Neuseeland – dies und das

Nun reisen wir mit einem Camper der Firma “Happy Camper”. Alle Camper tragen weithin sichtbar das Signet ihres Vermieters, unseres prangt weithin sichtbar an der Stirnseite des Aufbaus. Anfangs konnten wir uns nicht so recht erklären, warum uns aus anderen Campern zugewunken wurde – und Camper fahren hier in extrem großer Zahl durch das Land. Genauere Beobachtung brachte die Erkenntnis, uns wird aus Happy Camper-Fahrzeugen zugewunken. Irgendwie scheint es eine stillschweigende Übereinkunft zu geben, daß Happy Camper-Fahrer auch happy Camper und freundlich sind. Ab dann beteiligten auch wir uns an der Begrüßungszeremonie und freuten uns über jeden Camper mit “unserem” Logo.

In Deutschland trauern wir fast um jedes Tier, das wir tot auf einer Straße liegend sehen. Wieder war ein Hase, Igel etc. nicht schnell genug und Opfer des Straßenverkehrs. Wir stellen hier bei uns eine veränderte Verhaltensweise fest. Nachdem wir ziemlich zu Beginn unserer Reise durch Neuseeland von den verheerenden Auswirkungen und Folgen des frei lebenden Opossum und Stoat wie auch den unermüdlichen Anstrengungen, deren Zahl zu reduzieren, ihre Ausbreitung einzugrenzen, erfahren hatten, schauen wir bei jedem Tierkadaver auf der Straße hin, ob es mal wieder eines dieser beiden nachtaktiven, im Grunde auch possierlich aussehenden Tierchen erwischt hat. Zu fast 100 Prozent besteht die nächtliche Strecke aus diesen Tieren. Und wir, vor allem ich, freuen uns, wenn auf einer Fahrstrecke von nur einem Kilometer gleich viermal ein plattgefahrener buschiger Schwanz auf diese Plagegeister hinweist. Vier Exemplare weniger, die insbesondere der Vogelwelt bildlich gesprochen auf Dauer den Hals umdreht. So machen die Autofahrer etwas gut, was vor Jahrzehnten durch Menschenhand und –entscheidung,  das Aussetzen dieser Tiere, in Gang gesetzt wurde.

Auch in Neuseeland wird Golf gespielt, die Anzahl der Golfplätze erreicht zwar nicht die Zahl der Landeskinder, ist aber nach unserer Einschätzung sehr hoch. Nahezu in jeder Ortschaft – nicht Stadt ! – wird auf einen in der näheren Umgebung liegenden 18-Loch-Golfplatz hingewiesen, Gäste sind (sehr) willkommen, insbesondere Greenfeezahlende. Wenn man in nahezu jeder nur wenige hundert Bewohnern umfassenden Ortschaft z.B. an der Ostküste der Nordinsel, wo wahrlich weder der Bär steppt, noch viele Menschen wohnen oder dorthin reisen, einen Golfplatz sieht, dann macht das stutzig. Spielt hier jeder Golf um die Existenz einer so großen Zahl zu rechtfertigen? Oder ist der Platz der Versuch, sich von anderen Orten im Bemühen, Aufmerksamkeit zu erlangen, abzuheben – da an jedem Ort ein Platz zu sein scheint, eher ein vergeblicher Versuch. Wenn dann diese Anlagen auch noch in einer Region in großer Zahl existieren, die eher Armenhaus des Landes als prosperierender Landstrich ist, wie ist dass möglich? Auch beim Vorbeifahren kann man einen Eindruck von der Platzpflege gewinnen. Bestehender Wassermangel führte dazu, daß teilweise selbst die Greens braun waren, ein Rough entlang der Bahnen konnten wir selten erkennen, hier wurde jeder Halm gleich kurz gehalten. Schließlich erkannten wir auch eine besondere Form der Platzpflege, wartungsarm und preiswert : Schafe tummelten sich auf dem Platz, nicht angepflockt, sondern frei herumlaufend – daher also der gleichbleibend kurze Schnitt. In Deutschland darben einige Golfanlagen wegen des geringen Zuspruchs und suchen nach Möglichkeiten, die hohen Unterhaltskosten zu senken. Die Neuseeländer kennen die Lösung.

Mit einem Camper zu reisen bietet viele Vorteile, insbesondere die Möglichkeit, den kargen Speisekarten der Gastronomie auszuweichen und selber zu kochen, Routen zu fahren, die von einem normalen Busverkehr nicht angesteuert werden, Landschaften zu sehen, die für den normalen Rucksacktouristen schlechter erreichbar sind. Die Campingplätze weisen im allgemeinen ebenfalls einen guten bis sehr guten Standard auf und halten einen Vergleich mit Hostels auf jeden Fall stand. Jedoch sind die Campingplatzküchen nur selten Orte der Kommunikation, ganz im Gegensatz zu den Hostels.  Obgleich man also auf einem gut besuchten Campingplatz die Nacht verbringt, es ist so, als wenn man nahezu alleine in der Pampa stehen würde. Diese fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten stellen bei dieser Reiseform mit dem Camper einen erheblichen Nachteil dar, wir vermissen richtig diese abendlichen Gespräche am Tisch und sehnen uns manchmal danach, wieder “unter Menschen zu kommen”. So extrem haben wir uns die Situation als Camperreisender nicht vorgestellt, obgleich hin und wieder man auch dabei auf nette Menschen treffen kann, wie uns geschehen, aber es ist ein ganz anderes Reisen.

