Auf einer Insel leben bedeutet für die Bewohner auch der tägliche Umgang mit der See. Schon früh werden die kleiner Scheißer an das Wasser, die Wellen und das Meer gewöhnt. Immer wieder konnten wir insbesondere Mütter mit den kleinen Knirpsen im flachen Wasser stehen sehen, wie sie ihren Kindern das Schwimmen beibringen. Es ist davon auszugehen, daß die Insulaner sich ganz gut über Wasser halten können, wenn es ernst wird. Daraus aber zu folgern, die Insulaner würden in Massen richtig schwimmen, ist ein Fehlschluß. Nur selten sahen wir den einen oder anderen, der/die nicht im sichten Wasser stand oder saß, sondern weiter draußen seine Bahnen zog. Schwimmen können ist also eine Frage des Überlebens, aber nicht eine Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen. Andere Wassersportarten stehen hier im Vordergrund, wobei insbesondere das Fahren der oft mit einem Ausleger versehenen Kanus, den Outriggern, allem anderen vorgezogen wird. Wenn die Tageshitze so langsam abgeklungen ist, der Abendwind eingesetzt hat, sieht man den einen oder anderen, sein Boot auf der Schulter ins Wasser tragen, um dann für eine ganze Weile in der Lagune herum zu paddeln. Nicht immer ist man dabei allein, manchmal hat man sich wohl mit einem/mehreren Kumpels verabredet, oft besetzen 3-6 Paddler ein entsprechend großes Boot und durchkreuzen die Lagune. Schülerinnen und Schüler haben es in Sachen Schulsport auf der Insel gut, sie dürfen paddeln gehen, zwar im allgemeinen in der Hitze des Tages, aber auf dem Wasser. Scheinbar finden nicht alle Schüler diesen Sport so interessant, um sich mit Engagement an der Ausübung zu beteiligen. Zweimal hatten wir das Vergnügen zu erleben, welcher Anstrengung es bedurfte, eine Truppe von 15-20 Schülerinnen und Schüler dazu zu bewegen, sich umzukleiden, die Boote in gemeinsamer Aktion für die Ausfahrt vorzubereiten, sie ins Wasser zu tragen, sich wie vereinbart in die jeweilige Bootsmannschaft einzugliedern, das Boot zu besteigen und in einer Art Takt dann auch zu paddeln. Das durchdringende Organ der Sportlehrerin war weithin vernehmbar, die ausgerufenen Kommandos, Aufforderungen prallten an einem Gutteil der Schüler ab – die Geduld der Lehrerin muß man bewundern, denn offensichtlich ließen einige Schüler alles an sich abperlen. Irgendwann nach mehr als einer halben Stunde stach die kleine Bootsflotte in See, die Rufe der Lehrerin, die mit einem kleinen Motorboot die Truppe begleitete, konnte man weit über die Lagune schallend lange hören.
Man sollte meinen, in diesen Breitengraden und bei so einer kleinen Insel ist der Regen äußerst selten, zumal es sich um keine wirklich große Landmasse handelt auf der zudem sich auch keine wirklich hohen Berge befinden. Dennoch, es regnete täglich, und das war auch gut so. Die kurzen Regenschauer tagsüber, sie hielten meist nur wenige Minuten an, brachten eine kleine Abkühlung, ohne der Natur die wirklich notwendige Feuchtigkeit zu bringen; man konnte fast glauben, der Regen verdunstet, bevor er den Boden berührt hat. Wichtig waren die heftigen und anhaltenden Regengüsse während der Nacht. Am nächsten Morgen waren dann die Pfützen auf manchen Wegen wieder so groß, daß man kaum eine Möglichkeit fand, sie zu umgehen. Dann war die Luft nicht nur gereinigt, sondern die unheimlich große Blumenpracht in den zahlreichen liebevoll gepflegten Gärten konnte weiter aufblühen. Selbst vor einer noch so kleinen und unscheinbaren Hütte war, wenn möglich, Grün angepflanzt, wenn nicht im Beet, dann standen unzählige Töpfe und Töpfchen mit Blumen herum, um die sich die Bewohner auch kümmerten. Für uns gehört diese Blumen- und Pflanzenpracht ebenfalls zu dem Bild einer Südseeinsel.
