Litchfield National Park

Mit seinen knapp 1.500 Quadratkilometern Größe ist der Litchfield National Park im Vergleich zum Kakadu National Park ein Winzling, in dem, was man hier sehen kann, dem Kakadu jedoch mindestens ebenbürtig.

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Nachdem wir heute, 27.5., den ganzen Tag durch den Park gefahren sind, dabei eine Vielzahl interessanter Orte besucht haben, hier und da auch etwas gewandert sind, können wir der übermittelten Aussage eines Einheimischen, welcher NP denn zu besuchen sei, “Litchfield do, Kakadu don’t”, zustimmen. Auch hier war man mit einem 2WD bestens ausgestattet es sei denn, man beabsichtigt, über den nördlichen Parkausgang in Richtung Darwin über eine 50 Kilometer Schüttelstrecke vom feinsten den kürzesten Weg dorthin zu nehmen; alle anderen verlassen den Park auf dem Weg, dem sie auch in den Park gefolgt sind. Das war es aber auch mit der 4WD-Herrlichkeit, denn sämtliche Pisten zu abseits gelegenen Orten und Natursehenswürdigkeiten waren gesperrt, meistens, weil eine Krokodilsicherheit noch nicht gewährleistet ist. Hier im Litchfield NP gibt es mehrere auch zum schwimmen geeignete Naturbecken die, so erfuhren wir es am Vorabend beim Einchecken im Campingplatz, nicht nur zum schwimmen geeignet sondern dafür auch zugelassen, d.h. geöffnet sind, somit an den konkret ausgewiesenen Badestellen keine Krokodilgefahr besteht. Da hat sich insbesondere Katrin sehr gefreut und angekündigt, auf jeden Fall bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Abkühlungsmöglichkeit zu nutzen. Im Umkehrschluß gilt aber auch, bei allen nicht ganz besonders als zum Baden freigegebenen Gewässern, Flüssen etc.. besteht Krokodilgefahr. Selbst bei kleinen Bächen oder überschaubaren Feuchtgebieten entlang der Straße wurde durch Schilder auf die Gefahr hingewiesen. Nicht immer erscheint das, wie im nachfolgenden Beispiel, auf den ersten Blick nachvollziehbar aber begründet zu sein.

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Das wunderbare am Litchfield NP ist die geteerte Straße, die fast alle besonders sehenswerten Orte berührt. Der Park selber umfasst ein Hochplateau, Tabletop Range, an dessen Rändern die Klippen steil abfallen, durch die Verwitterung wieder einmal sehenswerte Formationen entstanden sind, von denen leider die schönsten nur mit 4WD auf einer nicht freigegebenen Straße erreicht werden können.

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Ansonsten ist die Vegetation bekannt, d.h. offener Wald, die typische Buschlandschaft und Grasland mit Waldeinsprengseln findet man. Dementsprechend vielfältig auch die Fauna, obgleich wir auch hier zwei Exemplare einer Gattung fanden, die eigentlich nicht hierher gehören : der gemeine Wasserbüffel, der um 1830 aus Indonesien eingeführt und später, als man keine Verwendung für die Tiere mehr hatte, ausgesetzt wurde. Sie entwickelten sich danach zu einer wahren Plage für die Landwirtschaft; trotz umfassender “Bereinigungsaktionen” sprich Abschußfreigabe besteht das Problem fort. In einem NP haben derartige Tiere überhaupt nichts zu suchen, hier aber offenbar ein Refugium gefunden. Das veranlasste die beiden dann wohl auch, von uns während der Fahrt in Straßennähe im Wald entdeckt, sich tiefer in den Wald zurück zu ziehen, als ich mit der Kamera “bewaffnet” anrückte.

