Zum Abel Tasman NP

Nach unserem Besuch des Franz Josef Glacier ging es am späten Vormittag weiter auf der Küstenstraße, die aber gar nicht mehr der Küste folgte, sondern sehr lange hinter den Küstenbergen entlang verlief.Obwohl wir schon viele Flußdelten gesehen haben, die Breite des Deltas vom Whataroa River war eine Wucht – so weit man sehen konnte nichts als Kies und Steine im Flußbett und irgendwo dazwischen strömte der dürre Fluß gen Meer. Was noch so auffiel : die seltsamen Ortsnamen wie Harihari, was uns sofort an eine vergangene alte Krimiserie erinnerte. Auch Seen gab es reichlich; kein Wunder, wenn uns überall Menschen mit Angelgerät begegnen bei diesen Möglichkeiten. Weniger um Anglern bei ihrem Hobby zuzusehen sondern um eine kleine Snackpause einzulegen bogen wir zu dem Lake Ianthe ab und waren in einer Oldtimerparade gelandet. Eine Gruppe von fünf alten Morgan Cabriolets stand hier, machten auf ihrer die Süd- und Nordinsel umfassender Rundtour Pause. Sogar aus England und Belgien war man mit seinem Oldtimer angereist, um teilzunehmen. Da muß der Enthusiasmus mindestens so groß wie die Brieftasche sein. Auf jeden Fall, ästhetisch waren die Fahrzeuge und in einem extrem gepflegten Zustand, wie neu. Natürlich bleibt es an einem See nicht aus, daß dort geangelt wird, so auch hier.

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Das Schöne liegt manchmal vor dem Vorbeifahrenden verborgen. So auch der Friedhof von Pukekura, zu dem wir zufällig gekommen sind. Da stehen mehr als einhundert Jahre alte Grabsteine auf meistens nicht mehr gepflegten Gräbern, bei anderen Grabstellen ist erkennbar eine “Belegung” durch die Nachfahren erfolgt. Großzügig und großräumig angelegt wurde dieser Friedhof auf einer kleinen Bergkuppe mit Blick in die Ferne und auf das Meer.

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Das Wort Jade begleitet uns über eine lange Strecke entlang der Westküste. Anscheinend wird hier dieser Halbedelstein in größeren Mengen insbesondere an der Küste und auf den Stränden gefunden. Eine aus vielen kleineren Produktionsstätten bestehende Verarbeitungsindustrie hat sich gebildet. Diese hat natürlich auch ein Zentrum oder eine Stadt rühmt sich dessen. In diesem Fall ist es das Städtchen Hokitika, in das wir abbogen, nicht primär wegen der Jadeschmuckverarbeitung sondern weil der Ort sich als Künstlerort anpreist. Wieder einmal versprach die Werbung mehr als sie halten kann. Ein durch und durch häßlicher Ort präsentierte sich uns direkt am Meer. Mehr oder weniger Einheitsgeschäftsbauten entlang der Hauptstraße, in den Nebenstraßen konnte man sehen, wie der Ort früher, vor dem Jadeboom ausgesehen haben muß. Wer sich für Jadeschmuck interessiert, hier ist die Auswahl zumindest an Geschäften groß; intensive Schaufensterbetrachtung zeigt aber auch die nahezu gleichförmige Gestaltung des Materials, des Schmucks, egal wo man hinsieht. Jade hat auf Asiaten eine besondere Anziehung; so war es fast selbstverständlich, wenn wir die Besatzung eines deutlich als chinesischer Bus gekennzeichneten Ausflugsbusses im größten Jadeladen vor Ort wieder sahen.

Am Strand von Hokitika wurde, wie anderswo auch, das Strandgut, vorwiegend Holz, nicht gesammelt und abtransportiert, liegt also weiterhin am Strand herum. Im Gegensatz zu anderen Stränden haben sich hier aber offensichtlich einige künstlerisch begabte Menschen daran gemacht, das Treibgut für Kleinplastiken zu verwenden, die einen Teil des stadtnahen Strandes beleben.

