Cape Tribulation – Teil 1

Sehr viel weiter in den Nordosten Queenslands als bis nach Mossman kommt man auf normalen Straßen kaum noch, nach etwa weiteren 80 Kilometern kurz hinter Cape Tribulation ist Schluß, von dort ab geht es nur noch mit einem robusten 4WD-Fahrzeug auf dem Bloomfield Track Richtung Cooktown und weiter zum Cape York, für uns unerreichbar. Aber das kurze Stück Weg an der Küste entlang bis zum Cape Tribulation wollen wir uns auf jeden Fall ansehen.

Mossman, der Ort an dem wir gestern am 6.5. eingetroffen sind, ist entsprechend der Selbstdarstellung die nördlichste Stadt (Australiens) der Zuckerindustrie; dies sieht man, wenn man durch dass Umland fährt. Wir stellen uns immer wieder die Frage, wer denn diese Zuckermengen überhaupt benötigt – Abnehmer scheint es in Mengen zu geben, denn angabegemäß werden die Anbauflächen eher ausgeweitet statt stillgelegt. Der Weltmarktpreis entwickelt sich für die Landwirte wohl positiv. Angesichts der vorhandenen Gefahr durch Schlangenbisse tauchte bei uns wiederholt die Frage auf, wie viele Menschen früher, als die Felder noch nicht maschinell abgeerntet wurden, sondern das Rohr per Hand geschnitten wurde, diese harte Arbeit mit dem Leben bezahlt haben. Die heute verfügbaren Gegengifte waren vor einigen Jahrzehnten nicht kurzfristig verfügbar.

Mossman ist aber auch der Ort, der praktisch das Tor hinein zur Mossman Gorge bildet, einer tiefen Schlucht in der Bergregion des Mount Carbine, die bereits Teil des Daintree National Parks ist. Kurz hinter Mossman beginnt der NP, der jedoch, wie eine Karte zeigte, sich weniger durch eine große zusammenhängende Schutzzone auszeichnet, sondern vielmehr einen riesigen Flickenteppich geschützter Bereiche darstellt. Viel Privatland existiert zwischen den geschützten Flächen, Konflikte sind vorprogrammiert, denn die Nutzungsmöglichkeiten dieser Flächen sollen begrenzt worden sein. Geschützt wird hier der Tropische Regenwald, der auf Meereshöhe beginnt und sich bis in die höheren Lagen der eingeschlossenen Berge, d.h. bis über 1300 Meter fortsetzt. Hier gibt es den größten zusammenhängenden Teil eines sich so in die Höhe fortsetzenden Regenwaldes. Nun  sind wir bereits in den letzten Tagen wiederholt im Regenwald gewandert, aber diese Vegetationsform in einer Schlucht hinaufsteigend zu sehen, reizte. Der erste “Programmpunkt” des Tages war deshalb der Besuch der Mossman Gorge. Es war ein sehr schöner Regenwald, dicht gewachsen. Wieder einmal konnten wir staunen, wie von unten nach oben gewachsen wird, oder umgekehrt, wie sich egal in welcher Etage des Waldes die Äste ineinander verhaken, wie die Pflanzen versuchen, dem Licht näher zu kommen, wie erfolgreiche Symbiosen der Pflanzenwelt aussehen, wie der Kot der Vögel Grundlage/Ausgangspunkt von für das Entstehen von Pflanzen in den oberen Hausetagen sein kann, wie im Wald gemordet wird, um selber als Pflanze zu überleben, wie in diesem scheinbaren grünen Chaos irgendwie doch eine höhere Ordnung besteht. Und bei allem gilt, fasse nichts an, was du nicht kennst. Nahezu herzförmige Blätter könnten auf Grund ihrer Form dazu verfuhren, sie nicht nur aus der Nähe zu betrachten, sondern vielleicht auch ein Blatt zu pflücken. Dann sollte man aber dicke Hornhaut an den Fingern und allen die Pflanze berührenden Körperteilen haben, um sich nicht die unvermeidlichen Stachel der Pflanze einzuhandeln. Der Wald ist verführerisch, man tut gut daran, sich von der Schönheit der Pflanzen nicht verführen zu lassen.  Einen entsprechenden Hinweis hatten wir vor einigen Tagen bereits gesehen, hier fiel uns ein solcher auf einer Wegtafel auf, nachdem (!) wir von unserer kurzen Wanderung bereits zurück gekehrt waren.

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Durch das Tal strömt der Mossman River, in den von den seitlichen Berghängen immer wieder kleinere Flüsse münden. Obgleich das Flußbett relativ weit erscheint, in der Regenzeit können die Wassermassen nicht aufgenommen werden und größere Teile der Uferregion werden stark überschwemmt, wie man während des Durchwanderns gut feststellen kann. Millionen Jahre Wasserkraft haben die großen und kleinen im Flußbett oder am Rand liegenden Granitsteine gut geformt, manche Murmeln waren zu erkennen, an manchen muß noch das eine oder andere Jahr gearbeitet werden. Daß der Fluß kein kleiner Bach ist, konnten wir auf der Wanderung die ganze Zeit hören, denn je mehr Bäche in ihn mündeten, um so stärker das Gebrause.

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Auf unserer kurzen Wanderung hatten wir ständige Begleiter, die auch bei einem schnellen Schritt kaum abzuschütteln waren. Nicht einzeln traten die Freunde auf, sondern in Schwärmen, die gemeine Stechmücke. Letztlich war sie auch dafür verantwortlich, daß wir den möglichen Rundweg nach einem Drittel der Strecke abgebrochen haben und den Rückzug zum Camper antraten. So geht es, wenn man als Optimist auf die Chemiekeule verzichtet.

Krokodile, gleich ob Salzwasser oder Süßwasserkrokodile gehören hier in Queensland zum Leben der Menschen wie anderswo die Sportschau. Man weiß oder meint zu wissen, wie man sich zu verhalten hat; damit man in seiner Vorsicht nicht erlahmt, gibt es immer wieder Hinweistafeln.

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Es muntert auf zu lesen, wie viele hundert Kilometer selbst “salties” die Flüsse hinaufschwimmen, wie lange sich ein Krokodil auf die Lauer legt, um den günstigsten Zeitpunkt für eine Attacke auf seine Beute zu starten. Und immer wieder fallen an Flüssen und an Strandzugängen Warnhinweise ins Auge. Wie meinte ein Campingplatzbesitzer, mit dem wir über die Stingergefahr an der Küste von Queensland sprachen sinngemäß, wenn wir beim Schwimmen im Meer von den Giftquallen verschont geblieben sind, holt uns halt das Krokodil, d.h. mit trockenem Humor die Gefahr auf den Punkt gebracht. Auch heute auf unserer Fahrt entlang der Küste nach Cape Tribulation, auf der wir immer wieder an großen und kleinen Stränden vorbeikamen, fehlte es nicht an entsprechenden Hinweisschildern, sowohl auf das Stingerrisiko bezogen als auch die Krokodilgefahr. Putzig wenn es heißt, das Krokodil könne einem Schmerzen zufügen oder uns töten.

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Trotz oder vielleicht auch wegen des Respekts, den wir einer Begegnung mit einem Krokodil entgegenbringen, wollten wir möglichst viele live und in Farbe in ihrem gewohnten Lebensumfeld sehen, also keine Krokodilfarm besuchen, in der die Tiere zu Vorführzwecken gehalten und gefüttert werden, sondern in freier Wildbahn. Der Daintree River, den wir auf dem Weg nach Cape Tribulation überqueren müssen, ist Heimstatt der Tiere. An seinem Ufer im Umfeld der Gemeinde Daintree haben sich eine Reihe von kleineren Veranstaltern angesiedelt, die Beobachtungsbootstouren anbieten, darunter auch ein Anbieter, der sein Boot mit einem solargespeisten Elektromotor antreibt, auf den natürlich unsere Wahl fiel. Auf unserer einstündigen Flüsterfahrt den Fluß hinauf haben wir wenige Krokodile gesichtet, genau genommen nur drei; das größte, Scarface, war angabegemäß 4,60 Meter lang (haben die einen Zollstock angelegt?), und tauchte unmittelbar bei unserem Erscheinen in den Fluten unter, dann ein Jungtier, das erst zwei Jahre alt war und schließlich ein Exemplar klein und handlich, vor wenigen Wochen aus dem Ei geschlüpft und nun gezwungen, sich seinen Lebensunterhalt selber zu beschaffen.

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Also keine sehr reichhaltige Ausbeute unserer Beobachtungsfahrt, aber angesichts von knapp 60 Krokodilen, die sich hier bis etwa 8 Kilometer aufwärts von der Flußmündung aufhalten, positiv zu werten. Wenn man dann noch erfährt, daß die Population auf Grund des überschaubaren Nahrungsangebotes sich von selber reguliert, mehr als die vorhandene Zahl kaum eine Lebensgrundlage finden würde, geht das Gesehene in Ordnung. Und im Gegensatz zu Afrika, wo die Krokodile praktisch in Rudeln auftreten, sind sie hier Einzelgänger, d.h. jedes Tier muß erst einmal gefunden werden. Eines, das größte hier gesichtete Krokodil ist seit zwei Jahren verschwunden – das letzte Mal wurde es mit einer Kuh im Maul gesichtet. Ob die Beute ausreichte, die zwei Jahre ohne neuen Fang zu leben oder ob das Krokodil sich einfach nur überfressen hat, weiß niemand. Die Menschen leben mit dem Fluß und seinen Gefahren, sollte man meinen. Betroffen werden wir jedoch als uns auf Nachfrage nach Vorfällen erzählt wird, daß vor zwei Jahren ein tödlicher Unfall passiert sei. Ein Ausflugsbootsbetreiber, der erst seit kurzem hierher mit seiner Familie gezogen war, hatte seinen kleinen Kindern erlaubt, zusammen mit dem Hund in einem kleinen in den Daintree River mündenden Fluß zu baden. Was wir nicht wussten, das Krokodil sucht sich, wenn es bei der Beute eine Wahl hat, immer das kleinere Beutetier aus, deshalb geht man mit Hund ins Wasser! Aber offensichtlich war der Größenunterschied nicht groß genug, um das Unglück zu vermeiden. Selbst Alteingesessene sind vor Unfällen nicht gefeit; einem Bootsbesitzer wurde bei Reparaturarbeiten an seinem Boot sein auf der Bootskante stehender Hund von einem herausschnellenden Krokodil genommen. Ein Grund mehr, kein Körperteil allzu nah am Wasser zu halten.

Der Daintree NP umfasst nicht nur die verschiedenen Arten von Regenwald, sondern in seinen Randbereichen zum Meer und den Flüssen auch ausgedehnte Mangrovengebiete, wie wir auf der Flußfahrt sehen konnten. Neu für uns war die besondere Art der Wurzelbildung; die im Uferbereich aus dem Boden herausragenden spitzen Triebe sind Teil des Wurzelsystems der Bäume, die auf diese Weise sich das notwendige Kohlendioxyd ´für ihr Wachstum beschaffen.

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Mit dem Auffinden von Vögeln hatten wir auf unserer kurzen Bootsfahrt nicht gerechnet aber offensichtlich haben die Betreiber entweder ein gutes Auge oder die Tiere sind, weshalb auch immer, bestimmte Plätze gewohnt, denn Dave, unser Steuermann, fuhr zielgerichtet auf einen kleinen Bereich in den Mangroven zu und präsentierte uns den Kingfisher. In der Nähe entdeckten wir einen weiteren mir nicht bekannten Vogel.

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… verdamp lang her …

 

ist der Titel eines Liedes von BAP, trifft auch auf uns zu, zwar nicht mit den wesentlichen Aussagen dieses anrührenden Liedes, aber mit obiger Zeile in Bezug auf den Kontakt zu Freunden, Familie. Ja, es ist verdammt lange her

– das wir die Familie live und in Farbe gesehen und gesprochen,

– mit Freunden und Bekannten ein Bier getrunken und geschwätzt, etwas unternommen haben,

– im eigenen Bett geschlafen und in der großen Wohnung herumspaziert sind, Platz zum ausbreiten hatten,

– ein Viertele Roßwager Halde getrunken haben,

– mit den Nachbarn geschwätzt haben,

– im Wald gejoggt sind,

– einen Tatort und die Sportschau gesehen haben,

– täglich eine aktuelle Zeitung lesen konnten und informiert waren.

– und noch so vieles anderes.

Es ist so vieles verdammt lange her – ist man in der Ferne unterwegs, lernt man auch die angenehmen Seiten des Zuhause besonders schätzen, beginnt dieses zu vermissen. Und je länger die Abwesenheit von Zuhause ist, um so weniger können die durch das Reisen auf einen einströmenden täglich neuen Eindrücke das schleichende Entstehen von Heimweh unterdrücken, das Fehlen so vieler Dinge, wozu insbesondere das soziale Umfeld gehört, kompensieren. Der eine stellt diesen Mangel früher, der andere später fest, kaum einer bleibt davon verschont. Man kann eine Weile versuchen, den Einflüsterungen, wie schön es doch zu Hause ist, sich zu widersetzen, sie bei Seite zu schieben, aber der stete Tropfen höhlt den Stein und irgendwann ist der Wunsch so stark, daß man diesem nachgeben will ja muß.

