Great Ocean Road – Teil 2

Den erhofften sonnigen Tag bekamen wir zwar nicht, aber einen nicht verregneten Tag mit akzeptablen Sichtverhältnissen trotz oft dichter Wolkendecke. Eine Weiterfahrt lohnte sich also und wir waren wie gewohnt gegen 10:00 Uhr wieder auf der Strecke. Auch heute setzte sich die Great Ocean Road etwas von der Küste abgesetzt weiter fort, ehe sie bei Princetown wieder ihrem vollen Anspruch genügte. Der Inlandsstreifen ist verständlich, wenn man die nahezu unzugängliche Küste und die sich daraus ergebende fehlende Besiedlung betrachtet. Die im Binnenland gelegene Strecke führte zumindest an einer Handvoll Gehöften vorbei; Landwirtschaft an Stelle von Forstwirtschaft bestimmt das Leben der Menschen. Princetown  liegt mitten im Twelve Apostles Marine National Park und von nun an kamen wir wegen der zahlreichen Stops kaum noch voran. Geschätzt alle 3-4 Kilometer gab es eine Möglichkeit, sich der beeindruckenden Küste zu nähern. Dieser Küstenabschnitt weist bis zu 50-60 Meter hohe steil ins Meer abfallende Kliffs auf, vor denen an zahlreichen Stellen noch nicht ganz durch den Zahn der Zeit zerstörte Felsen mit bizarren Formen im Wasser stehen. Der erste Stop war an Gibson Steps; dort konnte man “bequem” die unzähligen Stufen bis zum Strand hinunterlaufen, um sich die Kliffs aus der Käferperspektive anzuschauen. Ganz schön klein kam man sich dabei vor. Spektakulär der Blick, dem an den übrigen Punkten nicht weniger spektakuläre Bilder und Ansichten folgten.

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Dann sahen wir schon das Schild, mit dem auf den Namensgeber dieses Gebietes hingewiesen wird, “Twelve Apostles”. Ein großes Besucherzentrum empfing uns; von hier aus konnte man gepflegt auf rollstuhltauglichen Wegen an verschiedene Aussichtspunkte laufen, um auf diese Gruppierung von im Wasser stehenden Felsen einen Blick zu werfen. Wer genau zählte stellte fest, es waren keine 12 Apostel zu sehen, was der Wahrheit entspricht, denn m.E. sind zwei der Felsen im Verlaufe der letzten 50 Jahre zusammengebrochen und liegen als Fragmente im Wasser. Was zu unserem Glück fehlte sich aber leider nicht einstellte war das Sonnenlicht, denn dann hätte das unterschiedliche Braun und Ocker der Felsen so richtig geleuchtet. So bleibt es unserer Fantasie überlassen, die Felsen kontrastreicher und farbiger wahrzunehmen.

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Unterschiedliche stabile Gesteine machen es möglich, daß durch Wellenschlag, Wasser und Luft derartige Gebilde entstehen. Von diesem Besucherzentrum liefen zwar keine Menschenmassen zu den Aussichtspunkten, ein-zwei Dutzend waren es jedoch schon, denen man zumindest teilweise bei den nächsten Haltepunkten in Richtung Westen immer wieder begegnete. Unser nächster Stop hieß “Loch Ard Gorge”, hier verbunden mit einer traurigen Geschichte über ein nahe dieser Stelle gesunkenes Fracht- und Passagierschiff Ende des 19. Jhd. Diese Küste war im übrigen nicht gerade leicht, zumindest küstennah, zu besegeln, denn zahlreiche Untiefen und Felsen machten die Navigation nicht leicht und waren für einige hundert Schiffe wie es heißt der Friedhof. Passenderweise heißt dann die Küste auch “shipwreck coast”. Wir konnten zwar keinen aus dem Meer aufragenden Mast mehr sehen, es gab jedoch zahlreiche Hinweise entlang der Küste auf in der Nähe havarierte Schiffe. Von diesem zentralen Punkt aus war es möglich, an unterschiedliche Küstenabschnitte mit wenigen Schritten zu gehen, so auch in Sichtweite von Muttonbird Island, Heimat hunderttausender dort zu Brutzeiten lebender Vögel.

Die herzerweichende Geschichte bei Loch Ard Gorge lautet wie folgt : Durch Fehlnavigation im Schlechtwetter wurde das Schiff kurz vor Erreichen seines Ziels Melbourne und einen nicht auf der Brücke, sondern mit Gästen feiernden Kapitän quasi auf den Felsen gesetzt und sank; nur ein junges Besatzungsmitglied sowie eine junge Irin überlebten, letztere weil der Seemann die junge Frau in dem Sturm über Stunden über Wasser gehalten und an Land gebracht hat. Das erhoffte Happyend blieb aus, der junge Mann wurde geehrt, die Irin kehrte in ihre Heimat zurück. Von den an die 50 mit dem Schiff untergegangenen Menschen konnten nur die Leichname von vieren geborgen werden, die in der Nähe der Unglücksstätte beigesetzt wurden.

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Die Aussichtspunkte setzten sich fort, nach wenigen Kilometern der nächste Hinweis, von der Küstenstraße abzubiegen, jetzt zum Sentinel Rock.

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Es folgte “The Arch”

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von diesem Punkt konnte man in geschätzten 20 Kilometern schemenhaft einen Teil der zwölf Apostel vor den Küstenklippen ausmachen als hellere Formationen.

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Dann erreichten wir England, genauer “London Bridge”. Das sichtbare Gebilde stellte aber nur noch einen Bogen dar, von Brücke also keine Spur. Die Erklärung : in 1990 war dieser Trum noch mit dem Festland verbunden; der fehlende zusammengebrochene Teil hatte ebenfalls einen Durchbruch im Wasserniveau, war bogenförmig ausgehöhlt. Dies vor dem inneren Auge kann man schon die Namensgebung akzeptieren und das verbleibende Teilstück als Brückenteil verstehen.

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Vor dem Brückenzusammenbruch war es möglich, die Brücke zu benutzen, so auch am Tag des Einbruchs. Zum Glück befand sich niemand auf dem Bruchstück, jedoch mussten zwei Gäste von dem nun zur Insel mutierten Brückenende per Hubschrauber gerettet werden. Wie durch die Wellen nach und nach Öffnungen in das Gestein gefräst werden, war in weiter Ferne an der Küstenklippe zu erkennen; offensichtlich bestand inzwischen ein Loch in dem Felsen durch das bei jedem Wellenschlag Wasser hindurchgedrückt wurde.

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Nächster bemerkenswerter Besichtigungspunkt stellte “The Grotto” dar. Hier trafen die meerseitige Wasserkraft und die des Sickerwassers von der Oberfläche zusammen. Das Sickerwasser höhlte im Verlaufe von Millionen von Jahren das Gestein aus, so daß es teilweise zusammenbrach und nur ein Bogen stehen blieb, während weit unterhalb des Bogens die Wellen einen tiefen Einschnitt in den Felsen erzeugt haben.

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Dann war Peterborough erreicht, ein kleiner Ort mit einer großen Bucht, vor dem sich jedoch ein großes Riff befindet. An einer kleinen Landspitze fanden wir eine Tafel, mit der auf einige der in der Nähe gesunkenen Segelschiffe hingewiesen wird. Bei ihrem Blick über die Bucht meinte Katrin, in der Ferne ein Kamel zu erkennen – optische Täuschung?

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Es nahm kein Ende mit den vor der Küste liegenden Felsinseln; die nächste Formation auf die der Reisende hingewiesen wurde war die “Bay of Martyrs”; leider fanden wir keinen Hinweis zu dieser besonderen Namensgebung.

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Schließlich kamen wir am Ende unserer langen Küstenreise an der “Bay of Islands” an, als ob wir  nicht schon genügend Felseilande betrachtet hätten. Hier fiel uns mehr die tolle Farbgebung der Küstenfelsen auf und erst in zweiter Linie nahmen wir die zahlreichen Felsinseln vor dieser wahr. Dies war dann auch ein würdiger und schöner Abschluß unserer Fahrt entlang der Great Ocean Road, die zwar erst einige Kilometer weiter im Inland bei Allansford endet, aber keine besonderen Sehenswürdigkeiten bis dorthin mehr aufweist.

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Warrnambool war unsere letzte Station an der Küste von Victoria, zum einen, weil wir von hieraus in das Landesinnere Richtung Grampian NP fahren wollten, zum anderen, weil es an Logans Beach am Rand von Warrnambool eine Wale Nursery gibt. Im Zeitraum zwischen Juli und September bringen die Southern Right Whale-Kühe hier ihren Nachwuchs zur Welt und befinden sich dabei in flacheren Gewässern, also Gelegenheit, diese bis zu 18 Meter  großen Säugetiere vom Strand aus zu beobachten. Natürlich glaubten wir nicht, vor Ort einen Nachzügler des letzten Geburtsjahres vorzufinden, aber Informationen zu diesen Walen. Auf zahlreichen Tafeln informierte man den Interessierten über den Umfang der Bedrohung dieser Wale, die fast ausgerottet waren und sich nur langsam zu einer Population entwickeln, bei der ein Überleben der Art wahrscheinlich ist, ihre Identifikationsmöglichkeiten, Lebensformen und Ernährung. Wir haben wieder etwas hinzugelernt.

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Das Victoria so etwas wie die Korn- und Fleischkammer Australiens darstellen (könnte) konnten wir auf unserer anschließenden Fahrt nach Norden feststellen. In Hamilton, eine gute Autostunde von der Küste entfernt, ließen wir unseren Anker auf einem Campingplatz für heute fallen.

Entlang der Great Ocean Road – Teil 1

Hunderttausende wenn nicht sogar Millionen befahren jährlich diese berühmte Straße an der Südküste von Victoria, die von Torquay im Osten nach Peterborough im Westen verläuft. Es handelt sich somit nicht nur um eine bekannte sondern auch um eine berühmte Straße. Wir schlossen uns heute dem Strom der Schauer an, obgleich auf der Straße sich herausstellte, der große Ansturm und Verkehr auf dieser Strecke liegt schon weit zurück. Der hiesige Sommer ist vorbei, die hier zu findenden zahlreichen Superstrände ziehen keinen Gast mehr an; so teilen sich im wesentlichen Camperfahrer in sehr übersichtlicher Zahl die Straße.

Wir hatten zwar im Vorfeld gelesen, daß entlang der Straße an verschiedenen Stellen Erinnerungstafeln errichtet wurden, die auf die Erbauer hinwiesen, einordnen konnten wir dies jedoch erst, nachdem wir bei Fairhaven die entscheidende Gedenkstätte angefahren hatten. Der Bau dieser nahezu ohne Unterbrechung immer an der Küste entlang verlaufenden Straße geht im Grunde auf eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ab 1918 zurück die dazu diente, die zahlreich in den 1. Weltkrieg gezogenen und lebend zurückgekehrten Soldaten, die nicht in ein gemachtes Nest daheim fallen konnten, mit Beschäftigung und Einkommen zu versorgen. Abgeschlossen wurde der Straßenbau m.E. 1932. Die Orte an diesem Küstenabschnitt waren bis dahin weitgehend nur von See aus zu erreichen, brauchbare Straßenverbindungen gab es nicht. Die Lebensbedingungen der hier lebenden Australier durch den Straßenbau zu verbessern war ein weiteres wichtiges Motiv. So wie wir es verstanden haben, konnten hierfür, zumindest in den ersten 10 Jahren keine öffentlichen Mittel bereit gestellt werden. So gründete man einen Trust, der Gelder einsammelte und hiermit die Finanzierung sicherstellte. Für eine Reihe von Jahren wurde deshalb nach seiner Fertigstellung für die Straßenbenutzung eine Gebühr verlangt. Soweit nichts Ungewöhnliches sieht man davon ab, daß auch Australier im WWI dienten. Schier unglaublich war jedoch zu lesen, daß in WWI insgesamt 260.000 Australier gekämpft haben, wovon 160.000 Verwundungen erlitten und insgesamt 60.000 australische Soldaten starben. Vor dem Hintergrund des enormen Blutzolls, den diese Nation gezahlt hatte, war es eine Verpflichtung, für die Rückkehrer gebührend zu sorgen. Dann versteht man auch, weshalb an mehreren Stellen entlang dieser knapp 260 Kilometer langen Straße auf die Arbeit der Exsoldaten ehrend hingewiesen wird.

