Am Lake Wanaka

Die am Vortag noch vage geplante kurze Wanderung am Nachmittag fiel ins Wasser, nicht weil es regnete, sondern die Sonne schien so stark, daß nach Katrins Auffassung beste Bedingungen für einen Waschtag bestanden. Diese Alltagsangelegenheiten wollen ja auch immer wieder bewältigt werden und nicht überall besteht eine so gute Gelegenheit wie hier auf dem Campingplatz mit einer großen Laundry. Während die Wäsche trocknete ließen wir es uns auch in der Sonne gut gehen und legten die Füße hoch.

Diesen Campingplatz hatten wir auch mit Blick auf die von hier aus leichter zugänglichen Wandermöglichkeiten im direkten Umfeld aber auch im nicht weit entfernt beginnenden Mount Aspiring National Park gewählt. Vor allem eine Ganztagestour hatte unser Interesse geweckt, der Rob Roy Glacier Treck, an dessen Anfang wir über eine Schotterstraße im Tal des Raspberry Creek kommen. Zu unserem Glück, die in der Stadt erworbene Karte enthielt über diese Wanderung keine näheren Informationen, erkundigten wir uns am Morgen im Campingbüro. Ja, der Trail sei sehr schön, wir müssten etwa 45 Kilometer von hier aus in den Park hineinfahren, der größte Teil der Strecke sei aber nur eine Piste. Dies schreckte uns nicht, auch wenn nicht unbedingt im Einklang mit den Mietbedingungen, viel bedeutsamer war der Hinweis, für den Nachmittag sei hier im Gebiet Starkregen angekündigt worden, was für uns zum Problem werden könnte, denn bei der Fahrt in den Park müssten wir drei Furten mit dem Wagen durchqueren, die nach Regenfällen nicht unbedingt passierbar wären. Damit war dieses Wanderziel in unerreichbare Ferne gerückt, schade aber nicht zu ändern. Diesem Bach/Fluß (Raspberry Tal), der in der Bildmitte durch sein breites steiniges Bett auffällt, hätten wir in den Park folgen müssen :

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Stattdessen machten wir uns auf den Weg, den nur fünf Kilometer entfernt beginnenden Roys Peak Treck, mit 16 Kilometern angegeben, zu wandern. Schöne Fernsicht nicht erst von seinem Gipfel auf 1.578 Metern wurden in Aussicht gestellt. Es war eine unspektakuläre Wanderung, die uns fast zwei Stunden nur anstiegen ließ, lange Zeit über Schafsweideland, dann, unweit des Gipfelrückens, durch unwegsameres Gelände. Besonders anstrengend war die Wanderung nicht, auch wenn wir ein flottes Tempo trotz des oft heftigen Anstiegs anschlugen. Im Gegensatz zum Vortag, an dem die Sonne nur so strahlte, war der Himmel bedeckt und mit 20 geschätzten Wärmegraden lagen wir wohl richtig. Zum Wandern angenehme Bedingungen. Die uns versprochenen Aussichten und den Fernblick hatten wir, nicht erst von der Bergkuppe. Weit unter uns breitete sich der Lake Wanaka aus, später konnten wir sehen, wie der leicht nordöstlich liegende Lake Hawea um einen Bergrücken lugte, die Berge des Mount Aspiring National Park, die deutlich über 2.000 Meter hoch sind, waren leider meist in der Spitze von Wolken umgeben, die Bergkette aber erkennbar. Schließlich an unserem letzten Aussichtspunkt angekommen, konnten wir den Lake Wanaka in seiner kompletten Nordausdehnung, er ist über 45 Kilometer lang, überblicken. Heute war nicht der Weg das Ziel, sondern der Blick in die Ferne; dieses Ziel haben wir erreicht.

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Die ersten Regentropfen trafen uns als wir vom Bergsattel zum Roys Peak aufsteigen wollten, etwa 10 Minuten Weg und keine 100 Höhenmeter vom Ziel entfernt. Angesichts des angekündigten Starkregens, dem zu beobachtenden schnell vorwärts- und Richtung Tal schiebenden dunklen Wolkenmassen, die unter Umständen uns weiter oben nicht nur naß gemacht, sondern optisch in Watte gepackt hätten, verzichteten wir auf die letzten Meter, der Blick, den wir bereits genossen hatten, war ja heute das Ziel, und bemühten uns, schnell in Richtung Tal zu kommen. Nicht alles was angekündigt wird, tritt so und in vollem Umfang ein; der Starkregen verschonte uns, die wenigen Regentropfen, der leichte Regen konnte uns  nichts anhaben, also wurde Tempo beim Abwärtswandern herausgenommen. Wir hatten sogar noch einen Blick übrig für eine kleine Grabstelle etwa 200 Meter oberhalb der Straße am Hang mit Blick auf den See gelegen. Hier wurde ein alter diesem Flecken sehr verbundener Neuseeländer vor vielen Jahren beerdigt.

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Die eigentlich für den Verzehr auf dem Gipfel vorgesehene Vesper aßen wir notgedrungen dann im Camper bei leichtem Regenfall. Viel früher als geplant aber trocken waren wir auf dem Campingplatz zurück. Den Menschen der Region hätten wir, nun unter dem sicheren Dach des Campers, gerne heftigen Regen bis zum nächsten Morgen gewünscht, denn die Trockenheit hält hier schon bedenklich lange an und Wasser von oben wird von vielen sehr gewünscht.

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