Gute acht Monate sind wir bereits unterwegs und haben unser Privileg, von der Welt einiges zu sehen, bereits ausgiebig in Anspruch genommen. Wir stellen aber fest, die ersten Monate in Südamerika haben wir intensiver unsere Umwelt “erfahren”, waren in unserer Wahrnehmung wacher, insgesamt auch bereiter, uns besonderen Belastungen auszusetzen, als das im Augenblick der Fall ist. Zum einen sind auf uns derart viele Eindrücke herabgeprasselt, die zu verarbeiten sehr schwer, die Masse zu ordnen nicht leicht ist, der Blog dabei sicherlich eine Hilfestellung leisten kann, das Gros der Arbeit aber unser Gedächtnis und unser Gefühlswahrnehmungen leisten müssen, zum anderen fordert das Umherreisen mit dem Ziel, möglichst viel auch zu sehen, zu besuchen, seinen Tribut, denn so mit links regelt sich nicht alles. Individuell zu reisen ist ein großes Vergnügen, die Zeit und das Geld dazu zu haben ein besonderes Privileg, gleichzeitig aber auch eine Last, ist anstrengend. Fast jeden Tag an einem anderen Ort zu sein, in einem anderen fremden Bett zu schlafen, dabei viel weniger als daheim mit anderen Menschen ausgiebig kommunizieren zu können, kostet Körner, Spannkraft, Energie. Es ist ein Mythos, die Freiheit des Individualreisenden sei grenzenlos, denn diese Freiheit, der Freiraum soll ja ausgefüllt werden und dieses “ausfüllen” geschieht nicht automatisch, sondern muß von uns bewältigt werden, täglich bewältigt werden. Daheim vollzieht sich das Leben in klar bekannten Bahnen, meistens zumindest, hier auf der Reise ist jeder Tag etwas Neues, kommen wir nicht mit Routine und Altbekanntem klar, sondern müssen uns nahezu täglich notwendige Informationen beschaffen, ständig Entscheidungen treffen, werden mit unbefriedigenden Situationen konfrontiert, müssen Frust verarbeiten, dürfen uns aber wie Bolle freuen, wenn wir, wie sehr oft, etwas schönes gesehen, erlebt haben. Wenn man sich nicht einfach treiben lässt, sondern die Reiseländer intensiv bereisen will, geht das nicht ohne besondere geistige und körperliche Kraftanstrengung ab. Wir stellen fest,  so langsam nimmt unser Kraftdepot ab; wir sind zwar nicht abgeschlafft und schleppen uns nur noch von Station zu Station, aber eine längere Ruhepause wäre doch ganz schön. Dort wo diese geplant waren, konnten wir uns nicht entspannen. Vielleicht fällt es uns auch besonders schwer, wenn schon in der weiten Welt unterwegs, dann wollen wir auch ein Optimum aus dieser Reise machen, faulenzen ist nicht, wo geht es denn nun Morgen hin, uns einfach treiben zu lassen. So sind wir aber nicht gestrickt.

Reisen macht Freude, ist inspirierend, aber auch anstrengend, wenn man nicht eine vorkonfektionierte Reise unternimmt. Wir sind so langsam müde geworden, könnten durchaus noch weitere Ziele ansteuern, aber der Nutzen, den wir daraus ziehen, wird immer geringer.

Wir glauben auch den jeweiligen Ländern immer weniger gerecht werden zu können, denn es hat sich die Tendenz entwickelt, die einzelnen Länder, ihre Höhepunkte, zu vergleichen. Dabei wissen wir doch, daß jedes Land seine Eigentümlichkeiten, seine Besonderheiten besitzt. Wie soll ich die Strände Grönlands mit denen auf einem Südseeatoll vergleichen – toll, wenn es einen Sandstrand in Grönland gibt, den die Menschen zum Baden nutzen können, gleich ob dieser schmal oder breit ist, aus weißem oder schwarzen Sand besteht.- welche Rolle spielt dann der Traumstrand in der Südsee?

Inzwischen glauben wir, eine kürzere Reisezeit verbunden mit (noch) weniger Ländern hätte den Genuß, die Freude am Reisen noch weiter gesteigert, wir hätten mehr Aufmerksamkeit den dann kleineren Reisegebieten gewidmet. Die uns geschenkte Freiheit, ein Jahr lang mehr oder weniger völlig unbeschwert zu reisen, in drei Blöcke von je vier Monaten Dauer aufgeteilt, in denen in Block eins und drei jeweils eine Region intensiv bereist worden wäre, ist die bessere Nutzung der zur Verfügung stehenden Zeit. Bei den von uns ausgewählten Ländern ist das aus klimatischen Gründen nicht möglich, so hätten dann die Reiseziele anders definiert werden müssen. Weniger ist daher mehr, obgleich, bei Lichte betrachtet, wir nicht wie die Wahnsinnigen durch die Länder gejagt sind, sondern uns intensiv einigen Regionen eines Landes gewidmet haben. Andere Globetrotter schaffen es in den uns einschließlich Sprachschule für Chile und Teile Argentiniens zur Verfügung gestandenen etwas mehr als 4 Monaten nicht nur, diese beiden Länder zu bereisen, sondern ganz Südamerika, am besten in Mexico beginnend. Man war halt überall, aber war man wirklich vor Ort? Wir glauben, hinsichtlich der in den einzelnen Ländern verbrachten Zeitspannen eine gute Orientierung besessen zu haben, auch wenn hier und da wir mal etwas länger, mal etwas kürzer hätten dort reisen können.

Alle bisher bereisten Regionen haben uns etwas gegeben, uns bereichert, uns mit Eindrücken versorgt, manchmal überversorgt. Keine würden wir bei einer erneuten Reise aus der Liste streichen wollen, auch wenn Katrin unsere Entscheidung nach Samoa zu reisen rückblickend negativ beurteilt. Auch in Samoa haben wir einige schöne Begegnungen gehabt, konnten zwei Südseeinseln, von denen wir sonst nur gertäumt hätten, etwas näher betrachten. Wenn dann das Bild – es ist ein Bild und nicht die Realität, es soll die Realität nur Abbilden abbilden – dieser Südseewelt, unser Bild, nicht mit dem Vorgefundenen in jeder Einzelheit übereinstimmt, dann stimmt das Bild nicht, die Realität/reale Welt ist gegeben. Vielleicht hätte unser Eindruck über die Südsee dem geistigen Bild entsprochen, wenn wir unsere Absicht, die Cook-Islands zu besuchen, hätten verwirklichen können.

Dennoch, es wird Zeit, dem Heimweh nachzugeben, uns wieder in dem Umfeld von Familie, Freunden und Bekannten zu bewegen, das uns auch das Gefühl vermittelt, dort hinzugehören. Die Reiseziele wurden überarbeitet, Papua New Guinea aus unterschiedlichen aber wohlbegründeten Überlegungen heraus aus unserer Reiseplanung gestrichen; damit haben wir, zumindest vorübergehend, einen sehr großen Reisetraum erst einmal bei Seite gelegt, aber nicht aufgegeben. Wir werden also früher zurückkehren, als zu Beginn unserer Reise geplant; es werden wohl etwas mehr als 9 Monate an Stelle der ins Auge gefassten 10-11 Monate sein. Aber  …. verdamp lang her … – und das ist es in der Tat!

Weiter in Richtung Cape Tribulation

 

Es ist befremdlich wenn man früh aufsteht und lauthals ausgelacht wird. In den vergangenen Tagen haben wir wiederholt sehr laute Vogellaute gehört, die sich anhören, als wenn gelacht würde. Und heute Morgen werden wir durch derartige Laute begrüßt, die Lage des Campingplatzes im Regenwald ist ursächlich dafür.

Es hatte über Nacht nicht geregnet, aber am frühen Morgen tropfte es von dem Bäumen, nicht leicht, sondern kräftig. Man merkt, warum es hier Regenwald gibt, bei der Feuchtigkeit, die auch durch den Morgennebel herangetragen wird. Wir konnten lesen, daß in Teilen des Regenwalds 40% des dort ankommenden Wassers nicht als Regen niedergeht, sondern von den Blättern aus den Wolken, dem Nebel herausgeangelt wird.

Ohne darauf zu achten hatten wir uns auf dem Campingplatz eine Stelle ausgesucht, die bereits frühmorgens von der Sonne beschienen wird. Nach der Kühle der Nacht, es war wirklich sehr frisch draußen, so daß wir unsere Fleece anzogen, tat es gut, von der Sonne gewärmt zu werden. Sie war leider nicht stark genug, um ohne wärmende Bekleidung im Freien zu frühstücken. Was wir heute und in den letzten uns zur Verfügung stehenden Tagen sehen wollen, ist noch nicht entschieden, wir zogen die Reiseführer und Infobroschüren zu den nördlicheren Regionen zu Rate. Letztlich wurde das Ziel Cooktown als quasi in Queensland nördlichste auf normaler Straße zu erreichende Stadt von der Wunschliste gestrichen, weniger Kilometer sind dann zu fahren, wir können versuchen, es gemütlicher ausklingen zu lassen bis zum Wochenende, wenn der Camper am 10.5. abgegeben werden muß.

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Und gemütlich ließen wir auch den übrigen Tag angehen, fuhren erst gegen 9 Uhr wegen der notwendigen Lektürestunde los und kamen nicht weit, denn das gestern bereits bebadete Maar Lake Eacham wollte Katrin ein weiteres Mal schwimmend durchqueren (so ein schönes Seele, allerliebst). So früh morgens hat man den See nahezu für sich allein; lediglich die drei Teilnehmer eines Tauchkurses standen in Ufernähe im Wasser und hörten den Erklärungen des Experten zu. Es war ein erfrischendes Bad und die Gefahr bestand, unseren Aufenthalt hier zu verlängern, wären nicht in Yungaburra, wenige Kilometer entfernt, drei Attraktionen zu bestaunen. Zum einen sollen im Peterson Creek Platypus/Schnabeltiere sich aufhalten, des weiteren halten sich in den Bäumen an diesem Fluß Lumholtz Baum-Kängurus auf und schließlich steht unweit des Ortes in einem Wald ein sehr alter und eine besondere Form aufweisender Feigenbaum, die “Curtain Fig”.

Der Ort Yungaburra fiel eigentlich nur auf, weil durch Straßenbaumaßnahmen sehr langsam in ihn hinein gefahren werden musste; eine kurze Hauptstrasse, zwei Kirchen, einige Kunstgewerbe verkaufende Läden, ein Trödler, kein Bäcker, aber ein Metzger, ein in einem renovierungsbedürftigen Haus befindliches Hotel, einige kleine sonstige Beherbergungsbetriebe, eine Pizzeria und eine kleine Touristeninformation, damit ist fast alles Vorhandene aufgezählt.

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Also wirklich kein Ort, an dem man sich länger aufhält, es sei denn, man will eine der oben genannten Attraktionen sehen. Von der Touristeninformation erhielten wir ein kleines Blättchen, auf dem ein entlang des Peterson Creek verlaufender Weg verzeichnet war, von dem aus man immer wieder den Bach auf das Schnabeltier absuchen kann. Dann gehen wir mal suchen – leider auf den gut 2 Kilometer Pfad ohne Erfolg. Zum Glück hatten wir ja früher bereits nicht nur eines, sondern mehrere dieser Tiere im Wasser beobachten können. Das Lumhotz Baum-Känguru ist vom Aussterben bedroht, besonders geschützt, aber leider nicht so schlau, um die stark befahrenen Straßen zu meiden. Einer Information zur Folge hatte man in den vergangenen 15 Jahren am Straßenrand im weiteren Umkreis von Yungaburra über 400 Tierkadaver am Straßenrand gefunden. Ein in seinem Bestand gefährdetes Tier, das zudem eher in der Dämmerung als am hellen Tag aktiv und somit leichter sichtbar ist auf unserer kurzen Wanderung zu entdecken, käme fast einem Wunder gleich. Obwohl wir immer wieder die am gegenüber liegenden Ufer stehenden Baumwipfel und Astgabelungen absuchten, fast einen steifen Hals bekamen, als wir auch auf unserem Rückweg durch ein ebenfalls von dem Baum-Känguru genutztes Habitat gingen, gesichtet haben wir keines. Es wäre auch zu schön gewesen.

Bäume können sich nicht davon machen oder verstecken, jedenfalls nicht kurzfristig. Die “Curtain Fig” haben wir dann in voller Größe vor uns stehen gesehen. Eigentlich ist uns die Würgefeige nicht unbekannt, wie sie ihre ursprüngliche Wirtspflanze mordet. Die hier zu besichtigende ist jedoch außergewöhnlich, hat die Feige doch unendlich viele Wurzeln gebildet, die mit Abstand betrachtet eine Art Vorhang bilden. Zu lesen war, dieser Baum sei 500 Jahre alt.

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Über Atherton, eine geschäftige Kleinstadt, die auf etwa 700 Metern in Mitten des Hochlandes liegt, fuhren wir den Kennedy Highway nach Norden. Um uns herum anfangs die hier übliche Landnutzung durch großzügige Zuckerrohrplantagen, wenig Viehhaltung, dafür um so mehr Gemüse-, Obstanbau, ja sogar Erdnussplantagen wurden gesichtet. Später nahm der Anteil an Weideland zu bzw. ungenutztes Grasland war zu sehen. Dazwischen große Waldflächen oder zumindest bewaldete Flächen. Also weder neu noch aufregend, sondern auf dieser fruchtbaren Hochebene nur eine Wiederholung bereits Gesehenes. Hier profitiert man einerseits vom Klima, warm nicht heiß, feucht und nicht zu trocken, der Höhenlage und vor allem vom vulkanischen Boden, der sehr fruchtbar sein soll.

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Wir hatten gelesen, hier auf der Hochebene gäbe es auch sogenannte Wetlands, die Lebensgrundlage zahlreicher Vogelarten und anderer Tiere sind. Katrin meinte gelesen zu haben, dort könne man sogar “freshis”/Süßwasserkrokodile sehen, Gründe genug, von unserem Weg abzuzweigen und die “dirt road” 12 Kilometer landeinwärts zum Mareeba Tropical Savanna and Wetland Reserve, einem großen Naturschutzgebiet um eine Reihe von Lagunen, zu fahren.

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Viele verirren sich nicht hierhin, denn in dem großzügigen Informationszentrum trafen wir nur eine weitere interessierte Engländerin an. Mehrere Zähne wurden uns sehr schnell gezogen – zum einen hat der vor drei Wochen auch hier gewütete Zyklon dazu geführt, daß die sonst bereits jetzt hier eingetroffenen Vögel sich verspätet haben, zum anderen sei ein freshi noch nicht gesichtet worden. Auch wenn damit eine Wanderung zur Vogelbeobachtung für uns ausfiel, eine kurze Rundfahrt über die vor der Tür liegende Lagune unternahmen wir dann doch noch. So stellen wir uns Ökotourismus vor – wir fuhren in einem kleinen mit Elektromotor angetriebenen Bötchen über den See; Schwamm darüber, daß die Energie über eine Leitung von weit her geliefert und nicht durch den Einsatz von Solarpanelen erzeugt wurde. Natürlich haben wir bis auf einen Reiher keine Vögel gesehen oder große Fische gesichtet, aber die nahezu geräuschlose Fahrt über den See, auf dem in großen Flächen Seerosen wachsen – leider auch vom Zyklon beschädigt –, die große Stille, die Friedlichkeit, die wir empfanden, hat gut getan.