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Natürlich entspricht die Straße heute nicht mehr dem damaligen Straßenbau, es gab Verbreiterungen und Brückenerneuerungen, Holzbrücken wurden gegen Betonbrücken ausgetauscht, die Streckenführung ist jedoch beibehalten worden. Wie erwartet wurde, profitierten die an diesem Küstenabschnitt lebenden Australier enorm von dem Bauwerk; es stellte die Basis für die Entwicklung von Tourismus dar. Nicht jeder Ort hat davon in gleichem Umfang profitiert, einigen sieht man bereits von weitem an, daß hier nur in der Feriensaison etwas los ist, da er zum größten Teil aus Ferienhäusern, Wohnungen und selten Hotels/Motels besteht, andere haben ihre Natürlichkeit bewahrt und wurden nicht durch entsprechend ausgeuferte Bebauungen als gewachsene Gemeinde gemordet. So stehen z.B. Apollo und Lorne für die Gruppe der erstgenannten Orte und Kennett River oder Wye River für das Gegenteil.

Wir wollen diese überschaubare Strecke in aller Ruhe mit genügend Stops an zwei Tagen “bewältigen” und sind heute bis nach Apollo gekommen. Wenn man eine Küstenstraße, die naturgemäß voller Windungen ist und immer an der Wand lang verläuft, fährt, hat der Fahrer des Wagens die A-karte gezogen, denn die Streckenführung verlangte schon höhere Aufmerksamkeit. Aber auch aus den Augenwinkeln heraus kann nur bestätigt werden, daß die aus Katrins Mund strömenden Entzückung über das Gesehene ausdrückenden Worte zu Recht gefallen sind. Das hier ist eine wunderschöne Küstenlandschaft, die nach jeder Straßenwindung neue Ausblicke bereit hält, bei der sich Strandbucht an die vorherige anschließt, sehr schöne breite und lange Sandstrände auf Besucher warten,  die felsige Landschaft sich auch im Wasser fortsetzt, die natürlichen Gegebenheiten der Buchten oft ein besonderes Paradies für Surfer darstellen.

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Den Bildern sieht ,man auch schon an, daß der Tag mit Sonnenschein begonnen und es sich dann zunehmend bewölkte.

Die Surfer waren dann auch die einzigen, die wir im Wasser sahen, natürlich alle im Naßbieber. Selbst Strandgänger konnten wir, bis auf eine Ausnahme, nicht entdecken, wenn wir die wenigen Zuschauer an den Surfstränden außer acht lassen. Also nichts los hier, man konnte am Wasser seine Ruhe finden. Der Surfsport hat hier einen großen Stellenwert, wie man an einer in der Nähe von Torquay befindlichen Bucht feststellen konnte; Bells Beach, die wir auch besuchten, ist Austragungsort der seit 50 Jahren (!) stattfindenden Rip Curl Pro, ein internationaler Profi-surf-wettbewerb und in Torquay selber hat man ein “Surf World Museum” errichtet. Ob das hier die Wiege des Surfsports ist, wir wissen es nicht, interessiert auch nicht.

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Wo Meer und Küste ist, stehen auch Leuchttürme, oft an besonders exponierten Stellen. Das Spilt Point Lighthouse bei Aireys Inlet gehört dazu, nicht, weil es immer noch seinen Dienst versieht, sondern weil die umliegende Steilküste imponierend ist und nach und nach durch Meer und Wind geformt wird.

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Es ist schwierig, sich an die einzelnen Küstenabschnitte zu erinnern, alle waren wild, einzigartig. Unvergessen wird jedoch ein kurzes Abstecher bei Kennett River sein, der uns den ersten Koala bescherte. Es hieß, hier in den Eukalyptusbäumen würden sich kleine Gruppen von Koala aufhalten; wir waren nicht die einzigen, die diesem Hinweis gefolgt waren und konnten von der Aufmerksamkeit anderer Reisender profitieren, die ein extrem fest schlafendes Exemplar im Geäst ausgemacht hatten. Und das Glück wurde noch vervollständigt die die Beobachtung anderer Tiere.

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Auf ihrem abendlichen Spaziergang ins “Städtle” wollte Katrin insbesondere die bei unserem Stop nur kurz betrachteten Holzskulpturen vor allem örtlicher Künstler noch einmal in Ruhe anschauen. Natürlich war ein Objekt darunter, das sie sich auch bei uns im Garten vorstellen konnte. Jeglicher weitere Gedanke wurde schnell verworfen, denn wie diese großen Objekte  nach Hause bekommen und wenn per Fracht, wie groß ist das Vermögen, das wir dafür aufwenden müssen? Es blieb also bei einigen Aufnahmen statischer Art, der dann auf dem Weg entlang der Küste weitere von dynamischem Anspruch folgten. Der Wind hatte am Abend so aufgefrischt, so daß beste Bedingungen für Kitesurfen bestanden.

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Erleichterte uns am Abend das vernehmbare Meeresrauschen und der Wind, ergänzt durch Zikadengeräusche, das Einschlafen, weckte uns ein in der Nacht einsetzender heftiger Regen wieder auf. Es goß, es schüttete aus allen Kübeln. Leider waren die Gefäße am Morgen  nicht geleert, sondern wurden weiter, und das den ganzen Tag bis zum Spätnachmittag über, ohne Gnade für uns Reisende, über uns ausgeschüttet. Mal heftig, mal nur tropfenweise kam es von oben. Unsere Tagesplanung, weiter die Strecke gen Westen zu fahren, war Makulatur – bei Regen und mehr als dürftiger Sicht an einer Küste entlangfahren und nur die Ahnung von ihrer Existenz zu bekommen war nicht unser Bestreben. Das alternative Kurzprogramm sah deshalb vor, zuerst in der gemütlichen Touristeninformation uns Netzzugang zu verschaffen, um dringend notwendige Recherche zu unseren Unterkünften auf Samoa zu betreiben, anschließend zwei Ecken weiter zu fahren und zu schauen, ob die Sicht es möglich macht, zum Cape Otway zu fahren.

Nach 1 1/2 Stunden Recherche(versuchen), die immer wieder von Netzunterbrechungen gestört wurden, packten wir ohne wesentlich neue Erkenntnisse unsere Technik zusammen. Auch das Wetter meinte es nicht gerade gut mit uns, unveränderter Regenfall veranlasste uns für alle weiteren Gänge unsere Regenjacken aus den Rucksäcken zu ziehen, hatten wir diese doch in der Hoffnung, ab jetzt gibt es nur noch Sonnenschein, tief unten vergraben. So kann die harte Wirklichkeit aussehen! So ganz auf der Stelle treten wollten wir nun auch nicht, es ging also die Strecke weiter gen Westen. Der Leuchtturm von Cape Otway, 1848 errichtet, wird oft abgebildet und stellt eine besondere Landmarke dar; zudem soll auch die Sicht von diesem Punkt die Küste entlang atemraubend sein. Die Fahrt dorthin führte uns etwas von der Küste weg, verständlich, denn der Leuchtturm steht auf einer größeren Landzunge. Wir durchfuhren den Great Otway National Park, in dem wir geplant hatten, in der Nähe des Caps eine Weile zu wandern; auch dieses Vorhaben fiel richtig ins Wasser. Vom Park sahen wir somit nicht viel außer den recht großen Eukalyptusbäumen rechts und links der Straße. Manchmal bildeten die Baumkronen eine Kuppel unter der wir hindurchfahren durften.

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Um zum Leuchtturm zu gelangen, muß man gut 10 Kilometer von der Great Ocean Road auf die Landzungenkopf zufahren; entlang dieser Strecke sollen, so heißt es, ab und an Koalas sich aufhalten. Dementsprechend vorinformiert fuhren wir sehr langsam diesen Streckenabschnitt und Katrin bekam vom permanenten nach oben starren Halsschmerzen, ohne für ihren Einsatz so richtig belohnt zu werden. Das änderte sich bei unserer Rückfahrt, diesmal jedoch nicht in gemäßigtem Tempo. Natürlich hielten wir auch diesmal die Augen offen mit mehr Erfolg als auf der Hinfahrt. Nachdem wir zwei schlafende Koalas in den Bäumen entdeckt hatten, die sich leider nicht geschickt für ein Foto ins Geäst gehängt hatten,

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sahen wir wenige Bäume später erstmals einen aktiven, d.h. Nahrung in sich hineinstopfenden Koala. Nicht immer bot er eine Position die das Tier vorteilhaft abbildete, aber manchmal. Ob der Koala jemals so oft wie heute fotografiert wurde wissen wir nicht; aber nachdem andere Reisende uns mit der Kamera in der Hand in einen Baum starren sahen, hielten sie an und kamen mit gezückter Kamera angelaufen. Es kam beinahe zu einem Verkehrsstau, denn ein Vorbeifahrender beschwerte sich ob des Auflaufs, den der kleine Koala ohne eine besondere Regung über sich ergehen ließ und munter Blätter in sich hineinschob. Als wir dann weiter fuhren, hatten mehr als 20 andere Reisende ebenfalls dieses Aha-Erlebnis.

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Auf der Hinfahrt war uns ein größeres Gebiet in der Nähe des Leuchtturms aufgefallen, in dem nahezu nur abgestorbene Eukalyptusbäume standen. Später konnten wir lesen, daß hierfür nach derzeitigem Wissensstand, damit will man wohl sagen, so richtig gesicherte Erkenntnisse besitzt man nicht, u.a. die Vielzahl der die Eukalyptusblätter fressenden Tiere im Wald (Koala) verantwortlich seien, aber auch Bodenveränderungen und fehlende Brände (?!) mitursächlich sein könnten.

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Das eigentliche Ziel, den Leuchtturm von Cape Otway haben wir auch erreicht, uns aber auf einen Blick aus der Ferne beschränkt. Die Sichtverhältnisse an der Küste waren äußerst beschränkt und für diese Erkenntnis dann auch noch 40 Dollar zu zahlen war uns dann doch etwas zu fett.

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So richtig erlebnisträchtig war die weitere Fahrt nicht, wie sollte sie auch, ging es zwar durch einen schönen Wald oder später durch hügliges Gelände, der Blick wurde immer durch die tiefliegenden Wolken – oder war es nicht vielmehr Nebel, es ist doch Herbst   hier – getrübt bzw. eingetrübt. Selbst von sogenannten Lookouts war nicht viel präzise zu erkennen.

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So war schnell entschieden, sehr früh den nächstbesten Campingplatz anzufahren, damit wir Morgen bei hoffentlich strahlendem Sonnenschein uns einen der Höhepunkte an der Küste, die 12 Apostel, ansehen können. Dieser Campingplatz liegt malerisch auf einer Anhöhe, etwa 3 Kilometer vom Meer entfernt.

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Fast mit unserem Fahrtende am heutigen Tag hörte es auch zu regnen auf. Bislang wenig bewegt war damit schnell entschieden, wir laufen auf die Küste zu. Der kleine Spaziergang von 1 1/2 Stunden führte uns durch einen Krüppelwald an die Kante der Steilküste mit einem schönen, jetzt möglichen, Weitblick. Lange standen wir da und schauten den anrollenden und sich kurz vor dem Ufer  brechenden Wellen nach.

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Das Glück wie bei der Aufnahme des Koala war uns auf dem Rückweg vom Meer bei unseren Versuchen, einen der zahlreichen hier im Busch umherfliegenden Vögel zu fotografieren nicht hold. Wahrgenommen, gesehen haben wir u.a. zwar auch blau-rote sowie dunkel-hellgrüne papageienähnliche Vögel, vor die Linse kamen uns die schnellen Tiere aber nicht. Das wäre dann wohl auch zu viel Glück an diesem Tag gewesen, hoffen wir deshalb, daß Morgen das Wetterglück auf unserer Seite ist.

Melbourne – Teil 1

Der 25.3. ist wieder einmal ein Reisetag; heute geht es in der Früh von Hobart per Flieger nach Melbourne. Dort übernehmen wir unseren Camper und Heimstatt für die nächsten 9 Tage. Leider befindet sich das Auslieferungslager etwa 20 Kilometer vom Flughafen entfernt, was anfangs ein Transportproblem aufwarf. Wie dorthin gelangen ohne auf ein teures Taxi zurück zu greifen – diese Frage hätten wir gerne einem Mitarbeiter am Informationsschalter im Flughafen gestellt, allein, einen solchen Auskunftsbereich findet man im nationalen Airport von Melbourne nicht. Soll doch jeder Ankommende sehen, wie er weiter kommt; Informationsbroschüren für einen Besucher der Stadt – man sollte sich vor der Reise entsprechend eingedeckt haben, denn auch diese gibt es vor Ort nicht. Melbourne und seine Einrichtungen haben es wohl nicht nötig, um Gäste zu werben. Zum Glück gibt es auch hilfsbereite Menschen an den  Verkaufsschaltern, die uns zumindest mit einer Hausnummer für einen Taxitransport versorgen konnten. Da allein der Bustransfer in die Stadt, wo wo aus wir mit einem Zug in den Vorort, indem die Ausgabestelle sich befindet, hätten weiter fahren müssen, pro Person 18 Dollar kostet, war die Entscheidung für das Taxi schnell gefallen. Innerhalb von etwa 20 Minuten und für nicht ganz 50 Dollar waren wir an unserem Ziel.

