Tasman Peninsula – nach Port Arthur

Unser Ziel für den Nachmittag hieß Port Arthur, im Süden der Tasman Peninsula gelegen und keine 100 Kilometer Fahrtstrecke vom Flughafen entfernt, gerade richtig, um sich auf australischen Straßen einzurollen. Anfangs stellen wir immer wieder bei uns fest, gedanklich noch in Neuseeland zu sein, die uns umgebende Landschaft stellt keinen wirklichen Kontrast zu den beiden Inseln dar. Trocken hüben und drüben, nur die auf die Feuergefahr deutlich hinweisenden Warnschilder tauchen hier nicht auf, scheinen aber nötig zu sein. Sehr bald, nachdem wir Sorrell, eine der ältesten Stadtgründungen in Australien und mit alten Kolonialbauten durchsetzte hübsche Stadt am Pit Water – wir konnten nur sehr wenige bemerkenswerte Bauten entdecken –, verlassen hatten und durch das Binnenland fuhren, tauchten große Flächen mit verkohlten Bäumen rechts und links der Straße auf. Diese Brandschäden betrafen große Flächen, das/die Feuer müssen sich auch die kleineren Berghänge hinaufgefressen haben. Entweder sind die Bäume hier in großer Zahl extrem widerstandsfähig gegen Buschbrände oder aber es ist schnell gelungen, den Brand einzudämmen, denn eine Vielzahl der erkennbar an der verkohlten Rinde brandgeschädigten Bäume hatten wieder ausgetrieben.

P1140333

Von Cambridge (Australien), dem Örtchen in der Nähe des Flughafens, ging es über einige sehr lange Meeresflachwasser überspannende Brücken über Midway Point, ein kleiner Wohnort ohne besondere Merkmale aber Grundstücken mit fantastischem Blick nach Sorell. Kurze Zeit verfolgte uns noch das Meer bzw. wir hatten immer wieder ein Auge drauf, bevor wir von einer trockenen Landschaft umgeben waren, aber nur eine kurze Zeit. In der Ferne waren einige Erhebungen zu erkennen, also keine eintönige platte Gegend, die wir durchfuhren. Kurz vor Dunnalley erreichten wir wieder das Meer; in der Ferne auf einer kleinen Insel erkannten wir ein festungsähnliches Gebäude, der Karte zur Folge ein/das Tasman Monument. Was dahinter steckt, wir fanden bislang keine weiteren Hinweise. Bei Dunalley ist das Festland mit der dann folgenden Forestier Peninsula nur durch einen schmalen Isthmus verbunden, den man jedoch Anfang 1900 mit dem Bau eines kleinen Kanals durchstoßen hatte.

P1140081P1140083P1140085P1140090P1140096P1140098

Diese Halbinsel ist auch heute noch weitgehend bewaldet, mit den oben erwähnten Feuerschäden, nicht, wie an anderer Stelle bereits wahrgenommen, restlos entbaumt. Nach weiterer 20-minütiger Fahrt wird uns ein Aussichtspunkt auf die Tasman Peninsula angeboten, an dem wir natürlich nicht vorbeifahren. Unser erster Blick auf die für diese Halbinsel aber auch für Tasmanien typische Küstenform und –gestaltung, einerseits steil abfallende Kliffs, andererseits kleine oft sandige Buchten, die zum schwimmen einladen. Die ständig auf den Strand zulaufenden und sich dann überschlagenden Wellen haben Katrin so in den Bann gezogen, so daß eine Vielzahl von Aufnahmen dieses Motiv abbilden.

P1140104P1140118P1140135

Wenige Kilometer von diesem Aussichtspunkt entfernt und wieder auf NN angekommen, kann man, auch wir, ein Naturphänomen bestaunen, die Tessellated Pavements. Was von weitem aussieht, als wären in Meernähe größere Pflastersteine einbetoniert worden, ist in Wirklichkeit das Ergebnis eines über mehrere 10-Millionen-Jahre dauernden Prozesses. Wenn wir die Erläuterungen richtig verstanden haben, entstanden die Risse in diesem besonderen Siltstein durch Spannungen in der Erdoberfläche, wobei diese Spannungen in den Richtungen Nord-Nordost, Ost-Nordost und Nord-Nordwest verliefen. Nicht überall sind alle drei Spannungsrisse erkennbar, meistens sind nur die im rechten Winkel zueinander verlaufenden Risse in der Oberfläche erkennbar. Die Gezeiten und das Meersalz haben dann wesentlich dazu beigetragen, daß diese Risse vertieft wurden und ein Teil der glatten Oberflächen abgerundet wurde.

