Banks Peninsula ist eine sich direkt an das Stadtgebiet von Christchurch anschließende Halbinsel vulkanischen Ursprungs, geformt durch den Ausbruch zweier großer Vulkane in Vorzeiten. Die beiden Vulkankrater sind heute quasi geflutet, zum Meer geöffnet; die Orte Akaroa und Lyttelton und ihre Häfen liegen an den Kraterrändern. Diese Halbinsel ist für die Geschichte Neuseelands von besonderer Bedeutung, denn dieses Land wurde von einem französischen Wahlfänger 1838 von den dort ansässigen Bewohnern erworben. 1840 machten sich französische Siedler auf Veranlassung des französischen Landbesitzers dorthin auf den Weg, um die französische Tricolore zu hissen und das Land Frankreich “einzuverleiben”. Dem kamen die Engländer wenige Tage vor Ankunft der Franzosen zuvor, sonst wäre u.U. die Südinsel Neuseelands lange Jahre französische Kolonie gewesen. Die Siedler ließen sich, anfangs, nicht unterkriegen, und gründeten Akaroa. Obgleich bereits 1849 die Landrechte an die New Zealand Company und damit indirekt an England verkauft wurden, blieben die Siedler vor Ort und machten das Land der Halbinsel urbar. Auch heute noch soll die französische Fahne zumindest über einigen Häusern in Akaroa wehen und die Stadt ein gewisses französisches Flair besitzen. Dem wollten wir nachspüren und machten uns am Sonntag, den 26.1.2014, auf den Weg.
Wie wir waren heute, am Sonntag, unzählige Radsportler unterwegs; die hügelige Landschaft, die manchmal steilen Anstiege und Abfahrten machten wohl den Reiz aus, hier auf der Halbinsel die gewünschten Trainingskilometer zu erradeln. Nur etwas mehr als 12 Kilometer von Christchurch entfernt, aber durch eine Hügelkette getrennt, liegt der kleine Hafenort Lyttelton. Auch er hat historische Bedeutung, gehen seine Wurzeln in die Mitte des 19. Jhd. zurück. Einige wenige Bauten aus dieser Gründerzeit der Stadt bestehen noch. Der Hafen hat sicherlich bessere Zeiten gesehen, derzeit ist er im wesentlichen Umschlagplatz für Holz. Bei unserem Spaziergang durch diese kleine Gemeinde, deren Bebauung sich den Hang hinaufzieht, waren auch einige erdbebengeschädigte Häuser erkennbar, aber die Schäden hielten sich in engen Grenzen. Schön war es bei einem Rundumblick über die Hänge immer wieder stilvolle Holzhäuser zu erkennen, wobei festzuhalten ist, nahezu alle Häuser hatten beplankte Holzfassaden, bunt gestrichen, oft gut unterhalten, und hin und wieder waren kunstvolle Holzschnitzarbeiten zur Betonung der Individualität in die Fassade und ihre Elemente integriert worden.
Die Weiterfahrt von Lyttelton in Richtung Akaroa führte uns über die gesamte Halbinsel, rauf und runter auf einer Straße, die ziemlich kurvenreich war. Oben wiedergegebene Karte zeigt deutlich, wie hügelig diese Halbinsel ist, wie Bergrücken immer wieder gen Küste laufen, die zu überqueren waren. Wo möglich, waren die Flächen landwirtschaftlich genutzt, große Schaf- und Rinderbestände waren aber nicht zu sehen, ebenso wenig wie größere Bauernhöfe. Nur Reste der früheren Bewaldung haben die Landnahme überlebt; manchmal dienen sie offensichtlich als Windbrecher. Ab und an streiften wir das Meer, z.B. am Lyttelton Fjord, immer wieder sahen wir auf unserer Fahrt Hinweise auf diverse andere Fjorde (Levy Fjord, Little Akaloa Bay, Pigeon Bay, Okains Bay), die anzusteuern jedoch einen 4WD erfordert hätte. So beließen wir es dabei, gemütlich in Richtung Akaroa zu cruisen, denn hier in Neuseeland gehen die Uhren gemächlich, man hetzt kaum.
Wir näherten uns dem Hafenort aus der Höhe der umliegenden Berge und konnten dabei die wunderschöne Ortslage bestaunen. Die früheren Siedler hatten ein Gespür für einen zur Siedlungsgründung tauglichen und ansprechenden Ort. Aufregend ist das Örtchen nicht, aber interessant. Tatsächlich findet man eine ganze Anzahl historischer Gebäude, sowohl einfache Wohnhäuser, eine Kirche, mehrere Villen, ein altes sehr kleines Zollhaus am ehemaligen Hafen, eine Versammlungshalle, die Gaiety, einen alten französischen Friedhof, von dem nicht mehr als eine Erinnerungsstele erhalten ist. Es lohnte sich, langsam durch die Straßen des alten Ortes zu schlendern. Empfangen wurden wir von einem Freiluftkonzert auf der Freizeitwiese des Ortes; das Musikfestival von Akaroa hatte seinen letzten Tag, für alle, draußen und umsonst. Der Zuspruch war überschaubar; wenige Zuhörer saßen auf der großen Wiese und hörten zu.