Die bekannte Übergabeprozedur wurde schnell abgewickelt, dann machten wir uns auf die Reise durch einen Teil des Bundesstaates Victoria, jedoch nicht ohne vorher bei einem alten Bekannten vorbeizuschauen. Jedes Mal, wenn es wieder auf große Fahrt geht, müssen wir uns verproviantieren. Kurz bevor wir mit dem Taxi auf den Hof des Vermieters einbogen, sprang uns ein altbekannter Schriftzug in blau ins Auge : auch Aldi gibt es in Australien. Bei den bislang kennengelernten Lebensmittelpreisen bei den Platzhirschen wollten wir den Vergleich anstellen, zumal bei den hiesigen Lebensmittelmärkten die Tendenz zu Großfamilienpackungen besteht, die so gar nicht unserem Bedürfnis entsprechen. Da loben wir doch die Aldi-Abpackungsmengen und wurden nicht enttäuscht, weder was die Verpackungsmengen noch die Preise betrifft. Nur mit dem Brot konnte er uns nicht zufrieden stellen, hier ist das Angebot voll auf den zahnlosen Australier, d.h. jegliche Form von Weich-/Toastbrot ausgerichtet.

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Mit diesen Kilo Zusatzgewicht ging es dann durch Melbourne auf der Suche nach der richtigen Schnellstraße in Richtung Great Ocean Road. Wir sind sicherlich den einen oder anderen Schlenker zu viel gefahren, kamen letztlich aber doch auf die M1, die uns nach Geelong führte. Wir wollten in dieser Großstadt versuchen, unser Netzzugangsproblem zu lösen. Immer wieder haben wir in der Vergangenheit, insbesondere in Australiern aber auch in Teilen Neuseelands feststellen müssen, daß auf den besuchten Campingplätzen keine Internetverbindung möglich war. Recherchen über weitere Reiseziele, Korrespondenz etc. mussten wir auf Sparflamme fahren, im Grunde kein lange akzeptabler Zustand. Die Lösung kann nur darin bestehen, uns einen WiFi-Zugang auf Zeit zu kaufen; hier versprachen wir uns Hilfe bei den einschlägigen Anbietern, die vorzugsweise in den großen Einkaufsmalls vertreten sind. Eine solche steuerten wir im Herzen von Geelong an und verließen sie mit einem Minikarton. Die geforderten Preise für einen Zeitvertrag oder als Pre-Paid-Modell haben uns anfangs erstaunt, hoffen nun aber, mit der gefundenen Lösung für die nächsten zwei Monate flexibler zu sein.

Der Rest der Fahrt hin zu unserem ersten Campingplatz im Bundesstaat Victoria, meernah in Torquay war dann schnell bewältigt. Zur Freude von Katrin schien die Sonne, der Wind blies mäßig und es war warm. Das läßt uns positiv auf die Fahrt entlang der Küste von Morgen an gehen.

Hobart

Sonntag der 23.3. geben wir den Camper am Flughafen in Hobart zurück. Wir können uns Zeit lassen, fahren gemütlich in die Innenstadt von Hobart zur JuHe, um unser Gepäck zu deponieren. Ungewöhnlich, wir können unser Zimmer schon vor 12:00 Uhr beziehen, was das Handling erleichtert. Erfreulich, als ich eine knappe Stunde später den Camper ohne Beanstandungen zurück geben kann, womit ein weiteres Camperlebenkapitel abgeschlossen ist. ÖPNV sollte man an den Flughäfen in dieser Weltregion nicht erwarten, aber private Busfirmen bringen dich für ein stattliches Entgelt in die Innenstadt; erfreulich, als ich dort ankam, startete gerade eine Fahrt in die Innenstadt, was mir eine Stunde Wartezeit auf die nächste Verbindung ersparte.

Am Nachmittag unternahmen wir einen ersten Erkundungsspaziergang durch die direkt vor der Tür der JuHe beginnenden Innenstadt – und sahen kaum jemanden wie wir durch die Straßen schlendern. Lediglich in den hafennahen Spezialitätenrestaurants saßen einige Gäste und erste Besucher strömten in das in der Nähe des Salamanca Marktes aufgebauten “Spiegeltents”. Irgendwie erinnerte mich dieses Zelt an ein solches, das in 2001 in Potsdam stand, damals aber Spiegelzelt hieß.

Heute m Montag, 24.3., waren die Straßen spürbar belebter, so machte es auch mehr Spaß, den alten Teil Hobarts, zumindest was von diesem noch zu sehen ist, zu durchstreifen. Hobart gehört zu den ältesten Siedlungen der Engländer auf Tasmanien; seine Entwicklung wurde maßgeblich begünstigt durch die Politik, Strafgefangene nach Tasmanien zu verschicken. Gegründet Anfang 1800 nahm das Örtchen Aufschwung in der Zeit zwischen 1820 und 1840. Einzelne Gebäude existieren noch aus dieser Gründungszeit, naturgemäß oft in der Nähe des Hafens gelegen, wie das Objekt, das heute als Gaststätte (The drunken Admiral) dient. Die damals in direkter Nachbarschaft gebauten kleineren Fischerhäuser mussten bald robusten Steinhäusern weichen, die auch heute noch, jetzt als Hotel (Henry Jones Art Hotel), genutzt werden.

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Nur wenig erinnert heute noch an die Zeit Hobarts als “Verwaltungsstadt” für den Gefangentransfer, die Gefangenenlager, auch wenn hier z.B. die Gelegenheit besteht, die Überreste eines ehemaligen Frauengefängnisses zu besuchen. In dem Zusammenhang meine ich mich zu erinnern, daß fast 25% der zwangsverschickten Gefangenen Frauen waren!

Hobart, am Fuß des Mount Wellington und am Derwent River gelegen, besitzt viele schöne Wohngegenden, was auch die ersten Siedler zu nutzen wussten. Auf der kleinen Anhöhe Battery Point wurden im vorvorigen Jahrhundert entlang kleinen Sträßchen und Gassen Hütten und Häuser gebaut, von denen heute noch einige Bestand haben. Meistens waren es Bürger, die ihr Brot in der Seefahrt verdienten; je nach Lohntüte fielen dann auch die Gebäude aus. Später wurde die Bebauung durch eine ganze Anzahl von stilvollen Gebäuden ergänzt, die ebenso gut auch in England hätten stehen können. Ein besonders schönes Gebäudeensemble unterschiedlicher Stile findet sich am Arthur Circus, einem kleinen Park Mitten in Battery Point.

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Ein weiteres Highlight bilden die am Salamanca Place um 1830 in Sandstein errichteten Geschäfts- und Lagerhäuser, damals das Zentrum der Geschäftstätigkeit Hobarts. Die Gebäude sollen in den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts ziemlich heruntergekommen sein und benötigten eine “Wiederbelebung”. Diese wurde gefunden. Heute haben sich hier alle möglichen Geschäfte etabliert die zahlreiche Einheimische und Touristen anziehen. Natürlich dominieren hier die Gastronomiebetriebe, sicherlich ist deren Existenz auch durch die naheliegenden Verwaltungsgebäude der Tasmanischen Regierung begünstigt.

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Als wir in der Nähe des Parlamentsgebäudes den St. Davids Park durchliefen, war dies für uns eine ganz normale in der Stadt gelegene ruhige Grünanlage mit imponierenden großen Bäumen. Wir nahmen zwar die verschiedenen kleinen Monumente wahr, machten uns aber keine Gedanken über deren Herkunft, bis ich eines davon näher unter die Lupe nahm. Es handelte sich um monströse aber sehr schöne Grabsteine. Dieser Park war, wie später deutlich wurde, im 19. Jhd. ein Friedhof, der um 1920 in einen Park umgewandelt wurde. Einige der schönsten Grabsteine blieben an ihren Stellen, zahlreiche Grabplatten hat man in eine hinter dem obersten Gerichtshof des Landes befindliche Mauer integriert, an der man auch entlang schlendern kann.

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Innenstadtnah befindet sich natürlich kein Fischereihafen mehr; die Kaianlagen werden von Ausflugsschiffen, auch in Form historischer Segelschiffe, und als Liegeplatz für die Großboote betuchter Bürger genutzt. Frühere Lagerhallen wurden umgenutzt, häufig findet man hier eine Mischnutzung von Gastronomie im Erdgeschoß und gehobenen Wohnraum in der Belletage mit tollem Blick auf das Wasser. An die alten Zeiten, in denen das pralle Leben rund um den Hafen sich abspielte, erinnern nur wenige Gebäude. In einem davon befindet sich nach eigener Werbung die älteste Kneipe mit Lizenz in Australien, bei unserem Spaziergang leider geschlossen – hier hätten auch wir uns gerne einen hinter die  nicht vorhandene Binde gekippt.

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Einen Tag kann man gut hier in Hobart verbringen, einen zweiten, uns leider nicht mehr zur Verfügung stehenden Tag kann man zu einem Ausflug mit Wanderung auf den Mount Wellington nutzen. Die Stadt verbreitet eine angenehme Atmosphäre, keine Hektik, ist überschaubar. Wir haben die Zeit hier genossen, es war ein Tag ohne Fahrerei und mit einem gemütlichen Stadtrundgang, bevor wir Morgen nach Melbourne fliegen, um von dort aus mit einem Camper für einige Tage uns den Bundesstaat Victoria anzusehen.

 

Bleibt die Frage, ob die Reise nach Tasmanien sich gelohnt hat. Ja, aber : Tasmanien hat wunderschöne Sandstrände und Buchten, die nur von wenigen während unserer Zeit besucht wurden, aber die Wassertemperatur verleitete niemanden, die Bademöglichkeit zu nutzen. Tasmanien verfügt über eine extrem große Anzahl von Nationalparks; in unserem Parkpass sind 20 verschiedene geschützte Bereiche benannt, von denen wir nur fünf besuchen konnten. Tasmanien ist grün, auch wenn die Trockenheit spürbar war. Tasmanien hat wunderschöne wilde Küstenabschnitte, die man kaum alle kennenlernen kann; wir mussten uns im wesentlichen auf die Ostküste beschränken, wobei insbesondere die Nord- und Teile der Westküste mindestens ebensolch imponierende und beeindruckende Küsten besitzen, die wir leider nicht anfahren konnten. In Tasmanien kann man wunderschöne und interessante Wanderungen im Gebirge und an der See machen und muß sich dabei nicht nur auf Eintagestouren beschränken; auch wir wären gerne mehr und längere Strecken durch diese Landschaften gewandert. Tasmanien ist eine Insel und insofern wechselt das Klima relativ schnell; uns hat es erwischt mit Starkregen und heftigen Winden, ist halt Pech. Tasmanien zieht zahlreiche Besucher an, aber die Anzahl ist überschaubar; selbst die Hauptstadt Hobart strahlt eine Ruhe aus und wirkt in keiner Weise sehr großstädtisch. Selbst die Fußgängerzone könnte man in jeder deutschen Mittelstadt verorten. Daß der Tourismus nicht unbedingt ein starkes Standbein der Tasmanischen Wirtschaft ist, zeigt sich an der Qualität der Campingplätze, die stark hinter der in Neuseeland vorgefundenen zurückbleibt; auch ist die touristische Infrastruktur für den Camperreisenden nicht stark ausgebaut. So können wir nach dem verkürzten Aufenthalt auf Tasmanien ein im wesentlichen positives Urteil fällen, nur zu kalt war es, meint vor allem Katrin, die sich nach Wärme sehnt; der Herbst hat sich hier früher als erwartet und heftiger als erwünscht bemerkbar gemacht. Es hätten einige Tage mehr sein können, die wir hier herumreisen, denn es gibt auf Tasmanien noch viel für uns zu entdecken. Wir hatten jedoch entschieden, um auf Katrins Wunsch die Gesamtreisedauer etwas zu reduzieren, die geplante Reisedauer auf der Insel um fast 50% zu vermindern, das war wohl etwas zu sehr gekürzt und wir haben unsere Reiseziele entsprechend eingedampft. Schade, aber nicht zu ändern. Dennoch, wir verlassen Tasmanien mit einem vollen Rucksack, vor allem voller neuer Eindrücke.