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Übrigens, diese Wetlands sind menschengemacht! Für die wasserhungrigen Zuckerrohrlandwirte wurde in den 80ger Jahren ein Kanal gebaut, in dem das in dem zentralen Hochlandsee, Lake Tinaroo, gespeicherte Wasser nach Norden zu den Feldern geleitet werden sollte. Als die Kanäle gebaut waren stellte man fest, daß in der nördlich von Mareeba liegenden Region die Bedingungen für den Zuckerrohranbau nicht die besten waren. Man hatte also Wasser und zu wenig Abnehmer. Da stieß die Idee, dieses Wasser in die hier vorhandenen Mulden langsam einzuleiten, um ein Wetland zu Steigerung der Vielfalt von Pflanzen und Tieren in der Region der Tablelands zu schaffen, zum Glück auf offene Ohren. Es wurde ein staatliches Projekt, in dem zahlreiche Naturschützer und Verbände sich einbrachten, aus der Taufe gehoben. Wie wir erfuhren, wurde keines der inzwischen in den Wetlands gesichteten Tiere hierhin verfrachtet, alle Tiere sind quasi auf eigenen Füssen, Flügeln oder Flossen hierhin gekommen. Für den Laien ein kleines Wunder, auch die Ranger vor Ort freut es feststellen zu können, daß inzwischen mehr als 200 verschiedene Vogelarten in den Wetlands gesichtet worden sind. Von den in einer großen Voliere am Infozentrum gehaltenen ebenfalls vom Aussterben bedrohten bunten Vögel, es handelt sich um den Gouldian Finch, sollen nur noch 3.000 Exemplare in freier Wildbahn existieren; durch Abholzen und die gestiegene Zahl von Bränden wurde ihnen die Lebensgrundlage genommen. Ziel dieser Voliere ist es, geschützt Nachwuchs zu erzeugen, um die Überlebenschancen der Art zu steigern. Die Farbenvielfalt an nur einem Vogel war für uns sehr überraschend.

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Termitenhügel sind an sich nichts besonderes; hier in dem Naturpark  tauchten sie jedoch in einer so großen Zahl auf, daß wir uns die verschiedenster Formen unter die Lupe nahmen.

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Weiter ging es dann am Nachmittag am Lake Mitchell vorbei, der auf der Landkarte viel größer aussieht als er sich uns heute zeigte, über Mount Molloy, kurz danach zweigt der Mulligan Highway nach Cooktown ab, in Richtung Küste nach Mossman und Port Douglas. Bald nach Atherton begann die Hochebene nach Norden hin langsam aber stetig abzufallen, die Vegetation änderte sich auch. Die Vielfalt des Anbaus nahm ab, die dominante Kultur, Zuckerrohr, nahm deutlich zu. In einigen wohl klimatisch begünstigten Regionen unserer heutigen Tagesstrecke wurde intensiver Obstanbau betrieben. Was an Ortschaften nach Mareeba durchfahren wurde, waren eher kleine Hausansammlungen, auch Mt. Molloy macht da keine Ausnahme. Hinter Humula steigt die Straße an, um schon bald phantastische Ausblicke auf die Berge des Daintree National Parks und die Küste vor Mossman zu bieten.

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Die kurvenreiche Passstraße hinunter gefahren und 15 Minuten später sind wir bereits in Mossman, unser heutiges Ziel, der in unseren Augen ideale Ausgangspunkt, um Morgen die Mossman Gorge zu besuchen und hinauf zum Cape Tribulation zu fahren. Und zur besonderen Freude von Katrin haben wir uns für einen Campingplatz entschieden, der direkt neben dem Schwimmbad liegt, das wir mitbenutzen können. Da war doch klar, was sofort nach dem Einparken des Campers geschieht : ausgiebig Bahn um Bahn im Schwimmbecken ziehen. Fast wie zu Hause.

Atherton Tablelands

Früh waren wir aufgestanden, um auf den Weg nach Norden die Chance zu haben, einige der gestern nicht erreichten Ziele noch zu sehen. Um es vorweg zu nehmen, im Verlaufe der Reise durch Queensland stellen wir fest, daß es deutlich mehr uns interessierende Orte gibt als wir es uns im Vorfeld haben vorstellen können mit der Folge, die uns zur Verfügung stehende Zeit ist mehr als knapp bemessen. Auch der heutige Tag reichte nicht aus, um unsere Wunschorte alle zu erreichen. In die Nähe unseres Tagesziels sind wir jedoch gekommen.

Als wenn wir einen festen Termin hätten, auch heute waren wir um acht Uhr vom Hof sprich dem Campingplatz und fuhren, nachdem wir in Ingham kurz zum Einkaufen angehalten hatten, auf der A1 in Richtung Norden weiter. Die Autobahn, die so gar nicht den vergleichbaren Charakter des deutschen Vorbilds (?) hat, kann hier doch nahezu jedes Fahrzeug fahren, es sei denn, es wird ausdrücklich verboten, verläuft ein Stück landeinwärts, zu den Stränden führen Stichstraßen hin, die Badeorte sind häufig nicht untereinander mit Straßen direkt verbunden. Für einen Besuch der direkt am Ortseingang von Ingham liegenden Tyto Wetlands mit seiner zahlreichen Vogelpopulation hatte Katrin sich nicht begeistern können, den Abstecher in den Girrigun National Park mit seinem Mount Fox und vor allem den berühmten Wallaman Falls (Australiens längster sprich höchster Eintropf Wasserfall – was das heißt, wir wissen es nicht) strichen wir aus unserem Programm, wir wären sonst zur Mittagszeit immer noch nicht über Ingham hinaus gekommen. Ab und an kommen Ausläufer, hier der Cardwell Range, der in einem Abstand von 30 und mehr Kilometern dem Küstenverlauf folgenden Great Dividing Range bis in Küstennähe, wie es bald hinter Ingham der Fall ist. Die Straße steigt bis zu einem kleinen Pass, vielleicht 200 Meter hoch, an, wo sich ein famoser Blick auf die Landschaft und insbesondere die vor der Küste liegende Hinchinbrook Island, eine sehr große und Berge von leicht über 1.000 Meter Höhe aufweisende mit tropischem Regenwald nahezu vollständig bewachsene und als Nationalpark geschützte Insel auftat. Nur ein kleiner Kanal trennt das Festland von der Insel; die Feuchtgebiete an der Küste sind großflächig von Mangroven bewachsen, dieses Gebiet ist, natürlich, auch durch den Status eines Nationalparks, Girrungun NP, geschützt.

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Hichinbrook Island verfügt nur über rudimentäre touristische Infrastruktur, sicherlich eine gute Voraussetzung, den Charakter der Insel zu bewahren. Erreichen kann man diese auch bei Mehrtageswanderern beliebten Insel nur per Fähre meistens von Cardwell aus; die Zahl der Wanderer auf den Mehrtagestouren wird durch die Parkverwaltung streng begrenzt.

Wo ein so schöner Flecken Erde liegt, läßt sich auch gut wohnen, haben sich wohl vor einigen Jahren Investoren gedacht´und Port Hinchinbrook aus dem Boden gestampft. Was hier an Häusern in allerbester Lage am Ufer errichtet wurde, hat seinen Preis; mancher könnte sich daran verhoben haben, denn wir sahen bei unserer kurzen Rundfahrt durch diese Wohnenklave an nahezu jedem dritten oder vierten Haus ein Verkaufsschild; zahlreiche Grundstücke in 1a-Lage warten ebenfalls noch auf einen Käufer. Wer sich hier niederlässt hat auf jeden Fall die Garantie eines wunderschönen Ausblicks auf Hinchinbrook und die kleinen Nachbarinseln.

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So ab 10 Uhr kamen uns ständig mehr oder weniger große Gruppen von Motorradfahrern entgegen, die vom Sound her nicht nur auf sehr schweren Maschinen saßen, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach eine Harley bewegten. Wie kann es sein, daß an einem Montag so viele Motorradfahrer in Horden unterwegs sind? An Wochenenden hat man ja häufig beobachten können, wie eine stattliche Anzahl Gleichgesinnter mit ihren schweren Maschinen durch die Gegend fuhr, aber an einem Werktag? Es hatte den Anschein, als ob es sich um tausende handelt, denn der Strom der Gruppen riß über lange Zeit nicht ab. So gegen 12 Uhr wurden es weniger, die gen Süden die A1 hinunterfuhren. Des Rätsels Lösung erfuhren wir bei einem Stop an einem Touristenbüro. Es gibt ein jährliches Treffen der Harleyfahrer, diesmal in Cairns, zu dem man aus dem ganzen Land anreist, d.h. auch aus dem Staat Victoria. Später konnten wir eine Schlagzeile einer lokalen Zeitung erspähen, wonach sich über 1.500 Harleyfreunde mit 1.200 Maschinen getroffen haben sollen – dem größten Teil davon begegneten wir auf unserer Fahrt nach Norden.

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Fast wären wir unserem Vorsatz, die Küstenstrände nicht aufzusuchen, um nicht erneut wegen der eingeschränkten Bademöglichkeiten frustriert zu werden, untreu geworden, denn in einer Touristenbroschüre hatten wir während der Fahrt gelesen, daß es in Küstennähe bei Wongaling Beach die Möglichkeit gäbe, den Cassowary, einen Großvogel, zu sehen. Bei einer bedrohlich geschrumpften Population ist das Tier ernsthaft gefährdet, seine Sichtung somit ein Ereignis. Es reizte wirklich, sich dorthin auf den Weg zu machen. Dennoch verzichteten wir, mehr aus Vernunftsgründen, denn dieser kleine Abstecher war unter 1 1/2 Stunden nicht zu machen und viel wichtiger, uns fiel zum Glück ein, daß der Vogel eher in den Morgenstunden gesichtet werden kann. Auch später bei unserer Fahrt durch das Tableland wurden wir und die übrigen Autofahrer durch Schilder darauf hingewiesen, daß in dem folgenden Straßenabschnitt ein Cassowary kürzlich gesichtet worden sei. Angesichts einer Population von früher nur 100 Vögeln im Bereich der Tablelands, von denen in den vergangenen Jahren angeblich 40 durch  Kollision mit Fahrzeugen ums Leben gekommen sind, sind solche Hinweise sehr verständlich. Um so überraschter war ich als Katrin lauthals auf einen solchen Vogel in einem gerade passierten Vorgarten hinwies – hier an der Straße? Natürlich hielten wir an, um uns das Tier anzusehen. Dieser war von weitem dem echten Vogel sehr ähnlich, bei näherer Betrachtung jedoch als Kunststoffattrappe zu identifizieren. Schade, aber gelacht haben wir ob des Reinfalls kräftig.

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Unser heutige Ziel, das Atherton Tableland ist Teil der Great Dividing Range, die sich in gewissem Abstand zur Küste bis an die 1000 Meter in einigen Abschnitten auftürmt und dann ein Hochplateau bildet, welches nach Westen hin sich als welliges Hügelland fortsetzt. Früher dicht bewaldet, sind die für die Landwirtschaft nutzbaren Flächen bald von frühen Siedlern gerodet worden oder fielen der Holzwirtschaft zum Opfer. Die sehr wilde Landschaft, durch tiefe und oft enge Schluchten gekennzeichnet, hat an vielen Stellen den kompletten Kahlschlag verhindert.  Ein großer Teil dieser Flächen, mit tropischem Regenwald bewachsen, wurde später zum Schutz der Landschaft in verschiedene Nationalparks zusammengefasst. Dort wo möglich, dominiert jedoch auf der Hochebene die Landwirtschaft.

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Zu unserer Überraschung wird hier in nicht gerade großer Höhe auch Tee angebaut, wir hatten etwa 300 Höhenmeter inzwischen erreicht; die erkennbare Fläche war überschaubar, aber mit Teebüschen bepflanzt. Wir fragten uns nur, zu welchem Preis denn dieser Tee auf den Markt kommt, denn das Lohnniveau im Land ist hoch und das Teepflücken ist manuelle Tätigkeit.

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Der Palmerston Highway, die Hauptstrecke hin zum Ort Atherton, führt auch Mitten durch das Nationalparkgebiet, in dem die Regenwaldreste zusammengefasst wurden, den Wooroonooran National Park. Wir waren bereits öfter in Regenwäldern Australiens unterwegs gewesen und hatten uns immer gefragt, wie denn der Wald aus der Höhe aussieht. Da kam der  MaMu Rainforest Canopy Walkway am Rande des NP gerade recht. Der Name des Walkways nimmt Bezug auf die Aborigin-Volksgruppe, die hier früher gelebt hat und der traditionelle Eigentümer des Landes ist. Auf einem 2,5 Kilometer langen Rundweg wird man durch einen nicht allzu dichten, da durch zwei Zyklone 2006 und 2011 in Teilen gelichteten Regenwald, in dem, wie man selber schreibt, nur noch vereinzelt sehr alte Bäume stehen, die Mehrzahl der sichtbaren Baumriesen ist deutlich unter 100 Jahre alt, geführt. Von einer in den bewachsenen Hang ragenden Plattform kann man aus einer Höhe von 20 Metern den Wald betrachten und hat einen Weitblick auf das Umland, über einen sich immer höher schraubenden Stelzenweg wird man in beträchtlicher Höhe an zahlreichen Großbäumen vorbeigeführt, erreicht dabei natürlich nicht deren Wipfelniveau und schließlich ist es von einem 37 Meter hohen Turm möglich, fast in die Kronen der umliegenden Bäume direkt zu blicken. Mit Hilfe von zahlreichen Tafeln wird versucht, das sichtbare Ökosystem, seine Abhängigkeiten und Symbiosen verständlich zu machen. Wir waren fasziniert, aus großer Nähe und Höhe diesen Regenwald etwas näher betrachten zu können. Den hier auch lebenden Cassowary haben wir, obgleich fast auf Zehenspitzen gegangen, nicht erblickt. Der Canopy Park ist sehr informativ, war für uns einer der Höhepunkte des Tages, wird aber erkennbar nur von wenigen Menschen besucht. Die gut 1 1/2 Stunden, die wir hier verbracht haben, waren Genussstunden.

