Frazer Island

Der Besuch von Frazer Island gehört zu den Zielen, die man auf einer Australienreise besucht haben muß. Nicht nur, weil dieser Insel der 1992 Welterbestatus zuerkannt worden ist, sondern auch, weil es als schieres Wunder erscheint, wie auf einer Sandinsel, der größten der Welt dazu, ein Regenwald sich entwickeln kann, zahlreiche glasklare Frischwasserseen bestehen, Flüsse oder besser Bäche zum Meer hin strömen, eine Vielzahl von Tieren hier ihre Heimstatt haben, es ein – weitgehend – intaktes Ökosystem gibt. Zu letzterem muß einschränkend darauf hingewiesen werden, die große Zahl der Besucher, es sollen jährlich 400.000 sein, viele davon mit einem eigenen 4WD-Fahrzeug, stellen eine große Gefahr für den Bestand dar; Maßnahmen, diese starke Beanspruchung der Natur zu begrenzen, wurden bislang nicht ergriffen. Eine weitere Einschränkung ergibt sich aus der intensiven forstwirtschaftlichen Nutzung, sprich Raubbau an den alten Baumriesen, insbesondere Anfang des 20. Jhd., der nahezu alle Großbäume erfasste.  Wenn dennoch die Insel bis auf den schmalen Strandabschnitt bewachsen ist, im Inneren ein beeindruckender Wald besteht, dann nur, weil man frühzeitig die Wirkungen des Raubbaus erkannt und aufgeforstet hat, wenn im Umfeld der gefällten Bäume sich innerhalb von zwei Jahren keine neuen Bäume sich zu entwickeln begannen. Übrigens, die vor 80-100 Jahren gefällten Bäume sollen einen Stammdurchmesser von 3-4 Metern besessen haben; die von uns auf unserer Fahrt durch den Wald und bei einem kleinen Spaziergang durch den Regenwald erkannten mächtigsten Bäume kamen nur auf gute 2 Meter Stammdurchmesser. Die ältesten hier im Regenwald existierten Bäume sollen bis zu 1000 Jahre alt gewesen sein. Frazer Island ist keine große Insel, sie erstreckt sich von Nord nach Süd über 125 Kilometer und von Ost nach West zwischen 5 und 25 Kilometern; auch Erhebungen gibt es hier, deren größte fast 240 Meter hoch ist. Auf der Insel gibt es deutlich mehr zu sehen und auch zu erwandern, als mit einem Eintagesausflug möglich zu erreichen ist. Natürlich werden auf derartigen Touren vorrangig die Standardziele angefahren, man erhält einen mehr oder weniger guten Überblick; für das Erreichen der besonderen Ziele muß man deutlich mehr Zeit mitbringen und in der Lage sein, sich auf der Insel selbständig zu bewegen, was insbesondere das Mitführen eines hochbeinigen 4WD-Autos voraussetzt. Es ist eine Sandinsel und der Sand auf den teilweise sehr engen Pisten ist, wie wir bemerkt haben, manchmal ziemlich tief. Den erforderlichen Permit in der Tasche kann man auf Frazer Island an sehr vielen ausgewiesenen Plätzen campen, d.h. der selbständigen Inselerforschung werden keine Hindernisse in den Weg gelegt. Unser Camper hat weder einen Allradantrieb, noch dürfen wir mit ihm auch nur in die Nähe von Salzwasser gelangen, Fahrten durch das Meerwasser und an der Küste entlang sind jedoch Voraussetzung für ein Vorankommen auf der Insel. Also alles gute Gründe, den konventionellen Weg eines Inselbesuchs einzuschlagen, wozu wir uns gestern mit dem Kauf zweier Tickets entschieden hatten.

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Pünktlich um 07:30 Uhr stand der Spezialbus vor unserem Campingplatz, um uns aufzunehmen; es folgten dann noch einige Halts in Rainbow Beach, bis alle Gäste eingesammelt waren. Um zur Insel zu gelangen muß man von Inskip Point auf dem Festland nach Hook Point mit einer nur geringen Tiefgang aufweisenden Fähre übersetzen. Als wir gegen 08:30 Uhr mit dieser Fähre übersetzten, war sie schnell bis zum letzten Fahrzeugplatz besetzt.

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Nicht alle Fährgäste waren auf dem Weg einer Inselerkundung, erkennbar die allergrößte Zahl der 4WD-PKW befanden sich auf einem reinen Camping- und Fischerurlaub. Auf der Fahrt entlang der 75-Mile-Beach passierten wir ständig am Strand abgestellte Fahrzeuge, deren Insassen im Brandungswasser standen und mit riesigen Angeln auf der Jagd nach dem Fisch waren.

