Mendoza

Wer an Mendoza denkt, hat vor allem das Weinanbaugebiet in der Region vor Augen und denkt vielleicht an den einen oder anderen bekannten Tropfen hiesiger Winzer. Wir auch, jedoch lag unser Augenmerk eher auf die Nähe dieser Stadt zum NP Aconcagua, den wir aus der Nähe sehen wollten.

Wie immer steht am Beginn ein Stadtrundgang, bei dem als einer der ersten Aktionen immer das Touristenbüro wegen Karten, Plänen, Informationen angesteuert wird. Die dort ausgesprochenen Empfehlungen, was wir innerhalb der Stadt uns ansehen sollten – auch die Hinweise in den Reiseführern sind äußerst überschaubar –, hatten wir am Abend praktisch “abgearbeitet” und mussten feststellen, so berauschend ist die eigentliche Stadt nicht. Es gibt viele schöne Parks, kleine Grünanlagen und teilweise riesige Parkanlagen (Parque General San Martín) die es wert sind, besucht zu werden. Herausragende architektonische und historische Bauten sucht man hier jedoch vergeblich, kein Wunder, denn vieles wurde bei einem großen Erdbeben in 1861 zerstört, der Stadtkern anschließend verlagert. Bei Mendoza muß man wissen, daß es hier eher heiß als warm ist, d.h. die Sonne brennt dauernd unbarmherzig herunter. Welch eine Wohltat sind deshalb die in der Innenstadt und an vielen Ausfallstraßen vorhandenen Platanen und andere Bäume mit großem Blätterdach, die auf den Gehsteig und die Straßen den notwendigen Schatten werfen und darüber hinaus ein richtig schönes Bild abgeben. Diese Schattenspender finden sich nicht nur im Innenstadtbereich und den großen Avenidas, sondern sind weit im Stadtgebiet vertreten, wie ein Blick vom Cerro de la Gloria belegt. Ich glaube, so ganz ohne diesen großzügigen Baumbestand, der durch die eher breiten Straßenzüge ermöglicht wird, könnte man es hier nicht aushalten.Bei genauer Betrachtung erschließt sich das “Wunder” dieser Schattenspender : ihre Wurzeln werden in Abständen “gewässert”, denn durch ein ausgeklügeltes Grabensystem, das straßenbegleitend direkt an den Baumwurzeln entlang geführt wird und in vielen Fällen offen ist, wird den Bäumen immer wieder Wasser zugeführt.

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Und dennoch, der größten Hitze entfliehen die Bewohner und scheinen sich mittags, wo auch immer, im Kühlen aufzuhalten, denn die meisten Geschäfte hatten heute am Montag von ca. 13:00 Uhr bis gut gegen 16:00 Uhr geschlossen! Hatte gestern noch auf Nachfrage uns ein Hotelmitarbeiter gesagt, nur sonntags seien über die Mittagszeit idR  die Geschäfte geschlossen, so scheint unser Test von heute zu belegen, daß hier jeden Mittag Sonntag ist. Es seí den Menschen gegönnt, denn die Hitze ist schon belastend.

Mendoza besitzt einen riesigen Park, der Anfang 1900 auf über 400ha Fläche damals am Stadtrand geschaffen wurde. Unzählige schöne und alte Bäume kann man hier bewundern, auf den großen Rasen/Wiesen picknicken und spielen, wie es zahlreiche Mendozenos auch heute praktizierten. In unserem Verständnis bedeutet Park, daß hier der Mensch einen Erholungsraum hat und Vorrang vor allem anderen genießt. Dies macht auch die Stadt- und Parkverwaltung deutlich, wenn an dem von uns benutzten Eingang dem Autofahrer mitgeteilt wird, daß der Fußgänger in allen (!) Fällen Vorrang habe. Diesen Hinweis zu geben, sagt einiges über die Situation aus, denn der Park ist von unendlich vielen Straßen durchzogen, auf denen die Fahrzeuge wie sonst auch, das Recht des PS-stärkeren durchsetzen. Schade, denn die grüne Lunge und der Erholungsraum für die Bevölkerung kann der Park dann nur eingeschränkt sein, eher handelt es sich hier im mit umfangreicher Begrünung begleitete Straßenzüge am Rand der alten Innenstadt. Wir sind in diesem Park, der neben Sportanlagen auch einen u.a. von Ruderern genutzten Teich und zahlreiche Spielplätze umfasst, gut 2 1/2 Stunden spazieren gegangen, ohne ihn dabei vollständig erlaufen zu haben, was einen Eindruck seiner Größe vermittelt.

