Great Barrier Reef – am Opal Reef

Wir wurden heute in vielerlei Hinsicht sehr überrascht, es war ein toller erinnerungsreicher Tag. War die Wettervorhersage für heute mit bedecktem Himmel und teilweise Regen keine Verheißung für einen gelungenen Ausflug auf das Meer, schien heute am 9.5. die Sonne weitgehend durchgehend. Hin und wieder bewölkte sich der Himmel, aber es blieb trocken.

Wir hatten eine Schnorcheltour am äußeren Great Barrier Reef auf einem kleinen Boot (38 Fahrgäste) gebucht, waren jedoch darauf hingewiesen worden, eventuell auf das komfortablere Tauchboot umgesetzt zu werden – es ist nicht gerade Hochsaison und die überschaubare Zahl der Ausflügler verteilt sich auf eine ganze Reihe von Anbietern. Es kam wie angedeutet, mit uns befanden sich weitere 60 Gäste auf dem Spezialboot für Tauchen und Schnorcheln. Damit war der Katamaran jedoch noch nicht einmal zur Hälfte belegt, also genügend Platz und ein gutes Verhältnis von Personal zu Besuchern. Ziemlich pünktlich gegen 09:00 Uhr legte die Calypso ab, einige Boote waren bereits auf ihrer Fahrt zu einem der zahlreichen Riffe östlich von Port Douglas.

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Bei Windstärke von 3-4 Knoten hatte sich eine kleine Welle aufgebaut und sobald wir über freies Wasser fuhren, kam das Boot, obgleich mit zwei Rümpfen und der eingeschlagenen höheren Fahrt ziemlich stabil liegend, ganz schön ins Rollen. Der eine oder andere, der von Fahrtbeginn an sich auf dem obersten Sonnendeck in die Liege gelegt hatte, wurden bald auf dem unteren Deck gesichtet wie er/sie versuchte, das Frühstück mit einer Tüte aufzufangen. Ganz schön bleich sahen die Sonnenanbeter/-innen aus. Es sollte jeden doch klar sein, daß die Amplitude der Schiffsschwankungen auf dem oberen Deck merklich größer als in den unteren Regionen ist. Das Personal hatte während der Überfahrt folglich einiges zu tun, Tüten einzusammeln und neue bereit zu stellen. Dennoch, die Fahrt war weitgehend ruhig, hin und wieder sah man in der Ferne Inseln, die Festlandbergkette, an der wir gestern entlang gefahren waren, war fast bis zum Ziel am äußeren Great Barrier Reef wenn auch später unklar zu erkennen. Die erste auch einen Leuchtturm aufweisende Insel war eine zu den Lower Isles zählende Insel, zu der es kürzere Schnorchelausflüge gibt. Später konnten wir immer wieder rechts und links des Fahrwassern deutlich flachere Stellen erkennen, ebenfalls Teile von Riffen, die bei Ebbe nur unwesentlich unter der Wasseroberfläche liegen.

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Nach weniger als 1 1/2 Stunden Schiffsfahrt hatten wir den ersten von drei Ankerpunkten am Riff erreicht; wir waren jetzt gut 50 Kilometer von der Küste entfernt am Opal Reef, das etwa 3 Kilometer vor der Abbruchkante der Kontinentalplatte liegt. Ab dort geht es fast senkrecht zuerst 1.000 Meter abwärts, wenige Kilometer weiter erreicht man 2.000 Meter Meerestiefe. Nur sehr wenige Riffe liegen fast direkt auf der Abbruchkante, wir waren einen Steinwurf entfernt auf der sicheren landzugewandten Seite des Riffs. Wer vermutet, hier zeigt sich so etwas wie eine Insel, der irrt. Es tauchen zwar sehr vereinzelt bei Ebbe kleine Korallenfragmente aus dem Wasser auf, aber mehr als 99,9% des Riffs liegt unter der Wasseroberfläche, manchmal nur wenige Zentimeter. Und in der Ferne kann man erkennen, wie an der Riffkante die Wellen anbranden und gebrochen werden. Mir war etwas mulmig zu erkennen, wir schnorcheln im offenen Wasser. Rings um uns herum und das auf viele Seemeilen nichts als Wasser – da muß man ganz schon lange schwimmen, um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Und später im Wasser ohne Schwimmflossen konnte man spüren, wie stark in Teilen des Riffs die Strömung ist und einen unentwegt auch vom Boot wegziehen kann.

