Über “The Hinterland” nach Rainbow Beach

Heute wollen wir uns in eine gute Ausgangsposition für einen Besuch von Frazer Island bringen; unser Ziel ist nicht die stark frequentierte Harvey Bay, von der aus zahlreiche Anbieter Touren nach Frazer Island anbieten, sondern die gegenüber dem Südzipfel der Insel gelegene Rainbow Beach, ein deutlich kleinerer und wie es heißt auch gemütlicherer Ort. Angesichts der noch andauernden Ferien in Queensland strebten wir eine Ankunft vor Ort am frühen Nachmittag an, denn bei nur zwei vorhandenen Campingplätzen ist bei einer Spätankunft die Gefahr zu groß, ohne Quartier dazustehen. Trotz dieser “Vorgaben”, eine direkte Fahrt dorthin ohne einen Abstecher in das hinter der Küste liegende Land zu machen war uns zu schlicht. Dennoch, so ganz ohne einen langen Blick auf die Strände an der Sunshine Coast geworfen zu haben konnten wir uns auch nicht von Caloundra und Umgebung verabschieden.

Wir schlugen die entlang der Küste nach Norden führende Staatsstraße 6 ein in dem Glauben, diese verlaufe sehr küstennah. Alles ist relativ, wurde uns wieder bestätigt. Die Straße folgte zwar der Küste, das Meer und die vielleicht vorhandenen Strände bekamen wir nicht zu Gesicht. Einerseits war der Blick permanent verbaut, und zwar nicht mit kleinen Häuschen, sondern in großer Zahl mit Bettenburgen. Es ist hier eben Ferienland, dem tragen die Investoren Rechnung. Wie man aber einen Komplex mit “oceanside” bewerben kann, der erkennbar mindestens 5-8 Kilometer von diesem entfernt binnenlands liegt, ist das Geheimnis des Verkäufers. Andererseits verlief die Straße etliche Kilometer hinter der Strand, an den man höchstens über immer wieder sichtbare Stichstraßen gelangen konnte. Vielleicht 10 Kilometer taten wir uns diesen Tort an, dann erleichterte uns ein auftauchendes Hinweisschild auf eine in Richtung Autobahn führende Straße die Entscheidung, den Unsinn dieser Fahrtstrecke zu beenden.

Unser eigentliches Umwegziel war der Besuch der Blackall Range, ein sich etwa 50 Kilometer von Nord nach Süd hinziehender Höhenzug, etwa 25-30 Kilometer landeinwärts gelegen. Über Landsborough ging es dann langsam bergan; die Höhenzüge des Blackall Range erreichen fast 500 Meter. Zurückblickend konnten wir in der Ferne die stark bebaute Sunshine Coast erkennen und das wahre Ausmaß der regen strandnahen Bautätigkeit richtig ermessen.

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Bevor die Siedler Freiraum für ihre Landwirtschaft schufen, waren die Hügel dicht mit einem dichten Regenwald und feuchten Eukalyptuswäldern bedeckt, heute wird ein kleiner Rest in den winzigen Naturparks geschützt. Eine solche Schutzzone, die Mary Cairncross Scenic Reserve fuhren wir an. Es war ein lohnenswerter Abstecher von der Hauptroute, denn wir wurden reich belohnt. Auf dem Parkplatz vor dem durch zahlreiche Ehrenamtler betriebenen Parks (Eintritt wird keiner erhoben, um eine Spende, die wir gerne gaben, wird gebeten) hatten wir einen wunderschönen Panoramablick auf den gestern durchfahrenen Glass House Mountains Nationalpark und insbesondere die markanten Bergspitzen.

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Auf einem vielleicht zwei Kilometer langen Rundweg wird man durch den Wald geführt, erhält immer wieder Erläuterungen und kommt aus dem Staunen über die Baumriesen nicht heraus. Wir wandern durch einen subtropischen Regenwald, sehen riesige Exemplare der roten Zeder, Jahrhunderte alte Würgefeigen, die inzwischen auch ohne den erdrosselten Wirt weiterleben, Black Bean Bäume, Tamarinden, große Farnbäume und Palmen, um einige der in Erinnerung gebliebenen zu nennen. Wir bekamen Musik auf die Ohren, denn uns begleitete bei dem Waldspaziergang unentwegt ein sehr vielstimmiger Vogelchor; so viele unterschiedliche Vogelstimmen hatten wir schon lange nicht mehr gehört. Natürlich suchten wir nach den konzertanten Gefiederten, bekamen aber nur drei verschiedene Exemplare zu Gesicht, von denen zwei eine Aufnahme nicht ablehnen konnten.

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In den Blackall Range liegen einige kleinere Ortschaften, allesamt sehr malerisch, nicht allzu geschäftig, oft sieht man kunstgewerbliche Geschäfte, die sich natürlich an den durchfahrenden Touristen wenden. Maleny, heute waren hier erstaunlich viele Menschen um die Mittagszeit auf der Straße, Mapelton und Montville sind die größeren passierten Orte, eher als Dörfer zu bezeichnen, so wirken sie auch. Wir umrundeten anschließend quasi den Höhenzug, indem wir die Straße über Canondale und Kenilworth nahmen; hier hatten wir teilweise den Eindruck wegen der dominanten Viehwirtschaft uns in Teilen des Allgäus zu bewegen, Wiesen und Wälder wechselten sich ab, die Hügel waren eher sanft, die Straße folgte ihrem Verlauf.

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Kurz vor Kenilworth befindet sich entsprechend eines Hinweises auf unserer Karte ein kleiner Figtree Forest, durch den man auf einem kleinen Rundweg laufen kann und Bewegung tut uns bei der vielen Fahrerei gut. Natürlich waren dies nicht die ersten Feigenbäume, große Feigenbäume, jahrhundertalte Feigenbäume, die wir sahen. Neu war für uns aber, daß die Moreton Bay Fig für den Menschen nicht ungefährlich sein soll. Ihre Blätter sind mit feinen Härchen besetzt, die bei Berührung durch den Menschen heftige allergische Reaktionen hervorrufen; selbst bei seit Jahrzehnten eingelagerten Blättern besteht dieser Wirkmechanismus fort. Es wurde empfohlen, mit geschlossenen Schuhen zu laufen, die Blätter liegen ja auf dem Boden, und das Geländer, so eines als Gehunterstützung angebracht war, nicht zu berühren. Tolle Aussichten für einen entspannten Rundgang!

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Wir stapften trotz dieser Hinweise mit unseren Sandalen über den vorgegebenen Weg und blieben unversehrt. Dem hier im Wald stehenden Feigeriesen haben wir unsere Reverenz erwiesen, vor 48 Metern Höhe und einer erst in über 30 Metern beginnenden Krone verneigt man sich. Nicht nur Feigenbäume stehen hier, man kann eine große Vielfalt heimischer Bäume entdecken, worunter auch zwei oak-arten gehören. Wie mächtig bei einzelnen Baumarten die Brettwurzeln sich ausbilden können, zeigt ein Größenvergleich.

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Von Ameisen heißt es ja, sie seien die Polizei im Wald, fleißig und räumten auf. Auch bei ihnen wundert man sich, zu welcher Leistung sie im Vergleich zur Körpergröße fähig sind. Zufällig sah Katrin zwei fleißige besonders große Ameisen bei ihrer Arbeit, die aber bei näherer Betrachtung eher ein blutiges Geschäft war. Sie hatten zwischen sich eine noch lebende Biene “gespannt”, die sie ziemlich zügig an ihren Flügeln ziehend einem Ziel zutrugen, zuzogen; Abwehrbemühungen der Biene waren nicht mehr erkennbar.

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Wo Berge sind gibt es auch Wasserfälle; sie sind imposant, wenn der letzte Regen nicht allzu lange zurück liegt. Wann es hier zuletzt so richtig gegossen hat, wissen wir nicht; nach unserem Besuch bei dem angepriesenen Wasserfall von Mapleton, der eine Fallhöhe von 120 Metern aufweisen soll, können wir jedoch mitteilen, daß dies schon lange her sein muß. Es war kein Wasserfall sondern ein Wassertröpfeln, den gefahrenen Umweg wirklich nicht wert.

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Nach gut vier Stunden Fahrt und Spaziergängen verließen wir den Bereich der Blackall Range und strebten ziemlich eilig Rainbow Beach zu. Bei Nambour stießen wir auf die Rennpiste gen Norden, die wir bis nach Gympie nutzten, dann ging es weiter über ganz normale Bundesstraßen in Richtung Meer und nach Rainbow Beach. Über unendlich viele Kilometer wähnten wir uns erneut in Brandenburgs Kiefernwäldern, denn links und rechts der Straße zogen sich ohne Unterbrechung stramm aufrecht und in Glied stehende Kiefernbäume hin. Erst gegen Ende unserer Fahrt wurden diese Forste durch Eukalyptusforste abgelöst. Da waren wir wirklich froh, endlich einen Streifen Meer in Rainbow Beach erkennen zu können. Fast hätten wir wieder umkehren müssen, denn der erste angefahrene Campingplatz war voll besetzt und der etwas außerhalb liegende hatte, als wir nach 16:00 Uhr ankamen, nur noch zwei freie Plätze. Froh den einen dann ergattert zu haben, besetzten wir unsere Parzelle um uns sofort daran zu machen, die verschiedenen Angebote an Tagestouren zu prüfen. Auch hier hatten wir Glück, eine von den beiden Favouriten war nicht ausgebucht. Morgen werden wir dann für einen Tag Frazer Island besuchen. Wir sind gespannt, was diese von vielen als “must do” bezeichnete Sandinsel wirklich zu bieten hat. Kurz vor Sonnenuntergang, hier ist es gegen 17:30 Uhr bereits stockdunkel, gingen wir kurz an das direkt hinter dem Campingplatz liegende Meer.

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Brisbane – Teil 2

Nun hatten wir in der Vergangenheit mehrfach nach Koalas gesucht und ab und an auch welche gesichtet. Das hätten wir auch deutlich einfacher haben können, denn in Brisbane befindet sich die “Lone Pine Koala Sanctuary”, in der seit fast 90 Jahren heimatlose, verletzte, verstoßene Koalas aufgepäppelt werden. Daneben werden in diesem kleinen Zoo einige wenige andere Tierarten weitgehend artgerecht gehalten. Den letzten Tag in Brisbane widmeten wir deshalb einigen wichtigen Tieren Australiens. Die Sanctuary liegt nicht um die Ecke, sondern am Stadtrand an einem Fluß. Vom Stadtzentrum aus kann man mit einer Buslinie, die einen Halbstundenrhythmus hat, bequem und für kleines Geld den Zoo erreichen. Früh unterwegs können wir vor der Busfahrt noch einen kurzen Rundgang durch die exquisiten und eleganten Malls im Zentrum machen und fragen uns immer wieder, wer die zahlungskräftige Kundschaft ist, die zu den horrenden Preisen in den Exklusivläden die Regale leerkauft.

Zwölf Kilometer weiter und 45 Minuten später nach einer durch die Innenstadt und Außenbezirke führenden Busfahrt stehen wir am Eingang der Lone Pine Koala Sanctuary. Der Eintrittspreis erscheint auf den ersten Blick hoch, wenn man jedoch bedenkt, wie aufwändig das Halten, die Pflege und Fütterung der unzähligen Tiere ist, wie personalintensiv eine solche Einrichtung arbeiten muß, sind die paar Dollar mehr als gerechtfertigt. Namensgeber findet man auf dem Gelände in großer ja größter Zahl. Sie sind durch keinen Zaun gehindert, sich davon zu machen; da aber Koalas offensichtlich nicht zu den risikofreudigsten und wanderlustigsten Gesellen gehören, lieber dort bleiben, wo das Futter geliefert wird statt es sich suchen zu müssen, dann bleibt man auf seinem Ast mehr oder weniger sitzen. In offenen überdachten kleinen Unterständen stehen einige Baumskelette, die “Heimat von 6-8 Koalas sind. Das Futter wird zu bestimmten Zeiten des Tages in Form kompletter kleiner Eukalyptusästchen heran gekarrt; sobald die sonst mehr oder weniger regungslos auf dem Ast oder in einer Astgabel sitzenden Koalas dies wahrnehmen, entsteht Bewegung auf den Ästen und jeder versucht so schnell wie möglich in die Nähe seines Futterplatzes zu kommen. Die frischen Zweige sind noch nicht in die Halterung gesteckt worden, da werden bereits die ersten Blätter gerupft und ins Maul gesteckt.

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In den Koala-Wohngemeinschaften leben entweder die alten, die pflegebedürftigen, das Mittelalter, die Jugend zusammen, aber nach Geschlechtern getrennt. Versucht wird, wenn eine Überlebenschance in Freiheit besteht, die Tiere in entsprechend geschützte Bereiche umzusiedeln. Die Verpflegung der nach Schätzung weit über 100 Koalas ist sehr aufwändig; wir konnten nahezu ständig Zoomitarbeiter Karren voller Eukalyptuszweige durch die Anlage schieben sehen. Wenn ich mich recht erinnere, benötigt der Zoo zur Verpflegung seiner gefräßigen Koalas an die 100 ha Eukalyptusplantage. Nun ist es putzig, den kleinen faulen, trägen Tieren zuzusehen, ihren extremen Eifer bei den Mahlzeitzeiten zu beobachten, aber auf dem Gelände von Lone Pine leben weitere interessante Tiere des Kontinents.

Natürlich gehören auch Kängurus dazu, die auf einer großen Freifläche umherspringen, sich dabei das Land problemlos u.a. mit Emus teilen. Es besteht die Möglichkeit, auf dieser Freifläche herum zu laufen, die Tiere stören sich nicht daran sondern machen ihr Ding. Wirst du zu aufdringlich, ziehen sie halt weiter. Während wir Kängurus bereits in größter Zahl aus der Nähe betrachten konnten, einem Emu nahe zu kommen wäre eine neue Erfahrung. Auch diese Tiere haben ein Gespür dafür, ab wann der Mensch zu aufdringlich wird und zieht weiter, dieser Abstand ist jedoch relativ gering.

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Bislang hatten wir nur vereinzelt den einen oder anderen Papagei entdeckt; wie zahlreich die hier vorhandenen Papageienarten sind, davon konnten wir einen kleinen Eindruck bei unserem Spaziergang entlang zahlreicher Volieren bekommen, in denen fast überwiegend aber nicht ausschließlich Papageien leben. Beileibe nicht alle vorhandenen Arten waren hier versammelt, aber der Querschnitt und somit die Farbgestaltung des Gefieders, der Schnäbel und Köpfe war groß und eindrucksvoll.  In der Phantasie kaum auszumalen, wie farbenprächtig die Tiere sind und dazu auch oft mit einer schönen Stimme ausgestattet. Manche erschienen wie graue Mäuse, wohl ein Schutzmechanismus in der normalen Umwelt des Vogels, andere schreiend bunt, so daß die Augen schmerzten, vielleicht auch eine Form abzuschrecken.

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Die Tasman Devils sahen wir bislang nur auf Plakaten oder tot am Straßenrand liegen. Sie sind geschützt und haben vor allem auf Tasmanien in einigen Bereichen eine Chance, daß die Art erhalten bleibt. Die hier in Lone Pine gehaltenen Tiere sollen wenn möglich ausgewildert werden, wenn das nicht gelingt, hat man die Chance zu Nachzüchtungen. Als im wesentlichen nachtaktive Tiere halten die kleinen Vierbeiner sich tagsüber mindestens im dunklen Schatten, am liebsten aber in Höhlen, Löchern und Röhren auf. Ab und an steht dann einer der Kerle einmal kurz auf, um sich um seine Schlafstatt herum die Beine zu vertreten. Wie immer werden auch diese Tiere bei der Fütterung munter, dann werden die Pfoten geschwungen, um von den Fleischbrocken genügend abzubekommen.

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Uns wurde berichtet, daß ein Wurf junger Devils bis zu 50 kleinste Devils umfasst.  Sofort beginnt der Run auf die Zitze der Mutter, die jedoch nicht alle durchfüttern kann. Fast schon darwinistisch mutet die Aussage an, nur einer aus dem Wurf überlebt, derjenige, der zuerst die Zitze der Mutter erreicht hat.

Australien ohne giftige Schlangen – ein Paradies, aber nicht vorstellbar. Hier in Lone Pine hält man die wichtigsten gefährlichen und giftigen, giftigsten Exemplare in Terrarien. Ganz gut, so einmal die Inland Taipan aus sicherer Entfernung und durch dickes Glas geschützt zu sehen, denn deren Gift (40-50mg) soll ausreichen, über 200.000 Mäuse zu töten – für wie viele Menschen die Menge reicht, wurde nicht ausgeführt, sicherlich aber problemlos für mehrere. Und das war nicht die einzige der bemerkenswerten Giftnattern. Die Braunschlange, Kupferkopfschlange oder die Tigerschlange wurden ebenfalls hinter Glas vor dem Menschen geschützt, dies gilt auch für verschiedene Pythonarten. Viele der giftigen Arten kommen nur in sehr begrenzten Gebieten des Landes vor, was etwas erleichtert, aber nahezu alle haben eine Hautfarbe, die es nicht leicht macht, sie aus Entfernung sofort zu erkennen. Wir hoffen, daß unsere Verhaltensweisen in freier Natur ausreichen, die Schlangen am Wegesrand zu bewegen, sich davon zu schleichen.

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Vielleicht um dem Besucher die Angst zu nehmen befinden sich in einigen Terrarien auch verschiedene Echsenarten, die wie aus einer anderen, der Vorzeit, stammend aussehen, steinalt, aber rege, wie man an einem Pärchen erkennen konnte.

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Sehr interessant war das Informationsangebot in Lone Pine, denn am Vormittag und Nachmittag gab es zu den verschiedenen Tierarten kurze einführende Vorträge über die Besonderheiten der Art, das Lebensumfeld, die Haltebedingungen, die Zukunft der Tiere, zur Lebensgeschichte des dann vorgeführten Exemplars. Auch Schlangen wurden in die “Vortragsmanege” mitgebracht, jedoch aus Rücksicht auf die Besucher (und wahrscheinlich auf den Pfleger) beschränkte man sich auf ein ungiftiges Exemplar, eine Würgepython.

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Ein weiteres hier heimisches Beuteltier ist der Wombat, klein, gedrungen, plump, Dackelgröße und mit langen Krallen ausgestattet, um sich seine Wohnhöhle zu graben. Die hier sichtbaren Exemplare der Gattung scheinen auch zu den Nachtaktiven zu gehören, denn wann immer wir, bis auf eine Ausnahme, an ihren Gehegen vorbei kamen, lagen sie schlafend, dösend in ihrer Behausung. Einmal hatten wir Glück, daß eines der kleinen Tiere für einen kurzen Augenblick aufstand und eine Runde durch seinen Vorgarten machte.

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Im Rahmen einer “Flugshow” wurden den Besuchern, die auf einer Tribüne Platz nehmen mussten, mehrere Greifvögel präsentiert, d.h. Informationen zu den Tieren gegeben und ihr Verhalten und ihre Kunstfertigkeit bei der Beutesuche vorgeführt. Dabei wurde wieder einmal bestätigt, welch messerscharfe Augen die Tiere haben, wenn sie aus großer Höhe auf ein kleines Beutetier hinunterstoßen. Während die Greifvögel eher an den Fußgurten zogen, um fliegen zu können, saß m.E. ein Uhu ruhig und wie angewachsen auf dem Arm seiner Pflegerin, bis er auf einen Flug über die Köpfe der Zuschauer geschickt wurde und dabei so schnell war, daß ich, überrascht, den Vogel nicht vernünftig vor die Linse bekam. Anschließend ließ er sich seelenruhig auf einem Ast nieder und wartete, was nun geschah – nichts, er wurde, wie die übrigen Tiere “eingesammelt” und konnte den Rest des Tages in Ruhe in ihren Volieren verbringen.

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Australien ohne Schafe ist wie Bayern ohne Lederhosen – oder so ähnlich, nämlich unvorstellbar. Unser bisheriges Bild eines Schäfers kann wohl so beschrieben werden : gemütlich, wenn auch bei jedem Wetter, mit seiner Herde über die Wiesen streifen, die Natur genießen und eigentlich ein leichtes, wenn auch hartes abseits vieler Menschen stattfindendes Leben zu haben. Ein Teil mag stimmen, aber wie hart der Job wirklich ist, wurde uns auf einem Teil der Anlage mit einer kleinen Herde vorgeführt. Dabei bezieht sich hart insbesondere auf die Schäferhunde. Bislang hatte ich geglaubt, die bekommen die Herde mit ein bischen Gebell und Gerenne in Reih und Glied und die richtige Richtung bewegt – weit gefehlt. Diese Tiere werden richtig ausgebildet, zumindest hier, um die Herde an Hindernissen vorbei, durch Öffnungen hindurch, auf Rampen hinauf, in die umzäunten Weiden hinein zu lenken, zu treiben. Alles erfolgt auf Kommandopfiffe des Schäfers hin, der während der Vorführung praktisch nicht einschritt. Zu Beginn hatte ein einziger Hund die Aufgabe, die Herde zu lenken, was von ihm ständige Lauferei erforderte, denn irgendein Schaf wollte immer woanders hin, aber der Kerl schaffte es, die Herde auf kleinem Raum beisammen und um die Hindernisse zu lenken. Später bekam er Unterstützung durch zwei Artgenossen, was die Arbeit erleichterte und den schnelleren Erfolg brachte. Einen Schäferhund so weit zu trainieren, abzurichten, daß er die Herde wie vorgeführt lenkt, ohne einem Tier zu nahe zu kommen, dauert bis zu einem dreiviertel Jahr, also eine echte harte Arbeit für den Schäfer, denn sein Erfolg hängt von der Qualität seiner Schäferhunde ab.

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Wo Schafe sind, da gibt es auch Schafscherer die eine extrem körperliche und anstrengende Arbeit verrichten, wie uns demonstriert wurde. Natürlich hat es im Verlaufe von Jahrhunderten auch Erleichterungen bei der Arbeit gegeben, so z.B. die eingesetzte Schurmaschine oder die Auflage, um dem Scherer die stundenlange gebückte Haltung bei der Arbeit etwas zu erleichtern. Wenn aber, wie das so üblich ist, jede technische Verbesserung zu einer Erhöhung der Vorgaben führt, der Scherer somit so gut wie nicht finanziell von den Verbesserungen und der gestiegenen Stückzahl pro Zeiteinheit profitiert, ist Zorn vorprogrammiert. Es muß historisch auch einmal zu einem längeren Streik der Scherer gekommen sein, als die jetzt eingesetzten Maschinen zu einer sehr deutlichen  Erhöhung der Vorgaben führten. Das Tempo der Schur während der Vorführung war hoch, da der Scherer sehr konzentriert arbeitete, aber beileibe nicht das Tempo, das die Scherer bei ihrer täglichen Arbeit erreichen müssen. Nach etwas mehr als einer Minute – geschätzt – wurde das um sein Fell erleichterte Schaf entlassen und es lag auf dem Tisch sein zusammenhängendes Schafsfell. Das in dem Tempo und ohne Verletzung des Tieres zu schaffen, verlangt besonderes Geschick und langjährige Erfahrung.

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Nun hatte ich im Süden von Argentinien einmal Gelegenheit, die eingesetzte Technik zur Schafschur zu sehen; die mir dort erinnerlichen Maschinen und die Hilfsmittel scheinen nach der heutigen Vorführung nicht auf dem neuesten Stand gewesen zu sein, d.h. die Arbeit dort war noch beschwerlicher als hier vorgeführt.

