Milford Sound – nur zweiter Sieger

Nachdem wir uns am 9.2. zum Milford Sound aufgemacht haben, ist es uns möglich, ein für uns endgültiges Urteil im Vergleich beider Reiseziele zu fällen. Um Längen liegt in unserer Wertung der Doubtful Sound vorne. Das Hafenterminal in Milford Sound umfasst nicht weniger als 10 (!) Anlegestellen für Ausflugsboote, die allesamt sehr große und damit größere Ausmaße haben als unser Bötchen für den Doubtful Sound.  Während wir uns im Passagierterminal, modern mit fünf Schaltern für die verschiedenen Veranstalter, umsahen, lagen noch drei Boote abfahrtbereit im Hafen, drei weitere waren erkennbar auf der Rückfahrt. Vom Terminal wegfahrend bemerkten wir zwei weitere zurückehrende Boote. Auf den riesigen Parkplätzen standen 14 große Reisebusse sowie mehr als 10 Kleinbusse und warteten auf ihre zurückkehrenden Fahrgäste für den Abtransport. Die vier sehr großen Parkplätze für die PKWs und Camper waren fast bis auf den letzten Platz gefüllt, d.h. hier standen mehrere hundert Fahrzeuge. Ein Ausflug auf dem Milford Sound, Dauer etwa 1 1/2 Stunden, ist ein extremes Massengeschäft; auf dem Fjord begegnet man immer wieder den anderen Booten, ungestört ist man nicht. Und oben drüber fliegt dann noch eine Propellermaschine mit seinen Gästen oder man wird von einem Hubschrauber umkreist. Ruhe im Fjord – das gibt es nur in der Werbebroschüre und im Traum. Alle, die sich hierhin auf den Weg machen, verleben sicherlich eine schöne Zeit auf dem Boot, aber mit unseren Eindrücken ist das nicht vergleichbar. Hier werden pausenlos tausende von Gästen herangekarrt, jedes Schiff dreht bis zu 6 Mal täglich seine Fjordrunde. Das wäre nichts für uns gewesen. Das kleine Boot mit überschaubarer Gästezahl, die entstandene Stimmung, an das kommen die Massenveranstaltungen auf dem Milford Sound nicht heran. Der Fjord selber kann sich, so unser Eindruck aus dem Blickwinkel von an Land stehenden Beobachtern, durchaus sehen lassen. Die Berge, vermutlich sogar etwas höher als im Doubtful Sound, steigen oft sehr steil aus dem Wasser auf, weisen soweit erkennbar jedoch weniger Bewuchs im Vergleich auf, was ggf. auch an der Steilheit und den fehlenden Wurzelmöglichkeiten liegen mag. Er ist eng, weist jedoch nach unserer Kenntnis bis auf die Einmündung in die Tasman Sea keine Inseln auf. Bei schönem Wetter so wie heute sicherlich auch ein besonderes Erlebnis.

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Eine Ungenauigkeit müssen wir korrigieren. Auch wir haben die in den Karten und Reiseführern seit Menschengedenken gebräuchlichen Namensbezeichnungen z.B. des Milford Sound übernommen, sprechen aber immer von Fjord, und das ist gut und richtig so. Den früheren Namensgebern, oft aus dem englischsprachigen Raum war der Unterschied zwischen Sund und Fjord nicht so geläufig, deshalb wurde alles gleich benannt, gleich ob es sich um einen Sund oder einen Fjord handelt. Nun ist ein Sund ein Flußtal, das auf Grund des Absinkens des Landes geflutet wurde, während der Fjord glazialen Ursprungs ist und durch die Masse und die Reibung des Eispanzers über zehntausende von Jahren geformt wurde. Sie weisen deshalb auch ein u-förmiges Aussehen mit steilen Bergflanken auf. Nun werden wir uns nicht anmaßen, die eingeführten Namen zu korrigieren, werden jedoch dort, wo es u.E. um einen Fjord handelt, diesen auch so benennen.

Unser heutiger Landausflug zum 140 Kilometer von Manapouri entfernten Milford Sound führte uns an eindrucksvollen Landschaften vorbei. Kurz vor Te Anau trafen wir auf den große Ausmaße besitzenden Lake Te Anau, den größten See auf der Südinsel, dem wir gut 30 Kilometer folgten. Nicht immer hatten wir Seeblick, da die Straße immer wieder vom Ufer wegführte, bemerkten jedoch ein wunderschönes Panorama und ab und an einen sehr kiesigen Strandabschnitt. Ein Blick auf die Karte zeigt auch, die Berggipfel hier im südlicheren Teil des Nationalparks liegen im allgemeinen unter den Gipfeln, die den Milford Sound umgeben.

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Bei Te Anau Downs, der Fähranlegestelle für diejenigen, die an den Anfang des Milford Trails wollen, entfernt die Straße sich zunehmend vom See, es wird kurvenreicher und hügeliger. Dann überquert man die Nationalparkgrenze und fährt von da an über viele Kilometer unter einem dichten Blätterdach, durch einen naturbelassenen alten Wald. Ab und an erkennen wir auch Methusalems, große Stammumfänge sind wahrnehmbar. Hin und wieder gibt es an der Straße Hinweise zu möglichen langen oder kurzen Wanderungen, sonstige Sehenswürdigkeiten. Der Eglinton River hat im Verlaufe seiner Existenz wiederholt sein Flußbett verändert, Totarme sind entstanden, um die sich herum oft ein schöner Wald gebildet hat. Die Mirror Lakes gehören dazu, spiegelt sich der Wald in besonderem Maße auf der Wasseroberfläche. Etwas später öffnet sich das Eglinton Tal sehr weit, teilt sich in einen östlich und westlich verlaufenden Arm. Bis zu dieser Stelle sind offensichtlich Siedler vorgedrungen, die weiten Wiesen und Weiden eigneten sich gut für die Viehzucht. Jedoch die Tiere zum Markt zu treiben, war eine sehr aufwendige 9-tägige Anstrengung, um über die Berge nach Queenstown zu gelangen. Wie es heißt, zog man sich bald aus dieser sehr abgelegenen Region zurück. Was bleibt ist ein Blick hinauf ins Tal; was wir vor Ort gefunden haben ist eine Luftaufnahme von diesem Ort bis hinüber zum Milford Sound.

