Wie der Uluru erhebt sich auch das aus der Ferne als ein Berg identifizierbare Kata Tjuta aus der Ebene empor, gut 40 Kilometer westlich des Uluru im gemeinsamen NP gelegen. Erst wenn man direkt vor diesem Ungetüm steht erkennt man, daß es sich zumindest oberhalb der Erdoberfläche um eine Mehrzahl von Felsen handelt. Genau genommen handelt es sich um 36 meist sehr mächtige kuppelartig ausgebildete Felsen, die in einer anderen erdgeschichtlichen Periode als der Uluru entstanden sind und deshalb anscheinend auch aus einem anderen Gestein bestehen, einem Gemisch aus Sand, Lehm und einer Art Kieselsteinen )?), so haben wir zumindest den Ranger verstanden, als er in Kürze zu den Kata Tjuta etwas erwähnte. Dieser Kuppeln ragen sogar höher auf als der Uluru, dessen Höhe mit 348 Metern angegeben wird, der höchste Punkt der Kata Tjuta, Mount Olga, liegt 546 Meter über dem Umgebungsniveau. Faszinierend an diesen Bergen ist das Farbenspiel, das man bei vernünftigem Licht erleben kann, denn dann sind unterschiedliche Braun und Rottöne wahrzunehmen. Nicht immer hieß diese Gruppe von “Bergen” Kata Tjuta. Der “Entdecker” nach den Entdeckern aus den Ureinwohnern des Kontinents, Ernest Giles, der sie 1872 aus der Ferne “entdeckte”, benannte die Gruppe nach einer württembergischen Königin Olga. Welche Beweggründe für diese Namensgebung bestanden wissen wir nicht, hoffen jedoch, es waren ehrenwerte, denn angesichts der prallen Rundungen der einzelnen Kuppeln könnte man auch auf andere Gedanken kommen. Diese Felsgruppe ist in seinen äußeren Abmessungen auch wesentlich größer als der Uluru, denn sie erstrecken sich gut 8 Kilometer von West nach Ort und 5 Kilometer von Nord nach Süd.
Am 19.5. war für uns Kata Tjuta Tag, der sehr früh morgens begann, denn wir hofften, nach dem unbefriedigenden Sonnenuntergang vom Vorabend am Uluru hier einen schönen Sonnenaufgang erleben zu können. Dieser sollte um kurz nach sieben Uhr erfolgen; bereits eine halbe Stunde vorher sammelten sich nach und nach deutlich über 100 Menschen an einem Aussichtspunkt auf einer Düne im Süden der Felsengruppe und warteten. Es wurde hell, die Umrisse hoben sich nach und nach aus der Dunkelheit hervor, aber das erhoffte erste Sonnenlicht auf den Felsen, um die Erdfarben zum Leuchten zu bringen, blieb aus, ein Wolkenband verdarb uns die Freude. Dennoch, die Stimmung war eine sehr friedliche, wie hier so viele Menschen wartetet, die allermeisten dabei ruhig, nur wenige Schwätzer störten, nach und nach wachten Vögel auf und begannen sich zu melden, das Dunkel wurde von der Dämmerung langsam aufgefressen. Auch wenn der erhoffte “Boah”-Anblick ausblieb, es waren schöne Momente auf der Aussichtsplattform. Im Osten waren dann auch die Umrisse des Uluru erkennbar. Die Kamera hat bei den Aufnahmen gemogelt, indem das Umfeld wohl rechnerisch aufgehellt worden ist, was soll’s, dient ja nur der Dokumentation.
Gegen halb acht verließen wir die Szenerie und fuhren mit dem Camper zum Ausgangspunkt einer Wanderung durch das Valley of the Winds.
Auf oben stehender Lageskizze der Kata Tjuta kann man ganz gut erkennen, daß es sich nicht um ein Massiv handelt. Die in der oberen Hälfte rot eingezeichnete Route war dann unser Weg, der uns als Rundweg über 7,4 Kilometer wirklich zu mehreren Aussichtspunkte in Scharten zwischen den Bergen führte, durch die uns ein heftiger Wind entgegenblies. Leider war uns die Sonne bis auf wenige Momente gegen Ende der Rundstrecke nicht hold, der Himmel war fortwährend bedeckt, den vollen Genuß des Farbenspiels der Bergkuppen hatten wir nicht. Wir konnten dabei auch ein wenig unsere Botanikkenntnisse auffrischen, erklärten uns einzelne Tafeln hin und wieder die die Region dominierenden Büsche und Bäume wie z.B. die Desert Oak
oder die Myrtakazie
So belehrt schritten wir aus und bewunderten ein ums andere Mal wie abgerundet diese Felskuppeln waren, wie perfekt hier die Erosion geschliffen hat. Natürlich gab es hier und da Beulen oder Abbrüche, hat vom Dach der Kuppeln abfließendes Wasser im Verlaufe von Millionen von Jahren einander folgende Becken in den Berg gegraben. Trotz dieser Makel an der Perfektion der Ausführung, die Berge wirkten irgendwie schön.
