Tahiti, die zweitbeste Wahl

Von Teurus Frau wurden wir zum Flughafen auf Huahine gebracht, eine 5-minütige Autofahrt und gebührend verabschiedet. Eine aus Bora Bora kommende Maschine landete hier zwischen und nahm die wenigen wartenden Passagiere auf. Es schien für den einen oder anderen ein besonderer Abschied zu sein; wir sahen Einheimische, die mit einer Vielzahl von Blumen- und Muschelketten behängt, von einem Dutzend Menschen geherzt und geküsst, ständig winkend langsam zur Maschine gingen, als wenn es ein Abschied für immer sei. Ganze Großfamilien verabschiedeten ein Familienmitglied vor Ort, bei wenigen Fluggästen war die Abflughalle gut mit Menschen gefüllt. Hier kommt der starke Familienbezug der Insulaner und wohl auch der Menschen in Polynesien zum Ausdruck, ein Familienzusammenhang, der oft auch bitter nötig ist, denn die inoffizielle Arbeitslosenquote übersteigt bei weitem den EU-Durchschnitt, ja soll sogar über dem Spaniens liegen. Dann hob die kleine Propellermaschine zu ihrem 40-minütigen Flug auf die Insel Tahiti ab, letzte Gelegenheit, einen Blick auf und ein Foto von Huahine zu machen.

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Kaum gedanklich sortiert, setzte die Maschine schon zur Landung auf dem Flughafen Faa’a wenige Kilometer außerhalb von Pape’ete an und bot uns einen Blick von oben auf Tahiti wie auch die Nachbarinsel Moorea. Diese hatte zwar auch auf unserem Wunschzettel gestanden, aber hektisch hin und herfliegen wollten wir nicht, eine uns angenehme und sinnvolle Flugverbindung war nicht mehr zu buchen. Wir glaubten, die Tage auf Tahiti wären eine passende Alternative.

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Tahiti verfügt, so heißt es, über ein vernünftiges Bussystem; von Pape’ete ausgehend wird die West-Süd-Küste sowie die Nordküste mit Bussen, den Le Trucks, regelmäßig befahren. Dies im Kopf hatten wir uns entschieden, nicht den teuren Transferservice zum etwa 13 Kilometer vom Flughafen entfernten Relais Mehorio, unserem Quartier für die kommenden 4 Nächte, in Anspruch sondern den Bus zu nehmen, der uns, so heißt es, praktisch unmittelbar vor unserem Zielort absetzt. Vom Flughafen sind es nur zweihundert aber in guter Hitze mit unserem Gepäck zurück zu legende Meter bis zur Bushaltestelle an der Küstenstraße. Ein dort stehendes Wartehäuschen bot Schatten. unser Bus sollte weithin erkennbar Taravao, der Endort der Südroute und rote Streifen aufweisen. Nach einer guten viertel Stunde Wartezeit bog auch in gutem Tempo ein Bus mit diesem roten Streifen um die Kurve, aber der angegebene Zielort entsprach nicht unseren Vorgaben; später erkannten wir, Pa’ea war angegeben gewesen, für uns genau richtig. Wir stoppten diesen Bus somit nicht, was sich im Nachherein als Fehler erwies. Und so warteten wir, angekommen am Wartehäuschen waren wir kurz nach 11:00 Uhr, die Uhr ging auf 12:00 Uhr und gut darüber hinaus und kein Bus kam in Sicht, der uns an unser Ziel hätte bringen können. Dann endlich ein Bus, jetzt mit grünem Streifen, aber der richtigen Ortsangabe (Taravao); wir wollten einsteigen, bezahlen und fragten nach, ob er in Pa’ea anhalten würde, was der Busfahrer jedoch verneinte. Der Bus mit dem roten Streifen sei der richtige für uns. Also weiter warten. So etwa 12:30 Uhr kam dann der gesuchte Bus in Sicht, wir sprangen auf und gaben wilde Zeichen, aber der Bus fuhr einfach vorbei. Gesehen hatte er uns, warum nahm er uns nicht mit? Diese Frage beschäftigte uns dann eine ganze Weile, ohne uns dem Quartier näher zu bringen. Es hieß Geduld beweisen. Wir gaben dem Bussystem der Insel noch eine Chance, der Bus, der zwischen 13 und 14:00 Uhr vorbei kommen müsste, sollte uns dann mitnehmen. Aber es kam kein entsprechender Bus und die Uhr ging auf 14:00 Uhr zu, wir waren inzwischen ziemlich gefrustet und bereit, viel Geld für den notwendigen Transfer auf den Tisch zu legen. Nicht bemerkt hatten wir, wie ein Polizeifahrzeug während unserer mehr als 2 1/2-stündigen Warterei mehrfach an uns vorbei gefahren war. Umso erstaunter waren wir, als plötzlich der Polizeibulli neben uns am Wartehäuschen anhielt und wir gefragt wurden, wohin wir denn wollten. Auf unsere Antwort hin erhielten wir eine niederschmetternde Auskunft. Heute am Samstag würden die Busse sehr selten fahren und ab 14:00Uhr bis zum Montagmorgen den Betrieb einstellen. Tolle Aussichten, um an unser Ziel zu kommen. Nachdem die Polizisten in unserer Herberge vergeblich angerufen hatten, um darüber einen Transfer möglich zu machen, bot Dany, einer der drei im Wagen befindlichen Polizisten an, uns nach dem Ende seiner Schicht, d.h. in 15 Minuten zum Quartier zu bringen, er würde nur zwei Kilometer entfernt wohnen, es läge praktisch auf dem Weg. So nahm das Ärgernis Busfahren doch noch ein gutes Ende und wir erfuhren wieder einmal, wie freundlich und hilfsbereit viele Menschen uns auf unserer Reise begegnen.