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Die Fahrt mit der Calypso war in vielerlei Hinsicht ein Gewinn und ist zu empfehlen. Nicht immer haben wir eine ausführliche Sicherheitsinstruktion erfahren, hier wurden alle Gäste umfangreich instruiert, nicht nur, was im Fall des Schiffsuntergangs an Sicherheitseinrichtungen an Bord ist, sondern vor allem, wenn wir im “open water” uns bewegen, welche Handzeichen uns Hilfe bringen, wie wir durch Zeichen auf Anfragen von Bord aus zu antworten haben, wie wir uns beim Sichten von Großtieren (Hai, Schildkröte, anderen großen Fischen, die den einen oder anderen ängstigen können) verhalten sollen, welche Gefahren das Schwimmen über dem Riff bei niedrigem Wasserstand mit sich bringt und wie wir die Risiken z.B. durch Nutzen der Täler, die es im Riff gibt, für uns reduzieren können. Sehr deutlich wurde empfohlen, sich das Leben beim Schnorcheln zu erleichtern, indem man eine Schwimmnudel nutzt, die den Auftrieb spürbar verstärkt und hilft, fast regungslos über einem Punkt zu verharren. Ich kann als einer der sehr vielen Nutzer dieser Erleichterung bestätigen, es hat wirklich geholfen. Schließlich gingen am 2. Ankerpunkt taucherfahrene Crewmitglieder zusammen mit den Schnorchlern ins Wasser und wiesen sie erneut ein, schnorchelten eine Runde zu bemerkenswerten Punkten am Riff und wiesen die, die tempomäßig folgen konnten auf das eine oder andere Besondere unter Wasser hin. Katrin und ich gehörten leider nicht zu denjenigen, die nachkamen, was weniger am Vermögen sondern an der gewählten Technik lag. Ich hatte von Anfang an auf die Flossen verzichtet aus der Erfahrung des letzten Mals, dann aufgescheuerte Füße zu bekommen. Katrin kam beim ersten Schnorchelgang nach einer Weile zum Schiff zurück und entledigte sich genau aus diesem Grund der Flossen, denn die erste Blase war bereits entstanden. Ohne diese Vortriebshilfsmittel ist man gegenüber den vollausgestatteten deutlich im Nachteil. Dennoch, die Einführung, die Betreuung waren vorbildlich. Als dann wieder zurück an Bord an Hand von Schautafeln das unten Gesehene kleinen Gruppen noch einmal erläutert wurde, war der Part, der von der Besatzung zu erwarten war, rund und wir voll zufrieden. Der Veranstalter kann, wie gesagt, empfohlen werden. Wie immer bei derartigen Ausflügen gibt es um die Mittagszeit ein Buffet; dieses sättigt, ist relativ vielseitig, aber abschmecken hat man nicht gelernt, alles war fad. Wir waren nicht auf einem Gourmettrip, sondern auf einer Schnorchelfahrt, das sollte man hier aber nicht vergessen.

Für uns war bei der Entscheidung eine Schnorcheltour zu unternehmen wichtig, ob der Veranstalter auch Stingersuits/Lycrasuits anbietet. Hier, wie auch bei den meisten übrigen war das der Fall. Zwar wurde uns vergewissert, hier draußen am Riff gäbe es generell keine Quallen, was u.U. auch stimmt, aber wir wollten kein Risiko eingehen und stiegen dann entsprechend bekleidet, wie im übrigen gut die Hälfte der Fahrgäste, ins Wasser.

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Einige der Taucher aber auch Schnorchler, die eine große Strecke am Riff entlang schwimmen wollten, wurden mit einem Beiboot weiter weg gebracht, wir Normalos stiegen dann ins Wasser und bewegten uns geschätzte 100-200 Meter im Umkreis des Schiffes, den Blick nach unten gerichtet auf der Suche nach dem besonderen Fisch, die tolle Korallenformation.