Lake St.Clair

Warm war uns in der Nacht vom 21. auf den 22.3. nicht, gefroren haben wir, aber man gewöhnt sich an fast alles, so auch die Kälte; heute Nacht wurden wieder 5 Grad Wärme gemessen. Irgendwann in der Nacht muß es zu regnen aufgehört haben. Hatte es am Abend noch wie aus Kübeln geschüttet und uns im Camper festgenagelt, waren am Morgen nur noch die Riesenpfützen auf den Wegen des Campingplatzes zu sehen. Damit war im Grunde die Frage nach dem was tun geklärt, wandern natürlich, denn deshalb sind wir in diesen Teil des Craddle Mountain NP am Lake St. Clair gefahren, der im Süden des Walls of Jerusalem NP liegt.

Ein gutes Dutzend unterschiedliche langer Wanderungen kann von dem direkt am Campingplatz liegenden NP-Verwaltungsgebäude aus angegangen werden. Der mit etwa 5 Stunden Wanderzeit angegebene Rundweg zum Shadow Lake oberhalb vom Lake St. Clair gelegen reizte uns deutlich mehr, als an einem Teil des Sees in der gleichen Zeit zu entlang hin und zurück zu laufen. Und so machten wir uns um 10:30 Uhr auf den Weg, trugen uns pflichtgemäß in das ausliegende Wanderbuch ein und nach unserer Rückkehr um 14:45 auch wieder aus, schließlich wollen wir keine überflüssige Suchaktion verursachen. Nach so einem langandauernden und heftigen Regen sind natürlich auch die Wege oft morastig und mit riesigen Wasserlachen gefüllt, Bäche führen deutlich mehr Wasser als normal, was die eine oder andere Bachüberquerung zu einem Balanceakt machte und in uns unsere Kängurufähigkeiten zum Vorschein brachte. Es ging über Stock und Stein, große und ganz große Baumstämme, über und durch Bäche, Morast und Wasserlachen – alles für uns kein Problem, denn wir hatten mit unseren Treckingstiefeln zum richtigen Ausrüstungsgegenstand gegriffen. Und zu unserer Freude war und blieb es während der ganzen Wanderung trocken, ja die Sonne kam sogar gegen Ende, d.h. gegen 14:00 Uhr leicht zum Vorschein. Im Gegensatz zur Umrundung des Dove Lake war der Weg, den wir heute unter die Sohle nahmen, ein richtiger Wanderpfad mit allen Stolperfallen die man so kennt, nicht breit, sondern in Teilen fast zugewachsen, so daß an manchen Stellen nur ein hintereinander laufen möglich war.

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Wir wanderten anfangs durch einen typischen gemäßigten Regenwald, nicht weil es gerade so heftig gegossen hatte, sondern es regnet hier halt in hohem Maße. Dementsprechend intensiv natürlich auch die Moosentwicklung. Der NP wird in keiner Weise bewirtschaftet oder in ihn eingegriffen; die Folgen kann man hervorragend sehen, denn überall liegt Totholz kreuz und quer im Unterholz und vermodert. Das Unterholz ist in weiten Teilen äußerst dicht, die Blue Mountain Berry Büsche und Bäume haben sich so richtig breit gemacht. Hin und wieder kann man auch einige Methusalems der Eukalyptusbäume erkennen; wie es scheint, wurden bei den vor vielen Jahrzehnten flächendeckenden Holzfällarbeiten immer wieder kleine Oasen vom Kahlschlag ausgenommen, anders ist nicht zu erklären, warum immer wieder auf kleiner Fläche eine Gruppe von sehr großgewachsenen Eukalyptusbäumen steht. Während das Gros des Waldbestandes, es sind fast ausschließlich verschiedene Eukalyptusarten, Stammdurchmesser von weniger als 70/80 Zentimeter aufweisen, kommen die Herren des Waldes auf mehr al das Doppelte, in einzelnen Fällen glauben wir, sind 2 Meter zu gering geschätzt. Auch dieser Nationalpark wurde nicht vom Feuer verschont; das offene Feuer ist hier, wie auch in den übrigen von uns besuchten Parks, verboten. Vor Jahren hat ein Großfeuer das Unterholz entlang eines Teils unseres Weges vernichtet; heute kann man nur noch partiell den Mangel erkennen.

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Nach fast zweistündigem Anstieg hatten wir auf etwa 950 Höhenmetern eine kleine Hochebene erreicht, ein Hochmoor schien vor uns zu liegen, in der Ferne dann die höheren Berge, vor allem der Little Hugel, der mit seinen knapp 1450 Metern auch kein Bergriese ist. Um uns herum gluckste es, aus allen Richtungen floß Wasser und wir konnten fast darüber hinwegschweben, denn die Parkverwaltung hatte hier keinen Knüppelweg, wie an manchen sehr morastischen Stellen beim Aufstieg zur Erleichterung gebaut, sondern einen Steg quer durch das Moor gelegt. Trockenen Fußes kamen wir so voran – nicht nur hier.

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Als wir schon nicht mehr damit rechneten überhaupt an diesem Tag den Shadow Lake zu erreichen, wir waren inzwischen gut 2 1/2 Stunden unterwegs, hatten aber entgegen den Vorschlägen der Parkverwaltung den Weg entgegen der Uhrzeigerrichtung gewählt, lag er auf einmal vor uns, schimmerte durch den nicht gerade dichten Wald. Betrachtet man diesen sehr still und ohne jegliche Welle vor uns liegenden glasklaren See, kann man der Namensgebung nur zustimmen – der Wald warf einen gut konturierten Schatten auf das Wasser.

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Der Shadow Lake war/ist nicht der einzige See an unserer Wegstrecke, wo Wasser ist gibt es hier auch Seen; der nächste, ein Winzling, lag nur wenige Wanderminuten entfernt, war romantischer als der doch sehr groß geratene Shadow Lake. Und wir hatten diesen See, wie auch die ganze Strecke fast nur für uns allein. Während am Vortag um den Dove Lake doch einige Wanderer, in Summe sicherlich zwei, drei Dutzend den Weg mit uns teilten, trafen wir heute nur auf eine Handvoll Mitwanderer. Das mag mit an der anspruchsvolleren Strecke liegen, auch das nach wie vor miese Wetter, der Himmel blieb bedeckt und über 10 Grad wurden es auch nicht, reizte nicht gerade große Touren zu gehen. Wie dieses Seele heißt, wir wissen es nicht; er ist zwar auf den Wanderkarten als Gewässer verzeichnet aber nicht benannt.

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Von nun an ging’s bergab; ab und an hörten wir dabei Vogelstimmen, konnten immer wieder auch einen größeren Schwarm dunkelgrüner Vögel über uns entdecken. Noch viel nachdrücklicher brachte sich ein in Richtung Lake St. Clair mit Getöse fließender größerer Bach in unsere Wahrnehmung. Schließlich standen wir dann am Strand des Lake St. Clair, konnten aber nicht das Panorama in uns aufnehmen, das ein Fotograf in einer glücklichen Minute hier aufgenommen hat. Bei einem derartig grauen Tag muß auch jedes Foto grau werden. Auf Grund des gegangenen Tempos, schließlich müssen wir anschließend noch bis kurz vor Hobart fahren, waren wir dann auch froh bereits vor 15:00 Uhr wieder am Ausgangspunkt angekommen zu sein. Selbst die anfangs skeptische Katrin äußerste große Freude, diese Wanderung trotz der nicht optimalen Wetterbedingungen gemacht zu haben.

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Wir mussten uns sputen, um bis 18:00 Uhr an unserem vorreservierten Campingplatz einzutreffen, dennoch, als Katrin laut darauf hinwies, ein besonderes Stacheltier neben der Straße gesehen zu haben, wurde angehalten und zurückgefahren. Den Namen dieses Stacheltiers haben wir derzeit nicht präsent, die Schilder, die auf es hinweisen sind uns jedoch bekannt, und nun sehen wir, zum zweiten Mal, ein solches “in echt”. Leider war der Kerl zu schüchtern, uns sein Gesicht zu zeigen und streckte uns/Katrin den Hintern entgegen. In Wahrheit sieht er sehr putzig mit seiner spitzen Nase und den langen Stacheln aus. So müssen wir warten, bis wir den Kerl dann komplett abbilden können; hier somit nur ein Teil von ihm.

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Tasmanien verfügt über unzählige Seen, die durch den häufigen Regen auch gut gefüllt werden; wenn das nicht reicht, werden eben Bäche umgeleitet, um Stauseen, die an vielen Stellen gebaut wurden, zu füllen, einziges Ziel der Betrieb von Wasserkraftwerken. Wir hatten schon im Wall of Jerusalem NP zwei Staudämme mit der entsprechenden Technik gesehen, auch hier im Umfeld des Craddle Mountain NP stehen mehrere Kraftwerke. Wie zur Bestätigung finden wir weitere Anlagen dann entlang unserer Fahrtstrecke nach Hobart. Allen Anschein nach kann auf Tasmanien ein sehr großer Anteil der Energie auf umweltverträgliche Weise gewonnen werden.

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Die Fahrt in Richtung Hauptstadt Tasmaniens führte uns, oft bei Sonnenschein, dann zunehmend durch agrarisches Gebiet, was uns immer wieder zu der Frage führte, ob dieses doch gelbe und in unseren Augen trockene Gras für Kuh und Ziege das richtige Futter sei, zumal wir auch Wiesen wahrnahmen, die unserem Verständnis einer Wiese, nämlich die Farbe grün aufweisend, entsprach. Wie dem auch sei, der Wald verlor seine Dominanz, die Wiese, sei es für Schaf oder Rind, selten der Acker, trat in den Vordergrund.

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Fast pünktlich erreichten wir unser Ziel, den Treasure Island Caravan Park kurz vor Hobart. Wie dieser direkt am Wasser liegende Park zu seinem Namen kam, noch wissen wir es nicht, vielleicht sind wir Morgen schlauer.

Unterwegs in den Craddle Mountain

Die Nacht war lang, da wir wegen der Dunkelheit und um die Batterie zu schonen, früh in den Schlafsäcken lagen, kalt, wir rückten mit den Schlafsäcken zusammen, aber nicht so richtig entspannend. Die zur Camperausstattung gehörenden Schlafsäcke sind für derartig niedrige Temperaturen nicht geeignet. Lange Zeit horchten wir, was da draußen auf der Straße und unserem Parkplatz so passiert – nur wenige Fahrzeuge fuhren nach Einbruch der Dunkelheit noch und “unser” Parkplatz fand weitere Gäste –, uns war auch etwas mulmig so auf freier Wildbahn zu campen. Auch die Kälte, am Morgen bei der NP-Verwaltung sahen wir, daß es nachts bis auf 5 Grad herunter gegangen war, verhinderte ein Einschlafen. Irgendwie fielen wir dann doch in den Schlaf, um gegen 6:00 Uhr durch das Brummen eines vorbeifahrenden Lasters geweckt zu werden. Die übliche morgendliche Prozedur fiel den Umständen entsprechend sehr kurz aus, das morgendliche Frühstück ebenso. Nachdem wir den Camper aufgeklart hatten, waren wir vor 8:00 Uhr auf dem Weg zum Parkeingang, wo sich auch eine Cafeteria befindet. Hier gab es den lang ersehnten Frühstückskaffee und wir konnten das verschobene Frühstück nachholen. Schon auf der Fahrt konnten wir in der Ferne die scharfen Konturen des Parknamensgebers, dem Craddle Mountain, erkennen.

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Anschließend fuhren wir die letzten Kilometer zum Parkplatz am Dove Lake, an dem zahlreiche Wanderwege beginnen. Während es frühmorgens noch trocken war, die Wolken zwar tiefhingen, aber es im Norden einen Hauch von sich auflockernden Wolken gab, was uns hoffen ließ, begann es bereits auf der Fahrt zum Nationalparkeingang leicht zu nieseln um während unserer Wanderung dann so richtig in Landregen überzugehen. Damit war die Entscheidung, welche der zahlreichen Strecken wir laufen, schnell gefällt. In gut zwei Stunden war der See zu umrunden, alle weiteren Rundwege benötigten längere Laufzeiten und führten darüber hinaus in die Höhe. Bei den tiefliegenden Wolken keine gute Idee, denn Weitsicht war nicht zu erwarten. So machten wir uns auf den Weg, das erste Mal seit sehr langer Zeit kamen die Regenjacken so richtig zum Einsatz.