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Tahiti ist gemeinhin ein Synonym für Französisch Polynesien, wenn nicht sogar für Polynesien überhaupt. Aber Polynesien mit Tahiti gleichzusetzen würde dieser Hauptinsel zu viel Ehre erweisen. Aber das mussten auch wir erst noch erfahren. Auch wir hatten vor Augen, Tahiti sei eine Insel voller Traumstrände mit einer ebenso traumhaften Berglandschaft im Rücken der Strände, ruhiges, entspanntes Leben, Menschen voller Lebensfreude und ohne Stress, einfach : die Blume im Haar und Musik im Ohr. Daß die wirtschaftliche und kulturelle Stadt der Insel, Pape’ete etwas anders tickt, als man es in Polynesien erwartet, ist verständlich, also mehr Verkehr, Hektik, Lärm etc. Aber dies sollte sich nicht auf die anderen Attribute einer Südseeinsel (Meer, Strand, Landschaft) negativ auswirken. Unser Quartier hatten wir auch unter dem Gesichtspunkt Nähe zu einem schönen Strand ausgesucht; 300 Meter Gehweg zu einem der, wie es heißt, schönsten Strände der Insel, war uns da nicht zu lang. Die Strecke stimmte auch, aber schöner Strand? Wir fanden einen gut 3 Kilometer langen Sandstrand vor,der manchmal auch 20 Meter breit war, nicht an jeder Stelle es ermöglichte, über Sand ins Meer zu gehen, sondern sich durch ein Kiesbett zu tasten. Aber das größte Manko war, es fehlte fast jeglicher Baum. Südsee ohne Palmen oder andere den im Sand Liegenden beschattende Bäume suchte man hier vergeblich. Wenn es Schatten gab, dann eher zufällig durch einen Baum in einem an den Strand angrenzenden Luxusgrundstück. Dennoch, der Strand war ein gesuchter Fleck Erde, denn am Wochenende steppte hier der Bär – Rimini in Tahiti, nichts für uns. Ein anderes Bild dann am Wochentag, abends hatten wir den Strand fast für uns, ebenso wie den Blick hinüber nach Moorea.