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Für den Dienstag hatten wir uns vorgenommen, in einem großen Bogen um Mendoza herum über die Vorkordilliere der Anden zu fahren und dabei auch die wenigen auf der Strecke liegenden Höhepunkte zu besuchen. Nach 50 Kilomater Anlaufstrecke waren wir dann am Fuß der Vorkordillkiere auf etwa 900m. Von da an ging es immer nur in eine Richtung, bergauf. Unser Zwischenstop lag bei gut 1.800m in Villavicencio. Der Name steht hier in Argentinien für eine große Mineralquelle, dort steht aber auch seit Jahren ein Hotel – leer und die vorhandenen Thermalquellen können nicht benutzt werden, auch heute nicht. Der Eigentümer, die Grupo Danone, soll seit Jahren keine Anstrengungen für eine Wiedereröffnung unternommen haben. Schade, denn dadurch war uns auch der Zugang zu dem Gelände versperrt. Stattdessen versuchten wir von einem etwas oberhalb der Hotelanlage liegenden Parkplatz in die Höhe zu wandern. Auch von dornigen Sträuchern ließen wir uns – anfangs – nicht entmutigen, stellten aber nach einiger Zeit fest, wie wenig Spaß es macht in einem Bachbett in die Höhe zu kraxeln ohne Aussicht auf eine vernünftige Aussicht. Nach einer guten halben Stunde ständigen Bemühens Höhe zu gewinnen entschieden wir uns zur Umkehr. Wieder einmal sahen wir die Feststellung bekräftigt, daß es offensichtlich in Südamerika, zumindest in den bislang von uns kennengelernten Teilen, keine vernünftigen Möglichkeiten zum Wandern gibt. Wege sind kaum zu erkennen und wenn, dann sind diese oft zufälliger Natur oder naturgegeben; Markierungen, Hinweise suchten wir vergeblich. Man könnte vermuten, so den Wander-/Bergführern Einkommensmöglichkeiten schaffen zu wollen – aber wer bemüht sich für 2 Stunden Wandern um einen professionellen Führer? Wohl keiner und deshalb scheint es auch zu stimmen, daß die Südamerikaner im allgemeinen zum Bewegen und Wandern ein eher distanziertes Verhältnis besitzen.

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Hatten wir bis nach Villavicencio schon 900 Höhenmeter überwunden, ging es auf den dann folgenden 365 Kurven und Spitzkehren bis auf den Kamm der Vorkordilliere auf rund 3.100m. Hier lagen dann knapp 30 Kilometer Bergfahrt hinter uns, die zwar wegen der geforderten Konzentration, denn die Piste war schmal und der Abgrund oft nah, nicht mit links zu absolvieren waren, uns aber immer wieder mit grandiosen Blicken in die Weite der unter uns liegenden Ebene und die um uns herum wahrzunehmenden Berghänge entlohnte.Wenn es nicht so dunstig gewesen wäre, wir hätten fast den Atlantik erblickt!  Ab und an wurden wir auch von höherer Warte kritisch und distanziert beäugt; kleine Gruppen von Guanacos standen in den steilen Hängen über uns und versuchten, das letzte Grün von den wenigen Büschen zu rupfen.  Auf den Kamm zufahrend wurden wir durch einem weiteren fantastischen Anblick für die doch lange Anfahrt belohnt : in der Ferne deutlich sichtbar die zum Teil schneebedeckten Andengipfel rund um den Aconcagua, genau auszumachen bei bester Sicht, schneidigem, kaltem Wind. Auf dem Kamm ist ein Kreuz wohl in Erinnerung an die weiter unten im Tal früher in Silber- und Goldminen Beschäftigten und eine kleine Kapelle errichtet. Ein weiteres Hinweisschild führt uns auf den angabegemäß höchsten Kreuzweg der Erde, der von unserem Standort einige 100m in die Höhe führt. (Muß denn immer alles in Superlativen dargestellt werden – selbst bei diesem bescheidenen Kreuzweg, es handelt sich um schlichte Holzkreuze, kommt man nicht umhin, auf den weltweiten Vergleich hinzuweisen!?)