Das war ein lehrreicher, informativer und interessanter Tag, den wir in der Lone Pine Koala Sanctuary verbracht haben, wieder einmal ein Ausflug, der jedem empfohlen werden kann. Zeit sollte man auf jeden Fall genug mitbringen, denn zu sehen und zu erleben gibt es hier sehr viel.

Zurück mit dem Bus zur JuHe und die Rucksäcke packen, denn Morgen möglichst früh wollen wir unseren Camper übernehmen, um die Küste nach Norden hoch zu fahren.

Brisbane–Teil 1

 

Die Nacht war relativ kurz, denn wir mußten um 03:00 Uhr aufstehen, um unseren um 06:45 startenden Flug nach Brisbane zu erreichen. Um 04:00 Uhr stiegen wir ohne Frühstück in unser Taxi, das uns gegen 05:00 Uhr am Flughafen absetzte. Der Flughafen von Samoa ist nicht Frankfurt, der Andrang an Fluggästen eher überschaubar, also sollten die wenigen Fluggäste auch zügig abgefertigt werden können – glaubten wir. Um sechs Uhr standen wir immer noch vor den Eincheckschaltern, es ging fast in Millimeterschritten vorwärts. Endlich diese erste Hürde genommen, die letzten Tala in australische Dollar gewechselt und den Sicherheitscheck absolviert warteten wir auf das Boarding. Der in der Vergangenheit schlechte Service und die seltene Versorgung mit Getränken veranlasste Katrin in der Dutyfreezone zwei Wasserflaschen zu dem entsprechend gepfefferten Preis zu kaufen. Sie konnte sich leider nur kurze Zeit an diesem Vorratskauf freuen. Zum Boarding aufgerufen erfolgte ein zweiter Sicherheitscheck; dem fielen dann die Wasserflaschen zum Opfer, obgleich weder geöffnet noch vor sondern nach dem Zugang in den gesicherten Bereich erstanden. Das Sicherheitspersonal ließ sich nicht erweichen. Wieso dieser eher untypische Check erfolgte ist ein Rätsel, zumal nicht sämtliche in der Dutyfreezone erstandenen Flaschen konfisziert wurden, Alkohol ging durch, Wasser wurde eingesammelt. Eine komische Sicherheitsphilosophie. Verdurstet sind wir auf dem fast sechsstündigen Flug nach Brisbane mit Virgin Australia nicht, das lag aber weniger an dem aufmerksamen Personal sondern an unserer Penetranz, mit der wir uns Wasser bei den Stewardessen erbaten.

Dieser Flug hatte keine Verspätung, wir hatten es aber auch nicht sehr eilig, denn bei einer Ankunft wie erfolgt vor 10 Uhr morgens ist eher damit zu rechnen, daß unser Zimmer in der JuHe von Brisbane noch nicht bezugsfertig ist. Mit einem Hotelshuttle (!) wurden wir direkt vor unser Quartier für die kommenden vier Nächte gefahren. Die JuHe Brisbane City ist in einem modernen Gebäude in zentraler Lage untergebracht; wenige Meter sind es in eine schöne auch mit zahlreichen Kneipen und Gaststätten durchsetzten Stadtteil rund um die Caxton Street, etwas länger aber immer noch bequem zu Fuß zu erreichen ist die Innenstadt von Brisbane. Ein idealer Ausgangspunkt, wenn man die Stadt näher kennenlernen will. Unser Zimmer stand bereit, wir konnten es sofort beziehen aber der einsetzende Hunger zwang uns bald, die nähere Umgebung zu erkunden.

Wir vermuteten, im Umfeld des zentralen Bus- und Bahnhofes ein Angebot an Gaststätten zu finden, wurden aber enttäuscht, denn außer den bekannten Systemgastronomen gab es nichts oder aber die Gaststätten hatten geschlossen. Auch bei unserem Gang in Richtung Innenstadt besserte sich unsere Situation nicht, der Hunger nahm zu. Es war Samstagmittag, aber offensichtlich besteht die Innenstadt im wesentlichen aus Büros, die am Wochenende natürlich nicht aufgesucht werden, wodurch den Gastronomen die Mittagskundschaft ausbleibt. Irgendwie bekamen wir eine Kleinigkeit zwischen die Zähne um den Magen zu beruhigen und kehrten in unser Zimmer zu einer kleinen Siesta zurück, die wir uns verdient hatten. Rückblickend lag die Erklärung für die negativ ausgefallene Suche auf der Hand, es ist Osterwochenende, da werden auch die meisten Menschen in Brisbane besseres zu tun haben, als in der Innenstadt zu bummeln. Typische Folge von Langzeitreisen, bei denen man den Bezug zu Wochen- und Kalendertagen wie auch Feiertagen verliert.

Brisbane besitzt eine Reihe besuchenswerter Museen; die Gallery of Modern Art, auf der Southbank gelegen und in einem 15-minütigen Spaziergang zu erreichen, zählt dazu. Wir hatten gelesen, daß hier auch Aborigines-Werke ausgestellt werden, Grund, uns am Nachmittag dann auf den Weg zu machen. Das Museum zeigt viele unterschiedliche Kunstrichtungen; ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den bewegten Bildern, teilweise Op-Art-Kunst und Performances aus den 60/70er Jahren, m.E. sind auch Projekte von Otto Mühl darunter, alles nicht so ganz nach unserem Geschmack. Gespannt waren wir auf die Präsentation einer Vielzahl indigener Künstler, teilweise in einer Gegenüberstellung mit Werken anderer australischer Kunstschaffender. Die Formelsprache, die Symbolik, die sich stark an erdenen Tönen orientierenden Farben in den Aborigine-Bildern hatten ihren Reiz, da im wesentlichen nicht gegenständlich war es für uns schwer, die Bedeutung der Bilder zu erschließen. Anscheinend muß man dazu auch einiges über die Mystik und das Weltbild der Ureinwohner des Landes wissen, um ein Bild “lesen” zu können. Es wird wohl Gründe geben, weshalb das GoMa über alles gelobt wird; die moderne Kunsthalle muß wohl mit modernster Kunst, die m.E. den wenigsten Besuchern so richtig etwas sagt, gefüllt werden. Für einen Nachmittagsbesuch reichte es, angesichts der heranrückenden Schließenszeit hatten wir auch keine Probleme, rechtzeitig den Ausgang zu finden. Nach einem kurzen Spaziergang entlang des Parks der Southside, wo sich weitere Museen und Veranstaltungsgebäude sowie Teile der Uni befinden, ging es zurück zur Roma Street, unserem Standort, denn es galt, eine Gelegenheit für ein vernünftiges Abendessen zu finden.

Am Abend lenkten wir unseren Schritt in eine neue Richtung, zum Stadtteil Paddington, in die Caxton Street, nah bei unserem Quartier hinter dem Großbahnhof gelegen. Ein Reiseführer empfahl hier ein Thai-Restaurant und wir gingen davon aus, daß weder Koch noch Personal besondere Rücksicht auf die Ostertage nehmen müssen und im Gegensatz zu vielen anderen Restaurants geöffnet haben. Wir standen vor geschlossener Tür und mussten einen Besuch auf den Osterdienstag verschieben. Wieder einmal musste ein indisches Restaurant herhalten, auf unserer Reise haben wir zahlreiche verwandte Gastronomen gesehen, öfter aufgesucht, dieser wurde fast zu unserer Stammgaststätte, denn wir kehrten an allen Ostertagen hier abends zum Essen ein.

Irgendwie mussten wir die Ostertage in dieser Stadt sinnvoll gestalten, obgleich vermutlich viele Türen geschlossen sein dürften, also etwas ansteuern, bei dem man nicht auf Öffnungszeiten angewiesen ist. Die bereits in einem kleinen Teil gestern kurz besuchte Southbank von Brisbane wird in allen Stadtinformationen als ein schönes Ausflugsziel genannt. Unser Quartier liegt so günstig, daß von hier aus die meisten der interessanten Punkte der Stadt bequem zu Fuß erreicht werden können, so auch die Southbank. Von weitem sieht man eine seiner Landmarken, ein riesiges Riesenrad, das sich sehr langsam dreht. Entlang des Brisbane River hat man vor wohl über 2 Jahrzehnten im Zuge der Entwicklung dieser Uferregion weg von einer hafennahen Nutzung hin zu einer Wohnnutzung, wozu eine Weltausstellung auch beigetragen hat, eine sich lang hinstreckende Grünzone geschaffen, es aber nicht bei dem Grün belassen, sondern auch ein großes Strandbad mit Liegewiese, Veranstaltungsbereich, umfangreicher Gastronomie, echtem Sandstrand und viel, viel Wasser in allen Varianten aus dem Boden gestampft. Nun war ja Wochenende, dies war erkennbar, sobald man in die Nähe dieses Erholungsbereiches kam. Im Gegensatz zur Innenstadt steppte hier am Ostersonntag der Bär, jung und alt, Familien mit großem und kleinem Anhang, Sonnenanbeter und Wassersüchtige, Musikfans oder nur Spaziergänger, Flaneure und Gaststättenbesucher bevölkerten die Wege. Im Zentrum eines alten Teils der Southbank, um den herum das Neue geschaffen worden ist, ein Markt mit kunstgewerblichem Angebot. Also viel zu sehen und sehr kurzweilig.

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So gar nicht in den Trubel rund um die Vergnügungsmeile passt die zur Weltausstellung gebaute nepalesische Pagode, die von einem großen an japanische Gärten erinnernden Park umgeben ist.

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Heute, am Ostermontag den 21.4., wollten wir uns den Kern der Stadt näher anschauen und die Gelegenheit zu einer Fahrt auf dem Brisbane River nutzen. Wir hatten zwar wenig Hoffnung, daß an einem Feiertag die angekündigte Stadtführung, Treffpunkt vor dem Rathaus um 11:00 Uhr, stattfinden würde, dennoch waren wir rechtzeitig am Ort, um dann selbständig die wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Zentrum zu erlaufen. Was wir sahen, erinnerte an den Reichtum der Stadt vor gut hundert Jahren, die City Hall, vor der wir standen, ein dominantes Sandsteingebäude mit klassischen Stilanleihen, 1930 errichtet. Schräg gegenüber steht ein kleines kirchliches Gebäude, die Albert Street United Church, das, wie so oft gesehen, von den umliegenden Hochhäusern, oft in moderner Architektur der letzten 2 Jahrzehnte, schier erdrückt wird.

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Die Läden waren zwar geschlossen, aber die Ladenpassagen teilweise offen, so daß wir einige der historischen Arkaden durchlaufen konnten, die sich im Bereich der Queen Street befinden, so die Rowes Arcade und die Brisbane Arcade. Beide atmen noch den Stil aus ihrer Gründungszeit aus, die Schaufenster, die Aufgänge, die Fahrstühle, die Fußbodenornamente schlichtweg alles Sichtbare scheint noch so zu sein, wie damals beim Bau festgelegt.

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Vorbei an einem heute ein Luxushotel beherbergenden Gebäude aus den 30er Jahren und dem ANZAC Square War Memorial gelangten wir zur Central Station, dessen Ursprung auf den Beginn von 1900 zurückgeht. Hinter der eher unscheinbaren aber erhaltenen Fassade befindet sich heute ein moderner Bahnhof.

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Wir passieren ein massiges Logenhausund  befinden uns um Umfeld der Ann Street, wo sich einige sehr alt erscheinende Kirchen, die erste ist wirklich die älteste Erhaltene im Stadtgebiet, letztere die St. John’s Cathedral, 1906 wurde mit dem Bau begonnen und vor wenigen Jahren erst beendet, befinden.

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Man muß sie suchen, die alten Gebäude in der Stadt – und oft mehr als einen Meter laufen. Ein sehr imposantes und schönes Gebäude findet man in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Banktürmen am Rande der engeren Innenstadt, das Customs House, direkt am Brisbane River, wo denn sonst, gelegen und aus dem Ende des vorvorigen Jahrhunderts stammend. Wie profan sehen demgegenüber die im Umfeld stehenden Funktionsbauten und Wohntürme der Neuzeit aus.

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Der botanische Garten, an der Südspitze des CBD gelegen, ist wirklich eine Oase in der Stadt. Er wird an zwei Seiten vom Brisbane River umflossen, ist sehr großzügig gestaltet, weitläufig und mit einer großen Zahl von Bäumen unterschiedlicher Herkunft bestückt. Viele Bäume erwecken unsere Aufmerksamkeit, aber eine sehr weit wuchernde und ausladende Feige in Nachbarschaft zum Parlamentsgebäude gelegen, ist etwas besonderes.

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Über die Goodwill Bridge kann man vom innerstädtischen Bereich hinüber auf die Southbank gehen. Hier stießen wir auf großen Trubel, offensichtlich war jeder der laufen konnte, hierhin geeilt. Der bereits am Sonntag beobachtete Trubel war zu steigern, man schob sich bald die Wege entlang. Im Wasser waren anscheinend nur noch Stehplätze zu ergattern, während eine ein Freiluftkonzert gebende Band gerne mehr Zuhörer gefunden hätte. Aus wie vielen Ländern Menschen nach Australien ausgewandert (oder geflohen) sind, konnte man gut bei dem Rundgang sehen, alle Erdteile und viele Religionen waren vertreten. Die von jedermann nutzbaren BBQ-Stellen waren allesamt dicht belagert und genutzt; es scheint, als ob man hier nichts anderes kennt, als ein BBQ. Zum Glück kann man fliehen, wir auf ein Schiff, um entlang der Skyline der Stadt auf dem Brisbane River hinauf und hinab zu schippern.

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Auf dem Brisbane River fahren unterschiedliche Linienschiffe, eines davon befährt eine ganze Reihe von Haltepunkten, so daß man sowohl die innerstädtische Skyline vom Wasser aus sieht, als auch einen Teil der östlichen Vororte, und das sogar für umsonst! Dieses Angebot nutzen vor allem Touristen, um sich einen Überblick zu verschaffen, aber auch Einheimische kommen an Bord. Das von uns dann “geenterte” Boot war nahezu voll belegt und wir genossen bei kühlendem Fahrtwind die möglichen Blicke nach rechts und links. Deutlich zu sehen war, wie viel Geld hier in Ufernähe in exquisite Wohnbebauung gesteckt wird, Leerstände waren nicht zu erkennen, und der Bauboom setzt sich fort. An anderen Uferstellen dominiert noch die Bebauung aus der Zeit Anfang des 20. Jhd., dort war eine Art von Kapitänshäusern, aus Holz gebaut, beplankt, immer wieder auf erhöhter Position zu sehen.

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Ich glaube, wir waren fast zwei Stunden unterwegs, der Abend nahte, als wir von Bord gingen. Nicht ganz rechtzeitig trafen wir in unserer JuHe ein, um von der Dachterrasse, auf der sich auch ein kleines Schwimmbecken befindet, eine Aufnahme von der Skyline der Stadt in der Abendsonne zu machen. Diesen Blick haben wir, natürlich bei anderen Lichtverhältnissen, jeden Morgen beim frühstücken.

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On the road again – von Brisbane über die Glass House Mountains nach Caloundra

So richtig vermisst haben wir nicht die Fahrerei mit dem Camper zumindest so lange nicht, wie wir unsere Ziele auf anderem Wege erreichen konnten. Die drei camperlosen Wochen haben uns gut getan, wir haben einige Tage die Beine quasi hoch gelegt, uns  entspannt und ausgeruht, sind mehrere Tage an einem Ort geblieben, haben deutlich entschleunigte Tage hinter uns. Es war auch angenehm, nicht auf die 5-6qm Raum im Camper beschränkt gewesen zu sein, sondern sich – endlich – wieder etwas mehr ausbreiten zu können, den Rucksackinhalt nicht jeden Tag neu organisieren zu müssen, den Wagen fahrbereit zu machen, nach Einbruch der Dunkelheit nicht im Camper mangels Alternative auf dem Campingplatz uns aufhalten zu müssen, sondern unzählige andere Möglichkeiten zu besitzen. Das Schlafen ins richtigen Betten, auch wenn dies manchmal sehr rustikal ausfiel, hat gutgetan.Und nun machen wir uns wieder mit Elan daran, einen weiteren Teil Australiens zu erfahren, von Brisbane geht es die Ostküste bis über Cairns hinaus.

Wir hätten den Camper zwar gerne bereits am 22.4., also Osterdienstag übernommen, da den Vermietern derzeit offensichtlich die Fahrzeuge aus der Hand gerissen werden, stand für diesen Wunschtermin noch kein Camper zur Verfügung; unser Wagen lief gerade ein und musste noch bis heute übergabefähig gemacht werden. Dabei war man wohl so schnell, daß die obligatorischen Küchenhandtücher wie auch die Bratpfanne nicht im gereinigten Camper deponiert wurden. Das Problem lässt sich zum Glück schnell lösen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln war die Mietstation nur sehr schlecht und mit ellenlanger Wanderung zu erreichen, ein Taxi brachte uns gegen 09:00 Uhr in das Industriegebiet in der Nähe des Flughafens. Die Übergabeprozedur und den Papierkram brachten wir mit kleiner Hakelei schnell hinter uns und waren kurz nach 10:00 Uhr wieder auf der Straße. Die M1/M3, auf die wir sehr bald auffahren konnten, spülte uns in Richtung Norden, auf die Sunshinecoast zu. Nun ist Brisbane von zwei sehr gerühmten Küsten umgeben, beide besonders bei Surfern beliebt, die Goldcoast im Süden und die Sunshinecoast im Norden. Früher mag es an den entsprechenden Stränden noch beschaulich zugegangen sein, heute dominieren hier Bettenburgen das Ortsbild und über Kilometer die Landschaft. Wie uns glaubhaft von Kennern beider Küsten versichert wurde, soll die Sunshinecoast noch nicht ganz so überlaufen sein, was insbesondere jetzt von Bedeutung ist, da die laufende Woche noch Schulferien in Queensland  und zahlreiche Familien an die Küste gefahren sind, die Campingplätze sollen sehr gut gefüllt sein, Reservierungen werden empfohlen. Nun ziehen sich unendlich viele Badeküsten, Surfküsten, Felsküsten die Ostküste hinauf bis nach Cairns und darüber hinaus, wir werden gewiß nicht jede, sicher auch nicht extrem viele dieser Küsten/Buchten anfahren, sondern auch dass Hinterland versuchen in unsere Route einzubinden.

Heute bot sich so ein Abstecher von der Hauptroute, der Rennbahn in Richtung Norden an. Nur wenige Zeilen widmen die Reiseführer dem Glass House Mountains National Park, in der Nähe von Beerborrum gelegen. James Cook spukt hier überall herum, auch die Namensgebung dieser Region geht auf ihn zurück. Beim Anblick der dieses Gebiet prägenden Bergkuppen, wobei der Begriff Berg bei Höhen zwischen 300 und etwas über 500 Metern sehr hochtrabend ist, fühlte er sich an die Glasschmelzerhütten in seiner Heimat Yorkshire erinnert. Von der Hauptstrecke in dieses landschaftlich reizvolle Gebiet abgebogen tauchen sehr bald vereinzelt stehende Erhebungen hinter einem teilweise dichten Wald auf. Das Gebiet des Nationalparks wurde vor mehreren Jahrzehnten großflächig aufgeforstet, was nur heißt, hier hatten die Äxte heftig gewütet; beim  Durchfahren fühlte ich mich, da rechts und links hohe Nadelbäume, die an Kiefern erinnerten, Spalier standen, an die Mark erinnert, Fontanne läßt grüßen. Später erfahren wir, daß die Erosion im Verlaufe von Millionen von Jahren das weichere Sandgestein zerbröselt und das Vulkangestein, das die Hügel/Berge bildet, stehen geblieben ist. Sehr unregelmäßige Erhebungen steigen hier aus der Ebene und aus dem dichten Wald auf; manche sollen sogar zur Felskletterei geeignet sein. Von einem Mitten im Park gelegenen Aussichtspunkt erhält man einen schönen Blick auf die umliegenden “Berge”, die so klingende wie unaussprechliche und nicht merkbare Namen tragen wie Mount Tibrogargan, Mount Ngungun oder Mount Coonowrin. Es waren wohl insgesamt 8 benamte Hügel, die um uns herum sichtbar waren, interessant vor allem wegen ihrer völlig unregelmäßigen Formen.

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Zurück auf der Staatsstraße 6 erreicht man kurz darauf eine der größten Touristenattraktionen des Bundeslandes, den Australia Zoo. Gegründet wurde er von Steve Irwin, dem hier im Lande sehr berühmten aber auch in Deutschland nicht unbekannten crocodile hunter, der mit seiner Krokodilshow legendenbildend war; Irwin lebt nicht mehr, nicht seine Krokodile waren sein Schicksal sondern der Stich eines Rochens beim Tauchen. Dennoch, sein Zoo und seine Shows leben weiter und werden auch von Brisbane und den Ferienorten an der Sunshinecoast stark angefahren. Wir hatten gestern unseren Zoobesuch und interessante Tierpräsentationen – ohne den besonderen Kick, der von lebensgefährlichen Tieren ausgeht –, somit war unser Bedarf vorerst gedeckt.

Über Landsborough erreichten wir dann gegen 14:30 Uhr unser Tagesziel, das Badeörtchen Caloundra, die südlichste Stadt an der Sunshinecoast. Wer hier erwartet, einen verschlafenen Ort mit kleinen Fischerkaten vorzufinden, hat geträumt; auch hier ist alles kommerzialisiert, das kleine Örtchen hat sich im Verlaufe der Jahre zu einem Bettenmonster mit einer kleinen Hochhausskyline entwickelt. Kleine Strandabschnitte gibt es hier auch, aber Caloundra ist, wie wir bei einem Spaziergang entlang des Strandes, der sich einige Kilometer zieht, feststellten, kein Ort, an dem wir bleiben würden. Auch das Bad im Meer, nach Auskunft gibt es hier keine lebensbedrohlichen Quallen, fand nicht statt. Viel weiter wollten/konnten wir auch nicht fahren, denn früher Vogel fängt den Wurm und wir einen der wenigen noch verfügbaren Stellplätze. Es ist wirklich so, die Ferienzeit wirkt sich auf die Belegung der Campingplätze aus, auch unser ist zu annähernd 100% belegt. Morgen geht es dann, wieder mit einem Umweg, in Richtung Frazer Island, Ziel ist der Ort Rainbow Beach.

Zurück auf Upolu

Es ist irgendwie verrückt, wir kehren nach Upolu zurück, bleiben zwei Nächte im Samoan Outrigger Hotel, einer wirklich zu empfehlende Adresse unweit des Zentrums von Apia, und haben das Gefühl, jetzt endlich so etwas wie Gastfreundschaft zu verspüren, willkommen zu sein. Der Empfang im Hotel war eben nicht nur geschäftsmäßig und das Bett in unserem Zimmer war mit Blumenblüten geschmückt. So haben wir uns das von Anfang an vorgestellt, entspricht diese kleine Geste unserem Bild von der Südsee. Dann der Garten des Hotels, eine Blütenpracht umgibt den Gast; alles ist ordentlich und aufgeräumt, irgendwie wie wir es gewohnt sind, aber auf Samoa. Schade, daß wir diese Erfahrung erst gegen Ende unserer Inselaufenthalte machen konnten, so bleibt schon Frust und Enttäuschung zurück. Wie leicht ist es, dem Gast das Bild einer freundlichen Südseeinsel zu präsentieren; allein die Gartengestaltung, oft von den einfachen Menschen in ihren Vorgärten gezeigt, dürfte problemlos auch in den Unterkünften möglich sein, gesehen haben wir auch bei unserer Rundfahrt davon wenig.