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Auch wenn wir unmittelbar an der Ortsgrenze zu Pa’ea wohnten und inmitten einer Vielzahl von Unterkunftsmöglichkeiten, die Restaurantdichte war mehr als gering. Anscheinend ist man hier ohne Auto aufgeschmissen, denn akzeptable Restaurants lagen allesamt mehr als 5-6 Kilometer Richtung Pape’te. Zum Glück gibt es ja die “roulottes”, diese fahrbaren aber im Grunde an einem festen Ort auch oft mit festen Bauten etablierten Gaststätten für das gewöhnliche Volk. Hier vorbei zu schauen heißt auch, die Einheimischen zu treffen, die wie es aussah in größerer Zahl nicht nur am Wochenende die Küche am Abend kalt ließen und hierher mitsamt der Familie zum Essen gingen oder aber ihr Essen verpackt abholten. Und rund um unser Quartier in einem Umkreis von 2 Kilometern gab es eine Mehrzahl dieser Betriebe, alle mehr oder weniger stark besucht. Aus der Vielzahl der Betriebe auf eine sehr unterschiedliche Speisekarte zu schließen führt hier in die Irre. Es scheint, als wenn sich alle abgesprochen hätten. Bis auf die Ausnahme des Pizzabäckers sieht bei allen (!) die Speisekarte identisch aus, jeder bietet die gleichen Speisen an, d.h. bei einem essen bedeutet bei jedem gegessen zu haben. Keine Verlockung auf Dauer, nur im Notfall. Nachdem wir zwei dieser Betriebe mit unserem Besuch beehrt hatten, kochten wir an den weiteren Abend in unserer Küche, denn wir hatten ja ein großes Zimmer mit Miniterrasse und Kochgelegenheit gebucht, eigentlich nur für unser selbst zubereitetes und vernünftiges Frühstück gedacht – wer isst schon gerne nur weißes Brot und Milchkaffee a la Francaise? –, so wird eben eine umfangreichere Nutzung daraus.

Zwei wichtige Ziele hatten wir für unseren Besuch auf Tahiti auf dem Wunschzettel; zum einen war dies das in der Nähe von Taravao befindliche Gauguin Museum, zum anderen wollten wir den Hinweis von Josef aus Rapa Nui aufgreifen, der uns eine Fahrt quer durch die Insel von Papeari an der Südküste nach Papenoo an der Nordküste wärmstens empfohlen hatte, hier sei die Insel noch typisch. Und wenn schon auf der Insel, wollten wir uns auch Pape’ete ansehen. Da montags gemeinhin die Museen geschlossen sind blieb uns für das Gauguin-Museum und die damit verbundene Inselrundfahrt nur der Dienstag. Dany hatte uns von einem Besuch Pape’etes am Sonntag abgeraten, sonntags sei die Stadt ruhig und leer, damit war auch der Montag verplant. Wenn schon die Inselbewohner am Sonntag entspannen, dann steht uns auch dieses Recht zu, lesen, schreiben, faulenzen, an den Strand gehen, schwimmen waren die Hauptbeschäftigungen dieses Tages.