Wir hatten schon auf Rapa Nui zahlreiche Menschen gesehen, die das eine oder andere Tatoo trugen. Hier auf Huahine war die Tätowierungsdichte noch um einiges größer. Das Tatoo als Schmuck war/ist weit verbreitet. Dabei wird anscheinend kaum eine Körperpartie ausgelassen, ist jede Altersgruppe an diesem Schmuck interessiert, beschränkt sich die Körperbemalung nicht auf Männer, sondern Frauen tragen mindestens ebenso häufig dauerhaft ein oder mehrere “Bilder”” auf ihrer Haut. Man muß neidlos anerkennen, manche der Tatoos schmücken die Person, bei manchen fragt man sich aber auch, ob die Entscheidung einer Tätowierung in Anbetracht eines deutlich übergewichtigen Körpers überlegt war, denn es wirkte peinlich. Beeindruckt waren wir von den sehr aparten Tatoos, die die Mutter von Tamatea, eine die Kultur der Insel hochhaltende und an die Enkelkinder weitergebende mindestens 50 jährige weißhaarige Insulanerin, trug. Eine kleine, drahtige und fixe, vom Erscheinungsbild auch grauhaarig nicht dem üblichen Klischee entsprechende Inselbewohnerin.
Es sieht so aus, als wenn wir manchmal leider nicht zur richtigen Zeit am jeweiligen Ort sind. Hatten wir bislang bei unseren Versuchen, eine zünftige Raftingfahrt zu erleben, dreimal einen leider vergeblichen Anlauf unternommen, Absagen mangels ausreichender Nachfrage, war uns dieses Glück auch hier auf Huahine treu. Es ging nicht um Rafting, aber wenn man sich auf einer von einem Korallenriff umgebenen Südseeinsel befindet, ist es ein besonderes Erlebnis, diese Insel von der Lagune aus zu betrachten, die Lagune selber und sein Riff einmal aus der Nähe zu erfahren. Agenturen, die derartige Ausflüge vermitteln, sucht man auf Huahine vergeblich, wir haben zumindest keine aufgespürt. Da kann das Internet und natürlich der Wirt weiterhelfen. Über das Netz hatten wir von einem Anbieter erfahren, der eine Ganztagestour um wesentliche Inselteile herum verbunden mit ausgiebigen Schnorchelmöglichkeiten im sogenannten “Aquarium” am Riffdurchbruch und einem Besuch einer kleinen Koralleninsel zu einem stolzen Preis anbietet. Der Preis war uns die Fahrt wert, Anmeldung per Internet. Auf diesem Weg kam dann auch die Bestätigung verbunden mit dem Hinweis, eine Durchführung bedürfe einer Teilnahme von sechs Personen, bislang hätten nur wir uns angemeldet. Teuru baten wir am Abend, damit wir für den folgenden Tag Planungssicherheit hatten, telefonisch nachzufragen mit dem schon erwartetet Ergebnis. Wieder einmal – oder vielleicht doch zum Glück – waren zu wenig Besucher vor Ort, gab es zu wenig Interessenten. Manchmal ist es schön sich an Orten aufhalten zu dürfen, an denen man nicht alle paar Meter auf andere Touristen stößt, bleibt es damit ruhig vor Ort; andererseits leben viele Menschen an diesen Orten vom Zuspruch von außen und wir hätten dann vielleicht auch die Chance dieser Lagunenfahrt gehabt. Da uns dann bekannt wurde, der von uns angefragte Anbieter, der einzige vor Ort, sei derjenige, der die Haie anfüttert, verschmerzten wir das entgangene Erlebnis leichter.