Für große Unternehmungen auf Upolu haben wir nicht den besten Zeitpunkt ausgewählt, denn wir sind am Gründonnerstag angekommen und bleiben am Karfreitag vor Ort.  im Hotel bestätigte man unsere Befürchtung, am Freitag vor geschlossenen Türen zu stehen.  Auf den Fiafia-Veranstaltungen wird dem Gast etwas von der lebendigen Kultur und der fröhlichen Lebensweise der Inselbewohner vermittelt; in verschiedenen Hotels finden über die Woche verteilt derartige Vorführungen statt und zu unserem Glück gab es im Hotel Manumea, etwa 3 Kilometer von unserem Quartier entfernt, am heutigen Donnerstagabend eine Veranstaltung. Mit 55 Tala ist man dabei, kann eine fast 1 1/2 stündige Tanz- und Musikvorführung erleben und sich vorher an einem Buffet mit verschiedenen auch landestypischen Speisen bedienen.  Derartige Veranstaltungen sind beileibe nicht ausschließlich für den Touristen gemacht, wie man annehmen könnte, denn das Gros der Gäste waren Einheimische bzw. deren Verwandte, die über die Ostertage in die Heimat zurückgekehrt sind. Wie soll man die Tänze beschreiben? Sehr körperbetont und in einem schnellen Rhythmus bewegten sich eher die Männer, die Frauen sehr anmutig, grazil, sanft und mit fließenden Bewegungen. Faszinierend, wie dabei die Füße bewegt wurden, wie klein die Schrittchen waren, wie schnell umgesetzt wurde. Einige Tänze zeigten Männer und Frauen gemeinsam auf der Bühne, manchmal einem Tanz im Wettstreit, manchmal tanzten sie auch miteinander. Hinter allen Tänzen stehen Geschichten. die erzählt werden oder ein besonderes Lied, dessen Text tänzerisch interpretiert wird. Bei allem und den teilweise sehrt schweißtreibenden Tanzformen hatten alle 10 Tänzerinnen und Tänzer ein Lächeln im Gesicht. Kleidung, Bewegungen, Musik, Stimmung alles zusammen vermittelte das erhoffte Südseefeeling, wir wurden von dem Geschehen auf der Bühne richtig gefangen genommen, verfolgten jede Einzelheit und versuchten sie gedanklich aufzunehmen. Es war ein in der Erinnerung nicht so schnell verblassender Abend, eine tolle Show, die mit mehreren rasanten Feuertänzen bei extrem schnellem Trommelwirbel der vier Schlagzeuger zu Ende ging.

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Am Rande dieser Show fand auch ein größeres Familientreffen statt; dabei muß es sich um eine eher einflußreiche Großfamilie aus dem Raum Apia handeln, wenn so zahlreich die Familienmitglieder aus verschiedenen Kontinenten hier zusammen kommen. Man fühlt sich der Familie verpflichtet, den Zusammenhalt zu fördern dienen derartige sich über mehrere Tage hinziehende Feiern. Hier konnten wir erneut auch beobachten, wie erkennbar zwei Männer im Kreise der Familie in Frauenkleidern herumliefen und sich auch entsprechend gerierten, ohne daß an diesem offenen Bekenntnis zum anderssein irgendjemand Anstoß genommen hätte. Man war diesen Familienmitgliedern ebenso herzlich zugetan wie den übrigen Anwesenden. Bereits auf der Hochzeitsfeier, die unseren Aufenthalt im Resort auf Upolu empfindlich gestört hatte, konnten wir ein gleiches Verhalten beobachten. Diese Männer, die sich wie Frauen kleiden und auch so verhalten, in der Landessprache “fa’afafine” genannt werden, d.h. “wie eine Frau”, werden, wie nachgelesen werden konnte, nicht ausgegrenzt, sondern als wichtiger Bestandteil der Gesellschaft angesehen. Selbst wenn der Partner dieser fa’afafine ebenfalls ein Mann ist, wie auf der Hochzeit erkennbar, greifen nicht die im sonstigen konservativen stark kirchlich geprägten Denken vorhandenen Abwehrmechanismen und Abneigungen gegen die Homosexualität. Diese Personen erfüllen, so heißt es, innerhalb der Familie eine wichtige soziale und verantwortliche Rolle, insbesondere bei der Wahrnehmung von Verpflichtungen gegenüber hilfsbedürftigen Elternteilen. Wir haben uns gefreut über den erkennbar ungezwungenen Umgang mit diesen außergewöhnlichen Menschen.

Den Karfreitag, der 18.4., der Tag, an dem praktisch alles geschlossen ist, nutzten wir um mit einem Mietwagen, direkt vom Hotel gestellt, die Insel weiter zu erkunden. Auf den geplanten Besuch eines Gottesdienstes haben wir verzichten müssen, dieser soll sehr fröhlich, bunt und emotional sein, da zum Zeitpunkt unseres Aufbruchs vom Hotel in sämtlichen Kirchen im Umkreis, wie wir dann bei der Rezeption erfahren mussten, die Messen bereits begonnen hatten. Also machten wir uns nach einem schönen tropischen Frühstück, das wir genossen haben, auf eine Rundreise, bei der nicht der letzte westliche Inselzipfel auf Empfehlung des Hotelbetreibers umfahren wurde.

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Viele Sehenswürdigkeiten gibt es nicht, das war uns bewußt, aber Landschaft satt. Der erste Teil unserer in Richtung Osten verlaufenden Strecke war uns vom Transfer zu unserem Resort bei Faleapuna bekannt. Aufgefallen sind die Veränderungen gegenüber der Fahrt vor einigen Tagen. Jetzt zu Ostern waren manche Häuser geschmückt, entlang der Straße steckten Blumenstengel im Boden, war der “Gehsteig” gefegt, hatte man sich auf den höchsten Feiertag der Christen gebührlich vorbereitet, ging man, wie wir oft beobachten konnten, mit den besten Kleidern in die Kirche. An einigen vorbeifahrend konnte man sehen, wie voll sie waren. Nur sehr wenige  Inselbewohner gingen ihren alltäglichen Beschäftigungen nach; die durchfahrenen Ortschaften waren nahezu menschenleer. Aber im Gegensatz zu den bisherigen Fahrten entlang dieses Küstenabschnitts konnten wir anhalten, wenn uns danach war, so etwas länger auf diesen oder jenen Strand schauen, die schönen Vorgärten bewundern.

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Der erste wirklich neue Streckenabschnitt begann ab Falefa, von wo ab es durch die Berge der Insel auf die Südküste zu ging. Am Ende des Ortes soll ein Wasserfall sehenswert sein, wir haben angehalten und einen kleinen Wasserfall gesehen, aber deshalb gleich in die Liste der besonders sehenswerten Orte aufgenommen zu werden, können wir nicht verstehen, ist wohl eher dem Mangel an zahlreichen Besuchspunkten auf der Insel zuzuschreiben. Die Fahrt führt stetig bergauf, links und rechts wird das Land landwirtschaftlich genutzt, wenn möglich, kleine Weiler entlang der Straße, die meistens eher von einem beschwerlicheren Leben der Hausbewohner zeugen.

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Dann zweigt ein Weg zur Fagaloa Bay ab, als 4WD-Strecke ausgewiesen, aber ein oben auf dem Bergrücken befindlicher Aussichtspunkt auf die Bucht und diesen Teil der Insel ist zu verlockend, also fahren wir vorsichtig weiter. Zumindest bis zu diesem Aussichtspunkt wird unser Camper keiner besonderen Belastungsprobe unterzogen, wir erreichen das Ziel ohne Probleme, auch wenn wir langsam bergauf fahren müssen. Der Ausblick hat die Fahrt gelohnt, Sandstrände können wir zwar nicht erkennen, aber eine schöne langgeschwungene felsige Bucht, stark bewaldet bis hoch hinauf, die auf Grund ihrer abseits gelegenen Lage vom Tourismus kaum heimgesucht wird.

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Weiter auf der Hauptroute geht es über den “Le Mafa Pass”; hier oben (!) ist wenig Landwirtschaft zu sehen, statt dessen so etwas wie niederer Regenwald. Auf Karten nicht verzeichnet sehen wir einen großen Stausee nördlich der Straße in einem großen Tal; später deuten die aus dieser Richtung über das Land gezogenen Hochspannungsleitungen auf die Funktion Wasserreservoir für ein Wasserkraftwerk hin. Will auch nicht ausschließen, daß hierüber der Wasserdurst der Insel und seiner Landwirte gestillt wird. Mit zunehmender Fahrtdauer verschlechtern sich die Wetterbedingungen; bei Sonnenschein losgefahren schweben nun über uns dunkle Wolken, seitdem wir in Richtung Osten auf Amaile/Samusu abgebogen sind. Hin zur Küste nahm die Zahl der Siedlungen langsam zu. Oben in den Bergen waren außer ein paar Stück Vieh nichts zu erkennen, was auf die Anwesenheit von Menschen hingedeutet hat. Jetzt so 4-5 Kilometer bevor wir dann wieder auf Meeresniveau sind, steht das eine oder andere wieder mit schönen Vorgärten geschmückte Häuschen/Hütte am Straßenrand.

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Dann geht es am Meer entlang auf Lalomanu zu, Cape Tapaga bildet hier die südöstlichste Spitze des Landes. Kleine Inseln, wie z.B. Namua Island, bewohnt, oder Fanuatapu Island, mit einem Leuchthaus besetzt, liegen linker Hand, aber auch bald vom Regen verdeckt, die sich heranschiebenden Wolken verheißen nichts gutes. In einem kleinen hinter der Uferstraße verlaufenden Kanal baden Kinder, bald wird der Regen auch ihnen das Badevergnügen vermiesen, denn keine 10 Minuten Fahrt später gießt es fürchterlich. So richtig sehen können wir hier, kurz von Cape Tapaga, nichts, also bleiben wir am Straßenrand stehen und warten auf das Ende des Schauers, was länger als erwartet andauerte.

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Die sich von Cape Tapaga nach Westen erstreckende Südküste der Insel soll der beste Küstenbereich zum Baden und Schwimmen auf Upolu sein; hier befinden sich auch einige hochpreisige Resorts mit eigenem Sandstrand. Im Rücken die Berge, vor einem das unendliche Meer und dazu auf einem feinen Sandstrand liegen mit der Gelegenheit, jederzeit schwimmen zu können – so könnte das Bild eines Paradieses aussehen. Und in der Ferne, heute vom Regenschleier etwas verdeckt, sieht man eine grüne Insel, hier Nuutele Island, aus dem Meer aufragen. Auch wir hatten uns für ein Quartier hier an dieser Küste interessiert, aber keine Antwort erhalten. Jetzt konnten wir sehen, was uns durch die Lappen gegangen ist – es wäre keine Verbesserung gegenüber dem Resort gewesen! Kleine Fales in einem nicht angenehmen Umfeld, da die Straße direkt hinter den Hütten verläuft. Über den Strand muß man auch nicht in Verzückung geraten, der auf Savai’i war auf jeden Fall der bessere. Die Versorgungslage war hier vergleichsweise dürftig, einen Laden haben wir über viele Kilometer nicht gesehen, also vollständige Abhängigkeit von dem Angebot der Unterkunft. Entlang der Strände stehen immer wieder offene Fales, die von Tagesgästen genutzt werden, zum schlafen, als Sonnenschutz, um im Kreis von Freunden und der Familie zu essen.

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Trotz des kilometerlangen schönen Sandstrandes, die Anzahl der Beherbergungsbetriebe ist sehr gering. Im Abstand von einigen Kilometern taucht immer wieder ein neuer Falebetreiber auf oder ein kleines Hotel wirbt um Kundschaft. Erkennbar ist auch der eine oder andere Investor gescheitert, wie die nicht vollendeten Bauwerke in Straßennähe zeigen. Schöne Lagen gibt es, keine Frage, aber wer macht hier in einer Region ohne besondere Infrastruktur längere Zeit Urlaub, wenn von einheimischer Kundschaft abgesehen wird. Vom Flughafen hierhin dürfte auch bei zügiger Fahrt die Transferzeit deutlich über zwei Stunden liegen.  Wer es mag, in aller Abgeschiedenheit am Meer im Sand zu liegen und dabei in den meisten Fällen auf den gewohnten Komfort zu verzichten, den eine Faleunterkunft im allgemeinen nicht bieten kann, der wird hier schöne ruhige Tage verbringen können. Aber das Umfeld des Strandes bietet wenig bis keine alternativen Betätigungsmöglichkeiten, so daß wir rückblickend froh sind, nicht hierhin für die dann nur noch zwei Tage gekommen zu sein.

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Neben den langen Sandstränden weist die Südküste für uns noch einen zweiten Ort auf, den wir unbedingt besuchen wollen, “Ocean Trench”, auf den uns unser Hotelier ausdrücklich aufmerksam gemacht hat. Erstaunlicherweise wird dieser wirklich besuchenswerte Ort in keinem uns zugänglichen Reiseführer erwähnt, was ein Mangel ist, denn dieser Badeort ist etwas Besonderes. Wir hatten mit der Angabe, wenige Kilometer hinter dem Seabreeze Resort stünde ein Schild, das auf diese Bademöglichkeit hinweist, so unsere Schwierigkeit, denn wir fanden beim besten Willen nicht das Schild. Einkehr bei einem Resort und nachgefragt brachte die Aufklärung, der Ort hieß anders als uns benannt worden war, nämlich “To Sua”. Hoch oben auf einer Klippe in einem wunderschönen weitläufigen und ansprechend bepflanzten Tropengarten

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befindet sich der Zugang zur Badestelle. Diese erreicht man, indem man eine sehr lange Treppe und anschließend eine nicht weniger lange Leiter hinab in ein sehr großes Loch steigt, das mit Meerwasser gefüllt ist und dessen Niveau mit den Gezeiten schwankt. Gute 20-30 Meter über dir als Schwimmer in diesem auf natürlichem Wege entstandenen Becken befindet sich der Garten, wie durch ein Rohr schaust du hinauf in den Himmel. Die steinernen Wände verstärken nach oben hin die unten erzeugten Geräusche. Der Boden des Beckens ist felsig und nicht in jedem Bereich von so viel Wasser bedeckt, daß auch bei Ebbe, wie es bei Ankunft der Fall war, ein problemloses schwimmen möglich war. Wer wollte, konnte in kleine Grotten in Richtung Meer oder in Richtung Land schwimmen. Das baden/schwimmen in diesem Naturbecken war nicht nur sehr erfrischend, sondern hatte einen besonderen Reiz.

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Nicht jeder, der hier in diesen Garten kam machte sich die Mühe, bis hinab ins Wasser zu steigen, sondern begnügte sich mit einer Siesta auf einer der zahlreichen Fales, von denen aus man einen fantastischen Blick auf das Meer hat.

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Was sollte dieses Erlebnis heute noch übertreffen – wir konnten uns nichts vorstellen. Da zumal der Tag weit fortgeschritten war verabschiedeten wir uns von der insgeheim gegen die Empfehlung des Hoteliers ins Auge gefassten Möglichkeit, einen noch größeren Teil der Südseite von Upolu zu befahren und traten über Siumu den Weg nach Norden über die Berge an. Das war eine gute Entscheidung, denn wir kamen dennoch erst nach Einbruch der Nacht, das ist hier so um 18:00 Uhr, die stockdunkel ist, am Outrigger an. Während der letzten Küstenkilometer wurde erkennbar mehr Landwirtschaft betrieben als weiter im Osten der Insel; die Felder waren oft relativ klein, nicht immer groß genug und für einen Maschineneinsatz geeignet. Immer wieder konnten wir aber auch Zuckerrohrfelder, die andere Abmessungen hatten, entdecken. Fast hätten wir die Abzweigung nach Apia auf der südlichen Küstenstraße verpasst, denn der Ort Apia war auf dem Hinweisschild nicht verzeichnet. Nur die Tatsache, daß weder vorher noch etliche Kilometer weiter gen Westen eine geteerte Straße nach Norden weist veranlasste uns, hier die Fahrtrichtung zu wechseln. Die Entscheidung war richtig und brachte uns nach einer Fahrt über die Berge und durch einen Tropenwald in die Nähe des wohl größten/längsten Wasserfalls der Insel, der Papapapai-uta Wasserfall. Er fällt von einer unserer Straße gegenüberliegenden senkrecht in die Tiefe fallenden Felswand über wohl gut 100 oder mehr Meter nach unten. Viel Wasser strömte da nicht zur Erde, aber aus der Entfernung war mehr als nur ein Rinnsal zu erkennen.

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Nicht erst von hieran ging es bergab, aber die Bebauung nahm langsam zu. Im Umfeld von Apia wurden an den umliegenden Berghängen einige bemerkenswerte Wohnobjekte gebaut. Vorbei an L. Stevensons Museum und Grab, heute natürlich geschlossen, sowie zuvor an einem etwas abseits der Straße in einer riesigen Anlage stehenden Bahai Tempel wand sich die Straße ins Tal. Es wurde schneller dunkel als wir fahren konnten; die letzten Kilometer mehr die Straße ahnend als wirklich erkennend, die entlang laufenden Passanten erspähend und im Bogen umkreisend näherten wir uns langsam unserem Hotel. Wir hatten zwar nicht die gesamte Insel Upolu umrundet, die gefahrenen 145 Kilometer waren für heute auch genug, haben aber sicherlich die schönsten bislang uns noch unbekannten Seiten der Insel kennen gelernt und ein besonderes Badeerlebnis genießen können. Nicht nur deshalb war es ein bemerkenswerter Tag, mit dem unser Aufenthalt in Samoa ein versöhnliches Ende gefunden hat.

Jetzt stand am Abend noch Rucksackpacken an, denn Morgen in aller Frühe werden wir mit dem Taxi zum Flughafen fahren, um unsere Reise durch Australien fortzusetzen.

Nach und auf Savai’i

Nach nur zwei an Stelle der drei geplanten Tage lupften wir wieder unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, der größten Insel von Samoa, Savai’i, mit der Fähre von Upolu aus leicht zu erreichen. Der Tag begann für uns sehr früh, d.h. für Ferienzeiten, denn gegen 06:00 Uhr warf uns der Wecker aus dem Bett. Diesmal wollten wir nicht den Transfer eines Taxiunternehmens in Anspruch nehmen, sondern wie die normale Bevölkerung mit dem die Küstenstraße entlang fahrenden Bus nach Apia und von dort aus weiter zum Fähranlegen fahren. In der Rezeption erfuhren wir, einen der frühen Busse direkt vor dem Resort an der Straße ab 08:00 Uhr abpassen zu können um die 12-Uhr Fähre nach Savai’i zu erreichen. Rechtzeitig und bei noch angenehmen Morgentemperaturen schleppten wir uns und unser Gepäck den Anstieg vom Resort zur Straße hoch. Hier wurde wieder bewußt wie schön es ist, wenn man mit dem eigenen Auto alle Habseligkeiten transportieren kann, denn die Schlepperei war nicht nur anstrengend sondern sogar am frühen Morgen schweißtreibend. Und so saßen wir dann am Straßenrand und warteten. Einen Busfahrplan gibt es nicht, wie es heißt wird am Start- bzw. Endpunkt abgefahren, wenn die allermeisten Plätze belegt sind, das kann durchaus dauern, wie wir hier sitzend feststellten. Inzwischen war es deutlich nach 08:30 Uhr und kein Bus passierte uns – doch, dann kam um diese Zeit einer vorbeigefahren. Wir gaben unser Zeichen und wandten uns dem Gepäck zu, um es aufzunehmen. Nachdem der Bus anfänglich gebremst hatte muß er wohl unser Abwenden falsch verstanden haben und fuhr an uns vorbei, wir standen fassungslos am Straßenrand. Sollte uns das bekannte Mißgeschick aus Tahiti auch hier ereilen, schließlich war es wieder einmal ein Samstag. Zu allem Überfluß begann es dann auch leicht zu regnen, wenn auch nur kurzzeitig, was uns unter das Dach eines Ladens flüchten ließ.

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Die Sonne hatte inzwischen an Stärke deutlich zugenommen, sich im Schatten aufhalten Gebot der Stunde. Damit ich die Straße besser einsehen konnte, nutzte ich den Schatten der großen auf unser Hotel hinweisenden Werbetafel, stand damit direkt an der Ausfahrt aus dem Resortgelände. Nicht lange, denn sehr bald hielt neben mir ein großer Kombi und ich wurde gefragt, wohin wir denn wollten um nach der Antwort uns aufzufordern, mit unserem Gepäck einzusteigen, er und seine Frau würden uns nach Apia mitnehmen. So schnell und freundlich unser Transportproblem gelöst zu bekommen hatten wir nicht erwartet. Die Fahrt hin zum Busbahnhof war informativ und kurzweilig. Wir wurden von einem Parlamentsmitglied chauffiert, der einen Wahlbezirk im nördlichen Savai’i repräsentierte, hervorragend englisch sprach und uns manch Neues über Samoa vermitteln konnte. Insbesondere bestätigte er indirekt das Buchwissen über die Macht der Clan-/Familienchefs. Diese sind für die ganz große Familie, die sie vertreten, oberste Instanz in nahezu allen Fragen, ja, kein Grundstücksgeschäft kann ohne seine oder auch ihre Zustimmung, etwa 20 Prozent der Chefs sind Chefinnen, abgewickelt werden. Dabei wird das Grundstück nicht verkauft, sondern nur auf Zeit verpachtet. Das einer Familie gehörende Landvermögen wird dadurch in vollem Umfang erhalten. Nun könnte man meinen, daß das gesamte Grundvermögen auf Samoa den Familien gehört; dies stimmt nur zu einem großen Teil, denn im Zuge der Kolonialisierung Ende des 19. Anfang des 20. Jhd. übernahm die Kolonialmacht, damals Deutschland, Land für eigene Zwecke. Nur dieses ist praktisch auf dem Markt frei handelbar, so haben wir unseren MP Moors verstanden. Im übrigen sind selbst besondere Nutzungen von Grundstücken zustimmungspflichtig. Als Chef wird man nicht geboren, sondern gewählt, und zwar auf Lebenszeit. Natürlich versucht der Clanteil, der den Chef stellt, auch aus seiner Nachkommenschaft den Nachfolger zu stellen, dies setzt aber zum einen die Bereitschaft des Chefs voraus, sich immer mal wieder zwischen alle Stühle durch seine Entscheidung zu setzen als auch die Zustimmung der Mehrheit der wahlberechtigten erwachsenen Familienmitglieder. Ähnlich wie es heißt viel Feind viel Ehr gilt hier viele Cheftitel viel Macht; so trägt der MP des Landes sechs Cheftitel, er, MP Moors zwei. Dies bedeutet, auch nicht Familienmitglieder können von einer Familie zum Chef gewählt werden; dies wird dann der Fall sein, wenn man sich durch den Erwählten neue und besser Vorteile erhofft. Dieses Problem der Wohltaten, die erwartet werden, ist in den Augen unseres Fahrers ein Grundübel in der Gesellschaft von Samoa. Mit diesem Denken sei es schwer, wirklich in der Neuzeit mit allen Gesellschaftsmitgliedern anzukommen, obgleich viel in die Bildung investiert würde, aber das hierarchische Denken dadurch nicht unbedingt verschwände. So war es eine sehr kurzweilige Dreiviertelstunde bis zum Busbahnhof.