Am Montag konnten wir dann den funktionstüchtigen Busverkehr der Insel testen und müssen ihn loben. Relativ preisgünstig brachte uns Le truck bis an die Endhaltestelle in Pape’ete gegenüber der Touristeninformation und dem Kreuzfahrtterminal. Ein sehr eifriger Mitarbeiter zeigte uns und wohl auch seinen drei Anlernlingen, wie man einen Touristen umfassend berät. Dabei ließ er so gut wie keine der Sehenswürdigkeiten aus und war in seinem Erklärungsbedürfnis kaum zu stoppen. Zumindest erfuhren wir eine Bestätigung der von uns als betrachtenswert eingeschätzten Ziele. Mit einem Stadtplan sowie einer Broschüre zum Perlenmuseum ausgestattet, machten wir uns auf den Weg. Und wieder kreuzten unseren Weg unzählige meist ältere Kreuzfahrtschiffgäste auf dem Weg in oder aus der Stadt. Ein Riesendampfer hatte angelegt und seinen Gästen Landgang ermöglicht. Natürlich wurden diese am Kai mit der landesüblichen Folklore und Musik begrüßt. Wir bemühten uns, auf unserem Rundgang einige der aus der Kolonialzeit stammenden Gebäude zu sehen und begannen mit der Kathedrale von Papeete. Ein Kirchengebäude, das in keiner Weise mit den Prunkbauten der katholischen Kirche in Europa zu vergleichen ist, eher eines von der schlichten Art aus 1875. Vorbei an einem neueren Fresko, in dem die Geschichte der Meuterer der Bounty dargestellt wurde, ging es zum Tarahoi Platz, um den herum auch in früheren Zeiten das politische Herz der Insel und von ganz Französisch Polynesien als Kolonie schlug, mit u.a. den Gebäuden der Französisch-Polynesischen Versammlung, der Residenz des französischen Hochkommissars. Auch der Banyan Baum, auf den Gauguin angeblich immer hinaufgeklettert sein soll, inzwischen fast 400 Jahre alt, steht hier, liegt aber, wie alle übrigen Gebäude gut durch einen Zaun vor dem Zugriff durch die Touristen geschützt. Uns fielen nur sehr wenige an die Kolonialzeit erinnernde Gebäude in der Innenstadt auf; zu erwähnen ist das Krankenhausgebäude Vai’ami oder das Pharamcist Haus (Wohnhaus des Pharmazeuten des Krankenhauses), das war es aber auch schon. Und damit ist die Liste der eigentlich sehenswerten Baulichkeiten “abgearbeitet”. Zur Entspannung seiner Bürger sind eine ganze Anzahl von Gärten und Parks in der Stadt verstreut, manche extrem klein, aber wirkliche Oasen, manche sehr aufwendig, wie der Bougainville Park, wieder andere, wie die sich an der See bis zum Hafen entlangziehende Parkanlagen, modern gestaltet mit mehr Flanierflächen als Grünflächen. Einen längeren Stop legten wir im Perlenmuseum ein; im Grunde ist dies ein kleiner Annex an die Verkaufsräume des Juweliers und Perlenhändlers Robert Wan, dennoch informativ für denjenigen, der in Sachen Perlenzucht, Perlenfischen, Verarbeitung, Qualität etc. wie wir völlig unbedarft ist. Als Informationsquelle zu empfehlen, da die Präsentation sehr anschaulich ist. Wer mit gut gefüllter Brieftasche hier herein kommt, kann ohne Probleme mit einer leeren aber einer schönen Perlenkette im Kästchen wieder herausgehen. Für uns ein Wahnsinnspreis, aber für eine sehr große schwarze Perlenkette von höchster Qualität wurde ein Preis von über 1,0 Mio. Euro genannt. Wie preiswert erscheinen dann Exemplare in der Preisklasse mittlerer Einfamilienhäuser. Unsere Brieftasche war nicht ausreichend gefüllt, zudem haben wir die Absicht, noch eine Weile mit den verfügbaren Mitteln auf unserer Reise auskommen zu wollen.

Fasst man den Eindruck von Pape’ete zusammen, so ist die Notwendigkeit, hier einige Stunden zu verbringen, nicht erkennbar. Zu häßlich und ohne Flair ist die Innenstadt, zu austauschbar das, was wir sahen. Mit einer gewissen Nachlässigkeit in Umweltfragen und Schmutz rechnet man immer; auch hier wurden wir in dieser Hinsicht nicht überrascht. Einzig der große überdachte und im Herzen der Stadt gelegene Markt, in dem man nahezu alles kaufen und vieles an den Ständen auch essen kann, hebt sich in unseren Augen heraus. Pape’ete war so gesehen eine Enttäuschung und wir waren froh, am Nachmittag wieder in unserem Bus Richtung Pa’ea zu sitzen.