P1140111P1140115P1140117P1140113

Dann endlich haben wir den letzten Isthmus, der das schmale Band zwischen Forestier Peninsula und der Tasman Peninsul bildet, erreicht. Nach einem kurzen Blick auf den Strand, dem Wahrnehmen einer “dog-line” und einem Wärterhäuschen auf dem Isthmus, die Bedeutung erkennen wir erst bei unserem Besuch in Port Arthur, steuern wir die nächsten Naturbesonderheiten der Insel an, das Tasman Blowhole und den Tasman Arch bei Dob Town, keine Stadt, sondern nur die Ansammlung von vielleicht zehn sich hinter einer Art Deich hinduckenden Häusern. Beide Naturbesonderheiten verdanken ihre Existenz vor allem dem seit Millionen von Jahren an bestimmten Stellen der Felsen anprallenden Wellen. Mit einem enormen Getöse läuft die Welle durch das “gefräste” Loch, prallt teilweise von den Seiten ab um am Ende an die Rückwand dieser Kaverne anzuschlagen und aufzuschäumen/spitzen. Wir haben das Glück, diesem Schauspiel beizuwohnen, denn vor nicht bekannter Zeit ist die Decke dieser Kaverne eingestürzt. Den Gedanken, ob der hier vorgefundene “Arch” nun kleiner oder größer ist als derjenige, den man uns bei den Knights Islands präsentiert hat, haben wir schnell verdrängt – jeder dieser Felsbögen war auf seine Weise schön, den der Knights Islands konnten wir sogar durchfahren.

P1140192P1140195P1140218P1140248P1140268

Am späten Nachmittag treffen wir dann auf unserem unmittelbar vor Port Arthur gelegenen Campingplatz, der nicht nur in einem riesigen Park sondern auch direkt am Meer liegt ein. Hier begegnen wir einem nahen Verwandten des australischen Ureinwohners, der mit einer großen Sippe den umliegenden Wald und auch unseren Campingplatz als Spielwiese und Freßplatz ausgewählt hat, den pademelon auch rufous wallaby genannt, ein Verwandter, ob nah oder entfernt wissen wir nicht, hat aber eine große Ähnlichkeit, des Känguru. Die Tiere liefen Tag und Nacht durch das Gelände, manchmal kamen sie direkt bis vor die Küchentür in der Erwartung, sich die normale Futtersuche durch das Schnorren von Essensresten ersparen zu können.

P1140275P1140271

Wer nachts in Richtung Toilette marschieren musste tat gut daran, eine starke Taschenlampe mitzunehmen, den die Hinterlassenschaften dieser bis unter einen Meter großen Tiere lagen an vielen Stellen herum.

In Australien angekommen

Am Nachmittag des 16.3. verließen wir Neuseeland, um die nächsten Wochen uns einige – wenige – Regionen Australiens anzusehen. Beim Einchecken wurde dann festgestellt, daß wir nicht im Besitz eines Visums für Australien seien – in unserer Zeit von EU-Bürgern ein Visum für Australien verlangen schien/scheint uns ein Treppenwitz zu sein, entspricht aber der Realität. Zum Glück kann gegen eine kleine Zusatzgebühr dieses Visum noch vor Ort ausgestellt werden und unserem Abflug nach Australien stand nun nichts mehr im Weg. Pünktlich hob die Quantas-Maschine ab, pünktlich kamen wir auch in Sydney an, das war aber auch schon alles Positive an diesem Flug. Eine viel zu kleine Kabinencrew kümmerte sich um die fast 300 Fluggäste, die wie wir fast 1 1/2 Stunden auf das erste Getränk warten mussten. Bislang war uns ein derart schlechter Service nur auf einigen unser Iberia-Flüge aufgefallen, jetzt auch Quantas? Vielleicht liegt die Lösung hier : wie wir am Folgetag in der Zeitung lesen konnten, gibt es derzeit einen Arbeitskonflikt bei Quantas, Grund die angekündigte Entlassung von 5000 Mitarbeitern. So wollen wir nicht ausschließen, daß wir bereits erste Auswirkungen des Konfliktes oder der angekündigten Sparbemühungen erlebten.