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Dies war das letzte Tiererlebnis innerhalb des Parks, das erste kurz nach Einfahrt auf das Gelände hat mich als Autofahrer längere Zeit beschäftigt. Vor uns auf der Straße lag ein langes Stück Strick, so meine erste Vermutung, vielleicht auch ein toter Kadaver, denn der “Strick” bewegte sich nicht, sondern lag wie tot da. Da der “Strick” die gesamte Fahrbahnbreite ausmachte, wollte ich ihn auch nicht umkurven, sondern weit rechts außen überfahren. Soweit die Anfangsüberlegungen in der Rückschau, denn nah an das Hindernis herangefahren erkannte ich, daß es sich um eine Schlange handelte, für eine Notbremsung war es zu spät, für ein Ausweichmanöver ebenfalls. Also überfuhr ich den “Strick”, der, wie sich beim anschließenden Stop am Straßenrand und Blick nach hinten zeigte, wohl nach kurzem Schütteln aufraffte und ins Gras entschwand. Wir hoffen, die sehr lange und dicke gelbliche Phyton, deren Länge wir auf gut und gerne 5 Meter schätzen, hat es überlebt. Über die falsche Wahrnehmung und Entscheidung haderte ich lange mit mir, insbesondere, weil Katrin mir dann erzählte, wie die Schlange ihren Kopf angehoben hatte und uns Herankommende anstarrte, aber offenbar so paralysiert war, um noch Gas für ein Reißaus zu geben.

Zwischen diesen beiden Tierbegegnungen gab es diverse weitere erfreuliche an diesem Tag, sie bestanden im wesentlichen aus bunten Vögeln, u.a. mit schwarzen Kakadus, die wir bei unseren Gängen im Geäst fanden, selten trafen wir auf kleine Eidechsen, die es aber immer schafften, schnell genug vom Weg zu huschen und per Zufall sahen wir eine ganz besondere Spinnenart, die orangefarbene Bänder an den Gelenken hat.

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Termitenhügel haben wir schön häufiger auch hier im Norden Australiens gesehen, große und kleine. Aber daß es auch eine Termitenart gibt, die magnetischen Termiten, die ihren Bau exakt in Nord-Süd-Richtung ausrichten, das war neu. Hier im NP kann man deren Bauwerke sehen, natürlich schön abgeschirmt von den taktil veranlagten Besuchern, aber nah genug, um sie gut zu erkennen. Ganz schlanke Türme stehen hier, die, so heißt es durchaus auch 5 Meter Höhe erreichen können. Diese schmalen Türme sind in Richtung Süden sehr schmal um auf der Nordseite etwas breiter zu werden, was nachweisbare Auswirkungen auf die Temperaturen im Baukörper hat. Forscher haben herausgefunden, die Termiten müssen einen Nord-Süd-Kompass besitzen, denn als der Erdmagnetismus künstlich verändert wurde begannen die Termiten ihren Bau der neuen Nord-Süd-Richtung anzupassen. Nicht nur dies ruft bei uns Normalos großes Erstaunen hervor, betrachtet man die großen Baukörper und die Größe der kleinen Termiten, kann man nur den Hut vor soviel Arbeitseinsatz heben. Wie plump sehen im Vergleich dazu die ebenfalls auf ähnliche Höhe anwachsenden Bauten der Kathedraltermiten aus. Einer Hinweistafel war zu entnehmen, daß die Magnettermiten ihren Bau auch bei Hochwasser, was im Grunde jährlich in der Regenzeit der Fall ist, nicht verlassen und ihren Staat so organisiert haben, daß die notwendigen Vorräte und der Raum für die Besatzung in den oberhalb des Wassers liegenden Bauteilen lagern können bzw. besteht. Die Baumeister der Kathedralen verlassen demgegenüber dann ihr Bauwerk bzw. errichten es auf Böden, die erkennbar nicht überflutet werden.

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Und dann begann eine Reise von Wasserloch zu Wasserloch mit wenigen Ausnahmen. Buley Rockhole ist eine kleine “Badewanne” am Ende einer Wasserkaskade, in der man sogar schwimmen kann, was erkennbar auch von einigen gewagt wird – zum baden freigegeben ist dieses Wasserloch, das eine sehr erfrischende Temperatur aufweist, wie Katrin feststellte. Noch war es nicht heiß genug, um selber die angebotene Abkühlung anzunehmen.

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Wir befinden uns hier ja in der Tabletop Range, in der auf Grund der geologischen Gegebenheiten beste Bedingungen für die Bildung von Schluchten bestehen, der wasserabsorbierende Stein mit dazu beiträgt, daß auch in der Trockenzeit die Bäche und Flüsse nicht versiegen. Wenige Kilometer vom Buley Rockhole entfernt findet man die Florence Falls, zwei Wasserfälle, bei denen das kühle Naß nach unserer Schätzung gute 50 Meter tief herabfällt. Von einem Aussichtspunkt hat man die Totale vor Augen, nachdem man 135 Stufen hinuntergestiegen und etliche Wegmeter an den Pool gegangen ist, den Froschblick auf die von oben fallenden Massen und kann in der sehr großen Badewanne ausgiebig schwimmen. Diesmal, nach einem Blick von hoch oben in den Pool griff Katrin ihre Badesachen und genoß später das Bad.