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Von nun an ging es bergab, zuerst nach Paranillos, dann weiter nach Uspallata. Dabei machten wir einen kleinen Abstecher nebst längerem Marsch zum Füßevertreten hin zu aufgelassenen Minen und den Ruinen der Jesuiten von Paramillos. Die dann linker Hand bis nach Uspallata uns begleitenden Berge erinnerten an bereits Gesehenes – auch hier wieder das fast altbekannte Farbspiel, auch hier konnte man von den Bergen mit den sieben Farben sprechen.

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Uspallata fällt kaum auf, liegen seine Häuser häufig hinter Bäumen versteckt, hebt sich von dem vorher Gesehenen durch die kräftige Vegetation einer Art Oase, das dominierende Grün, die vielen Bäume und Sträucher, durch Landwirtschaftsflächen deutlich und wohltuend ab. Ein Ort, der auf Touristen wartet, der eigentliche Ansturm steht noch bevor, wirkte ansonsten aber extrem verschlafen.

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Weiter in Richtung Mendoza passierten wir noch den Stausee von Potrerillos, auch dieser weist, wie oft auf chilenischer Seite bereits festgestellt, einen sehr niedrigem Wasserstand auf.

Fasst man den Tag zusammen, haben wir wunderschöne Landschaft gesehen und uns leider  – wieder einmal – viel zu wenig bewegt.

Dies wollten wir am Mittwoch nachholen und brachen, nachdem notwendige organisatorische Arbeiten wie Suche und dann auch Buchen der kommenden Unterkunft erfolgreich erledigt waren, am späten Vormittag auf. In unmittelbarer Umgebung der Stadt boten sich keine richtig überzeugenden Wandermöglichkeiten an; am ehesten schien noch die “Reserva Ecológica Divisadero Largo, etwa 8 Kilometer vor den Stadttoren geeignet zu sein, mehr als nur ein paar Schritte zu tun. Wir wurden nicht enttäuscht, als wir den kleinen Park auf staubiger Straße endlich erreichten. Wie wir erfuhren, muß sich der Parkwächter und seine Kollegen nicht gerade vor einem Besucheransturm fürchten. Vor allem durch den Besuch von Schulklassen aus der Stadt konnte er auf eine Besucherzahl in diesem Jahr von 2.000 Personen (!) stolz hinweisen. Wir konnten dann auch ungestört von anderen Wanderern unseren Route ablaufen. Der freundliche Parkwächter wies uns ausführlich in die Wegführung ein, erklärte, wann wir wieder in nördlicher Richtung zurücklaufen müssten, wenn wir nicht die nächsten 50 Kilometer bis ans Parkende bewältigen wollten und war ganz erstaunt, als wir natürlich die längere Rundstrecke angehen wollten – die nur rund 5 Kilometer betrug. Offensichtlich ziehen die meisten übrigen Besucher eine der beiden Kurzvarianten vor. Die Entscheidung für die etwas längere Rundstrecke war gut getroffen, nicht nur, daß wir immer wieder schöne Ein- und Ausblicke in das Tal und die umgebende Bergwelt hatten, sondern wir waren gezwungen (!), eine längere Passage entlang eines Bachlaufes zu gehen. Dies hat sich gelohnt, denn obgleich der Bach in Wirklichkeit nur ein Rinnsal war, das zudem dann auch noch im Sand versickerte, hier wurde deutlich, daß durch das Wasser aus dem Gestein Salze gewaschen werden, die sich im Bachbett und am Bachrand nachhaltig und dauerhaft abgelagert hatten, den Boden stark weiß einfärbten,. Aus nächster Nähe war zu beobachten, wie eine vielfältige Vegetation dennoch sich entwickelte. Der Rundweg vermittelte dem Kenner auch zahlreiche Einblicke in die Entstehungsgeschichte dieses Teils der Vorkordilliere, wir haben wohl in den entsprechenden Schulstunden nicht so richtig aufgepasst, denn diese Hinweise gingen mehr oder weniger an uns vorüber. Nicht immer war es hier so ruhig; langsam verfallende Bauten sind Beleg einer früheren Bergbautätigkeit in diesem kleinen Tal.