Die Wanderung um den Dove Lake zählt hier auf der Insel zu den schönsten Kurzwanderungen; der Parkplatz ist daher auch auf einen größeren Ansturm als es ihn heute gab, ausgelegt. Wohl auch deshalb, um nahezu jedem, der einigermaßen geradeaus gehen kann die Chance zu bieten, den See zu umrunden, ist der Weg zu einem großen Teil badeschlappentauglich, d.h. man hat den Boden begradigt, Holzwege gebaut, Stufen gesetzt, praktisch alles aus dem Weg geräumt, was eine Stolperfalle sein könnte.

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Der Dove Lake wird nicht nur vom Craddle Mountain Massiv umrahmt, sondern auf der Ost- wie der Westseite ragen ebenfalls Felshänge steil empor; der westlich oberhalb des Dove Lake liegende Vulkansee läßt auf Grund seiner Namensgebung darauf schließen, daß u.U. die umliegenden Felsen ehemalige Kraterwände waren. Relativ lockere Bewaldung durchliefen wir auf der Ostseite des Sees, die teilweise den Charakter eines Regenwaldes hatte; dichtes Unterholz, schöner Moosbewuchs auf abgestorbenen wie auch noch lebenden Bäumen, meistens Eukalyptusbäume. Ein großer Felsen direkt am Wasser dient als kleiner erhöhter Aussichtspunkt, ansonsten ist der Weg ziemlich unspektakulär, was wohl im wesentlichen an den Witterungsverhältnissen lag. Besondere Stimmung beim durchlaufen dieses Waldes kam nicht auf, es gab auch keine eindrucksvollen Aussichten auf und Ansichten von dem Craddle Mountain, der leider meistens ohne besondere Konturen eher grau in grau auf uns herabsah, manchmal, wenn auch nicht immer, teilweise von Wolken eingehüllt war. Dennoch, seine zackige Silhouette war bemerkenswert und eindrucksvoll, so noch nirgendwo gesehen. Und Aufnahmen bei diesen unangenehmen Verhältnissen zu machen, hat weder Spaß gemacht, noch sind diese vorzeigbar, sondern stellen lediglich “Dokumente” dar, Anregungen, seine Phantasie treiben zu lassen.

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Der Wald auf der westlichen Seeseite erschien uns teilweise deutlich älter zu sein, standen immer wieder hochaufragende wahrscheinlich Pinienstämme zwischen den zahlreichen Eukalyptusbäumen und uns unbekannten Laubbäumen. Ein uns bereits am Vortag aufgefallener Strauch hat für uns nun auch einen Namen, der Blue Mountain Berry, obgleich wir von wenigen Ausnahmen abgesehen nur Sträucher mit roten Früchten gesehen haben, die Namensgebung jedoch auf die weiblichen Sträucher abzielt.

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Das Seewasser war klar und sehr kalt, offensichtlich so kalt, daß es die üblichen Enten hier gar nicht gab. Ein großer Teil des den See umgebenden Flachlandes erschien uns wie ein Moor, zumindest die Pflanzen erinnerten uns daran. Zahlreiche kleinere Tümpel tragen weiterhin dazu bei, diesen Eindruck zu erzeugen. Das gesamte Gebiet wie wohl auch Tasmanien hat vor Millionen von Jahren unter einem Eispanzer gelegen; dies soll die entscheidende Ursache dafür sein, weshalb es hier auf den Hochebenen extrem viele kleine Seen gibt, so auch den benachbarten Lake Lilla, der jedoch eine normale Wasserfarbe aufweist.

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Nach knapp zwei Stunden waren wir am Ausgangspunkt unserer kurzen Wanderung zurück, sind gegangen, haben geschaut, aber nicht gerade viel gesehen. An einem sonnigen oder wenigstens trockenen und nicht wolkenverhangenen Tag wird dieser Rundweg sicherlich in Erinnerung bleiben, ob bei uns von diesem Vormittag etwas haften bleibt ist eher fraglich.

Der Craddle Mountain NP reicht weit bis in den Süden; ein Wanderweg quer durch dieses Gebiet vom Dove Lake zum Lake St. Clair im Süden erstreckt sich über 80 Kilometer. In der Hoffnung/Erwartung, dort auf besseres Wetter zu treffen aber auch, weil der Weg nach Hobart zwangsweise um den NP im Süden geht, war der Lake St. Clair unser Ziel für den Abend. Aus der Erfahrung des Vortages gelernt, auf Tasmanien ist ein Reservieren von Stellplätzen erforderlich, haben wir am Lake St. Clair vorgebucht.

Während der Fahrt dorthin durch den Nationalpark begleitete uns ständiger Regenfall, mal heftig, dann reduziert aber nie aufhörend. Anfangs überquerten wir eine Hochebene, Grasland begleitete uns, in der Ferne dann die bewaldeten Berge. Das Grün des Waldes war eintönig, eine langweilige Fahrt mussten wir überstehen.

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Zum Glück gibt der Reiseführer ab und an einen Hinweis, den wir beachten, heute war es u.a. das alte Minenstädtchen Zeehan. Im Westen Tasmaniens war man Anfang 1900 auf Gold und andere Metalle gestoßen, die teilweise sogar bis heute ausgebeutet werden. Zeehan war damals ein prosperierendes Minenstädtchen, das sogar heute noch ein Theater von kurz vor 1900 besitzt. Dieses war damals größer ausgefallen als z.B. entsprechende Gebäude z.B. in Hobart. Man wollte die Minenarbeiter bei Laune halten. Auch andere Objekte sind bemerkenswert und aus Ziegel gebaut wie z.B. das ehemalige Polizeigebäude, die Stadtverwaltung oder die Schule der Mineure. Für den Bau der katholischen Kirche wurde demgegenüber nur Holz verwendet.

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Der Westen der Insel hat zumindest vorübergehend vom Abbau verschiedener Erze profitiert. Zeehan war eine der durch die Minentätigkeit geförderte und geprägte Stadt; das etwa 40 Kilometer weiter südlich liegende Queenstown lebt noch heute davon. So sieht dann auch die Umgebung aus. Während wir im Umfeld von Zeehan immer noch durch ausgedehnte Wälder fuhren, ist meilenweit rund um Queenstown jeder Baum gefällt und jede Bergkuppe glatt wie ein Kinderpopo, der ehemalige Regenwald  verschwunden. Karstlandschaft weit und breit und wenig erkennbare Bemühungen, dieses Gebiet aufzuforsten. Die Erosion macht sich überall bemerkbar. Heute wird hier Kupfer in großem Stil abgebaut, obgleich der Ursprung der Minentätigkeit auf der Entdeckung von Goldvorkommen durch drei junge Burschen Ende des 19. Jhd. zurückgeht. Wie so oft gehen die Entdecker leer aus, so auch hier; die drei Ursprungsbesitzer der Schürfrechte verkauften an drei Investoren, die sehr bald feststellten, daß die Goldvorkommen überschaubar waren, das hier aber auch gefundene Kupfer die wahre Goldmine sei. Während die Urväter der Entwicklung von Queenstown verarmt starben, brach über den Investoren der Reichtum aus. Die Stadt mit ihren heute knapp 3.400 Einwohnern ist nach wie vor durch die Mine und deren Umweltbelastung “geprägt” und abhängig, auch wenn es Anzeichen gibt, im Umfeld der Stadt, so noch nicht zerstört, den Tourismus zu fördern. In der Stadt selber findet man minentypische Einrichtungen, ein entsprechendes Museum, Theater etc., aber auch eine stattliche Anzahl von Häusern in der Hauptstraße, die auf früheren Wohlstand schließen lässt.

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Da man vom Berg kommend nach Queenstown hinein und über den Berg auch wieder hinausfährt, hat man lange Zeit das traurige Landschaftsbild mit abgetragenen kahlen Hängen, tiefen Einschnitten in die Berglandschaft, Abraumhalden vor Augen. Während wir weiter fahren können, dürfen die Bewohner mit diesem Bild täglich leben.

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Unweit der Stadt wird wohl mit Stolz der Autofahrer aufgefordert, sich auf der Spitze des Gormanston Hill den Iron Blow anzusehen. Von einer über den Rand des großen Ausbeutungskraters hinausragenden Plattform kann man tief in das gerissene, gegrabene, gesprengte Loch der Ursprungskupfermine sehen, das sich nach und nach mit Wasser füllt. Eine gigantische Wunde im Berg liegt da vor einem. An dieser Stelle wird seit einigen Jahrzehnten nicht mehr gefördert, es lohnte sich nicht mehr, aber unweit der Stadt wird fleißig weiter der Berg beim Abbau des kupferhaltigen Gesteins abgetragen.

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Ein großer Teil von Tasmanien ist inzwischen durch die Einrichtung von Nationalparks geschützt. Der Franklin-Gordon Wild Rivers Nationalpark gehört dazu; wenige Straßen durchkreuzen ihn, er ist ein interessantes Wanderziel. Derzeit sind einige der Trecks gesperrt, den Grund konnten wir auf unserer Fahrt durch den Park in Richtung Derwent Bridge sehen. Bereits vor Erreichen der Parkgrenze stachen links und rechts der Straße kilometerlang nur noch schwarze Spargel in den Himmel; ein sehr flächenraubendes Feuer muß sich hier ausgetobt haben. Natürlich hört es nicht an der Parkgrenze auf zu flämmen; auch hier selbst aus großer Entfernung sichtbar immer wieder Brandschäden im alten Waldbestand. Auf Grund der tieffliegenden Wolken konnte man auch den Eindruck gewinnen, es würde immer noch brennen, wir würden den Brandrauch sehen.

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Just in time aber in strömendem Regen trafen wir endlich kurz vor 18:00 Uhr auf unserem Campingplatz am Lake St. Clair ein. Wir hatten den letzten Platz durch die Reservierung ergattert. Hier wurde besonders deutlich, welch großer Qualitätsunterschied zwischen den Plätzen in Neuseeland und den in Australien besteht. Die Campingküche besteht ausschließlich aus einem Abwaschbecken und zwei gasbetriebenen BBQ-Platten, beides in einem kleinen Holzhäuschen untergebracht, das zwar Fensteröffnungen besitzt, aber keine Fenster. Hier saßen dann einige der in Zelten übernachtenden Camper in dicken Pullovern und Mütze auf dem Kopf und kochten auf ihren kartuschenbetriebenen Kochern ihr Essen. Für uns hieß das, erstmals den Gasherd des Campers in Betrieb zu nehmen. Das ist uns gelungen, ohne den Wagen anzuzünden oder in die Luft zu sprengen. Der starke Dauerregen und ein einheimischer Wein trugen dazu bei, bald die Schlafsäcke auszurollen in der Hoffnung, die Nacht wird nicht so kalt wie die vorige. Was die Planung für den kommenden Tag anging – wir machten keine Pläne sondern hofften auf ein Einsehen des Wettergottes. Im Regen durch den Park zu stapfen war und ist nicht unser Ziel. Warten wir es ab.

In dem Walls of Jerusalem National Park Teil 2

Wir hatten nicht die alles in den Schatten stellende Fernsicht erwartet – und auch nicht bekommen –, dennoch waren wir enttäuscht, als wir uns auf die Rückfahrt machten, die seine Zeit benötigte, bis wir wieder die “Hauptstrecke” in den Park erreicht hatten. An einer Stelle unserer Strecke war in der Vergangenheit eine große Steinlawine von einer steil aufragenden Felswand weit oberhalb der Piste abgegangen; die Piste musste anschließend auf einigen hundert Metern beräumt werden; dies machte uns deutlich, wie labil diese felsige Region ist. Unwesentlich später öffnete sich der Wald wieder einmal; in der Ferne im Tal glaubten wir den Lake Rowallan sehr undeutlich auszumachen, an dem vorbei wir zum Ausgangspunkt unserer Wanderung fahren müssen. Etliche Kilometer ging es tiefer in den NP hinein, der Wald war in dieser tieferen Region ziemlich dicht, bestand zumeist aus schlank aufragenden und oft sehr hohen Pinien. Die Straße, die bald zur Piste mutierte folgte die ganze Zeit einem Fluß. Auch hier konnten wir wieder einmal erstaunt feststellen, in welch großem Umfang auf Tasmanien Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung betrieben werden, denn wir passierten bis wir den großen Stausee Lake Rowallan erreicht hatten, zwei kleinere Staustufen mit entsprechenden Kraftwerken.

