Der Pacific Coast Highway schlängelt sich von Hastings/Napier die Ostküste entlang bis Whakatane, verspricht schöne Aussichten auf Buchten, Berge und mehr/Meer. Mit der Bezeichnung “Highway” hat man sehr hoch gegriffen, es ist zwar eine Nationalstraße, aber es herrscht weder der Betrieb einer Highway noch ist sie wirklich breiter als maximal zwei Fahrspuren. Da zudem etwas abseits der üblichen Routen liegend und verheißungsvoll beschrieben machten wir uns am 23.2. daran, einen ersten Teilabschnitt ab Wairoa zu erkunden. Tagesziel war das an der Spitze der zu umfahrenden Halbinsel liegende Te Araroa. Etwa 250 Kilometer Strecke sind zu bewältigen, also war keine Eile angesagt und wir verließen unser Quartier erst gegen 10:00 Uhr.
Wie wir am Tagesende bilanzieren mussten, sind wir eine Küstenstraße gefahren, die nicht wirklich sehr küstennah verläuft. Über diverse Stichstraßen konnte man nach oft 10 und mehr Kilometern an einen Strand gelangen, dies war jedoch nicht unsere Absicht, viel lieber wäre uns eine einfacher erreichbare Aussicht gewesen. Die Landschaft war anfangs noch sehr stark von der Landwirtschaft geprägt, Schaf und Mais bestimmten das Bild, Berge waren immer in Sichtweite, wobei es eher Hügel waren, die dennoch auf kurvenreicher Straße zu umkurven und zu überfahren waren. Hier mehr als 40/45 Kilometer Strecke in der Stunde zu kalkulieren, verlangt nahezu rennfahrerische Qualitäten.
Versammlungshäuser der Maoribevölkerung findet man im Grunde an jedem bewohnten Ort. Jede Gemeinde und Gemeinschaft hat auf oft sehr großen Flächen ihre Gemeinschaftshäuser errichtet; immer wieder findet man nicht nur ein Gebäude sondern mehrere nebeneinander stehend vor. Zugang zum Gelände erhält ein Außenstehender nur, wenn die Genehmigung des Chefs vorliegt. Uns fehlte diese natürlich, aber auch vom Zaun aus kann man die schmuck- und kunstvoll verzierten hölzernen Gebäudefronten gut betrachten. Wie es heißt und durch derartige Holzschnitzarbeiten auch belegt ist, sind unter den Maori viele sehr begabte Holzschnitzkünstler. Alle Holzarbeiten mit ihren figürlichen Darstellungen, die oft Bezug auf die Sagenwelt der Maori nehmen, von uns aber nicht interpretiert werden können, sind in der gleichen roten Farbe gestrichen. Natürlich ist nicht jedes Marae gleich imponierend gestaltet, aber jedes von uns angefahrene Gebäude hatte etwas Besonderes; wenn es nicht das äußerliche Bild war, dann oft die herausgehobene Lage. Nachfolgend einige der von uns im Verlaufe des Tages quasi im Vorbeifahren besuchten Marae.
An manchen Standorten der Marae befinden sich auch weitere Einrichtungen der Urbevölkerung wie Kindergarten, Vorschule oder Schule.
Wenn wir von der passierten Whakaki Lagoon absehen, hatten wir in den ersten 1 1/2 Fahrstunden weder Meer noch Wasser gesehen. Dann tauchte kurz vor Morere im Inland gelegen ein Schild auf, das auf “Hot Springs” hinwies. Unsere Versuche in Südamerika in die heißen Pools zu steigen, waren bekanntlich gescheitert, gescheitert aus unterschiedlichen Gründen. Ein Grund mehr, die hier am Weg liegenden heißen Quellen zu besuchen und zu nutzen. Inmitten eines als Naturreservat ausgewiesenen Gebietes, das einen beeindruckenden Regenwald umfasst, liegen insgesamt 10 Pools mit heißem Wasser, von denen 6 öffentlich, gegen Entgelt natürlich, zugänglich sind. So konnten wir unsere Körper in 35, 41 und sehr wenige Grad warmes Wasser tauchen und mehrere Viertelstunden lang in den Pools sitzen. Zur Entspannung gibt es auch noch ein Schwimmbecken, geschätzte 25 Meter lang, das ausgiebig zu nutzen Katrin sich nicht nehmen ließ. So entspannt hier zu sitzen, verging die Zeit schneller als gedacht. Nicht die “Neusiedler” haben diese Quellen auch als Heilorte entdeckt, sondern bereits die Maori besuchten diesen Ort.