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An insgesamt drei Ankerpunkten am Opal Reef hatten wir Gelegenheit jeweils mehr als eine Stunde die Unterwasserwelt zu erforschen. Dabei habe ich erst spät an der dritten Ankerstelle bemerkt, daß diese der ersten entsprach. Das war kein Schaden, denn zu erkunden gab es auch beim zweiten Versuch eine Unmenge. Unser Schiff war im übrigen das einzige weit und breit, das an diesem Riff ankerte. Von anderen Schiffen wissen wir, daß sie zum Agincourt Reef fahren, auch eines der Ziele, das für uns möglich war, aber offensichtlich wegen der sich dort treffenden Schiffe mit ihrer großen Anzahl an  Schnorchlern auch im Interesse der Umweltbelastung nicht angesteuert wurde. Warum entstand die Vermutung, daß Position 1 und 3 identisch sind – nicht, weil ich die Riffformationen so genau verinnerlicht hatte, um es daran zu erkennen, nein, es war ein ganz bestimmter Fisch. Wir wurden am Ankerplatz eins drauf hingewiesen. daß eine ganz bestimmte Wrasse sich hier aufhalten würde, die zudem neugierig sei und auch auf den Schnorchler zuschwimmen würde. Wir sollten uns nicht aus dem Staub machen, sondern diese Situation genießen. Das haben wir auch und es war ein schönes Erlebnis, diesen sehr besonders aussehenden bunten und mittelgroßen Fisch aus der Nähe zu beobachten, zu sehen, wie er sich uns Menschen näherte. Teilweise habe ich ihn unter dem Schiffsboden gesichtet, dann schwamm er im Umkreis von maximal 100 Metern um das Boot herum.

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Katrin als die deutlich bessere Schwimmerin hatte die Kamera am Arm um zu versuchen, das eine oder andere Foto zu machen. Was in der Theorie einfach erscheint, stellt sich in der Praxis als schwierig heraus. Nun kann man ja per se an derartige einfache Kameras wie die ausgeliehene keine besonderen Ansprüche stellen, weder Farbbrillanz noch Schärfe sind vorhanden, man kann nur dokumentieren. Da zudem jedes Foto ein blind geschossenes Bild ist, denn die Kamera hat keinen Sucher, sondern man versucht irgendwie das Objekt aus dem Handgelenk heraus zu fokussieren, und darüber hinaus zwischen Druck auf den Auslöser und dem Zeitpunkt der Aufnahme nicht Sekundenbruchteile, sondern eher 1-2 Sekunden liegen, ist häufig der anvisierte Fisch aus dem Aufnahmebereich geschwommen. Kein Wunder, wenn unsere Fotografin verärgert wurde und war, wie sich insbesondere in einer längeren Filmsequenz, die wir hier nicht wiedergeben können, ausdrückte.

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Trotz der Defizite der gemachten Bilder, wichtiger als die Dokumentation war die Wahrnehmung der Unterwasserwelt durch uns. Wir sind nicht dauernd durch Riesenschwärme von bunten Fischen geschwommen, haben auch keinen Hai – zum Glück – gesichtet, aber wir haben eine sehr große Zahl höchst bunter, sehr unterschiedlich aussehender, großer, sehr großer und kleiner Fische gesehen, die sich meistens nicht daran gestört haben, daß über ihnen sich der Himmel durch den Schnorchler verdunkelte, sondern sie zogen weiter ihre Bahn, suchten an den Korallen nach Nahrung oder schwammen einfach ihre Runden. Der eine oder andere oft auch größere Fisch verkrümelte sich, machte sich unsichtbar, sobald er uns bemerkte, indem er in eine Höhle schwamm, sich unter einem Korallenüberhang versteckte. Den Fischen hinterher zu schwimmen läßt einen die Zeit vergessen und die Pfiffe überhören, die zur Rückkehr auf das Schiff auffordern. Ich höre halt wirklich sehr schlecht. Die Welt, die wir aus der Vogelperspektive betrachten durften war überwältigend schön. Nun können wir sehr gut verstehen, was für viele Menschen den Reiz des Tauchens ausmacht, denn dann öffnen sich einem völlig neue ungesehene Einsichten, Bilder. Die Schönheit der Unterwasserwelt kann wahrscheinlich jeden in seinen Bann ziehen. Auf Katrins Bildern ist hier und da auch ein Fisch zu erkennen, jedoch bei der hier möglichen Darstellung nur mit Lupe zu identifizieren, deshalb der Napoleon. Als wir später an Hand von Tafeln den gesehenen Fischen auch Namen zuordnen konnten wurde uns bewußt, wie viele unterschiedliche Fische wir hier bei den drei Schnorchelgängen über mehr als drei Stunden zu Gesicht bekommen hatten, wobei es sehr schwer war, sich an jeden einzelnen trotz des Hilfsmittels Übersichtstafel zu erinnern und nicht jeder Fisch war hier abgebildet.