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Zufällig fiel uns in der Touristeninformation ein Flyer des National Kiwi Centre in die Hände. Die Chance, einen oder mehrere Kiwi leibhaftig sehen zu können, wollten wir uns nicht entgehen lassen. Dieses Kiwi-Centre entpuppte sich als ein im wesentlichen Fische und Reptilien zeigendes Zentrum, in dem in einem abgedunkelten Bereich auch ein Kiwipärchen sich in einem großen der Natur nachgebildeten Raum aufhält. Vorher im Sonnenlicht mit entsprechender Brille unterwegs und nicht bedenkend, daß die Kiwis eigentlich nachtaktive Tiere sind, somit in dunkler Umgebung sich auch tagsüber aufhalten, versuchte ein Blinder im Dunkel die Tiere zu erkennen. Mehr als Schemen waren dabei nicht wahrnehmbar. Bestätigen kann ich jedoch, dort wo Kiwis sein sollten waren Tiere; wie sie aussahen – ich weiß es nicht. Auch Katrin kann trotz optimaler Sichtbedingung nicht viel mehr sagen als daß dort ein Kiwi herumlief, größer als wir das Tier vermuteten. Da müssen wir also weiter warten, bis uns der nicht flugfähige Vogel der Neuseeländer über den Weg läuft. Was bleibt von diesem Besuch – ein paar Fotos von Fischen, vorzugsweise seltenen ziemlich großen und angabegemäß alten Aalen.

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Viel zu bieten hatte Hokitika uns nicht, wir waren froh, das folgende Uhrgebäude, anscheinend so etwas wie das Wahrzeichen des Ortes, bald im Rückspiegel sehen zu können. Seine Ästhetik entsprach dem hier gewonnenen Eindruck.

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Am Stadtrand von Greymouth fuhren wir einen direkt hinter den Dünen gelegenen Campingplatz an und waren, natürlich, sehr schnell in Richtung Meer unterwegs. Unseren Platz trennte nur eine kleine Wiese von dem Kiesstrand und dem immer noch zu kalten Wasser.  Da zudem auch ein guter Wind blies war die Bereitschaft und das Bedürfnis zu schwimmen selbst bei Katrin sehr gering. Bislang kannten wir nur die lila Kuh von Milka; hier scheint die Werbewirtschaft wohl das lila Pferd entdeckt zu haben, denn ein entsprechend bekleidetes Tier stand hier auf der Weide.

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Am 15.2. verließen wir Greymouth auf der “scenic coastroad”, die uns weiter entlang der Küste nach Norden führte. Irgendwie können wir uns nicht sattsehen an den Steilküsten, Felsküsten, vom Meer umbrandeten Felsen, dem Blick in die Weite über das Meer, so daß Stops unausweichlich waren, obgleich dies bei der engen an den Felsen quasi entlangschrammenden Straßenführung nicht immer einfach war.

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Erstes großes Ziel des Tages waren die Pancake Rocks vor Punakaiki. Dieser Höhepunkt der Westküste konnte niemand übersehen. Riesige Parkplätze waren im Nationalpark gebaut worden, ein großes Besucherzentrum erfüllt alle Wünsche der Gäste, fast alle. Über einen gut ausgebauten Rundweg kann man an dieser besonderen Steinformation direkt am Meer entlang gehen und hat aus verschiedenen Blickwinkeln die Möglichkeit, diese Naturwunder zu bestaunen. Mit etwas Nachhilfe können auch wir schlußendlich der Namensgebung eine gewisse Originalität nicht absprechen, lassen vor allem aber das Bild der Steine, des Felsens auf uns wirken. So wie wir es verstanden haben entstand die Form, die bei gutem Willen aussieht, als wenn Pfannkuchen übereinander geschichtet worden seien, dadurch, daß die Erde schrittweise angehoben wurde und einem schrittweisen Erosionsprozeß unterliegen konnte. Ob das eine korrekte Erklärung für den Zustand, das vorgefundene Bild ist, uns kann es egal sein, was zählt ist der Eindruck, und der war gegeben, beeindruckend.

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Dank der guten Optik von Katrin konnten wir endlich den uns sehr oft begleitenden musikalischen Gast, die Zikade, einmal aus der Nähe betrachten und begrüßen. Ein solch kleiner Körper kann diesen Lärm verursachen – unglaublich aber wahr, zumindest, wenn es ein vieltausendstimmiger Chor ist.