Danach führte uns die Fahrt wieder durch ein bergiges Gebiet bis wir in der Ferne wieder/endlich das Meer erblicken konnten. Wir waren auf die Whareongaonga Bay gestoßen.
Schnell durchfuhren wir Gisborne, eine austauschbare Stadt mit einer schönen Geschichte zur Namensfindung der vor ihr liegenden Bucht, die Poverty Bay heißt. Überliefert ist, daß es James Cook, als er 1769 hier an Land ging, nicht gelang, von den Maori Verpflegung zu bekommen. Waren sie zu arm, um von dem Wenigen etwas an Cook zu veräußern? Auf jeden Fall soll die Namensgebung auf Cook zurückgehen.
Über die glattrasierten Hügel, den starken Holzeinschlag wurde schon öfter berichtet. Die Holzwirtschaft spielt wohl flächendeckend eine große Rolle. Auch hier an der Ostküste das gleiche bekannte Bild. Hier werden wir jedoch indirekt Zuschauer des Einschlages, denn uns kommen in großer Zahl schwere LKW mit Holz beladen entgegen, oft in höherem Tempo als das, in dem wir unterwegs sind.
Die Hinweise auf abseits gelegene Buchten nehmen wir zwar wahr, folgen ihnen jedoch nicht. Eine Ausnahme wird gemacht : das Attribut längste Landungsbrücke in Neuseeland weckt unser Interesse. Was wir vorfinden ist eine gut 500 Meter ins Meer ragende Betonbrücke, die erkennbar nicht mehr genutzt wird, deren Vorgänger für den Ort und den Warenverkehr, als dieser noch an der Küste entlang per Schiff bewältigt wurde, eine Bedeutung hatte, aber im Verlaufe der dann folgenden Jahrzehnte seinem Alter Tribut zollen musste. In einer Aktion von Ort und Land wurden die notwendigen mehr als 5 Mio. Dollar zusammengetragen, um eine neue Landungsbrücke zu errichten, quasi als Identifikationsmedium für die Region. Auch heute nagt der Zahn der Zeit, liegen Armierungseisen bloß, sind die einzigen Nutzer der Brücke Angler und die wenigen neugierigen Touristen wie wir. Die Tolaga Bay selber, an der diese Brücke steht, hat wieder einmal einen Prachtstrand, der auf beiden Seiten von weit in das Meer hineinragenden Sandsteinhügeln eingerahmt wird.
Angesichts der fortgeschrittenen Zeit, es war deutlich nach 17:00 Uhr verkürzten wir unsere Tagesetappe und steuerten Tokomaru Bay an, denn hier soll es auch einen entsprechend unseren Bedürfnissen ausgestatteten Campingplatz geben. Die Ortsbeschreibung ist sehr vielversprechend, denn es wird auf einen zum schwimmen idealen goldenen 8 Kilometer langen Strand hingewiesen. Wir fuhren, um die alte Bebauung zu sehen, den Strand ab, die Aussage können wir bestätigen. Mißtrauisch hätten wir werden müssen als wir die Hauptkreuzung des Ortes passierten und dabei an den zwei bebauten Ecken massive Steinhäuser sahen, die jedoch dem Verfall, ebenso wie die anschließenden Häuser, preisgegeben worden sind. Eines davon sogar das Gebäude einer großen Bank, der Australasia Bank. Das muß in den goldenen Jahren des Ortes gewesen sein, die viele Jahrzehnte zurück liegen. Diesem Zustand entsprach dann in etwa auch der aufgesuchte Campingplatz, den wir inspizierten und sofort verließen. Direkt am Strand fanden wir einen schönen auch für Camping zugelassenen Platz, jedoch ohne Strom und dann auch noch unsere Behelfstoilette im Bedarfsfall nutzen zu müssen, war dann doch nicht unser Bestreben. Der nächste akzeptable Campingplatz in der Nähe von Te Araroa war 1 1/2 Fahrtstunden entfernt. Hierin drückt sich dann auch das Dilemma der Region aus. Sie mit dünnbesiedelt zu bezeichnen ist fast ein Kompliment, viele Orte sind verlassen bzw. haben kaum eine Zukunft. Seitdem 1963 offensichtlich der Schiffsverkehr und somit die Anlandung von Waren an der örtlichen Pier eingestellt worden ist, die New Zealand Shipping Co. ihre Tätigkeit vor Ort einstellte, läuten die Totenglocken.
