Am 12.3., der Tag, an dem wir segeln waren, schien die Sonne prächtig vom Himmel; auch am Folgetag strahlendes Wetter und mäßiger Wind. Es hätte uns klar sein müssen, daß es so nicht weiter gehen kann, denn die beiden letzten Tage in Neuseeland waren garstig.
Da am 14.3. der Camper abgegeben werden musste, waren wir am Vortag mit aufräumen und packen beschäftigt, suchten im Netz nach Informationen für den weitere Reiseverlauf, schrieben am Blog, ein ruhiger und gemütlicher Tag also.
Mit einem Umweg hinein in die Innenstadt zu unserem Quartier für die letzten beiden Nächte in Auckland, um unsere Rucksäcke zu deponieren, fuhren wir dann zum Camperdepot am Flughafen quer durch die Großstadt. Die Kontrolle des zurück gegebenen Campers war sehr oberflächlich, auf den ersten und zweiten Blick keine Schäden sichtbar, also ok. Hoffen wir, daß auch der dritte Blick zu keinem anderen Ergebnis kommt und unsere Kreditkarte nicht nachbelastet wird. Wir hatten nämlich das Pech, etwa 100 Kilometer vor Auckland in einer Straßenbauzone durch einen uns überholenden LKW uns einen Steinschlag einzufangen, der ein Ministück Frontscheibenglas abgesplittert hat. Wir haben zwar darauf hingewiesen, dies wurde jedoch von der aushilfsweise mit der Abnahme betrauten Mitarbeiterin als Bagatelle abgetan. Gehen wir also davon aus, daß dies so bleibt.
Mit öffentlichen Transportmitteln fuhren wir dann vom Flughafen die etwa 20 Kilometer bis ins Zentrum, zuerst einen Streckenteil mit einem Vorortbus, dann wechselten wir auf die Schiene; der Zug brachte uns direkt zum Hafen, diesmal auf einer uns noch unbekannten Route entlang der Küste. Downtown Auckland, eine Mixtur von modernen, glatten Hochhäusern und Funktional-/Bürobauten und noch aus der ersten Jahrhunderthälfte übriggebliebenen mehrstöckigen oft Charakter zeigenden und nicht der Glas-Stahl-Beton-Fraktion zuzurechnenden Häusern, war am Nachmitttag belebt aber nicht überlaufen. Die Geschäfte der Lower Queenstreet und somit hafennah zielten auf die wohlhabendere Kundschaft ab, in Upper Queenstreet, wo auch unser Quartier, die JuHe Auckland International liegt, sinkt das Preisniveau und die Eleganz von Betrachter, Käufer und Geschäft. Dazwischen liegt nur ein Kilometer! Bereits ab der zweiten Parallelstraße zur Lower Queenstreet sinkt das Niveau von Geschäft und Kundschaft erheblich, d.h. nur ein kleines Viertel ist wirklich der Kern der Stadt.
Am Abend das nähere Umfeld unseres Quartiers erkundend fiel auf, wie zahlreich sich hier koreanische Restaurants etabliert haben, selten tauchte ein chinesisches auf und der nahezu überall nicht nur vereinzelt gesichtete Inder war ein Exot. Als wir am Folgeabend uns der berühmten (!) K-road zuwandten, entdeckten wir noch einen Nobelitaliener und einige Sushi-Restaurants. Unsere Quartierumgebung war nicht nur durch die vielen asiatischen Restaurants geprägt, sondern auch die Geschäfte, Beschriftungen, ja sogar die hier Einkaufenden wiesen auf eine stattliche asiatische/koreanische Kolonie hin. Selten sah man am Abend in diesen Lokalen andere Personen als Landsleute sitzen, bleibt man hier im wesentlichen unter sich?
Die K-road wird gemeinhin als lebhafte Straße mit einem interessanten Querschnitt an Galerien auch durch die örtliche Kunst- und Kulturszene beschrieben. An unserem letzten Abend machten wir uns auf den Weg und wurden enttäuscht. Vielleicht beginnt das Leben hier erst um Mitternacht und wir waren um 22:00 Uhr zu früh, aber wir haben hier weder den steppenden Bär noch irgendein tanzendes Mäuschen gesehen; nahezu menschenleer waren Straße und Restaurants, von einer Ausnahme abgesehen. Es mag sein, daß hinter manchen Eingängen etwas mehr Leben herrschte, denn offensichtlich umfasst ein guter Teil dieser berühmten K-road das Rotlichtviertel von Auckland. Wir haben uns die Stadt lebhafter vorgestellt.