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Zurück am Parkeingang meldeten wir uns, natürlich, beim Ranger wieder an, der dann die Gelegenheit nutzte uns und insbesondere Katrin auf die vielfältigen Möglichkeiten eines Besuches der anderen ich glaube 17 weiteren Parks und Nationalparks in der Provinz Mendoza hinzuweisen. Dieser Mann lebte und liebte wohl seinen Job.

Trotz ausgiebigem Vesper, es war erst gegen 14:30 Uhr, als wir den Park verließen, glaubten wir, unser Wanderpensum bei weitem noch nicht erfüllt zu haben – was tun? Am Rande des riesigen Parks General San Martin ragt ein kleiner Hügel, mit einer Statue “gekrönt”, in den Himmel, den wir bislang außen vor gelassen hatten. Da der Park zudem auf dem Rückweg in die Stadt zu durchqueren war, gab es Gelegenheit zu einem Gipfelsturm. Wir waren auf den doch steilen Rampen hoch zur Aussichts- und Gedenkplattform nicht allein; zahlreiche Läuferinnen und Läufer nutzen die steilen Wege zum Berglauftraining. Wie immer bei derartigen Hügeln – dieser wurde 1916 seiner heutigen Bestimmung “zugeführt”, die Vegetation nimmt sich ihr Recht und sicherlich schon seit einigen Jahrzehnten gibt es von dort oben keinen ungestörten Blick mehr auf die Stadt. So umrundeten auch wir ein monströses Denkmal zu Ehren von General San Martin, der zwar nicht seinen Rock mit einem Bettler teilte, jedoch mit militärischen Mitteln maßgeblich dazu beigetragen hat, daß Argentinien und Chile sich von der Fremdherrschaft der Spanier befreien konnten. Früher als eigentlich geplant, schlugen wir dann den Rückweg ins Hotel ein, konnten dennoch unter den vorhandenen Umständen auf ein angemessenes Tagwerk an Bewegung verweisen.

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Heute am 31.10. war der Tag, an dem wir dem Aconcagua auf den Pelz rücken, ihn aus der größtmöglichen Nähe betrachten wollten. Die Gelegenheit ist günstig, denn die Mendoza und Santiago de Chile über den Paso de la Cumbre verbindende Nationalstraße 7 durchquert den Provinzpark Aconcagua; von dieser Straße ausgehend kann und wird der “Angriff auf den Gipfel in der Regel gestartet. Nun, Gipfelsturm war und ist nicht, zum einen war uns heute nicht danach, zum anderen ist der allergrößte Teil des Parks bis Mitte November für jedermann, auch den Gelegenheitstrecker gesperrt. Aber ausgehend von dem an der Nationalstraße liegenden Parkbüro kann man eine kleine Runde bis zur Laguna de Horcones gehen und hat dabei, wenn das Wetter mitspielt, einen guten Blick auf den Berg.

