Am 10.5. hieß es wieder einmal, den Camper für die Rückgabe zu präparieren, unsere Rucksäcke zu packen, Gesammeltes zu sichten und meistens wegzuwerfen, denn Last haben wir genügend auf dem Rücken. Unsere Einkaufspolitik war weitgehend erfolgreich, nur wenige Lebensmittel müssen mit in die JuHe in Cairns, unsere Bleibe für die kommenden vier Nächte, mitgenommen werden.
Es hieß Abschied nehmen von einem schönen in tropischer Vegetation liegenden Campingplatz aber vor allem von einem Ort, der uns einen wunderschönen Tag am Great Barrier Reef ermöglicht hat.
Bis nach Cairns ist es ein Katzensprung, keine 70 Kilometer trennen uns vom nächsten Quartier. Zeit hatten wir zur Genüge, der eine oder andere Stop an der Küstenstraße, der wir in Richtung Cairns mit immer wieder möglichen Ausblicken auf kleine Strände und die Küstenkliffs folgen, war die Folge. Einmal sind wir zu einem ausgezeichneten Strand abgebogen und konnten beobachten, wie die Stingernetze ausgebracht werden. Erlebt, wie das Netz ins Wasser gezogen wird, wobei ein Überschwappen von Meerwasser über die Barriere nicht ausgeschlossen werden kann, würde ich nicht die Hand ins Feuer legen, daß der eingenetzte Bereich wirklich frei von Gefahr ist. Auf jeden Fall wird am Strand sehr umfänglich auf die Risiken hingewiesen und auf die netzgeschützte Zone als einzige risikofreie hingewiesen.
Wenn denn der Bademeister/Rettungswache auf seinem Rücken permanent eine Flasche Essig für die Sofortbehandlung eines Stingergeschädigten trägt zeigt dies, die Gefahr besteht wirklich.
Bald nach dem Ausbringen der Barrieren konnte dann der Strandabschnitt für Badende freigegeben werden; wie wir an einem anderen Strandabschnitt aber sehen konnten, sind weder die Ausdehnung des geschützten Bereiches noch die Wassertiefe wirklich anregend, es mit schwimmen zu versuchen. Man kann bis zum Bauch im Wasser stehen, das ist aber dann das ganze Vergnügen, also eher etwas für Eltern mit Kindern, die sehr gefahrlos einen Strand- und Badetag erleben wollen. Dementsprechend gering war dann auch der wirkliche Zuspruch, an diesen Stellen zu schwimmen.
Die Camperrückgabe erfolgte problemlos – und wieder einmal wurden wir auf Deutsch angesprochen. Die JuHe im Zentrum von Cairns ist ok, also ist alles gerichtet, um drei ruhige Tage in Cairns zu verbringen. Der ursprünglich von hier aus geplante Ausflug ans Great Barrier Reef liegt ja schon hinter uns, lassen wir uns überraschen, was die Stadt darüber hinaus zu bieten hat.
Und das war nicht viel, wie wir im Verlaufe der drei Tage, die wir hier zubrachten, erfahren mussten. Cairns ist zwar groß, Heimat für über 100.000 Menschen, wird von uns aber nicht als Moloch, als Großstadt wahrgenommen. Seine heutige Bedeutung rührt im wesentlichen aus der vergleichsweise leichten Zugänglichkeit zum Great Barrier Reef her, vor fast 130 Jahren war es das Gold, dem die Stadt ihren Anschub zum Wachstum verdankt. Geht man durch die Straßen der Innenstadt, wir waren sehr häufig unterwegs, erschöpft sich der Bereich, in dem Leben herrscht auf ein Geviert von unter einem Quadratkilometer. Dieses “Leben” wird insbesondere von Backpackern und sonstigen Reisenden erzeugt, denn hier ballen sich nicht nur die Herbergen, sondern in dichter Folge befinden sich hier in guter und bester Lage Vermittlungsagenturen für die diversen insgesamt sehr umfangreichen Ausflugsangebote. Diese beschränken sich nicht nur auf den Besuch des Riffs sondern beziehen Ausflüge in das nahe und weite Umland mit ein, d.h. bis nach Cape York hinauf kann man auf einer Mehrtagestour kommen. Natürlich fehlen auch nicht die zahlreichen Angebote, die einen gewissen thrill erzeugen wie Fallschirmspringen etc. Meistens saßen die Ausflugsverkäufer arbeitslos hinter ihrem Tresen, es herrscht keine Hauptsaison, obgleich sich erkennbar zahlreiche Menschen in der Stadt aufhalten. Fazit : in der Stadt muß man sich nicht länger als notwendig aufhalten es sei denn, von hier aus werden die Ausflugsmöglichkeiten umfangreich genutzt. Dies war zu Beginn unserer Zeitplanung auch so vorgesehen, Cairns als optimaler Ausgangsort zum GBR – da wußten wir noch nichts über Port Douglas. Und mit der heutigen Kenntnis der Möglichkeiten, den Ausflug auch von Cooktown aus zu unternehmen, sähe unsere Planung noch einmal anders aus. Nun haben wir den besseren Standort Port Douglas für unsere Schnorcheltour gewählt, was zu einem Überschuß an Freizeit in Cairns geführt hat. Da wir weitgehend das Umland bereits bereist und durchfahren hatten, gab es wirklich nicht mehr viel zu unternehmen – vorübergehend habe ich sogar über eine weitere Schnorcheltour nachgedacht, da Katrin aber ungern erneut auf die schwankenden Bootsbretter steigen wollte, dann verworfen. So sind wir viel durch das Städtle gelaufen, haben gelesen, uns ein bischen auf die nächste Etappe vorbereitet und versucht, wieder einmal, die entstandenen Lücken im Blog zu schließen und den Netzzugang zu nutzen, um einige Berichte einzustellen.