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Malerisch gelegene Seen kann man auf der Strecke hinüber zum Milford Sound besuchen. Lake Fergus und Lake Gunn, die auf nicht ganz 500 Meter Höhe liegen, gehören dazu, wie immer und natürlich in den Wald eingebettet, natürlich gibt es einen grobkiesigen “Strand” und natürlich wird die Temperatur von Katrin getestet. Ihr Urteil, kälter als der Lake Manapouri, also wird es nichts mit einem Sprung ins sehr kalte Wasser.

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Dann geht es stetig das Tal des Hollyford River bergauf. Die Berge rücken enger an die Straße heran, mit dem Anstieg nimmt die Dichte der Bewaldung ab, immer wieder kann man sehen, wo große Bergabbrüche starke Steinlawinen erzeugt haben, die ab und an auch die Straße, eigentlich die Passstraße, überrollten. Die Berge wachsen höher als zuvor neben uns auf, blanker Fels dominiert. Immer wieder sieht man auch ewiges Eis auf den höheren Bergkämmen und –spitzen. Die gegebenen Haltemöglichkeiten nutzen wir , um uns diese imposante Bergwelt, die oft über 2.000 Meter hinausreicht, anzusehen.

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Dann sind wir am Homer Tunnel, etwa 1.300 Meter lang, der Scheitelpunkt der Strecke bei 945 Metern. Durch eine einspurige im Wechsel zu befahrende heutigen Sicherheitsanforderungen bei weitem nicht mehr genügende Röhre geht es mehr oder weniger steil abwärts. Eine Fluchtröhre erkennen wir nicht, ob es eine Videoüberwachung des Tunnels gibt, wissen wir nicht, ein Hinweis darauf war nicht erkennbar. Unwohl haben wir uns nicht gefühlt, obgleich der Tunnel praktisch unbeleuchtet ist, was wohl auf sein Baujahr, 1953, zurück zu führen ist.

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Ziemlich steil abwärts verläuft die Straße dann gute 20 Kilometer bis nach Milford Sound, die Berglandschaft um uns herum bleibt spektakulär. Insbesondere bei unserer Talfahrt kann die Form des Tales, u-förmig, gut erkannt werden; auch hier waren die Eispanzer am Werk.

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Bevor wir jedoch wieder auf NN 0 angekommen sind, erweckt ein Hinweis auf “The Chasm” unsere Aufmerksamkeit, wir halten an. Die kleinen Wasserfälle bei “The Chasm” inmitten eines kleinen Regenwaldes sprudeln wegen der ausgebliebenen Regenfälle zwar nur spärlich, ein Blick in die kleine Schlucht zeigt aber, wie Wasser beharrlich fließend dem Stein schöne Formen abgerungen hat.

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Die letzten Kilometer vor unserem Ziel geht es wieder durch dichten Wald, eigentlich nichts ungewöhnliches. Bemerkenswert jedoch der Lärm der uns umgibt. Trotz Fahrgeräuschen und fast geschlossenen Fenstern dringt das oft sehr laute Zikadengeräusch an und in unsere Ohren. Ohrenbetäubend, wenn man dem ungeschützt lange Zeit ausgesetzt ist. Wollen die Zikaden uns vor dem Kommenden warnen?

Milford Sound, im Grunde nur einige wenige Häuser, Ferienwohnungen, eine riesige Hafenanlage für die Fjordboote und natürlich eine Start- und Landebahn für kleine Flugzeuge. Alles ist auf die Vermarktung des Fjordes ausgerichtet. Schön ist etwas anderes, aber der Blick auf den Fjord drängt das Ortsbild sehr stark in den Hintergrund. Wie so oft, wird man entlang einer zwangsläufig zu gehenden Strecke wie der vom Parkplatz zum Hafengebäude informiert. Eine Information fiel uns dabei besonders auf, die über die “sandfly”. Was so harmlos klingt ist die Qual für Generationen. Auch die hier gesiedelten Vorfahren kämpften ihren aussichtlosen Kampf gegen diese Plage, denn es handelt sich nicht um eine sanfte Fliege, sondern um ein extrem aggressives Geschöpf, einen Vampir, der als weibliches Wesen nur auf unser Blut aus ist. Extrem klein, nicht zu hören, bei der Landung nicht zu spüren, oft  merkt man den kleinen Stich auch nicht, aber nach kurzer Zeit stellt sich ein Juckreiz ein, der alle bisherigen Erfahrungen mit Mückenstichen weit in den Schatten stellt. Es tröstet nicht zu erfahren, auch vor 150 Jahren wurde dieser weitgehend erfolglose Kampf gefochten, Katrin und ich leiden heute unter den Attacken und setzen uns  nun mit Chemie zur Wehr!

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Gegen 10:00 Uhr gestartet und damit gut hinter dem starken Ansturm der Touristenbusse fahrend hatten wir unsere Ruhe während der gemütlichen Fahrt, sowohl hin als auch zurück. Mehr als 8 Stunden waren wir unterwegs, es waren lohnende und interessante Stunden, auch wenn der Ausflug etwas zu lang geraten war.

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