Hier standen sie dann, die bunten Transportmittel der Insel, manche sehr gefüllt, andere warteten noch auf die letzten Zusteiger. Wir kamen gerade rechtzeitig, um den Bus zum Fährterminal zu erreichen. Unser Gepäcke wurde im hinteren Wagenbereich auf den vorhandenen Taschen und Kisten verstaut, wir fanden auch ein Plätzchen und dann ging es fast schon los. Zu unserem Erstaunen drehte der Busfahrer zwar noch eine Ehrenrunde um den Busbahnhof, kam zur Abfahrtsstelle zurück, aber Platz war keiner mehr in dem Gefährt. Nicht bis zum letzten Platz besetzt, sondern deutlich darüber hinaus waren wir. Einige saßen auf dem Gepäck im hinteren Bereich, der Boden wurde als Sitzplatz genutzt und Eltern nahmen mindestens eines wenn nicht sogar zwei ihrer mitfahrenden Kinder auf den Schoß. Übervoll waren wir, aber keiner hat gemeckert. Bei Bedarf wurde sich umgesetzt, um ein Optimum an Platzangebot heraus zu kitzeln. Das alles zu einem für uns unvorstellbaren Preis : 4 Tala für eine einstündige Busfahrt zur Fähre, das sind umgerechnet etwa 1,40 Euro.

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Das Vergnügen, zusammen mit den für den Markt bestimmten Lebensmitteln und Tieren zu “reisen” hatten wir nicht, was eher der Normalität entspricht, ist der Bus das primäre Transportmittel auf der Insel. Die Strecke, die wir befuhren, war bekannt, denn es ging am Flughafen vorbei. Ins Auge gefallen sind diesmal die Buntheit der Wohnhäuser. Schlicht grau oder gar einfarbig, so etwas gab es kaum, vielmehr waren die Häuser und Fales mindestens zweifarbig angestrichen, oft in Kontrastfarben, ebenso häufig sah man auch eine Vielzahl von Bonbonfarben.

Zeitig kamen wir am Fährterminal an, zu früh, denn um kurz vor 10:00 Uhr hatte kein Ticketschalter geöffnet, also hieß es warten, und mit uns wartete die gesamte Busladung. Ein weiterer Bus kam an und spuckte seine Menschenladung aus, es war deutlich nach 11:30 Uhr, am Ticketschalter regte sich immer noch nichts und die Fähre, die um 12:00 Uhr ablegen soll, war am Horizont noch nicht sichtbar. Vielleicht stimmt die Uhrzeit nicht, also Kontrolle des Aushangs, aber dort stand schwarz auf weiß Abfahrt Donnerstag bis Samstag u.a. 12:00 Uhr. So mußten wir uns (noch) keine Sorgen machen. 12 Uhr verstrich, auch 13 Uhr war es bereits, vom Schiff kein Schornstein in Sicht, dafür hatte dann der Ticketschalter gegen 13:00 Uhr endlich seine Pforte geöffnet. Der Andrang, so weit wie möglich vorne in der Warteschlange zu sein, hätte mich stutzig werden  lassen müssen, aber ich tat es mit dem Übermut, der mangelnden Disziplin beim Anstehen ab, wenn mal wieder sich jemand vorbeischmuggelte. Karten in der Tasche und weiter warten hieß die Devise. Inzwischen war die Wartehalle sehr gut gefüllt.

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Da es eine mit Sesseln ausgestattete weitere Wartehalle gab, zogen wir um und stellten fest, wir sind nicht die einzigen die auf diesem vorgeschobenen Posten warten. Hier waren wir auch richtig, denn von hier wurde das Schiff bestiegen. Auf einmal begannen die Einheimischen, sich anzustellen; dicht gedrängt warteten sie, einige sitzend, andere stehend und Kinder auf dem Arm, immer geduldig. Noch war die Situation überschaubar, doch plötzlich entstand Hektik; hastig stellte sich eine große Zahl von Passagieren an. Das Schiff war endlich angekommen, also anstellen. Wir hatten ja unsere Karten, dann können wir uns den Streß mit dem Gepäck anzustellen ersparen. Langsam rückte die Schlange immer weiter vor und wir reihten uns an deren Ende ein.

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Nur wenige waren noch hinter uns als plötzlich das Tor für den Zugang zum Schiff geschlossen wurde. Das kann doch nicht wahr sein, wir haben doch Karten für das Schiff! Der sofort angesprochene Offizielle konnte oder wollte anfangs auch nicht weiter helfen, ich mußte nachdrücklicher werden. Schließlich forderte er mich auf, ihn zu begleiten – wenn es dazu dient mitzukommen, immer. Er führte mich an das Tor, durch das die PKW auf das Schiff fahren können; hier wurde mir bedeutet, von hier aus auf das Schiff zu gehen – also gibt es doch noch Kapazitäten!? Wer noch fehlte war Katrin, denn die wartete, angeblich, in der Abfahrtshalle. Ich lief dorthin, von Katrin keine Spur; schließlich tauchte auch sie am Fahrzeugtor auf, nun endlich waren wir zusammen auf dem Schiff und konnten uns auf Savai’i freuen.

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Endlich, deutlich nach 14:00 Uhr stach unser Schiff in See, proppevoll mit Fahrzeugen und Menschen gefüllt. Die ersten hatten das Glück, auf Bänken im Schatten die Überfahrt zu genießen, was in vielen Fällen schlafend geschah, andere setzten sich in den Schatten, den die LKW-Aufbauten lieferten und einige legten sich direkt unter ihre LKWs. Wir verbrachten die gut 80-minütige Überfahrt stehend, teilweise im Schatten, aber meistens der prallen Sonne ausgesetzt und haben auch das überlebt. Zwischenzeitlich hatten wir Bedenken, ob unserer Transport zum Quartier wegen der Verspätung noch gesichert ist, waren aber optimistisch, was gerechtfertigt war.

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Auf der Fahrt passierten wir einige der insgesamt 8 Inseln, die Samoa ausmachen. Interessant war das wechselnde Bild der Inseln im Verlaufe der Passage. Kurz vor Ankunft auf Savai’i kam uns dann die im Wechsel fahrende Passagierfähre entgegen.

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Wie vermutet, wartete unser Abholservice auf uns; statt gegen 13:00 Uhr fuhren wir erst gegen 15:20 Uhr nach Manase, auf der nördlichen Inselseite. Eine erste kurze Inselbesichtigung war somit bereits Bestandteil des Transfers, natürlich werden wir uns das alles später noch einmal in Ruhe ansehen. In Manase checkten wir dann in Jane’s Beach Fales ein. Wir hatten im Vorfeld über das Internet gebucht, nach einem letztlich leider enttäuschenden “Resort” nun eine Fale, jetzt sahen wir, was wir “eingekauft” hatten. Nicht alles entsprach unseren Vorstellungen. Über die Ausstattung der Fales, sehr einfache aber direkt am Strand gelegene Hütten, hatten wir uns vorab informiert, uns für eine “komfortablere” Version mit abschließbarem Raum und einem Bettgestell entschieden – die landestypischen Versionen sind offen, können bei Bedarf durch Herunterlassen einer Art Rollläden “geschlossen” werden, die Matratzen liegen auf dem Boden -, aber die äußerst einfachen Sanitäreinrichtungen mussten erst einmal verkraftet werden. Wir hatten zwar mit einfachen Fales gerechnet, sind aber von touristengerechten Sanitäreinrichtungen ausgegangen. So war eben alles sehr ursprünglich, daran mussten wir uns erst gewöhnen. Inwieweit wir hier dennoch eine durchaus akzeptable Bleibe gefunden hatten zeigte sich im Verlaufe unserer Inselrundfahrt.

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Wie man sehen kann, beschränkte Fläche um sich auszubreiten; wir haben uns erspart, die Sanitäreinrichtungen zu dokumentieren, es wäre ein zu trauriges Bild geworden, wobei zur Ehrenrettung der Betreiber gesagt werden muß, um Sauberkeit hat man sich bemüht, jedoch waren WC und Duschen einfach zu einfach und rudimentär. Mit dem kalten Wasser kann man sich sehr leicht anfreunden, aber daß dieses aus dem Rohr und nicht einem Duschkopf heraus strömt eher weniger, um einen kleinen Mangel zu benennen. Natürlich haben wir beratschlagt, unsere 5 hier bezahlten Nächte zu verkürzen und umzuziehen. Wenige Kilometer entfernt liegt ein Resort, das sich Katrin daraufhin angesehen hat. Aber auch hier klafften Leistung und Preis mehr als erheblich auseinander, so daß wir entschieden, dann bei Jane’s zu bleiben und das Beste aus den Tagen zu machen.

Die Südsee wird in unserer Wahrnehmung oft mit großer Gastfreundlichkeit verbunden. Auf Huahine wie auch z.B. auf Rapa Nui wurden wir den der Region entsprechenden Begrüßungszeremonien willkommen geheißen. Samoa, nahezu im Zentrum von Polynesien liegend, sollte da doch nicht zurückstehen, dachten wir. Die Wirklichkeit sah völlig anders aus. In unserem ersten Quartier, dem Resort, wurden wir mit Geschäftigkeit empfangen, wichtiger als ein Hallo, schade, daß Sie ihren Anschlußflug verpasst hatten, schön daß Sie jetzt ankommen, war die Feststellung der Personalien und das war es auch. Blumenschmuck, Willkommensdrink hier wohl nicht Bestandteil des Geschäfts und des Kulturverständnisses. Selbst in JuHes wird man persönlicher und freundlicher empfangen. Konnten wir dies anfangs noch als Ausnahme abtun, erscheint dieses “freundliche” Verhalten inzwischen die Regel zu sein, denn auch bei der Ankunft in Jane’s Beach Resort hatten wir nicht das Gefühl wirklich willkommen zu sein, eher als zahlender Gast, der u.U. die Ruhe ohne ihn störte. Das war dann doch eine herbe Enttäuschung und unser Bild vom Sein in der Südsee hat erhebliche Risse erhalten. Wir werden damit leben müssen, auch wenn es sehr enttäuschend ist. Nicht alles ist so dunkel wie dieses insbesondere von Katrin so Empfundene.

So etwas wie Serviceorientierung, Dienstleistungsmentalität ist, rückblickend, auf Samoa nicht sehr verbreitet. Hierauf stoßen wir von wenigen Ausnahmen abgesehen immer wieder. Unsere Quartiere lagen in größerer Entfernung von Flughafen bzw. Fährterminal; natürlich fragt man nach, ob ein Transportservice geboten wird, da die Bedingungen vor Ort nicht bekannt sind. Anstatt auf die vor Ort zahlreich vorhandenen und auch für Langfahrten geeignete Taxen hinzuweisen wickelt man den Transfer lieber selber ab. Der Gast zahlt und schweigt, wird aber verärgert wenn er mitbekommt, daß eine Taxifahrt teilweise deutlich günstiger gewesen wäre. Gönnt man den dahinkrebsenden Taxifahrern den Umsatz nicht und will sich die Taschen weiter füllen? Ein Unding auch wenn wir bei unserer Wirtin bzw. dem Personal gezielt nach bestimmten Ausflugszielen nachfragen und keine Auskunft erhalten; kennt man die eigene Insel nicht oder ist man so ignorant dem Gast gegenüber. Jede JuHe oder kleines Hostel an unserer Strecke war da besser aufgestellt als unsere beiden Quartiere. Wir erscheinen zum Abendessen mit unseren Getränkeflaschen – es fehlen erkennbar Gläser, die erst herbeigeschafft werden, als wir darum bitten. Die Liste ist unvollständig, der Mangel frustrierend.

Dafür entpuppte sich der Strand als wahrer Pluspunkt, eine große Lagune stand zum schwimmen, am besten jedoch bei Flut, bereit, ein Sandstrand ohne Steine, auch nicht immer gegeben. Auf Grund der starken Strömung bedeutete schwimmen im Meer schwimmen mit Gegenstromanlage, die oft so stark eingestellt war, daß wir uns kaum vom Fleck bewegen konnten. Am allerbesten dann das sich treiben lassen den Strand entlang, wobei man darauf achten mußte, nicht hinaus in Richtung Riff gezogen zu werden. Dennoch, beste Bedingungen für einen Strandurlaub, das wollen wir in den Vordergrund stellen und uns von anderen Ärgernissen nicht die Laune verderben lassen, was aber nicht leicht fällt. Da hat man ein Bild von einigen Tagen Ruhe und Entspannung auf einer Südseeinsel, und dann stimmen Erwartung und Vorgefundenes so gar nicht überein. Die bei Wind angenehme Wärme , ja Hitze, das Meer, die eigentlich zu hohe Wassertemperatur, das durchgehend tolle Wetter, der Strand, alles wie im Traum, aber die gewählte Umgebung und der Empfang passte zumindest zum Teil nicht in dieses Bild. Zu allem Überfluß scheint in der Mentalität der Einwohner der Insel der Begriff Dienstleistung und Gast eine andere Rolle als bei uns zu spielen, dies muß erst einmal “verdaut” werden, sprich Erwartungen an das Gebotene zurückschrauben, die Mängel ausblenden, um sich vom Ärger die Laune nicht ganz vermiesen zu lassen. Ärgerlich für uns auch der Ausfall der samstäglichen Folkloreveranstaltung, das Fiafia-Fest, das es verschiedenen Hinweisen zur Folge bei Jane’s geben sollte. Offensichtlich reichte die geringe Zahl der Gäste nicht, um diesen Aufwand, unter kaufmännischen Gesichtspunkten verständlich, für uns Gäste aber ein Verlust, zu betreiben.

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Nur wenige der Fales waren belegt; abends trafen wir ein neuseeländisches Paar, zwei jüngere Irinnen, einen Deutschen, einen Australier an, mit denen wir eine angenehme Zeit bei Essen, Trinken an der Beachbar oder bei kleineren Ausflügen hatten.

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Wie wichtig auch für uns der Wind wie auch der Schatten waren zeigt ein Datum : 48 Grad (in der Sonne) wurden morgens um 09:00 Uhr gemessen. Sich in der prallen Sonne aufhalten führt unweigerlich zu einer Dampfbirne, sich langsam bewegen, kraftsparend zu agieren ist Bürgerpflicht und überlebensnotwendig. An diesem Sonntag hörten wir immer wieder von weitem so etwas wie Glockenläuten, das durch Schlagen auf einen metallenen Hohlkörper hervorgerufen wird wie wir später sahen,

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und die Menschen strömten in die auch hier zahlreich vorhandenen Kirchen, alle im Sonntagsstaat. Die Messen in den verschiedenen Ortschaften, die wir im Verlaufe des Tages durchliefen, fanden über den ganzen Tag verteilt statt, irgendwo wurde immer eine “Glocke” geläutet und man machte sich auf den Weg oder wartete bereits.

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Neben den zahlreichen Kirchengebäuden, in jeder Gemeinde, die wir jeweils in weniger als 10 Minuten durchlaufen hatten, befand sich mindestens ein großes Kirchengebäude, bemerkten wir auch ein Denkmal, um auf die erste Bibelübersetzung in die Sprache des Landes hinzuweisen – ein wahrlich gläubiges Volk.

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Wie ungleich der Reichtum auf der Insel verteilt ist, konnten wir bei unserem Spaziergang an diesem Sonntag auch feststellen. Manche der Hütten und Fales befanden sich in keinem guten Zustand, andere herausgeputzt und statt aus Holz aus Stein gebaut. Fast überall wuselte auf den Wiesen der nächste Braten herum, mindestens in Form einiger Hühner, meistens suchten Schweine nach Nahrung, einmal haben wir eine angepflockte Kuh entdeckt. Die Fales liefern denjenigen, die unter ihrem Dach liegen, Schatten, dies wird an diesem Sonntag intensiv von vielen Menschen genutzt; der leichte Wind brachte zusätzliche Kühlung, alles war extrem relaxed, verständlich.

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Bei uns wohl unvorstellbar, hier aber häufig festzustellen : die Grabstelle auf dem eigenen Grund und Boden. Auch auf dem Gelände unserer Fales befindet sich ein Grab, das einerseits auf den Namen Schmid hinweist und andererseits bis in die Zeit Bismarcks zurück reicht. Immer wieder bemerkten wir in der Nähe der Wohnhäuser nicht nur alte und verwitterte Grabmale, sondern auch aktuelle Grabstätten, sowohl von älteren verstorbenen Bürgern als auch von Kindern.

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Der eineinhalbstündige Spaziergang an unserer Bucht entlang durch die nächsten Ortschaften war ernüchternd. Hin und wieder ein kleiner Krämerladen, kaum eine Gelegenheit, um “auswärts” zu essen, schon gar keine “Kneipe”, obgleich die Bucht von Manase und Umgebung als die schönste der Insel Savai’i bezeichnet wird. Mit Erlebnissen außerhalb unseres Quartiers war also kaum zu rechnen, die Alternativen zum gebuchten Abendessen mehr als dürftig. Immerhin, an der am Abend geöffneten Beachbar konnte man seinen Durst, auch mit Bier oder Cocktails, löschen.

Natürlich haben wir den Strand und das Meer sofort genutzt, mehr bei auflaufendem Wasser als bei ablaufendem. Bei Ebbe machte das Baden aber gar keine Freude, denn um in Schwimmtiefe zu gelangen, musste man extrem weit hinaus laufen. Ein großer Teil der Bucht besitzt einen schönen Sandboden hinter dem Riff, in anderen Bereichen befinden sich nicht nur Steine, sondern auch zahlreiche Korallen, die insbesondere bei Niedrigwasser das Überschwimmen zu einer gefährlichen Angelegenheit machen, denn diese Korallen sind extrem scharf, Katrin kann ein Lied davon singen. Die Wassertemperatur soll 29 Grad betragen, extrem warm, Badewannentemperatur, aber bei den Außentemperaturen dennoch eine angenehme Abkühlung, die immer wieder gesucht wurde. Ansonsten verbringt man hier dann die Hitzezeit wie die Einheimischen im Schatten, wir im Schatten unserer am Strand gelegenen Fale.

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Viel unternehmen kann man im Grunde hier nicht; die Inselrundfahrt mit einem Mietwagen ist geplant, aber noch nicht heute, anstrengendes Spazierengehen in der Hitze empfiehlt sich auch nicht. Eigentlich. Hier an der Nordseite der Insel besteht die Möglichkeit, wie es so schön heißt, mit Schildkröten zu schwimmen; hierauf wurden wir mehrfach hingewiesen. Die beiden Neuseeländer hatten diesen Ausflug bereits hinter sich; sie kamen mit einem leicht angebissenen Zeh zurück – eine Schildkröte war wohl zu gierig. Dies hielt uns übrige Gäste aber nicht ab, am Frühstückstisch – um acht Uhr erwartete man uns, und zwar vollzählig, zu diesem Zweck ging man sogar um die Fales herum und erinnerte an den Termin – uns zu diesem Besuch zu verabreden. Da ein Autotransfer nicht klappte, die verfügbaren Fahrräder bereits belegt waren, machten wir drei Deutsche uns zu Fuß auf den Weg, der deutlich länger als erwartet war. Wir kamen an, mehr als nur schweißnaß, denn auch um 10:00 Uhr brannte die Sonne uns Löcher ins Hemd. In einem sehr großen von einem Fluß- oder Meeresarm abgetrennten Teich schwammen eine große Anzahl durchaus stattlicher Meeresschildkröten herum. Wie wir später feststellten handelte es sich um grüne Schildkröten, die weil vom Aussterben bedroht, geschützt sind. Gegen die Bezahlung von 7 Tala konnte man an den Teich und in den Teich hineinsteigen, wovon wir natürlich Gebrauch machten. Angenehm kaltes Wasser tat uns Hitzegeschädigten sehr gut, auch die Schildkröten fühlten sich hier pudelwohl und umschwammen uns immer wieder. Natürlich kann man die Tiere durch Futtergabe anlocken, auch dies gab es und Mark, unser Neuseeländer, war ein Meister hierin und mit den Tieren sehr geduldig. Was uns aber den Zorn ins Gesicht trieb und Mark als quasi Einheimischen, er besitzt eine zweite Staatsangehörigkeit aus Samoa, richtig zornig machte : Polynesischstämmige Gäste fingen eine der großen Schildkröten und hoben sie als Trophäe aus dem Wasser, was an sich noch nichts besonderes war, als jedoch das Tier wie panisch mit den Vorderflossen wild um sich schlug, offenbar aus Angst oder Unwohlsein mit der Situation, wurde die Zwangslage des Tieres nicht beendet, sondern weiter damit posiert. Es wäre interessant zu erfahren, wie diese Person(en) sich fühlen würden, wenn man ihnen auf diese Weise Gewalt antun würde; kein Respekt vor der Kreatur und ihren Bedürfnissen. Dennoch, dies konnte unsere Freude, diese Tiere aus nächster Nähe um uns herum schwimmen zu sehen, ihre Panzer in unterschiedlichen Farben zu erkennen, auch sehr große Tiere dabei auszumachen, nicht schmälern. Das waren schöne 1 1/2 Stunden an diesem Teich. An die Stelle des schweißtreibenden Marsches trat zum Glück, es fuhr gerade eine Art Taxi vorbei, der Autotransfer zum Quartier.

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Während unserer Zeit in Manase hatten wir am Vormittag und ab etwa 16:00 Uhr so weit auflaufendes Wasser, daß für uns optimale Bade- und Schwimmbedingungen herrschten. So sah man sich bald nach der Rückkehr von dem Ausflug irgendwo in der Bucht beim Versuch, sich abzukühlen wieder. Die beiden Irinnen hatten sich Schnorchelausrüstung besorgt und sind einen Teil des Riffs entlang geschwommen. Ihre optische Ausbeute war mehr als dürftig. Die vielen bunten Fische suchten sie, fanden aber nur vereinzelte nicht unbedingt exotische Exemplare. Dies deckte sich mit der Erfahrung eines Gastes zwei Tage später, der am Riff getaucht war. Einerseits sei das Riff in großen Teilen bereits tot, andererseits habe er eine so geringe Menge an Fischen bei seinen Tauchgängen vorgefunden, daß dieses Revier als interessantes Tauchrevier von der Liste zu streichen sei. Bei so viel Informationen war für uns das Schnorchelthema schnell erledigt.

Am 15.4. blieben wir, zumindest vorerst, alleine zurück, denn nachdem unser junger Landsmann bereits am 14.4. nachmittags zum Flughafen abgereist ist, stiegen heute Mittag Mark und seine Frau, Kevin und Helen mit ihrer Freundin in das Großtaxi, um direkt den Flieger in die Heimat zu erreichen oder am Folgetag es leichter zu haben, am frühen Vormittag zum Flughafen zu kommen. Nach den gemeinsamen Tagen gab es ein herzliches Verabschieden. Insbesondere Katrin, die Heimweh verspürt, hat sich gut vorstellen können, mit im Flieger in Richtung Heimat zu sitzen. Heimweh kann ganz schön plagen, davon kann dann auch ein noch so schöner Strand und die unendlichen Bademöglichkeiten nicht ablenken.

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Bislang hatten wir von Savai’i, der wie es heißt ursprünglicheren der beiden großen Inseln von Samoa, nur einen kleinen Zipfel gesehen. Uns einen Überblick über die Insel zu verschaffen brachen wir am 16.4. mit einem Leihwagen auf. Mark hatte uns aus seinen zahlreichen Besuchen der Insel einige der besuchenswerten Orte genannt, auch der Reiseführer war sehr wortkarg, wenn es darum ging, sehr lohende Ziele herauszustellen. Um das Ergebnis einer etwas mehr als 200 Kilometer langen Inselrundfahrt vorwegzunehmen : so richtig viel Bedeutsames haben wir nicht gesehen, eigentlich gibt es nach dem Besuch der Schildkröten nur noch zwei erwähnenswerte Orte, zum einen die vom Taifun 1990 zerstörte nah am Meer stehende Kirche an der Fagalele Bay

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sowie die Blowholes bei Alofaaga. Die Insel ist bekanntlich vulkanischen Ursprungs und Lava sieht und findet man überall. Hier direkt an der Küste haben sich im Verlaufe von Millionen Jahre Hohlräume in den Lavaschichten gebildet, in die die heranbrandenden Wellen mit aller Wucht hineinstoßen; wenn dann noch eine schmale vertikale Öffnung besteht, wird das Wasser in einem riesigen Strahl gen Himmel gedrückt. Wir hatten von einer Fontänehöhe von jenseits der 30 Metermarke gelesen; auch wenn wir derartige Höhenwerte heute nicht bestätigen können, sehr hoch waren die Fontänen schon und toll anzusehen, wie nach einem Wumm im Untergeschoß Augenblicke später das Wasser nach oben spritzte.