Ganz nah Abflughafen für unseren weiteren Transport am 17.3. nach Hobart/Tasmanien , dem Domestic Airport, der leider wenige Kilometer vom Ankunftsflughafen Sydney International entfernt liegt, hatten wir unsere Unterkunft gefunden, dem Ibis Budget, preiswert und akzeptabel. Zu Fuß liefen wir dann mit unseren Rucksäcken auf den Schultern die 10 Minuten bis zum Abflugterminal. Diesmal mussten wir auf unserem Quantas-Flug nicht ganz so lange auf die Getränke warten, was vielleicht auch an der kürzeren Flugzeit lag. Gegen 11:00 Uhr hatten wir in Hobart unsere Rucksäcke wieder auf der Schulter und stiefelten die geschätzten 400 Meter bis zum Campervermieter, um dort unser fahrbares “zu Hause” für die nächsten 7 Tage in Empfang zu nehmen. Um nicht wie in Südamerika nur mit groben Handskizzen durch das Land zu fahren, erwarben wir ein nicht sehr handlichen dafür aber ganz Australien berücksichtigenden Straßenatlas, der uns hoffentlich hilft, unsere Ziele zu erreichen. Wie wir beim Einräumen und Zurechtfinden feststellten, sind nicht alle gleich genannten Camper auch identisch. Dieses etwas jüngere Modell weist nicht nur eine geringere Stehhöhe auf, sondern hat durch eine abgeänderte Anordnung von Einbauten auch weniger Staufläche mit dem unangenehmen Ergebnis, daß wir unsere Rucksäcke nachts auf den Sitzen in der Fahrerkabine abstellen müssen. Für die wenigen Tage stellt das kein Problem dar, wir hoffen, bei den künftigen angemieteten Campern wieder unser altes Modell übernehmen zu können. In unserem Alter sich auf etwas Neues einzulassen fällt eben manchmal schwer?! Und dann begann unsere verkürzte Rundfahrt durch Tasmanien.

Etwas beschäftigte uns, vor allem Katrin, bereits vor unserem Flug nach Australien : die Vielzahl der giftigen und für den Menschen bedrohliche bis tödliche Tierkontaktmöglichkeiten, seien es Spinnen, Seewespen/Stinger/Boxjellyfish, Krokodile, Schlangen, Frösche, Oktopusse, Fische und Schnecken, um die wichtigsten zu nennen. Derartige Bedrohungen waren uns bislang eher fremd, nehmen aber so nach und nach Besitz in Katrins Gedankenwelt. So spricht sie bereits davon, in Australien das Wasser zu meiden, sei es das Meer oder ein See – man weiß ja nie, was dort auf einen lauert. Natürlich wissen wir um die normalen Verhaltensweisen um das Risiko erheblich zu reduzieren, beim Schwimmen lautet diese : talk to a local, denn die wissen um die besonderen Gefahren z.B. nach einem Regen in ihrer Region. Dennoch, so recht beruhigend wirken diese Ratschläge nicht, es könnte ja trotz Kontrolle des Schuhinnern sich an anderer Stelle eine giftige Spinne versteckt haben. Und wenn dann auf Befragen von Einheimischen diese mehrmals bestätigen, sie hätten der giftigen Spinne gegenübergestanden, dann ist die Ruhe ganz dahin. Statistik sollte überzeugen, denke ich. In einer Kolumne finden sich folgende Hinweise : in Australien gibt es nicht einmal eine tödlich ausgehende Haiattacke pro Jahr, auch die tödlich ausgehenden Krokodilangriffe fordern jährlich nicht mehr Leben. Dem blau geringelten Oktopus sind in den letzten hundert Jahren nur zwei Menschen zum Opfer geworden und durch die Cone shell gibt es nur ein einziges dokumentiertes Todesopfer.  Der Jellyfish raubt jährlich zwei Menschenleben, so daß es insgesamt 40mal wahrscheinlicher ist, im Meer zu ertrinken als von diesen Lebewesen getötet zu werden. Durch tödliche  Schlangenbisse verlieren jährlich gleichfall durchschnittlich zwei Menschen ihr Leben. In den letzten 50 Jahren ist ebenfalls kein einziger Todesfall durch Zeckenbiß berichtet worden, der letzte Todesfall durch einen Spinnenbiß liegt 20 Jahre zurück. Eigentlich alles Daten die beruhigen sollten, gleichzeitig Anlaß sind, die normalen Vorsichtsregeln beim Wandern und Schwimmen in bestimmten Gebieten anzuwenden.