Bleibt noch der Hinweis zu geben : da der Fotoapparat vergessen worden war, konnte das Gesehene nicht dokumentiert werden. Angesichts des enttäuschenden Besuchs sind die fehlenden Bilder für uns kein wirklicher Verlust.

Unser letzter Tag auf Tahiti sollte Fahrtag sein; um 09:00 Uhr nahmen wir unseren Renault Clio in Empfang, für die vorgesehene Strecke sinnvoller als eine Vespa. Auch auf Tahiti gibt es den Ahus auf Rapa Nui ähnelnde Zeremonieanlagen, die Maraes. Unweit unseres Quartiers war in den Karten eine entsprechende Anlage am Meer verzeichnet. Während jeder Strandzugang durch Schilder gekennzeichnet wird, den Hinweis auf dieses archäologische Monument haben wir trotz Nachsuche nicht gefunden. Belohnt wurde unsere Suche dann 15 Kilometer weiter östlich mit dem Maraa Grotto, einer sehr großen und in Grundzügen restaurierten Anlage. In einem großen Park und umgeben von riesigen Bäumen steht die sich den Hang bis zur obersten Plattform hochziehende Anlage. Je höher es hinaufging, um so weniger Menschen damaliger Zeit waren zugelassen bis auf der letzten Plattform vor dem “Altar”, der aus drei Ebenen besteht, nur noch die Priester und der oberste weltliche Herrscher, sitzend an den schwarzen Sitzstein gelehnt, anwesend sein durften. Seitlich soll es eine Stelllage gegeben haben, auf denen Opfer dargebracht wurden. Welche Art Opfer – wir wissen es nicht. Auch die aufstehenden rötlichen Holzschilder haben eine besondere Bedeutung; so wie wir es verstanden haben sollen sie das Firmament halten?! Derartige Plätze wurden von der damaligen Gesellschaft sowohl für religiöse als auch Kriegszeremonien genutzt. Für uns als Betrachter erstaunlich, wie diese einfach aufeinander geschichteten teilweise sehr rundlichen Rand- und Mauersteine den enormen Druck der zentralen Steinmasse abfangen konnten.

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Unweit dieses Marae liegt der Ort Mataiea, an dem Gauguin einige Jahre gelebt hat. Auch hier gibt es eine archäologische Stätte, die aber so gut versteckt ist, daß wir sie trotz eifrigen Suchens nicht gefunden haben. Stattdessen stießen wir auf einen wunderschönen praktisch nur von Surfern genutzten langen, sanft abfallenden schwarzen Sandstrand, vor dem sich die Wellen für die Surfer optimal aufbauten. Einige Zeitgenossen haben sich in Strandnähe einige Behelfsbauten errichtet, um dem Wasser und seinen Wellen ganz nah zu sein. Zahlreiche Sportler lagen mit ihren Brettern weit draußen im Wasser und warteten auf die passende Welle, um sie abzureiten.

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Anschließend galt es, die Augen für die Abzweigung für unsere Inseldurchquerung, die in der Nähe von Papeari liegt, offenzuhalten. Nach mehreren Anläufen hatten wir endlich die richtige Straße gefunden, fuhren in das landeinwärts führende Papenoo-Tal entlang des Flüßchens hinein, um nach etwa 5 Kilometern von einer über die Straße gespannten Kette aufgehalten zu werden. Uns war bekannt, daß ab etwa Kilometer 18, aber jenseits interessanter archäologischer Stätten die Straße tunlichst nur noch mit einem Allradfahrzeug befahren werden sollte/durfte. Die Sperre jetzt konnten wir uns nicht erklären. Eine kleine Tafel am Straßenrand wies auf ein Gerichtsurteil aus dem Jahr 2010 hin, wonach von hier an die Straße sich auf Privatland befindet, ein Befahren verboten ist. Auch eine Nachfrage bei einem dort wohnenden Jugendlichen gab weder Aufklärung noch Möglichkeit zur Weiterfahrt. Enttäuscht drehten wir um und freuten uns bereits auf unser nächstes Fahrtziel, das wenige Kilometer weiter liegende Gauguin-Museum. Auch in der Touristeninformation in Pape’ete wurde der Museumsbesuch besonders empfohlen. Ohne Probleme fanden wir Parkplatz, Museum und einen schattigen Platz zum Parken. Schön gelegen ist die Museumsanlage, direkt am Meer, in Nachbarschaft ein botanischer Garten und ein toller Ausblick auf Meer und Lagune. Dem Eingang näherkommend bemerkten wir Bauarbeiter, maßen dem aber keine große Bedeutung zu, denn Renovierungsarbeiten können immer anfallen. Doch dann der Schock, das Museum ist wegen Bauarbeiten geschlossen. Scheint man das in Pape’ete nicht zu wissen? Wir zumindest waren sehr enttäuscht, war dieser Museumsbesuch doch ein wesentlicher Grund für unsere Inselrundfahrt.