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Unsere Piste führte am Lake Rowallan vorbei und nach weiteren 7-8 Kilometern endete  sie an einem kleinen Parkplatz, auf dem bereits wenige Fahrzeuge von Wanderern standen. Hier war auch unser Startpunkt für die Wanderung hinein und hinauf in den Nationalpark. Von hier kann man in einer Dreitageswanderung den NP durchqueren und erreicht den Lake St. Clair, ein Ziel, das auch auf unserem Wunschzettel steht, jedoch vorzugsweise mit dem Camper anzufahren. Im Gebirge stehen einige Schutzhütten,  die genutzt werden können und in dessen Nähe man auch sein Zelt aufschlagen kann. Wer hier wandert, muß alles was er zum Leben benötigt, in seinem Rucksack mitnehmen, ausgenommen Getränke, denn die Quellbäche führen genießbares Wasser. Einen dieser Langstreckenwanderer haben wir getroffen, wie er sich und seinen schweren Rucksack den steilen Pfad bergauf schleppte. Noch spielte das Wetter mit, denn es blieb trocken, ja freundlich war es teilweise – dies sollte sich jedoch im Verlaufe der kommenden Tage grundlegend ändern. Bei Regen diese Pfade zu gehen, was oft ein steigen ist, denn Hindernisse liegen immer wieder im Weg und Felsen müssen überwunden werden, ist wirklich sehr mühsam. Wir hatten nur die Zeit, einen großen Teil der ersten Tagesetappe aufzusteigen und dann umzukehren, erhofften uns davon diese wilde Berglandschaft etwas näher kennen lernen zu können. Unseren Umkehrzeitpunkt legten wir nach längsten 3 1/2 Stunden Aufstieg fest, für den Abstieg kalkulierten wir 2 Stunden. Damit sollte es möglich sein, noch vor Dunkelheit einen Campingplatz zu erreichen. Im Gegensatz zu den Mehretappenwanderern konnten wir uns mit leichtem Gepäck auf den Weg machen und kamen folglich auch schnell voran. In etwa der Hälfte der vorgegebenen Zeit waren wir an Trapper Hut, erreichten bald einen in einer Senke fast verborgenen See, an dem mit Genehmigung durch die Parkverwaltung auch gecampt werden kann und stiegen weiter aufwärts. Der anfangs dichte und immer wieder mit sehr mächtigen Pinien durchsetzte Wald lichtete sich zunehmend. Wir erreichten einen Höhenzug, von dem aus die umliegenden Bergketten gut zu sehen waren. Welche Höhe wir inzwischen erreicht hatten wissen wir nicht; wir liefen mit einer kopierten Kartenskizze den gekennzeichneten Weg entlang, dessen Kennzeichnung wir manchmal verloren haben oder die nicht vorhanden war, was uns zur Suche nach dem richtigen Weg zwang. Richtig verlaufen haben wir uns nicht, es war halt manchmal etwas mühsam. Nach mehr als 2 1/2 Stunden waren wir auf einer Art Hochebene angelangt, auf der sich das Wasser staute, ein Hochmoor mit einem kleinen See (Lake Salome?) wurde durchquert. Hier trafen wir dann auch einen Wanderer, der am frühen Morgen gestartet war und einen der umliegenden Berge im Eiltempo erwandert hatte. Auch dies zeigte uns, wir sind auf dem richtigen Weg. Kurz bevor wir Damascus Gate erreichten, war unsere Aufstiegszeit abgelaufen und der Rückweg musste angetreten werden.

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Um unseren Zeitplan einzuhalten sputeten wir uns so weit dies möglich war; das Geläuf war nicht wirklich geeignet, schnell voran zu kommen, denn dazu bestanden zu viele “Fallstricke” entlang des Weges. Wie fast immer bei unseren Wanderungen, bei denen wir den Weg zum Camper zurück laufen müssen kommt uns der Rückweg länger als der Hinweg vor, es zieht sich, was vielleicht auch mit der fehlenden Pause zu erklären ist, denn wir sind inzwischen an die fünf Stunden ununterbrochen unterwegs. Wir kamen an, ganz schön kaputt, vesperten schnell und warfen den Motor an, denn es ging stramm auf 18:00 Uhr zu, Zeit, ein Quartier zu suchen.

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Der Straßenatlas wies einen Campingplatz in Mole Creek, 40 Kilometer Fahrt, und einen am Eingang zum Craddle Mountain NP, 80 Kilometer Fahrt, aus. Wenn wir Morgen zeitig unsere Wanderung in Angriff nehmen wollen ist ein Nachtlager vor Ort die beste Lösung – glaubten wir und fuhren die nächsten 1 1/2 Stunden einen heißen Reifen. Viele Blicke konnten wir auf die durchfahrenen Wälder und Landschaften nicht werfen, die Piste war tückisch, zumal wir, um einen Umweg von über 40 Kilometer uns zu ersparen, eine Art Waldweg nutzten. Wir kamen durch und an, aber es dämmerte bereits, als wir den Campingplatz erreichten. Alle Schranken waren geschlossen, obgleich es nicht sehr weit nach 19:00 Uhr war, das Büro geschlossen. Ein freundlicher Zettel an der Tür wies auf “Öffnungszeiten” bis 19:00 Uhr hin! Nutzen denn die Australier nicht den ganzen Tag? Derartig frühe Schließzeiten der Anlagen kannten wir aus Neuseeland nicht. Der Zettel enthielt für den Notfall auch eine Telefonnummer. Im Normalfall, so hatten wir gelernt, stellt man sich als Spätankommender auf einen freien Platz und zahlt beim Verlassen des Platzes; hier aber nicht möglich, die Schranken verhindern ein Einfahren auf die Anlage. Also ist der Notfall da, wir rufen an und Katrin führt ein kurzes und frustrierendes Gespräch mit der Platzverwaltung. Sämtliche Stellplätze seien besetzt, wir seien zu spät dran; als möglichen Ausweichplatz nannte die Frau uns eine Anlage in Sheffield, mindestens 60 Kilometer entfernt, wir kommen in der Dunkelheit an, vermutlich dann auch geschlossen und für uns nicht zugänglich. Im Nachhinein hätten wir es ahnen können, nachdem wir am Vortag den letzten Stellplatz ergattert hatten. So blieb uns nichts anderes übrig, als uns einen geeigneten Platz zum freien Campen zu suchen, was sich als nicht sehr einfach herausstellte. Etwa 15 Kilometer vom Parkeingang entfernt sahen wir einen kleinen Parkplatz am Straßenrand, auf dem bereits ein Camper stand. Dann musste dies eben unsere Bleibe für die Nacht sein. In Windeseile bauten wir unsere Betten und richteten uns für die Nacht ein. Für eine Nacht können wir auf den Komfort eines Campingplatzes verzichten, aber eine dauerhafte Lösung kann dies nicht sein. Die nächsten Plätze werden wir vorreservieren, nahmen wir uns vor und führten dies auch durch. So ganz ruhig schliefen wir nicht, horchten nachts, was um uns herum passiert, nahmen wahr, daß weitere Gestrandete hier ihren Hafen gefunden hatten. Vermutlich sind Katrin und ich erst in früheren Morgenstunden richtig eingeschlafen. Der kurz vor Toresschluß aufgenommene schöne Abendhimmel konnte uns im Grunde über die eingetretene aber bewältigbare Sondersituation nicht wirklich hinwegtrösten.

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In dem Walls of Jerusalem National Park Teil 1

Die alpine Berglandschaft von Tasmanien konzentriert sich zu einem großen Teil im Craddle Mountain National Park/Lake St. Clair NP sowie dem Walls of Jerusalem National Park. Letzterer bezieht seinen Namen weniger aus einer vermeintlichen Klagemauer, obgleich sicherlich der eine oder andere Wanderer über die sich schnell ändernden Wetterbedingungen seine Klagen an einer solchen vorgebracht hätte, sondern, wie auch zahlreiche Berge und sonstige bemerkenswerte Stellen, von Orten, die in der Bibel vorkommen. Wie so oft hatten wir gehört und gelesen, hier kann man wunderschöne Ausblicke in und auf die Berglandschaft genießen und weitgehend ungestört auf seltener begangenen Pfaden wandern. Unser Quartier in Hadspen war insofern ein guter Ausgangsort, um über Deloraine und Mole Creek an die in den Park hineinführende Straße zu gelangen.

Am Morgen des 20.3. wurden wir nicht gerade von bestem Wetter begrüßt, strahlender Sonnenschein sieht anders aus, es war bedeckt, die Wolken hingen tief und wir starteten mit der Hoffnung auf Wetterbesserung im Verlaufe der nächsten 1 1/2 Stunden Anfahrt zum Park. Hatten wir gestern Halt in Launceston und Evandale wegen der dort vorhandenen sehenswerten historischen Häuser gemacht, setzte sich diese Besichtigungsfahrt heute ungeplant fort. Gleich ob wir durch Hadspen, Carrick, Hagley oder auch Deloraine fuhren, überall bestimmten zahlreiche alte und sehenswerte Häuser das Ortsbild mit, seien es normale Wohnhäuser, Geschäftshäuser oder z.B. ein kurz vor Carrick stehendes großes altes Mühlengebäude, das heute als Restaurant genutzt wird. Diese Eindrücke hätten wir verpasst, wenn wir nicht die kleinen Straßen zu unserem Ziel befahren würden; die von Launceston nach Westen führende A1 macht um diese kleinen Ortschaften einen großen Bogen. Die Landschaft war schön, manche würden sie auch als lieblich beschreiben, geprägt durch den Verlauf des Meander River, weites Tal, in der Ferne eher hügelig, nicht intensivst landwirtschaftlich genutzt sondern abwechslungsreich für das Auge. Teilweise grüßte bereits mit Nachdruck der Herbst.

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Kurz hinter Westbury bemerkten wir ein kleines Schild, das auf einen alten Friedhof hinweist. Nachfahren pflegen die Gräber auf diesem Friedhof offensichtlich nicht mehr; bei einem Rundgang konnten auch keine Gräber aus der zweiten Hälfte des 20. Jhd. gefunden werden, der Friedhof ist offensichtlich aufgegeben worden. Gepflegt und erhalten werden die alten Grabsteine und die Anlage, die die Erinnerung an die vergangene Siedlerzeit wachhält, durch “hands-on” Aktivitäten eines Rotary Clubs aus Launceston, soweit ich mich erinnere.

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Unsere Straßenkarte weist in Deloraine eine Touristeninformation auf, die wir anfuhren, um nähere Information über unser heutiges Ziel zu erhalten, denn über wirklich brauchbare Unterlagen verfügten wir nicht. Hier wurde uns geholfen und mit Blick aus dem Fenster geraten, es vielleicht mit einem direkt bei Deloraine liegenden Aussichtspunkt zu versuchen, denn im Nationalpark könnte das Wetter wie es aussah sehr schnell wechseln. Wir beschlossen, es auf einen Versuch ankommen zu lassen, zumal eines unserer Ziele im Park, “Devil’s Gullet Lookout” mit keinem langen Anmarsch verbunden ist, dann kann man weitere Pläne machen.

Die Straßen hinter Deloraine wurden schmaler; angesichts der extrem dünnen Besiedlung in diesem gebirgigen Teil von Tasmanien auch kein Wunder. Mole Creek entpuppte sich, obgleich auf der Karte besonders hervorgehoben, als wenige Häuser umfassendes Straßendorf, verfügt aber über einen Campingplatz. Die uns zum Ziel führende Straße C 138 endet nach etwa 30 weiteren Kilometern; kurz zuvor zweigt die in den Park führende nur am Anfang noch geteerte C 171 ab. Bald umgab uns zunehmend ein alpiner Wald, der je höher wir hinauffuhren, sich lichtete und von niedrig wachsenden Bäumen und Sträuchern abgelöst wurde. Um zu unserem Aussichtspunkt zu gelangen, mussten wir uns 14 lange Kilometer über eine mehr schlecht als recht gepflegte Schotter- und Waldpiste quälen, Kurve nach Kurve fahren, den Schlaglochkratern ausweisen. Endlich am Ziel, bzw. fast am Ziel auf dem Parkplatz, von wo aus es zu Fuß weiter geht, befanden wir uns auf einer Hochebene, anscheinend einem Hochmoor, wie die Pflanzen vermuten lassen.