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In einer der zahlreichen Infobroschüren, die leider oft wenig brauchbare Information für uns enthalten, sondern vorwiegend Werbung für Anbieter verschiedenster touristischer Leistungen, hatten wir eine kleine Karte gesehen, auf der 19 in den Tablelands bestehende und als besuchenswert angesehene Wasserfälle verzeichnet waren. So viele zu sehen und anzufahren wollten wir uns dann doch nicht aufbürden, aber auf einer Rundstrecke von vielleicht 20 Kilometern kann man an drei schöne Wasserfälle heranfahren. Natürlich war keiner mit den Niagarafalls vergleichbar, aber jeder dieser Wasserfälle hatte seinen eigenen Charakter. So standen wir vor oder über folgenden Wasserfällen : Ellinjau Falls, Zillie Falls und den Millaa Millaa Falls, letzterer stürzt in ein schönes zum Baden geeignetes Becken und zieht deshalb auch das Bad in kühlem Bergwasser schätzende Menschen an, denn die Quellen aller drei Wasserfälle liegen oben in den Bergen.

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Zwei Maare, d.h. mit Wasser vollgelaufene Vulkankraterseen befinden sich in der Nähe von Yungaburra und ein See bietet immer auch die Möglichkeit, ohne Angst vor Quallen und meistens auch vor Krokodilen schwimmen zu können. Nach unserer Wasserfallrundfahrt führte unser Weg über Malanda auf einer Nebenstrasse zuerst an den Lake Eacham. Dieser bildet zusammen mit dem nicht sehr weit entfernt liegenden Lake Barrine den Crater Lake National Park. Beide Seen sind von einem großen und teilweise sehr dichten Regenwald umgeben, der bis an den See heran reicht. Es wird dunkel, wenn man in den Tunnel hineinfährt, den die Bäume über unserer schmalen Zufahrtsstraße bilden, aber licht, als wir am Parkplatz des Lake Eacham  ankommen. Obwohl es inzwischen auf 17 Uhr zuging und Katrin nervös wurde, noch haben wir keinen Campingplatz für die Nacht gefunden, kann ich sie überzeugen, diesen See zu testen, zumal sie seit Tagen auf das geliebte Schwimmen verzichtet hatte. Sie war anschließend froh, sich umgezogen zu haben, ein “so schönes Seele” hat sie lange nicht mehr gesehen und das Wasser, kristallklar und angenehm temperiert sprich kühl. Dieser See findet sofort Eingang in Katrins Hitliste der allerliebsten Seen.

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Auf der Anfahrt zu diesem Maar hatten wir einen Hinweis auf einen Campingplatz bemerkt, der nur zwei Kilometer von dem See entfernt liegt. Um Katrin zu beruhigen, fuhren wir schnell hierhin zurück und buchten uns in diesen in schöner naturbelassener Lage im Nationalpark liegenden Campingplatz ein, um uns sofort anschließend auf den Weg zu dem weiteren Maar im Tableland zu machen, dem Lake Barrine. Dort angekommen war festzustellen, daß einerseits hier der Tourismus eine größere Rolle als am Lake Eacham spielt, denn es gibt einen Minibootsverkehr auf dem See und ein größeres Restaurant, andererseits das Schwimmen hier verboten ist. Zum Glück hatte Katrin bereits ihre Runden drehen können und es war inzwischen unangenehm frisch geworden. Also beließen wir es auf einen oder eine ganze Anzahl ausgiebiger Blicke auf den See, liefen kurz zu zwei übrig gebliebenen mehrere Hundertjahre alten Kauribäumen, die einen Stammumfang von über 6 Meter aufweisen und etwa 38 Meter hoch sein sollen, und fuhren zu unserem Campingplatz zurück. Einen Wunsch äußerte Katrin sehr bald – Morgen als erstes noch einmal in dem Lake Eacham schwimmen zu können. Das sollte uns keine Probleme bereiten.

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Über “the hinterland” nach Ingham

So langsam wird es zur Regel, daß wir durch das Vogelgeschrei oder –gezwitscher aufgeweckt werden. Heute eher mit melodischen an Stelle von laut krächzenden Tönen. Es wird keine Rücksicht darauf genommen, ob es ein normaler Tag oder ein Sonntag ist. Uns kommt der frühe Weckruf dennoch gelegen, so sind wir auch früher unterwegs. Während das Gros der Camper sich noch einmal umdreht oder gerade in Richtung Dusche strömt, passieren wir den Schlagbaum der Ausfahrt. Viel haben wir von Townsville nicht gesehen, sind am späten Nachmittag die Strandpromenade The Strand entlang gefahren und konnten beobachten, daß selbst in den durch Stingernetze geschützten Bereichen am Strand gähnende Leere herrschte, während die Wiesen stark belegt waren. Einen großen Steinwurf von der Küste entfernt liegt gegenüber von Townsville die weitgehend als Nationalpark geschützte Insel Magnetic Island. Wieder eine Namensgebung durch James Cook, dessen Kompassnadel in Inselnähe 1770 verrückt spielte, was er auf den besonderen Magnetismus der Insel zurückführte, daher der Name. Tatsache ist, nicht die Insel war für die Fehlweisungen der Nadel verantwortlich, sondern magnetische Anomalien auf dem Meeresgrund. Irgendwie unwichtig, die Insel hat dennoch ihren Namen behalten und zieht insbesondere wegen der ausgedehnten Wandermöglichkeiten durch seine Wälder und auf seine Hügel zahlreiche Gäste an. Die Insel hat die Form eines nahezu gleichschenkligen Dreiecks mit Schenkellängen von unter 10 Kilometern. Es sollen hier insgesamt 4.000 Gästebetten bestehen, also ist die Insel auch ein Touristenmagnet, nomen est omen. Für einen Besuch muß man mindestens einen vollen Tag einplanen, zu viel bei der uns zur Verfügung stehenden Zeit. Daher blieb nur ein Blick auf die Insel, direkt gegenüber von unserem Campingplatz gelegen.

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Den heutigen 4.5. kann man unter die Tage verbuchen, an denen das Programm zu groß geraten ist, um an das gewünschte Ziel zu gelangen. Nein, getrödelt haben wir nicht, nur die Landstriche und Natursehenswürdigkeiten angefahren und angesehen, die entlang unserer Route liegen.

Seit geraumer Zeit bewegen wir uns in den Tropen, nicht nur die dauerhaft hohen Temperaturen, sondern auch die Vegetation bestätigt dies. Bislang hieß es, wir bewegen uns in den trockenen (!) Tropen, ab Ingham sollen es die feuchten sein, bis dahin sind es noch 80 Kilometer. Hoffen wir, daß dies nicht gleichbedeutend mit ständigen Regengüssen ist.

Küsten- und Badeorte könnten wir in nicht zu nennender Zahl auf dem Weg nach Norden anfahren, Strände begutachten und auf das Bad im Meer aus bekannten Gründen verzichten. Aber warum sollen wir uns den Tort, den Frust antun, einen sehr schönen Strand zu sehen, und ihn nicht zweckentsprechend zu nutzen. Also lassen wir Orte wie Blue Water, Balgal Beach,Forrest Beach, Taylors Beach und wie sie alle heißen rechts liegen und biegen nach links vom Bruce Highway, der A1 nach Norden ab.

Wohl nicht nur als touristischen Gag sondern mit ernsten Absichten hat die australische Regierung sich erfolgreich darum bemüht, die in Queensland vor allem bestehenden aber aus zahlreichen kleinen Flicken bestehenden Reste des feuchten tropischen Regenwaldes durch die Erlangung des Naturwelterbestatus unter Schutz zu stellen. Damit besteht quasi ein zweifacher Schutz, zum einen durch den Nationalparkstatus, den die entsprechenden zu schützenden Gebiete erhalten sowie zum anderen durch die moralische Verpflichtung, das Welterbe für die künftigen Generationen zu bewahren. Nach dem sich fortsetzenden Straßenbild, das durch die Zuckerrohrplantagen geprägt ist, war uns sehr an einer Abwechslung gelegen. Der Paloma Range National Park, etwa 60 Kilometer nördlich von Townsville in den Küstenbergen gelegen, war da gerade recht. Bald hinter Rollingstone weist ein Schild den Weg hinaus in Richtung Mount Spec. Die Straße, die wir dann das Tal und die Berghänge hinauf in den Weiler Paluma befahren, ist eine historische Straße. In diesem Fall bezieht man sich beim Zuweisen dieses Attributes auf die Entstehungsgeschichte dieser sich fast 20 Kilometer stetig hinaufschraubenden schmalen Straße, denn sie wurde als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ab 1930 gebaut. Einer kleinen Tafel konnten wir entnehmen, daß unverheiratete Männer für 7 Wochen und einen Tagessatz von 2 Dollar Arbeit fanden, verheiratete wurden 10 Wochen lang beschäftigt. Sicherlich hat die Strecke inzwischen die eine oder andere Renovierung erfahren, sie ist jedoch nach wie vor extrem schmal und weiterhin die einzige Verbindung für Paluma mit dem Rest der Welt – für uns der einzige Zuweg hinauf in den Nationalpark. Geschätzte 500 Meter Höhenunterschied überwindet die Straße auf 18 Kilometern, für die wir fast 30 Minuten benötigten. Wenn alle Straßen hier so sind, erreichen wir unser Tagesziel geschweige denn unser Endziel nie.

Die Strecke hinauf eröffnete manchen Blick durch die Vegetation in das Tal und die Ebene bis zur Küste, barg aber auch andere Überraschungen. Ein größerer Teil der Strecke verlief entlang eines Bachlaufes, dem Little Crystal Creek, der etwa auf halber Strecke den Berg hinauf in das Gestein kleine Becken gefräst hat, die sich als Badelöcher eignen und, wie der von einigen Fahrzeugen am frühen Morgen besetzte Parkplatz zeigt, entsprechend genutzt wird.

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Nun ja, schwimmen konnte man in den kleinen Tümpeln nicht, und so trug Katrin ihre Badesachen trocken wieder zu Camper zurück. Vielleicht ergeben sich heute ja andere Bade- und insbesondere Schwimmmöglichkeiten.

Oben auf dem Bergrücken in Paluma angekommen bot sich zuerst ein toller Ausblick zur Küste hin, besser, als wir ihn während der Auffahrt hatten. Der Aussichtspunkt, McClelland’s Lookout, zu dem wir gelenkt wurden, hatte eine besondere Bedeutung im WWII; die Japaner drohten in Australien einzufallen und hier oben war eine Radarstation zuerst mobil durch die Amerikaner, später stationär durch die Australier errichtet worden. Hiervon ist heute nichts mehr zu sehen; vielleicht stammt die Einfriedung der Plattform noch aus dieser Zeit. Der Blick war auf jeden Fall toll, unten liegt die weit ausladende Halifax Bay vor uns und draußen vor der Küste einige Inseln der Palm Islands

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Hier in der Nähe des Aussichtspunktes begann dann unsere zweistündige Wanderung durch den tropischen Regenwald des Paluma Range NP, und damit wir uns orientieren konnten, strebten wir zu den Cloudy Creek Falls. Wolkig war es nicht und wir hofften, es würde so bleiben und wurden nicht enttäuscht. Der Weg verläuft, abgesehen von der letzten Passage zu dem Wasserfall, fast ständig auf nahezu einem Höhenniveau, größere Kraxelei wird nicht verlangt. Der Wald ist wirklich noch ein Wald mit altem Baumbestand, mächtige weit in den Himmel hinauf ragende Bäume bestimmten das Bild und dadurch auch das Wachstum der unteren Etagen in diesem Regenwald; zu Glück ließen die Baumkronen genügend Licht durch, um auch auf den unteren Ebenen Pflanzenwachstum in großer Vielfalt zu ermöglichen.  Immer wieder bedauern wir, uns in der Botanik kaum auszukennen; es wäre schön zu wissen, welcher Baum denn ein Eisenbaum ist, wie der Baum mit der gescheckten Baumrinde heißt etc. Mit dem Mangel leben wir und erfreuen uns vorrangig am Anblick.

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Tiere bekamen wir so gut wie gar nicht zu Gesicht; vielleicht lag es daran, daß wir nicht gerade leise schlichen, denn um eventuell auf dem Weg liegende Schlangen rechtzeitig auf uns aufmerksam zu machen, stapften wir kräftig auf. Ob es geholfen hat – wir wissen es nicht, zumindest gab es in dieser Hinsicht keine Begegnung. Als Katrin, voraus gehend, plötzlich laut schrie und hinter sich auf die ziemlich dichte grüne Wand am Pfadrand wies und “… da, da…” schrie, glaubte ich, gleich würde ein Ungeheuer aus dem Dickicht brechen, so oder so ähnlich. Als der Grund dieses Warnrufes sich aufgeklärt hatte konnte ich die Aufregung gut verstehen. Katrin hatte als Vorausgehende, so wie ich gestern, immer wieder Spinngewebe im Gesicht; diesmal war dieses so stark, daß sie sich umsah und dann laut zu rufen begann. Der eine oder andere hätte sicher ähnlich reagiert bei diesem Anblick :

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Das Tier war größer als meine Hand, die Spinnfäden so robust, daß ein kleiner Ast von etwa 50 Zentimeter Länge und mit einem Durchmesser wie mein kleiner Finger problemlos festgehalten wurde. Obgleich das den Weg überspannende Spinnnetz zerrissen war, der Hersteller rührte sich nicht vom Fleck.

Bei dieser Tierbegegnung waren wir schon dabei, zu dem genannten Wasserfall abzusteigen. Der Wald wurde dichter, aber immer noch nicht wurden wir von Wolken umhüllt. Es wäre besser gewesen, diesen “Wasserfall” nicht zu sehen, denn er entlarvte sich als ein nicht gehaltenes Versprechen. Wir standen nach einer guten Stunde Wanderung nicht an einem Wasserfall, sondern am Rande einer kleinen Wasserkaskade – zwar auch schön anzuschauen, aber so einen richtigen großen Wasserfall hätten wir doch gerne zu Gesicht bekommen.

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Nun denn, wie so oft, der Weg ist das Ziel und die Wanderung war auch ohne diesen erwünschten Anblick interessant und hat uns Freude bereitet.

Die fast 20 Kilometer Bergauffahrt ging es wieder retour, um etwa ein Dutzend Kilometer später von der Ebene ein weiteres Mal in den Nationalpark einzubiegen. Diesmal folgten wir dem Versprechen, am Big Crystal Creek eine geeignete Badestelle zu finden. Hier war es wirklich möglich, nicht nur in dem Wasserloch zu sitzen, sondern einige Schwimmzüge zu machen. Erfrischend war es auch, für Katrin angenehm, die hier picknickenden Australier fanden das Flusswasser ziemlich kalt. So ist Katrin wenn auch etwas verspätet dann doch noch zu ihrem heutigen Badevergnügen ohne Risiko gekommen.