Neuseeland – dies und das

Nun reisen wir mit einem Camper der Firma “Happy Camper”. Alle Camper tragen weithin sichtbar das Signet ihres Vermieters, unseres prangt weithin sichtbar an der Stirnseite des Aufbaus. Anfangs konnten wir uns nicht so recht erklären, warum uns aus anderen Campern zugewunken wurde – und Camper fahren hier in extrem großer Zahl durch das Land. Genauere Beobachtung brachte die Erkenntnis, uns wird aus Happy Camper-Fahrzeugen zugewunken. Irgendwie scheint es eine stillschweigende Übereinkunft zu geben, daß Happy Camper-Fahrer auch happy Camper und freundlich sind. Ab dann beteiligten auch wir uns an der Begrüßungszeremonie und freuten uns über jeden Camper mit “unserem” Logo.

In Deutschland trauern wir fast um jedes Tier, das wir tot auf einer Straße liegend sehen. Wieder war ein Hase, Igel etc. nicht schnell genug und Opfer des Straßenverkehrs. Wir stellen hier bei uns eine veränderte Verhaltensweise fest. Nachdem wir ziemlich zu Beginn unserer Reise durch Neuseeland von den verheerenden Auswirkungen und Folgen des frei lebenden Opossum und Stoat wie auch den unermüdlichen Anstrengungen, deren Zahl zu reduzieren, ihre Ausbreitung einzugrenzen, erfahren hatten, schauen wir bei jedem Tierkadaver auf der Straße hin, ob es mal wieder eines dieser beiden nachtaktiven, im Grunde auch possierlich aussehenden Tierchen erwischt hat. Zu fast 100 Prozent besteht die nächtliche Strecke aus diesen Tieren. Und wir, vor allem ich, freuen uns, wenn auf einer Fahrstrecke von nur einem Kilometer gleich viermal ein plattgefahrener buschiger Schwanz auf diese Plagegeister hinweist. Vier Exemplare weniger, die insbesondere der Vogelwelt bildlich gesprochen auf Dauer den Hals umdreht. So machen die Autofahrer etwas gut, was vor Jahrzehnten durch Menschenhand und –entscheidung,  das Aussetzen dieser Tiere, in Gang gesetzt wurde.

Auch in Neuseeland wird Golf gespielt, die Anzahl der Golfplätze erreicht zwar nicht die Zahl der Landeskinder, ist aber nach unserer Einschätzung sehr hoch. Nahezu in jeder Ortschaft – nicht Stadt ! – wird auf einen in der näheren Umgebung liegenden 18-Loch-Golfplatz hingewiesen, Gäste sind (sehr) willkommen, insbesondere Greenfeezahlende. Wenn man in nahezu jeder nur wenige hundert Bewohnern umfassenden Ortschaft z.B. an der Ostküste der Nordinsel, wo wahrlich weder der Bär steppt, noch viele Menschen wohnen oder dorthin reisen, einen Golfplatz sieht, dann macht das stutzig. Spielt hier jeder Golf um die Existenz einer so großen Zahl zu rechtfertigen? Oder ist der Platz der Versuch, sich von anderen Orten im Bemühen, Aufmerksamkeit zu erlangen, abzuheben – da an jedem Ort ein Platz zu sein scheint, eher ein vergeblicher Versuch. Wenn dann diese Anlagen auch noch in einer Region in großer Zahl existieren, die eher Armenhaus des Landes als prosperierender Landstrich ist, wie ist dass möglich? Auch beim Vorbeifahren kann man einen Eindruck von der Platzpflege gewinnen. Bestehender Wassermangel führte dazu, daß teilweise selbst die Greens braun waren, ein Rough entlang der Bahnen konnten wir selten erkennen, hier wurde jeder Halm gleich kurz gehalten. Schließlich erkannten wir auch eine besondere Form der Platzpflege, wartungsarm und preiswert : Schafe tummelten sich auf dem Platz, nicht angepflockt, sondern frei herumlaufend – daher also der gleichbleibend kurze Schnitt. In Deutschland darben einige Golfanlagen wegen des geringen Zuspruchs und suchen nach Möglichkeiten, die hohen Unterhaltskosten zu senken. Die Neuseeländer kennen die Lösung.

