Nachdem am Vorabend sich unsere beiden Vorzugsvarianten eines Besuchs des Insel-NP in Nichts aufgelöst hatten, studierten wir die Angebote erneut und fanden eine drittbeste Variante, die natürlich an eine Umsegelung einiger Inseln nicht herankam. Kurz nach acht Uhr des 2.5. standen wir im Ticketoffice unseres Campingplatzes auf der Matte. Die gewünschte Halbtagesschiffsreise entlang einiger Inseln hin zur Hauptinsel der Inselgruppe mit seinem Traumstrand war nicht ausgebucht, wir waren dabei und konnten unsere Abreise auf den Samstag verschieben.
Die Whitsunday Islands, die auch den Nationalpark umfassen, bestehen aus 74 Inseln, meistens vulkanischen Ursprungs. Nicht mitgezählt die hier und da aus dem Wasser schauenden Felsen. Soweit erinnerlich, sind keine acht Inseln dauerhaft bewohnt, auf einigen der übrigen Inseln kann man mit Genehmigung der NP-Verwaltung für wenige Tage zelten. Insbesondere zwischen den bewohnten Inseln, wobei bewohnt idR heißt, dort befinden sich Ressorts und in einigen Fällen auch eine ziemlich große Anzahl von Ferienwohnungen und –häusern, gibt es eine Art Schiffslinienverkehr, den wir nutzen konnten, um über die Zwischenstationen Daydream Island (Exklusivressorts), dort umsteigen auf ein anderes Schiff, Hamilton Island (mit Minibettenburgen und unzähligen Ferienhäusern von der Stange teilweise zugebaut, die Insel besitzt sogar einen Flugplatz, auf dem Großflugzeuge starten und landen können) nach Whitsunday Island, der größten Insel der Inselgruppe, die jedoch unbewohnt ist und auch so bleibt, zu gelangen. An zwei Campingorten darf man hier sein Zelt aufschlagen, muß alles Notwendige mitbringen und sollte auf der Insel nicht mehr als seine Fußabdrücke um Sand zurücklassen. Auf dieser Insel befindet sich auch der Traumstrand des Archipels, Whitehaven Beach, ein sich über mehrere Kilometer sichelförmig entlang eines Teils der Ostküste erstreckender Sandstrand. Diesen pulverigen Sandstrand als weiß zu bezeichnen, können wir sehr gut verstehen; erst bei genauer Betrachtung sieht man, daß es sich nicht nur um winzige sehr weiße Sandkörner handelt, sondern hier und da auch beigefarbige darunter sind.
Die Insel ist, wie auch bis auf eine Ausnahme alle übrigen passierten Inseln des NP, sehr dicht bewaldet; es ist nicht leicht, sich vom Strand den Weg in das Hinterland zu bahnen. Dies hindert sicherlich den einen oder anderen Gast auf eigene Faust eine Inselerkundung zu versuchen, so daß man sich auf den Strandbereich beschränkt. Diese Whitehaven Beach wird, durch wen auch immer, bereits seit Jahren unter die 10 attraktivsten und besten Strände der Welt gewählt. Wir bestätigen, schön war der Strand und ziemlich leer.
Unsere Schiffsfahrt begann um 11:45 ab Hafen Airlie Beach, der Ort, in dem unser Campingplatz liegt. Was man bei einem Spaziergang entlang der “waterfront” sieht, nämlich dem Touristen gewidmete Zweckbauten, also kein attraktiver Anblick, wird vom Wasser als Rückblick bestätigt. Für Segler ein hervorragender Ausgangspunkt, denn die umliegende Inselwelt verlangt ein gewisses seemännisches Geschick; die Marinas an verschiedenen Stellen des Ortes – und erst die auf Hamilton Island – waren voll mit oft sehr großen Motoryachten sowie Segelyachten belegt.