Wir durchmaßen die fast 100 anstehenden Kilometer so schnell es ging, mussten immer wieder den drängenden Holztransportern die Straße räumen. So voll deren Hänger waren, so kahl präsentierten sich die Hänge entlang er Strecke. Gut zu wissen, daß dieses Holz aus der Forstwirtschaft und nicht aus Raubbau stammt, daß in diesem Wirtschaftszweig auch Maori beschäftigt sind, die im allgemeinen besonders von der Arbeitslosigkeit betroffen sind.
Trotz des Zeitproblems, einen Stop verlangte Katrin. Bei Tikitiki steht mit St. Mary’s eine historische Kirche, deren innere Ausschmückung durch Maori-Holzschnitzereien erfolgt ist. Mehr als eine Sicht von außen war uns nicht erlaubt oder möglich, denn das kleine Kirchlein, auf einem Hügel vor dem Ort errichtet, war verschlossen.
Wir waren froh, als wir die Bucht bei Te Araroa erreicht hatten und nach einigen Kilometern auch auf den Campingplatz stießen. Er liegt zwar nicht direkt an der Bucht, wie wir auf unserer spätabendlichen Suche nach dem Strand feststellen mussten, war aber ruhig und das Meer war vernehmbar. Der Pacific Coast Highway hat uns zumindest heute keine atemberaubenden Eindrücke und Erlebnisse beschert, von Sicht auf den Pazifik ganz zu schweigen. Ein Blick auf den Straßenatlas zeigt, Morgen wird es deutlich besser.
Was der Morgen mit Sonnenschein und Frühstück unter Bäumen versprach, hielt der Tag. Nach einem letzten Blick auf unsere Campingplatzbucht ging es, nach einem weiteren kurzen Blick auf nach kurzer Fahrt erreichten Hicks Bay, zwar eine Stunde wieder einmal durch eine Hügellandschaft mit bekanntem Erscheinungsbild, dann aber begann eine erst am Abend endende Fahrt entlang der Küste. Ein Strand reihte sich an den nächsten, alle waren, fast, Bilderbuchstrände. Manche waren aufgeräumt, so daß nur noch die Badegäste fehlten, an anderen lag das Treibholz der vergangenen Jahre als Dekoration herum. Die Buchteinschnitte waren manchmal sehr tief, häufig waren die Strände viele hundert bis mehrere Kilometer lang, oft wurden sie auch von sehr ausladenden Bergen eingerahmt, so daß für uns immer wieder “Berg- und Talfahrten” anstanden. Auf dem einen oder anderen Aussichtspunkt hielten wir auch wegen des Panoramas an, meistens waren wir allein, aber nicht immer.
Obgleich im derzeit durchfahrenden Gebiet kaum noch Bäume oder Wälder bestehen, der Hinweis auf die Feuergefahr ist überall wo wir waren allgegenwärtig. Nicht hinter jeder Straßenecke aber in einer nicht zu übersehenden Häufigkeit wird die Aufmerksamkeit der Vorbeifahrenden geweckt und auf das Risiko des Brandes hingewiesen. Auffiel, daß die Warnstufen in den Regionen variierten. Wir trafen sowohl auf blaue Warnstufen als auch auf die höchste rote Warnstufe. Und immer wird auch darauf hingewiesen, daß offene Feuer, es sei denn eine Erlaubnis ist erteilt worden, untersagt sind. Inwieweit dadurch die Anzahl der Waldbrände reduziert werden konnte ist nicht bekannt, wir vermuten aber ein bewußterer Umgang mit offenem Feuer wurde erreicht.
