Autokauf oder : eine Erfahrung, auf die wir gerne verzichtet hätten!

Wie heißt es so schön : wer reist sammelt viele neue Erfahrungen. Wir auch, aber auf eine spezielle hätten wir gerne verzichtet.

Doch von vorne erzählt : Angesichts der hohen Mietwagenpreise und gestützt auf zahlreiche Erfahrungsberichte im Netz von Travellern, wonach es sich in Chile lohnt, das Risiko eines Autokaufs ab einer Reisedauer von mehr als zwei Monaten einzugehen, haben wir uns in Santiago intensiv auf die Suche gemacht. Darüber hinaus hatten wir erfahren,  daß mit Mietwagen nicht nach Bolivien gefahren werden darf, der von uns jedoch in den Reiseplan integrierte Salar de Uyuni liegt in Bolivien, so daß ein Mietwagen auch deshalb nicht erste Wahl sein konnte. Hinweisen, wo sich konzentriert Autohäuser befinden (Automotora, Av. Vespucci Norte z.B.), den einschlägigen Internetseiten  (….) und der Anzeigenseite des Mercurio am Samstag sind wir nachgegangen, sind herumgefahren und sind zu den diversen Autohäusern gelaufen, haben verglichen, hier und da auch mit einem Verkäufer gesprochen  und konnten dann in der zweiten Woche unserer Suche unsere Bemühungen auf drei Anbieter/Fahrzeuge beschränken. Wir hatten u.E. uns inzwischen einen vernünftigen  Marktüberblick verschafft, um nicht zu einem deutlich überhöhten Preis zu  kaufen. Auf das Angebot von Autohäusern haben wir uns auch deshalb konzentriert, weil diese Gewähr dafür  bieten, ein geprüftes Fahrzeug mit einer Grundgarantie von 3 Monaten, was uns reicht, zu verkaufen und die sehr bürokratische Kaufabwicklung (Notar) und Ummeldung auf den neuen  Eigentümer übernehmen..

Zwischenzeitlich haben wir uns auch eine RUT (!), d.h. eine Steuernummer  beim für den Stadtteil Providencia zuständigen Finanzamt beschafft – wir sind nun Steuerbürger Chiles (!!?) -, Grundlage für jeden Kaufvertrag. In unserem Fall auch von Bedeutung, da zusätzlich zum Kaufpreis eine 1,5-prozentige Kaufsteuer bezogen auf einen Tabellenwert des Fahrzeuges an die staatliche Finanzbehörde vom Käufer abzuführen ist.

Und wir lernten ständig dazu, z.B. daß es hier einen jährlichen TÜV gibt, daß Zulassungspapiere auch temporärer Art akzeptiert werden – in unserem Fall wichtig, denn wir wollten ja kurzfristig losfahren, eine zu kurze Zeitspanne, um die offizielle Umschreibung beim Zivilgericht auf die Reihe zu bekommen – , daß die Knöllchen wie auch die bei der Benutzung von mautpflichtigen Straßen und Autobahnen angefallenen Gebühren quasi dem Auto anhaften und beim Kauf ggf. mitübernommen werden.. Also heißt es prüfen, ob derartige Zahlungen des bisherigen Eigentümers offen sind oder  nicht, andernfalls sind wir als neuer PKW-Eigentümer für die Altverbindlichkeiten zuständig. Schließlich waren wir auch über die Haftpflichtbedingungen hier im Lande erstaunt, denn man kann offensichtlich mit einer KFZ-Haftpflichtversicherung über nur 40.000 Euro die Gegend unsicher machen, nicht unbedingt ein Beweis dafür, daß der “Wert” eines Menschen und seine Unversehrtheit sehr hoch geschätzt wird. Das Gros der Fahrer dürfte nicht in der Lage sein, hohe Schadenssummen persönlich abzudecken. Dem entspricht auch die Aussage eines unserer Lehrer, wonach man sich hier im Lande eher um den eigenen “Schaden” kümmert als um den am anderen Fahrzeug (!?). Schließlich : diese Versicherung gilt nicht z.B. in Argentinien, d.h. für uns, auch eine dort gültige Versicherung muß abgeschlossen werden. Wie gesagt, reisen bildet und wir haben in diesen Dingen eine Menge Neues erfahren.