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Wenn man als Strandgänger Korallenbruchstücke sieht, sind diese immer weiß, wie der eigentliche Korallenstock aussieht, wir haben keine Ahnung, wir hatten keine Ahnung, bis zu diesem Schnorchelausflug. Eine unvorstellbare Vielfalt an Formen und Farben kann man hier unter Wasser ausmachen; neben nahezu unscheinbaren Korallen stehen dann auf einmal pinkfarbene, eine kugelförmige wird flankiert von röhrenförmigen, Bergmassive mit geschrundenen Flanken sind hier ebenso zu sehen wie ganz glatte Baukörper, an denen die Lebewesen täglich weiter werkeln, denn nach Angaben der Besatzung sind die Korallenriffe hier fast vollständig intakt. Und um die fragilen Bauwerke nicht zu beschädigen heißt es immer, ausreichend Abstand zu halten, denn anstoßen oder sogar darauf abstützen führt zum Bruch und Tod des Bauwerkteils. Angesichts der manchmal niedrigen Wassertiefe manchmal ein Balanceakt, den Katrin deutlich besser als ich hinbekommen hat. Während ich, sobald die unter mir vermutete Wassersäule sich einem Meter näherte, so schnell als möglich wieder in tiefere Gewässer zurückschwamm, war Katrin mutiger, musste später aber zugeben, daß es manchmal etwas knapp war. So haben wir dieses Naturwunder bestaunen können, ohne zumindest für uns sichtbaren Schaden an ihm anzurichten.

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An Hand von Tafeln, die wir bei unserem Buchungsagenten ausgeliehen haben konnten wir einige der gesehenen Korallenformen nachträglich identifizieren, das gelang aber nur mit einem kleinen Teil, die Vielfalt dort unten ist um einiges größer, als auf den Informationskartons abgebildet werden kann. Es war wunderschön, faszinierend und bleibend, hier einen, nein drei Blicke auf das Wunder des Weltmeeres geworfen zu haben. Die Freude, die wir empfunden haben, kann man nicht beschreiben, sondern nur jeden auffordern, sich diese Freude zu bereiten, wenn die Gelegenheit besteht, an einem intakten und weit draußen liegenden lebenden Riff zu schnorcheln.

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In unseren Augen viel zu früh wurden wir an der dritten Ankerstelle aus dem Wasser gerufen; es war aber der richtige Zeitpunkt, um den Hafen zur vorgesehenen Zeit zu erreichen. Aus dem Wasser kommend wären wir am liebsten dorthin zurück gekehrt, denn dort war es deutlich wärmer als an Deck. Zwar schien die Sonne kräftig, aber gleichzeitig blies ein stetiger Wind, der einen schnell auskühlte und die Wassertemperatur von 27 Grad als extrem warm empfinden ließ. Im Wasser haben wir nicht gefroren, aber draußen, während wir den Stingersuit auszogen, klapperten die Zähne, gab es Gänsehaut. Kein Wunder, wenn anschließend auf der Rückfahrt die Sonne gesucht wird, um Wärme zu tanken.

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Nahezu pünktlich liefen wir wieder im Hafen vor Port Douglas ein, Verabschiedung von der Mannschaft, der Kapitän ließ eine Nachwuchskraft das Anlegemanöver ausführen und wir konnten glücklich und voller positiver Eindrücke zum Campingplatz zurückfahren.

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Die Tage hier in Port Douglas waren wunderbar, gehen aber zu Ende; Morgen fahren wir zurück nach Cairns, um den Camper abzugeben.

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