Die Tage auf Huahine wollten wir genießen, Strand, Sonne und Meer uns zum faulenzen anregen. So richtig faule waren wir nie, aber große Wanderungen haben wir auch nicht unternommen. Es wäre sehr interessant gewesen, Teuru hatte uns in Begleitung eines Guides empfohlen, in einer guten Halbtageswanderung auf den zentralen Berg der Insel,der Mont Turi mit seinen fast 700 Metern, der hinter Fare sich erhebt, zu wandern. Die Erfahrung, schon bei kleineren Anstrengungen, ja Bewegungen, schweißnaß zu sein, die sengende Sonne, hat uns diesen wohlgemeinten Vorschlag nicht aufgreifen lassen. Dann belassen wir es lieben bei den kürzeren Spaziergängen in unserer näheren Umgebung. Nur auf den Umkreis von gut 3-4 Kilometer um unser Quartier wollten wir uns aber auch nicht beschränken. An die Stelle eigener Anstrengungen bei Wanderungen trat jetzt die bequemere und luftige Fortbewegung per Vespa. Der 16.1. war der Tag der Inselerkundung. Korrekterweise muß gesagt werden, Huahine besteht aus zwei Inseln, Huahine Nui, auf der unser Quartier und das Hauptdorf sich befinden, und Huahine Iti, die kleinere Schwester um Süden, mit Huahine Nui über eine kleine Brücke verbunden.
Nördlich von Fare liegt ein See, Fauna Nui, den nur eine schmale Landzunge vom Meer trennt und über einen kleinen Abfluß mit diesem verbunden ist. Landwirtschaft ist auch für die Insel wichtig, leider ist sie so wichtig, daß die Äcker und zahlreiche Wohngrundstücke es unmöglich machen, näher an den See als auf Sichtweite heran zu fahren oder zu gehen. Eine gewisse Entschädigung erfuhren wir durch die Baumallee, die wir nördlich des Sees durchfahren konnten, die immer wieder möglichen Blicke Richtung Meer, die von Korallenabbrüchen übersäten Strände, die Ruhe und Abgeschiedenheit.
Tolle Strände gibt es hier im Norden der Insel, zwar kein Sandstrand, aber Buchten, von denen man träumen kann und immer in Sichtweite das Korallenriff, über das die Wellen hinwegrauschen, gebrochen werden. Verwunderlich, wenn in unmittelbarer Nähe der Cité de Corail das x-Sterne Hotel Sofitel, in einem großen schönen Park sowie an einem besonders attraktiven Strand mit Blick auf den Motu Mahare gelegen, nicht mehr betrieben wird. Weiträumig abgesperrt gammelt die Bausubstanz seit Jahren vor sich hin, wird jedoch bewacht, damit keine Unbefugte sich hier einnisten. Den Strand haben wir inspiziert und hätten die möglichen Gäste um diesen und die Lage beneidet. Kristallklares Wasser, schöner flach abfallender Strand, wenig Strömung, viele Korallenfelsen in erreichbarer Nähe, großer Fischreichtum, also ein Schnorchel- und Badeparadies. An Stelle von Urlaubern nutzen Einheimische die günstige Lagunenlage und verschaffen sich mit einfachen Mitteln die Grundlagen für ein Mittagessen. Binnen kurzer Zeit hatte die in der Lagune stehende Frau mit Hilfe ihrer Angelschnur und einem mit kleinen Fischstückchen bestückten Angelhaken eine nennenswerte Anzahl mittelgroßer Fische “an Land gezogen”. Für sie war es ein erfolgreicher Vormittag.
Hatten wir auf Rapa Nui ausführlich die dort befindlichen Zeremonieplätze, die Ahus, besucht, konnten wir hier natürlich nicht an deren Verwandten, den Maraes achtlos vorbeifahren. Im auf der östlichen Inselseite Huahine Nuis gelegenen Maeva konzentrieren sich die Kultplätze der Insel. Dieser Ort war früher praktisch der Hauptort der Insel, wohnten hier sämtliche Clanführer in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander. An den Maraes gedachten und ehrten sie ihre Vorfahren, beschworen ihren Geist und ihre Hilfe. Diese Maraes unterscheiden sich in mehrerer Hinsicht auch für uns Laien von den Ahus auf Rapa Nui. zum einen ist die Plattform deutlich höher ausgefallen, zum anderen weist sie eine zweite sehr schmale Ebene auf. Vergleichbar sind die großen Steinplatten der Umgrenzung, die mit allerlei Steinmaterial aufgefüllt wird. Diese zweite Plattform, so heißt es, sei der Sitzplatz für die oder den Gott gewesen; ein anderes Mal heißt es, die zweite Plattform diente als Rückenlehne für die Clanchefs oder die Priester. Der Marae stand in einem umgrenzten Hof, oft sieht man die Umfassungsmauer in Rudimenten noch; inwieweit die außerhalb dieser Mauerreste sichtbaren Teile eine besondere Bedeutung für den Platz hatten, wir wissen es nicht, haben auch keine Hinweise in dem kleinen örtlichen Museum gefunden. Beachtenswert ist vielleicht der Hinweis, in einer Ecke des eingegrenzten Platzes habe ein Haus des Gottes gestanden, in dem für die Verehrung des Gottes wichtige Utensilien aufbewahrt und Tag und Nacht bewacht worden seien. Der Bedeutung des Ortes für die Inselbewohner bzw. den jeweiligen Clan entsprechend seien unter den vier Eckpfosten jeweils Menschenopfer vergraben worden. Das es derartige Häuser gegeben hat, ist von Augenzeugen im 19. Jhd. bezeugt worden; ob es Menschenopfer gab, ist nur eine Vermutung. Umgeben von mehreren Maraes wurde ein ehemaliges Versammlungshaus der Inselbewohner, die Fare Pote’e, restauriert und ist nun Ort einer kleinen Ausstellung über die Kultur und Geschichte der Inselbewohner. Obgleich die archäologischen Untersuchungen der hier im Umfeld aufgefundenen sehr zahlreichen Maraes seit 1925 immer wieder erfolgten, vor Ort ist nicht allzu viel zu erfahren.