Um relativ früh die gut 200 Kilometer in Angriff nehmen zu können, klingelte der Wecker bereits (!) um 7:00 Uhr. Ein Blick nach oben zeigte jedoch, daß heute wohl nicht unser Glückstag sein würde, denn statt in sattem Blau war der Himmel durchweg bewölkt. Schon öfter hatte es tagsüber aufgeklart, so unsere Hoffnung, als wir starteten. Um nicht nur wegen eines oder mehrerer Blicke auf den höchsten Gipfel Südamerikas (und auch von ganz Amerika) drei Stunden Anfahrt in Kauf zu nehmen, hatten wir uns über weitere als sehenswert eingestufte Haltepunkte informiert. Natürlich, die Bergwelt ist immer einen zusätzlichen Blick wert, und der Betrachter kann ständig Neues sehen, insbesondere, wenn durch wechselnden Lichteinfall die verschiedenen Farben der Felsen unterschiedlich leuchten. Seitdem wir in Mendoza sind, werden wir verfolgt, und zwar von dem Namen San Martin. Dieser Mensch, früher einmal General, wird über alles erhoben, ihm wurden unzählige Denkmäler gebaut, Straßen, Schulen, Plätze, Hochschulen nach ihm benannt: Was ihm diese Ehrung eingebracht hat war sein Feldzug gegen die Spanier, den er erfolgreich beendete und damit die Grundlage für den Staat Argentinien gelegt hat, weshalb man ihm noch heute über alle Maßen dankbar ist. Diese “Verehrung” schlägt Kapriolen. Zum “Kampf” gegen die in Chile sitzenden Spanier mußte seine – kleine – Armee den Paso de Cumbre überqueren. Offensichtlich hat man in der jüngeren Vergangenheit jeden seiner Schritte in Richtung Westen rekonstruiert, denn auf dem Weg talaufwärts, dem Rio Mendoza entlang, trifft man immer wieder auf Hinweisschilder, wo das Heer unter seiner Führung entlang gekommen ist. So erhalten dann z.B. kleine Brücken über ein ebenso kleinen Bach eine besondere Bedeutung und werden von allen Neugierigen und Wissbegierigen besucht. Auch wir wollten sehen, was das für eine Brücke sei, die Puente Historico de Picheuta, die unweit der Nationalstraße liegt, und machten den kleinen Umweg. Wie über diese kleine Brücke ein ganzes Heer weiter gezogen ist – uns blieb es ein Rätsel, aber eine schöne Geschichte ist es doch.

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Auch bei unserem weiteren Stop spielt die Sagenwelt eine Rolle, es geht um die Puente del Inca, eine im Grunde auf natürlichem Wege, unterstützt durch dass Thermalwasser, das an dieser Stelle zu Tage trat, entstandene Naturbrücke, bei der offensichtlich das schwefelhaltige Wasser zu einem schönen in Orange gehaltenen Farbenspiel beiträgt. Früher befand sich hier einmal ein Thermalhotel, das jedoch durch einen Erdrutsch  zerstört wurde. Ob die Inka bis hierher vorgedrungen sind, ist nicht geklärt, jedoch ist in die Welt der Märchen zu verweisen, die Inka hätte diese Brücke zur Flußüberquerung gebaut.

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Der eigentliche Höhepunkt, unser Blick auf den Aconcagua, konnten wir alleine genießen, denn mancher Reisender stieg zwar am Parkbüro aus um einen mehr oder weniger flüchtigen Blick in Richtung Berg zu werfen, aber weiter in seine Nähe zu wandern bei dem strammen Wind und den leicht über dem Gefrierpunkt liegenden Temperaturen wollte so gut wie keiner. So waren wir dann alleine auf dem “mirador” und sahen – weiße schnell dahinziehende Wolken. Die Situation verbesserte sich auch nicht, während wir auf ein Wunder warteten, so bleibt in Erinnerung der Blick aus gut 50km Entfernung, den wir vor zwei Tagen auf den Aconcagua hatten.

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Genau der der Grenze zwischen Chile und Argentinien steht Christo Redentor, eine riesige Statue auf 4.200m Höhe und soll an die friedliche Beilegung von Grenzstreitigkeiten erinnern, unser nächstes Ziel, das wir jedoch nicht erreichten. Wir hatten schon die Argentinische Grenze hinter uns gelassen, um Verbindungstunnel den Hinweis auf Chilenisches Staatsgebiet und die Grenzabfertigung in 3 Kilometer Entfernung gelesen, dann aber Bammel, auf der Suche nach der Zufahrt zu unserem Ziel die Grenze zu übertreten, was uns immense Probleme beschert hätte. Also direkt hinter dem Tunnel umdrehen und zurück Richtung Mendoza.

In der Nähe der Puente del Inca liegt der Friedhof der Andinisten, der uns bereits auf der Hinfahrt aufgefallen war, so war es zwangsläufig, auch hier noch einmal anzuhalten. Auf einem “nur” zum Teil mit Grabstellen und Erinnerungstafeln belegten Friedhof, in dessen Mitte ein kleiner Felsen aufragt, sind am Aconcagua um das Leben gekommene Bergsteiger beigesetzt, jedoch auch Personen, die sich um den Argentinischen Alpinismus verdient gemacht haben oder Bergsteiger des Landes, die z.B. im Himalaya verschollen oder verstorben sind. Manche Inschrift der Bergkameraden war ergreifend, beeindruckend auch, in wie vielen Fällen Eispickel, Bekleidungsstücke oder Schuhe mit dem Grab verbunden waren. Nicht immer waren alle Inschriften noch lesbar, oft jedoch konnte man erkennen, daß nicht nur junge, sondern  auch 60-jährige am Berg verstorben sind. Ein Friedhof, der durch seine Nähe zum Berg ein besonderer ist.

