… was ich noch zu sagen hätte ….

dauert aber länger als eine Zigarette, denn unter der gedanklichen Rubrik “Verschiedenes, was sonst noch so aufgefallen ist” ist das eine oder andere festzuhalten.

Oft haben wir uns gewundert, wie viele Menschen ihre Wasserflaschen auf dem Autodach sowohl in Chile als auch Argentinien einfach stehen lassen. Sind die alle gedankenverloren? Nein, sind sie nicht, denn es handelt sich um eine in diesen Ländern sehr bekannte Chiffre “verkaufe mein Auto”. Irgendwo an dem Wagen befindet sich dann auch ein Hinweis mit Telefonnummer, aber die Aufmerksamkeit wird durch die Wasserflasche, manchmal ist es auch ein Hütchen der Verkehrssicherung, erzeugt. Spart die Anzeige und wird überall gesehen.

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Kirchen finden sich in jedem Land, sie sehen sehr unterschiedlich aus und werden mehr oder weniger von den Gläubigen aufgesucht. Vielleicht haben wir in Deutschland die Augen nicht so weit wie hier in Südamerika geöffnet um zu bemerken, wie zahlreich die Kirchengebäude in den Städten und Gemeinden vertreten sind. Hier sind sie uns aufgefallen. Ganz besonders deutlich in Chaitén, der Stadt, deren Bewohner auf Grund eines Vulkanausbruchs zum größten Teil weggezogen sind, noch nicht einmal die Hälfte der ehemaligen 4.000 Bewohner lebt wieder in der alten Stadt. Hier fanden wir insgesamt  intakte Gebäude von fünf unterschiedlichen Kirchen/christlichen Gemeinden, eine weitere Glaubensgemeinschaft hat den Bau einer Kirche angekündigt. Ketzer würden unter Hinweis auf den Vulkanausbruch und seine Folgen für den Ort nur sagen – geholfen hat es aber nicht! Offensichtlich sind neben den beiden großen christlichen Glaubensgemeinschaften zahlreiche “Ableger” mit Erfolg auf Seelenfang gegangen, sind halt Fischer. Zugutehalten muß man allen Gemeinden – ihre Kirchenbauten sind keine Monsterbauwerke für tausende, sondern ihre Bauwerke sind eher bescheiden, ausgenommen die von den Zeugen Jehovas errichteten Bauwerke, oft auf großem bis riesiger Grundstücksfläche und von beachtlichem Bauvolumen.

Während unserer Fahrt sahen wir immer wieder am Straßenrand oder in der Nähe der Straße, mal in schöner Lage z.B. unter einem Baum, mal auf einem besonders hergerichteten Platz, oft aber nur schlicht und einfach gehaltene Grabstellen. Nicht nur ein schlichtes Kreuz stand da, sondern es sah nach einer richtigen Grabstätte aus, wie sie auch auf den hiesigen Friedhöfen zu finden sind. Wurden hier am Wegesrand Menschen bestattet? Ist das erlaubt? Manchmal sahen wir auch, wie Menschen an diesen Grabstellen innehielten, hier verweilten, fast wie bei uns auf den Friedhöfen, nur hier in großer Öffentlichkeit und nicht in aller Stille. Da wir diese Grabstellen sowohl in Argentinien als auch in Chile sahen, muß es sich um ein Südamerikanisches Phänomen handeln, dessen Lösung wir in keinem Reiseführer fanden. Erst Oliver, unser Gastgeben in Valparaiso, hatte einen Erklärungsansatz parat. Manchmal handelt es sich um Menschen, die im Straßenverkehr umgekommen sind und denen man an der Unfallstelle gedenkt. Viel häufiger sind jedoch Grabstellen, die keinen Bezug zum Ort besitzen, sie wurden einfach an einem passenden Plätzchen errichtet. Man erhofft sich, wenn auf der Straße vorbeifahrend, die Unterstützung und Hilfe des Vergangenen, dem nach seinem Tod quasi übernatürliche Kräfte zugesprochen werden. In Argentinien kommt noch ein besonderer Gauchokult hinzu,, erkennbar an den an der Grabstätte errichteten roten Fahnen. Ursprünglich glaubte ich, hier würde besonderen Arbeiterführern der Umgebung gedacht werden, lag aber falsch. Der Gaucho ist der typische “Ur”einwohner des Landes, auf dem Lande und in der Viehwirtschaft tätig, ein harter Hund, wettergegerbt und Marlboro rauchend. Manche dieser Cowboys in unserem Sinne sind herausragende Persönlichkeiten gewesen, denen durch eine entsprechende Kultstätte eine besondere Ehre erwiesen wird., Hier treffen sich dann auch die Nachfahren, Freunde und Bewunderer des verstorbenen Gauchos.

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