Die größte Marae-Anlage, inzwischen auch restauriert, aber wieder den Natureinflüssen überlassen, befindet sich auf der Maeva gegenüberliegenden Landzunge, das Marae Manunu. Die eigentliche Zeremonieplattform ist etwa 40 Meter lang, 7 Meter breit und gut 2 Meter hoch und weist eine zweite Ebene auf. Innerhalb des Umgrenzungsmäuerchengevierts findet sich ein kleiner ebenmäßiger Steinhaufen; hier soll das Grab des letzten hohen Priesters von Maeva, des Raiti, sein. Dieser Marae war anfangs dem für Huahine Nui wichtigen Gott Tane gewidmet, dem Gott der Perfektion und Menschlichkeit. Später gesellte sich zu diesem der Gott Oro, der Gott des Krieges und der Fruchtbarkeit. Beiden wurde am Marae Mananu gedacht, ihnen Opfer gebracht. Für Außenstehende schwer nachvollziehbar, wie in der damaligen Zeit ein Gott gleichzeitig für den Krieg und das Sterben sowie für das Leben als Folge der Fruchtbarkeit stehen sollte.
Unweit von Maeva befindet sich der Abfluß des Sees Fauna Nui in das Meer. Ebbe und Flut beeinflussen die Wasserbewegungen in diesem Abfluß erheblich. Dies haben sich die Bewohner von Maeva seit Jahrhunderten zu Nutze gemacht und besondere Form der Fischfallen gebaut. In den Strom wurden v-förmige Mauern gesetzt, an deren Ende dann in einem Kessel Netze ausgebracht wurden, in die das abfließende Wasser bei Ebbe die Fische hineinzog. Einige dieser Fischfallen sind noch heute in Betrieb.
In Faie kann man eine geschützte besondere Aalart in einem Flüßchen bestaunen, die blauäugigen Aale. Da man heraus gefunden hat, daß diese Aale besonders auf Sardinen ansprechen, steht ein kleiner Verkaufsstand in der Nähe des Baches und bietet seine Konservensardinen an. Auch ohne Fütterung fallen die Fische ins Auge, dafür sorgen schon die hellblau glänzenden Augen. Und nicht wenige schlängeln sich da im Wasser, oft an der Mauer entlang und verschwinden in kleinen Spalten. Einige haben eine beachtliche Länge erreicht.
Da Huahine auch kleine Berge aufweist, geht unsere Strecke mal auf-, mal abwärts und bietet damit ab und an die Möglichkeit einer Fernsicht. Schön, wenn man aus einer dichten Vegetation hinausfährt und dann einen Blick auf die Nachbarinsel über die Puruvai Bucht erhält, bevor es wieder vielleicht 200 Meter abwärts geht.
Beide Inseln sind durch eine Brücke miteinander verbunden, von der aus das Meer wieder sichtbar ist. Es zeigt sich, wie nah beide Inseln einander gegenüber liegen.
