Im Fjordland

Wenn vom neuseeländischen Fjordland auf der Südinsel gesprochen wird, meint man den riesigen Fjordland National Park, in den kaum eine Straße hineinführt, der im wesentlichen fast unberührt ist, eine wilde Landschaft umfasst, wo Felsen, Eis, Wälder, Seen und Sumpfgebiete aufeinandertreffen, eine bezaubernde beeindruckende Landschaft, durch den in wenigen Bereichen einige der klassischen Trecks in Neuseeland führen, deren Sunde oder Fjorde meistens nur sehr schwer zu erreichen sind. Und wenn es leicht geht, dann strömen zigtausende jedes Jahr dorthin, wie es z.B. beim Milford Sound der Fall ist. Der Fjordland National Park umfasst mehr als 1,2 Millionen Quadratkilometer. Wer hier unterwegs ist, muß vor allen Dingen regenfeste Kleidung dabei haben, denn durchschnittlich an mehr als 200 Tagen im Jahr regnet es, im Doubful Sound kommen durchschnittlich mehr als 7.000mm Regen je qm herunter, im Milford Sound sogar bis zu 8.000mm! Dieser Regen ist natürlich die Basis für die zahllosen Wasserfälle der Region wie auch für das besondere Klima in den Wäldern. Im Fjordland soll auch der Kiwi heimisch sein. Also viele gute Gründe, nach Manapouri oder nach Te Anau zu kommen, beides zentral gelegene Orte, von denen aus es möglich ist, Teile des Nationalparks zu erkunden. Wir haben uns für Manapouri entschieden, da der Ort nicht so im Fokus der Touristen wie Te Anau steht, obgleich beide Orte nur 20 Straßenkilometer trennen.

Von beiden Orten aus ist es möglich zu dreien der herausgehobenen Trails/Trecks in Neuseeland zu gelangen, dem Keppler Trail, dem Routeburn Trail und dem Milford Trail. Gereizt hat auch uns, einen der drei bis sechs-tägigen Rundtrails zu gehen, aber ein Blick auf die für das gesamte Land zur Verfügung stehende Zeit ließ uns Abstand davon nehmen, zumal wir erst gestern beim Checkup feststellen mussten, die noch auf der Südinsel zu verbringenden Tage, am 19. müssen wir in Picton auf der Fähre zur Nordinsel sein, sind zu knapp bemessen, um alle unsere Wünsche zu erfüllen. Abstriche müssen gemacht werden, da können wir erst recht keine Mehrtageswanderung unternehmen. Aber wir haben die Möglichkeit, und das reizte uns, immer wieder an einen Tagesabschnitt dieser Trails zu gelangen und diesen zu wandern, natürlich mit doppelter Strecke, denn wir müssen ja zum Ausgangspunkt zurück. Hier von Manapouri aus kann man an die letzte/vorletzte Etappe des Keppler Trails gelangen und zur Moturau Hut wandern, keine aufregende aber sehr schöne Angelegenheit.

Startpunkt ist Rainbow Reach, wohin man über eine lange Hängebrücke gelangt.

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Dann ist man schon in einem Wald, der als verwunschener Wald beschrieben werden kann. Die Baumkronen sind nicht sehr dicht, Sonne fällt durch die oft sehr hohen Bäume und ihre Kronen auf den Boden, dennoch entsteht ein schönes gedämpftes Licht, lässt manches im ungefähren, undeutlich sein, hebt anderes aus dem Umfeld hervor. Man muß nicht gelesen oder gehört haben, wie oft und wie viel es hier regnet, ein Blick in das Unterholz, zu den Baumstämmen, reicht aus um festzustellen, hier ist es sehr feucht. Der Wanderer merkt es auch bei seinen geringen Anstrengungen. Überall wachsen Farne, der Boden, die am Boden liegenden Baumstämme, Äste sind von Moos überzogen, Flechten und Moos ziehen sich an den meisten Baumstämmen hoch, ein wunderschöner aber auch morbider Anblick. Der Wald wird sich selber überlassen, was krank ist stirbt und fällt um, nur wenn die Baumriesen die Wege versperren, werden sie zerlegt, aber an Ort und Stelle gelassen, um zu vermodern. Ein Wald, wie er den Bildern in Herr der Ringe entspricht. Und wie zur Bestätigung erfahren wir, daß unweit von Manapouri in den Wäldern auch für diesen Film Szenen gedreht wurden.