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Nicht nur an einer Stelle schoß das Wasser in die Höhe, sondern in dem von uns einsehbaren Umfeld konnte man  an geschätzten 10 Löchern auf den richtigen Augenblick für die Aufnahme warten. Jedes Stück Land gehört irgend einem; getreu dieser Devise wird dann auch egal ob man sich eine zerstörte Kirche ansehen will oder an der Klippe einen Blick in die Tiefe der blowholes werfen möchte, die Hand aufgehalten und ein kleiner Obolus verlangt. Um diese bescheidenen Beträge einzusammeln sitzen dann immer zwei Personen in einer kleinen Fale am Wegesrand und warten den ganzen Tag, bis dann zwei Touristen wie wir auftauchen, um die wenigen Tala einzufordern. Eigentlich ein Witz, aber die Leute sind beschäftigt und haben Zeit, miteinander stundenlang zu reden.

Auf Savai’i befindet sich zwar nicht das Epizentrum der Vulkantätigkeit, der letzte Vulkanausbruch des Mount Matavanu, hinter unserer beschaulichen Bucht gelegen, liegt etwas mehr als 100 Jahre zurück, die Auswirkungen insbesondere des großen Lavastroms kann man noch heute deutlich sehen. Ganze Dörfer wurden dabei begraben, um eine Dorfkirche in Samaleulu machte das Lava einen Bogen und verschonte die Kirche; die gläubigen Menschen vor Ort sprechen hier von einem Wunder. In einigen der zerstörten Regionen hat der Wald sich erholt, wird wieder gelebt und wenn möglich das Feld bestellt. Wir hatten die feste Absicht, dieses 8. Weltwunder zu besuchen und fuhren mehrfach den Streckenteil ab, von dem aus laut Karte der Weg zur Kirche führen soll. Des Rätsels Lösung erfuhren wir bei einem Krämer, den wir um Rat fragten. Das mehrfach von uns überquerte Bachbett sei der einzige Weg dorthin, entweder in einer mehrstündigen Wanderung oder mit einem 4WD-Wagen, den wir natürlich nicht fuhren. Nach unserer Einschätzung dürften selbst die Alleskönner bei den riesigen im Bachbett liegenden Brocken ihre Probleme bekommen, das Ziel zu erreichen. Insofern auch verständlich, wenn wir keinen Hinweis auf die Kirche und den Weg dorthin fanden. Offensichtlich hat sich diese Wegesituation nicht bis zur Touristeninformation durchgesprochen, denn in deren Publikationen wird dieses Wunder als lohnenswertes Ausflugsziel benannt.

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Während unserer Inselrundfahrt passierten wir eine Vielzahl von kleinen Siedlungen oder Dörfern. Zum einen fiel auf, wie wenig Straßenköter sich zeigten, diese Plage hat man wohl gar nicht erst entstehen lassen, was eine Wohltat insbesondere für denjenigen ist, der nachts nicht durch die Kläffer unter den Hunden wachgehalten werden will. Zum anderen wie gepflegt und sehr oft mit viel Liebe die kleinen “Vorgärten” trotz der großen Hitze am Leben erhalten werden. Selbst vor erkennbar armen Behausungen waren kleine Anpflanzungen von blühenden Sträuchern keine Ausnahme. Schließlich hatten wir den Eindruck, die Bewohner von Savai’i bemühen sich mit Erfolg, ihren Müll nicht in der Umgebung der Behausung, sondern auf offiziellem Weg zu entsorgen – Müllwagen fuhren die Straßen ab und sammelten die auf den entsprechenden Podesten abgelegten Mülltüten ein. Wilde Müllkippen sahen wir keine einzige, auch der Umfang achtlos ins Gebüsch geworfener Dosen etc. war verschwindend gering.

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Ostern steht bevor, an vielen Orten wurde sich auf diesen hohen kirchlichen Feiertag vorbereitet. An einigen Kirchen konnte man sehen,wie geschmückt und wie noch der Außenanstrich verbessert wurde; die Außenflächen wurden nicht nur gefegt, sondern sitzend penibel nach Unkraut abgesucht und gezupft, selbst vor der Einfriedung sahen wir immer wieder Gruppen von Dorfbewohnern, wie sie Unkraut entfernten. Aber nicht nur die Kirchen wurden herausgeputzt, das setzte sich bei den eigenen Häusern fort, bezog auch die an der Straße entlang führenden Wege mit ein. Hin und wieder nahm man Anpflanzungen vor. Die motorbetriebene Kreiselsense war das an diesem Tag am meisten eingesetzte Gerät; die eh schon niedrigen Grashalme wurden auf ein Minimum gestutzt. Stundenlang schwangen die Männer am Motor ihr Gerät hin und her, hin und her. Während sonst jedermann/-frau mit Flipflops herum läuft, die hier Gartenarbeit Verrichtenden hatten Gummistiefel an, ein Zug mit dem Nylonfaden über den dicken Zeh ist halt sehr schmerzhaft.

Der Vollständigkeit halber muß aber auch erwähnt werden, daß mindestens die gleiche Anzahl Bürger sich nicht nur während der starken Mittagssonne im Schatten eines Faledaches aufhielten, dort schwätzten oder flach liegend in den Tag hinein dösten.

Natürlich fuhren wir nicht unentwegt durch die sich weit hinziehenden Straßendörfer/-siedlungen, sondern auch durch nicht urbargemachte Landschaft. Es war eine Mixtur von Palmen, Farnen, nicht identifizierbaren Bäumen, Affenbrotbäumen, jede Menge Unterholz und Büsche, Bananenpflanzen, Feldern mit der Taropflanze (?) bebaut, selten Zuckerrohr und noch seltener Wiesen mit einer weidenden Kuh. Wenn ein Rindvieh gehalten wurde, sah man dies meistens in der Nähe der Behausung auf einem Stück “Gras” angepflockt. Spektakulär war somit die Fahrt durch den fast nicht mehr vorhandenen Regenwald und meistens nur irgendwie gewachsenen Wald wirklich nicht. Die auch auf dieser Insel vorhandenen Berge waren zumindest anfangs noch in Wolken gehüllt, wohingegen die umfahrenen Küstenteile ständig Neues boten, weniger in Form eines Sandstrandes, der anerkennende Ausrufe von Katrin hervorrief, sondern eher in Form von in keiner Weise zum Baden geeigneten Küstenstreifen. Nachdem wir wieder am Ausgangsort, unserem Strand in Manase zurück waren, fiel das Urteil in dieser Hinsicht eindeutig aus : wir liegen am besten verfügbaren Strand auf der Insel. Dies relativierte dann auch die bisherige Enttäuschung, zumindest teilweise.

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Auch wenn man im wesentlichen nur mit dem Auto unterwegs ist, wir beide verspürten Hunger. Gerade passend passierten wir den an der Westküste gelegenen und wegen seines Strandes – von wem auch immer – gelobten Ort Satuiatua, sahen das Schild eines Beach Resorts und hielten. Hier machte niemand in den am Strand stehenden Fales Urlaub, alles stand leer; sofort verglichen wir mit unserem Standort und konnten den Sieger auf unserer Seite verbuchen. Rein nichts war besser in Schuß, angenehmer, selbst der Strand blieb meilenweit hinter unserem üppigen zurück. Wer hier zu schwimmen wagte, mußte mit Verletzungen durch die in der Bucht sehr nah am Strand liegenden Steine rechnen. Nicht zu empfehlen, war auch die Küche, die ein völlig ungewürztes Essen herausbrachte. Nichts wie weg und wieder mußten wir unsere Einschätzung von Jane’s Beach Fales etwas relativieren – es gibt noch deutlich schlechtere Varianten, die sich hochtrabend “Resort” nennen. Aber der ausliegende Prospekt war vom feinsten, hier werden die Schwimm- und Schnorchelmöglichkeiten so gelobt, daß sich die Balken biegen.

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Mit Regen muß man hier immer rechnen. Auch heute während der Fahrt hatte es teilweise heftig geschüttet. Im Auto sitzend nimmt man das hin und macht sich keine Gedanken, wo daß viele Wasser denn hinfließt. Die die Insel durchziehende Bergkette hatte den aus Westen kommenden Regen “abgefangen” und gen Westen in die Bäche geleitet. Was so ein Guß ausrichten kann, erfuhren wir auf unserem letzten Teilstück vom Fährhafen zurück nach Manase, d.h. an der Westküste entlang. Gut 7-8 Kilometer hinter dem Fährhafen Salelologa strömt das Wasser des am Mount Mafane herunter gekommenen Regens in Küstennähe in einem einzigen Bach bei Sapapalii in Richtung Meer. Diese Strecke sind wir bereits zwei Mal gefahren und haben die Straßenfurt durch bzw.leicht über das Bachbett kaum wahrgenommen.  Heute war die Aufmerksamkeit dem Bach gewiß, denn er hatte so stark zugenommen, daß die Furt unpassierbar war, auch für hochachsige 4WD/Pickups. Also hieß es warten, bis das Wasser abgelaufen ist. Das kann dauern und unser PKW war ein Kleinwagen, der vergleichsweise tief auf der Straße liegt. Als wir an der Furt ankamen stand schon eine große Schlange wartender Fahrzeuge vor uns; lediglich die hochachsigen Busse durchfuhren das Wasser sehr langsam. Während wir Wartenden auf bessere Zeiten hofften, nutzten einige Kinder das für sie erfreuliche Ereignis. Wir warteten mehr als eine halbe Stunde bis wir glaubten, der Wasserstand sei soweit zurück gegangen, daß beim Durchfahren kein Wasser über den Türschweller in das Auto gelangen könnte. Wir blieben trocken und waren um eine neue Erfahrung reicher.

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Dann war unser letzter Abend in Manase angebrochen, ein langes Bad im immer noch warmen Meer – dem wie immer vor dem Frühstück noch ein letzter Meergang folgte –, ein Abendessen, das im Verlaufe der Tage immer besser wurde, warum ging des nicht vom ersten Tag an so, ein Bierchen an der Strandbar. Lange in die Nacht und den Sternenhimmel hinausblickend saßen wir dann noch auf unserer Veranda. Es war friedvoll, ruhig und stimmig, der Groll des ersten Tages hatte sich zumindest etwas gelegt, auch wenn wir nicht das Gefühl bekamen, südseetypisch zu leben, hier fehlte erkennbar etwas, wir konnten unseren Tagen in Manase einiges Positives abgewinnen, aber länger bleiben – nein das dann doch nicht.

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Für 10:00 Uhr am 16.4. hatten wir durch die Wirtin ein Taxi zum Fährhafen bestellt, denn wir wollten die 12-Uhr Fähre nach Upolu gerne erreichen. Genügend Zeit blieb, um in Ruhe nach dem Frühstück unsere Rucksäcke zu packen und dann warteten wir. Das Taxi war pünktlich zur Stelle, aber das Fahrzeug, das einen Schriftzug als Taxi trug, wäre am besten direkt in die Schrottpresse gefahren worden. Und wie das Erscheinungsbild des Wagens das seines Fahrers. Nun haben wir uns an sehr dicke Menschen gewöhnt, der Fahrer gehört zu dieser Kategorie, die beim Lenken den Bauch einziehen muß, sonst kann man das Lenkrad wohl nicht bewegen; dies ist noch hinnehmbar, aber als wir sahen, wie verdreckt dieser Samoaner aufkreuzte wurde uns anders; nicht nur daß sein T-shirt mehr als dreckig war, er war offenbar direkt aus der KFZ-Reparaturwerkstatt gekommen, denn er stank enorm nach Öl, nein, dieses seinen weit ausladenden und den Hosenbund stark überwölbenden Bauch einhüllende Stück Stoff war vorne mit einem riesen Loch versehen! Welche Wahl hatten wir? Die Zeit drängte und wir stiegen ein. Hätten wir den Fahrer doch bloß nach Hause geschickt, denn sehr bald merkten wir, wie übermüdet er war. Fahrige Bewegungen im Gesicht und um den Kopf herum, ständig sich frische Luft zufächeln, unentwegtes ausdauerndes Gähnen – Katrin und ich beobachteten ihn ununterbrochen immer bereit, einzugreifen. Zum Glück erkannte er immer, auf welcher Straßenseite er zu fahren hatte und wir kamen nach fast einer Stunde Fahrt für die 50 Kilometer heil und erleichtert am Fährhafen an.

Der Andrang hinüber nach Upolu war heute nicht so groß wie auf der Herfahrt, dennoch, als es hieß, man könne auf das Schiff gehörten wir mit zu den ersten, die das Gatter durchliefen. Nach einer ruhigen Fahrt von etwas mehr einer Stunde wechselten wir das Transportmittel, stiegen in einen der bereitstehenden Busse in Richtung Busbahnhof Apia. Diese Busse sind etwas ganz besonderes. Die Aufbauten auf einem normalen LKW Chassis bestehen vollständig aus Holz, die Glasscheiben der Fenster werden versenkt und können per Hand aus der Versenkung herausgezogen werden, aber wer fährt hier schon mit geschlossenem Fenster. Dicht gepackt saßen wir, unsere Rucksäcke waren irgendwie auf einer kleinen Platte am Heck des Busses verstaut, wir hofften, auch festgezurrt. Alles kam wohlbehalten und vollständig an; den letzten Wegteil zu unserer Bleibe in Apia, bis es am 19.4. in aller Frühe zurück nach Australien geht, dem Samoan Outrigger Hotel, beförderte uns dann ein Taxi. Im Vergleich mit unseren Tarifen zahlten wir, immer noch mehr als ortsüblich, für die gut 3,5 Kilometer umgerechnet 1,50 Euro. Damit endete unser Ausflug nach Savai’i, von dem wir mehr erhofft hatten, der aber dennoch ein Erlebnis war.

Ich will den Sommer spüren! Upolu in Samoa

So oder so ähnlich lautet seit Wochen eine fast stereotype Aussage Katrins. Verständlich, wenn wir dann vor einigen Wochen den Entschluß fassten, den geplanten Abstecher nach Samoa nicht ihren Kürzungswünschen zu opfern und uns auf die Suche nach einer passenden Flugverbindung mit möglichst geringer Reisedauer und einem Quartier sowohl auf der Insel Upolu als auch auf der Insel Savai’i machten und endlich auch buchen konnten.

Als wir heute im Anflug auf den Flughafen von Samoa, Faleolo, Wasser an unserem Fenster vorbeifließen sahen, glaubten wir, die falsche Entscheidung getroffen zu haben und quasi vom Regen in die Traufe geraten zu sein, denn Regen hatten wir ja zuletzt in Sydney kennen gelernt. Auf Regen folgt Sonnenschein, meistens, so sicherlich auch hier, machten wir uns Mut, denn die eigentliche Regenzeit ist ja bereits seit längerem vorbei, die Zyklonsaison sollte im Grunde auch beendet sein. Wie wir später verfuhren, zieht gerade ein starker Zyklon an Fiji vorbei, mit der Beurteilung der Regenzeit lagen wir aber richtig.

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Kaum hatten sich die Kabinentüren geöffnet, verspürten wir eine schwüle Hitze; es hatte zu regnen aufgehört, wie wir sehen konnten war richtig etwas herunter gekommen, und die üblichen gut 30 und mehr Wärmegrade in diesen Breitengraden empfingen uns. Natürlich reagierten die Schweißdrüsen auf diesen Hitzeüberfall sofort, um uns abzukühlen. Die Wirkung des leichten Windes erscheint aber größer zu sein und macht die klimatischen Bedingungen, wir haben es ja so gewollt, erträglicher. Nun waren wir, endlich, mit einem Tag Verspätung auf Samoa angekommen und zu unserer Freude wurden wir auch von unserem Gepäck begleitet, also keine lange Warterei und Ängste, ohne unsere Rucksäcke zu bleiben. Grenz- und Zollformalitäten wurden zügig erledigt, es gab ja nur diesen einen Flug zu diesem Zeitpunkt, und draußen wartete schon unser vereinbarter Transportservice zu unserer Bleibe.

Api unser einheimischer Fahrer brachte uns wohl in dem Tempo, das hier üblich ist, in das Örtchen Faleapuna, 30 Kilometer westlich von Apia gelegen, wo sich unser “Resort” befindet. Er schien sehr um unsere Sicherheit besorgt zu sein, denn das Tempo, das er wählte, konnte nur noch von einem Sänftenträger oder Eselskarren unterboten werden, wir fuhren nicht, wir zuckelten. Natürlich bremsten die unzähligen Bodenwellen sein, Tempo, erfüllten somit ihren Zweck, aber für die Distanz von etwa 60 Kilometer zwei Stunden zu benötigen, stellt in unseren Augen einen Rekord dar. Mit dem landestypischen Beförderungsmittel, dem Bus, soll man die Strecke in etwas mehr als der halben Zeit schaffen!

Rund um Upolu verläuft eine Hauptstraße, dabei geht es meistens nah an der Wasserkante entlang. Für uns schön, denn so konnten wir einen ersten Eindruck vom Leben und dem Lebensumfeld der Bevölkerung gewinnen. Samoa hat rund 186.000 Einwohner, von denen wir auf unserer Fahrt deutlich mehr als die Hälfte direkt oder indirekt “gesehen” haben, denn wir durchfuhren das die Inseln dominierende Wohngebiet, das insbesondere zwischen dem westlich von Apia gelegenen Flughafen Faleolo und Apia selber liegt. Wie die entlang der Straße liegenden Unterkünfte zeigen, besteht ein erhebliches Wohlstandsgefälle im Land, wobei die ärmeren und baufälligeren Hütten eher in der Nähe des Flughafens und am Wasser liegen. Der überwiegende Teil der vor den Toren der Stadt liegenden Häuser, alle auf einem mehr oder weniger großen Grundstück gelegen, waren Holzhäuser relativ einfacher Bauweise. In vielen Fällen war den kleinen geschlossenen Räumen im hinteren Hausbereich im vorderen Bereich eine große überdachte Terrasse vorgesetzt, in dem sich das Leben der Familie abspielt. Hier stehen Sofas, Sessel, Tische, Stühle, Matratzen liegen auf dem Boden. Dieser luftige Platz hat seine Reize und seinen Sinn; bei diesem Klima, weht der kühlende Wind hindurch und das vorgezogene Dach schützt vor den Regengüssen. Im Bedarfsfall kann man oft aus Stoff gefertigte – ebenso sahen wir aber auch aus Palmblättern geflochtene – “Vorhänge” herunterlassen oder vorziehen, um weiteren Schutz zu haben oder die Einsicht zu verhindern, wenn dieser Raum als Nachtlager, wie die Matratzen andeuten, genutzt wird. Ist diese große Veranda nicht ín das Haus integriert, stehen in unmittelbarer Nachbarschaft ein oder mehrere dieser Fale, auf Stelzen gebaute überdachte aber an den Seiten offene Plattformen. Hin und wieder, wir fuhren in der Mittagshitze zu unserem Quartier, konnte man auch gesellschaftliches/familiäres Leben in diesen Fales beobachten. Die Hitze schien das Leben zumindest zum Teil einzubremsen.

Die Bevölkerung von Samoa ist überwiegend christlich, hier haben die Missionare sehr erfolgreich gearbeitet. Daß jede Gemeinde seine eigene Kirche haben muß, kann man verstehen – aber sind die Gemeinden so klein, daß im Abstand von 100-200 Metern immer wieder Kirchengebäude auftauchen?  Manchmal reihen sich diese Bauten fast nahtlos aneinander, alle möglichen Glaubensrichtungen haben hier ihre Gotteshäuser errichtet. Nachdem diese Kirchendichte bemerkt worden war, habe ich gezählt und verglichen – Schulhäuser und Kirchen. Zwischen Faleolo und dem Stadtrand von Apia kommen auf eine Schule mehr als vier Kirchengebäude! Ein wahrlich frommes Volk bei dem wir uns befinden.

Unsere Unterkunft für nur noch zwei statt der drei geplanten vollen Tage heißt hochtrabend “Le Uaina Beach Resort”. Uns stand gar nicht der Sinn, in einem Resort unsere Zeit zu verbringen; wir haben intensiv im Netz die möglichen Quartiere auf der Insel, natürlich wassernah und vielleicht mit Strandzugang, recherchiert, Beurteilungen gelesen und schließlich vier Favoriten je Insel angeschrieben, per Mail natürlich, schließlich enthielten ihre Internetpräsentationen diese Kontaktmöglichkeit. Es herrscht derzeit nicht gerade Hochsaison auf Samoa, eine schnelle Reaktion auf unsere Anfrage (Preis, Info zur Zimmerausstattung, vegetarisches Essen, Flughafentransfer) sollte keine Probleme bereiten. Offensichtlich aber doch, denn auch nach vier Tagen lagen von den angemailten Unterkünften keine Reaktionen vor, so daß wir höflich an unsere Anfrage erinnerten und erneut warteten. Zwei Kandidaten schafften es dann innerhalb von drei weiteren Tagen zu antworten, eine letzte Antwort traf am Tag unseres Fluges und somit dem ersten Übernachtungstag ein! Die Uhren gehen hier erheblich langsamer als bei uns. Wir kamen so langsam unter Druck, denn die Flüge waren gebucht, aber unter dem Sternenhimmel am Kai wollten wir dann doch nicht schlafen. Katrin stieß dann in einer ganz anderen Ecke der Insel Upolu als wir ursprünglich gesucht hatten, auf gute Bewertungen unseres dann ausgesuchten Quartiers, eben dieses Resort. Auf unsere Mailanfrage wurde schnell geantwortet, das ließ hoffen, so daß wir schließlich auch buchten – große Alternativen hatten wir immer noch nicht gefunden und vor Ort unsere kostbare Zeit mit der Suche nach einem schönen Quartier am Meer zu verplempern, war nicht die wirkliche Alternative. Der Begriff “Resort” ist sehr hochtrabend gewählt, es ist eine Anlage mit einer größeren Anzahl von Strand- und Gartenbungalows, einem Pool und Liegemöglichkeiten, schönem Garten und freien Blick auf das Meer. Auch der Preis war nicht gerade resortmässig, denn hier wurde nicht mehr als anderswo auch verlangt. Wir waren, hier angekommen, auf das erste zufrieden mit der Wahl – für das erste.