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Vorbei an einigen Felsformationen gefahren sahen wir auf auf einem Hinweisschild auf einmal ein nicht auf unserer Liste verzeichneten Ort, die Tabletop Swamps. Hier oben ein Sumpf? Den wollten wir uns anschauen und bogen ab um nach wenigen Metern schon am Ziel zu sein. Dieser Sumpf ist Heimstatt zahlreicher Vögel, heißt es, vielleicht können wir hier einige sehen. Den Hinweis, die Badeseen seine  krokodilfrei habe ich wohl falsch verstanden, denn angesichts des Sumpfes und seiner Wasserfläche wollte ich näher an die Ufergrenze herangehen, um eine bessere Fotoposition zu bekommen, wurde dabei aber von hinten durch anwesende Australier ermahnt, doch einen 5-Meter-Abstand einzuhalten, hier könnten doch Krokodile sein, ob ich das nicht wüsste. Recht hatten sie, ich war unvernünftig und ging sofort auf den Sicherheitsabstand zurück. Hier, auch hier oben in den Bergen, soll man nie davon ausgehen, daß kein Krokodile in dem Gebiet leben, dies hilft, der Gefahr aus dem Weg zu gehen.

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Die Tolmer Falls sind ebenfalls sehr beeindruckende Wasserfälle, die in einen riesigen Pool hinabstürzen, der jedoch nicht (mehr) zum baden freigegeben ist, wohl auch deshalb, weil sich hier inzwischen eine Fauna eingenistet hat (Fledermäuse), die sehr schützenswert da gefährdet ist. Hier kann man dann mit Staunen auch sehen, wie sich eine bestimmte Eukalyptusart an die Lebensbedingungen an und auf kleinsten Felsvorsprüngen angepasst hat, und damit der in Abständen erfolgenden Brandreinigung der Böden entgeht, wie es auf einer Tafel unter Verweis auf diesen Baum heißt. Von der Aussichtsplattform auf den Wasserfall hat man eine gleichfalls schöne Aussicht hinaus auf die unter uns liegende Ebene des NP.

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Gemeinhin als Höhepunkt einer Rundreise durch den Litchfield NP werden immer wieder die Wangi Falls genannt. Zwei sehr hohe Wasserfälle rauschen hier in einen Pool, der anscheinend der größte hier in der Gegend ist, denn der gesamte Erholungskomplex rund um die Wangi Falls mit zig Grillstellen, groß und überdacht, Cafeteria, großen Sanitäranlagen, in denen man auch duschen kann, Wiesen, die auch als Sonnenwiese genutzt werden können, kleinen Wanderwegen rund um die Wasserfälle ist so ausgerichtet, daß auch ein großer Ansturm bewältigt werden kann. Selbst an einem Wochentag war die Anlage gut besucht. Nicht nur Tourveranstalter mit ihren Gästen trafen hier ein, auch sehr viele Touris wie wir hatten diesen Ort für eine längere Pause ausgesucht. So war gut Betrieb vor dem Pool, was deutlich abebbte, wenn es um die Benutzung der angebotenen Erfrischung ging. Und das Bad und Schwimmen unter den Wangi Fällen war wirklich eine besondere Erfrischung die auch von oben geboten wurde, wenn man in die Nähe der Fälle schwamm.

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Man kann um die Wasserfälle herumlaufen, was vielleicht 5 Prozent der Besucher dann auch macht, d.h. den Hügel hinauf und hinab. Dabei durchquert man einen Wald, der sehr nach Regenwald aussieht, ja sogar tropischer Regenwald ist. Das in dieser Region mit Trockenzeit?  Durch den nie versiegenden Wasserzulauf aus den Bergen sind die Überlebensbedingungen für die Regenwaldpflanzen gewährleistet, die sonstigen klimatischen Bedingungen, wir spürten es an den Wasserfällen an unseren Körpern hinab, sind für diese Waldform vorhanden. Leider kann man nicht von oben in die Wasserfälle hineinsehen, aber der kleine Rundweg führt über die eher bescheidenen Zulaufbäche für die Wasserfälle, so daß ich mich wunderte, wie daraus ein so brausender Wasserfall werden kann.