Der für den 15.3. geplante ausführliche Stadtspaziergang, um die relativ überschaubare Zahl von Sehenswürdigkeiten anzusehen, fiel buchstäblich ins Wasser, es schüttete bei starkem Wind nahezu ohne Unterbrechung. Schade, aber nicht zu ändern. Zum Glück lag das Kino, in dem Katrin sich die Originalversion von “12 Year Slave” am Nachmittag ansehen wollte, fast im die Ecke, dieser Besuch fiel nicht ins Wasser. Was treibt man an solch einem Tag : versucht die nächsten Reisestationen zu präzisieren, insbesondere die ergänzenden Flüge zu buchen, eine oft sehr frustrierende Tätigkeit, denn erst nach einer unendlich langen Eingabeprozedur werfen die verschiedenen Buchungsportale dann den abschließenden Preis aus und teilen mit, ob überhaupt mit Kreditkarte bezahlt werden kann. Was zu Beginn als vertretbarer Preis erschien verteuert sich im Verlaufe der Eingabe um bis zu 30 Prozent. Unverständlich, daß dies mit der in deutschen Landen doch so streng gehandhabten Preisauszeichnung konform gehen soll, besteht doch die Verpflichtung den Endpreis anzugeben, in dem alle Preisbestandteile einzurechnen sind. Schlußendlich haben wir dann unsere Flüge in Richtung Samoa gebucht; was jetzt ansteht ist die passenden Quartiere zu finden. Da Katrin immer wieder von den unvergesslichen Tagen auf Huahine schwärmt, ist die Messlatte sehr hoch gelegt.
Am 16.3. verabschiedeten wir uns dann von Neuseeland, um unsere Reise in Australien, beginnend in Tasmanien fortzusetzen.
Was bleibt nach den 7 1/2 Wochen Reise in diesem Land als Fazit zu ziehen ? Wir haben ein wunderschönes Land ziemlich ausführlich bereisen können, wobei die Südinsel uns deutlich mehr gefallen hat als die stärker bewohnte Nordinsel. Dies mag an der schnelleren Abfolge sehr interessanter Landschaftsteile gelegen haben, obgleich auch der Norden nicht ohne tolle Nationalparks dasteht. Aber insgesamt hat uns die Landschaft im Süden deutlich stärker gefangen genommen als dies der Norden vermochte. Die auf der Südinsel verbrachten etwas über 4 Wochen waren sogar noch zu knapp bemessen, es hätte durchaus eine Woche mehr sein können, vielleicht sogar zu Lasten der Nordinsel. Überall sind wir auf nette Menschen gestoßen, Hilfsbereitschaft war kein Fremdwort. Sicher fühlten wir uns auch überall. Einzig das Wetter war nicht immer so, wie wir es uns gewünscht hatten. nun kamen wir ja in den letzten Sommerwochen auf der Südinsel an, vom Sommer verspürten wir jedoch sehr wenig, zumindest, wenn der Vergleich mit dem heimatlichen Sommer gezogen wird. Es war einfach zu kalt für unser Empfinden, was schade war, denn die Schwimmmöglichkeiten bestanden zwar, konnten aber kaum genutzt werden. Die verspürte Kälte war weniger Folge zu geringer Sonneneinstrahlung, die gab es zur Genüge, sondern vielmehr Ergebnis des ständigen Windes. Was bei hohen Temperaturen wohltuend ist, führte hier zum frösteln. Ab und an hat Katrin bedauert, die warme Kleidung schon zurück geschickt zu haben. Dennoch, Neuseeland war es mehr als wert, hier zu reisen. Wir haben viele positive Eindrücke gesammelt die zu verarbeiten sind. Es sind so viele, daß es uns auf Anhieb nicht leicht fällt, alle wesentlichen Orte zu benennen, wir uns der Stra0enkarte u.a. bedienen müssen, um präzise zu werden. Insofern erfüllt dieses “Reisebuch” seine Funktion und unterstützt unser Erinnerungsvermögen.