Bedingt durch die zurückzulegenden Entfernungen und die Zwischenstops erreichten wir den Traumstrand gegen 14:00 Uhr. Natürlich waren wir weder die ersten noch die einzigen, die diesen Strand sehen, den Sand unter den Füßen spüren und wenn möglich im Meer baden wollten. Aber Massen trafen wir nicht. Im Umfeld der Landestelle – die Fahrgäste wurden entweder mit kleineren Booten ausgeschifft oder konnten das Schiff, wenn nur geringer Tiefgang bestand, über einen Steg verlassen – hielten sich vielleicht hundert Personen auf, die Teilnehmer des als zweitbesten Variante ausgesuchten aber ausgebuchten Tagesausflugs. Bei der Strandlänge hatte jeder einige hundert Meter zu seiner persönlichen Verfügung. Ein Catamaran, anfangs mit vielleicht 20 Gästen nicht gerade voll belegt bei einer Kapazität von annähernd 150 Fahrgästen, fuhr uns mit teilweise wie es hieß 30 km/h durch die Inselwelt. Unruhig wurde die Fahrt immer dann, wenn wir die Abdeckung einer Insel verließen, aber das zeichnet eine Seefahrt doch aus! Schiffsverkehr mit Ausnahme der immer wieder auftauchenden “Linienschiffe” gab es kaum, ausgenommen einige Segler, die bei Windstärke vier flott voran kamen und sicherlich auch großen Spaß hatten.
Für die Eiligen gibt es den Transport per Wasserflugzeug; es scheint, als ob sämtliche Transportangebote in den Händen eines einzigen Unternehmens liegen. Zwar existieren teilweise unterschiedliche Anbieter von Ausflügen, jedoch landen alle Buchenden dann auf den Schiffen einer Firma. Ganz am Rande des Angebotsspektrums hat sich eine sehr überschaubare Anzahl kleinster Unternehmen angesiedelt, die ein eher ausgefallenes Transportangebot offerieren, den Abenteuerlustigen oder Reisenden ohne Zeitdruck ansprechen, z.B. die Umrundung einiger Inseln auf Mehrtagestouren mit dem Kajak, der Transport mit einem Raftingboot, was auch immer das sein soll. Segelangebote gibt es auch; hier haben sich wohl einige Bootsbesitzer bei der Vermarktung ihres Angebotes zusammengeschlossen. Für uns sehr interessant, aber leider dauerten die Segeltörns mindestens 2, meistens 3 und mehr Tage, was für Katrin, die wenig Segelbegeisterung mitbringt, viel zu lange ist. Für die ganz eiligen mit dem großen Geldbeutel gibt es dann den Transfer per Wasserflugzeug zum Bestimmungsort.
Eine Vielzahl von Inseln tauchte entlang der Fahrtstrecke auf und verschwand auch wieder; wenige wiesen größere Sandstrände auf. Erschreckend auch von Weitem zu sehen, wie der Tourismus insbesondere Hamilton Island, 18 Kilometer vor der Küste gelegen, verunstaltet hat.
Wie schön ist demgegenüber der Blick auf die eher unbewohnten Eilande der Whitsunday Islands; an zahlreichen fuhren wir vorbei, sie liegen allermeist in Sichtweite zueinander und mit der Hauptinsel haben wir dann auch fast den äußeren Rand der Inselgruppe erreicht, die im übrigen auch zum Great Barrier Reef gehört. Kein Veranstalter versäumt es, in seiner Broschüre darauf hinzuweisen, daß a) neben dem “chinese wall” dies das einzige “Bauwerk” sei, das aus dem All/vom Mond aus erkennbar sei, und b) es sich um eines der sieben Naturweltwunder handeln würde mit seiner Ausdehnung über 2.300 Kilometer.