Nach dem ersten Tag erkennt man dann die zahlreichen Mängel dieser “Anlage”, bei der deutlich mehr Gewicht auf die Instandhaltung gelegt werden sollte. Wir nehmen es hin und werden die Tage hier trotz der Abstriche, die gemacht werden müssen, genießen. Katrin ist nicht nur ein wenig über das dann nicht im Einklang mit den euphorischen und äußerst positiven Bewertungen bei tripadvisor Vorgefundene enttäuscht. Wie kann man die Wirklichkeit so schönschreiben als Gast? Also machen wir auch jetzt keinen Luxusurlaub, obgleich die Sicht und das Wetter, die Bademöglichkeiten derzeit für uns einen Luxus bedeuten, etwas lange Vermisstes. Frust kam am ersten unserer beiden vollen Tage im “Resort” auf als wir erst auf Nachfrage erfuhren, daß am heutigen  Tag eine große Hochzeitsfeier stattfinden würde, was die Vorbereitungen erklärte. Eigentlich waren wir hierher gekommen, um in Ruhe uns zu entspannen und im Meer und dem Pool zu schwimmen, das war dann wohl kaum möglich. Und genau so war es auch – Service für uns Fehlanzeige, wir fühlten uns als Fremdkörper in der Anlage; um zum Pool zu gelangen nahmen wir aus Rücksicht auf die Festgäste, einen Umweg, schlichen quasi zu einem Ort der Entspannung, der aber keiner war, denn die Musik der bereits am frühen Nachmittag aufspielenden Band war hier nicht minder laut und störend. Aus der Entspannung wurde es nichts, Frust fraß sich ins Gehirn. Zum Glück goß es am früheren Abend so gegen 20:00 Uhr heftig, alle strömten unter das Dach, in den Speiseraum, in dem wir gerade aßen, die Musik verstummte, er wurde ruhiger. Wir hatten schon befürchtet, auch des nachts mit dem Lärm notgedrungen leben zu müssen, dies war ein kleiner Lichtstreifen für das bewölkte Gehirn. Am Tag danach machte Katrin, auch sie empörte sich über unsere Behandlung, aus ihrem Herzen zwar keine Mördergrube, beschwerte sich jedoch bei der Rezeption über die vorgefundene Situation. Hier gehen die Uhren anders, mussten wir feststellen. Man nahm zur Kenntnis, daß wir ernsthaft sauer und empört waren, uns um einen ruhigen Urlaubstag, den wir bezahlt haben, geprellt fühlten, ein Hinweis vorab hätte u.U. unsere Entscheidung beeinflusst, meinte aber, diese Hinweise künftig zu berücksichtigen. Das war es dann. Etwas Bedauern ausdrücken und zum Gewohnten übergehen. Ich bin ja kein Freund von Beurteilungen, aber diesmal werden wir wohl unsere Einschätzung dieser Herberge auf tripadvisor  deutlich machen.

Genug gemeckert, denn es gab auch viele schöne Eindrücke hier am Meer. Wenn wir die Tür unseres Bungalows öffnen kommt uns nicht nur bereits am frühen Morgen ein Schwall sehr warmer Luft entgegen geströmt, sondern wir blicken auf das Meer, auf ein Riff, eine Lagune und die unendliche Weite; alles schrumpft etwas zusammen wenn Ebbe ist, denn dann ragen die Riffe gut 50 Zentimeter aus dem Wasser heraus, sehen aus der Ferne sehr unscheinbar und bräunlich aus. Nur an einer Stelle weit im Nordwesten unserer Lagune haben wir bei einer Kajakfahrt ein kleines Eiland “entdeckt” das sogar bewachsen ist, also auch von Flutwellen nicht überrollt wird. Wenn keine Feier ist, herrscht hier nahezu himmlische Ruhe, was wir hören ist extrem wohlklingend. Unentwegt laufen die Wellen an oder über das Riff, diese Brandungsgeräusche sind Musik für die Ohren; wenn man dies ausblendet und nah an der Wasserlinie sitzt, hört man dieses sanfte heranplätschern der auslaufenden Wellen, die in der Lagune kaum in Zentimeterhöhe gemessen werden können. Um unseren Bungalow herum stehen eine Anzahl stattlicher Bäume, die einerseits wohltuenden Schatten spenden, andererseits durch den relativ oft vorbeiströmenden Wind schön zum Rauschen gebracht werden. So könnte man sich einen nahezu paradiesischen Zustand ausmalen und wir träumen uns ab und an davon, wenn wir auf den, leider ungepolsterten und somit holzharten, Sonnenliegen liegen. Bei der Suche nach den vielen bunten Fischlein in der Lagune blieb es beim träumen; außer vereinzelten kleinen Schwärmen oder einzelnen Fischen kam uns nichts fischähnliches lebend vor die Augen. Offensichtlich wurde hier erheblich überfischt, denn wenige hundert Meter neben dem Resort ist großflächig ein Bereich durch am Meeresboden verankerte Netzte vom Rest der Lagune abgetrennt in dem versucht wird, den noch vorhandenen geringen Fischpopulationen genügend Schutz zu geben, damit sie sich wieder zahlenmäßig stärker entwickeln können.

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Um su größer die Freude und das Erstaunen, auf einmal einen großen Schwarm in Wellen immer wieder aus dem Wasser schnellender Fische an unserem Strand vorbeifliegen zu sehen – kaum erkannt, schon waren sie wieder abgetaucht und schwammen ihren gewohnten Stil. Ob sie auf der Flucht vor einem Raubfisch waren oder aus Übermut dieses Kunststück vorführten, wer weiß.

Wir sind zwar außerhalb der Regenzeit hier unterwegs, aber Regen gehört dennoch zum Tagesablauf. Dies hat uns wenig gestört, denn die Sturzbäche rauschten wenige Stunden vor der Morgendämmerung herunter, brachten den Pflanzen das notwendige Naß, das so nicht sofort verdunstete. Nur wenige Regentropfen störten unseren Tagesablauf. Ohne diesen nahezu täglichen Regen, die nächtlichen Schauer waren so heftig, daß wir jede Nacht dadurch geweckt wurden, würde nicht eine so schöne bunte und vielseitige Pflanzenwelt um uns herum existieren können.

Hier in Faleapuna ist im Grunde der Hund begraben, eine Kneipe aufsuchen – unmöglich, es gibt hier keine, einzig einen kleinen Krämerladen haben wir entdeckt. Im übrigen wird jeder Spaziergang für uns Mitteleuropäer zu einer sehr schweißtreibenden Angelegenheit bei der schwülen Hitze, die über der Insel liegt. So dürfte verständlich sein, wenn wir einen großen Teil des Tages entspannt im Meerwasser, im Pool, auf der schattigen Bungalowveranda oder im kühleren Zimmer verbringen und nicht durch die schattenlose Umgebung laufen. Will man hier etwas besonderes besichtigen, z.B. an einen interessanten Strandabschnitt von der Straße aus gehen, muß man die Spielregeln vor Ort bedenken und beachten. Hier gehört jedes Stückchen Erde jemand, und sei es der Gemeinde. Jeder will gefragt werden, bevor man sein Eigentum betritt, denn dieses ist zu respektieren, und gestattet dies in der Regel gegen eine Gebühr von 10 Dollar. Auch diese Prozedur hält einen ab, ziellos die Küstenstraße hinauf zu wandern auf der Suche nach einem wunderschönen, außergewöhnlichen Spot. Trotz dieser Gebühr ließen wir uns jedoch nicht abhalten, den in der Nähe zum Resort liegenden Piula Cave Pool aufzusuchen. Auf dem Gebiet eines methodistischen theologischen Seminars befindet sich direkt am Meer dieser Pool, der in eine Grotte hineinreicht, von Natursteinen eingefasst ist, teilweise ein natürliches Becken besitzt und anscheinend durch eine in der Grotte austretende Quelle gespeist wir. Die geringen Mengen von der Decke herabtropfenden Wassers dürften nicht ausreichend sein, die Menge an erkennbar Richtung Meer abfließenden Wassers zu ersetzen. Das tolle an diesem Pool – nein nicht die nur 5 Dollar Eintritt pro Person, sondern die erfrischende Wassertemperatur. Wechselt man vom Pool in das direkt hinter einer Mauer liegende Meerwasser kommt einem dieses wie Badewannenwasser vor, so warm ist es. Hier konnte man es lange aushalten und immer wieder die Erfrischung und Abkühlung durch das Poolwasser genießen und dabei den einen oder anderen Fisch als Badegast sehen. Der Pool hatte dann auch endlich einmal Ausmaße, die zu schwimmen erlaubte, man stieß nicht nach 5-8 Schwimmzügen wieder an einen Beckenrand oder eine Felsmauer; alles in allen schätze ich betrug die Länge durchaus freibadmäßige 50 Meter, wenn man in die Tiefe der Grotte hineinschwamm. Katrin fühlte sich hier pudelwohl und war kaum vom Fleck zu bewegen. Erst als kurz vor dem Schließen des Pools gegen 16.00 Uhr Heerscharen von anderen Touristen mit ihren Führern hier einfielen, es laut und voll wurde – bis dahin vergnügten sich hier maximal 6 Gäste (!) – konnte sie sich schweren Herzens von diesem Badevergnügen trennen. Das war eine echte Bereicherung des Tages.

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Die zwei Genußtage hier am Strand waren schneller vorbei als gedacht, aber es stehen ja noch weitere fünf Tage auf der Nachbarinsel Savai’i an, auf die wir uns schon freuen. In diversen Gesprächen während der letzten beiden Tage mit Einheimischen hörten wir nur positives über das Gebiet, in dem sich unser Quartier und der Strand befinden. Warten wir es ab. Zuvor werden wir beim auschecken noch einmal Dampf ablassen um dann ab 08:00 Uhr an der Straße zu stehen und auf unseren Bus zu warten, der uns nach Apia bringt. Von dort aus geht es dann mit einer anderen Verbindung bis hin zum Fährhafen, wo wir hoffentlich die 12:00 Uhr-Fähre besteigen können. Am Kai auf Savai’i werden wir dann erwartet und zum Quartier gefahren. Wird schon alles klappen.

Jetzt hat es auch uns getroffen ! Zeilen des Zorns

Das wird ein guter Tag werden! Morgens gegen sechs Uhr : der Himmel war weitgehend klar, es sah nach strahlendem Sonnenschein aus, was auch eintraf, kein Regenwölkchen zu sehen, ein Tag, der leider ein Reisetag war. Dieses Wetter in den vergangenen beiden Tagen und wir hätten von Sydney und Umgebung noch mehr Eindrücke mitnehmen können. So packten wir in der Frühe unsere Rucksäcke, inzwischen mit großer Routine, der Zeitaufwand ist deutlich gesunken, frühstückten in der JuHe, waren dabei gegen 7 Uhr nicht die einzigen und gingen gegen halb acht zum Bahnhof, um den Airportzug zu erreichen. Um 09:45 sollte es dann in die Wärme, nach Samoa, gehen. Zuvor machten wir Bekanntschaft mit dem nahezu personallosen Eincheckschalter von Air New Zealand – wir hatten zwar den gesamten in zwei Etappen stattfindenden Flug nach Samoa bei Virgin Australia gebucht, aber der erste Abschnitt nach Auckland wird von Air NZ betrieben. An Stelle des gesuchten Eincheckschalters stand eine große Anzahl von Automaten, die nach dem Einlesen/-scannen unserer Pässe diverse Abfragen bei uns machten um dann Boardingpass und Gepäckaufkleber auszudrucken. Erst dann konnten wir unser Gepäck an einem entsprechenden Schalter aufgeben. Aus Sorge, die Rucksäcke könnten verloren gehen im Nirvana der Gepäckbefördungsbänder, verabschiedete Katrin sie mit einem Klaps und guten Wünschen auf ein Wiedersehen. Dieser Wunsch wurde erfüllt, andere ebenso wichtige leider nicht.

Wir hatten unseren Beitrag zu einem pünktlichen Abflug geleistet, waren rechtzeitig mit sämtlichen  Prozeduren fertig und warteten am Boardinggate. Der Abflugzeitpunkt war bereits lange überschritten und wir warteten immer noch, nichts regte sich, das Air NZ-Personal stand reglos hinter ihrem Schalter. Fast eine dreiviertel Stunde nach dem Abflugtermin dann eine Durchsage, wonach auf Grund technischer Probleme sich der Abflug verzögerte. Bis die Maschine dann in der Luft war, betrug die Verspätung fast 1 3/4 Stunde. Anfangs blieben wir trotz dieser Verzögerung ruhig in der Erwartung, die werden es schon richten, damit wir unseren Anschlußflug erreichen, schließlich hatten wir ursprünglich eine Transferzeit von fast zwei Stunden, die noch nicht ausgeschöpft war. Eng würde es werden, das war klar. Dennoch, Katrin wurde immer ungeduldiger und ging, Auskunft beim Kabinenpersonal einzuholen. Dies gab sich anfangs ziemlich unwissend und uninformiert ob der Problematik. Bald darauf liefen erkennbar jedoch einige Stewardessen von Platz zu Platz und informierten über die individuellen Lösungen für den Weiterflug. Bei uns angekommen hieß es, das Anschlußflugzeug würde auf uns warten, wir würden auf jeden Fall mitgenommen werden, Bodenpersonal wartete im Terminal auf uns und weitere 12 Fluggäste für den gleichen Flug, um uns dorthin zu bringen. An unser Gepäck dachten wir in diesem Augenblick nicht mehr, sondern waren insbesondere nach der Durchsage im Anschluß an die Landung, man möge uns bitte für einen schnellen Ausstieg durchlassen, damit wir unser Flugzeug erreichen, der festen Überzeugung, es klappt alles wie erhofft. Auf den harten Boden der Tatsachen holte uns das Geschwader Bodenpersonal von Air NZ am Ende der Gangway, die wir schnell durchliefen. Nein, wir würden nicht mit dem gebuchten Flieger Auckland verlassen, man habe uns schon auf den nächsten Flieger umgebucht, nähere Information erhielten wir am Serviceschalter der Fluglinie im Terminal. Stimmen die sich nicht miteinander ab, mal hü, mal hott; diese Aussage war, nachdem wir erkannt hatten, daß zwischen Andocken der Maschine am Terminal und Abflugzeitpunkt der Virgin Australia Maschine nach Samoa ein Zeitpolster von 20 Minuten bestand (Ankunft 16:07 – Abflug 16:30) völlig unverständlich! In einer ähnlichen Situation bei einer Ankunft von einem Fernflug in Wien mit geringerem Zeitpolster brachte man uns auf kürzestem Weg zu unserem Anschlußflug, hier keine Spur eines Bemühens. Eine mögliche Erklärung lieferte eine Mitreisende, die es in Sprinttempo noch bis zum Abfertigungsschalter geschafft hatte und dort erlebte, wie acht wartende Reisende weitergeschleust wurden, weit nach Ende der Boardingzeit!. Das sah nach einer Überbuchung unseres Fluges aus; man war wohl froh, die überbuchte Kapazität abbauen zu können, weniger Entschädigung zahlen zu müssen und speiste uns mit Peanuts ab. Ziemlich verärgert und erzürnt machten wir uns auf den Weg, unser Gepäck aufzunehmen, durchliefen wieder die Einreiseformalitäten in Neuseeland und kamen am Gepäckband an das sich zwar noch drehte, auf dem sich unser Gepäck aber nicht befand. Noch mehr Frust baute sich auf. Sind die Rucksäcke etwa auf dem Weg nach Samoa und wir nicht? Wir erfuhren dann, unser Gepäck und das der übrigen Gestrandeten sei irgendwo “zwischengelagert” und würde gesucht. Na, dann viel Erfolg bei der Suche, die sich hinzog, aber schließlich erfolgreich war. Nun hatten wir hier mit allen Formalitäten und der Warterei mehr als 1 1/2 Stunden vergeudet, der Ärger war aber nicht verzogen. Ja, er steigerte sich noch bei mir, als wir am Serviceschalter vorsprachen. Dort war man vorbereitet und übergab uns einen Handzettel, auf dem der neue Weiterflug (am nächsten Tag um 06:00 Uhr), die Unterkunft und die sonstigen “Leistungen” der Fluggesellschaft (Abendessen, Transport zum Hotel und zurück zum Flughafen) aufgeführt waren. Kein Wort von einer Entschädigung, Erstattung der uns entstandenen Kosten z.B. in Samoa, wo wir das Hotel etc. ja schon gebucht und bezahlt hatten, von dem gestohlenen Urlaubstag ganz zu schweigen. Nein, weitere Ansprüche hätten wir nicht, sie, Air NZ, sei nur verpflichtet, uns auf den nächstmöglichen Flug umzubuchen, die Unterbringung sei schon ein Entgegenkommen. Mir platzte ob dieser Dreistigkeit schier der Kragen, insbesondere als er auf meine Bitte, mir doch aus den Geschäftsbedingungen/Transportbedingungen den Passus über ihre Haftung bei Verspätung zu zeigen, worauf sich seine Aussage bezöge. Hierzu sei er nicht in der Lage, ich könne dies im Internet ja nachlesen. Aber wie nachlesen, wenn man keinen Zugang im Augenblick hat, denn das Thema hätte ich gerne sofort geregelt. Katrin war im Gegensatz zu mir extrem kompromißbereit, wir hätten unseren Weiterflug, seien Morgenmittag doch am Ziel und über Nacht eine Bleibe. Mir reichte das nicht, denn für mich ist unvorstellbar, daß der Mangel einer Transportleistung durch den Transporteur, hier der Fluggesellschaft, nicht zu tragen und der dem Transportierten daraus entstandene Schaden nicht zu ersetzen ist. Dies aber hier und jetzt zu klären, fehlte die Zeit, also verlangten und erhielten wir dann vom Chef der Truppe eine schriftliche Bestätigung über die Verzögerung, die leider hinsichtlich des Ankunfts- und Abflugszeitpunktes so unpräzise war, daß wir am Folgetag uns eine präzisere Version beschaffen mussten. Unser Ärger flaute nicht ab, denn die Hinweise auf den zu benutzenden Hotelshuttle und seinen Abfahrtsort waren so unpräzise, daß wir eine ganze Weile um das Abflugterminal herumirrten und zahllose Menschen befragen mussten. Wir kamen bei unserem Hotel dann endlich an, inzwischen war es nach 18:00 Uhr und riefen unser Quartier in Samoa an, um über den neuen Ankunftstermin zu informieren und den Transfer für den nächsten Tag zu bestellen. Auch hier war der Wurm drin, zuerst keine Antwort, dann der AB, eine Handynummer brachte schließlich den Durchbruch, auch wenn anfangs ein Knirps am Telefon war, wir dann aber seiner Mutter die notwendigen Informationen übermitteln konnten. Wir fühlten uns von Air NZ so richtig ver..scht; dies wurde dann erneut beim uns zugestandenen Abendessen deutlich. Der Waschzettel, den wir erhalten hatten, sprach von einem Dinner, nicht von Getränken; im Kleingedruckten am Ende des Schriebs der Hinweis, daß andere als die genannten Leistungen nicht übernommen sondern vom Gast zu bezahlen seien. Toll, denn wir hatten keine NZ-Dollar mehr und ein Essen ohne Getränke ist eine Frechheit. Zum Glück gab es auf Nachfrage dann Wasser, nicht gerade die beste Lösung aber eine Lösung gegen den Durst. Natürlich hätten wir mit unserer Kreditkarte uns jeden Zusatzwunsch erfüllen können, aber dies ging uns im Augenblick, so geladen wie wir waren, gegen den Strich. Zum Glück waren die Betten in Ordnung und nicht nur mangels Alternativen sondern weil der Wecker früh um drei klingelte, gingen wir zeitig zu Bett.

Ein Tag, der so erfreulich und schön begonnen hatte, endete an einem nicht gewollten Ort, wir schoben heftig Frust. Statt in der Sonne  und am Meer zu liegen, die blaue Lagune vor uns, mussten wir Morgen den Flieger besteigen, um an unser Ziel zu gelangen. Das haben wir uns anders vorgestellt und nach und nach musste auch Katrin zugeben, wie inakzeptabel die Behandlung durch Air NZ war und ist. Wenn wir ausführlichen Netzzugang haben, werden wir uns natürlich informieren, welche Rechte wir als Passagier in dem vorliegenden Fall haben und diese selbstredend auch geltend machen. Jetzt gilt es, den Frust zur Seite zu schieben und uns auf die Tage in Samoa zu freuen.

Sydney

Den Straßenlärm, der unseren Schlaf so beeinträchtigte, daß wir ab der zweiten Nacht in Melbourne mit Ohropax ins Bett gingen, haben wir heftig verflucht und uns nach unserem Camper zurück gesehnt, wo uns des Nachts nichts und am Morgen dann die Vögel geweckt haben. Andererseits haben wir in der JuHe wieder das vorgefunden, was wir in Südamerikas Hostels bereits erlebt haben – in der Küche alle möglichen Menschen zu treffen und miteinander über dies und das zu sprechen. In unserer Stockwerksküche haben wir eine ganze Reihe sehr netter Menschen kennengelernt und wurden von ihnen mit zahlreichen Tips für unsere restlichen australischen Reiseziele versorgt. Sicher werden wir einige dieser Anregungen aufgreifen. So gesehen haben die positiven Seiten der JuHe-Übernachtung überwogen; wir machten uns zwar nicht schweren Herzens auf die Weiterreise nach Sydney am 5.4., jedoch verbinden wir mit diesem Aufenthalt viele positive und angenehme Erinnerungen an sehr nette Menschen.

Am Flughafen Melbournes angekommen konnte man glauben, wir seien nicht gut organisiert, was auf den ersten Blick auch stimmte. Den Flug nach Sydney hatten wir im Februar gebucht und das einzige, woran wir uns erinnerten war die Abflugzeit, die auch im Kalender eingetragen war. Ein Blick auf das Abflugtableau im Flughafen wies nur einen Quantasflug auf, so daß wir uns auf den Weg zu deren Schalter machten. Trotz intensiver Suche in den Unterlagen konnte man dort jedoch unsere Buchung für den 12:00 Uhr Flug nach Sydney nicht finden was mich – endlich – veranlasste, die auf einem Speicherstick gesicherte Buchung auf den Laptop hochzuladen. Das Ergebnis verblüffte und erklärte unser Scheitern am Quantasschalter – wir hatten bei Virgin Australia gebucht, die zur selben Zeit abfliegen! Zum Glück hatten wir genügend Zeit, um zu den am anderen Flughafengebäudeende liegenden Abfertigungsschalter von VA zu gehen. Dem Abflug nach Sydney stand dann nichts mehr im Weg, wir hatten sogar das Glück, während des Anflugs auf den Flughafen von Sydney das Hafenpanorama der Stadt zu sehen.

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Heute hatten wir so unsere Probleme mit unseren Reservierungen/Buchungen. Katrin schwor Stein und Bein, in Sydney in der JuHE Sydney Centre eingebucht zu sein, die in der Nähe vom zentralen  Bahnhof liegt. Also schleppten wir uns und unsere Rucksäcke bei sehr sommerlichen Temperaturen dorthin um zu erfahren, nicht hier, sondern in der direkt neben dem Bahnhof befindlichen JuHE Sydney Railway Station eingebucht zu sein. Auch diese zusätzliche Strecke bewältigten wir, wobei der Schweiß reichlich strömte. Nachdem wir das Zimmer bezogen und geduscht hatten, stand uns noch der ganze Nachmittag zur Verfügung, es war erst gegen 15:00 Uhr! Was in Melbourne die Straßenbahnlinie 35 ist, die die Gäste kostenlos rund um das Stadtzentrum befördert, ist in Sydney die Buslinie 555, mit der man ebenfalls kostenlos bis hinauf zum Circular Quay am Sydney Cove und damit an die zentralen An- und Ablegestellen der Ausflugschiffe fahren kann. So standen wir dann eine halbe Stunde später dem Sydney Opera House gegenüber, wie viele hundert anderer Besucher. Entlang des Hafenbeckens schob sich an diesem Samstagnachmittag eine große Menschenmenge; manche wollten nur gesehen werden, viele wollten etwas sehen, insbesondere bei diesem sommerlichen Wetter. Auch von weitem macht die Oper und seine fantastische Architektur eine herausragende Figur, strahlt das weiße vielfach geschwungene Dach, reflektiert das Sonnenlicht, reagiert empfindlich auf vorbeifahrende Wolken. Allein diesen Blick zu haben, hat sich die Fahrt an den Hafen gelohnt.