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Wo so viele Brotzeit machen, wollten auch wir uns vor den letzten Stationen unserer Rundfahrt durch den Park stärken und picknicken im Schatten mit leider durch Bäume verstellten Blick auf die Wangi Falls.

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Die nach den Wangi Falls noch besuchten Orte konnten das bisher Gesehene nicht toppen. Die Cascades, in untere und obere Cascades unterteilt, stellten sich als zwar über interessantes Gestein herunterstolpernden Bach heraus, dafür aber weite Strecken wandern wäre und ist zu viel. Der Zugang zu den unteren Cascades war im Gegensatz zu allen übrigen besuchten Orten nicht für jedermann gehbar, es ging wirklich über Steine und durch/über den Bach, wer nicht gut balancieren kann oder auch einmal einen größeren Sprung von Stein zu Stein nicht wagt, muß auf den Besuch der Cascades verzichten, und verpasst dabei aber nicht einmal sehr viel.

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Bergbau, ob in großem oder kleinen Stil, wird im Norden Australiens seit Anfang des 20. Jahrhunderts betrieben. Was im Kakadu NP bis heute für den Uranabbau gilt, wurde im Litchfield NP seit Mitte der 50er Jahre eingestellt, weniger giftig für die Umwelt, aber für die Bergarbeiter endete diese Arbeit oft vorzeitig tödlich, der Abbau von zinnhaltigem Gestein. In ganz kleinem quasi Gelegenheitsabbau seit Anfang 1900 betrieben, wurde 1940 die erste Grube auf dem Gebiet des NP eröffnet, um nach Flutung während der Regenzeit dann Mitte der 50er Jahre endgültig eingestellt zu werden. Große wirtschaftliche Bedeutung kann diese Minentätigkeit für die Region nicht gehabt haben – dies gilt mehr für die an der Grenze zum Park betriebene Uraniummine –, wenn von bis zu 10 Minenarbeitern gesprochen wird, aber touristische Bedeutung hat die Grube wohl doch, denn auf sie wird in den entsprechenden Publikationen hingewiesen. Auch wir schauen uns die wenigen Überbleibsel an, viel ist es nicht, wirklich besuchenswert auch nicht, dementsprechend gering ist auch die Zahl der hier angetroffenen Touristen : Null.

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Damit waren wir am Ende der Perlenkette sehenswerter Orte im Litchfield NP angekommen, Rückfahrt nach Bachelor war angesagt. Um der größten Mückenplage auszuweichen, gestern Abend waren die Attacken bei dem schönen Umfeld auf dem Campingplatz sehr heftig, orientierten wir uns heute auf einen anderen Campingplatz, der direkt in Bachelor liegt. Vom Bewuchs kann dieser nicht mit dem gestrigen mithalten, obgleich er viele hohe und schattenspendende Bäume aufweist. Aber einen ganz entscheidenden Pluspunkt kann dieser Platz für sich verbuchen : die Vielzahl der hier umherschwirrenden Vögel.  Und um dies jedermann sichtbar zu machen (oder um die Vögel hier “festzubinden”), gibt es morgens und abends Vogelfütterung, zu der sich bereits mehr als eine halbe Stunde vorher die unterschiedlichsten Vogelarten und –schwärme einfinden, über dem Platz umher fliegen, auf den Ästen sich, wenn auch immer nur vorübergehend, niederlassen, ein Spektakel veranstalten, auf sich aufmerksam machen. Es ist viel Bewegung in der Luft und wenn man es nicht wüsste, es gäbe viele Gründe z.B. um 17:45 Uhr zum Fütterplatz zu gehen, wo sich dann eine kleine Gruppe von vielleicht 10 Personen einfand und große Freude an den großen und kleinen Vögeln hatte (Kakadus, Papageienart (hungary…), etc.).

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So hat dann unser Ausflug in zwei Nationalparks im Northern Territory einen schönen und bunten Abschluß gefunden, denn Morgen geht es zurück nach Darwin, den Camper zurück geben, um dann am 30.5. in aller Frühe in den Flieger zu steigen, der uns über einen Umweg via Sydney, Kuala Lumpur nach Deutschland zurück bringt.

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