Nach Yulara am Uluru

Fast bin ich geneigt zu schreiben “the same procedure as yesterday”, denn wie soll sich ein Landschaftsbild ändern, das man bereits am Vortag durchfahren hat? Große Teile der Straßen ziehen sich nach wie vor schnurgerade durch die Landschaft

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aber wir schauen heute etwa intensiver als gestern nach rechts und links, denn wir haben Zeit. Zwar waren wir bereits kurz nach 8 Uhr wieder unterwegs, am Zielort, Yulara, letzte bewohnbare Station vor dem Uluru, müssen wir erst am späten Nachmittag eintreffen, rechtzeitig genug, um am Abend die Chance zu haben, einen Sonnenuntergang am Uluru zu sehen, also viel Zeit für die weniger als 400 Kilometer.

Ab und an trafen wir auf größere Flächen, auf denen vor nicht allzu langer Zeit das niedere Gebüsch und Gras abgebrannt worden ist, um eine bessere nachwachsende Qualität von Gräsern und Büschen zu erreichen. Die rote Erde des Herzens Australiens war ebenfalls eher selten als regelmäßig zu erkennen, der Grasbewuchs war dann zu stark, das Gebüsch zu dicht oder die Humusbildung zu intensiv, um die rote Erde durchschimmern zu lassen.

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Dennoch, ab und an zeigte die Region ihr wahres Gesicht, rot leuchtete je nach Sonneneinfall der Boden.

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Hin und wieder konnten wir für uns überprüfen, ob wir die dominierenden Bäume der Region auseinander halten können, sie identifizieren können, denn hier wachsen neben dem Alltagsbaum Eukalyptus auch die Desert Oak, Akazienarten, Feigenbaum. Nach wie vor sind wir jedoch sehr schlecht im Bestimmen von Pflanzen.

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Nach gut drei Stunden Fahrzeit hatten wir dann wieder den Lasseter Highway erreicht, der uns nach Yulara führt. Lasseter, dem erfolgreichen Goldsucher der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, wurde in der Region, in der er dem Schatz nachjagte, hiermit ein quasi ewiges Denkmal gesetzt. Auch jetzt nichts neues aus den Camperfenstern zu sichten, vielleicht mit der Ausnahme, daß der Anteil deutlich roter Erdflächen stetig zunimmt.

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Dann trauen wir unseren Augen nicht; viel früher als erwartet taucht vor uns aus Richtung 10 Uhr aus der Ebene aufragend ein riesiger flacher rötlich schimmernder Berg auf, Form Tafelberg. Den Uluru aus einer Entfernung von 130 Kilometern sehen können? Wenige Augenblicke später erkennen wir, daß die Bergformation nicht mit der uns vom Uluru bekannten übereinstimmt. Sowohl die Straßenkarte als auch ein etwas später auftauchendes Hinweisschild auf einen Aussichtspunkt machen dann endgültig klar, es handelt sich um den Mount Conner. Auch wenn dieser Berg nicht unserem heutigen Reiseziel entspricht, wie er da in der Ebene steil aufragt, im oberen Bereich stark geschrundene Felspartien aufweist, interessant wirkt, warum gehört dieses Massiv nicht zu den besuchenswerten Zielen im Outback? Es hat uns gereizt, an dem Mount Conner näher heranzufahren, aber wir fanden keine Gelegenheit dazu.

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Dann endlich, etliche Kilometer vor unserem geplanten Tankstop an der Curtin Springs Cattle Station, eine seit Ewigkeiten hier im Outback bestehende Station, eine Ahnung vom Uluru am Horizont, wenig später die Möglichkeit, von einer kleinen Sanddüne aus einen ungehinderten Blick in die Ferne zu werfen. Diesmal war der erkannte Umriss wirklich der des Uluru. Von der Düne aus kann man gleichzeitig einen riesigen See erkennen, der jedoch im wesentlichen ausgetrocknet ist. Wahrscheinlich ist es nicht der Lake Amadeus, der weiter westlich liegt, sondern ein weiterer der hier zu Regenzeit zahlreich entstehenden Seen.

