Whitsunday Islands

Das Great Barrier Reef zieht sich ja über 2.300 Kilometer entlang der Ostküste Australiens bis in die Nähe von Papua New Guinea, somit bestehen für den Reisenden unzählige Möglichkeiten, einen Abstecher in die See zu unternehmen. Das ist auch notwendig, denn die Fahrt über Land ist oft mehr als eintönig und unaufregend. Auf unserem Straßenatlas erscheinen die Distanzen oft sehr gering, so auch die heutige Etappe vom 1.5., die uns von Minari über Mackay, Cape Hillsborough National Park bis nach Arlie Beach führt; drei Daumenbreit abgegriffen entsprechen gut 300 Kilometern und mehr als vier Fahrtstunden.

Auf den letzten Campingplätzen kamen wir früh aus den Federn/Schlafsäcken, nicht nur, weil es deutlich vor sechs Uhr morgens bereits taghell war, sondern weil die vielen Vögel um uns herum noch deutlich früher anfingen, sich gegenseitig mit größter Laustärke von ihren Nachtträumen zu erzählen; ein schönes Stimmengewirr, in dem die Kakadus stimmmäßig immer die Oberhand behielten und uns daran erinnerten, früh aufzustehen, um den früh endenden Tag gut nutzen zu können. Vor acht Uhr waren wir “on the road again”, um bis zur Mittagzeit uns im Cape Hillsborough NP umzusehen. Wie bereits gesagt, Cuba scheint im Vergleich zu den Zuckerrohranbaugebieten in Queensland eine kleine Nummer zu sein und der Abstand wird immer größer! Auf unserer heutigen Fahrt bis hinaus nach Proserpine, der Ort liegt 190 Kilometer nördlich von Mackay, standen die Zuckerrohrstengel  Spalier und wie ich abends im Reiseführer lesen musste, dieses eintönige Bild setzt sich bis nach Cairns und darüber hinaus fort, d.h. weitere mehr als 700 Kilometer! Früher war die Landwirtschaft vielfältiger, der Zuckerrohranbau erwies sich jedoch als die lukrativste Weise, mit Grund und Boden als Landwirt gut leben zu können. Immer wieder überquerten wir auch auf der A1 (!) Schmalspurbahngleise, auf denen in Waggons die Ernte in eine der in der Umgebung liegenden Zuckerfabriken befördert wurden. Praktischerweise liefen manche der Gleise direkt in die Felder hinein. Die Vorbereitungen auf die in etwa sechs Wochen beginnende Ernte laufen wohl an; in den passierten Fabriken sieht man, wie Wartungsarbeiten und Reparaturen ausgeführt werden und auf manchen Gleisen wurden die Transportwaggons wohl zu ihrem späteren Einsatzort verschoben.

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Manchmal wünschten wir uns, eine Straßenkarte mit einem kleineren Maßstab zur Verfügung zu haben, hätten wir dann die Möglichkeit, auch die kleinen Straßen zu nutzen, an deren Beginn zwar Ortsschilder stehen, die wir aber nicht zuordnen können, da diese ganz kleinen Weiler in unserer Karte nicht verzeichnet sind. Um nervenden Umwegen aus dem Weg zu gehen, die mit einer Entscheidung, auf die kleinen Straßen abzubiegen und uns dann durchzuschlagen, oft verbunden sind, bleiben wir dort wo wir zumindest ahnen, wohin uns die Straße führt. Diesmal über Mackay, wieder auf der A1 einige Kilometer nach Norden, bis wir später als geglaubt, einen Hinweis auf die Zufahrtsstraße zum Cape Hillsborough NP sahen.

Viel wußten wir im Vorfeld über den NP, der von James Cook seinen Namen erhielt, nicht : klein, weist einen 300 Meter hohen als Aussichtspunkt zu erwandernden Berg in mitten einer zerklüfteten, felsigen mit Mangroven, Niederwald, Eukalyptuswald und Regenwald bewachsenen vulkanischen Landschaft auf, hat mehrere Wanderalternativen, die “sandflies” können zur Plage werden, schöne und ruhige Sandstrände, die Chance, auch einmal ein Känguru beim abkühlenden Bad zu sehen. Fast alles traf zu, von der Plage wurden wir verschont. Heiß und schwül war es im Wald, jeder Luftzug wurde bei unserer 2-stündigen Wanderung über den Andrews Point Track hin zu verschiedenen Aussichtspunkten dankbar angenommen. Erkennbar wenige Menschen benutzen die gegangenen Pfade; sie sind teilweise fast zugewachsen, zumindest vom Gras überwuchert. Nun haben wir keine Schlangenphobie, jedoch versuchen wir, die Vorsichtshinweise beim Wandern zu beachten. Durch entsprechend wenig durchsichtiges Gras zu gehen lässt einen ab und an zögern, man beobachtet den Untergrund sehr genau. Wenn schon in einem Werbefaltblatt eine Schlange – ob giftig wird nicht erwähnt – abgebildet wird, gibt es sie hier auch. Somit waren wir heute langsamer als üblich unterwegs, Katrin meint, teilweise auch nicht so entspannt wie sonst, der schmale Weg trug dazu bei. Wie an vielen Stellen der Küste, blickt man auf den Ozean, tauchen mehr oder weniger schemenhaft nah oder fern Umrisse von Inseln auf, so auch hier.

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Hatten wir gestern auf unserer Wanderung im Eungella NP immer wieder kräftig blaue Schmetterlinge um uns herum, die zu schnell waren, um sie vor die Linse zu bekommen, heute scheuchten wir ein Vielfaches davon auf, wenn wir den Weg entlang liefen. Dutzende stoben mehr oder weniger gleichzeitig in alle Richtungen davon, selten blieb einer sitzen, und wenn, dann war seine Flügelzeichnung kaum zu erkennen. Unterschiedlich blaue Färbungen mit besonderen Zeichnungen, grüne, braune, gelb in vielen Schattierungen und Kombinationen dieser Farben konnten wir erkennen.