Mit einem Camper zu reisen bietet viele Vorteile, insbesondere die Möglichkeit, den kargen Speisekarten der Gastronomie auszuweichen und selber zu kochen, Routen zu fahren, die von einem normalen Busverkehr nicht angesteuert werden, Landschaften zu sehen, die für den normalen Rucksacktouristen schlechter erreichbar sind. Die Campingplätze weisen im allgemeinen ebenfalls einen guten bis sehr guten Standard auf und halten einen Vergleich mit Hostels auf jeden Fall stand. Jedoch sind die Campingplatzküchen nur selten Orte der Kommunikation, ganz im Gegensatz zu den Hostels.  Obgleich man also auf einem gut besuchten Campingplatz die Nacht verbringt, es ist so, als wenn man nahezu alleine in der Pampa stehen würde. Diese fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten stellen bei dieser Reiseform mit dem Camper einen erheblichen Nachteil dar, wir vermissen richtig diese abendlichen Gespräche am Tisch und sehnen uns manchmal danach, wieder “unter Menschen zu kommen”. So extrem haben wir uns die Situation als Camperreisender nicht vorgestellt, obgleich hin und wieder man auch dabei auf nette Menschen treffen kann, wie uns geschehen, aber es ist ein ganz anderes Reisen.

Wir haben nicht alle Flugabschnitte im Rahmen unseres RTW-Tickets gebucht, sondern wollten die Freiheit haben, uns während der Reise noch für zusätzliche Reiseziele zu entscheiden. Diese Freiheit kostet Nerven und Zeit wenn es daran geht, die passende Flugverbindung zu recherchieren und dann zu buchen. Natürlich greifen wir auf Metasuchmaschinen wie z.B. skyscanner zurück, über den zu den gesuchten Flugterminen die am Markt verfügbaren Angebote benannt werden, es versteht sich, mit einem Preis versehen. Die Orientierung am ausgewiesenen Preis führt jedoch fast immer erheblich in die Irre. Nicht nur, daß die Fluggesellschaften sehr erfindungsreich sind, wenn es um die Berechnung von Sondergebühren geht, sei es bei der Form  des Eincheckens, bei der Zahl der mitgenommenen Gepäckstücke, ja selbst das Maximalgewicht des aufgegebenen Gepäckstücke wird in vielen Fällen unter die üblichen 20/23kg gesenkt, alles immer im Kleinstgedruckten und kaum auffindbar festgehalten. Natürlich berücksichtigt der in den Suchmaschinen ausgewiesene Preis dies alles nicht; es gibt auch selten hilfreiche Hinweise auf den Umfang der Zusatzkosten.  Der Suchende entwickelt im Verlaufe der Zeit ein Gespür für die sich hinter dem Angebot verbergenden Tarife; insbesondere in Australien muß man die Unterschiede zwischen den Saver- und Supersaver-Tarifen sowie den Flexitarifen im Auge haben. Auch hierzu findet man bei den durch die Suchmaschinen ausgeworfenen Angebote keinen Hinweis, erst wenn man sich durch die oft sehr umständliche und alle persönlichen Daten abfragenden Prozeduren der Ticketanbieter geklickt hat, was oft bei den schlechten Internetverbindungen eine Ewigkeit dauerte, besteht die Möglichkeit, den wirklichen Tarif und die Zusatzkosten zu erkennen – ein wahres Ärgernis. Dies wird noch gesteigert, wenn es an das Bezahlen geht. Eine überschaubare Kreditkartengebühr wird ja noch akzeptiert, aber für eine Buchung zweier Personen diese Gebühr zweifach abzufordern bei einem einzigen Bezahlvorgang können wir nicht nachvollziehen. Wenn es sich dann nicht um 10/15 Euro, sondern um ein Mehrfaches davon handelt, wird man wütend. Dies ist bei einigen Anbietern noch nicht das Ende der Unverschämtheiten : es werden noch weitere Servicegebühren berechnet, ein Unding, gilt m.E. doch die Preisangabeverordnung in Deutschland, wo sämtliche von uns in die Prüfung einbezogenen Ticketanbieter ihren Sitz haben, wonach alle relevanten Preisbestandteile in den Endpreis einzurechnen sind, die in den Suchmaschinen angebotenen Preise diese Vorgabe aber nicht erfüllen. Fazit : in keinem Fall war eines der vergleichsweise günstigen Tickets wirklich preiswert und : es war extrem zeitaufwändig, nicht das günstigste, aber ein vergleichsweise günstiges Ticket zu buchen. Nach zahlreichen frustrierenden Rechercheversuchen sind wir am Ende dazu übergegangen, direkt bei den Fluggesellschaften zu recherchieren und zu buchen. Dort sind die Informationen relativ vollständig und eine bessere Transparenz ist gegeben.  Dieser Frust musste von der Seele getippt werden.

