Nun haben wir bislang gut 7000km mit unserem Wagen hinter uns gebracht und sind, das gilt es festzuhalten, in unserem Fahrverhalten dem einheimischen Fahrverhalten immer ähnlicher geworden. Rechts vor links – wir haben bis heute nicht erschließen können, ob dieses Prinzip auch hier gilt; bis auf weiteres heißt es an jeder Kreuzung, so wir uns nicht auf einer Bundesstraße befinden, zu schauen, wer als erster in die Kreuzung einfährt, denn dann hat man gewonnen, so scheint es zumindest. Auch hier gibt es zahlreiche Verbots- und Gebotsschilder und analoge Straßenmarkierungen. Es scheint, als wenn diese hier als Hinweise verstanden werden, denn eine durchgezogene Linie auf der Straße, ein entsprechendes Überholverbotsschild wird sicherlich zur Kenntnis genommen, denn blind ist man ja nicht, aber beachtet? Inzwischen setze auch ich auf den Landstraßen, die nur so wimmeln von durchgezogenen Linien, zum Überholen an, wenn dies opportun erscheint aber verboten ist. Wer soll das hier denn kontrollieren. Und Geschwindigkeitsbeschränkungen – in der Stadt 60kmh, auf der Landstraße m.E. 110kmh stellen auch nur Empfehlungen dar; Tempo 80-100 in der Stadt, selbst bei dichtem Verkehr auf zweispurigen Straßen sind nach unserer Einschätzung eher Regel als Ausnahme. Es scheint, als wenn der vor vielen Jahren verstorbene Rennfahrer Fangio immer noch Vorbild für die Schnellfahrer im Land ist. Häufig fehlten insbesondere in den Städten Fahrbahnmarkierungen – dies ist praktisch, denn nicht jedes Fahrzeug benötigt den gleiche Fahrbahnbreite. Auch wenn neben der Parkspur im allgemeinen Platz für zwei weitere Spuren vorgesehen ist, dort wo zwei PKWs nebeneinander Platz haben sollte auch Raum für ein drittes Fahrzeug sein, so scheint die Devise vieler Verkehrsteilnehmer zu lauten. Dementsprechend munter geht es dann auch auf den Straßen bei nicht geringer Geschwindigkeit zu; und wenn man nicht schnell genug reagiert – wozu gibt es eine Hupe, von der dann umgehend und ausgiebig Gebrauch gemacht wird. Paradiesische Zustände? Eher nicht, denn der Fußgänger scheint oft Freiwild zu sein; Zebrastreifen – behindern nur den Verkehr, Fußgänger auf einem Zebrastreifen – sollten am besten umgehend zur Seite springen, wenn ein Fahrzeug in der Nähe ist. Selbst die Busfahrer nehmen keine Rücksicht, ob alt oder jung, die Straße – und der Zebrastreifen gehört ja dazu – sind im Besitz der Autofahrer. Wir wurden von den Fußgängern mit Staunen/Erstaunen angesehen, wenn wir als Abbieger Rücksicht auf die am Zebrastreifen wartenden Fußgänger nahmen; dies ist hier offensichtlich völlig unbekannt.
Nun denn, dieser völlig rücksichtlosen Fahrweise sind wir noch nicht verfallen und hoffen, auch auf unseren vor uns liegenden Kilometern nicht den letzten Anstand, der uns im Straßenverkehr in der Heimat über Jahrzehnte antrainiert wurde, aufzugeben. Wie sehr uns der hiesige Fahrtstil geprägt hat werden wir sehen, wenn wir wieder in der Heimat unterwegs sind.