Geträumt hatten wir beide ja von einem nahezu menschenleeren feinen weißen Sandstrand, beschattet von Bäumen, am besten Palmen, vor uns ein azurblaues Meer mit leichtem Wellengang, sowie eine erfrischende Wassertemperatur. So oder so ähnlich sieht der Traumstrand aus, den wir eigentlich auf unserer Reise auch suchten und zu finden hofften. Nun haben wir einige schöne Strände bereits gesehen, aber das Manko der australischen Strände in dieser Region, davor quallenverseuchtes Wasser zu besitzen mit den bekannten nachhaltigen Gesundheitsgefahren für den Menschen, kann auch der tollste Strand nicht aufwiegen. Also erreichen für uns diese Strände nicht eine Topplatzierung. Dennoch, ansehen wollten wir uns den berühmten Strand, deshalb machten wir uns auch auf die Fahrt. Während ich von vornherein darauf verzichtete, meine Badehose einzupacken, war Katrin, wie sich später herausstellte, weise, indem sie diesen Fehler nicht beging. Wozu soll man Badesachen mitnehmen, wenn man nicht ins Meer gehen kann bzw. befürchtet, mit dauerhaften Schäden wieder herauszukommen. Und einen “Ganzkörperkondom”, auch Stingersuit genannt, haben wir nicht. Um so größer unser Erstaunen, als der Kapitän während der Annäherung auf Whitsunday Island durchsagte, für alle Gäste lägen diese “Stingersuits” bereit, wir sollten diese bitte anziehen, wenn wir beabsichtigen würden, im Meer zu schwimmen. Das war das erste Mal, bei dem explizit und offen auf die Gefährdung durch die Stinger hingewiesen wurde und man auch Schutzmaßnahmen anbietet. In einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Veranstalters auf der Daydream Island hatte Katrin erfahren, nicht nur, daß die Gesprächspartnerin wegen des Risikos nicht mehr im Meer badet, sondern das es in der jüngeren Vergangenheit mehrere Fälle von Verletzungen durch die Stinger im Ressortgewässer gegeben habe, von denen ein Fall tödlich endete. Und sie war heute nicht die einzige, die eindeutig von einem Baden ohne den Stingersuit im Meer abgeraten hat. Unser Kapitän zählt ebenso dazu wie sämtliche befragte Besatzungsmitglieder. Panik will niemand machen, aber die notwendigen Vorsorgemaßnahmen sollte jeder der dennoch im Meer schwimmen will, im Eigeninteresse treffen. Der Schutz durch den Anzug ist zwar nicht perfekt, aber die mögliche durch die Tentakel zu verletzende Fläche wird so stark minimiert, daß eine Todesgefahr durch die Verletzung nahezu ausgeschlossen werden kann. Also griff auch Katrin sich einen Stingersuit, streifte ihn über und ging später mit dieser Hülle ins Meer. Der Anzug schützt zwar, ist aber mehr als gewöhnungsbedürftig, verringert das Badevergnügen enorm; während Katrin sonst nur mit Mühe aus den schönen Meerbuchten herauszubekommen war, heute war sie nach einer viertel Stunde Baden und Schwimmen im Meer wieder auf festem und sicheren Boden.
Beim Ausborden sahen wir einige kleine Hinweisschilder, auf denen auch das Thema Stinger aufgegriffen wurde. Die größte Gefahr, auch wenn statistisch alles relativiert werden kann, geht von den nur wenige Millimeter großen Irukandji-Quallen aus, deren Gift noch stärker als das des größeren Verwandten, des Box-Jellyfisches ist.
An diesem Traumstrand, wir ließen uns die Laune natürlich nicht vermiesen, war es wie immer in Australien : warmes Wasser, tolle Sonne, super Strand – aber kaum einer im Wasser, mit Stingersuits ausgestattet konnten wir 6 (!) Badende erkennen, ungeschützt war etwa die gleiche Anzahl im Wasser, der Rest lag in der Sonne.
Der Sandstrand war faszinierend, nicht nur sein Weiß bestach, sondern die Geräusche, die entstanden, wenn man über ihn ging. Es klang, als ob man mit dem Langlaufski über eine verharschte Loipe läuft und es machte Spaß, dieses Geräusch zu erzeugen.
Wir waren froh, nur die Halbtagestour gebucht zu haben, denn zwei Stunden an diesem schönen Strand waren ausreichend, um zu schwimmen, zu dösen und ein gutes Stück an ihm entlang zu gehen. So kann Urlaub sein!
Als es dann am Spätnachmittag und in die Dunkelheit hinein zurück ging, nahmen wir die friedliche und ruhige Stimmung in uns auf, gestört wurde dieses Empfinden nur durch die im Vergleich zur mittäglichen Fahrt deutlich rauere See, die dem Catamaran immer wieder heftige Schläge versetzte. Dennoch, dieser Ausflug war ein besonderes Erlebnis, die Whitsunday Islands sind es wirklich wert, hier auch mehr als einen Tag um sie herum zu fahren, am besten zu segeln.