Vom Nachrichtenstrom in Deutschland sind wir abgeschnitten, da helfen auch nicht die sporadischen Zugriffe z.B. auf die Webseite z.B. von ARD. Wie sehr wir aber durch die Gestaltung der Nachrichten in Deutschland in unserem Wahrnehmungsverhalten positiv beeinflusst sind, bemerkten wir bei den Blicken in die hiesigen Zeitungen. Soweit erkennbar, vielleicht ausgenommen die sich ausschließlich mit Finanzthemen befassenden Printmedien, steht weniger die große Politik im Vordergrund, sondern das “gesellschaftliche Ereignis” wie zur Genüge durch die Bildzeitung praktiziert und vor allem wird dem Sport ein extrem breiter Raum eingeräumt. Dabei steht natürlich Rugby im Vordergrund. Würde es bei einer reinen Berichterstattung bleiben, wären die Blätter auch für unseren Geschmack noch lesbar, aber die Bebilderung jeder noch so nichtigen Notiz mit oft brutal aussehenden Tacklings der Sportler geht nach unserem Empfinden zu weit. Hier wird die Brutalität im Sport offenbar als ganz normale Begleiterscheinung des Sporttreibens angesehen. Um so mehr Aufmerksamkeit erhielt die Entscheidung eines Rugbyspieler, in der Öffentlichkeit bekannt zu geben, wie häufig er im Verlaufe seiner aktiven Zeit durch die Tacklings bewußtlos war. Ein Gehirnscreening zeigte dann auch, welche Auswirkungen möglich sind, denn der Sportler machte für seine im Alter von knapp vierzig Jahren erkennbaren Gedächtnisausfälle wohl zu Recht den Rugbysport verantwortlich. Politische und weltpolitische Themen haben wir in den hiesigen Zeitungen überspitzt formuliert dort gefunden, wo in den heimischen Zeitungen kleiner gedruckt “Vermischtes” steht. Diese Themen besitzen hier offenbar einen deutlich geringeren Stellenwert als bei uns zu Hause. Was freuen wir uns darauf, endlich wieder umfassen über die Weltentwicklung uns informieren zu können!

Auckland, nicht nur im Sonnenschein

Am 12.3., der Tag, an dem wir segeln waren, schien die Sonne prächtig vom Himmel; auch am Folgetag strahlendes Wetter und mäßiger Wind. Es hätte uns klar sein müssen, daß es so nicht weiter gehen kann, denn die beiden letzten Tage in Neuseeland waren garstig.

