Hobart

Sonntag der 23.3. geben wir den Camper am Flughafen in Hobart zurück. Wir können uns Zeit lassen, fahren gemütlich in die Innenstadt von Hobart zur JuHe, um unser Gepäck zu deponieren. Ungewöhnlich, wir können unser Zimmer schon vor 12:00 Uhr beziehen, was das Handling erleichtert. Erfreulich, als ich eine knappe Stunde später den Camper ohne Beanstandungen zurück geben kann, womit ein weiteres Camperlebenkapitel abgeschlossen ist. ÖPNV sollte man an den Flughäfen in dieser Weltregion nicht erwarten, aber private Busfirmen bringen dich für ein stattliches Entgelt in die Innenstadt; erfreulich, als ich dort ankam, startete gerade eine Fahrt in die Innenstadt, was mir eine Stunde Wartezeit auf die nächste Verbindung ersparte.

Am Nachmittag unternahmen wir einen ersten Erkundungsspaziergang durch die direkt vor der Tür der JuHe beginnenden Innenstadt – und sahen kaum jemanden wie wir durch die Straßen schlendern. Lediglich in den hafennahen Spezialitätenrestaurants saßen einige Gäste und erste Besucher strömten in das in der Nähe des Salamanca Marktes aufgebauten “Spiegeltents”. Irgendwie erinnerte mich dieses Zelt an ein solches, das in 2001 in Potsdam stand, damals aber Spiegelzelt hieß.

Heute m Montag, 24.3., waren die Straßen spürbar belebter, so machte es auch mehr Spaß, den alten Teil Hobarts, zumindest was von diesem noch zu sehen ist, zu durchstreifen. Hobart gehört zu den ältesten Siedlungen der Engländer auf Tasmanien; seine Entwicklung wurde maßgeblich begünstigt durch die Politik, Strafgefangene nach Tasmanien zu verschicken. Gegründet Anfang 1800 nahm das Örtchen Aufschwung in der Zeit zwischen 1820 und 1840. Einzelne Gebäude existieren noch aus dieser Gründungszeit, naturgemäß oft in der Nähe des Hafens gelegen, wie das Objekt, das heute als Gaststätte (The drunken Admiral) dient. Die damals in direkter Nachbarschaft gebauten kleineren Fischerhäuser mussten bald robusten Steinhäusern weichen, die auch heute noch, jetzt als Hotel (Henry Jones Art Hotel), genutzt werden.

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Nur wenig erinnert heute noch an die Zeit Hobarts als “Verwaltungsstadt” für den Gefangentransfer, die Gefangenenlager, auch wenn hier z.B. die Gelegenheit besteht, die Überreste eines ehemaligen Frauengefängnisses zu besuchen. In dem Zusammenhang meine ich mich zu erinnern, daß fast 25% der zwangsverschickten Gefangenen Frauen waren!

Hobart, am Fuß des Mount Wellington und am Derwent River gelegen, besitzt viele schöne Wohngegenden, was auch die ersten Siedler zu nutzen wussten. Auf der kleinen Anhöhe Battery Point wurden im vorvorigen Jahrhundert entlang kleinen Sträßchen und Gassen Hütten und Häuser gebaut, von denen heute noch einige Bestand haben. Meistens waren es Bürger, die ihr Brot in der Seefahrt verdienten; je nach Lohntüte fielen dann auch die Gebäude aus. Später wurde die Bebauung durch eine ganze Anzahl von stilvollen Gebäuden ergänzt, die ebenso gut auch in England hätten stehen können. Ein besonders schönes Gebäudeensemble unterschiedlicher Stile findet sich am Arthur Circus, einem kleinen Park Mitten in Battery Point.

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Ein weiteres Highlight bilden die am Salamanca Place um 1830 in Sandstein errichteten Geschäfts- und Lagerhäuser, damals das Zentrum der Geschäftstätigkeit Hobarts. Die Gebäude sollen in den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts ziemlich heruntergekommen sein und benötigten eine “Wiederbelebung”. Diese wurde gefunden. Heute haben sich hier alle möglichen Geschäfte etabliert die zahlreiche Einheimische und Touristen anziehen. Natürlich dominieren hier die Gastronomiebetriebe, sicherlich ist deren Existenz auch durch die naheliegenden Verwaltungsgebäude der Tasmanischen Regierung begünstigt.

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Als wir in der Nähe des Parlamentsgebäudes den St. Davids Park durchliefen, war dies für uns eine ganz normale in der Stadt gelegene ruhige Grünanlage mit imponierenden großen Bäumen. Wir nahmen zwar die verschiedenen kleinen Monumente wahr, machten uns aber keine Gedanken über deren Herkunft, bis ich eines davon näher unter die Lupe nahm. Es handelte sich um monströse aber sehr schöne Grabsteine. Dieser Park war, wie später deutlich wurde, im 19. Jhd. ein Friedhof, der um 1920 in einen Park umgewandelt wurde. Einige der schönsten Grabsteine blieben an ihren Stellen, zahlreiche Grabplatten hat man in eine hinter dem obersten Gerichtshof des Landes befindliche Mauer integriert, an der man auch entlang schlendern kann.