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Kein Wald ohne Geräusche. Wieder einmal begleiten uns die Zikaden mit ihrem Geknarre, Geknarze. Irgendwann nimmt man diese ständigen Laute nicht mehr wahr und ist in der Lage, auch Vogelstimmern zu erkennen. Wir hatten Glück, zwei Exemplare der musikalischen Art konnten wir sogar fotografieren, den Tui de Roy mit seiner weißen Halsfeder und den Toutouwei.

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Große Teile der Region müssen vor einigen zehntausend Jahren vergletschert gewesen sein, denn in den durch die Gletscher erzeugten Mulden, aus denen das Wasser nicht abfließen kann, haben sich Moore, die wetlands gebildet, für dass hiesige Ökosystem insofern von sehr großer Bedeutung, als sie große Mengen Wasser speichern und im Falle einer Trockenheit an die angrenzenden Flächen abgeben können. Moorvegetation war zwar erkennbar, geblüht hat leider nichts mehr.

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Pilzkenner sind wir nicht, vom sammeln dieser Nahrungsmittel nehmen wir Abstand. Offensichtlich signalisieren einige Exemplare bereits durch ihre Farbgebung, daß sie gefährlich sind. Sie anzuschauen lohnt dennoch.

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Der Trail führt nicht nur durch den Wald. Ab und an sind Ausblicke auf den Waiau River, der den Lake Te Anau mit dem Lake Manapouri verbindet, möglich. Breit ist dieser Fluß, auch wenn er derzeit nicht sein Maximalvolumen erreicht, und hat sich im Verlaufe der Zeit ein tiefes Flußbett geschaffen, wie die Uferabbrüche zeigen.  Der geringe Wasserstand ermöglicht Anglern, an einigen Stellen eines Nebenarmes ihr Glück im Flußbett stehend zu suchen.

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Die Moturau Hut mit ihren 40 Bunkbetten ist gut besucht. Zahlreiche Wanderer sind auf dem Kepler Trail unterwegs und übernachten hier als letzter Station. Hätten wir gewußt, an welch malerischen Stelle des Lake Manapouri, an der sandigen Shallow Bay, diese Schutzhütte des DOC liegt, wären die Badesachen nicht im Camper geblieben. So konnte nur knietief ins Wasser gegangen werden; das Bad im See wurde dann am Abend direkt vor unserem Campingplatz nachgeholt. Kalt war’s, erfrischend, und wir hatten den See für uns allein. So blieb uns an der Hütte im wesentlichen nur der verträumte Blick auf See, Wälder und Berge.

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Diese Wanderung hat Lust auf weitere Abstecher gemacht. Auf dem Weg zum Milford Sound haben wir bereits einige Möglichkeiten für einen Abstecher ins Grüne entdeckt.

Hier im Fjordland bieten sich, wenn man die Fjorde auch per Boot erkunden will, vor allem zwei Möglichkeiten an, der Milford Sound und der Doubtful Sound. Zu ersterem wird man gefahren oder fährt selber gut 2 1/2 Stunden an, um am Fjordende auf ein Ausflugsschiff zu steigen, das die Passagiere gut 1 1/2 Stunden für einen stolzen Preis durch den Fjord fährt, zu zweitem gelangt man per Schiff von Manapouri über den See, anschließender kurzer Fahrt über einen Pass an das Fjordende, um für einen deutlich stolzeren Preis für das Gesamtpaket dann drei Stunden über den Fjord zu cruisen. Während der leicht zugängliche Milford Sound eher von hundert- als von zehntausenden je Jahr besucht wird, scheuen wohl viele die etwas beschwerlichere Reise, die einen ganzen Tag in Anspruch nimmt, zum Doubtful Sound, obgleich dieser um ein vielfaches größer als sein Pendant ist.  Nach längeren Hin und Herüberlegen haben wir uns für die Tagestour zum Doubtful Sound am morgigen 8.2. entschieden.

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