Da am 14.3. der Camper abgegeben werden musste, waren wir am Vortag mit aufräumen und packen beschäftigt, suchten im Netz nach Informationen für den weitere Reiseverlauf, schrieben am Blog, ein ruhiger und gemütlicher Tag also.

Mit einem Umweg hinein in die Innenstadt zu unserem Quartier für die letzten beiden Nächte in Auckland, um unsere Rucksäcke zu deponieren, fuhren wir dann zum Camperdepot am Flughafen quer durch die Großstadt. Die Kontrolle des zurück  gegebenen Campers war sehr oberflächlich, auf den ersten und zweiten Blick keine Schäden sichtbar, also ok. Hoffen wir, daß auch der dritte Blick zu keinem anderen Ergebnis kommt und unsere Kreditkarte nicht nachbelastet wird. Wir hatten nämlich das Pech, etwa 100 Kilometer vor Auckland in einer Straßenbauzone durch einen uns überholenden LKW uns einen Steinschlag einzufangen, der ein Ministück Frontscheibenglas abgesplittert hat. Wir haben zwar darauf hingewiesen, dies wurde jedoch von der aushilfsweise mit der Abnahme  betrauten Mitarbeiterin als Bagatelle abgetan. Gehen wir also davon aus, daß dies so bleibt.

Mit öffentlichen Transportmitteln fuhren wir dann vom Flughafen die etwa 20 Kilometer bis ins Zentrum, zuerst einen Streckenteil mit einem Vorortbus, dann wechselten wir auf die Schiene; der Zug brachte uns direkt zum Hafen, diesmal auf einer uns noch unbekannten Route entlang der Küste. Downtown Auckland, eine Mixtur von modernen, glatten Hochhäusern und Funktional-/Bürobauten und noch aus der ersten Jahrhunderthälfte übriggebliebenen mehrstöckigen oft Charakter zeigenden und nicht der Glas-Stahl-Beton-Fraktion zuzurechnenden Häusern, war am Nachmitttag belebt aber nicht überlaufen. Die Geschäfte der Lower Queenstreet  und somit hafennah zielten auf die wohlhabendere Kundschaft ab, in Upper Queenstreet, wo auch unser Quartier, die JuHe Auckland International liegt, sinkt das Preisniveau und die Eleganz von Betrachter, Käufer und Geschäft. Dazwischen liegt nur ein Kilometer! Bereits ab der zweiten Parallelstraße zur Lower Queenstreet sinkt das Niveau von Geschäft und Kundschaft erheblich, d.h. nur ein kleines Viertel ist wirklich der Kern der Stadt.

Am Abend das nähere Umfeld unseres Quartiers erkundend fiel auf, wie zahlreich sich hier koreanische Restaurants etabliert haben, selten tauchte ein chinesisches auf und der nahezu überall nicht nur vereinzelt gesichtete Inder war ein Exot. Als wir am Folgeabend uns der berühmten (!) K-road zuwandten, entdeckten wir noch einen Nobelitaliener und einige Sushi-Restaurants. Unsere Quartierumgebung war  nicht nur durch die vielen asiatischen Restaurants geprägt, sondern auch die Geschäfte, Beschriftungen, ja sogar die hier Einkaufenden wiesen auf eine stattliche asiatische/koreanische Kolonie hin. Selten sah man am Abend in diesen Lokalen andere Personen als Landsleute sitzen, bleibt man hier im wesentlichen unter sich?

Die K-road wird gemeinhin als lebhafte Straße mit einem interessanten Querschnitt an Galerien auch durch die örtliche Kunst- und Kulturszene beschrieben. An unserem letzten Abend machten wir uns auf den Weg und wurden enttäuscht. Vielleicht beginnt das Leben hier erst um Mitternacht und wir waren um 22:00 Uhr zu früh, aber wir haben hier weder den steppenden Bär noch irgendein tanzendes Mäuschen gesehen; nahezu menschenleer waren Straße und Restaurants, von einer Ausnahme abgesehen. Es mag sein, daß hinter manchen Eingängen etwas mehr Leben herrschte, denn offensichtlich umfasst ein guter Teil dieser berühmten K-road das Rotlichtviertel von Auckland. Wir haben uns die Stadt lebhafter vorgestellt.