Cairns, am Meer liegend, präsentiert sich nicht als Hafenstadt im herkömmlichen Sinn, dennoch, eine sehr große Zahl von Yachten und Motorbooten liegt hier an den Stegen, Frachtschiffe o.ä. findet man hier jedoch nicht, eine entsprechend geeignete Mole haben wir auch nicht gesehen, zudem ist die Hafenzufahrt schmal und muß ständig ausgebaggert werden, da durch die Gezeiten ständig verlandet. Ausflugsschiffe zu den vorgelagerten Inseln sind jedoch immer wieder am frühen Morgen beim Auslaufen und abends beim Einlaufen zu sichten. Also viel Schiffsverkehr war nicht zu beobachten, wenn man von den nahezu gleichzeitig ablegenden Ausflugsschiffen einmal absieht. Cairns verfügt natürlich auch über einen Strand, nein mehrere. Der in der Innenstadt gelegene ist für eine Schlickwanderung bei Ebbe geeignet, bei Flut schlagen die Wellen an die Ufermauer. Sandstrände, wir haben davon einen besucht, liegen vor allem im Norden der Stadt. Sie dürften für die Freunde des BBQ eine der Topadressen sein, denn natürlich stehen auch hier wieder die unvermeidlichen BBQ-Hütten für jedermann zur Verfügung.
Entlang dieses innerstädtischen “Strandes” hat man eine gut 2 Kilometer lange Uferpromenade, sehr ansprechend gestaltet, gebaut, auf der insbesondere an Wochenenden und abends Betrieb herrscht. Direkt an dieser Esplanade liegt auch die “Lagoon”, ein für jedermann zugängliches Schwimmbad mit einer Vielzahl von Schwimmbecken und einem ungehinderten Blick auf das Meer, wenn es denn bis an das Ufer gelangt ist. Bei Ebbe erstreckt sich der Schlick fast bis zum Horizont.
Damit niemand auf die Idee kommt, das Baden im Meer sei ungefährlich, stehen auch hier entlang der Promenade die bekannten Hinweisschilder.
Viel Spazierengehen war in den Tagen in Cairns angesagt, auch die Promenade und darüber hinaus und herunter, nahezu alle wesentlichen innerstädtischen Straßen haben wir mindestens einmal in jeder Richtung belaufen und dabei nicht viel bleibendes gesehen – doch, z.B. einen riesigen Feigenbaum, bei dem die Wurzeln sich wie bei der als Ausflugsziel im Tableland genannten Curtain Fig ausgebreitet haben. Ein großes Kino liegt ebenfalls im Zentrum, aber die dort angebotenen Filme rissen Katrin auch nicht vom Hocker.
Da blieb dann nur noch Fortbildung in Sachen Wissen über das Great Barrier Reef zu betreiben.