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Innenstadtnah befindet sich natürlich kein Fischereihafen mehr; die Kaianlagen werden von Ausflugsschiffen, auch in Form historischer Segelschiffe, und als Liegeplatz für die Großboote betuchter Bürger genutzt. Frühere Lagerhallen wurden umgenutzt, häufig findet man hier eine Mischnutzung von Gastronomie im Erdgeschoß und gehobenen Wohnraum in der Belletage mit tollem Blick auf das Wasser. An die alten Zeiten, in denen das pralle Leben rund um den Hafen sich abspielte, erinnern nur wenige Gebäude. In einem davon befindet sich nach eigener Werbung die älteste Kneipe mit Lizenz in Australien, bei unserem Spaziergang leider geschlossen – hier hätten auch wir uns gerne einen hinter die  nicht vorhandene Binde gekippt.

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Einen Tag kann man gut hier in Hobart verbringen, einen zweiten, uns leider nicht mehr zur Verfügung stehenden Tag kann man zu einem Ausflug mit Wanderung auf den Mount Wellington nutzen. Die Stadt verbreitet eine angenehme Atmosphäre, keine Hektik, ist überschaubar. Wir haben die Zeit hier genossen, es war ein Tag ohne Fahrerei und mit einem gemütlichen Stadtrundgang, bevor wir Morgen nach Melbourne fliegen, um von dort aus mit einem Camper für einige Tage uns den Bundesstaat Victoria anzusehen.

 

Bleibt die Frage, ob die Reise nach Tasmanien sich gelohnt hat. Ja, aber : Tasmanien hat wunderschöne Sandstrände und Buchten, die nur von wenigen während unserer Zeit besucht wurden, aber die Wassertemperatur verleitete niemanden, die Bademöglichkeit zu nutzen. Tasmanien verfügt über eine extrem große Anzahl von Nationalparks; in unserem Parkpass sind 20 verschiedene geschützte Bereiche benannt, von denen wir nur fünf besuchen konnten. Tasmanien ist grün, auch wenn die Trockenheit spürbar war. Tasmanien hat wunderschöne wilde Küstenabschnitte, die man kaum alle kennenlernen kann; wir mussten uns im wesentlichen auf die Ostküste beschränken, wobei insbesondere die Nord- und Teile der Westküste mindestens ebensolch imponierende und beeindruckende Küsten besitzen, die wir leider nicht anfahren konnten. In Tasmanien kann man wunderschöne und interessante Wanderungen im Gebirge und an der See machen und muß sich dabei nicht nur auf Eintagestouren beschränken; auch wir wären gerne mehr und längere Strecken durch diese Landschaften gewandert. Tasmanien ist eine Insel und insofern wechselt das Klima relativ schnell; uns hat es erwischt mit Starkregen und heftigen Winden, ist halt Pech. Tasmanien zieht zahlreiche Besucher an, aber die Anzahl ist überschaubar; selbst die Hauptstadt Hobart strahlt eine Ruhe aus und wirkt in keiner Weise sehr großstädtisch. Selbst die Fußgängerzone könnte man in jeder deutschen Mittelstadt verorten. Daß der Tourismus nicht unbedingt ein starkes Standbein der Tasmanischen Wirtschaft ist, zeigt sich an der Qualität der Campingplätze, die stark hinter der in Neuseeland vorgefundenen zurückbleibt; auch ist die touristische Infrastruktur für den Camperreisenden nicht stark ausgebaut. So können wir nach dem verkürzten Aufenthalt auf Tasmanien ein im wesentlichen positives Urteil fällen, nur zu kalt war es, meint vor allem Katrin, die sich nach Wärme sehnt; der Herbst hat sich hier früher als erwartet und heftiger als erwünscht bemerkbar gemacht. Es hätten einige Tage mehr sein können, die wir hier herumreisen, denn es gibt auf Tasmanien noch viel für uns zu entdecken. Wir hatten jedoch entschieden, um auf Katrins Wunsch die Gesamtreisedauer etwas zu reduzieren, die geplante Reisedauer auf der Insel um fast 50% zu vermindern, das war wohl etwas zu sehr gekürzt und wir haben unsere Reiseziele entsprechend eingedampft. Schade, aber nicht zu ändern. Dennoch, wir verlassen Tasmanien mit einem vollen Rucksack, vor allem voller neuer Eindrücke.

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