Auf der NZL 68

Zuerst hatten wir eine Information im Reiseführer wahrgenommen, wonach es in Auckland möglich sei, einen kurzen Segeltörn auf einem echten America’s Cup Rennschiff, gegen angemessene Bezahlung natürlich, zu unternehmen. Später fiel uns noch ein Prospekt in die Hände, was den Appetit anregte. Nachdem wir dann auch noch auf die Seite von www.bookme.com.nz kamen, über die Sonderangebote einer Vielzahl von Agenturen, so auch von explore sailing, beworben werden, war die Entscheidung schnell gefallen, zumal wir beide zusammen nicht einmal den Normalpreis für einen Mitsegler zahlen mussten. Am 12.3. war dann der Tag des Mitsegelns auf einer Formel 1 Rennyacht. Wir waren bereits am Abend von Tutukaka kommend in Auckland eingetroffen und hatten alle Zeit der Welt, von unserem 10 Kilometer vom Stadtzentrum entfernten Campingplatz mit dem Zug bis direkt an den Hafen zu fahren. Von der Endhaltestelle Britomart waren es nur 5 Gehminuten bis zum Viaduct Basin, in dem auch die beiden von explore sailing betriebenen America’s Cup Rennyachten, die NZL 41 und die NZL 68 liegen.

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Wer sich nicht sattsehen konnte an den beiden im Wasser liegenden Rennyachten konnte weitere Original-America’s-Cup-Boote vor und hinter sowie im in unmittelbarer Nachbarschaft zum Viaduct Basin befindlichen NZ Maritime Museum bestaunen. Hierzu zählt auch das in das Museum eingebrachte erste neuseeländische Siegerboot des AC.