Neuseeland war zu Walfangzeiten wichtige Anlaufstelle der Schiffe; auch Akaroa profitierte vom Fischfang, worauf dezent durch die Ausstellung u.a. von Siedetöpfen für das Walfett entlang der Promenade hingewiesen wird.
Nach wie vor ist der Ort mit dem Wassersport eng verbunden, die zwar überschaubare Anzahl der im Wasser an Bojen liegenden Segel- und Motorboote lässt das vermuten. Jedes Wochenende tragen einige Skipper auf der doch sehr rauen See vor Akaroa eine Wettfahrt nach Yardstickregeln aus, die man vom Ufer, wie wir es machten, ganz gut verfolgen kann. Für die lokale Wirtschaft jedoch von größerer Bedeutung sind die verschiedenen Angebote, die umliegende See und Natur auf unterschiedliche Art näher kennen zu lernen. Vor dem Akaroa Fjord im offenen Meer hat sich vor Jahren eine kleine Delphinkolonie etabliert, die Hektor-Delphine, die man zum einen “besuchen” kann, zum anderen bietet ein Veranstalter sogar das Schwimmen mit Delphinen an.
Bisherige Erfolgsquote soll bei 80% liegen. Da war Katrin sofort Feuer und Flamme und wir buchten für den nächsten Tag, den Montag, morgens um 08:30 Uhr eine entsprechende Tour vor. Unsere Weiterreise verschoben wir deshalb auf den Nachmittag. Bevor wir uns bei leicht einsetzendem Nieselregen auf den Weg zu unserem Campingplatz machten, orderten wir bei einem Fischer standesgemäß Fish and Chips. Wo sonst, wenn nicht in Meernähe kann man gut zubereiteten Fish’n Chips essen?
Hatte es bereits am Nachmittag beim Verzehr unserer Fish an’ Chips Portionen leicht zu tröpfeln angefangen, am Abend verdunkelte sich der Himmel vollständig, ein sehr starker Wind setzte ein und es regnete wie aus Kübeln extrem heftig. Sturm zog auf, die Wellen in der Bucht waren bald schaumbekrönt. Unser direkt an einer Bucht gelegene Campingplatz
bot keinen Windschutz, so bekamen wir die steife Brise mit voller Breitseite ab. Obgleich nicht in einem Schiffbauch liegend, schaukelte unser Gefährt ganz schön. Irgendwann waren wir eingeschlafen; Katrin hatte dabei wohl die schlechteren Karten gezogen; ob es am Sturm oder an der Anspannung, wie dass Schwimmen mit Delphinen so werden könnte lag, auf jeden Fall schlief sie sehr schlecht. War es eine Vorahnung auf das was kommt? Während der Nacht schlief der Sturm ein, morgens blies nur noch ein laues Lüftchen und es war trocken. Früh machten wir uns auf den Weg nach Akaroa und hatten Hoffnung, da zumindest in der Bucht die Wellen nicht sehr hoch gingen, daß die Tour wie geplant stattfinden würde. Bei aufgewühlter See schwimmen und schnorcheln, sicherlich kein Vergnügen, aber machbar. Dann die ernüchternde Aussage im Büro des Veranstalters, die für 08:30 Uhr angesetzte Tour fällt wegen des Sturms aus, vielleicht geht um 11:00 Uhr etwas. Die Hoffnung stirbt auch hier zuletzt. Wir glaubten nicht wirklich daran und buchten nicht um. Katrin trug die Absage mit Fassung, war aber heftig enttäuscht. Frust bekämpft man am besten mit neuen Eindrücken – wir sahen uns bislang vor uns verborgen gebliebene “Schätze” des Städtchens an, bedauerten einen Segler, dessen Boot sich im Sturm von der Boje gerissen hatte und vom auflaufenden Wasser immer weiter auf das Land geschoben wurde, und konstatierten gegen 11:00 Uhr, daß auch diese Ausfahrt wegen des Sturms gestrichen worden war. Eine Chance war dahin, aber es gibt noch an anderen Orten auf den Inseln vergleichbare Möglichkeiten – hoffen wir, daß dann das Glück auf Katrins Seite ist.