Der für den 15.3. geplante  ausführliche Stadtspaziergang, um die relativ überschaubare Zahl von Sehenswürdigkeiten anzusehen, fiel buchstäblich ins Wasser, es schüttete bei starkem Wind nahezu ohne Unterbrechung. Schade, aber nicht zu ändern. Zum Glück lag das Kino, in dem Katrin sich die Originalversion von “12 Year Slave” am Nachmittag ansehen wollte, fast im die Ecke, dieser Besuch fiel nicht ins Wasser. Was treibt man an solch einem Tag : versucht die nächsten Reisestationen zu präzisieren, insbesondere die ergänzenden Flüge zu buchen, eine oft sehr frustrierende Tätigkeit, denn erst nach einer unendlich langen Eingabeprozedur werfen die verschiedenen Buchungsportale dann den abschließenden Preis aus und teilen mit, ob überhaupt mit Kreditkarte bezahlt werden kann. Was zu Beginn als vertretbarer Preis erschien verteuert sich im Verlaufe der Eingabe um bis zu 30 Prozent. Unverständlich, daß dies mit der in deutschen Landen doch so streng gehandhabten Preisauszeichnung konform gehen soll, besteht doch die Verpflichtung den Endpreis anzugeben, in dem alle Preisbestandteile einzurechnen sind. Schlußendlich haben wir dann unsere Flüge in Richtung Samoa gebucht; was jetzt ansteht ist die passenden Quartiere zu finden. Da Katrin immer wieder von den unvergesslichen Tagen auf Huahine schwärmt, ist die Messlatte sehr hoch gelegt.

Am 16.3. verabschiedeten wir uns dann von Neuseeland, um unsere Reise in Australien, beginnend in Tasmanien fortzusetzen.

Was bleibt nach den 7 1/2 Wochen Reise in diesem Land als Fazit zu ziehen ? Wir haben ein wunderschönes Land ziemlich ausführlich bereisen können, wobei die Südinsel uns deutlich mehr gefallen hat als die stärker bewohnte Nordinsel.  Dies mag an der schnelleren Abfolge sehr interessanter Landschaftsteile gelegen haben, obgleich auch der Norden nicht ohne tolle Nationalparks dasteht. Aber insgesamt hat uns die Landschaft im Süden deutlich stärker gefangen genommen als dies der Norden vermochte. Die auf der Südinsel verbrachten etwas über 4 Wochen waren sogar noch zu knapp bemessen, es hätte durchaus eine Woche mehr sein können, vielleicht sogar zu Lasten der Nordinsel. Überall sind wir auf nette Menschen gestoßen, Hilfsbereitschaft war kein Fremdwort. Sicher fühlten wir uns auch überall. Einzig das Wetter war nicht immer so, wie wir es uns gewünscht hatten.  nun kamen  wir ja in den letzten Sommerwochen auf der Südinsel an, vom Sommer verspürten wir jedoch sehr wenig, zumindest, wenn der Vergleich mit dem heimatlichen Sommer gezogen wird. Es war einfach zu kalt für unser Empfinden, was schade war, denn die Schwimmmöglichkeiten bestanden zwar, konnten aber kaum genutzt werden. Die verspürte Kälte war weniger Folge zu geringer Sonneneinstrahlung, die gab es zur Genüge, sondern vielmehr Ergebnis des ständigen Windes. Was bei hohen Temperaturen wohltuend ist, führte hier zum frösteln. Ab und an hat Katrin bedauert, die warme Kleidung schon zurück geschickt zu haben. Dennoch, Neuseeland war es mehr als wert, hier zu reisen. Wir haben viele positive Eindrücke gesammelt die zu verarbeiten sind. Es sind so viele, daß es uns auf Anhieb nicht leicht fällt, alle wesentlichen Orte zu benennen, wir uns der Stra0enkarte u.a. bedienen müssen, um präzise zu werden.  Insofern erfüllt dieses “Reisebuch” seine Funktion und unterstützt unser Erinnerungsvermögen.