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Wir haben auch am Spätnachmittag versucht, quasi Hand an den Baukörper zu legen. Inzwischen hatte sich das Wetter etwas eingetrübt, die Sonne verschwand zunehmend hinter Wolken, der Wind frischte erheblich auf und wir in unseren dünnen T-shirts begannen langsam auszukühlen. So drehten wir gegen 18:00 Uhr ab und setzten unsere Segel in Richtung Quartier bzw. Verpflegungsstelle.  Zu diesem Zeitpunkt hatten die sich auf der Mole entlangschiebenden Menschenmassen weiter zugenommen; die Plätze der Außengastronomie waren weitgehend besetzt, in der Erlebnisgastronomie an unzähligen Stehtischen im Umfeld des Opera House standen Trauben von Menschen. Viele waren in unseren Augen extrem aufgehübscht, ja overdressed für einen Abendspaziergang. Eine mögliche Erklärung hierfür erhielten wir am nächsten Tag. Jeden Samstag gibt es hier am Hafen um 21:00 Uhr ein großes Gratisfeuerwerk, das sich offensichtlich viele der hier Flanierenden und in der Gastronomie Wartenden nicht entgehen lassen wollte. Hätten wir es gewußt – irgendwie wäre es auch uns gelungen, trotz der hochsommerlichen Bekleidung bis zu Abschluß des Feuerwerkes nicht völlig zu erfrieren. So aber stiegen wir – leider zu früh – wieder in die Linie 555 ein.

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Wir beließen es an diesem Nachmitttag jedoch nicht bei dem einen oder anderen Blick auf das Opernhaus, sondern machten uns auch auf den Weg, die Ostseite des Sydney Cove bis hinauf zur Sydney Harbour Bridge und Teile des ältesten Stadtteil, The Rocks” etwas zu erkunden. Es war sehr interessant, entlang des Überseepiers bis nach Campbells Cove zu schlendern und dabei die alten Hafenhäuser zu betrachten. Die Menschenmassen zogen den Weg zum Opernhaus diesen idyllischen Straßen vor. Hier und im Stadtteil The Rocks herumzulaufen, in dem an zentraler Stelle eine kleiner auf touristische Bedürfnisse zugeschnittener Markt einen gewissen Publikumszuspruch erfuhr, war nur als Appetizer zu verstehen, denn diese Gebiete wollen wir uns alleine oder mit einer Führung intensiver erschließen.

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Bei dem einen oder anderen ist der Sonntag ein Ruhetag, für uns war Sonntag der 6.4. ein Ausflugtag. Gelesen und von anderen Reisenden sehr empfohlen wurde uns ein Ausflug in die etwas über 100 Kilometer außerhalb Sydneys liegenden Blue Mountains, ein wunderschönes Naturreservat mit eindrucksvollen Felsformationen. Als wir einige Bilder sahen, fühlten wir uns an die Grampians erinnert, denn die Ähnlichkeiten der Landschaft, der steilen Bergabbrüche, der Felsformationen waren frappierend. Obgleich uns nur zwei Besichtigungstage für Sydney zur Verfügung stehen entschieden wir, uns zu den Blue Mountains auf den Weg zu machen. Hatte uns der Samstag wettermäßig nicht besonders überzeugt, erleichterte uns der Blick auf die Wettervorhersage für Katoomba, unser Ausgangspunkt in den Blue Mountains, am Sonntag die Fahrt anzutreten. Also hieß es früh aufzustehen.

Die Blue Mountains kann man auf unterschiedliche Weise kennenlernen; zum einen bieten zahlreiche Agenturen entsprechende Eintagestouren mit einem festen Ablauf an, hier werden einige Aussichtspunkte angesteuert, zum anderen kann man auch auf eigene Faust, was eher unsere Art ist, sich dorthin begeben. Erleichtert wird dies dadurch, daß zwischen Sydney Central Railway Station und Katoomba, dem zentralen Ort in den Blue Mountains und Ausgangsort einer Vielzahl von Wanderstrecken, eine regelmäßige Zugverbindung besteht. Um 08:18 sollte der Zug den Bahnhof verlassen. Als wir dort eintrafen um die Tickets zu kaufen – übrigens kostete die Fahrt über 120 Kilometer hin und zurück weniger als die einfache Zugfahrt vom Flughafen in die Stadt! – wurden wir darauf hingewiesen, daß am heutigen Sonntag ein Schienenersatzverkehr, sprich Bus, vom Bahnhof nach Penrith fährt und es von dort aus wie geplant mit dem Zug weitergeht. Wir hatten auch gelesen, der Name “Blue Mountains” rühre daher, daß der Wald bei Regen (und Nebel) eher blauscheinend daher kommt. War das ein schlechtes Omen? Zumindest der Fahrplan wurde nicht eingehalten und wir kamen mit kräftiger Verspätung in Katoomba an. Bereits auf der Fahrt entstanden Bedenken, ob der Tag für uns erfolgreich verlaufen würde, denn in Sydney bei Sonnenschein gestartet fuhren wir auf dem Weg in die Berge zunehmend den Wolken entgegen und am Ende in die Wolken hinein. Der Nebel war zwar nicht so dicht, daß sämtlicher Verkehr eingestellt werden musste, aber eine Weitsicht war kaum zu erwarten. Dennoch, nun waren wir am Ausgangsort der Wanderung und wollten einen Teil der Blue Mountains erwandern. Der erste Aussichtspunkt, hier auf die drei Schwestern, drei nebeneinander aufragende steile Felsen, war gut zwei Kilometer entfernt. Je näher wir dem Ziel kamen, desto stärker nahmen wir die Nebelwolken wahr. Endlich auf der Aussichtsplattform angekommen war deutlich zu erkennen, wie der Nebel aus dem Tal aufstieg. Unter der oberen Plattform befindet sich noch eine etwas näher und für Aufnahmen besser geeignete Plattform, zu der ich ging, Fußweg keine 3 Minuten. Während von oben noch die drei Schwestern fast in voller Schönheit zu erkennen waren, auf der unteren Plattform angekommen präsentierten sie sich in Nebel eingehüllt. In einem enormen Tempo waren die Nebelwolken aufgestiegen. Das eine wäre zu sehen gewesen, das andere war zu sehen!

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Die schlechte Sicht lud auch nicht  gerade zum wandern ein; unsere auf bis zu 4 Stunden veranschlagte Tour immer im Nebel ohne Aussicht auf vernünftige Sicht zu gehen war keine Verheißung.und es gab keine Motivation, die Rundwanderung in Angriff zu nehmen. Somit endete der Ausflug zu den Blue Mountains sehr früh; im Nebel, der später von Regen abgelöst´wurde – auch hiervon war in der Wettervorhersage keine Rede – zuckelten wir dann nach Sydney zurück. Der Bahnhof in Katoomba ist auch ein besonderes historisches Schmuckstück das wir ohne diese Fahrt nicht gesehen hätten.

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Somit war der heutige Tag nahezu ohne fotographische Ausbeute mit einer Ausnahme : in einem Vorgarten entdeckt Katrin, wer denn sonst, eine kleine Gruppe sehr bunter Vögel, offensichtlich Papageienvögel, die sich mit kleinen Zieräpfeln den Schnabel füllte.

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Heute am 7.4. wäre man morgens um 7:00 Uhr fast jede Wette eingegangen, daß am Nachmittag die Sonne nicht scheint, denn es goss in Strömen. Unsere für 10:30 Uhr angepeilte Stadtführung sahen wir im wahrsten Sinne des Wortes davonschwimmen. Der mögliche Wetter hätte in seinen Überlegungen jedoch die Meer- und Küstenlage von Sydney berücksichtigen sollen, wo das Wetter oft sehr schnell wechseln kann, wie es auch diesmal der Fall war. Der eine oder andere Schauer zwang uns am Vormittag zwar immer wieder, die Regenjacke anzuziehen, genau so oft stopften wir sie wieder in den Rucksack, denn so schnell und überfallartig, wie die Bäche von oben kamen versiegten sie auch und am Nachmittag liefen wir im Sonnenschein am Hafen entlang.

Die bisherigen Führungen auf unserer Reise waren immer ein Gewinn für uns, die heutige Stadtführung bestätigte uns, auf diese Weise zusätzliche nette Informationen über das Buchwissen hinaus vermittelt zu bekommen. Wüssten wir sonst warum die St. Andrew’s Cathedral in unseren Augen falsch herum ausgerichtet ist – was aber zum Zeitpunkt ihres Baus die korrekte Positionierung war –, die Statue von Queen Victoria vor dem gleichnamigen riesigen Kaufhaus (Queen Victoria Building – QVB) erst vor 20 Jahren als Geschenk (!) der Iren hier aufgestellt wurde – die Iren wollten die Queen wohl loswerden, denn diese Statue stand vorher in Dublin –, es einem Bürger über 20 Jahre lang gelungen ist, unerkannt an wichtigen teilweise zur Eröffnung anstehenden Gebäuden seine Botschaft zu hinterlassen, sowohl die in den 80ger Jahren des vorvorigen Jahrhunderts erbaute Town Hall als auch die St. Andrew’s Cathedral auf einem Friedhof stehen, dessen Leichname, da nur knapp mit Erde bedeckt waren, leicht an anderer Stelle beerdigt werden konnten, man aber wegen schludriger Arbeiten noch Jahrzehnte später auf dem Gelände bei Erdarbeiten immer wieder auf menschliche Gebeine stieß, die im 19. Jhd. kurz nach der Gründung arme Stadt ihr erstes Hospital einem Deal verdankte, in dem als Gegenleistung für den Bau des Hospitals das Recht des Alkoholverkaufs und –herstellung für drei Jahre an Kaufleute vergeben wurde, diese aber im Interesse ihres Maximalprofits das Gebäude so schludrig bauen ließen, daß es nur wenige Jahre nach dem Ende ihrer Konzession praktisch baufällig war, der Spitzname des Sydney Tower “golden bucket” lautet, nicht weil die sich drehende  einer Kugel ähnelnde Kanzel golden schimmert, sondern weil hier auch ein riesiger Wassertank integriert ist und das Gebilde golden glänzt, in den ersten Jahren der Kolonie, als diese und insbesondere auch Sydney im wesentlichen eine Sträflingskolonie war, selbst für kleinste Delikte härteste Strafen bis hin zum Hängen verfügt wurden, die Gehängten dann bis zu drei Jahre an einem Galgen an der Spitze der Rocks und somit bei der Hafeneinfahrt weithin sichtbar hingen um deutlich zu machen, wie hier mit Straftätern umgegangen wird, die Einweihung der Sydney Harbour Bridge gekonnt in einem Handstreich gekapert wurde, um nur auf einige der Geschichten, die wir auf unserem fast dreistündigen Rundgang erfuhren, hinzuweisen Fast hätte ich vergessen, auf eine Episode aus der neueren Stadtgeschichte hinzuweisen, die mit dem Opera House verbunden ist. Nun liegen auch heutzutage immer wieder die Kostenschätzungen von Prestigebauten deutlich unter den späteren tatsächlichen Kosten, siehe Hamburg oder Berlin. Auch die Kosten der Oper von ursprünglich 7 Millionen explodierten als man sich daran machte, die für damalige Verhältnisse riesige Herausforderung an die Statiker und Betontechniker anzunehmen und nach Lösungen zu suchen, den extravaganten ja revolutionären Entwurf des dänischen Architekten Jörn Utzon ab Anfang der 60er Jahre umzusetzen. Die Kosten explodierten, man trennte sich von dem Architekten im Streit und versuchte, den Innenausbau auf der Basis seiner Entwurfsskizzen zu realisieren. Wie es heißt ist das Ergebnis nicht sehr gelungen, eine ”Überarbeitung” steht bevor. Die Schlußrechnung des Baus belief sich dann auf 102 Millionen. Die Stadt Sydney hielt es 1973 bei der endlich möglichen Einweihung des heute stadtbildprägenden Opernhauses nicht für nötig, den Erfinder und Architekten dieses Monuments einzuladen! Utzon, der 2008 starb, hat nie mehr Sydney besucht und sein fertiggestelltes Werk gesehen. Wir hätten den Anekdoten und Geschichten aus der Vergangenheit der Stadt durchaus noch länger zuhören können, bekamen gleichzeitig aber auch viel Wissenswertes über das Stadtleben gestern und heute, über die nur in einem kleinen Ausschnitt angelaufenen historischen Bauten, die Entwicklung der Stadt und die Probleme daraus vermittelt. Also eine kurzweilige sehr interessante Stadtführung, der auch die einzelnen Regenschauer nichts anhaben konnten.

Damit dokumentiert ist, wir haben nicht nur einem Geschichtenerzähler zugehört , sondern auch eine ganze Anzahl interessanter Orte besucht, als da sind die bereits erwähnten St. Andrew’s Cathedral, die Sydney Town Hall, das Queen Elizabeth Building mit der Statue der Königin davor, mit einem Gang durch die weiten ins Nachbargebäude nach gut 150 Metern führenden Gänge,

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weiter durch das dicht mit Hochhäusern bebaute Gebiet, in dem aber immer noch einzelne kleinere Bauten der Gigantomanie trotzen und weiterhin ihre alten Werbebemalungen aufweisen, dem golden bucket, St. Mary’s Cathedral – an der man ein Jahrhundert bis zur Fertigstellung gewerkelt hat -, einen Springbrunnen im Hyde Park (Sydney) – vieles was wir hier auf unserem Rundgang sahen, erschien irgendwie bekannt, abgekupfert, nicht aus der eigentlichen Bauzeit stammend, man hat halt nicht die viele Jahrhunderte zurückreichende Kultur, also bedient man sich und nimmt Anleihen bei älteren Kulturen,

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die Hyde Park Barracks, das Sydney Hospital – nach dem Deal mit den Schnapsproduzenten und der baldigen Baufälligkeit des von diesen errichteten Hospitals nahm die Stadt das Geschehen in die Hand und baute konventionell und dauerhaft ein großes Hospital an alter Stelle, also nahm man Abschied von einem ersten Modell des public private partnership, was bei den schlechten Erfahrungen verständlich ist, – mit dem Glücksbrunnen davor,

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St. James’ Church, dem alten General Post Office, einem mir nicht mehr erinnerlichen imposanten Gebäude, über dessen Eingang die zwei Wappentiere Australiens das Wappen halten (Zentralbank?),

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durch kleine Gassen rund um den Australia Square und in das direkt hinter dem Circular Quay befindliche Customs House, in dem man unter seinen Füßen ein Modell von Sydney sehen kann, an der für einen Tag am Überseekai liegenden Pacific Pearl (auf die wir bereits in Pape’ete gestoßen waren) und dem Museum of Modern Art (nicht wirklich einen Besuch wert, wie wir später erfahren mussten) – ohne Bild – vorbei hinein in das älteste Viertel der Stadt, The Rock, mit dem ältesten noch erhaltenen Gebäude aus der Zeit um 1860 stammend, dem Cadmans Cottage,

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um nach einem Spaziergang durch einige der verwinkelten Gassen und Gässchen dieses Viertels, dessen alte Gebäude zu einem großen Teil der Zufahrt zur Sydney Harbour Bridge geopfert wurden an Campbells Cove zu enden. Dabei passierten wir eine Vielzahl noch erhaltener ehemaliger jetzt umgenutzter Hafengebäude, Verwaltungsgebäude, das Gebäude des Hafenmeisters, und standen am Ende unseres Stadtspaziergangs nach drei Stunden mit Blick auf das Sydney Opera House und die Harbour Bridge auf der Promenade an Campbells Cove. Wir wußten, daß man angeseilt und in Gruppe für zwischen 300 und 400 Dollar über den Brückenbogen “gehen” kann und hatten die Gelegenheit, einer Gruppe beim Aufstieg zuzusehen. Die Aktion nimmt, wie es heißt, drei Stunden (!) in Anspruch.Die geführte Tour war hier beendet, der Schlussapplaus und das Trinkgeld waren dann auch der guten Leistung angemessen ausgefallen.

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Inzwischen hatte sich das Wetter so verbessert, daß sogar einzelne blaue Flecken am Himmel sichtbar waren, also gute Bedingungen, den Stadtrundgang auf eigene Faust fortzusetzen. Eines unserer Ziele war ein Spaziergang über die Harbour Bridge, jedoch muß man dafür erst einmal auf seinen Gehsteig kommen. Kreuz und quer durch den Stadtteil The Rock laufend fanden wir dann den Treppenaufgang. Vom Scheitelpunkt der Brücke hat man schon einen schönen Blick auf den kleinen Stadtteil, in dem sich aber auch eine Vielzahl moderner Hochhäuser breit gemacht hat, die Innenstadt und natürlich auf das Opera House. Das Licht hätte freundlicher sein können, aber wir können nicht auf den strahlenden Sonnenschein oder den Sonnenuntergang warten für ein wirklich schönes Foto.

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Mit einem anschließenden Rundgang unter der Harbour Bridge hindurch, einen Stop und Besuch im Museum of Modern Art, um das Opera House herum, durch den Botanischen Garten und am Government House vorbei liefen wir dann durch die Straßenschluchten der George Street im Feierabendverkehr und Gewühl zu unserer JuHe an der Central Station. Der Park rund um die Harbour Bridge wird offensichtlich insbesondere von asiatischstämmigen Brautleuten gerne als Hintergrund für kitschige Hochzeitsbilder gewählt, wir passierten auf unserem Rundgang mehrere derartige von Fotografen, Visagisten etc. begleitete “Teams”.

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Im botanischen Garten liefen sehr langschnäblige Vögel über die Wiesen, einer davon wohl herausgehoben, denn dieser war nummeriert.

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Bei soviel interessanten Gebäuden in der engeren Innenstadt bleiben die in unmittelbarer Umgebung unserer JuHe befindlichen schönen Gebäude fast außen vor, zu Unrecht. Imposant ist das riesige Bahnhofsgebäude der Central Station mit seinem Turm, ein klassizistisches Gebäude direkt neben der JuHe und ein Eckgebäude mit in unsern Augen Jugendstilelementen in der Fassadengestaltung.

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Wir hatten zwar keine wunden Füße, aber unser Kopf rauchte durch die vielen Informationen, die wir versucht haben abzuspeichern. Etwas mehr Zeit in Sydney hätten wir problemlos sinnvoll gestalten können, aber Morgen in aller früh geht der Flieger. Also Abschied nehmen von dieser sehr lebhaften, sehr modernen, architektonisch interessanten, große Grünflächen und diverse weitestgehend neustrukturierte Häfen und Hafengebiete aufweisenden pulsierenden Stadt. Auch wenn wir unserem Stadtführer in Melbourne, der bei verschiedenen Gelegenheiten, wie auch der heutige Führer, auf die Rivalität zwischen beiden Städten seit fast 200 Jahren hingewiesen hat, in den Rücken fallen, Sydney liegt in unserer Schlußwertung eine Handbreit vorne in diesem Wettstreit, der meistens fair ausgetragen wurde. Tschüss Sydney!

Melbourne

Der 2.4. ist wieder einmal Reisetag, der Camper will zurück gegeben und die JuHe im Zentrum bezogen werden. Da spielt es kaum eine Rolle, wie das Wetter ist; wir finden uns  mit einem bedeckten Himmel und später einzelnen Tropfen ab, im wesentlichen bleibt es aber trocken. Es dauert immer eine Weile, bis wir unsere Rucksäcke wieder gepackt haben; nach 8 Tagen im Camper ist kaum noch etwas an seinem ursprünglichen Platz. Erstaunlich, wie das Volumen der Rucksäcke im Verlaufe der Reise zunimmt. Etwas Bammel vor der Fahrt in den Moloch Melbourne haben wir schon und sind unsicher, ob der normale Straßenatlas ausreicht, um sowohl ins Zentrum zur Gepäckabgaben bei der JuHe als auch danach an den Stadtrand zur Camperabgabe zu kommen. Es hat alles ganz gut geklappt, als wir jedoch bereits 12 Kilometer vor dem Zentrum nur noch im Schritttempo durch Einkaufsstraßen fahren konnten, wurde der Fahrer ziemlich nervös, ob wir noch rechtzeitig beim Campervermieter sein würden. Da haben wir uns zu früh gestresst, denn gut in der Zeit erreichten Reiter und Begleiterin den Hof.

Die Fahrt auf das Zentrum zu führte uns beinahe in einer Art Stadtführung durch alte Teile von z.B. Brunswik, durch lange Straßenfluchten von teilweise umfassend restaurierten Gebäuden aus dem Ende des 19. Jhd.. Auch konnten wir dabei sehr gut feststellen, wie sehr Australien ein Einwandererland ist. Man sah Menschen aus allen Ländern und Geschäfte, die sich speziell an die verschiedenen Einwandergruppen wenden. Die spätere Fahrt mit dem Zug in die Innenstadt bestätigte diesen Eindruck.

Die Fahrt mit dem Zug, die Haltestelle war nur gut 200 Meter vom Büro des Campervermieters entfernt, begann mit einem Problem. Auf dem Bahnhof stand  nur ein großer Fahrscheinautomat, der partout keine Einzelfahrscheine ausgeben wollte. In Melbourne fährt man im ÖPNV völlig papierfrei; nur eine mit Chip ausgestattete Plastikkarte, die mit entsprechendem Guthaben aufgeladen werden muß, dient als “Fahrkarte”. Ärgerlich, wenn nur für diese eine Fahrt, die pro Kopf etwa 3,50 Dollar kostet, diese Plastikkarte zum Preis von 6 Dollar vorab erworben werden muß, um sie dann mit einem Guthaben zu bestücken. Man weiß hier wohl, wie man Geld macht. Da einer der angefahrenen Bahnhöfe nur wenige hundert Meter von unserem Quartier entfernt ist, entfiel heute der längere Spaziergang, dachten wir.

Um unser Netzzugangsproblem zu beheben, hatten wir vor einer guten Woche beim Weltkonzern Vodafon einen prepaid-Breitbandstick gekauft, der nach Installation im Laden an diesem Tag auch seinen Dienst gut verrichtete – aber nur an diesem Tag. Seitdem verweigert er uns den Zugriff auf das Netz und hat uns ganz schön unter Druck gebracht, denn für die Etappe Samoa war/ist vieles noch zu regeln.  Zum Glück gibt es immer wieder offenen Netzzugang, meistens in den Bibliotheken oder in den Touristeninformationen, was wir wenn möglich auch genutzt haben. So zuletzt heute Morgen, um eine Buchung für Samoa durchzuführen. In den bislang in Victoria angefahrenen Städten hatten wir keine Vodafonläden ausgemacht, selbst in Bendigo ist der Weltkonzern nicht vertreten. Also bleibt die letzte Hoffnung Melbourne. So kamen wir dann zu unserem ausgiebigen Spaziergang auf der Suche nach einem entsprechenden Laden, leider ohne erfolgreiche Lösung unseres Problems, stattdessen haben wir uns ein neues eingehandelt : jetzt geht sogar die WiFi-Verbindung nicht mehr. Wer hier an der falschen Schraube gedreht hat wissen wir nicht, vermutlich ein hilfsbereiter Mitarbeiter im Laden. Nach dem Verfahren trial and error haben wir dann am späten Abend zumindest dieses Problem gelöst, bleibt zu hoffen, daß der Stick bald auch seine Arbeit verrichten kann.