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Wenn man genau hinsah, konnte man hier und da erkennen, daß wir in den Tropen sind, aber das, was wir meistens sahen, entsprach selten dem landläufigen Bild einer Tropenvegetation.

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Auf unserem Wunschzettel für heute standen noch einige Abstecher von der A1 nach Westen, der nächste ging in den Jourama Falls National Park, also wieder ein Wasserfall und wir hofften, diesmal keiner Werbeente aufgesessen zu sein. Der Weg dorthin war nicht so zeitaufwändig wie in den Paluma Range NP, bereits nach etwa 15 Kilometern waren wir am Endpunkt der fahrbaren Strecke angekommen. Bis hierhin durchfuhren wir einige Furten, ab hier ging es zu Fuß weiter.

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Wir strebten dem Talende entgegen, überquerten den Fluß und stiegen an seiner Seite den Berg aufwärts. Von weitem konnte man hoch oben einen Wasserfall erkennen; nach weiteren 15 Minuten an einem Aussichtspunkt angekommen, waren wir nicht wirklich viel näher an ihn herangerückt. Dennoch, aus einer Ausgangshöhe von deutlich über 300 Metern stürzte das Wasser teilweise eine Vielzahl von Metern ungestört hinab, weitere kleinere Wasserfälle folgten auf dem Weg zum Talboden, wo sich auch eine Badestelle gebildet hatte, verwaist und ungenutzt, auch von uns.

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Wie man an der Verschattung des Berges erkennen kann, es war inzwischen Nachmittag geworden; wo wir die Zeit liegen gelassen haben, wir wissen es nicht, hatten natürlich auch keinen Zeitplan gemacht sondern geglaubt, dies alles und noch viel mehr heute erleben zu können. Nun gegen 16:00 Uhr hieß es, die Uhr neu zu stellen, andere Ziele erst einmal hinten an zu stellen und uns einen Campingplatz für die Nacht zu suchen. Wir fanden einen direkt an der A1, vom Palmen umgeben und relativ ruhig trotz der vorbeifahrenden Fahrzeuge. Von unserem eigentlichen Tagesziel Innisfail trennen uns noch mindestens 150 Kilometer. Da gilt es, die Strecke für Morgen zu überdenken.

Townsville

Nach unserem gestrigen Ausflug wollen wir heute am 3.5. weiter in Richtung Cairns kommen; Townsville, 300 Kilometer entfernt, ist unser Ziel, zum einen, weil es dort wirklich einen Vodafoneladen geben soll, wo wir hoffen, unser Netzproblem endgültig lösen zu können und zum anderen es das Reef HQ Aquarium gibt, in dem ein lebendiges Riff mit seiner Fischvielfalt in einem 2,5 Mio. Liter großen Becken zu sehen ist, das größte Korallenaquarium der Welt.

Dreihundert mehr oder weniger eintönige Kilometer liegen hinter uns; anzumerken ist, die frühere Aussage, der Zuckerrohranbau würde sich bis nach Cairns dominant fortsetzen, muß relativiert werden. Er war auch viele Kilometer hinter Mackay das einzige, was auf den Feldern angebaut wurde. Nach etwa einer Stunde Fahrtzeit verringerte sich die Bedeutung, ohne daß auf den Anbau ganz verzichtet wurde. Selbst im Umfeld der Stadt Bowen, erklärtermaßen die Hauptstadt des Mangoanbaus, was durch eine sehr groß dimensionierte Mango an der A1 angezeigt wird, gab es zwar große Flächen mit Obstanbau und hin und wieder auch mit Vieh besetzte Weideflächen, aber das Zuckerrohr verschwand nicht von der Bildfläche. Vielmehr einige Kilometer hinter Bowen nahm seine Bedeutung im Landschaftsbild wieder zu.

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Townsville, gemäß Reiseführer zweitgrößte Stadt in Queensland mit seinen fast 170.000 Einwohnern dehnt sich, wie das bei hiesigen Städten üblich ist, enorm aus. Man fährt und fährt, bis man endlich den engeren Stadtbezirk erreicht hat, der im übrigen wie alle Städte der Region durchaus noch eine größere Zahl repräsentativer Bauten aus der Stadtgründungszeit aufweist. Doch hierfür interessierten wir uns heute nicht, sondern zuvorderst waren wir an einer Problemlösung interessiert. Zwar stellte sich der sichere Hinweis des Tourismusbüros als falsch heraus, jedoch fanden wir den einzigen Vodafoneladen seit fast 1000 Kilometern und sind wieder netzfähig! Das ist auch nötig angesichts der Dinge, die dringend, nicht nur im Zusammenhang mit unserer Weiterreise, zu klären sind.

Wir hatten draußen am Great Barrier Reef bereits die Gelegenheit, ein lebendiges Korallenriff aus der Nähe zu betrachten. Hier im Reef HQ Aquarium war der Eindruck jedoch noch überwältigender, nicht nur, weil eine Vielzahl unterschiedlicher Korallen und deren stark divergierende Farben auf kleinem Raum existieren, sondern weil die Fischvielfalt noch größer ist, als bei unseren Schnorchelgängen.

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Auch wenn in dem Riesenbecken nur etwas über 100 Fischarten herumschwimmen, die man am Great Barrier Reef finden kann, es war etwas besonderes, zwischen den vielen bunten Fischarten auch unterschiedliche Haie (u.a. Riffhai, Hammerhai), Schwertfische, verschiedene Rochen etc. schwimmen zu sehen, aber auch feststellen zu können, wie die großen Fische, um Energie zu sparen, nach einer Fütterung sich auf dem Boden des Beckens ausruhen, während die kleinen Fische ununterbrochen ihre Runden ziehen.

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Wir hätten stundenlang vor den Glasscheiben stehen oder in einem Glastunnel durch das Becken gehen können, um über die Vielfalt, die Formen und Farben zu staunen. Namen sind für uns Schall und Rauch, gelesen haben wir unzählige Steckbriefe der verschiedenen Fische und sie dann versucht zu identifizieren, abspeichern konnten wir kaum einen der vielen Namen. Natürlich haben wir den Clownsfisch gesehen, aber auch den Fisch, den Katrin sich auf ihren Schnorchelgängen ausbedungen hatte, vorgeführt zu bekommen. Leider wurde diese Bitte ihr nicht erfüllt, hier jedoch kam sie zu ihrer Begegnung mit der “humphead wrasse”, auch Maori Fisch genannt.

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Hatten wir bislang Buchwissen über das tödliche Gift von Steinfischen, konnten wir hier einem Exemplar geschützt durch Panzerglas tief in die Augen schauen, nur, wo sind hier die Augen?

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Nach diesem Rundgang durch das Aquarium haben wir Lust, uns an einem Korallenriff auf den Boden zu setzen und zuzusehen, was so alles um uns herum passiert, es ist eine faszinierende Welt, diese Unterwasserwelt, so farbenfroh, so vielfältig in seinen Formen, eine wahnsinnige Mimikri wird manchmal betrieben, wenn man sich schützen oder camouflieren will, einfach umwerfend. Wir können verstehen, wie Tauchen zu einer Sucht werden kann, wenn man so eine schöne und teilweise auch heile Welt erleben darf.

In einem gesonderten Becken ist der Lebensraum von Salzwasserkrokodilen nachempfunden; auch hier tummeln sich unzählige Fischarten und ein etwa 18 Monate altes Krokodil, das über alles gemessen inzwischen gut 120-140 Zentimeter misst. Wir waren gerade rechtzeitig angekommen, um die Fütterung mitzuerleben. Natürlich haben die Tiere ein Gespür dafür, wann es wieder Futter gibt. Im Falle des Krokodils war es eine komplette Maus, die ein Pfleger mit einer Zange in die Reichweite des Krokodils brachte. Ohne daß erkennbar Futter in Reichweite war, schnellte das Tier mehrfach aus dem Wasser empor und versuchte möglichst weit an der Glasscheibe hochzukommen, ein enormes Tempo hatte das Tier, einen tollen Reflex, eine starke Sprungkraft. Da konnte man sich gut vorstellen, wie ein Überfall eines Krokodils auf seine Beute erfolgt.

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insbesondere hat das Krokodilverhalten uns noch einmal deutlich gemacht, die auf die entsprechende Gefahr hinweisenden Schilder sehr ernst zu nehmen. Die beißen mehr als nur ein Loch in die Hose.

Kurz vor Schließen des Aquariums kehrten wir zu unserem Camper zurück, um für ihn und uns ein Nachtquartier in Townsville zu suchen; wir hatten Erfolg, sind in direkter Nähe zum Meer und können auf Magnetic Island hinüber schauen.

Whitsunday Islands – es geht doch noch!

Nachdem am Vorabend sich unsere beiden Vorzugsvarianten eines Besuchs des Insel-NP in Nichts aufgelöst hatten, studierten wir die Angebote erneut und fanden eine drittbeste Variante, die natürlich an eine Umsegelung einiger Inseln nicht herankam. Kurz nach acht Uhr des 2.5. standen wir im Ticketoffice unseres Campingplatzes auf der Matte. Die gewünschte Halbtagesschiffsreise entlang einiger Inseln hin zur Hauptinsel der Inselgruppe mit seinem Traumstrand war nicht ausgebucht, wir waren dabei und konnten unsere Abreise auf den Samstag verschieben.

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Die Whitsunday Islands, die auch den Nationalpark umfassen, bestehen aus 74 Inseln, meistens vulkanischen Ursprungs. Nicht mitgezählt die hier und da aus dem Wasser schauenden Felsen. Soweit erinnerlich, sind keine acht Inseln dauerhaft bewohnt, auf einigen der übrigen Inseln kann man mit Genehmigung der NP-Verwaltung für wenige Tage zelten. Insbesondere zwischen den bewohnten Inseln, wobei bewohnt idR heißt, dort befinden sich Ressorts und in einigen Fällen auch eine ziemlich große Anzahl von Ferienwohnungen und –häusern, gibt es eine Art Schiffslinienverkehr, den wir nutzen konnten, um über die Zwischenstationen Daydream Island (Exklusivressorts), dort umsteigen auf ein anderes Schiff, Hamilton Island (mit Minibettenburgen und unzähligen Ferienhäusern von der Stange teilweise zugebaut, die Insel besitzt sogar einen Flugplatz, auf dem Großflugzeuge starten und landen können) nach Whitsunday Island, der größten Insel der Inselgruppe, die jedoch unbewohnt ist und auch so bleibt, zu gelangen. An zwei Campingorten darf man hier sein Zelt aufschlagen, muß alles Notwendige mitbringen und sollte auf der Insel nicht mehr als seine Fußabdrücke um Sand zurücklassen. Auf dieser Insel befindet sich auch der Traumstrand des Archipels, Whitehaven Beach, ein sich über mehrere Kilometer sichelförmig entlang eines Teils der Ostküste erstreckender Sandstrand. Diesen pulverigen Sandstrand als weiß zu bezeichnen, können wir sehr gut verstehen; erst bei genauer Betrachtung sieht man, daß es sich nicht nur um winzige sehr weiße Sandkörner handelt, sondern hier und da auch beigefarbige darunter sind.

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Die Insel ist, wie auch bis auf eine Ausnahme alle übrigen passierten Inseln des NP, sehr dicht bewaldet; es ist nicht leicht, sich vom Strand den Weg in das Hinterland zu bahnen. Dies hindert sicherlich den einen oder anderen Gast auf eigene Faust eine Inselerkundung zu versuchen, so daß man sich auf den Strandbereich beschränkt. Diese Whitehaven Beach wird, durch wen auch immer, bereits seit Jahren unter die 10 attraktivsten und besten Strände der Welt gewählt. Wir bestätigen, schön war der Strand und ziemlich leer.

Unsere Schiffsfahrt begann um 11:45 ab Hafen Airlie Beach, der Ort, in dem unser Campingplatz liegt. Was man bei einem Spaziergang entlang der “waterfront” sieht, nämlich dem Touristen gewidmete Zweckbauten, also kein attraktiver Anblick, wird vom Wasser als Rückblick bestätigt. Für Segler ein hervorragender Ausgangspunkt, denn die umliegende Inselwelt verlangt ein gewisses seemännisches Geschick; die Marinas an verschiedenen Stellen des Ortes – und erst die auf Hamilton Island – waren voll mit oft sehr großen Motoryachten sowie Segelyachten belegt.

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Bedingt durch die zurückzulegenden Entfernungen und die Zwischenstops erreichten wir den Traumstrand gegen 14:00 Uhr. Natürlich waren wir weder die ersten noch die einzigen, die diesen Strand sehen, den Sand unter den Füßen spüren und wenn möglich im Meer baden wollten. Aber Massen trafen wir nicht. Im Umfeld der Landestelle – die Fahrgäste wurden entweder mit kleineren Booten ausgeschifft oder konnten das Schiff, wenn nur geringer Tiefgang bestand, über einen Steg verlassen – hielten sich vielleicht hundert Personen auf, die Teilnehmer des als zweitbesten Variante ausgesuchten aber ausgebuchten Tagesausflugs. Bei der Strandlänge hatte jeder einige hundert Meter zu seiner persönlichen Verfügung. Ein Catamaran, anfangs mit vielleicht 20 Gästen nicht gerade voll belegt bei einer Kapazität von annähernd 150 Fahrgästen, fuhr uns mit teilweise wie es hieß 30 km/h durch die Inselwelt. Unruhig wurde die Fahrt immer dann, wenn wir die Abdeckung einer Insel verließen, aber das zeichnet eine Seefahrt doch aus! Schiffsverkehr mit Ausnahme der immer wieder auftauchenden “Linienschiffe” gab es kaum, ausgenommen einige Segler, die bei Windstärke vier flott voran kamen und sicherlich auch großen Spaß hatten.