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Eine Weile macht das Dahinbrausen auf dem Strand auch uns Freude; der Gefahr, es mit dem Tempo zu übertreiben versucht man mit einem Tempolimit (80 km/h) zu begegnen, begleitet durch Radarfallen (!!) auf dem Küsten-Highway. Kein Scherz, die beiden auf der Insel stationierten Polizisten hatten in einer 40er-Zone, auch so etwas gibt es auf der Strandpiste, ihre Messgeräte aufgestellt und konnten sich über Kundschaft nicht beklagen. Während auf der Hinfahrt am Morgen noch Ebbe war und der Streifen festen Sandes sehr breit, was der Tempohatz Vorschub leistete, fuhren alle am späten Nachmittag auf dem Rückweg zur Fähre gemäßigter, denn es war inzwischen Flut und man musste seinen Weg oft durch den lockeren Sand suchen, eine echte Tempobremse.

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Auf der Insel gibt es im eigentlichen Sinn keine Ortschaften, jedoch existieren wenige touristische Enklaven und einige Privathäuser; die Gefahr eines Baubooms wie entlang der Sunshine Coast besteht jedoch nicht, es ist ein Nationalpark mit Welterbestatus. Bereits zu Zeiten der Urbewohner des Kontinents war die Insel, von der Jahreszeit abhängig, zeitweilig von dem hier ansässigen Aborigine-Volk vor mehreren 10.000 Jahren besiedelt. In deren Weltbild und Mystik hatte das heutige Frazer Island als K’gari, Paradies, eine besondere Stellung.

Nach einem zweiten Morgenkaffee im Eurong Beach Resort ging es quer durch die Insel, über schmale Sandpisten, durch anfangs niedrigen Busch- und Heideland das in lichten Wald überging, dem anschließend von mächtigen vor allem unterschiedlichen Eukalyptusbäumen gebildeten relativ dichten Wald, der über den Pisten eine grüne Kuppel bildete, folgte. Für unseren Fahrer, Kevin, war es mit dem Bus manchmal Millimeterarbeit, wir kamen nur gemäßigt voran.

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Für uns einer der Glanzpunkte der Fahrt, der Lake McKenzie, war bald erreicht. Dieser vergleichsweise große Süßwassersee, er liegt auf etwa 80 Höhenmetern, wird ausschließlich durch Regenwasser gespeist. Er ist von dichtem Wald umgeben. Die Existenz dieses Sees inmitten von feinem Sand wurde uns damit erklärt, daß vor Urzeiten das Laub der Pflanzen durch äußeren Druck/Einfluss so komprimiert wurde, das eine Wasserundurchlässigkeit entstand und somit das Regenwasser nicht versickern konnte. Der See, in dem ein Teil der Gäste ein Fußbad nahm, wenige badeten und eigentlich nur Katrin und ich schwammen, war kristallklar, erfrischend temperiert und nach Katrins Urteil wieder einer der “allerliebsten Seele”. Viel zu früh mussten wir nach unserer Meinung zum nächsten Ziel aufbrechen.

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Dieses Ziel war die Central Station, der Wohnort zu Holzfällerzeiten für bis zu 100 Menschen, den insbesondere in den 20ger-Jahren des letzten Jahrhunderts den Wald entlaubt haben. Heute ist hier so etwas wie eine Verwaltung des Parks angesiedelt, wird über die Geschichte der “Forstwirtschaft” auf der Insel berichtet  für uns aber viel wichtiger, rund um diese Anlage existiert noch ein Teil tropischer Regenwald. Natürlich nicht mehr in der früheren Pracht, dennoch war es ein kleines Erlebnis, hier einen kurzen Spaziergang zu machen. Der Wald existiert entlang eines kleinen Baches, dem Wanggoolba Creek, vor allem in einer Talsenke, einige alte Baumriesen existieren noch, andere Primärbäume dieser Vegetationszone müssen noch ihre frühere Größe erreichen. Also kein vollständiges Bild eines originären Regenwaldes, man bekommt aber eine Ahnung davon, wie es ausgesehen haben könnte.

