Abschluß in Darwin

Katrin schwebt auf Wolke sieben, nicht erst seit heute, sondern schon seit einiger Zeit. und die Wolke steigt mit jedem Tag, um den der Abflugtag näher rückt. Wurden vor einigen Wochen sehr allgemeine Pläne geschmiedet, wird es dann immer konkreter, detaillierter, was wann gemacht, unternommen werden soll, welche Dinge zu erledigen sind. Ja, Katrin freut sich enorm auf die Rückkehr in die Heimat, endlich wieder bei Ruth am Mittagstisch zu sitzen und das essen zu können, worauf man sich freut. Trotz größter Bemühungen mussten wir uns während der Reise zwangsläufig anders versorgen. Heute ist wieder einmal so ein Meilensteintag, an denen entlang sie sich orientiert, die ihre Stimmung prägen, Hochgefühle auf später aufkommen lassen, denn heute am 28.5. räumen wir zum letzten Mal den Camper leer um ihn zurück zu geben.

Wir haben Zeit, denn unser Übernachtungsort, Bachelor, liegt geschätzte 170 Kilometer südlich von Darwin, also kurze Fahrtzeit, viel Freizeit, denn die Rückgabe haben wir erst gegen 15:00 Uhr geplant. Nach einem gemütlichen Frühstück, die Vorräte wollen einfach nicht zur Neige gehen und das eine oder andere wird mit in die JuHe genommen, wo wir uns die letzte Nacht vor dem Abflug am 30.5. eingebucht haben, packen wir die Rucksäcke bereits mit Blick auf den Abflug, sortieren aus bzw. definieren, was in der JuHe gelassen wird. Ohne Hast rollen wir dann auf Darwin zu um festzustellen, es sind noch weniger Kilometer als angenommen bis dorthin. Katrin hatte in den im Camper noch liegenden  Infoheften zu Darwin geblättert, das Thema Krokodil wohl noch nicht ganz verdrängt, und meinte, in einem Krokodilpark würde sie doch noch gerne gehen, Zeit hätten wir ja zur Genüge, was stimmte. In der Nähe unserer Einfahrtschneise liegt “Crococylus”, eine Art Zoo, in dem vor allem einige Krokodile gezeigt werden, aber auch andere wenige Tiere in vergleichsweise bescheidenen Gehegen gehalten und besucht werden können. Das entsprechende Hinweisschild am Highway verpassten wir nicht und kamen noch rechtzeitig zu einem Krokodilfüttertermin dort an. Mir liegt nicht so viel daran, Krokodile in Gefangenschaft zu sehen, insbesondere auch dann, wenn hier eine Krokodilfarm betrieben wird, deren Ziel die Erzeugung von Krokodilfleisch ist. Katrin löste ihr Ticket und verschwand mit der Kamera in der Hand auf dem Gelände.

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Nach über einer Stunde war sie wieder zurück, ihr Fazit : auch die Krokodile leiden erheblich unter der Hitze. Während bei uns der Schweiß nur so rinnt und wir Bewegungen zu vermeiden suchen, bemühen sich auch die Reptilien, den Energieverbrauch in jeglicher Form zu reduzieren. So lagen dann die Tiere nahezu regungslos herum, die dargebotenen sehr kleinen Happen haben sie zwar nicht mit einem Lächeln quittiert und als nicht standesgemäß und ausreichend abgelehnt, aber zu mehr als den Kopf knapp anzuheben, das Maul aufzureißen und zuzuschnappen waren die gefütterten Tiere nicht zu bewegen. Spektakulär – wohl eher nicht. Das erwünschte Riesenkrokodil konnte ihr auch hier nicht präsentiert werden, die knapp 5 Meter Länge des größten Reptils waren eher Durchschnitt. Interessant war, wo die verschiedenen hier den Zuschauern “präsentierten” Krokodile herkommen – eines eingefangen, weil im Bereich des Adelaide River die Hühnerbestände eines Farmers durch dieses permanent reduziert wurden –, andere weil sie verletzt worden waren. Im übrigen scheint es nach Aussagen der Präsentatoren kein Krokodil zu geben, das keine Blessuren trägt. Allein der Konkurrenzkampf der männlichen Krokodile untereinander ist Garant für Verletzungen. Also Krokodile noch einmal in ihrem Bruttomaß gesehen und nicht nur den Kopf erkannt und den Rest erahnt war ein nicht unwesentliches Ergebnis dieses Kurzbesuches.