Die auf Huahine Nui vorhandene mehr oder weniger dichte Bewaldung setzt sich auf auf Huahine Iti fort; nach jeder Kurve gibt es neue Ansichten von Insel, Meer, Korallenriff und ab und an durchfahren wir auch eine kleine Siedlung. Es gibt zwar einige Ortschaften, die Zahl ihrer Bewohner ist jedoch überschaubar. Je weiter wir von Fare wegkamen, desto häufiger konnten wir sehen, wie die Fischerei wichtiger Bestandteil des Lebend und des Broterwerbs ist. Nicht nur, daß zahlreiche mit Außenborder betriebene kleine Boote am Strand lagen, sondern auch die zahlreichen Fischernetze, die wohl zum Flicken aufgespannt wurden, sprechen hierfür. Die Behausungen waren durchweg einfach, aber immer grünte es drum herum. Der Ostküste von Huahine Iti vorgelagert ist der Motu Murimahora. Die von weitem erkennbare Bebauung mit äußerst ansprechenden Villen in Wasserlage weist auf zahlungskräftiges Klientel hin; angesichts der Entfernung zum Hauptdorf dürften dies eher Ferienhäuser sein.
Hin und wieder sahen wir auch kleine Strände, unbenutzte Sandstrände, von denen man im Urlaub nur träumen kann und ständig hatten wir das die Inseln umgebende Korallenriff im Blick.
Nach knapp 80 Kilometern Vespafahrt waren wir am späten Nachmitttag wieder zurück in Fare, hatten trotz Fahrtwind gut geschwitzt. Huahine ist eine wunderschöne sehr abwechslungsreiche Insel, bietet immer wieder neue Blickperspektiven mit tollen Landschafts- und Meeransichten, verfügt über nahezu unbenutzte aber natürlich nicht verschwiegene jedoch atemberaubende Strände, hat eine fröhliche und freundliche Bevölkerung, ist eine Insel, auf der man leben könnte, auch wenn das nicht unser Bestreben ist. Inselbesuch und Rundfahrt haben sich auf jeden Fall gelohnt.
Am ersten Abend haben wir nur von weitem beobachtet, welch schöner Abendhimmel beim Sonnenuntergang über dem Meer entsteht. Früh genug zurück am Quartier machten wir uns rechtzeitig auf zum Strand. Der Himmel war leider nicht wolkenfrei, es zogen immer wieder größere Wolken durch das Bild. Aber in dieser Stimmung das abendliche Bad im Meer zu nehmen, die Ruhe am Strand und in der Lagune wahrzunehmen, das immer weicher werdende Licht zu sehen, hat uns beschwingt. Da war es wieder, dieses unheimliche Südseefeeling, Ruhe, träumen, Weite, Sonne, Entspannung und Genuß.
Huahine hat einige auch berühmte Nachbarinseln im Westen, auf die wir von unserem Strand aus ständig blickten. 10 Flugminuten entfernt bilden auf die Entfernung die Inseln Ra’iatea und Taha’a optisch eine Landmasse; hinter ihnen leicht nordwestlich versetzt ragt dann der höchste Berg von Bora Bora, auf. Nicht immer erlaubten die Witterungsbedingungen eine optimale Sicht, und wenn, dann war der Fotoapparat im Quartier geblieben.
Und dann war er da, der letzte Abend auf unserer Trauminsel Huahine, Zeit das eine oder andere noch im Netz zu recherchieren, die Rucksäcke zu packen, zu entspannen, ein Bierchen in einem Hafenrestaurant bei Livemusik (nicht unser Geschmack gewesen) zu trinken und zu träumen.