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Für die Eiligen gibt es den Transport per Wasserflugzeug; es scheint, als ob sämtliche Transportangebote in den Händen eines einzigen Unternehmens liegen. Zwar existieren teilweise unterschiedliche Anbieter von Ausflügen, jedoch landen alle Buchenden dann auf den Schiffen einer Firma. Ganz am Rande des Angebotsspektrums hat sich eine sehr überschaubare Anzahl kleinster Unternehmen angesiedelt, die ein eher ausgefallenes Transportangebot offerieren, den Abenteuerlustigen oder Reisenden ohne Zeitdruck ansprechen, z.B. die Umrundung einiger Inseln auf Mehrtagestouren mit dem Kajak, der Transport mit einem Raftingboot, was auch immer das sein soll. Segelangebote gibt es auch; hier haben sich wohl einige Bootsbesitzer bei der Vermarktung ihres Angebotes zusammengeschlossen. Für uns sehr interessant, aber leider dauerten die Segeltörns mindestens 2, meistens 3 und mehr Tage, was für Katrin, die wenig Segelbegeisterung mitbringt, viel zu lange ist. Für die ganz eiligen mit dem großen Geldbeutel gibt es dann den Transfer per Wasserflugzeug zum Bestimmungsort.

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Eine Vielzahl von Inseln tauchte entlang der Fahrtstrecke auf und verschwand auch wieder; wenige wiesen größere Sandstrände auf. Erschreckend auch von Weitem zu sehen, wie der Tourismus insbesondere Hamilton Island, 18 Kilometer vor der Küste gelegen, verunstaltet hat.

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Wie schön ist demgegenüber der Blick auf die eher unbewohnten Eilande der Whitsunday Islands; an zahlreichen fuhren wir vorbei, sie liegen allermeist in Sichtweite zueinander und mit der Hauptinsel haben wir dann auch fast den äußeren Rand der Inselgruppe erreicht, die im übrigen auch zum Great Barrier Reef gehört. Kein Veranstalter versäumt es, in seiner Broschüre darauf hinzuweisen, daß a) neben dem “chinese wall” dies das einzige “Bauwerk” sei, das aus dem All/vom Mond aus erkennbar sei, und b) es sich um eines der sieben Naturweltwunder handeln würde mit seiner Ausdehnung über 2.300 Kilometer.

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Geträumt hatten wir beide ja von einem nahezu menschenleeren feinen weißen Sandstrand, beschattet von Bäumen, am besten Palmen, vor uns ein azurblaues Meer mit leichtem Wellengang, sowie eine erfrischende Wassertemperatur. So oder so ähnlich sieht der Traumstrand aus, den wir eigentlich auf unserer Reise auch suchten und zu finden hofften. Nun haben wir einige schöne Strände bereits gesehen, aber das Manko der australischen Strände in dieser Region, davor quallenverseuchtes Wasser zu besitzen mit den bekannten nachhaltigen Gesundheitsgefahren für den Menschen, kann auch der tollste Strand nicht aufwiegen. Also erreichen für uns diese Strände nicht eine Topplatzierung. Dennoch, ansehen wollten wir uns den berühmten Strand, deshalb machten wir uns auch auf die Fahrt. Während ich von vornherein darauf verzichtete, meine Badehose einzupacken, war Katrin, wie sich später herausstellte, weise, indem sie diesen Fehler nicht beging. Wozu soll man Badesachen mitnehmen, wenn man nicht ins Meer gehen kann bzw. befürchtet, mit dauerhaften Schäden wieder herauszukommen. Und einen “Ganzkörperkondom”, auch Stingersuit genannt, haben wir nicht. Um so größer unser Erstaunen, als der Kapitän während der Annäherung auf Whitsunday Island durchsagte, für alle Gäste lägen diese “Stingersuits” bereit, wir sollten diese bitte anziehen, wenn wir beabsichtigen würden, im Meer zu schwimmen. Das war das erste Mal, bei dem explizit und offen auf die Gefährdung durch die Stinger hingewiesen wurde und man auch Schutzmaßnahmen anbietet. In einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Veranstalters auf der Daydream Island hatte Katrin erfahren, nicht nur, daß die Gesprächspartnerin wegen des Risikos nicht mehr im Meer badet, sondern das es in der jüngeren Vergangenheit mehrere Fälle von Verletzungen durch die Stinger im Ressortgewässer gegeben habe, von denen ein Fall tödlich endete. Und sie war heute nicht die einzige, die eindeutig von einem  Baden ohne den Stingersuit im Meer abgeraten hat. Unser Kapitän zählt ebenso dazu wie sämtliche befragte Besatzungsmitglieder. Panik will niemand machen, aber die notwendigen Vorsorgemaßnahmen sollte jeder der dennoch im Meer schwimmen will, im Eigeninteresse treffen. Der Schutz durch den Anzug ist zwar nicht perfekt, aber die mögliche durch die Tentakel zu verletzende Fläche wird so stark minimiert, daß eine Todesgefahr durch die Verletzung nahezu ausgeschlossen werden kann. Also griff auch Katrin sich einen Stingersuit, streifte ihn über und ging später mit dieser Hülle ins Meer. Der Anzug schützt zwar, ist aber mehr als gewöhnungsbedürftig, verringert das Badevergnügen enorm; während Katrin sonst nur mit Mühe aus den schönen Meerbuchten herauszubekommen war, heute war sie nach einer viertel Stunde Baden und Schwimmen im Meer wieder auf festem und sicheren Boden.

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Beim Ausborden sahen wir einige kleine  Hinweisschilder, auf denen auch das Thema Stinger aufgegriffen wurde. Die größte Gefahr, auch wenn statistisch alles relativiert werden kann, geht von den nur wenige Millimeter großen Irukandji-Quallen aus, deren Gift noch stärker als das des größeren Verwandten, des Box-Jellyfisches ist.

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An diesem Traumstrand, wir ließen uns die Laune natürlich nicht vermiesen, war es wie immer in Australien : warmes Wasser, tolle Sonne, super Strand – aber kaum einer im Wasser, mit Stingersuits ausgestattet konnten wir 6 (!) Badende erkennen, ungeschützt war etwa die gleiche Anzahl im Wasser, der Rest lag in der Sonne.

Der Sandstrand war faszinierend, nicht nur sein Weiß bestach, sondern die Geräusche, die entstanden, wenn man über ihn  ging. Es klang, als ob man mit dem Langlaufski über eine verharschte Loipe läuft und es machte Spaß, dieses Geräusch zu erzeugen.

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Wir waren froh, nur die Halbtagestour gebucht zu haben, denn zwei Stunden an diesem schönen Strand waren ausreichend, um zu schwimmen, zu dösen und ein gutes Stück an ihm entlang zu gehen. So kann Urlaub sein!

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Als es dann am Spätnachmittag und in die Dunkelheit hinein zurück ging, nahmen wir die friedliche und ruhige Stimmung in uns auf, gestört wurde dieses Empfinden nur durch die im Vergleich zur mittäglichen Fahrt deutlich rauere See, die dem Catamaran immer wieder heftige Schläge versetzte. Dennoch, dieser Ausflug war ein besonderes Erlebnis, die Whitsunday Islands sind es wirklich wert, hier auch mehr als einen Tag um sie herum zu fahren, am besten zu segeln.

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Whitsunday Islands

Das Great Barrier Reef zieht sich ja über 2.300 Kilometer entlang der Ostküste Australiens bis in die Nähe von Papua New Guinea, somit bestehen für den Reisenden unzählige Möglichkeiten, einen Abstecher in die See zu unternehmen. Das ist auch notwendig, denn die Fahrt über Land ist oft mehr als eintönig und unaufregend. Auf unserem Straßenatlas erscheinen die Distanzen oft sehr gering, so auch die heutige Etappe vom 1.5., die uns von Minari über Mackay, Cape Hillsborough National Park bis nach Arlie Beach führt; drei Daumenbreit abgegriffen entsprechen gut 300 Kilometern und mehr als vier Fahrtstunden.

Auf den letzten Campingplätzen kamen wir früh aus den Federn/Schlafsäcken, nicht nur, weil es deutlich vor sechs Uhr morgens bereits taghell war, sondern weil die vielen Vögel um uns herum noch deutlich früher anfingen, sich gegenseitig mit größter Laustärke von ihren Nachtträumen zu erzählen; ein schönes Stimmengewirr, in dem die Kakadus stimmmäßig immer die Oberhand behielten und uns daran erinnerten, früh aufzustehen, um den früh endenden Tag gut nutzen zu können. Vor acht Uhr waren wir “on the road again”, um bis zur Mittagzeit uns im Cape Hillsborough NP umzusehen. Wie bereits gesagt, Cuba scheint im Vergleich zu den Zuckerrohranbaugebieten in Queensland eine kleine Nummer zu sein und der Abstand wird immer größer! Auf unserer heutigen Fahrt bis hinaus nach Proserpine, der Ort liegt 190 Kilometer nördlich von Mackay, standen die Zuckerrohrstengel  Spalier und wie ich abends im Reiseführer lesen musste, dieses eintönige Bild setzt sich bis nach Cairns und darüber hinaus fort, d.h. weitere mehr als 700 Kilometer! Früher war die Landwirtschaft vielfältiger, der Zuckerrohranbau erwies sich jedoch als die lukrativste Weise, mit Grund und Boden als Landwirt gut leben zu können. Immer wieder überquerten wir auch auf der A1 (!) Schmalspurbahngleise, auf denen in Waggons die Ernte in eine der in der Umgebung liegenden Zuckerfabriken befördert wurden. Praktischerweise liefen manche der Gleise direkt in die Felder hinein. Die Vorbereitungen auf die in etwa sechs Wochen beginnende Ernte laufen wohl an; in den passierten Fabriken sieht man, wie Wartungsarbeiten und Reparaturen ausgeführt werden und auf manchen Gleisen wurden die Transportwaggons wohl zu ihrem späteren Einsatzort verschoben.

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Manchmal wünschten wir uns, eine Straßenkarte mit einem kleineren Maßstab zur Verfügung zu haben, hätten wir dann die Möglichkeit, auch die kleinen Straßen zu nutzen, an deren Beginn zwar Ortsschilder stehen, die wir aber nicht zuordnen können, da diese ganz kleinen Weiler in unserer Karte nicht verzeichnet sind. Um nervenden Umwegen aus dem Weg zu gehen, die mit einer Entscheidung, auf die kleinen Straßen abzubiegen und uns dann durchzuschlagen, oft verbunden sind, bleiben wir dort wo wir zumindest ahnen, wohin uns die Straße führt. Diesmal über Mackay, wieder auf der A1 einige Kilometer nach Norden, bis wir später als geglaubt, einen Hinweis auf die Zufahrtsstraße zum Cape Hillsborough NP sahen.

Viel wußten wir im Vorfeld über den NP, der von James Cook seinen Namen erhielt, nicht : klein, weist einen 300 Meter hohen als Aussichtspunkt zu erwandernden Berg in mitten einer zerklüfteten, felsigen mit Mangroven, Niederwald, Eukalyptuswald und Regenwald bewachsenen vulkanischen Landschaft auf, hat mehrere Wanderalternativen, die “sandflies” können zur Plage werden, schöne und ruhige Sandstrände, die Chance, auch einmal ein Känguru beim abkühlenden Bad zu sehen. Fast alles traf zu, von der Plage wurden wir verschont. Heiß und schwül war es im Wald, jeder Luftzug wurde bei unserer 2-stündigen Wanderung über den Andrews Point Track hin zu verschiedenen Aussichtspunkten dankbar angenommen. Erkennbar wenige Menschen benutzen die gegangenen Pfade; sie sind teilweise fast zugewachsen, zumindest vom Gras überwuchert. Nun haben wir keine Schlangenphobie, jedoch versuchen wir, die Vorsichtshinweise beim Wandern zu beachten. Durch entsprechend wenig durchsichtiges Gras zu gehen lässt einen ab und an zögern, man beobachtet den Untergrund sehr genau. Wenn schon in einem Werbefaltblatt eine Schlange – ob giftig wird nicht erwähnt – abgebildet wird, gibt es sie hier auch. Somit waren wir heute langsamer als üblich unterwegs, Katrin meint, teilweise auch nicht so entspannt wie sonst, der schmale Weg trug dazu bei. Wie an vielen Stellen der Küste, blickt man auf den Ozean, tauchen mehr oder weniger schemenhaft nah oder fern Umrisse von Inseln auf, so auch hier.

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Hatten wir gestern auf unserer Wanderung im Eungella NP immer wieder kräftig blaue Schmetterlinge um uns herum, die zu schnell waren, um sie vor die Linse zu bekommen, heute scheuchten wir ein Vielfaches davon auf, wenn wir den Weg entlang liefen. Dutzende stoben mehr oder weniger gleichzeitig in alle Richtungen davon, selten blieb einer sitzen, und wenn, dann war seine Flügelzeichnung kaum zu erkennen. Unterschiedlich blaue Färbungen mit besonderen Zeichnungen, grüne, braune, gelb in vielen Schattierungen und Kombinationen dieser Farben konnten wir erkennen.

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Lange Zeit war es um uns herum während der Wanderung ziemlich ruhig, als wir aber einen Höhenkamm erreichten, unterhielten sich viele Papageien miteinander, verstummten bald und stoben davon. Schade, denn diese Farbenpracht hätten wir ´gerne nicht nur länger angesehen, sondern den einen oder anderen Vogel auch besser fotografieren wollen, als es gelungen ist.

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Die Sichten von den höheren Punkten waren eindrucksvoll, manche Inseln zum Greifen nah, andere nur am Horizont in Umrissen erkennbar. Tief unter uns die langgestreckte Bucht mit ihrem Sandstrand, der jedoch bei Flut fast vollständig verschwindet.

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Stichwort Flut. Der Weg, den wir auswählten, ist ein Rundweg – bei Ebbe, denn dann kann man vom Berg herunter gekommen um die Küstenfelsen herum laufen und gelangt auf den Strand. Erkennbar bei Ebbe machten wir uns auf den Weg um nach mehr als einer guten Stunde feststellen zu müssen, daß das Ebbezeitfenster, in dem man um die Küstenfelsen herum gehen kann, ein extrem kleines ist. Wir waren zu spät dran und durften den gesamten Weg zurück stapfen, nicht gerade zur Freude von Katrin, der es etwas mulmig bei den schlecht einsehbaren Passagen war.