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Und so fuhren wir die nächsten geschätzten 60 Kilometer immer wieder einen Blick in die Ferne werfend auf den Uluru zu.

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In der Nähe des Uluru-Kata Tjuta National Parks besteht nur in Yulara die Möglichkeit, zu übernachten. Die Auswahl ist dabei sehr groß, in einem exquisiten Fünfsterne Hotel und  anderen nicht ganz so hochpreisigen dennoch aber teurer Hotels kann man ebenso unterkommen wie in einer JuHe, oder man stellt sich auf einen Campingplatz, wie wir es taten. Im Gegensatz zu den Hotelpreisen war der hier zu entrichtende Tagessatz kein Spitzenwert, dieser war im Kings Canyon zu bezahlen. Wie viele Übernachtungs”betten” hier vorgehalten werden, ist uns nicht bekannt. Die Anlage, auf der sich alle Einrichtungen einschließlich Theater, Polizei, Feuerwehr, Supermerkt, medizinische Versorgung, Tankstelle, etc. befinden, erscheint uns sich über mehrere Quadratkilometer zu erstrecken, ist praktisch eine autarke Stadt, in deren Dunstkreis noch wenige indigene Dörfer existieren sollen. Gemessen an den hier dauerhaft Wohnenden ist Yulara die viertgrößte Stadt im NT, und das bei einer Einwohnerzahl von nicht ganz 1000 Menschen. Die einzelnen “Einheiten”  des touristisch orientierten Stadtteils wurden sehr weiträumig in der Fläche verteilt, um einer optischen Konzentration von Gebäuden, bei denen versucht wurde, sie in die Landschaft einzupassen, zu verhindern. Die Distanzen sind so groß, daß zwischen den einzelnen Einheiten ein Shuttlebus verkehrt. Einer Broschüre von Ayers Rock Resort kann entnommen werden, daß inzwischen die gesamte Anlage von einer Tochter der Indigenous Land Corporation übernommen und geführt wird und damit den Interessen der traditionellen Eigentümer dieses Landes voll dienen kann. Das Bemühen, diese Einrichtung auch dazu zu nutzen, um den Aborigines Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie Arbeitsplätze zu bieten, zeigt sich darin, daß nach Übernahme des Gesamtkomplexes vor drei Jahren die Anzahl der indigenen Mitarbeiter von 2 in 2010 auf 198 in 2013 gesteigert wurde. Insofern ein Lichtblick, denn beim Anblick der in Alice Springs im Zentrum um die Supermärkte herumlaufenden Aborigines konnte man den Eindruck gewinnen, die Urbewohner des Landes sind in dieser Gesellschaft verloren, aufgegeben worden.

Den Uluru im Licht der untergehenden Sonne zu sehen war einer unserer Wünsche an diesen Ort. Wir fuhren deshalb am Spätnachmittag in den NP zu einem der zwei hierfür geeigneten und entsprechend auch ausgeschilderten Parkplätze und warteten. Eigentlich hätte ein Blick auf den westlichen Himmel uns sagen müssen, daß dieser Wunsch uns heute nicht erfüllt wird, ja, die Erfüllung generell nicht einfach sein dürfte. Dennoch, optimistisch wie  wir sind warteten wir wie auch mehr als hundert andere Reisende – leider vergeblich. Dabei wurde die Warterei uns nicht leicht gemacht, denn hier im NP herrscht Fliegenalarm. So wie andernorts die Mücken über einen in Schwärmen herfallen, umkreisen dich hier Myriaden von Fliegen und versuchen in jede nur denkbare Körperöffnung hinein zu kriechen. Da hilft nur der Einsatz des rechtzeitig vor Wochen gekauften Mückennetzes, das wir uns über Mütze und Kopf zogen. Die Sonne wollte uns nicht das schöne weiche Abendlicht auf den Felsen schenken, genau so wenig, wie auf die im Rücken sichtbaren Felsen von Kata Tjuta. Dann eben Morgen einen zweiten Versuch starten.

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