Schnorcheln bei den Poor Knights Islands

Im Nachhinein ist nicht mehr genau bewußt, wie und wodurch angeregt Katrin das Ziel Tutukaka und Schnorchelfahrt zu den Poor Knights Islands ins Gespräch brachte. Auf jeden Fall hatten wir vor mehr als einer Woche dann diesen Tagesausflug gebucht und unsere Streckenplanung darauf teilweise abgestellt. Natürlich schwebte Katrin vor, im Kreise vieler bunter Fische in einem wohltemperierten Wasser zu schnorcheln, ab und an von einem Delphin umschwommen. Die Realität unseres Ausflugs entsprach dann zwar nicht zu 100 Prozent dieser eigentlich unerfüllbaren Erwartung, war aber dennoch ein außerordentliches Erlebnis.

Hatten wir bei unserer Buchung, schließlich sind wir und insbesondere Katrin kaltes Meerwasser doch gewohnt, auf das Mitbuchen von Naßbiebern verzichtet, waren wir erst erstaunt, hierüber am Ausflugtag einen Gutschein zu erhalten und später heilfroh, ihn auch anziehen zu können. Will damit sagen, das Wasser rund um die Poor Knights Islands war mehr als kalt und die Anzüge halfen, es eine ganze Weile im Wasser aushalten zu können. Es war arschkalt, so vor allem Katrins Fazit.

Die Inselgruppe liegt etwa 25 Kilometer vor dem Festland und wurde erst vor wenigen Jahren, 1981, als Marina Reserve geschützt, wobei strenge Fischereiregelungen, die den Fischfang im Umkreis von 600 Metern um die Inseln verbietet, erst ab 1998 gelten. Zum Schutz der teilweise endemischen Arten auf den Inseln aber auch, weil ein Teil der Inseln früher von einem Maoristamm bewohnt war und als heilig gilt, d.h. nicht von Unbefugten zu betretener Boden, dürfen die Inseln nicht betreten werden. Dementsprechend verhalten sich auch die beiden örtlichen hierhin Ausflugsfahrten anbietenden Unternehmen und instruieren uns Gäste ausführlich über die geltenden Spielregeln.

Als wir um 11:00 Uhr dann in See stachen, waren keine 30 Passagiere an Bord, eine schön überschaubare Gruppe und somit Gelegenheit, neben den Schnorchelmöglichkeiten auch die Kajaks und Surfbretter bei Bedarf zu nutzen. Der anfangs bedeckte, später für kurze Zeit aufreißende Himmel, der am frühen Nachmittag wieder in seinen Ursprungszustand zurück fiel, sah uns auf dem Obererdeck, jedoch angesichts des guten Fahrtwindes nicht leicht bekleidet. Nach einer guten Stunde Schiffsfahrt, in großer Entfernung passierten wir die vier Felsen der “Squires” (Knappen – Bezug zu den Poor Knights), von denen wir jedoch nie gleichzeitig alle sichten konnten,

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erreichten wir unser Schnorchelparadies. Taucher und alle die, die zu diesen weit draußen liegenden Felsen eine besondere Beziehung aufgebaut haben, unser Kapitän und die Mannschaft gehören zu dieser Spezies, benennen alles sichtbare der Insel; so auch die Bucht im Westen von Aorangi Island, der zweitgrößten dieser aus insgesamt 20 großen und kleinen Felsinseln mit teilweise spärlichem Bewuchs bestehenden Inselgruppe, die “The Gardens” heißt. Vielleicht als Anspielung darauf, hier auf eine große Vielfalt unterschiedlicher Fische zu stoßen. Was wir an Fischen sehen konnten, musste mit den besonderen Bedingungen vor Ort zurecht kommen, d.h. insbesondere mit den niedrigeren (!) Wassertemperaturen. Schon bei der Anfahrt in diese geschützte Bucht wurden wir auf zahlreiche hier umherschwimmende Fischschulen aufmerksam gemacht. Viele tausend Fische bewegten sich auf engstem Raum und fast wie auf Kommando in eine Richtung; das Problem war, sie wechselten immer wieder ihre Richtung, so daß es nicht einfach war, sie so richtig zu sehen. Sie schimmerten blau und waren, wie wir später bei einer Fahrt mit dem Kajak in einen solchen Schwarm hinein feststellen konnten, nicht gerade klein, sondern geschätzte 50 cm groß und manchmal schnellten einzelne auch aus dem Wasser.