Daß wir gut träumen hat sich wohl auch ein ungebetener Gast gedacht. Wie immer haben wir unsere Terrassentür und das Schlafzimmerfenster nachts geöffnet, damit frische Luft durch das Zimmer zieht und für Abkühlung nach dem heißen Tag sorgt. Geschützt durch ein Mückennetz fühlten wir uns vor Überfällen, insbesondere der Blutsauger, sicher. Ob es der anstehende Abflug, noch zu erledigende Aufgaben oder etwas anderes war,, ich schlief nicht gerade sehr fest. Nächtliche Geräusche sind nichts ungewöhnliches, laufen doch Geckos die Wände heraus und herunter, geben schnalzende Geräusche von sich. Diese Nacht schienen die Tiere etwas lauter als üblich zu sein, denn es scharrte immer wieder auf der Bambusverkleidung, aber nur sehr kurze Zeit. Ich lag da, schlief, döste. Es mußte deutlich nach Mitternacht sein. Dann wachte ich durch ein etwas heftigeres Geräusch aus, als ob etwas die Bambusverkleidung entlang gezogen wird, ungewöhnlich, unbekannt. In das Dunkel lauschend lag ich ruhig da, die Augen geschlossen. Irgendwann hatte ich den Impuls, die Augen zu öffnen, als es wieder einmal ein etwas lauteres Geräusch gab und sah das Schlafzimmerfenster, deren Brüstung gut 1,80 Meter über dem Boden lag, stark verdunkelt. Es dauerte wohl einige Zehntelsekunden bis mir bewußt wurde, daß sich dort eine Person aufgestützt hatte und uns durch den Vorhang anstarrte, regungslos auf der Brüstung aufgestützt. Dann waren einen lauten Fluch ausstoßend, die Decke zur Seite werfen, das Moskitonetz aufreißend und zum Fenster springen eins, aber ich war nicht schnell genug, um den ungebetenen Gast hinauszukomplimentieren. Er war wohl schneller heruntergesprungen als hinaufgeklettert und davon gestoben. Den Rest der Nacht verbrachten wir dann bei geschlossenem Fenster und Tür, ohne die gewollte Frischluftzufuhr; wahrscheinlich war ab dann war unser Schlaf auch nicht mehr sehr tief.
Unseren Gastgebern war der Vorfall mehr als peinlich, sie entschuldigten sich vielfach, obgleich sie hierzu persönlich gar keine Veranlassung hatten – sie sind sehr freundliche Menschen. Wir haben uns, wieder einmal, sehr wohl in unserem Quartier gefühlt, wurden umsorgt, mit Ratschlägen versorgt, konnten ein abwechslungsreiches und jeden Tag mit anderen Früchten bestücktes Frühstück genießen, uns in einer schönen grünen und gepflegten Gartenanlage aufhalten.Tiere gehören irgendwie dazu, wenn wir nicht frühmorgens durch einen Hahnenschrei geweckt wurden, liefen diese wohl in großer Entfernung durch die Anlage. Diese vier Tage auf Huahine waren ein Gewinn, ein Erlebnis und, fast, ein Leben wie auf einer Trauminsel. Vielleicht kann das unten stehende Bild das Glücksgefühl und die Freude von Menschen auf Huahine wiedergeben wie das unterstehende, mit Tamatea und Mr. Nice.
Bleibt noch nachzutragen, weshalb Huahine nur fast unsere Trauminsel ist. An Landschaft, Menschen, Meer, Natur liegt es nicht. Wir Gäste aus fremden Regionen sind hier sehr begehrt, vor allem von den Mücken. Wir hätten nie gedacht, daß so viele Mückenweibchen auf uns abfahren. Diese kleinen Quälgeister erreichen mit ausgefahrenem Stachel vielleicht 2-3 Millimeter Länge, der von ihren Stichen zugefügte Juckreiz lässt hingegen auf Monstermücken schließen. Wenn es nur vereinzelte Stiche gewesen wären, aber es waren zig Dutzend bei jedem von uns. Auch die eingesetzten Repellants halfen nicht wirklich, wir ergaben uns unserem Schicksal, versuchten den Juckreiz zu unterdrücken, fragten uns immer wieder, warum die Insulaner von diesen Überfällen verschont bleiben, denn wir sahen nie die typischen Hautreizungen bei ihnen. Wenn die Mücken sich bei der großen Masse der Inselbewohner nicht versorgen können, müssen halt wir Weißhäute herhalten. Die Flucht ins Wasser verschaffte Linderung, aber wer will schon den ganzen Tag und die Nacht im Wasser verbringen? Attacken wie durch die Pferdebremsen in Chile haben wir uns nicht erwehren müssen, denn die hiesigen Mücken kommen leise, unerwartet und von hinten. Da wir nicht dauerhaft Opfer der Mücken sein wollen, müssen wir von unserer Trauminsel, leider, einen kleinen Abstrich machen. Also ist Huahine nur fast unsere Trauminsel, aber einer der schönsten Flecken Erde.