Fast täglich hat man dazu Gelegenheit, denn ein Institut/Firma bietet am Abend den “Great Barrier Reef Teach” gegen überschaubares Entgelt an. Die dort oft mit offenem Mund vor Staunen zugebrachten fast 2 1/2 Stunden waren eine Bereicherung für uns. Nicht nur, weil uns erneut vermittelt wurde, wie schön und faszinierend, immer wieder Überraschungen bietend die Unterwasserwelt ist, uns zum träumen brachte, sondern wir unzählige neue Informationen aufnehmen konnten. Vieles drehte sich um die winzigen Einzeller, die die Korallen bilden : wieso unterschiedliche Korallenfarben entstehen (durch die Kooperation mit den Algen), wie viele verschiedene Korallenarten es gibt (eigentlich nur 2, nämlich harte und weiche K., aber die Zahl der Ausformungen geht bis an die 400), wie grazil manche dieser Bauwerke sind (die Fotos waren umwerfend), bei welchen Temperaturen das Wachstum gebremst oder gefördert wird, wie sich Sex unter Korallen vollzieht und wann das nahezu gleichzeitig in dem jeweiligen Gewässer stattfindet (alle K. stoßen fast gleichzeitig ihre Sporen aus, und zwar im GBR im November), welche Symbiosen es zwischen K. und bestimmten Fischen gibt (s. Nemo), daß in der “Putzstation” immer Friede herrscht – hier gilt der olympische Gedanke wirklich (!) -, d.h. bewegen sich Fische in diesen weichen Korallen um sich z.B. dabei durch die Berührung mit der K. zu putzen, werden sie nicht von anderen Raubfischen attackiert, daß spezielle Korallenformen wie z.B. die Kugelform jährlich um wenige Millimeter wachsen, während andere Formen Dutzende von Zentimetern in ihrer Größe zulegen, und vieles mehr, was uns inzwischen wieder aus den Gehirnwindungen verschwunden ist. Das war aber nur die eine Hälfte der unterhaltsamen Präsentation und Darstellung, die zweite widmete sich den im Riff vorkommenden Fischen einschließlich der hier gleichfalls beheimateten Haie. Natürlich blieb es nicht aus, den Box-Jellyfisch dabei zu erwähnen; der Referent, mit 5000 Tauchstunden sicherlich äußerst erfahren, wurde nicht müde die Tourismusindustrie wegen ihrer Behandlung des Problems zu geißeln. An Stelle permanent auf die angeblich nur temporäre Gefahr durch die besondere Qualle hinzuweisen sollte man doch offensiv kundtun, ja, hier gibt es Einschränkungen beim ungeschützten baden, deshalb schützt euch mit entsprechenden Anzügen, und zwar das ganze Jahr über. Recht hat er, der selber in Küstennähe nicht ohne seinen Lycraanzug ins Wasser steigt. Dann wurde uns gezeigt, wie einfach es ist, gesehene Fische zu identifizieren, wenn man sich auf die wesentlichen Gestaltformen konzentriert und nicht von der Vielzahl der Farben blenden lässt. In der Theorie mag das ja stimmen, aber wenn wir dann von oben auf die Fischlein gucken, dürfte die Theorie verblassen und wir nur noch staunen. Im Verlaufe des Streifzuges durch die wichtigsten im GBR vorkommenden Fische waren wir erstaunt und erfreut festzustellen, wie viele wir dabei schon gesehen haben, dennoch, das war nur ein Miniausschnitt dessen, was sich hier am GBR tummelt. Eigentlich bekannt, aber nicht sofort präsent war die Tatsache, welche Rolle prächtige Farben unter dem Gesichtspunkt Schutz vor Angriffen haben, wie bestimmte Fische es schaffen, blitzschnell ihr äußeres Erscheinungsbild den Umfeldbedingungen anzupassen. Der Octopus gehört hier zu den wandlungsfähigsten. Gänzlich neu hingegen die Aussage, daß einige Fischarten quasi beiderlei Geschlechts sind, jeder aber die Rolle des männlichen Fisches spielen möchte (warum?), so daß bei der Fortpflanzung ein Problem entsteht das in Form eines Kampfes zwischen den Fischmännern gelöst wird um zu klären, wer denn in diesem speziellen Fall der Mann und wer die Frau ist. Haie trifft man auch im GBR an, dabei sieht man eher den Riffhai, der weiße Hai ist eine seltene Ausnahme. Zwar ist es richtig, auf die von bestimmten Haien ausgehenden Gefahren hinzuweisen, aber dem Menschen gefährlich werden nur 10 Arten, die überwiegende Zahl der Haie ist ungefährlich. Die Gattung Hai insgesamt ist vom Aussterben bedroht, was oft nur am Rande wahrgenommen wird, während die Haiunfälle dramatisiert werden. Nun ist dies Ansichtssache diese Dramatisierung, denn wir würden ungern Gliedmaßen in einem Haimaul lassen. Fisch insbesondere Fish and Chips hier in Australien zu essen, bislang sehr sehr selten, ist uns gänzlich nach dem Hinweis vergangen, hier würde häufig Haifleisch verwendet. Na dann guten Appetit. Extrem informativ und interessant war dieser Abend, schade, daß wir keine weitere Gelegenheit haben werden, am GBR unter die Wasseroberfläche zu schauen.
Mit einem kurzen Bummel über den übertrieben hochgelobten Nightmarket, nur touristisch orientiert, Ramschware en Gros auf den Tischen, spazierten wir dann zur JuHe zurück, teilweise von in den Alleebäumen lärmenden Vögeln “begleitet”. Die Cairnstage waren damit abgeschlossen, es hätten durchaus weniger Tage in dieser im wesentlichen uninteressanten Stadt sein können.