Bei soviel Stränden war es nicht leicht, den besonders geeigneten für ein längeres Badevergnügen herauszufinden. Alle schienen geeignet. Aber als dann ein “allerliebster” Strand in Sicht kam, an dem sich eine Familie bereits in Wassernähe (!) niedergelassen hatte, war die Entscheidung getroffen, der Wagen eingeparkt, die Badesachen angezogen und wir zwei gingen ausgiebig im Meer schwimmen. Nur im ersten Augenblick war die Wassertemperatur abweisend, Flucht war jedoch nicht möglich, also hieß es sich bewegen, um das Kälteempfinden zu bekämpfen. Es ist uns gelungen und wir fühlten uns sauwohl. Der Wind, als ziemlich störend und kalt empfunden, trug ebenfalls dazu bei, daß wir im Wasser blieben, denn draußen war es zwar sonnig, der Wind störte jedoch erheblich und kühlte uns aus. Nach einem längeren Sonnenbad in halbwegs geschützter Lage konnten wir dann gut gestimmt weiter fahren. So könnte es den ganzen Tag nach Katrins Meinung weiter gehen; ein Testschwimmen an jedem Strand hätte eine Ankunft an diesem Tag in Opotiki, unser Tagesziel, aber verhindert.
Man hat den Eindruck, als wenn immer dort, wo eine Familie wohnt, auch ein Versammlungshaus, ein Marae errichtet wurde, so zahlreich waren die gelben Hinweisschilder an der Straße. Dies wird nicht ganz, aber fast stimmen, denn auch heute sind wir an mehr als einer Handvoll direkt an der Straße liegender Kulturbauten der Maori vorbei gefahren – und haben das eine oder andere dokumentiert.
Rund um Opotiki liegen einige Campingplätze, kein Wunder, die zahlreichen Strände ziehen insbesondere in den Ferienzeiten zahlreiche Gäste an. Wir hatten uns für einen östlich des Ortes gelegenen Platz entschieden, der einen direkten Strandzugang besitzt. Ein Abstecher in den Ort Opotiki wäre somit entbehrlich gewesen, wenn nicht das leidige Brotproblem bestanden hätte. Brot ist zwar nicht unsere Lieblingsspeise, jedoch für einen vernünftigen Tagesbeginn z.B. unverzichtbar. Das was wir hier in den Geschäften unter der Bezeichnung “Brot” gefunden haben, kann allenfalls als Toastbrot durchgehen. Vieles ist so bezeichnet, aber nicht alles, das diese schlechte Qualität aufweist. Pappe zum Frühstück – nein danke. Also suchen wir bei jeder Gelegenheit nach einem echten Bäcker, werden jedoch selten fündig. Wenn wir dennoch erfolgreich sind, wird das Brot gebunkert. Leider geht jeder Vorrat einmal zu Ende, in dieser Situation waren wir und durchstreiften den Ort, der mit seinen 7.000 Einwohnern doch einen Bäcker haben sollte. Weit gefehlt, das Bäckerhandwerk scheint hier keinen guten Boden zu haben und wir mussten uns mit dem ungeliebten Toastbrot zufrieden geben und auf die nächste Gelegenheit, wahrscheinlich in Whakatane, warten. OIpotiki war nicht nur in Sachen Brot keine Verheißung, auch als Stadt liegt vermutlich die bessere Zeit schon hinter ihr, wenn selbst offizielle Aussagen von den besten Jahren der Stadt im Zeitraum 1860 bis 1920 sprechen. Ganz so drastisch sehen wir das nicht, aber attraktiv sieht anders aus. Zumindest bleibt immer der Blick auf das Schöne vergangener Jahre. Und ganz verlassen wirkte die Stadt auch nicht, nur schläfrig.
Der von uns ausgewählte Campingplatz ist einer der schönsten, den wir bislang genutzt haben. Ein langer nahezu nur von uns genutzter Sandstrand mit teilweise stark anrollenden Wellen, Dünen, strahlendblauer Himmel, und das alles direkt vor unserem Campingplatz. Angesichts des stetigen eher kalten von See kommenden Windes haben wir uns nicht für einen Platz in der ersten Reihe mit direktem Meerblick entschieden, aber auch hinter einigen Büschen versteckt sehen wir das Meer, riechen und hören es. Gerade nachts, wenn die Wellen anrollen, eine richtige Melodie zum Einschlafen. Der Platz hat uns so zugesagt, daß wir gleich einen weiteren Tag, den 26.2., dort geblieben sind, um zu schwimmen, so oft es ging und wir dazu Lust hatten, strandnah zu faulenzen, am Strand spazieren zu gehen. Auch das gehört bei unserer Reise dazu, bislang haben wir davon mangels Gelegenheit selten Gebrauch gemacht/machen können.