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Das Goldfieber hatte auch Regionen an der Küste im vorletzten Jahrhundert erfasst, insbesondere im Gebiet im Westport. In unserem Reiseführer hatten wir einen kleinen Hinweis auf Mitchell’s Gully Gold Mine gefunden; ein Nachfahre eines ehemaligen Goldschürfers versucht privat die alte Mine am Leben zu erhalten, zahlende Besucher sind da hilfreich. Das Schild gesehen und abgebogen. Wir und einige freilaufende Hühner waren die einzigen Lebewesen vor Ort. In dem kleinen Eingangsgebäude, gleichzeitig kleiner Ausstellungsraum alter Geräte, befand sich ein Hinweis auf den Eintritt, der doch bitte, sollte niemand anwesend sein, durch einen Briefkastenschlitz eingeworfen werden soll. Dieser Aufforderung folgten wir und machten uns auf den kurzen Weg entlang einer alten Lorenstrecke, durch  einige gegrabene Gänge und diverse Hohlräume bis hin zu einem Gerät, mit dessen Hilfe und durch Wasserkraft betrieben das gebrochene Gestein weiter zerkleinert wurde, um dann durch Einsatz von Quecksilber das Gold zu extrahieren. Wir waren auf uns gestellt, liefen den vorgegebenen Weg ab, staunten aber wurden nicht wirklich schlauer. Dennoch, wie die Vorväter hier geschafft haben – alle Achtung. Gerade bereit abzufahren, traf Mitchell ein und erläuterte uns kurz den Schürfprozess.

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Westport, an der Einmündung des Buller River in die Tasman Sea gelegen, interessierte uns nicht wirklich, interessant war jedoch ein Besuch von Cape Foulwind mit seiner Küste und dem alten/neuen Leuchtturm. Die vor dem Cape liegende Bucht erscheint wirklich, wie zu Maori-Zeiten eine geschützte Bucht zu sein; oben von der Klippe hat man einen wunderschönen Rundumblick auf ein Gebiet, das durch seine im Meer liegenden Felsen sicherlich bei stark auflandigem Wind früher für Probleme sorgen konnte. Heute war weit und breit nichts schiffsähnliches zu entdecken. Namensgeber dieses Kaps soll James Cook sein, der hier bei Sturm mit seiner Endeavour festsaß. Wie im übrigen immer wieder bei Namensgebungen ein Bezug zu James Cook hergestellt wird.

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Vom Cape Foulwind fuhren wir nun im wesentlichen ostwärts und lange Zeit im Tal des Buller River, der in Teilen auch besonders für seine Raftingmöglichkeiten bekannt ist. Zu Anfang kommt er noch sehr friedlich daher, dies ändert sich jedoch, sobald das Tal sich weiter verengt.

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Gold wurde nicht nur küstennah gefunden, sondern auch in den Bergen wie z.B. in den Lyell Range haben die Goldsucher erfolgreich Ende des 19. Jhd. geschürft. Viel ist davon heute nicht mehr zu sehen, auf das Wenige, was noch existiert, wird ab und an hingewiesen, so auch auf unserer Fahrt entlang des Buller River, als eine kleine Tafel auf eine ehemalige Goldgräberstätte hinwies. Es war wirklich so gut wie nichts mehr zu sehen, lediglich Hinweistafeln versuchten zu vermitteln, was sich vor Ort befunden hat, wie beschwerlich sich das Leben weit ab vom Rest der Menschheit abspielte. Wie so häufig, Gräber überdauern manche Generation. Ein halbstündiger Spaziergang hinein in den Wald brachte uns zu einem kleinen Friedhof der Goldsucher, auf dem immer noch einige Grabstellen aus der Zeit von 1870 bis 1909 erkennbar waren.

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Die letzten Tageskilometer bis nach Murchison waren schnell gefahren und auf einem sehr schönen Campingplatz mitten im Grünen und an einem Bach gelegen haben wir dann übernachtet. Morgen geht es dann endlich in den Abel NP.

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