All dies im Kopf und  die Entscheidungsmatrix abgearbeitet blieben schließlich drei Händler mit jeweils einem Fahrzeug übrig. Also machten wir uns Dienstag direkt nach dem Unterricht auf den Weg zu unserem Favoriten, der nur 1.5-2km von unserer Wohnung entfernt liegt.  Wie für uns vorgesehen, stand der Wagen dann auch schon bereit, jedoch nicht für uns, wie wir leider erfahren mussten,, sondern für einen anderen Interessenten, der das Fahrzeug für sich hat reservieren lassen. Dies galt es zu respektieren. Deshalb machten wir uns dann am Mittwoch nach Unterrichtsende auf den Weg zu Kandidat zwei, einem großen Autohaus mit mehreren Filialen. Mit den uns zur Verfügung stehenden Sprachkenntnissen verhandelten wir, holten wichtige Informationen ein und fanden am Schluß mit dem Verkäufer einen Konsens hinsichtlich Preis und Nebenbedingungen. So war unstrittig, daß das Fahrzeug vor Vertragsabschluß durch den TÜV muß, eine Werkstattdurchsicht, auch im Interesse des Verkäufers, erfolgt. Erleichtert ging es dann am frühen Abend nach Hause, schien doch ein großes Problem gelöst und wir bald im Besitz eines geländetauglichen Suzuki Grand Vitara BFJ 2007. Die Suche hat uns viel Zeit gekostet und es war schön festzustellen, daß es sich gelohnt hatte.

Am nächsten Tag in der Schule baten wir unseren Lehrer Sebastian mit unserem Verkäufer zu telefonieren, um das Ergebnis des Gespräches zu bestätigen, falls wir uns mißverständlich ausgedrückt haben sollten.  Anschließend  beglückwünschte uns Sebastian zum Kauf, wir hätten alles richtig gemacht, am Mittwoch sei der Wagen durch den TÜV und dann sollten wir, mit seiner Hilfe, dort wegen der Abwicklung wieder anrufen. Wir waren beruhigt, dennoch habe ich am Sonntag eine Mail an denn Verkäufer geschickt, um  mir von ihm die nötigen Daten zum Versicherungsabschluß vorab übermitteln zu lassen. Bis Dienstagmittag hatten wir nichts gehört und deshalb eine Erinnerungsmail hinterhergeschickt. Mittwoch war ja dann der Tag unseres angekündigten Telefonats, um den Termin für Übergabe  und Vertragsabschluß abzustimmen. Inzwischen hatte Petra uns Geld auf ein Konto unserer Vermietungsagentur in Santiago überwiesen und wir waren fast Dauerkunde am Geldautomaten,  um uns mit dem bei Vertragsabschluß zu übergebenden Mitteln (5,275 Mio (!) CLP) auszustatten. Gegen 13:30 nach Unterrichtsende begannen dann Minuten, die auch unseren Lehrer Sebastian, der für uns das Telefonat führte, nicht ruhig bleiben ließ, in denen er am Telefon deutlich und laut wurde! Was war der Grund? Schon während des Telefonates konnten wir den Wortwechseln entnehmen, daß irgendetwas nicht in Ordnung war, der Stimmung von Seb . zur Folge war es etwas ernstes. Dann endete das Gespräch mit einem deutlichen Ausspruch von Seb und er sah uns mit einem Blick an, der nichts gutes verhieß. Auf Spanisch fluchte er und meinte, der Kerl habe das Auto bereits trotz unserer eindeutigen Reservierung bereits am Samstag verkauft, was ein Unding sei.  Wir waren seines Mitgefühls sicher und ich glaube, er schämte sich auch ob des Verhaltens seines Landsmannes, das so nicht typisch sei. Wir waren nicht nur geplättet,, traurig, sondern auch auf “Start”” zurückgeworfen,, und das drei Tage vor der Abreise. Für einen neuen Kaufversuch war es zu spät, so blieb nur noch zu schauen. ob wir ein Fahrzeug anmieten könnten.  Aber diese Allradfahrzeuge, die für uns wegen der Fahrten in die Nationalparks unabdingbar sind, wachsen nicht auf den frühlingsgrünen Bäumen. Nach einer Viertelstunde Innehalten und Trauer und Wut machten wir uns auf den  Weg  zu ContactChile, von denen wir ein zwei Wochen altes Mietangebot vorliegen hatten. Und dann kommt es dicke – natürlich war das Fahrzeug  nicht mehr verfügbar, ja, es war ein kleines allradgetriebenes Fahrzeug  überhaupt nicht mehr zu bekommen. Schließlich konnte man  uns einen Toyota Hilux 2×4 besorgen, nicht nur von den Fahrzeugmaßen ein Schlachtschiff (Doppelkabine und Ladefläche, als wollten wir Holzstämme transportieren), sondern auch im Mietpreis um einiges teurer als das alte Angebot eines kleinen Wagens. Angesichts der Zeitnot blieb uns nichts anderes übrig als in den sauren Apfel zu beißen und die Reisekasse mit einem nennenswerten Betrag für die Anmietung zu belasten. Man könnte sagen : ist ja nur Geld und keiner körperlich zu Schaden  gekommen. Mas o menos würde man hier sagen, denn der Frust bei mir über den unseriösen Verkäufer,  die menschliche Enttäuschung sitzt tief. Nun gilt es, am Samstag das Schlachtschiff in Empfang zu nehmen und loszureisen; wir hoffen, daß dieser unschöne Eindruck mir und uns nicht zu  lange aufs Gemüt schlägt und sobald dann der Dunstkreis der Großstadt verlassen ist  und die Natur sichtbar wird sich wieder ungeschmälerte  Reisefreude einstellt.

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