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Nicht erst hier war uns bewußt, eine besondere Sicht würden wir nicht haben, denn die Wolken hingen nur knapp über uns und vernünftiges Licht gab es auch nicht. Dennoch, wenn man schon so weit herangefahren ist, kann man auch die letzten 15 Minuten zum endgültigen Ziel laufen. Wir können sagen, wir waren da, aber den tollen Blick in den mehr als 300 Meter senkrecht abfallenden Berg hatten wir nicht. Von dem Aussichtspunkt hoch ober hat man bei besseren Bedingungen einen fantastischen Blick in die Berglandschaft, wir bekamen nur eine Ahnung davon, wie es aussehen könnte. Dennoch, die stark zerklüfteten Felsen, die Felsnadeln, das vielfach zerrissene Gestein, das nur darauf wartete, angestoßen zu werden, um mit Getöse, wie unzählige Kubikmeter Gestein, die unten im Tal liegen zuvor, nach unten zu stürzen, war trotz der sehr eingeschränkten Sicht imposant. Schade, daß es keine Fernsicht in das Tal gab, nur schemenhaft in der Ferne tauchten die anderen Berghänge auf. Was bleibt ist die Notwendigkeit, sich über das Netz den verpassten Eindruck der tollen Landschaft zu verschaffen.

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und das haben andere Reisende (FB) unter besseren Wetterbedingungen von hier oben gesehen :

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Zurück am Parkplatz trafen wir auf einen gerade eingetroffenen Amerikaner, der sich bei uns erkundigte; als er vernahm, um die eingeschränkte Aussicht zu bekommen müsse er 15-20 Minuten bergauf laufen, stieg er wieder in seinen Wagen und fuhr davon. Manchen Menschen muß man wohl das Erlebnis an der Autotür auf dem Tablett präsentieren.

Freycinet National Park

Es war zwar später geworden als ursprünglich geplant, aber auch an diesem verkürzten Nachmittag sollte es doch möglich sein, die etwa 200 Kilometer gen Norden zum Freycinet National Park zu fahren. Wir hatten gelesen, hier würden sich die schönsten Buchten von Tasmanien befinden. Darüber hinaus trägt die Titelseite unseres Reiseführers ein Bild, das in diesem NP aufgenommen worden sein soll; dies galt es zu überprüfen, denn die bunten Steine waren extrem reizvoll.

Ein gutes Drittel der Strecke war uns von der Herfahrt bereits bekannt, dennoch, die verbrannten Böden in den Wäldern fielen uns wieder sehr nachdrücklich auf. Jetzt erkannten wir auch viel besser als auf der Hinfahrt, daß bei Dunalley ein künstlicher Kanal die Forestier Peninsula vom Festland trennte. Nach Sorell ging es dann weitgehend auf der A3 – nicht nach Hannover, sondern in Richtung Bicheno – mehr oder weniger an der Ostküste entlang nach Norden. Soweit möglich wurde Landwirtschaft betrieben, was angesichts der erkennbaren Trockenheit nicht einfach zu sein scheint. Manchmal gab es Hinweise auf einzelne Weingüter; größere Weinanbauflächen haben wir jedoch wieder einmal nicht vom Auto aus gesichtet. Die Küstenlandschaft ist sehr abwechslungsreich, ziemlich felsige Abschnitte die zu einer kurvenreichen und auf und ab gehenden Strecke führen werden immer wieder gefolgt von weit ausladenden Buchten und sichtbar schönen Sandstränden. Die durchfahrenen Ortschaften wirken nahezu verschlafen, trotz der Strände scheint der Ferientourismus nicht sehr stark entwickelt zu sein. Kurz vor Swansea hatten wir von einem Aussichtspunkt den ersten intensiveren Sichtkontakt zu unserem heutigen Fahrtziel, der Freycinet Peninsula.

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Bald hinter Swansea führt zwar eine Straße in Richtung Peninsula um die Nordseite der Great Oyster Bay herum, ist aber nach 20 Kilometern eine Sackgasse am Point Bagot, nur schwimmfähige Fahrzeuge kommen hier weiter. Zum Glück war die Straßenkarte so genau, daß wir diesen Fallstrick erkennen konnten und die A3 gute 30 Kilometer weiter nordwärts fuhren, bevor wir an der einzigen Zufahrt auf die Peninsula ankamen. Kaum befinden wir uns auf dieser Straße, werden wir auf die besonderen Schutz der Tiere hingewiesen; durch Schilder wird auch ausdrücklich aufgefordert, mit Einsetzen der Dunkelheit das Tempo auf 60kmh zu reduzieren.

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War schon auf der A3 kaum Verkehr, begegnete uns auf unserer Fahrt hinein auf die Halbinsel kaum noch ein Fahrzeug; dennoch lagen immer wieder tote Kängurus am Straßenrand. Bevor wir in Coles Bay einen Campingplatz ansteuern, den einzigen hier weit und breit, wenn man nicht auf einem der zahlreichen naturnahen Plätze die Nacht verbringen will, haben wir ein wichtiges Ziel, die Bucht mit den bunten Steinen. Sie heißt Friendly Beaches und war nicht zu verfehlen, denn am Straßenrand tauchte rechtzeitig ein kleines Hinweisschild auf. Die Seitenstraße hin zu dieser Beach war zu unserem Camper gar nicht freundlich, denn die naturnahe Piste wies Schlaglöcher groß wie Krater auf, die umfahren werden wollten. Nur langsam tasteten wir uns vorwärts und die knapp 12 Kilometer kamen uns unendlich vor, ja noch länger, denn die letzten Kilometer waren extrem nervend. Wie wir dann an der Bucht angekommen feststellen konnten, hatten einige wenige Camper es trotz der Straßenverhältnisse bis hierher ohne Havarie geschafft und planten, über Nacht am Strand zu bleiben. Die Parkverwaltung hat für die bis hierher vordringenden Naturfreunde gesorgt und ein WC-Häuschen errichtet, das ist es dann auch mit dem Komfort vor Ort. Wir haben hier nur vorübergehend Halt gemacht und begannen, den wunderschön großen und leeren Sandstrand zu erlaufen. Einige schmale Pfade führten durch die Dünen hin zum Strand, in den aber immer wieder Felszungen hineinragen. Schon aus größerer Entfernung waren beachtliche Felsbrocken mit einer orangen Färbung erkennbar, das Ziel unseres Abstechers, es gibt sie wirklich diese Granitsteine, sie sind kein ausschließliches Produkt einer geschickten Bildbearbeitung. Obgleich, so wie abgebildet erschienen uns die Farben heute auch bei schönem nachmittäglichen Licht nicht. Sei es drum, diese Felsen entfalteten auch auf uns eine besondere Wirkung.

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Wo die auf dem Foto abgebildeten auch teilweise bläulich scheinenden Steine sich befinden, haben wir nicht herausgefunden, jedoch unser erstes Känguru zu Gesicht bekommen, wenn auch kaum erkennbar durch die Linse.

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Wozu dieser Küstenabschnitt bei den Friendly Beaches besonders geeignet sind, sahen wir auf der Rückfahrt. Die sich ganz schön auftürmenden Wellen nutzten einige wenige Surfer, die wohl den größten Teil der vor Ort Campierenden stellen dürften.

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Nach weiteren 30 Kilometern erreichten wir in Coles Bay den Campingplatz Lluka Holiday Centre, eine Riesenanlage, die zu einem großen Teil durch Dauercamper belegt, nicht sehr ansprechend gestaltet, eng gestellt und im Dunkeln so gut wie nicht beleuchtet ist. Hier in Australien ist das Angebot für den Campingplatznutzer erkennbar schlechter als in Neuseeland vorgefunden. Waren wir es bislang gewohnt, daß in den Campingplatzküchen auch normal auf Herdplatten gekocht werden kann, stehen hier in Australien meistens nur Grillplatten für die Freunde des BBQ unter einem Dach, der Rest soll sehen wie er klar kommt. Insbesondere die Zelter sind dann auf ihre kleinen Gaskocher angewiesen, ein mühsames Geschäft. Auf diesem Platz gibt es am entgegengesetzten Ende zu unserem Stellplatz eine überdachte und weitgehend offene Küche, in der sogar zwei (!) gasbetriebene Herdplatten existieren. Das hieß sich beim Kochen anstellen und Kleingeld bereit halten, denn hier wurde erneut kassiert. Mit der Stellplatzgebühr hatten wir also noch nicht den möglichen Gasverbrauch durch das Kochen bezahlt, dies ging extra und alle 15 Minuten waren 2 Dollar fällig! Eine neue Erfahrung, ärgerlich, aber für uns im Grunde kein Problem, haben wir doch eine Miniküche mit zwei Kochgelegenheiten an Bord. So ein Warten auf die eigene Kochmöglichkeit hat auch sein Gutes, man kommt mit den anderen Campern in der Küche ins Gespräch und erhält ebenso gute Hinweise für künftige Ziele wie auch wir unseren Erfahrungsschatz mit anderen teilen.

Der Besuch der von einem Outdoor-Fachmagazin aus den USA als einer der 10 besten Strände der Welt bezeichneten Wineglass Bay stand auf dem Vormittagsprogramm des 19.3.. Den Blick auf wie auch das Bad in der Bucht selber muß man sich erwandern; dies führt dazu, daß sich zwar zahlreiche Menschen hierhin auf den Weg machen, aber Massen sind es nicht, insbesondere die großen Gruppen von Bustouristen haben im allgemeinen nicht die Zeit für eine insgesamt dreistündige Wanderung. Wenige Kilometer hinter Coles Bay endet die Straße in den Freycinet NP; wer hier etwas sehen will, muß wandern, und zwar eine ganze Weile stetig bergauf. Bis zu einem Aussichtspunkt auf die Wineglass Bay hat man gute 600 Stufen zu bewältigen – nicht der ganze Weg besteht aus Stufen – und ist bis zu einer dreiviertel Stunde hierfür unterwegs. Es ist ein eher lichter Wald durch den wir gehen; große Geröllbrocken liegen am Wegesrand, der felsige Untergrund ist vielfach deutlich zu sehen und nicht durch das Unterholz verdeckt, eine urwüchsige Landschaft. Die Anstrengung lohnt sich, denn unter dem Betrachter schwingt sich die Bucht weit ausladend sichelförmig entlang des Waldsaumes, vor dem ein breiter Sandstrand sich befindet, alles eingerahmt von einer beachtlichen Bergkette.

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Für den einen oder anderen, der es bis zu diesem Aussichtspunkt geschafft hat, ist der traumhafte Blick Belohnung genug für den Anstieg und die Anreise, wir wollen aber mehr, d.h. zumindest einen Zeh in das sicherlich ziemlich kalte Wasser der Bucht stecken. Trotz der Gewißheit, die hinabgewanderten Meter müssen später in umgekehrter Richtung bewältigt werden, machen wir uns auf den Weg. Von jungen Hüpfern werden wir irgendwann überholt und hören dabei, wie man vollmundig verkündet, trotz nicht mitgenommener Badebekleidung im Meer baden zu wollen. Wissen die nicht, wie kalt das Wasser ist, diese Aufschneider? Nach nicht ganz einer weiteren dreiviertel Stunde stehen wir am Strand, von den etwas schneller Gewanderten sehen wir keinen im Wasser, alle vier sitzen auf einem Stein und warten wohl auf wärmeres Wasser. Auch Katrin kann sich nicht überwinden, es ist wirklich mehr als kalt. Dennoch, diese Bucht gehört zweifellos zu den schöneren, die wir bislang gesehen haben, sehr lang gestreckt, breiter feinkörniger Sandstrand, Natur ringsherum und je weiter man sich von dem Endpunkt des Wanderweges entfernt, um so einsamer wird es um einen. Massen sind wie gesagt nicht hier unten, aber 10-15 Personen können wir schon im weiten sich über mehrere Kilometer erstreckenden Rund erkennen. Wir genießen für lange Zeit die Sonne, die Ruhe um uns herum, das leichte Meeresrauschen.

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Wie beim Herumkraxeln auf den strandnahen Felsen festgestellt, auch hier gibt es die gestern gesuchten bunten Granitfelsen – das hätten wir also einfacher haben können, jedoch ohne die Suche nach der Grundlage des Reiseführerfotos auch nicht einen schönen und einsamen Naturstrand gesehen.

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Das war aber nicht der letzte näher betrachtete Strand auf der Freycinet Peninsula. Nur von der Straße aus sahen wir auf unserer Rückfahrt in Richtung Coles Bay die schlecht erreichbare Honeymoon Bay,

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während wir die am Ort liegende Oyster Bay direkt an mehreren Stellen ansteuerten. Je mehr dieser wunderschönen aber nahezu unbenutzten Sandstrände wir sahen, desto schwerer wurde es, den oder die Favoriten zu nennen. Auch die Oyster Bay hat ihre Vorzüge, ihr wesentlicher Nachteil : der diese Bucht teilweise umschließende Ort Coles Bay. Wir ziehen die kaum besiedelten eher unberührten Buchten vor.