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Kevin hatte uns Verhaltensregeln bei eigentlich eher unwahrscheinlichen Begegnungen mit auf der Insel existierenden Dingos mitgeteilt. Durch Fehlverhalten insbesondere das Anfüttern oder Zurücklassen von Lebensmitteln wurden diese wilden Tiere animiert, sich dem Menschen zu nähern, es kam sogar zu einem tödlichen Angriff auf ein kleines Kind auf der Insel. Seitdem darf man nur noch in umzäunten Regionen essen bzw. auf den nach meiner Kenntnis ebenfalls eingezäunten und besonders gesicherten Campingplätzen. Zuwiderhandlungen werden natürlich mit erheblichen Geldstrafen geahndet. Kevin meinte noch, bei dem Andrang über die Osterfeiertage, der immer noch anhält, hätten sich die Tiere in die Tiefe des Waldes verzogen. Er sollte eines anderen belehrt werden. Wir bzw. ein Teil unserer Gruppe bekam heute sogar an zwei unterschiedlichen Orten dieses eher scheue Tier zu Gesicht. In einem Fall war ich schnell genug, um den Beweis liefern zu können.

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Nach der Mittagspause ging es wieder auf die Strandautobahn – übrigens, einige der stärker frequentierten Pisten hatten Bezeichnungen wie M5 oder M6, d.h. Motorway (!) – in Richtung Norden. Wir passierten einige kleinere Bacheinläufe ins Meer und sahen plötzlich auf dem Strand ein Schild, das auf eine Flugzeuglandebahn hinweist. Hier auf dem Strand starten Propellermaschinen, die bis zu 12 Passagiere auf einen 15-minütigen Rundflug über die Insel mitnehmen. Es stand nicht nur eine Maschine sondern direkt drei Maschinen bereit, den Gast auch mit dem kleineren Geldbeutel, der Rundflug kostete pro Nase nur 75 Dollar, zu befördern. Nach einem kurzen Werbestop nahmen 9 unserer Mitfahrer das Angebot an und wurden in der Nähe unseres nächsten Fahrtziels abgesetzt, per Landung und nicht per Fallschirm.

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Die Küste Australiens war Schicksal zahlreicher Schiffe, Wracks liegen in enormer Zahl vor der Küste und sind beliebtes Taucherziel. Das von uns angefahrene Ziel war das Wrack der “Maheno”, das 1935 hier auf Grund gelaufen war, nachdem man es nicht geschafft hatte, sich vor einem Zyklon in Sicherheit zu bringen. Seitdem liegt der Stahlkörper hier am Strand und rostet vor sich hin. Beim Versuch, das Schiff freizuschleppen riss es entzwei.

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Ein als Höhepunkt bezeichneter Ort, die “Pinnacles” haben uns nicht wirklich überzeugt. Hinter dem Strand erheben sich einige Sandklippen, die sehr unterschiedliche Farbgebungen aufweisen; angeblich sollen über 200 (!) unterschiedliche Farben identifiziert worden sein; so genau haben wir natürlich nicht hingesehen, um dies zu überprüfen. Sie waren schön anzusehen, bei morgendlichem Licht sicherlich prächtiger in ihrer Ausstrahlung, aber in Verzückung haben uns diese Klippen nicht versetzt.

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In dieser Sandlandschaft existieren nicht nur zahlreiche Seen, es sollen insgesamt fast 60 sein, sondern ebenso fließen Bäche oder Rinnsale dem Meer entgegen. Eli Creek, auch an der Ostküste gelegen, der größte Bach der Insel, gehört zu den Stellen, die praktisch jeder Inselbesucher anfährt, so auch wir und wir trafen vor Ort auf unzählige Besucher. Man kann, wenn man den bestehenden kurzen Plankenweg etwas das Tal hinauf geht, sich auf dem schmalen und nur etwas mehr als knietiefen Bach Richtung Meer treiben lassen, was zahlreich erfolgte. An dieser Massenveranstaltung haben wir nicht teilgenommen, obgleich die Temperatur des klaren Bachwassers für eine schöne Abkühlung gesorgt hätte.

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Von hier ab ging es nach einer “Badepause” zurück in Richtung Fähre. Die auflaufende Flut machte die Rückfahrt beschwerlicher als die Hinfahrt, das Tempo war gemäßigt, so daß hin und wieder Gelegenheit bestand, das eine  oder andere Foto aus dem Bus heraus zu machen.

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Die Fähre hatte auf uns gewartet, nach dieser Rückfahrt war für das Schiff für heute der Arbeitstag beendet. Wir konnten einen letzten Blick zurück auf Frazer Island und unseren Anlandeort werfen. Hatte es am Morgen während der Anfahrt zur Fähre kurz und leicht geregnet und Skepsis über einen positiven Tagesverlauf geweckt, blieb es den ganzen Tag über freundlich und warm und bescherte uns eine schöne abendliche Stimmung. Das passte sehr gut zu dem in Erinnerung bleibenden interessanten Ausflug, bei dem das Positive die vorhandenen Mängel deutlich überwiegt. Auch wenn die Zeit zu knapp bemessen war, der Tag hat sich für uns gelohnt.

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