – lärm abgeschirmt im leicht plüschigen Ambiente seinen Kaffee, Kuchen oder Wein zu sich nimmt, umkreist von Livrierten.

Buenos Aires ohne Tango ist wohl so wie Berlin ohne Preußen. Freunde, die diese Stadt schon besucht hatten wiesen uns eindringlich darauf hin, eine Tangoshow zu besuchen. Rückblickend auf den gestrigen Abend müssen auch wir feststellen : es war die Wucht und nicht zu vergleichen mit den sicherlich auch gekonnten Amateurvorführungen auf den diversen Plätzen und Restaurants. Die Entscheidung für eine Show war nicht leicht, ist das Angebot doch unübersichtlich und kaum vergleichbar; wir erstanden schließlich für eine Abendvorstellung im Café Tortoni – dort in einem Kellergewölbe – zwei Karten und wurden von er einstündigen Show nicht enttäuscht. Mangelnde Spanischkenntnisse verhinderten, daß wir die gesungenen Texte verstehen konnten, die Handlung wurde aber tänzerisch so perfekt umgesetzt, daß wir dem Geschehen folgen konnte. Das Tempo, die Perfektion, die leichten Füße/Gelenke, die Artistik, der Wechsel von sicher nähern und entfernen, das Laszive, die Lächeln, das Privole – ein Trommelwirbel an Eindrücken, der noch durch artistische Einlagen – die Tänzerinnen und Tänzer mussten Zeit für den Kleiderwechsel haben – verstärkt wurde. Ein gelungener Abend, an dem wir beschwingt durch die sich leerende Innenstadt in unser San Telmo liefen. Und siehe da : dort pulsierte das abendliche Leben.

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Fast vergessen zu erwähnen, wie farbenprächtig und kreativ gestaltet die Wände in Buenos Aires sind!? Wohltuend heben sich die vielfältigen großformatigen Graffitto von den sonst eintönigen mehr grau als sonst eine Farbe aufweisenden Wänden ab. Sicher nicht immer genehm, oft aber, wenn damit interessant Geschäftsrolläden verziert worden sind, vermutlich im Einvernehmen mit den “Betroffenen”. Oft finden sich auch Graffitti mit eindeutig politischem  und sozialen Bezug, verständlich beim Blick auf die Gesellschaft.

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Was gab es sonst noch in den vergangenen Tagen? Wir haben gute argentinische Weine aus der Region Mendoza getrunken, bis auf eine Ausnahme – eine als Sojasteak getarnte Schuhsohle lag auf dem Teller – immer ansprechende Küche genossen, nach dem Besuch des Museo de Bicentenario, nicht nur weil die Beschreibungen anderer Museen wenig Lust weckten, kein weiteres Museum besucht, da auch zu Hause keine Nachtschwärmer nicht ab 24 Uhr um die Häuser gezogen, also grundsolide gelebt, was anderes ist ja auch nicht zu erwarten. Was wir bislang vermissen : Weltnachrichten, die wir nicht über das Internet zusammenklauben müssen, sondern z.B. durch einen englischsprachigen TV-Newssender vermittelt erhalten.

Vier Tage Buenos Aires in diesem Großstadtmoloch waren uns genug – was mit dem letzten Tag vor Ort anfangen? Nach der teilweise so empfundenen Stadtenge wollten wir hinaus aus der Stadt; Ziele gibt es genug, aber für einen Tag bietet sich vorzugsweise eine kleine Tour nach Tigre am Delta des Rio de la Plata an, gut 30 km nördlich vom Stadtzentrum. Wer geglaubt hatte, wir verlassen die Stadt, sah sich auf dieser Strecke getäuscht.  Zwar nahm die Hochhausbebauung ab – und später wieder zu – und wurde abgewechselt durch Einfamilienhaussiedlungen und andere Stadtzentren, aber so richtig aus der Stadt heraus kamen wir nie. 30km in eine Richtung! So erklärt sich auch die Zahl von 13 (oder mehr) Millionen Bewohner im Großraum der Stadt. Wir wollten an diesem Tag entspannen und alles wurde zum Erreichen  dieses Zustandes getan : vor allem der Zugbetrieb Mitre, mit dessen Zug wir vom Recoletabahnhof nach Tigre fahren, leistete tatkräftige Hilfe auf dem Weg zur totalen Entschleunigung. Fast im Schritttempo zuckelten bzw. schaukelten wir auf den maroden Gleisen in Richtung Ziel, hielten unterwegs gut 20 Mal an, um nach mehr als 1 1/2 Stunden “”Zug”fahrt am Endbahnhof anzukommen. Langsam war es und unterhaltsam dazu, denn immer wieder liefen Verkaufstalente durch die Wagons und priesen ihre Waren lautstark und mit Nachdruck an, als da waren : Putzlappen, erbauliche (!) Schriften, Kaugummi, Strümpfe, Nüsse, Gebäck, eben alles, was nicht zu schwer und leicht zu transportieren ist. Tigre sollte nur Ausgangspunkt für eine Fahrt in die Insel- und Flußwelt des Deltas sein. Auf der Touristeninfo mit den nötigen Informationen ausgestattet bestiegen wir eines der quasi in Form des ÖPNV bestimmte Inseln umrundende Passagierschiffe. Ziel war eine Insel, auf der auch ein Restaurant verzeichnet war, die Rumba Negra. Nach gut 60 minütiger Bootsfahrt verließen wir das schmale Boot und folgten dem einzig ersichtlichen Weg der uns schließlich, vorbei an zahlreichen manchmal protzigen in der Regel aber einfachen Sommerhäusern mit Stegen vor der Tür, an unser Ziel, das Gasthaus “Alpenhaus” führte. Zeit für eine Rast und ein an die Heimat erinnerndes Mittagessen. Das dann Gelieferte ließ uns schnell flüchten – wir hatten einen Spinatstrudel bestellt, der nach gut einer Stunde auch geliefert wurde. Mag sein, daß er lange Zeit irgendwo herumgestanden hatte, so daß die Bechamelsoße inzwischen die Konsistenz eines Briketts hatte, der eigentliche Strudel wies zwar einige grüne Sprenkel auf, schmeckte nach rein gar nicht – und alles zu einem Preis, für den wir in der Stadt locker jeder zwei Menüs erhalten hätten. Wenn man dann den Hausprospekt in die Hand bekommt und die Selbstdarstellung sieht und liest wird einem bewußt, was Werbung so alles kann! Die Entschleunigung setzte sich fort, denn am An- und Ablegesteg warteten und warteten wir auf ein zurück in Richtung Tigre fahrendes Boot. Natürlich war kein Fahrplan angeschlagen, aber wir waren sicher, zurück an das Festland zu kommen. So geschah es auch und nach ewigem Warten im Bahnhof ruckte der Zug nach Buenos Aires langsam an und brachte uns in “Rekordzeit” von 80 Minuten zurück in die Hauptstadt. Ob es daran lag, daß der Zug und seine Wagons hoffnungslos überfüllt war oder der Zugführer zu einem wichtigen Fußballspiel wollte – wir wissen es nicht, waren aber sehr froh endlich dem Gedränge entkommen zu können.

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Am Abend nahmen wir dann Abschied von unserem San Telmo, spazierten zum Plaza Dorrego, der uns aber zu laut war, um hier unseren Scheidewein zu trinken und landeten später in unserer fast schon Stammkneipe. Tschüss Buenos Aires, es war (manchmal)schön, aber auch lang genug !

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