Das Boot, mit dem wir zwei Stunden auf dem Wasser verbringen werden, die NZL 68, stammt aus Deutschland und wurde für die deutsche Kampagne zur Teilnahme am AC 2003 gebaut, kam aber nicht unter der deutschen Flagge zum Einsatz, da die Finanzierung des Gesamtvorhabens damals scheiterte. So verkaufte man das fertige Boot an das neuseeländische Team, das es als Trainings- und Vergleichsboot zu der in Eigenentwicklung geschaffenen Rennyacht einsetzten. Und nun können wir hier als mitsegelnde Gäste, die ab und an auch mal die Grinder drehen oder Hand an das Steuerrad legen dürfen, die natürlich gebremste Geschwindigkeit der Rennyacht genießen. Um 14:00 Uhr sitzen wir mit Schwimmweste ausgestattet im Boot, das nur unwesentlich gegenüber der Rennversion verändert wurde. Aus Sicherheitsgründen wurde eine Minireeling zum Schutz der Gäste angebracht, die eingesetzten Segel besitzen zwar die Ursprungsgröße, bestehen aber aus deutlich robusterem Material und damit das Boot im Hafen selbständig manövrierfähig ist, hat man eine Maschine eingebaut.  Während die AC-Yachten auf ihren Wettfahrten mit 17 Besatzungsmitgliedern gesegelt werden, sind es heute nur vier, die zwar ganz gut zu tun haben, sich aber unserer Hilfe nach Einweisung sicher sein können. Im übrigen werden ja auch keine schnellen Manöver gefahren, sondern wir segeln leicht am Wind unter Großsegel und Fock aus dem Hafen heraus, also bis auf das Heißen des Großsegels am 34,5 Meter hohen Mast keine besonders harte Arbeit. Das Grinden in hohem Tempo durch 4 Teams von zwei Personen kann dennoch ganz schön anstrengend sein und vermittelt, wenn man die Häufigkeit derartiger Manöver während einer Wettfahrt berücksichtigt, welch harter Sport hier auf den Booten betrieben wird. Die Gästeschar, nach meiner Beobachtung 26 Personen, bestand zu einem merklichen Teil aus Seglern, wovon die allermeisten bereits in einem gesetzten Alter waren und sich diesen kleinen Kick im Alter einmal geben wollten. Herkunft der Mitsegler im wesentlichen aus den Staaten, Kanada, Aussieland und dem Inland. Wir haben noch ein kleines Grüppchen Franzosen entdeckt, also eine internationale Besatzung, aber mit hohem Altersdurchschnitt. Dennoch, keiner ging über Bord, keinem wurde übel. Bei einer Windstärke von vielleicht zwei bis drei erreichten wir mehr als 15 Knoten Fahrt. Hart am Wind segelnd konnte man bequem auf der Leeseite ins Wasser greifen ohne Angst zu verspüren, wir liegen gleich flach im Wasser, denn eine 22 Tonnen schwere Ballastbombe hing am Ende des schmalen Kiels. Und hinter jedem freiwilligen Steuermann stand dann ja noch der Skipper und beobachtete sein Tun, korrigierte, gab Hinweise zur Segelstellung, die hin und wieder angepasst wurde, was das Mitwirken an den Grindern verlangte. Wirklich hart gesegelt wurde nicht, obgleich die Segel alle gut durchgesetzt waren, aber es war eine schöne Ausflugsfahrt auf einem Boot, das sehr schnell auf jede Ruderbewegung ansprach, und flott über Grund lief. Auf dem Weg zurück Richtung Hafen wurde dann noch eine mittlere Genua gesetzt, nachdem die Rollfock geborgen war, was einen zusätzlichen Fahrt- und Lustgewinn versprach, insbesondere bei denjenigen, die den großen Lappen mit den Grindern hochkurbeln durften sowie denjenigen, die dann die Genuaschot dichtholen mussten, wirklich anstrengendes Grinden war hier gefragt.  Rund um Auckland verbinden zahlreiche Brücken die einzelnen Inseln, Halbinseln. Soweit wir es verstanden haben, hatte eine dieser Brücken eine Durchfahrtshöhe von unter 38 Metern; wir vermuten sogar noch weniger. Für einen Skipper mit gutem Auge also ein Vergnügen unter voller Besegelung hier unten durch zu segeln, was auch uns geboten wurde. Beim Blick nach oben war wirklich nicht erkennbar, wie groß der Abstand zwischen Masttop und Brücke war, zeigte gleichzeitig aber ebenfalls die Gesamthöhe des Mastes in aller Deutlichkeit. Nach mehr als zwei Stunden waren wir dann zurück an der Anlegestelle; eine schöne Erfahrung, auf solch einer Yacht einmal mitgesegelt zu sein, was natürlich auch deutlich machte, wieviel Spaß dieser Sport mir macht.

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Die Welt ist ein Dorf, dies erlebten wir heute wieder einmal bei unserem anschließenden Besuch im NZ Maritime Museum. Wir wurden von einer Amerikanerin, die gleichfalls mit auf dem Boot war, angesprochen, woher aus Deutschland wir kämen. Auf die Antwort Stuttgart, wer kennt schon Nussdorf, kommt die Frage,, ob wir Nussdorf kennen würden, daher käme ihre Schwägerin! Großes Erstaunen bei Katrin das noch größer wurde, als Namen fielen. Katrin meint, sich an die in die USA verheiratete Ex-Nussdorferin zu erinnern. Dies wird dann zu Hause weiter nachrecherchiert.

Unser Besuch im NZ Maritime Museum endete abrupt. Wir sahen uns gerade eine kleine Filmsequenz über die beim AC der vergangenen Jahre entstandenen Materialschäden wie Mastbrüche, Bootsbrüche, Kenterungen, Segelrisse, Mann über Bord, Mann am Großbaum oder sonstwo hängend an, als es einen riesigen Knall hinter uns gab und offensichtlich von hoch oben unter dem Dach ein Glasteil, zum Glück aus Verbundglas bestehend und somit in kleinste Einzelteile zerfallend, sich der Schwerkraft folgend gen Boden bewegte, wobei leider auch eine historische Jolle in Mitleidenschaft gezogen wurde. Da das Museum wenige Minuten später schließt, verzichteten wir auf den weiteren Rundgang, wer weiß, was als nächstes auf uns niederregnet, und machten uns auf den Rückweg zum Camper.

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