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In Chile ist der 31.10. ein Feiertag, weshalb offensichtlich ein größerer Bevölkerungsteil die Fahrzeuge betankt und in Richtung Argentinien, hier Mendoza zu einem Kurzurlaub aufbricht. Die Folgen waren auf der Nationalstraße 7 zu beobachten – mindestens 7 Kilometer stauten sich die Fahrzeuge vor der Argentinischen Grenzkontrolle auf, und diese arbeitet gewissenhaft, wie wir bereits erfahren hatten. Innerhalb von einer halben Stunde schob sich die Schlange um etwa 200m nach vorne. Ob die Kurzurlauber erholt ankommen?

Da unser Fahrzeug ein Chilenisches Kennzeichen aufweist, wir jedoch Argentinien nicht verlassen hatten und somit keine Grenzprozedur über uns ergehen lassen müssten, könnten wir eigentlich an den wartenden Fahrzeugen vorbeifahren – könnten! Die das Verkehrsaufkommen regelnden Polizisten glaubten wohl, uns gegen wütende “Landsleute” schützen zu müssen, wenn wir so einfach an ihnen nach vorne fahren würden und forderten uns auf, uns direkt hinter einem talwärts fahrenden LKW zu setzen, nach hinten abgeschirmt durch einen Polizeibulli. Wir kamen unbehindert an der Grenzstation vorbei.

In unserer Tierschau fehlte bislang noch der Kondor. Zufällig schauten wir während der Fahrt nach oben und bemerkten einen Vogel mit großer Spannweite – ein Kondor? Als der Vogel dann auch noch direkt vor uns über die Straße flog, erkannte Katrin seine Kopfzeichnung – wir hatten wirklich einen Kondor in Freiheit gesehen.

Der Rest des Tages : auf direktem Weg zurück zum Hotel, zwischendurch zum Essen eingekehrt; über die Kochkünste hiesiger Küchenchefs schweigen wir besser, denn das nicht umwerfende Ambiente wurde durch die aufgetischten Gerichte leider bestätigt. Die verschmudelte Speisekarte des wohl größten Restaurants in Uspallata ließ übles erahnen, die WCs waren in lausigem Zustand und das Umfeld passte sich dem an. Katrins Forelle vom Grill musste zweimal sterben : einmal, als sie gefischt wurde, das zweite Mal brachte der Koch sie um, als er über den gegrillten Fisch eine braune mit Pilzen angereicherte Sauce goß und ihn damit ertränkte. Wir hatten es geahnt, aber der starke Hunger und das Wissen, sonst 1 1/2 Stunden länger hungern zu müssen, hielten uns am Ort fest.

Daß nicht die Hunnen, aber die Chilenen kommen, konnten wir bei Ankunft im Hotel feststellen : ausgebucht, wie fast alle Hostels und Hotels in der Stadt.

Damit gehen die vier Tage Mendoza zu Ende und der Sachkundige wird sich und uns fragen : und der Wein? Ja, Mendoza und Umland sind für seine Weine sehr bekannt, Führungen werden angeboten, Verkostungen sind möglich. Aber im Ernst, wer würde allen Ernstes eine organisierte Fahrt zu drei Weingütern, wie hier angeboten, unternehmen, bei der nach einem Start gegen 8:30 Uhr am Morgen  die erste Besichtigung mit Verkostung gegen 10:30 Uhr ist, Weiterfahrt um 12:30 Uhr, die zweite Besichtigung mit Verkostung, wieder einsteigen um ca. 15:00 Uhr zur dritten Besichtigung und Verkostung, Rückkehr garantiert mit schwerem Kopf und Gliedern so gegen 18:00 Uhr. Das ist nichts für uns; wir haben entschieden, in San Rafael, wo einige Weingüter zu Fuß zu erreichen sind, uns unter die Verkoster zu begeben.

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