Und Wüste befand sich auch nicht zwischen den Felsen, sondern eine üppige Vegetation hatte sich breit gemacht, besonders an den Stellen, an denen sich das Wasser sammeln konnte und eine Art Teich entstanden war, aus dem langsam das Wasser abfloß. Kein Wunder, wenn an derartigen Stellen sich auch Vögel einfinden, wie die beiden Zebrafinken, die wir aufnehmen konnten. Andere Artgenossen waren zwar in den Bäumen und Sträuchern, aber offenbar zu fotoscheu oder im Verstecken zu geschickt.
Vom zweiten Aussichtspunkt, Karingana, nach etwa einer Dreiviertelstunde strammen Wanderns erreicht, konnte man tief in das Tal und die Ebene hinter den Hauptfelsen blicken, die sich weit öffnete. Während an sich schon wenige Wanderer diesen Rundweg oder wenigstens einen Teil davon in Angriff nehmen, das Gros dreht nach Erreichen dieses Punktes um, ihnen reicht das Gesehene. Nun müssen wir zugeben, völlig Neues sieht man auf den folgenden 5 Kilometern auch nicht unbedingt, aber immer wieder anderes, andere Bergformen, schöne Abbrüche im Berg, eine andere Perspektive auf die Felsgruppe, so daß es sich wirklich gelohnt hat, den gesamten Rundweg absolviert zu haben. Während bei hohen Temperaturen die Strecke gesperrt wird, da man gänzlich ohne Schatten läuft, heute bestand da keine Gefahr, es war auch wegen des Windes angenehm, obgleich das Thermometer durchaus 30 Grad erreicht hat.
Schon morgens, als es begann hell zu werden, wurden die Fliegen wach und bemühten sich nach Kräften, uns zu ärgern. Zum Glück hatten wir unsere Abwehrwaffe dabei, die wir erfolgreich während unserer Wanderung einsetzten. Manchmal etwas störend, aber alle Beteiligten konnten so überleben.
Die Kata Tjuta sind ein heiliger Berg für die hier heimischen Aborigines, insbesondere für Initiationsriten, bei denen die Jugendlichen in die Welt der Erwachsenen der Gemeinschaft eingeführt werden, teilweise über Wochen bestimmte männliche Fertigkeiten lernen, werden Teile dieser Berggruppe von den Anungu besucht und genutzt. Teile der Region sind nur ausgewählten Männern des Volkes der Anungu zugänglich. Über die hier praktizierten Traditionen werden Einzelheiten nicht bekannt gegeben, sie dürfen nach dem Gesetz der Anungu auch Außenstehenden gegenüber nicht offenbart werden. Insofern sind die Möglichkeiten, sich in den Kata Tjuta zu bewegen sehr eingegrenzt und beschränken sich auf zwei Wanderwege. Den einen hatten wir gerade absolviert, den zweiten, hin in den Walpa Gorge nahmen wir anschließend unter die Sohle.
Inzwischen hatte die Sonne sich teilweise durchgesetzt, was dem Erscheinungsbild der Berge sehr zu Gute kam.
Der Weg in die Schlucht nimmt nur eine halbe Stunde in Anspruch und ist ziemlich unspektakulär, auch wenn er stetig ansteigt. Wie bei Schluchten oft der Fall, sie verjüngen sich zum Ende hin, so auch hier, um dann den weiteren Aufstieg unmöglich zu machen. Am Wegende dann ein kleiner Wald, ein kleiner Teich, der durch von der Bergscharte herabrieselndes Wasser gespeist wurde. Wieder einmal ein sehr friedlicher Ort, bei dem der Besucher sich ganz klein vorkommt, denn die Berghänge steigen mehr oder weniger senkrecht über einige hundert Meter auf.
Am frühen Nachmittag waren wir zwar nicht kaputt merkten jedoch, früh aufgestanden zu sein, also kehrten wir zum Campingplatz in Yulara zurück und verzichteten auf ein stundenlanges Warten auf einen Sonnenuntergang mit Blick auf Kata Tjuta. Wie sich am Abend herausstellte war dies eine weise Entscheidung.
Mit dieser Rückfahrt verabschiedeten wir uns am 19.5. von dieser interessanten Felsformation, die immer im Schatten des Uluru steht.