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Mit ziemlich viel Wut im Bauch setzten wir unsere Fahrt fort und gelangten bald über die Landenge bei Taravao auf den Inselteil Tahiti Iti. Der Inselteil Tahiti Nui, den wir bislang auf der Ost- und Südseite umrundet hatten, wurde, je weiter wir uns von Pape’ete entfernten, attraktiver, zum einen, weil nicht mehr jeder Strandmeter bebaut war, zum anderen erschien uns das Gebirge immer wuchtiger, kantiger, interessanter als  in der Umgebung vom Hauptort. Grün war es überall, auch die Gärten und die Straßenbepflanzung war oft eine Augenweide

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Man kann Tahiti Iti nicht umrunden, sondern sowohl auf der Süd- wie auch der Nordseite nur bis zu einem Endpunkt fahren. Die Bevölkerungsdichte nimmt hier immer weiter ab, verständlich, wenn dann große Straßenprojekte gar nicht erst in Angriff genommen werden Immer ursprünglicher, ruhiger und einfacher erschien uns die Landschaft, das Leben und die Menschen hier fernab der Hauptstadt. Nach wie vor zog sich die Bebauung entlang des mehr oder weniger schmalen Landstreifens vor den nicht immer sehr steil aufsteigenden Bergen. Spektakuläres gab es hier nicht zu sehen, die Strände waren kleiner, aber nicht weniger schön, das Meer oft sehr viel leichter zugänglich, und manchmal auch richtig gut zum Surfen geeignet, wie an unserem Wendepunkt auf der Südseite, Teahupo’o.

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La vache que rie, kein Witz, aber dieser Werbespruch fiel uns in der Nähe von Taravao ins Auge, die Stadt auf der Landenge, eher einer Ebene zwischen Tahiti Nui und Iti. Hier wird bis hinauf auf die Hänge der niedrigeren Berge von Tahiti Iti intensiv Landwirtschaft betrieben, Kuhherden stehen auf den großen Weideflächen. Auf dem Weg hinauf zu einem Aussichtspunkt oberhalb von Taravao konnte man das Gefühl haben, im heimischen Mittelgebirge mit seinen Wiesen, Weiden und Wäldern unterwegs zu sein.

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Die Nordseite von Tahiti Iti, von Touristen eher selten besucht, ist unter dem Gesichtspunkt Entdeckung der Insel, Einflußnahme auf die Inselentwicklung von besonderer Bedeutung. So landete Cook hier, die ersten Missionare kamen hier 1772 an, ohne jedoch großen Erfolg bei der Bekehrung der Insulaner zu haben. Es wird behauptet, durch die später in Tautira angelandeten französischen Missionare sei die Inselübernahme durch die Franzosen und das Ende des Protestantischen Monopols ermöglicht worden. Die Fahrt an das am Straßenende dieser Inselseite liegende Örtchen Tautira führte an eher schroffen Bergmassiven auf Landseite, schmalen Stränden an Seeseite vorbei, durch kleine Siedlungen, in denen die Zeit stehen geblieben war – alles ging hier sehr ruhig seinen Gang. Tautira, auf einer kleinen Halbinsel gelegen, war wohl früher für die französische Marine von Bedeutung gewesen, darauf deuten die zahlreichen Militärbauten, die offensichtlich nicht mehr genutzt werden, hin. Sehenswertes findet man hier nicht, es sei denn, die wunderschönen Aussichten auf Meer und Berge werden in diese Rubrik eingeordnet.