Ein Lebensrisiko wird hier in Australien erkennbar klein geredet oder sogar ignoriert : die Gefahr des Stinger/Box-Jellyfishes, Quallen, die hochgiftig, lebensgefährlich sind. Selten findet man ernsthafte Hinweise auf dieses Problem, das es im Grunde unmöglich  macht, im Meer zu schwimmen. Und wenn Hinweise erfolgen, dann im Kleingedruckten, ohne auf das wirklich vorhandene Risiko explizit hinzuweisen. Das wäre auch für die Tourismusindustrie verhängnisvoll – tolle Strände in Australien, aber im Meer baden oder schwimmen kann man nicht. Damit ist das entscheidende Reiseargument für Queensland entfallen. Selbst beim Schnorcheln in entfernten Regionen an den vorgelagerten Inseln besteht diese Gefahr; nur hinter vorgehaltener Hand erfuhren wir auf unserer letzten Schnorchelfahrt bei Agnes Water, man plane in Zukunft statt mit normalen Wetsuits die Schnorchler mit Ganzkörper-Stingersuits auszustatten, die Gefahr sei doch zu groß. Und angesprochene Bewohner der Küstenregion bestätigen frank und frei, sie gingen nicht mehr im Meer baden, es seien bereits zu viele Unfälle mit dem Stinger vorgefallen. Hier am Strand von Cape Hillsborough dann so deutliche Hinweise, wie wir sie bislang noch nie gesehen hatten. Ein Schild macht nachdrücklich auf die Gefahr aufmerksam, eine Flasche mit Essig hängt am Pfahl – als wenn Essig die Lösung wäre, es bewirkt am Anfang eine Schmerzlinderung –, zumindest ein erster Hinweis und ein menschenleerer Strand. Schön dann der Hinweis, mit passender Kleidung zu schwimmen. Dieses Bild, Strände ohne einen einzigen Badegast, sollte sich noch fortsetzen. Nur ganz klein wird auf einen weiteren Freund, der das Badevergnügen reduziert hingewiesen, das Salzwasserkrokodil. In manchen Broschüren, so z.B. zu einem Wanderweg auf Whitsunday Island, wird auf weitere am Wegesrand lauernden Gefahren, wie man sich verhalten soll und was im Ernstfall zu veranlassen ist hingewiesen, aufgeführt werden nicht nur für den Menschen gefährliche Pflanzen, sondern Schlangen, springende Ameisen, Blutegel. Da macht es Freude und man wandert ganz entspannt.

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Am frühen Nachmittag saßen wir wieder im Camper, um durch eine irgendwie bekannte Landschaft, jetzt aber mit nicht sehr hohen Hügelketten in der Ferne, an Proserpine vorbei nach Airlie Beach zu fahren. Airlie Beach ist Ausgangspunkt für einen Besuch von Inseln des Whitsunday Islands National Parks.

Eingecheckt im Campingplatz und das vorgeblich große Angebot an Ausflügen gesichtet trafen wir eine Auswahl, um bei der Buchung mitgeteilt zu bekommen, diese Tour sei ausgebucht. Ein großes Angebot besteht nur auf den ersten Blick, bei kritischer Durchleuchtung stellt man fest, daß zum einen praktisch sämtliche Bootsfahrten von einem Unternehmen ausgeführt werden und zum anderen, wenn man den Besuch von Resorts auf den Inseln vermeiden will, wohin aber die allermeisten Touren führen, die Auswahl sehr schnell auf zwei, drei Möglichkeiten zusammenschrumpft. Unseren primären Wunsch, einen Segeltörn rund um die Hauptinsel und durch das Inselarchipel zu machen, konnten wir uns auch nicht erfüllen, denn der Catamaran liegt gerade zur Wartung in der Werft. Das haben wir uns anders vorgestellt. Also müssen wir in dem Prospektmaterial weiter suchen, ob es Morgen noch eine andere Ausflugsmöglichkeit für uns gibt. Hier in Airlie Beach gewesen zu sein ohne auch nur in die Nähe einer der vor der Küste liegenden Inseln gekommen zu sein, wäre sehr schade, auch wenn wir uns das Schwimmen da draußen bereits jetzt abgeschminkt haben.

Eungella National Park

An Stelle einer Fahrt auf eine der Keppel Inseln und wandern stand heute im wesentlichen wieder Autofahren auf dem Programm; es sind über 450 Kilometer zusammen gekommen. Die Entfernungen sind einfach zu groß, um mal eben auf die Schnelle eine neue interessante Gegend zu besuchen.

Nach mehr als einem langen Blick auf die vor uns liegende Bucht machten wir uns auf den Weg, der uns zuerst zu McD führte, wo wir unser Vodafoneproblem wieder einmal nicht gelöst bekamen; wir haben alle bei uns üblichen Passwörter in Zusammenhang mit der uns für den Stick bekannten Nummer durchprobiert, ein Einloggen in das Vodafonsystem ist nicht möglich. Zwar könnten wir das Passwort telefonisch ändern lassen, benötigten dafür aber ein Telefon, mit dem eine SMS empfangen werden kann. Schauen wir mal, wie wir diese Aufgabenstellung lösen.

Bei unserem gestrigen Besuch in der Touristeninformation ist Katrin eine kleine Karte des Dreamtime Cultural Centre in Rockhampton in die Hände gefallen, in dem die Möglichkeit besteht, im Rahmen einer 1 1/2stündigen Führung etwas über die indigene Bevölkerung des Landes und der Torres Strait Inseln zu erfahren. Wir hatten zwar auch in unserem Reiseführer hierüber eine kurze Notiz gelesen, diese Information aber kaum abgespeichert. Wie es heißt, gibt es hier die beste Möglichkeit in Queensland von Aborigines selber etwas über ihre Kultur zu hören und zu sehen. Es war eine interessante, informative aber insgesamt noch an der Oberfläche bleibende Führung, in der wir einiges über die Mythologie der Aborigines, Gesellschafts- und Stammesstrukturen, deren Führung, Sprache, Verhältnis zwischen Mann und Frau auch in ihrer Gesellschaftshierarchie, Bräuche erfuhren, Didgeridoo Klängen zuhören und uns im Boomerangwerfen probieren konnten. Die Torres Strait Bewohner gehören ebenfalls zu den indigenen Urvölkern Australiens, fühlen sich jedoch weniger den auf dem Festland lebenden Aborigines verbunden als den Bewohnern in Papua New Guinea. Die Zeit ist sicherlich zu knapp, um auch einiges über die heutige Situation der Aborigines zu erfahren oder über die fast zwangsweise Christianisierung. Auch die kleine Ausstellung geht auf diese Aspekte der Geschichte der Urbevölkerung nicht ein. Wir waren zu zögerlich, befürchteten auch, auf Unverständnis zu stoßen, wenn wir Fragen zum Verhältnis zwischen der Urbevölkerung und den “Weißen” stellen würden. Dennoch, wir haben einen kleinen Einblick in diese Kultur bekommen. Ob die Zahl der Besucher von Ausstellung und Führung immer so überschaubar wie heute, insgesamt wurden 5 Gäste die eineinhalb Stunden betreut, ist? Es wäre schade.

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Um 12:15 Uhr waren wir dann auf der Piste und fraßen Kilometer. Gab es etwas besonders Erwähnenswertes – im Grunde nicht, denn die Landschaft war und blieb ziemlich eintönig, Wald, Busch, Felder, später ewig lang nur Zuckerrohr entlang der Strecke und hier und da eine verarbeitende aber noch nicht in Betrieb befindliche Fabrik. Doch, drei Dinge sind zu nennen. Zum einen beobachtete Katrin zwei sehr groß gewachsene Vögel (Reiher?), die sich in einer Art Balztanz umeinander bewegten, umeinander bemühten.

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Zum zweiten : Südlich von Mackay und in das Bergland in Richtung Eungella NP erstreckt sich die Monokultur dieser Region, der Zuckerrohranbau. Hier in Queensland kann man froh sein, daß es auch noch andere prosperierende Wirtschaftszweige wie z.B. den enorm wichtigen Bergbau (Kohle) gibt, denn sonst würde der Bundesstaat wie Kuba am Stock gehen mit seiner einseitig ausgerichteten Wirtschaft. So aber fahren wir durch grüne Gassen, die wohl in Kürze zur Erntezeit verschwinden. Manchmal hatten wir das Gefühl durch einen Rangierbahnhof zu fahren, so viele Gleise überfuhren wir auf unserer Strecke. Ständig querten Schmalspurgleise die Straße, um in den Zuckerrohrfeldern zu verschwinden, Gleise, auf denen bei der Ente dann das Rohr heraustransportiert und zu den zahlreich entlang der Strecke stehenden Fabriken zur Verarbeitung gebracht wird. Noch stehen die Waggons leer auf den Abstellgleisen und qualmen die hohen Schornsteine nicht.

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Und das dritte Ereignis : am Rande der M1 lag eine nach Katrins Aussage große und sehr lange schwarze Schlange, die sich mit einem Wagen angelegt haben muß und den kürzeren gezogen hatte. Große, lange, schwarze Schlange – die Assoziation führt zur Taipan-Schlange, die die giftigste im Lande sein soll. Belege können wir nicht liefern, das tote Tier lag auf der Gegenfahrbahn.

Häufig schließen die Touristenbüros um 17:00 Uhr; so mußten wir uns auf dem letzten Wegstück kräftig sputen – um vor einem bereits um 15:00 Uhr (!) geschlossenen Büro zu stehen. Unseren Campingplatz in Mirani, nah beim Eungella National Park, zu dem wir Morgen fahren wollen, erreichten wir gerade noch rechtzeitig, um einchecken zu können. Kein Meerblick mehr, dafür tauchen in der Ferne Berge und Höhenzüge auf.

Der 30.4. war Wander- und Badetag im Eungella Nationalpark. Dieser liegt am Ende des Pioneer Valley, an dessen Eingang unser Übernachtungsort Mirani liegt. Die bereits auf der Anfahrt “bestaunte” Monokultur des Zuckerrohranbaus setzte sich fort, und zwar bis an das Talende gute 50 Kilometer weit. Arbeit auf den Feldern beginnt erst wieder mit der Erntezeit, d.h. ab Mitte Juni; dann steppt der Bär im Tal, wie es heißt, und unendliche Zugreihen transportieren das maschinell geschnittene Rohr zu den Zuckerfabriken am Talanfang. Dann ist man gut beraten, nicht in Richtung Eungella zu fahren, heute jedoch war kaum Verkehr auf der Straße.

Auf dem Weg in Richtung Talende durchfahren wir wenige sehr kleine und unscheinbare Dörfer. Einzig die Ortschaft Finch Hatton blieb haften, da kurz vorher ein Weg zur Finch Hatton Gorge/Schlucht abzweigt. Dies war unser erstes Tagesziel. Die Schlucht ist bereits Teil des Eungella NP, ist von Regenwald bewachsen, ist in Teilen wild und wird von einer ganzen Reihe von Bächen und Flüssen durchflossen. Zufahrt zum Startpunkt für eine Wanderung talaufwärts erfolgt zum größten Teil über eine Piste, in dessen Verlauf einige Bachfurten zu überqueren sind. Offensichtlich hatte es in den vergangenen Tagen nicht sehr geregnet, denn der angezeigte Pegel bei den Furten lag unter 20 cm Überflutung, so daß es keine Probleme mit der Weiterfahrt gab. Die Situation dürfte sich nach einem Wolkenbruch aber schlagartig ändern, denn wie wir in Verlaufe der Wanderung sehen konnten, mündeten zahlreiche Berge in den mehrfach zu querenden Fluß.

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Die Besonderheit der Finch Hatton Gorge ist neben seiner Ursprünglichkeit das wilde Bachbett, die zahlreichen Wasserkaskaden, die entstandenen schwimmbaren Wassermulden oder –löcher. Die erste Gelegenheit gab es nach etwa 35 Minuten Weg, wir hatten die Aralulen Falls erreicht. Der Begriff “Falls” ist extrem hoch gegriffen, denn eigentlich strömt der starke Wasserstrom kaskadenförmig in den Badeteich.

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Natürlich wurde in diesem “See” gebadet; nachdem die Bademöglichkeiten im Meer wegen der Stingergefahr  von uns nicht mehr genutzt werden, wird jede andere Gelegenheit ergriffen, insbesondere auch heute, da das direkt neben unserem Campingplatz befindliche öffentliche Schwimmbad gerade geschlossen wurde und Katrin hätte so gerne darin ihre Bahnen gezogen. Kristallklar, eher grün als blau schimmernd, erfrischend, nicht kalt, so das Urteil. Das Bad kann jedem empfohlen werden.

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Nach einer weiteren guten halben Stunde am Bachbett entlang, das heftige Rauschen immer im Ohr, erreicht man nach einer Wanderung durch relativ dichten Regenwald und der Querung des Baches die schwimmbaren Wasserlöcher am Wheel of Fire . Sehr geschickte und mutige Wanderer versuchen über die teilweise ganz schön weit auseinander liegende Steine zu springen, wir zogen für die zweite Hälfte der Bachquerung die Schuhe aus und wateten durch das Geröllbett. Besser nasse Füße als komplett im Wasser liegen. Die Granitsteine waren nicht immer griffig und oft sogar durch das Wasser extrem glitschig.

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Hier endete dann auch der Weg durch die Finch Hatton Gorge, nur unter Einsatz einer Machete ist ein Weiterkommen möglich, wie der gesamte Eungella National Park sehr schlecht zugänglich ist, relativ wenige Wanderwege das Gebiet richtig erschließen, wohl auch deshalb, um dem Wald seine Ruhe zu lassen. Wie es heißt, besteht hier in diesem NP der größte zusammenhängende Regenwald in Australien (?) oder nicht eher in  Queensland(?).

Es gibt sehr wenige Stellen auf der Welt, an denen man die Chance hat, den Platypus in freier Wildbahn zu sehen. Hier im Eungella NP gibt es diese Möglichkeit. Der Platypus, ein Schnabeltier, ist ein im Grunde sehr scheues Säugetier das zu den extrem wenigen zählt, die Eier legen, und zwar bis zu drei Stück, das Wasser als Lebensumfeld hat, in diesem schwimmt und sich in eine Höhle ähnlich wie der Bieber zurück zieht. Aktiv werden diese Tiere in der Morgen- und Abenddämmerung. Auf Grund der besonderen Lichtbedingungen in einem Bereich des NP kann man dort auch vor der eigentlichen Dämmerung, die hier extrem schnell in die völlige Dunkelheit übergeht, hin und wieder den Platypus sichten. Das Tier war uns nicht unbekannt, denn wir hatten es bereits in einem Zoobecken in Lone Pine hektisch hin und her schwimmen gesehen. Geduld muß man mitbringen, wenn man das Tier sehen will, also warteten wir, und zwar ziemlich lange. Öfter gab es Fehlalarm, die von einer Schildkröte erzeugte Welle wurde als die Bugwelle des Platypus angesehen, aber nicht jede Wahrnehmung führte in die Irre. Wir haben im Verlaufe von mehr als einer Stunde 7-8 Mal den Platypus sehen können, wie er schwamm, wie er mit einer Schildkröte kollidierte (!) und wie der Blitz abdrehte, wie er tauchte.

