Nachdem wir bereits im Süden eine Gelegenheit zum Schnorcheln am Great Barrier Reef genutzt hatten, wollen wir die Chance ergreifen hier im Norden von Queensland an das äußere Great Barrier Reef zu kommen. Die Entfernungen dorthin sind von Port Douglas bzw. von Cairns deutlich geringer als im Süden. Aber von wo aus dorthin starten? Auch das Studium der Reiseführer gab keinen Aufschluß und erleichterte die Entscheidung nicht, die in den überall bestehenden Tourvermittlungen ausliegenden Broschüren von Veranstaltern half nur, die Möglichkeiten einzugrenzen. Also wurde eine Entscheidung bis zur Recherche vor Ort in Port Douglas vertagt.
Auch Palmen brauchen Pflege, dies konnten wir heute Morgen beim Frühstück sehen. Baumpflege nennt man das, gleichzeitig wird aber auch verhindert, daß der eine oder andere Camper durch herabfallende Kokosnüsse eine größere Delle bekommt.
Nachdem Katrin das Schwimmbad – natürlich – auch am frühen Morgen ausgiebig genutzt hat, sattelten wir unseren Camper für eine sehr kurze Fahrt, denn Port Douglas liegt nur 25 Kilometer entfernt. Ab hier sind die zu fahrenden Strecken generell nicht mehr sehr lang, denn bis nach Cairns ist es gleichfalls, wie ein Straßenschild zeigte, ein Katzensprung. Nicht nur wegen der Schwimmmöglichkeit wäre Katrin gerne länger in Mossman geblieben, es war einfach ein toller Campingplatz.
Die Zuckerernte steht wohl bevor, dies zeigte dunkel aufsteigender Rauch vom Stadtrand, als wir durch Mossman fuhren. Es war mit diesem “Hinweisschild” ein leichtes, den Luftverpester zu finden. Ob die Anlage bereits in Betrieb ist, war nicht zu erkennen; vor dem Betriebsgelände standen auf jeden Fall unzählige Transportwaggons für die Anlieferung des Zuckerrohrs bereit.
Sonnige Aussichten hatten wir keine, eher drohte etwas von oben; die dunklen Wolken ließen baldigen Regen vermuten und wir wurden nicht enttäuscht. In Port Douglas angekommen wurde es richtig naß, aber die Außentemperaturen sanken nicht wirklich, nach wie vor deutlich über Mitte 20 Grad bei einer Wassertemperatur die mit 27 Grad angegeben wurde. Also Gelegenheit, sich etwas abzukühlen.
Port Douglas ist im wesentlichen eine junge Stadt. Als Urlaubsstadt wurde sie eigentlich erst Ende der 70er Jahre “entwickelt”; heute sind die Straßen oft von Luxusresorts und teuren Hotels gesäumt. Dieses mindestens im mittleren Preissegment anzusiedelnde Übernachtungsangebot dürfte dazu beitragen, daß weniger der Backpacker sondern der besser Situierte hier seine Ferien verbringt. Fast sind wir geneigt zu behaupten, mit unserer Ankunft ist das Durchschnittsalter gesunken. Port Douglas profitiert zum einen von seinem 4-Meilen-Strand, auch dieser eher ein Ebbe- als ein Flutstrand. Die erkennbare Nutzung von Strand und Meer beschränkte sich auf den kleinen durch ein Stingernetz eingezäunten und überwachten Bereich. Große Schilder weisen auf die Quallengefahr hin und fordern auf, ausschließlich in dem geschützten Bereich zu baden. Kein Wunder, wenn trotz der angenehmen Wassertemperatur sich nur eine Handvoll Menschen dort bewegen. Der weitere Vorteil der Stadt besteht in seiner Nähe zum äußeren Great Barrier Reef, das mit einem Boot in einer guten Stunde Fahrtzeit erreicht werden kann. Infolgedessen haben sich auch einige Anbieter von Tauch- und Schnorchelfahrten hier angesiedelt, denen galt unsere Aufmerksamkeit. Im Vergleich zum Süden ist hier im Norden das Preisniveau für solche Ausflüge gestiegen; auch gegenüber Cairns bietet Port Douglas preislich keinen wesentlichen Vorteil. Der einzige Vorteil, der für uns aber bei der Entscheidung für diesen Ort eine große Rolle spielte, hier landen nicht Hundertschaften von Chinesen, wie bereits erlebt. Um nicht mißverstanden zu werden, wir hegen keine Abneigung gegen Menschen aus dem Reich der Mitte, haben aber mit der Kaste der Privilegierten, die so wenig Respekt vor der Natur in unseren Augen gezeigt hat, erhebliche Probleme. Obgleich erkennbar keine Hochsaison ist, die ausgewiesenen Ausflugspreise waren nahezu unveränderlich, die auf Nachfrage möglichen Rabatte bewegten sich in einer Zone der Lächerlichkeit. Da wir bislang mangels Ausrüstung keine Unterwasserfotos machen konnten, entschieden wir uns für einen Vermittler, der leihweise eine entsprechende Kamera zur Verfügung stellt. Ist irgendwie ein geldwerter Vorteil und für uns viel wichtiger, als ein paar Dollar einzusparen. Also geht es Morgen früh mit der Calypso, einen Boot, das nur etwa 35 Gäste mitnimmt, an die östliche Grenze des Barrier Reef. Bleibt zu hoffen, daß auch bei angekündigter Windgeschwindigkeit von 15-20 Knoten der Seegang so moderat bleibt, um uns nicht die Anfahrt zu vermiesen. Das Wetter wird zwar bedeckt bleiben, einzelne Sonnenstunden sind jedoch nicht ausgeschlossen. Hoffen wir das Beste für den morgigen Tag.