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Von der Nordseite Tahiti Nui wollten wir bei Papeno’o versuchen, in Richtung Süden durch die Insel zu fahren, um etwas mehr vom Inselinneren, seinen Bergen und seiner Vegetation zu sehen. Die zunehmend mit immer mehr Schlaglöchern durchsetzte Piste setzte nach gut 10 Kilometern unserer Erkundungsfahrt, die über besondere Brückenkonstruktionen dem Tal entlang in Richtung Inselnationalpark führte, ein Ende, wir kehrten um. Grün war es hier, dicht bewaldet an vielen Stellen, aber den Inselurwald, die ursprüngliche Landschaft bekamen wir bei diesem kurzen “Vorstoß” leider nicht zu Gesicht. Es blieb eine Enttäuschung.

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Während so langsam der Abend nahte, erreichten wir in der Nähe von Mahina einen Küstenabschnitt, an dem es von Surfern nur so wimmelte. An mehreren Buchten waren die Bedingungen zum surfen ideal, nahezu jeder verfügbare Parkplatz in Strandnähe war belegt. Auf engstem Raum bewegten sich die Sportler im Wasser und warteten auf ihre Chance für einen guten Ride. Bislang hatten wir eher im TV Wellenreiter in Aktion gesehen; hier direkt vor unseren Augen sie zu Dutzenden ihren Sport ausüben zu sehen, den Wellenkämmen entlang zu reiten, von den Wellen ausgehoben zu werden, in hohem Bogen “abzusitzen”, war beeindruckend und ein schöner Abschluß unserer Rundfahrt.

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Was bleibt nach unseren gut drei Tagen auf Tahiti : Tahiti muß man nicht unbedingt besuchen, es gibt eindeutig schönere und lohnenswertere Inseln in Französisch Polynesien. Wir haben hier wenig ursprüngliches vorgefunden, vieles ist, verständlicherweise, sehr touristisch ausgerichtet, wobei das Natürliche verloren gegangen ist. Unser Ziel, mehr von der Inselnatur zu sehen, haben wir nicht erreicht. Vergleicht man Tahiti Nui mit Tahiti Iti, fällt unsere Wahl auf die kleinere östlichere Insel; hier haben wir mehr von dem vorgefunden, was wir mit Südsee verbinden. Heute erneut vor die Entscheidung gestellt, welche Insel(n) wir bereisen möchten, würde Tahiti mit Sicherheit nicht dazu gehören, wir hätten Wege finden sollen, einige Zeit auf Moorea zu verbringen. Schade!

Vielleicht und hoffentlich haben wir mit unseren künftigen südseebezogenen Reiseentscheidungen ein besseres Händchen. Vorerst endet unser Südseeabenteuer, Neuseeland wartet auf uns.

Eine wichtige Beobachtung bleibt nachzutragen. Wir haben uns auf unseren Gängen immer wieder gewundert, welche Körpermassen Mann, Frau und Kind mit sich herumtragen. In unseren Augen ist dieses Volk ein fettes Volk. Als Erklärungsmöglichkeit erinnerten wir uns an die Massen, die wir in den fastfoodähnlichen Gaststätten gesehen hatten, eine gesunde Ernährung ist das nicht gerade. Katrins Forscherdrang wurde geweckt, die Recherche belohnt.  Sie fand den Hinweis, die Bevölkerung von Tahiti/Französisch-Polynesien sei zu 70 % (!!) übergewichtig. Da kommt auf das Gesundheitssystem aber eine Lawine zu, müssen Arbeitsplätze, um nicht zu diskriminieren, anders gestaltet werden.

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