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Die Warterei wurde nicht langweilig, denn die Stimmung an diesem Fluß war extrem friedlich, zahlreiche Vögel flogen um uns herum, saßen in den Bäumen, Enten im Wasser und vor allen Dingen eine große Zahl von Schildkröten schwamm in diesem Flußbereich bzw. hatte sich ein Plätzchen zum Sonnenanbeten gesucht und gefunden. Alles war extrem entschleunigt, die Bewegungen der Schildkröten im Wasser erfolgten nahezu in Zeitlupentempo, man war und ist gelassen. Das hat sich auch auf die Betrachter und nach dem Platypus Ausschau haltenden übertragen.

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Bei dieser Begeisterung über die Sichtung des Platypus ist die Wanderung durch den Regenwald in der Höhe von Eungella fast in den Hintergrund gedrängt worden.  Der Ort Eungella liegt auf der Kuppe des das Pioneer Valley abschließenden Höhenzuges auf etwa 700 Metern Höhe. Hier hinauf windet man sich bzw. windet sich die Straße in endlosen Schleifen und durchgängig mehr als 12 Prozent Steigung. Oben angekommen werden wir von einem schönen Weitblick in das Tal belohnt. Hier ist die Nutzung des Landes sehr deutlich zu erkennen. Sämtliche entweder als Weideland oder für den Zuckerrohranbau geeignete Fläche – der Zuckerrohranbau wird hier seit über 100 Jahren forciert betrieben – wurden urbar gemacht, der Regenwald gefällt; nur an den Berghängen, die für dies angestrebte Nutzung praktisch wertlos waren, blieb ein Baumbestand erhalten, auch wenn das besonders attraktive Holz lange Jahre gezielt gefällt wurde. Dieser Tatsache ist zu verdanken, daß bei Einrichtung des Eungella NP in der 30ger Jahren überhaupt noch originärer Regenwald in Größenordnung vorhanden war.

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Oben auf dem Kamm des Höhenzuges bestehen einige auch kürzere Wandermöglichkeiten durch unterschiedliche Arten des Waldes; Wir entschieden uns, nachdem wir einen kleinen Aussichtspunkt, Sky Window, angelaufen hatten, in gut einer Stunde durch den Waldteil zu wandern, in dem die rote Zeder noch anzutreffen ist. Ja, hier stehen noch – einige – Exemplare dieses Mammutbaumes, aber nur einige. Dennoch, den sich am Berghang auf und ab schlängelnden schmalen Pfad zu gehen, hatte seinen Reiz und forderte unsere Aufmerksamkeit. Geschärft durch die Hinweise auf Schlangen im Wald achteten wir natürlich darauf, wohin wir treten, erzeugten mehr Vibration des Bodens durch unser Auftreten, als normalerweise der Fall, gingen eher wie Elefanten als wie Gazellen. Trotz dieser ständigen Kontrolle des Untergrundes nahmen wir auch die Umgebung des Regenwaldes wahr, sahen wie dominierend die Palmen inzwischen sind, welche Gestalt Würgefeigen auch annehmen können (Baumbogen /Tree Arch), wie wuchtig die verbliebenen roten Zedern sein können.

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Als wir uns um 16:30 Uhr auf den Rückweg vom Broken River, wo sich der Platypus tummelt, machten, um noch vor Dunkelheit nach 60 Kilometer Fahrt den Campingplatz zu erreichen, waren wir uns einig, einen Tag mit besonderem Erinnerungswert erlebt zu haben.

Am Abend im BBQ-Bereich des Campingplatzes setzte Katrin ihre Tierbeobachtungen fort; nunmehr entdeckte sie an den Wänden und auf der Mauer kräftig grüne Frösche mit rötlichen Füßen und in der Dunkelheit auf dem Weg zu den Waschräumen schien es ihr, als wenn sie eine sich auf dem Asphalt ringelnde Schlange gesehen hätte. Tierbeobachtungen ja bitte, aber Schlangen doch besser nicht in unserer Nähe. Eine Nachprüfung zeigte, daß Katrin einer sehr echt wirkenden und in der Dunkelheit kaum zu erkennenden Täuschung aufgesessen war. So können wir dann beruhigt die Campertür schließen.

Capricorn Coast

Bevor wir unseren “Hausstrand” in Agnes Water endgültig verlassen, wollten wir wenigstens einmal in der Bucht geschwommen haben. So früh wie es abends stockdunkel wird, ein toller Sternenhimmel leuchtet dann immer über uns auf, so früh wird es auch taghell. So waren wir um sieben Uhr zwar die ersten, die sich in die erfrischenden und relativ hohen Flutwellen warfen, blieben aber nicht allzu lange alleine, denn die ersten Surfer rückten mit ihren Brettern an. Die vergleichsweise schmale aber tiefe Bucht scheint ein besonders geeigneter Ort zum Surfen zu sein. Als wir aus dem Wasser stiegen, paddelten die ersten auf ihren Brettern hinaus, um auf die geeignete Welle zu warten. Im Verlaufe unserer Küstenbesuche und Beobachten der Surfer haben wir unser Bild von diesem Sport etwas modifizieren müssen. Die riesig hohen Wellen, in deren durch das Überschlagen der Welle sich bildenden Tunnel die Surfasse das Brett steuern, sind hier nie gegeben; der Sport wird in unseren Augen auf den eher harmlosen etwa 1 Meter hohen Wellen betrieben, die atemberaubenden Fahrten folglich auch nicht vom Strand aus zu sehen. Dennoch, die Zahl der mit ihren Brettern auf dem Dachgepäckträger an die Surfstrände Eilenden ist enorm, wie wir bei unserer Abfahrt aus Agnes Water wieder einmal bemerken konnten.

Der nächste uns interessierende Küstenabschnitt, die Capricorn Coast, liegt gute 300 Kilometer weiter nördlich, also war mehrstündiges Fahren angesagt. Hier wurde wieder einmal deutlich, wie groß das Land ist und wie wenig Abwechslung die Landschaft  während der Kilometerfresserei bietet. Die ersten 60-70 Kilometer standen die Plantagenbäume oft wie die Zinnsoldaten rechts und links neben der Straße, kilometerlang zog sich das hin, nur ab und an unterbrochen durch schmale Transportschneisen. Daran schloß sich dann von kleinen Gehölz und Waldstreifen durchsetztes Weideland an, meistens ohne weidende Viecher. Das diese Strecke ziemlich eintönig ist, wissen auch die Verkehrsexperten und versuchen, die an der Straße mit Ratefragen aufgestellte Schilder die Aufmerksamkeit zu wecken. Immer wieder auch Hinweise, eine Pause zu machen, jedoch findet man im Anschluß an diesen guten Rat über viele Kilometer keinen Rastplatz, um den guten Hinweis umzusetzen. Makaber aber sicherlich wirkungsvoll das Schild das sinngemäß lautet : rasten oder r.i.p.! Katrin bemühte sich nach Kräften, den Fahrer bei Laune und hoher Aufmerksamkeit zu halten; der überschaubare Verkehr war nicht aufmerksamkeitsfördernd.

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Rockhampton, unsere für heute letzte Station an der M1 gen Norden, wies schon von weitem auf ein wesentliches Merkmal der Stadt hin : wir wurden von einem riesigen Rindvieh begrüßt, Rockhampton, “Beef Capital of Australia”, in dessen Umgebung es von den Viechern nur so wimmelt. Zu Gesicht haben wir die Millionen Rindviecher nur in wenigen Exemplaren entlang unserer Strecke bekommen. Rockhampton weist wie alle Mitte des 19. Jhd. so langsam gewachsenen küstennahen Städte eine ganze Reihe imposanter und interessanter alter Gebäude auf, wie wir bei unserer Fahrt durch die Stadt, mit über 70.000 Einwohnern nicht gerade klein, sehen konnten. Unser Augenmerk galt aber weniger der Geschichte der Stadt, sondern einem Laden von Vodafone. Wir hatten ja vor etwas über einem Monat einen prepaid mobile Broadband-stick von Vodafone erstanden, um jederzeit Netzzugang zu haben; da uns ein Aufladen unseres Kontos aus welchem Grund auch immer nicht gelang hofften wir auf Hilfe bei den Fachleuten. In einer so großen Stadt sollte doch ein Laden zu finden sein, ballen sich doch in deutlich kleineren Städten zu Hause die Shops. Die angefahrene Touristeninformation konnte uns auch zwei Ladenadressen mitteilen; leider waren deren Daten sämtlich überholt, auch aus Rockhampton hat sich Vodafone zurückgezogen. Der nächste Shop liegt etwa 600 Kilometer weiter nördlich!! So standen wir dann da mit unserem Bedürfnis, Netzzugang zu bekommen. Die bekannte Möglichkeit eines freien W-Lans in der öffentlichen Bibliothek schlossen wir aus, da wir am Stadtrand in einem großen Einkaufszentrum nach dem zweiten verschwundenen Laden gesucht hatten, denn das hätte ein zurück in das Stadtzentrum bedeutet. McD ist dann eine Lösung, was aber auf Dauer wiederum keine Lösung ist. Alle Versuche schlugen fehl, unser prepaid-Konto zum weiteren Betrieb des Sticks aufzufüllen. Das wird noch Streß bedeuten!

Rockhampton liegt gut 40 Kilometer landeinwärts von der “Capricorn Coast”, ein Streifen nicht nur mit schönen Stränden, wie es heißt, sondern vor dieser Küste befindet sich der Keppel Bay Islands National Park, eine Vielzahl großer und kleiner Felsinseln, von denen einige auch mit dem Boot von Rosslyn Bay aus zu erreichen sind. Uns interessierte ein Besuch von Great Keppel Island, der Strände wegen, aber auch um dort einige Stunden zu wandern. Der Name “Capricorn Coast” folgt aus der Lage dieses Küstenabschnittes; durch ihn verläuft der Wendekreis des Steinbocks.

Die gesamte Capricorn Coast ist touristisch gut erschlossen, zum Glück hat sich hier Gigantomanie noch nicht breit gemacht, die kleinen Küstenorte sind überschaubar geblieben, auch wenn Emu Park im Süden und Yeppoon im Norden sehr deutlich ihre Abhängigkeit vom Tourismus zeigen und durch rege Bautätigkeit weitere Bettenkapazitäten schaffen. In Emu Park stießen wir auf die Küste nach etwa 45 Kilometer Fahrt von Rockhampton aus. Der Stop in Strandnähe fiel ernüchternd aus; es war Ebbe und die Bucht vor dem Ort, an beiden Seiten durch hinein ragende Felsen eingegrenzt, nahezu leer gelaufen. Eine Verheißung für uns war das nicht, aber nach unserer Beobachtung schwimmen die Australier kaum, sondern genießen eher auf dem Strand zu sein. Wie nah die Inseln der Keppel-Gruppe vor dem Festland liegen, war deutlich zu erkennen, nur einen Sprung entfernt.

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Die Werbeleute sind um Ideen selten verlegen, um z.B. einen Ort aus der Masse der übrigen Küstenorte herauszuheben. Emu Park hat zu diesem Zweck ein “singing ship memorial” auf einer kleinen Klippe geschaffen; durch aufgehängte Rohre pfeift der Wind und erzeugt unterschiedliche Töne, vergleichbar einer Orgel. Auch in etwas größerer Entfernung war die “Musik” zu hören. Interessant wäre mitzubekommen, wie diese Installation klingt, wenn so richtig Sturmwind durch die Röhren bläst..

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An einigen Buchten der Capricorn Coast windet sich die Küstenstraße entlang, bis man den wohl bestimmenden Ort, Yeppoon, erreicht hat. Und wieder hatten wir das Glück, einen Campingplatz direkt am Strand zu finden und standen dann sogar in der vordersten Reihe. Zum Abend und in der Nacht brieste es mächtig auf, Katrin sprach von Sturm, in meinen Augen war es nur etwas stärkerer Wind. Es brauste die Nacht ganz schön um unseren Camper, dennoch schliefen wir fest wie die Murmeltiere. Der vor unserem Fenster liegende Strand war wieder einmal kilometerlang, extrem breit bei Ebbe, während bei Flut das Wasser fast bis an die Stranddüne heran reichte. Obwohl die Wassertemperatur sehr angenehm war, Badende sahen wir bis auf zwei Kinder mit ihrem Vater keine, stattdessen führten einige Hundebesitzer ihre Tiere am Wasser entlang. Auch Katrin verzichtete auf ihr Bad im Meer, obgleich im Touristenbüro man mitteilte, eine Gefahr durch den Box-Jellyfish bestünde nicht, deren Zeit sei vorbei. Es heißt zwar, “ask a local”, um über die Gefahrensituation sich zu informieren, aber gemeinhin heißt es doch, die Saison dauere bis Ende April, teilweise bis weit in den Mai hinein,, aber auch danach bestünde immer noch die Möglichkeit, auf diese giftige Qualle zu stoßen. Katrin war skeptisch, wie diese Aussage zu Stande gekommen sei und vertraute lieber ihrem Instinkt. Es wird andere Bademöglichkeiten geben, aber wohl eher nicht mehr im Verlaufe unserer Küstenfahrt, denn bis hoch in den Norden besteht die Gefahr durch diese und artverwandte Quallen.

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Unseren Wunsch zum Great Keppel Island einen Tagesausflug zu machen, haben wir uns nach Prüfung nicht erfüllt. Der morgige Dienstag ist der Tag im Fährplan mit der kürzesten Aufenthaltsdauer auf der Insel, nämlich nur etwas mehr als drei Stunden, zu wenig, um wirklich etwas zu erwandern und die Strände zu nutzen, wenn man denn den Mut aufbringt. Damit müssen wir dann den eine Million-Dollar-Blick von unserem Camper aus bereits nach einem Tag wieder einem anderen Gast überlassen.

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