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Angesichts der wenigen für eine Rundreise durch Tasmanien zur Verfügung stehenden Tage mussten wir den Plan, die Ostküste ganz hinauf zu fahren und dabei durch altes Goldgräberland zu kommen, aufgeben und steuerten direkt Launceston im Norden von Tasmanien an. Wir verzichteten dabei auf eine Anzahl hervorragender aber selten genutzter Strände und das Durchfahren zahlreicher verschlafener Küstenorte, z.B. die an der Bay of Fire gelegenen, oder auf wiederholte Begegnungen mit Schottlandbezügen hierher Ausgewanderter, wurden aber entschädigt durch den Besuch einer sehr reizvollen Stadt voller historischer Bauten abseits der Straße gelegen, Evandale, etwa 20 Kilometer südlich von Launceston und mit etwas mehr als 1000 Einwohnern äußerst überschaubar. Durchläuft man die zentralen Straßen dieses Ortes fühlt man sich immer wieder um wenigstens ein Jahrhundert zurück versetzt, denn zahlreiche Häuser und die beiden sich gegenüber liegenden Kirchen, die eine anglikanisch, die andere katholisch, stammen aus dem 19. Jhd.. Wie so oft konnten nicht alle aus der Gründerzeit des Ortes stammenden Objekte in einem guten Zustand erhalten werden, viele sind jedoch vorzeigbar und es macht Freude, sie anzusehen und an ihnen vorbei zu schlendern. Bei vielen der großen und kleinen Häuser weisen kleine Tafeln auf seine Geschichte und die Besitzer bzw. ihre Nutzung hin. Einige wie z.B. ein Hotel oder die Post haben auch heute noch die gleiche Funktion. Wegen der Ballung und Konzentration derartiger Objekte wurde der gesamten Innenstadt des Ortes der Denkmalstatus zuerkannt.

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Aber Leben war in diesem Örtchen nicht zu verspüren. Scheinbar orientieren sich die Bewohner stark nach Launceston, für hiesige Verhältnisse nur um die Ecke. Auch Launceston weist einige historische Gebäude auf, ist eine Stadtgründung aus der Anfangssiedlungszeit, in der in heutiger Zeit deutlich mehr Leben pulsiert als in dem Puppenstübchen Evandale, was bei einer Bevölkerung von fast 100.000 Menschen und somit als zweitgrößter Stadt Tasmaniens verständlich ist. Die Straßen waren, insbesondere in der Fußgängerzone, von Menschenlassen bevölkert, die vorgefundenen  imposanten und sehr repräsentativen Bauten in der Stadt haben den Abstecher gelohnt. Zwar ist das, was noch erhalten ist, weiträumig über die Innenstadt, die ansonsten nicht sehr attraktiv wirkte, verstreut, aber bei der Fahrerei tat uns beiden ein etwas längerer Spaziergang ganz gut. Was wir sahen war ein Potpourri diverser Baustile aus der ersten Hälfte des 19. Jhd..

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Gegen 18:00 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zu unserem Campingplatz in Hadspen, 20 Kilometer westlich von Launceston. Wir kamen gerade noch rechtzeitig vor Büroschließung an und ergatterten den letzten (!) verfügbaren Stellplatz mit Stromanschluß. Diesem Tatbestand maßen wir keine besondere Bedeutung bei, war der Platz doch in hohem Maße von Dauercampern belegt und reisen wir nicht in einer Hauptferien- und Reisezeit. Wir sollten eines besseren belehrt werden.

Port Arthur – Sträflingskolonie

Die Port Arthur Strafgefangenkolonie hat in der Geschichte von Australien einen besonderen Stellenwert; dem entspricht auch der Welterbestatus, der Port Arthur zusammen mit weiteren die Gefangenlagern des 19. Jhd. als “Strafgefangenen Welterbe”(?) zuerkannt wurde. Eine solche auch räumlich große Anlage ohne Führung zu erleben, schien uns unpassend, deshalb waren wir früh auf den Beinen, um an einer der morgendlichen Einführungen in die Geschichte des Ortes teilnehmen zu können. Hieß es in den schriftlichen Unterlagen stündlich findet eine Führung statt, wurden offensichtlich auf Grund des starken Besucherandrangs Zusatzführungen eingeschoben. Dies zeigt, welchen Stellenwert diese Anlage auch für die Einheimischen hat, denn viele der Besucher waren Australier. Wie unsere Führerin spaßig meinte, wir Australier kommen an den Ort zurück, an dem schon unsere Vorfahren einige Zeit verbracht haben; nicht ganz  zu   Unrecht, denn ein guter Teil der frühen Siedler in Australien waren entlassene Strafgefangene.

1830 wurde Port Arthur als Strafkolonie “gegründet”, vorher gab es an dieser Stelle nichts außer Wald. Dieses Vermögen für den Staat nutzbar zu machen, indem die Bäume gefällt und im ebenfalls vor Ort aufgebauten Sägewerk  verarbeitet wurden, war ein wichtiger Grund für die Ortswahl. Noch viel bedeutender jedoch die besondere Lage dieser Tasman Peninsula, auf der Port Arthur liegt : nur ein etwa 100 Meter breiter Isthmus verbindet diese Insel mit dem Festland. Da im allgemeinen die Strafgefangenen nicht schwimmen konnten war diese Landverbindung die einzige Möglichkeit, sich vom Acker zu machen.  Diese schmale Landenge wurde im wesentlichen durch Hunde gesichert, die hungrig gehalten die Landenge “bewachten”, unter Mithilfe einiger Wachmänner. Im Straflager selber waren zwar auch zahlreiche Wachleute stationiert, in der Regel englische Soldaten, die hier meistens 6 Jahre ihres Lebens dienen durften (!) und dabei das traurige Leben der Gefangenen zumindest in den Mannschaftsrängen teilten. Die Gefangenen konnten sich weitgehend frei bewegen, wohin sollten sie auch, Kontrolle wurde durch das harte Arbeitspensum ausreichend ausgeübt.

Von einem kleinen Strafgefangenenlager in 1830 entwickelte sich Port Arthur zu einem Komplex mit unterschiedlichen Produktionsstätten, Unterkünften für die Soldaten und die Gefangenen, Kirche, Schule, Hospital, Kirche etc. Im Umfeld des Lagers siedelten sich im Laufe der Zeit auch Landwirte an, die von den billigen Arbeitskräften profitierten und in der Kolonie auch einen wesentlichen Abnehmer ihrer Produkte hatte. Der eine oder andere entlassene Delinquent zog es manchmal auch vor, in der Nähe der gewohnten Umgebung zu bleiben und ließ sich hier nieder. Hört man dies und sieht die Anlage, auf der ein Großteil der früheren Gebäude wieder errichtet wurden bzw. einer Restauration/Sanierung unterzogen werden, kommt einem dies wie ein Paradies vor. Friedlich liegen die wichtigsten Gebäude in einer Art großer Park.

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Dann blendet der Betrachter aber die Lebensumstände der Gefangenen völlig aus, denn idyllisch war ihr Leben wirklich nicht. Von frühmorgens bis zum Abend musste geschafft werden, meistens in Gangs, scharf kontrolliert, was den Arbeitseinsatz betraf. Drückeberger wurden besonders behandelt und in strengste Einzelhaft genommen. Produktiv mussten die Arbeitskräfte sein, sei es beim Holzfällen, der Sägerei, der Tischlerei, der Ziegelherstellung, Steinmetzarbeiten, auf den Feldern, beim Urbarmachen von Land, der Herstellung von Schuhen etc.  Der Lagerleitung kam zu Gute, daß zahlreiche “Gäste” einen Beruf ausgeübt hatten, der hier von Nutzen war. Sogar eine kleine Schiffswerft entstand, die einige mittlere Segelschiffe auf Kiel gelegt hat, wobei das verwendete Holz praktischerweise direkt aus dem Wald über das Sägewerk angeliefert wurde. Selbstverständlich gab es auch eine Schmiede und als man feststellte, das in großen Abständen per Schiff angelieferte Mehl war oft nicht mehr verwendbar, baute man eine Mühle, um das vor Ort geerntete Korn selber zu mahlen. War der Wasserstand zum Antrieb der Mühlsteine zu gering, mussten die vorhandenen Arbeitskräfte sich einspannen. Über allem tronte der Leiter der Anstalt in seinem an exponierter Stelle befindlichen Anwesen.

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Das Leben des Wachpersonals unterschied sich von dem der Gefangenen kaum. Ihre Unterkünfte waren eng, ein persönlicher Bereich fehlte, man lebte in der Kolonie von der Familie in England getrennt. Nur eine Handvoll Frauen durfte später auf dem Gelände leben, wozu natürlich die des Anstaltsleiters gehörte. Betrachtet man die Lebensumstände der Soldaten war der Einsatz in Port Arthur einer Bestrafung gleichzusetzen. Nicht nur, um den Speisezettel aufzubessern wurde einigen höheren Wachmannschaftschargen erlaubt, sich kleine Gärten anzulegen. Wer einen besonderen Nutzen von dem großzügigen bunten Garten hatte, der auch heute wieder an alter Stelle angelegt wurde, wissen wir nicht.

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In heutiger Zeit unvorstellbar, damals aber keine Ausnahme, Jugendliche ab dem Alter von 9 Jahren durften hier einfahren! Zum Teil wegen nichtiger Vergehen, wie die sehr ausführliche und informative Ausstellung über das Leben in Port Arthur sehr anschaulich vermittelt. So wird von einem Jugendlichen berichtet, der in London ein Taschentuch gestohlen haben soll; angeblich Mitglied einer Gang, die den Wohlhabenden das Leben schwermachte, wurde der Knirps zu 5 Jahren Arbeitslager verdonnert. Fortschrittlich demgegenüber dann die Behandlung der kindlichen und jugendlichen Strafgefangenen vor Ort. Für sie wurde auf der nahe gelegenen Insel Point Puer ein gesondertes Lager errichtet, in dem neben der täglichen Arbeit auf eine Schulausbildung wie auch das Erlernen eines Handwerks Wert gelegt wurde. Die Trennung von den “normalen” Gefangenen sollte den vermuteten schlechten Einfluß verhindern.

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Wo gelebt wird , wird auch gestorben. Beerdigt wurden Gefangene wie auch freie Bürger des Ortes auf der kleinen “Isle of the Dead”. Über 1.100 Gräber sollen sich auf diesem kleinen Flecken befinden.

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Hier wurde das Prinzip verfolgt, durch Schinderei der Delinquenten einerseits Profit für die Krone zu erzielen, andererseits den untauglichen Versuch zu unternehmen, den Gefangenen zu läutern. An Stelle der Läuterung trat oft die psychische Vernichtung des Menschen, was sich auch in einer steigenden Zahl von in einem besonderen Gebäude konzentrierten lebensunfähigen Gefangenen ausdrückte. Mancher mit einer Zeitstrafe belegte Gefangene kehrte als gebrochener Mensch in seine Heimat zurück. Was ursprünglich als Ort vorgesehen war, an den nur Wiederholungstäter “verschickt” wurden, entwickelte sich im Laufe seiner Existenz, die bis 1877 andauerte, dann wurde das Lager geschlossen, als Ort, an dem aus dem gesamten Empire Verurteilte, unabhängig davon ob Erst- oder Wiederholungstäter, ihre Strafe abbüßten. Einer Informationstafel, relativ verschämt in einem kleinen Gebäude angebracht, konnte die Zahl von über 140.000 in die Kolonien verschickte Straftäter entnommen werden; hiervon sollen bis zu 80.000 durch das Lager von Port Arthur gegangen sein.

Trotz Sonnenschein, tollem Wetter, einer Bootsfahrt um die beiden Inseln, einer interessanten kurzweiligen Einführung in diese Welterbestätte – was zurück blieb war auch ein Stück Betroffenheit, Traurigkeit, wie man früher mit Menschenleben umgesprungen ist. Hierzu trägt auf jeden Fall die sehr gelungene Ausstellung bei. Man wird dem Ort und seiner Geschichte sicherlich mehr gerecht, wenn man das Angebot, an zwei aufeinander folgenden Tagen sich umzusehen, annimmt und die Ausstellung in aller Ruhe durchläuft. Wir fuhren am frühen Nachmittag sichtlich betroffen von dem Erfahrenen weiter.