Wir haben nicht alle Flugabschnitte im Rahmen unseres RTW-Tickets gebucht, sondern wollten die Freiheit haben, uns während der Reise noch für zusätzliche Reiseziele zu entscheiden. Diese Freiheit kostet Nerven und Zeit wenn es daran geht, die passende Flugverbindung zu recherchieren und dann zu buchen. Natürlich greifen wir auf Metasuchmaschinen wie z.B. skyscanner zurück, über den zu den gesuchten Flugterminen die am Markt verfügbaren Angebote benannt werden, es versteht sich, mit einem Preis versehen. Die Orientierung am ausgewiesenen Preis führt jedoch fast immer erheblich in die Irre. Nicht nur, daß die Fluggesellschaften sehr erfindungsreich sind, wenn es um die Berechnung von Sondergebühren geht, sei es bei der Form  des Eincheckens, bei der Zahl der mitgenommenen Gepäckstücke, ja selbst das Maximalgewicht des aufgegebenen Gepäckstücke wird in vielen Fällen unter die üblichen 20/23kg gesenkt, alles immer im Kleinstgedruckten und kaum auffindbar festgehalten. Natürlich berücksichtigt der in den Suchmaschinen ausgewiesene Preis dies alles nicht; es gibt auch selten hilfreiche Hinweise auf den Umfang der Zusatzkosten.  Der Suchende entwickelt im Verlaufe der Zeit ein Gespür für die sich hinter dem Angebot verbergenden Tarife; insbesondere in Australien muß man die Unterschiede zwischen den Saver- und Supersaver-Tarifen sowie den Flexitarifen im Auge haben. Auch hierzu findet man bei den durch die Suchmaschinen ausgeworfenen Angebote keinen Hinweis, erst wenn man sich durch die oft sehr umständliche und alle persönlichen Daten abfragenden Prozeduren der Ticketanbieter geklickt hat, was oft bei den schlechten Internetverbindungen eine Ewigkeit dauerte, besteht die Möglichkeit, den wirklichen Tarif und die Zusatzkosten zu erkennen – ein wahres Ärgernis. Dies wird noch gesteigert, wenn es an das Bezahlen geht. Eine überschaubare Kreditkartengebühr wird ja noch akzeptiert, aber für eine Buchung zweier Personen diese Gebühr zweifach abzufordern bei einem einzigen Bezahlvorgang können wir nicht nachvollziehen. Wenn es sich dann nicht um 10/15 Euro, sondern um ein Mehrfaches davon handelt, wird man wütend. Dies ist bei einigen Anbietern noch nicht das Ende der Unverschämtheiten : es werden noch weitere Servicegebühren berechnet, ein Unding, gilt m.E. doch die Preisangabeverordnung in Deutschland, wo sämtliche von uns in die Prüfung einbezogenen Ticketanbieter ihren Sitz haben, wonach alle relevanten Preisbestandteile in den Endpreis einzurechnen sind, die in den Suchmaschinen angebotenen Preise diese Vorgabe aber nicht erfüllen. Fazit : in keinem Fall war eines der vergleichsweise günstigen Tickets wirklich preiswert und : es war extrem zeitaufwändig, nicht das günstigste, aber ein vergleichsweise günstiges Ticket zu buchen. Nach zahlreichen frustrierenden Rechercheversuchen sind wir am Ende dazu übergegangen, direkt bei den Fluggesellschaften zu recherchieren und zu buchen. Dort sind die Informationen relativ vollständig und eine bessere Transparenz ist gegeben.  Dieser Frust musste von der Seele getippt werden.

Vom Nachrichtenstrom in Deutschland sind wir abgeschnitten, da helfen auch nicht die sporadischen Zugriffe z.B. auf die Webseite z.B. von ARD. Wie sehr wir aber durch die Gestaltung der Nachrichten in Deutschland in unserem Wahrnehmungsverhalten positiv beeinflusst sind, bemerkten wir bei den Blicken in die hiesigen Zeitungen. Soweit erkennbar, vielleicht ausgenommen die sich ausschließlich mit Finanzthemen befassenden Printmedien, steht weniger die große Politik im Vordergrund, sondern das “gesellschaftliche Ereignis” wie zur Genüge durch die Bildzeitung praktiziert und vor allem wird dem Sport ein extrem breiter Raum eingeräumt. Dabei steht natürlich Rugby im Vordergrund. Würde es bei einer reinen Berichterstattung bleiben, wären die Blätter auch für unseren Geschmack noch lesbar, aber die Bebilderung jeder noch so nichtigen Notiz mit oft brutal aussehenden Tacklings der Sportler geht nach unserem Empfinden zu weit. Hier wird die Brutalität im Sport offenbar als ganz normale Begleiterscheinung des Sporttreibens angesehen. Um so mehr Aufmerksamkeit erhielt die Entscheidung eines Rugbyspieler, in der Öffentlichkeit bekannt zu geben, wie häufig er im Verlaufe seiner aktiven Zeit durch die Tacklings bewußtlos war. Ein Gehirnscreening zeigte dann auch, welche Auswirkungen möglich sind, denn der Sportler machte für seine im Alter von knapp vierzig Jahren erkennbaren Gedächtnisausfälle wohl zu Recht den Rugbysport verantwortlich. Politische und weltpolitische Themen haben wir in den hiesigen Zeitungen überspitzt formuliert dort gefunden, wo in den heimischen Zeitungen kleiner gedruckt “Vermischtes” steht. Diese Themen besitzen hier offenbar einen deutlich geringeren Stellenwert als bei uns zu Hause. Was freuen wir uns darauf, endlich wieder umfassen über die Weltentwicklung uns informieren zu können!

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