Somit war der erste Weg am 3.3. zurück zu unserem Vodafon-Berater. Diesem gelang es nach mehr als einer Stunde eine englischsprachige Version unseres Betriebssystems auf den Rechner zu laden – dank des nun funktionierenden WiFi –, um dann auf die Fehlersuche zu gehen. So ganz verstanden haben wir nicht, was er dann geändert hat, auf jeden Fall deinstallierte er einen bestimmten Programmteil und hatte damit Erfolg – zumindest anfangs. Wir waren im Netz, aber nur bis zum nächsten Sicherheitsupdate, dann standen wir wieder ohne Verbindung zur weiten Welt da. Zum Glück hatten wir uns gemerkt, was und wie er einen Programmteil deinstallierte und wiederholten mit Erfolg seine Prozedur. Nun haben wir, wenn auch sehr umständlich, endlich unseren Netzzugang, zumindest dann, wenn das Vodafonnetz funktioniert, was, wie wir feststellen mussten, an manchen Stellen/Regionen nicht der Fall war/ist. Damit war die erste Hälfte des Tages ohne etwas von Melbourne gesehen zu haben vorbei, also Zeit, die Hufe zu schwingen.

Wie immer begannen wir unsere Stadterkundung an der Touristeninformation, die aber auch erst angelaufen werden musste. Bei der kompletten Neugestaltung des Federation Square fiel auch ein futuristisches Gebäude für die Touristen ab, in dem im Tiefgeschoss man alle erforderlichen Informationen erhält. Mit zahlreichen am Ende aber nur teilweise gelesenen/überflogenen Broschüren zogen wir ab. Der Federation Square wird von zahlreichen wirklich beeindruckenden und bedeutenden Gebäuden flankiert. Auf der einen Seite steht das riesige Flinders Train Station Gebäude, von dem alle Vorortzüge abfahren, mit seinen zahlreichen Uhren, die den Heraneilenden die Zugabfahrten auf den verschiedenen Gleisen von weitem über dem Haupteingang ankündigen. Gegenüber befindet sich die älteste Gaststätte/Kneipe/Hotel von Melbourne, das Young & Jackson. Diejenigen, die dort über die Strenge geschlagen haben, gehen über die Straße hin zur im neugotischen Stil erbauten und innen sehr schlichten St. Pauls Cathedral. Nach dem enormen Straßenlärm umfängt einen hier die Ruhe und die Kühle einer massigen Kathedrale. Der Moment der Ruhe war jedoch nur sehr kurz, denn der Organist machte sehr bald seine Fingerübungen. Keine überladene Kirche, nicht bombastisch, sondern ein zurückhaltendes Erscheinungsbild prägt das Gotteshaus. Einzig die zahlreichen Hinweise auf in den verschiedenen Kriegseinsätzen gefallene Bürger sowie die britische Flagge in Verbindung mit Soldatischem verwunderte. Ins Auge fällt ein an exponierter Stelle des straßenseitigen Giebels angebrachtes Transparent, auf dem sehr deutlich Position für ein humanes Flüchtlingsrecht bezogen wird (Walk for Justice for Refugees).

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Der riesige aus zahlreichen Gebäudestrukturen und Gebäuden bestehende Federation -Square-Komplex reizte uns nicht wirklich, in seine Tiefen einzudringen, aber an ihm vorbei gelangt man leicht an das Ufer des Yarra River. Überrascht wurden wir, als wir auf eine Großleinwand blickten und darauf uns entdeckten.

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Gegenüber am Yarra River liegende alte Bootshallen machen deutlich, wozu man einen Fluß nutzen kann; unweit trainierte auch ein Frauenvierer. Blickt man in Richtung Südosten, taucht nur Grünfläche und eine große Anzahl von Sportkomplexen auf. Kricket ist in Aussiland die dominierende Sportart, kein Wunder, wenn das die Landschaft dort dominierende Gebäude dann auch der Melbourne Cricket Ground ist, der über 100.000 Besucherplätze aufweist und m.E. auf dem Ort der Olympiaarena von 1956 steht. Daneben erkennt man dann die Rod Laver Arena, in der zu Anfang des Jahres die Tennis Australian Open stattfinden und ein Fußballstadion, natürlich deutlich kleiner als das Kricketmonster, befindet sich ebenfalls hier.

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Während wir durch Teile des Parks spazieren gingen, dem Birrarung Marr, nutzte eine größere Zahl von Büroarbeitern aus den nahegelegenen Bank- und Verwaltungsgebäuden ihre Mittagspause und joggten, meistens in kleinen Gruppen, am Fluß entlang. An soviel Sportbegeisterung in der Mittagspause kann ich mich nicht erinnern, sie z.B.in Deutschland erlebt zu haben. Zurück in Richtung belebtere Innenstadt ging es dann über verschiedene Plattformen, vorbei an den Federation Bells – die 39 Glocken werden zu bestimmten Zeiten angeschlagen, um an den Zusammenschluß der australischen Kolonien vor 100 Jahren (19011) zu erinnern –  über eine lange Fußgängerbrücke zurück zur Flinders Street. Wir legten ebenfalls eine – unsportliche – Mittagspause ein, wieder einmal bei einem Inder und waren zufrieden mit der Wahl.

Das Immigration Museum zu besuchen war für uns ein Muß, schließlich ist Australien das Einwandererland an sich. Es befindet sich in einem ehemaligen Zollbehördengebäude an exponierter Stelle in der Stadt. Man sollte meinen, dieser trockene Stoff ist nicht zu vermitteln, schon gar nicht in einer Ausstellung, hier ist es jedoch gelungen. Offensichtlich ist die didaktische Aufbereitung des Stoffes – und die dabei erarbeiteten schülergerechten Materialien – so gut, daß wir dort zahlreiche Klassen mit ihren Lehrern intensiv die Exponate und Erklärungen studierend antrafen. Im Grunde ist ja jeder nicht von den Aborigines abstammende Australier ein Einwanderer bzw. stammt von einem solchen ab. Dies wird auch deutlich ganz zu Beginn der Ausstellung. In zahlreichen filmischen Beiträgen werden die Aus- bzw. Einwanderungsgründe, die von politischer Verfolgung, Armut und neuer Lebensperspektive, Hunger, bis zur ethnischen Verfolgung reichen, dargestellt.. Eine besondere Bedeutung wird der sich im Verlaufe der 200 Jahre Einwanderergeschichte gewandelten Einwanderungspolitik zugemessen. Während in den ersten 100 Jahren man nahezu händeringend um Siedler auch mit Qualifikationen warb, wurden wiederholt in dem folgenden Jahrhundert starke Reglementierungen verfügt. Auch in Australien gab es während des Faschismus in Europa eine starke Bestrebung, nur weiße Einwanderer zuzulassen, eine Politik der weißen Rasse wurde mit Erfolg verfolgt, und zwar bis hinein in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Verständlich auch, wenn Einwanderer aus den Ländern, mit denen man sich in WWI und WWII im Krieg befand, nicht mehr erwünscht waren, jedoch ging man soweit, bereits im Land befindliche Deutsche oder Österreicher zu internieren. Erfreulich, wenn auch die sehr umstrittene Einwanderungspolitik der Jahre um die Jahrtausendwende, in der gleichfalls eine indirekte Selektion nach Rassen erfolgte, sehr kritisch dargestellt wurde.

Natürlich gehören auch die Lebensgeschichten ausgewählter Einwanderer in eine solche Ausstellung oder Exponate aus der Zeit der frühen Einwanderer. Die zwei Stunden im Museum waren wieder einmal zu kurz, um alles in Ruhe zu studieren, dennoch, unser Kopf brummte ganz schön.

Durch die Straßen Melbournes rattern in kurzen Abständen eine Vielzahl von Straßenbahnen, auch an unserer JuHe direkt vorbei. Viele der Straßenbahnzüge wären in unseren Städten bereits ins Museum verfrachtet worden, hier verrichten sie nach wie vor ihren Dienst. Der größte Teil dieser Waggons befördert Gäste gegen Bezahlung, aber auf einer Linie, die um den inneren CBD (Central Business District – mussten wir auch erst lernen) herumfährt, der Linie 35, kommt man zu einer kostenlosen Stadtrundfahrt, kann jederzeit an interessanten Stellen das Bähnlein verlassen und 10 Minuten später wieder zusteigen.

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Diese Rundfahrt vermittelt zumindest einen guten ersten Überblick über das, was man so besuchen kann,  zeigt, wie vielfältig und zugleich schön dieser engere Innenstadtbereich und die neu geschaffenen und bebauten Docklands – Quartiere für die extrem Betuchten entstehen hier in Größenordnung – ist. Hochhäuser dominieren das Gebiet, hin und wieder findet man dazwischen fast hingeduckt noch alte Objekte, die sich der Spekulation bislang entzogen haben. Manchmal wirken sie wie erdrückt neben den großen Monstern. Die wahrgenommene Architektur ist vielseitig, ansprechend, modern also wert, näher betrachtet zu werden. Was besonders auffällt ist die sehr intensive Bautätigkeit in diesem engen Viertel von 1 x 1,5 Kilometer. An zahlreichen Stellen werden neue Hochhäuser hochgezogen; nicht erkennbar sind bei den vorhandenen Bauten Leerstände. Also scheint der Bauboom auf keiner Spekulationsblase zu basieren?. Ich bin da skeptisch, zeigte doch insbesondere die jüngere Geschichte der Stadt Melbourne zahlreiche Phasen wirtschaftlichen Niedergangs und konnte man heute eine Schlagzeile einer großen Zeitung lesen, die auf einen Höchststand des Verschuldungsgrades der Privathaushalte hinweist.

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Da wir wegen des enormen Straßenlärms nicht gerade viel geschlafen hatten, die JuHe liegt, wie das bei zentralen Bauten üblich ist, an einer sehr stark befahrenen Straße, auf der auch die Straßenbahnen verkehren und keine 50 Meter entfernt kreuzt die alle drei/vier Minuten befahrene Metrostrecke die Straße, war unser Akku nach der “Stadtrundfahrt” für den Tag ziemlich leer, der Weg ins Quartier um die Beine hochzulegen, vorgezeichnet.

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Erstes Ziel am 4.4. war der Queen Victoria Market, am Rande des CBD gelegen. Er soll/ist der größte überdachte Markt (wahrscheinlich der südlicheren Hemisphäre) sein. Da der gesamte Tag mit viel Gehen verbunden war, nutzten wir die direkt vor der JuHe haltende Circle Line, Linie 35, um in die Nähe des Marktes zu gelangen. Damit verließen wir auch das Karree der Hochhäuser und bewegten uns in einem Gebiet, das noch stark von Bauten aus der vorvorigen Jahrhundertwende durchsetzt ist. Auch die Markthallen, an den Seiten offen, stammen aus der Zeit um 1880. Eigentlich hatten wir vor allem einen riesigen Gemüsemarkt erwartet, vorgefunden haben wir eine Angebotspalette, die von Bekleidung jeglicher Art, Nippes und Antikes, Spielzeug und Haushaltswaren, kleineren Möbelteilen bis hin zu Nahrungsmitteln in jeder Form reicht. In Teilen erinnerte uns der Markt an vergleichbare in Asien, jedoch fehlte das Flair, wir konnten keine ländlichen Anbieter z.B. im Gemüsebereich erkennen, sondern überall wurde Ware von den Großmärkten bezogen, angeboten. Dennoch, die Präsentation im Obst- und Gemüsebereich war ansprechend. Nur selten waren marktschreierische Aktivitäten zu vernehmen, es blieb ziemlich ruhig, selten unterbrochen von anpreisenden Ausrufen. Sehr vielfältig die Angebote an Gewürzen, nur konnten wir leider hiervon keinen Gebrauch machen. Wein konnte man in eigene Flaschen abfüllen lassen; in einem Gestell warteten m.E. 12 Fässer mit unterschiedlichen Weinen, abgezapft zu werden. Wie immer bei Märkten kann man an kleinen Buden lokale Speisen essen; es geht aber auch vornehmer, denn ein Teil der früheren Markthallen, in denen ursprünglich Fleisch verkauft wurde, wird nach Umbau durch Edelgastronomie genutzt. Durch die meilenlangen Gassen kann man lange Zeit schlendern, bemerkt aber nach gewisser Zeit die sich ständig wiederholenden Produkte wie auch insbesondere im Segment der Bekleidung den starken asiatischen Einfluß, denn diese Stände waren meistens in deren Hand. Ob die Vielzahl der angebotenen Markenprodukte Originale oder Falsifikate waren – wer will das schon wissen, außer den Markenherstellern, die ihre Pfründe gesichert wissen wollen.

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Eine Erkenntnis nahmen wir von unserem Marktbesuch mit : die Lebensmittel sind hier mindestens so frisch wie im Markt um die Ecke, aber um mehr als die Hälfte günstiger! Bis zu unserer Stadtführung um 14:30 Uhr hatten wir noch Zeit, die wir zu einem Spaziergang zu Carlton Gardens nutzten, in dem sich das Royal Exhibition Building und das Melbourne Museum befinden. Auf dem Weg passierten wir immer wieder aus der Gründerzeit der Stadt stammende schön restaurierte Funktional- und Wohngebäude, wurden durch die roten Briefkästen an Besuche in England erinnert wie auch durch die schmiedeeisernen am Straßenrand stehenden WC-Häuschen.

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Nachdem Victoria 1851 sich von New South Wales und somit Sydney erfolgreich trennen konnte – eine Woche bevor die Goldfunde bekannt wurden, wer denkt dabei Böses (?!) -, war man bereits 1880, soweit ich mich richtig erinnere, Ausrichter einer Weltausstellung, d.h. in einem anfangs auf Strafgefangenen gründenden jungen “Staat” wurde diese Weltausstellung vor der Weltausstellung in Paris, dem Frankreich seinen Eiffelturm verdankt, ausgerichtet. Das Gebäude kann heute leider nur im Rahmen vorangemeldeter Touren besucht werden, also blieb nur der Blick von außen.

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Im Gegensatz zu dem Weltausstellungsgebäude steht heute an der Stelle eines früheren Pendants, aber aus Holz gebaut, ein moderner Komplex, der neben dem Melbourne Museum auch ein riesiges Imax-Kino umfasst. Leider war die Zeit auf einmal zu knapp geworden, das Imax zu besuchen – Katrin reizte ein Film über Haie – als auch das Museum. Bei letzterem war eine Maya-Ausstellung angekündigt, die uns interessiert hätte. Wie wir abends in der JuHe hörten, haben wir nichts verpasst, denn die Ausstellungseröffnung steht noch bevor.

So machten wir uns auf zum Treffpunkt unserer Stadtführung,14:30 Uhr an der Statue vor der State Library of Victoria, am Rande des CBD gelegen. Erkennbar waren wir nicht die einzigen, die sich dieser Stadtführung unter der Überschrift “for free”, aber in der berechtigten Erwartung eines der Leistung angemessenen Trinkgeldes, anschließen wollten. Nicht nur die Jugend nutzte diese legere Art des Rundgangs, auch ältere Reisende befanden sich in der gut 30 Köpfe zählenden aus einer Vielzahl unterschiedlicher Länder stammenden Truppe, als Hugo, so hieß unser Führer wirklich, zum Aufbruch rief. Wir bewegten uns, aber nur wenige Meter bis hin zur imposanten Statue eines wichtig dreinschauenden uns bis dato nicht bekannten Mannes, was sich sehr schnell änderte. Es handelte sich hier um die Statue des Gründers dieser Bibliothek und viel bedeutsamer, des obersten Richters am Staatsgerichtshof, der auch in dem wohl berühmtesten Fall in der Geschichte, zumindest der älteren Australiens, das Urteil zu fällen hatte. Ned Kelly, der wohl berühmteste Australier  des 19. Jhd., seines Zeichens Pferdedieb und Bankräuber, mit einer sozialen Ader ausgestattet und den Armen von seinen Raubzügen gebend, also eine Art Robin Hood auf australisch, wurde über Jahre gejagt und endlich in einem imposanten Shootout so verletzt, daß man ihn festsetzen konnte. Den Prozeß machte man ihm 1880 in Melbourne, Vorsitzender Richter der mir leider mit Namen nicht mehr erinnerliche, Mensch der großen Statue. Kelly wurde zum Tode verurteilt, das Urteil wurde kurz nach dem Urteil dann im Old Goal von Melbourne vollstreckt. Überliefert sind vom ihm insbesondere zwei Aussprüche, der eine, kurz bevor er gehängt wurde “that’s life”, der andere bezog sich auf den Richter zu dem er fast prophetisch meinte, man sehe sich in Kürze wieder. Der Richter verstarb drei Tage nach Vollstreckung des Urteils. Prophetie oder Zufall? Danach begannen wir unseren Rundgang wirklich, der uns vorbei an einem Teil der alten Universitätsgebäude hin zum Gerichtsgebäude aus Ned Kellys Zeit und daran vorbei zum Old Goal, dem damaligen um 1840 herum erbaute Gefängnis führte, einem aus blau scheinendem Stein und mit festen Mauerwerk errichteten immer noch stehenden aber nicht mehr in seiner ursprünglichen Funktion genutzten Bauwerk.

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Wenige Schritte weiter wird weithin sichtbar durch drei nebeneinander stehende Achten auf der Spitze einer großen Säule auf den hier 1853 begonnenen Kampf um den Achtstundentag hingewiesen. Die drei Achten stehen für 8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Ruhe und 8 Stunden Freizeit. Letztlich ist dies auch ein Symbol für die Stärke der Arbeiterschaft im 19. Jhd., was sich auch in dem gegenüber liegenden sehr großen Gebäude der damaligen Gewerkschaft, auch heute noch gewerkschaftlich und durch politische Parteien genutzt, ausdrückt. Man war wohl eine starke Kraft, was sich auch in dem Volumen des Gebäudes ausdrückte.

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Nicht alles, was wir ansteuerten, war uns unbekannt, dies traf z.B. auf den folgenden Rundgangabschnitt in und durch Carlton Gardens und das Royal Exhibition Building zu. Im Baustil orientierte man sich an großen europäischen Vorbildern, was sich auch in den Schmuckelementen sowohl am Haus als auch am davor stehenden prunkvollen Brunnen ablesen lässt – mit einer Ausnahme. Ein bischen Australien ist dann doch noch eingeflossen, denn im oberen Brunnenteil speien Schnabeltiere, die es nur in diesem Land gibt, Wasser.

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Der nächste Halt erfolgte auf einer kleinen Grünanlage, mit moderner Plastik “zeitgemäß” gestaltet; vor allem aber hatte man hier einen Blick auf St. Patrick’s Cathedral, die mit der St. Paul’s Cathedral wetteifert, ebenfalls aus dem blau scheinenden Stein erbaut wurde und älter als St. Paul’s ist. Schräg gegenüber befindet sich eine Institution der Stadt, alt und ehrwürdig, aber nicht mehr in bestem Zustand, “Princess Theatre”, in dem aktuell Vorstellungen zur Comedy-Woche der Stadt stattfinden. Wenige Schritte die Bourke Street hinunter dann eine weitere Institution des alten Melbourne, “Her Majesty’s Theatre”. Mehr aus den Augenwinkeln betrachteten wir auf dem Weg nach Chinatown das riesige aus Sandstein errichtete Parliament House mit seinen schmucken Kandelabern als Laternen. Hier konnte man sich durch den Reichtum aus der Goldrauschzeit ab 1856 so richtig austoben und aus dem finanziellen Vollen schöpfen. Unweit davon die Spring Street nach Süden hinunter befindet sich das nicht minder imposante gleichfalls im klassischen Stil gehaltene Old Treasury Building, eingerahmt vom Treasury Garden.

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Über die Straße hinweg, die Bourke Street einige Schritte hinunter gegangen und an der Little Bourke Street eingebogen, schon waren wir in einer anderen Welt. China empfing den Besucher, nicht nur mit unzähligen entsprechenden Geschäften und Lokalen, sondern zuerst mit einem großen Torbogen. Von der Little Bourke Street zwischen Swanston Street und Exhibition Street sowie den abbiegenden Gässchen nur China im Auge. Unweit davon haben sich vor langer Zeit die Auswanderer aus Griechenland in großer Zahl niedergelassen – was entstand daraus : natürlich das griechische Viertel.

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Nach Durchlaufen des chinesischen Viertels ist man plötzlich mitten in der belebtesten Einkaufsmeile der Stadt mit den bekannten Kaufhäusern Myer und David Jones. Ob letzterer Geschäftsgründer eine kriminelle Vergangenheit hatte oder nur eine durch den Konkurrenten von nebenan angedichtete, erinnere ich mich nicht mehr, auf jeden Fall stehen zwei imposante Riesenkaufhäuser heute einträchtig nebeneinander und ziehen das zahlungskräftige Publikum an. In diesen Straßenquadraten reihen sich Kauftempel und Shoppingmalls nur so aneinander;  immer wieder zweigen Einkaufspassagen ab, sich hier zurecht zu finden ist nicht einfach, man wird förmlich von dem Konsumangebot erdrückt. Noch imposanter dann die nahe gelegene Royal Arcade, Melbournes älteste – und feinste – Ladenpassage, wie wir beim durchschreiten, gehen wäre nicht angemessen gewesen, feststellen konnten, denn hier wurde das Nobelste vom Noblen angeboten; sogar eine feine englische Tee”stube” war hier zu finden.

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Nach der Glitzerwelt ging es durch zahlreiche schmale Gässchen, wo das Leben der alternativen Szene teilweise pulsiert, interessante Gaststätten für den Normalbürger existieren, man in Rooftopgaststätten einen besonderen bezahlbaren Blick auf Melbourne erhält, wo nicht die Schickeria sich trifft sondern der Normalo, und vor allem wo die Graffitoszene der Stadt zumindest an einigen genehmigten Wänden sich ausprobieren kann mit dem Ergebnis, nach drei-vier-Wochen prangen dort schon wieder neue Kunstwerke. Jedoch sind einige der Werke als Dauerkunstwerke zu betrachten und hier zuoberst abgebildet.

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Und plötzlich traten wir aus einer Gasse heraus und standen hinter der St. Pauls Cathedral in einem Gässchen, in dem früher zahlreiche Konfektionsbetriebe existierten, später dann lagebedingt vor allem von Hotelbetrieben vertrieben wurden. An der St. Paul’s Cathedral vorbei, die Flinders Street Train Station und den Federation Square, hier trafen wir ebenfalls auf ein Spiegelzelt deutscher Provinienz,

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passiert standen wir am Yarra River. Über die Princess Bridge führte unser Abschluß auf eine Terrasse der Hamer Hall, der Konzerthalle der Stadt, die aber keinen Vergleich mit dem Gebäude in Sydney aufnehmen kann, auch wenn unser Führer die Vorzüge des Melbourner Opernhauses in allen Tönen lobte. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Victoria Arts Centre, auf das, damit das eher unscheinbare Gebäude besonders wahrgenommen wird, ein überdimensionaler Pfeil hinweist. Mit einem schönen Blick auf die Skyline der Innenstadt beendeten wir unseren Rundgang.

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Nach gut drei Stunden Spaziergang und einer Wegstrecke, wie unser Führer Hugo meinte von gut 7 Kilometern, war unser Bedürfnis auf weitere Kulturinformationen zumindest für heute gestillt. Zurück in der JuHe bereiteten wir uns auf den Abreise am nächsten Morgen vor, saßen aber auch stundenlang in der Küche bei informativen und interessanten Gesprächen mit anderen Gästen. Die Zeit in Melbourne war zu knapp bemessen, um noch mehr von der Stadt zu sehen, sie hätte es verdient, aber einen nicht nur ersten sehr schönen Eindruck haben wir gewinnen können. Ob auch in unserer Beurteilung Melbourne die Nase vorne haben wird, wie unser Hugo immer wieder mit dem Stolz des hier Geborenen betonte, werden wir erst beurteilen können, wenn wir unsere nächste Reisestation, Sydney, besucht haben.