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Lange Zeit war es um uns herum während der Wanderung ziemlich ruhig, als wir aber einen Höhenkamm erreichten, unterhielten sich viele Papageien miteinander, verstummten bald und stoben davon. Schade, denn diese Farbenpracht hätten wir ´gerne nicht nur länger angesehen, sondern den einen oder anderen Vogel auch besser fotografieren wollen, als es gelungen ist.

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Die Sichten von den höheren Punkten waren eindrucksvoll, manche Inseln zum Greifen nah, andere nur am Horizont in Umrissen erkennbar. Tief unter uns die langgestreckte Bucht mit ihrem Sandstrand, der jedoch bei Flut fast vollständig verschwindet.

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Stichwort Flut. Der Weg, den wir auswählten, ist ein Rundweg – bei Ebbe, denn dann kann man vom Berg herunter gekommen um die Küstenfelsen herum laufen und gelangt auf den Strand. Erkennbar bei Ebbe machten wir uns auf den Weg um nach mehr als einer guten Stunde feststellen zu müssen, daß das Ebbezeitfenster, in dem man um die Küstenfelsen herum gehen kann, ein extrem kleines ist. Wir waren zu spät dran und durften den gesamten Weg zurück stapfen, nicht gerade zur Freude von Katrin, der es etwas mulmig bei den schlecht einsehbaren Passagen war.

Ein Lebensrisiko wird hier in Australien erkennbar klein geredet oder sogar ignoriert : die Gefahr des Stinger/Box-Jellyfishes, Quallen, die hochgiftig, lebensgefährlich sind. Selten findet man ernsthafte Hinweise auf dieses Problem, das es im Grunde unmöglich  macht, im Meer zu schwimmen. Und wenn Hinweise erfolgen, dann im Kleingedruckten, ohne auf das wirklich vorhandene Risiko explizit hinzuweisen. Das wäre auch für die Tourismusindustrie verhängnisvoll – tolle Strände in Australien, aber im Meer baden oder schwimmen kann man nicht. Damit ist das entscheidende Reiseargument für Queensland entfallen. Selbst beim Schnorcheln in entfernten Regionen an den vorgelagerten Inseln besteht diese Gefahr; nur hinter vorgehaltener Hand erfuhren wir auf unserer letzten Schnorchelfahrt bei Agnes Water, man plane in Zukunft statt mit normalen Wetsuits die Schnorchler mit Ganzkörper-Stingersuits auszustatten, die Gefahr sei doch zu groß. Und angesprochene Bewohner der Küstenregion bestätigen frank und frei, sie gingen nicht mehr im Meer baden, es seien bereits zu viele Unfälle mit dem Stinger vorgefallen. Hier am Strand von Cape Hillsborough dann so deutliche Hinweise, wie wir sie bislang noch nie gesehen hatten. Ein Schild macht nachdrücklich auf die Gefahr aufmerksam, eine Flasche mit Essig hängt am Pfahl – als wenn Essig die Lösung wäre, es bewirkt am Anfang eine Schmerzlinderung –, zumindest ein erster Hinweis und ein menschenleerer Strand. Schön dann der Hinweis, mit passender Kleidung zu schwimmen. Dieses Bild, Strände ohne einen einzigen Badegast, sollte sich noch fortsetzen. Nur ganz klein wird auf einen weiteren Freund, der das Badevergnügen reduziert hingewiesen, das Salzwasserkrokodil. In manchen Broschüren, so z.B. zu einem Wanderweg auf Whitsunday Island, wird auf weitere am Wegesrand lauernden Gefahren, wie man sich verhalten soll und was im Ernstfall zu veranlassen ist hingewiesen, aufgeführt werden nicht nur für den Menschen gefährliche Pflanzen, sondern Schlangen, springende Ameisen, Blutegel. Da macht es Freude und man wandert ganz entspannt.

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Am frühen Nachmittag saßen wir wieder im Camper, um durch eine irgendwie bekannte Landschaft, jetzt aber mit nicht sehr hohen Hügelketten in der Ferne, an Proserpine vorbei nach Airlie Beach zu fahren. Airlie Beach ist Ausgangspunkt für einen Besuch von Inseln des Whitsunday Islands National Parks.

Eingecheckt im Campingplatz und das vorgeblich große Angebot an Ausflügen gesichtet trafen wir eine Auswahl, um bei der Buchung mitgeteilt zu bekommen, diese Tour sei ausgebucht. Ein großes Angebot besteht nur auf den ersten Blick, bei kritischer Durchleuchtung stellt man fest, daß zum einen praktisch sämtliche Bootsfahrten von einem Unternehmen ausgeführt werden und zum anderen, wenn man den Besuch von Resorts auf den Inseln vermeiden will, wohin aber die allermeisten Touren führen, die Auswahl sehr schnell auf zwei, drei Möglichkeiten zusammenschrumpft. Unseren primären Wunsch, einen Segeltörn rund um die Hauptinsel und durch das Inselarchipel zu machen, konnten wir uns auch nicht erfüllen, denn der Catamaran liegt gerade zur Wartung in der Werft. Das haben wir uns anders vorgestellt. Also müssen wir in dem Prospektmaterial weiter suchen, ob es Morgen noch eine andere Ausflugsmöglichkeit für uns gibt. Hier in Airlie Beach gewesen zu sein ohne auch nur in die Nähe einer der vor der Küste liegenden Inseln gekommen zu sein, wäre sehr schade, auch wenn wir uns das Schwimmen da draußen bereits jetzt abgeschminkt haben.

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