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Der Rest des Tages fast Routine : Gepäck in der JuHe deponieren, Camper in der Vorort zur Rückgabe fahren, das volltanken nicht vergessen, irgendwie, diesmal zu viert mit einem Taxi, in die Stadt zurück kommen, Zimmer beziehen.

Darwin, eine Stadt mit 130.000 Einwohnern, an der Küste gelegen, WWII geschädigt, denn die Japaner kamen mit Bombergeschwadern hierhin geflogen, in dieser Zeit Frontstadt der Alliierten, im Verlaufe der letzten 100 Jahre mehrfach von Zyklonen geschädigt – wenn ich mich richtig an früher Gelesenes erinnere, standen nach dem letzten Zyklonbesuch 1974 keine 400 Häuser mehr, die Stadt war nahezu völlig zerstört –, besitzt wohl den Willen und das Geschick immer wieder von Neuem alles aufzubauen. Dementsprechend sieht auch die engere Innenstadt aus, voll gestellt mit mittleren Hochhäusern die funktional aber nicht stylisch aussehen, was offenbar nicht so recht hierhin passt. Und fleißig wird weiter jede Lücke in diesem Bereich zugebaut. Man gönnt sich auch etwas. Da das Baden im Meer vor allem wegen der Krokodile nicht gefahrlos ist, hat man eben einen großen Meeresstrand an Land nachgebaut, durch deren Lagune in kurzen Abständen unterschiedlich hohe Wellen laufen. Wer geht da noch ins Meer baden? Die “Waterfront” wurde völlig neu gestaltet, im wesentlichen 6-8 Geschosser fassen den alten Hafenbereich ein, Wohnungen sind hier entstanden, Gastronomie belegt die Erdgeschosse. Im Gegensatz zu anderen Städten wie z.B. Hamburg, in denen die Hafenviertel ebenfalls neu genutzt werden, findet man hier keine Aha-Architektur, eine architektonische Formensprache moderner Prägung, sondern Objektformen, die man schon häufig gesehen hat. Wahrscheinlich will man keine große Aufmerksamkeit erregen. Wenige Gebäude aus der Anfangszeit der Stadt und somit um 1880 sind noch zu besichtigen, an einigen sind wir bei unseren Spaziergängen vorbei gekommen. Aus großen mächtigen Steinquadern wurden die meist eingeschossigen Häuser errichtet; daneben findet man auch aus dem traditionellen Baumaterial, dem Holz gebaute früher und heute recht repräsentative Häuser wie z.B. das “Old Admiral House”.

Die Restaurantdichte an der “Waterfront” ist zwar groß, der dort am Abend festgestellte Zuspruch bleibt aber deutlich hinter dem in der Mitchel Street in der Innenstadt zurück. Man kann hier ganz in Ruhe spazieren gehen, kein Lärm, nichts und den Blick auf das Wasser – kräuselt es sich, weil da ein Krokodil schwimmt – richten, was wir am letzten Abend auch machten.

Flüge starten nicht immer dann, wenn es für den Passagier die beste Zeit ist, sondern oft auch tief in der Nacht. Unsere frühere Heimkehr hatte eine leichte Routenveränderung der Rückflüge zur Folge, indem wir nunmehr nicht direkt von Darwin aus in Richtung Thailand/Malaysia abfliegen, sondern zuerst nach Sydney zurück fliegen müssen, um von dort über Kuala Lumpur nach Frankfurt zu kommen. Das bedeutet eine Verlängerung der Reisezeit gegenüber der alten Planung um gut 12 Stunden (!). Die Verbindung mit den geringsten Wartezeiten bedeutete für uns in Darwin am 30.5. um 01:45 Uhr mit dem Flugzeug abzuheben. Damit hatten wir einen vollen Tag noch in der Stadt, in der es nicht nur heiß, sondern heißer als erträglich war. Wo kann man der Außenhitze am besten trotzen – in gekühlten Räumen wie z.B. der Staatsbibliothek im Parlamentsgebäude des Northern Territory. Wir wissen nicht, ob wir diejenigen waren, die dort an einem Tag am längsten ausgehalten haben, auf jeden Fall wurde uns so der Aufenthalt in Darwin am 29.5. erheblich erleichtert. Nicht oder kaum geschwitzt warteten wir dann am Abend auf unseren Flughafenbus in der JuHe, die Zeit rann nur langsam dahin. Dieser letzte Tag hat sich richtig hingezogen, kann aber problemlos verschmerzt werden, denn der Heimflug steht an.

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