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Dann kamen die Minuten der Wahrheit, den Neoprenanzug anziehen, Schnorchelbrille aufsetzen, Flossen an die Füße und hinein in das nicht wohltemperierte Wasser. Katrin war natürlich mit bei den ersten und schwamm bald in der Bucht weiträumig umher. Fische wurden gesichtet, große, bunte, kleine, unscheinbare, manchmal traten diese auch in größeren Schwärmen auf, manchmal mussten wir ein gutes Stück schwimmen, um wieder neue Flossentiere vor unsere Brille zu bekommen. Angesichts des kalten Wassers tat Bewegung auch gut. Katrins Anzug war wohl etwas zu groß ausgefallen, so daß das eigentlich durch den Körper angewärmte Wasser zwischen Haut und Anzugstoff immer wieder ausgetauscht wurde mit der unangenehmen Folge zunehmend stärkeren Kältegefühls. Ich hatte Glück, mein Anzug saß wie angegossen und folglich konnte ich auch ziemlich lange in der Bucht meine Runden drehen. Erstaunlich war festzustellen, wie viele unterschiedliche Fische sich direkt unter dem Rumpf unseres Bootes aufhielten, zumindest so lange, wie von oben große Mengen Sonnenlicht auf der Wasseroberfläche ankamen. Die Bucht ist hier deutlich tiefer als 6 Meter; an den Orten wo wir schwammen, konnten wir ohne Probleme Einzelheiten tief unten auf dem Meeresboden erkennen, so klar war das Wasser. Irgendwann ist jeder in seinem Taten- und Forscherdrang befriedigt und kehrte auf das Boot zurück, so auch wir beide.

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Nach gut 2 1/2 Stunden Schnorchel-, Paddel- und Badevergnügen werden die Anker gelichtet und eine kleine Rundfahrt entlang der Inseln beginnt. Nur an wenigen Stellen besteht bei diesen hoch und steil aufragenden Felsen überhaupt eine Möglichkeit, in die Höhe zu klettern, was einen natürlichen Schutz für die Tierwelt darstellt. Für uns interessant die kleinen Felsformationen, Abbrüche, an den Felsen klebende Bäume und Sträucher. Unterschiedliche harte Gesteinsformationen sind Voraussetzung für besondere Gestaltungen; Durchbrüche, Löcher, Kavernen und Höhlen können bestaunt und teilweise be- oder durchfahren werden. Dazu gehört das Rikoriko Cave, es soll das weltgrößte – vom Volumen – Seacave sein, sowie der größte durchfahrbare Felsbogen der südlichen Hemisphäre. Die Höhle, in die wir langsam  hineinfahren, besitzt, wie uns demonstriert wird, wohl auch wegen seiner Kuppelausprägung, eine hervorragende Akustik mit langanhaltendem Halleffekt. Das Wasser ist bis auf den Grund kristallklar und schimmert in der Nähe der Einfahrt hellblau und geht dann in ein Tiefblau über, natürlich eine Wirkung der Sonneneinstrahlung.

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Der Felsbogen hat enorme Abmessungen, wir kommen uns auf unserem nicht sehr kleinen Boot ziemlich winzig vor. Nach einer kleinen Kreuzfahrt durch dieses Inselarchipel geht es dann in Richtung Hafen bei leider bedecktem Himmel. Am Spätnachmittag endet dann in Tutukaka ein schöner Ausflug, bei dem wir zwar nicht die unübertreffbare Vielfalt an bunten Fischen, groß und klein, gesehen haben, jedoch in diesem Naturreservat Bekanntschaft mit zahlreichen verschiedenen Fischarten machen konnten. Das wir bei unserer Fahrt auf Delphine treffen war eher unwahrscheinlich, diese Erwartung durften wir auch nicht hegen. Insofern war es ein sehr gelungener und erfolgreicher Tag.

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