Heute der 7.3. war im wesentlichen Fahrtag. Viele Regionen Neuseelands hatten wir bereits besucht, zwei der oft genannten und besonders besuchenswerten, Coromandel und Northland, haben wir uns bis zum Schluß aufgehoben. Nach Coromandel nun also Northland, die Halbinsel, die nördlich von Auckland liegt. Nun sind die Strecken zwischen zwei sehenswerten Regionen nicht so groß bemessen wie in Argentinien, dennoch braucht es auch hier seine Zeit, um vom Fuß der Coromandel Peninsula bis in die Region von Helensville zu kommen, so etwa der Beginn der jetzt zu erkundenden Halbinsel Northland. Sehenswertes auf den bis hierher benötigten fast vier Fahrstunden haben wir nicht bemerkt; weder die Landschaft forderte uns zu genauerem Hinsehen auf, noch die Teile von Auckland, die wir auf der Autobahn durchfuhren. Auckland werden wir uns vor der Abreise noch etwas genauer ansehen. Als es dann auf die Halbinsel ging, fuhren wir durch eine dem Allgäu ähnliche Landschaft, hügelig nicht bergig, mit großen Wiesen und zahlreichen Wäldern und Waldbeständen, mit zahlreichen Kühen und Rindern, hier und da auch einzeln stehende Gehöfte. Der einzige aber wesentliche Unterschied zum Süden Deutschland : hier war das Gras nicht grün sondern braun – Folge der Trockenheit.
Praktisch einziger “Programmpunkt” des heutigen Tages, ausgenommen das Ziel Meilen zu machen, war das gelobte “The Kauri Museum” in Matakohe. In Helensville erhielten wir den gewünschten Prospekt und mussten mit Erschrecken feststellen, wie früh das Museum schließt, nämlich um 17:00 Uhr. Das bedeutete die zum Ziel fehlenden gut 130 Kilometer beschleunigt zu überwinden. Um 15:30 Uhr waren wir endlich am Ziel und müssen sagen, die Hetze der letzten beiden Stunden hat sich gelohnt. In diesem von vielen Seiten gelobten und prämierten Museum wird umfassend nicht nur die Geschichte des Kauri-Raubbaus dargestellt, eingeführt und erläutert, was Kauri Gum ist und wie die Suche im 20. Jhd. erfolgte, sondern alles wurde verbunden mit der Präsentation damals eingesetzter Maschinen und Hilfsmittel und vertieft durch sehr zahlreiche fotografische Dokumente der damaligen Zeit. Sehr deutlich wurde, was für majestätische Bäume die Kauribäume waren, welche alten Schätze hier millionenfach gefällt wurden. In dem Zusammenhang eine Zahl aus unserer gestrigen Wanderung : allein im Kauaerangatal wurden insgesamt fast 3 Millionen Festmeter Kauriholz in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts gefällt. Der Kauribaum ist einer der ältesten noch existierenden Bäume überhaupt; wie es heißt, tauchen die ersten Vorfahren dieses Baumes vor mehr als 135 Millionen Jahren auf. Noch existierende Exemplare sollen über 2.000 Jahre alt sein. In der Ausstellung werden an einer Wand die größten bekannt gewordenen Durchmesser dieser Bäume dargestellt; nach meiner Erinnerung sind da weit über 6 Meter Durchmesser abgebildet worden. Der noch existierende größte Kauribaum in Neuseeland, Te Matua Ngahere (Vater des Waldes), wir hoffen, ihn Morgen sehen zu können, mißt etwa 4,40 Meter im Durchmesser. Insbesondere durch seinen sehr geraden und mächtigen Stammwuchs, der im alter astlos bis in die Krone ist, seine widerstandsfähige Holzart, die zudem sehr schön gemasert ist, wurde die Begehrlichkeit geweckt. In der Ausstellung wird der umfassende Einsatz dieses Holzes dokumentiert; sie geht vom schlichten Hausbau bis zum Einsatz bei hochwertigen Möbeln wie auch im Segelschiffbau. In der Ausstellung sind auch zahlreiche Exponate verschiedener Kauribaumarten versammelt, bei denen wohl nur der Holzexperte mit Ausnahme der unterschiedlichen Farbgebung Unterschiede erkennen würde.
Für uns bislang unbekannt war, daß das Harz des Kauribaumes früher u.a. in der Farbenindustrie verwendet wurde. Ähnlich wie bei der Kautschukgewinnung wurde vor allem im letzten Jahrhundert der Kauribaum zum “bluten” gebracht; nicht wenige der Bäume sind dabei verblutet, ihr Holz danach kaum noch etwas wert. Mit dem Harz “verschließt” der Baum seine Wunde, so z.B. auch, wenn ein Ast abgebrochen ist. Da mit dem Baumwachstum auch die Rinde sich schält, fällt mit dieser zugleich das daran haftende Harz zu Boden.Man hat festgestellt, daß bis zu drei Lebenszyklen, ein Zyklus umfasst einige tausend Jahre, auf Neuseeland nachgewiesen werden können. Das heißt, im Erdreich befindet sich ein Schatz, der gehoben werden kann. Dies erkannt, setzte im letzten Jahrhundert große Menschenmassen mit Spaten und Eimer, später ersetzten Maschinen die Handarbeit, um an den fraglichen Orten nach dem Kauriharz zu graben, das auf dem Weltmarkt sehr gefragt war. Dieses im Erdreich konservierte Harz ist zunächst unscheinbar, erst nach Bearbeitung, Schliff und Politur gewinnt es ein Aussehen, das dem von Bernstein gleichkommt, was auch nicht anders zu erwarten ist.
Ergänzt wird die umfangreiche Ausstellung durch dargestellte Lebens- und Wohnsituationen des bürgerlichen Neuseelands um die Jahrhundertwende zum 20. Jhd. Leider fehlt völlig eine Behandlung der Lebensumstände der Menschen und ihrer Familien, die diesen Reichtum in den Wäldern erst gehoben haben. Lediglich auf den Fotografien, in denen die Baumfäller abgebildet wurden, tauchen die eigentlichen Wertschöpfer auf. Für uns ein nicht unerheblicher Mangel des Ausstellungskonzeptes. Dennoch, die 1 1/2 uns bis zur Schließung zur Verfügung stehenden Stunden waren viel zu kurz, sich mit allem richtig zu beschäftigen. Was bleibt sind einige Fotos, aus denen die Holzgewinnung ersichtlich ist, weniger die Mühhsal, auch wenn man sich gut vorstellen kann was es bedeutet, wenn 18 Rinder benötigt werden, um einen Holzlog zu ziehen.