Jetzt hat es auch uns getroffen ! Zeilen des Zorns

Das wird ein guter Tag werden! Morgens gegen sechs Uhr : der Himmel war weitgehend klar, es sah nach strahlendem Sonnenschein aus, was auch eintraf, kein Regenwölkchen zu sehen, ein Tag, der leider ein Reisetag war. Dieses Wetter in den vergangenen beiden Tagen und wir hätten von Sydney und Umgebung noch mehr Eindrücke mitnehmen können. So packten wir in der Frühe unsere Rucksäcke, inzwischen mit großer Routine, der Zeitaufwand ist deutlich gesunken, frühstückten in der JuHe, waren dabei gegen 7 Uhr nicht die einzigen und gingen gegen halb acht zum Bahnhof, um den Airportzug zu erreichen. Um 09:45 sollte es dann in die Wärme, nach Samoa, gehen. Zuvor machten wir Bekanntschaft mit dem nahezu personallosen Eincheckschalter von Air New Zealand – wir hatten zwar den gesamten in zwei Etappen stattfindenden Flug nach Samoa bei Virgin Australia gebucht, aber der erste Abschnitt nach Auckland wird von Air NZ betrieben. An Stelle des gesuchten Eincheckschalters stand eine große Anzahl von Automaten, die nach dem Einlesen/-scannen unserer Pässe diverse Abfragen bei uns machten um dann Boardingpass und Gepäckaufkleber auszudrucken. Erst dann konnten wir unser Gepäck an einem entsprechenden Schalter aufgeben. Aus Sorge, die Rucksäcke könnten verloren gehen im Nirvana der Gepäckbefördungsbänder, verabschiedete Katrin sie mit einem Klaps und guten Wünschen auf ein Wiedersehen. Dieser Wunsch wurde erfüllt, andere ebenso wichtige leider nicht.

Wir hatten unseren Beitrag zu einem pünktlichen Abflug geleistet, waren rechtzeitig mit sämtlichen  Prozeduren fertig und warteten am Boardinggate. Der Abflugzeitpunkt war bereits lange überschritten und wir warteten immer noch, nichts regte sich, das Air NZ-Personal stand reglos hinter ihrem Schalter. Fast eine dreiviertel Stunde nach dem Abflugtermin dann eine Durchsage, wonach auf Grund technischer Probleme sich der Abflug verzögerte. Bis die Maschine dann in der Luft war, betrug die Verspätung fast 1 3/4 Stunde. Anfangs blieben wir trotz dieser Verzögerung ruhig in der Erwartung, die werden es schon richten, damit wir unseren Anschlußflug erreichen, schließlich hatten wir ursprünglich eine Transferzeit von fast zwei Stunden, die noch nicht ausgeschöpft war. Eng würde es werden, das war klar. Dennoch, Katrin wurde immer ungeduldiger und ging, Auskunft beim Kabinenpersonal einzuholen. Dies gab sich anfangs ziemlich unwissend und uninformiert ob der Problematik. Bald darauf liefen erkennbar jedoch einige Stewardessen von Platz zu Platz und informierten über die individuellen Lösungen für den Weiterflug. Bei uns angekommen hieß es, das Anschlußflugzeug würde auf uns warten, wir würden auf jeden Fall mitgenommen werden, Bodenpersonal wartete im Terminal auf uns und weitere 12 Fluggäste für den gleichen Flug, um uns dorthin zu bringen. An unser Gepäck dachten wir in diesem Augenblick nicht mehr, sondern waren insbesondere nach der Durchsage im Anschluß an die Landung, man möge uns bitte für einen schnellen Ausstieg durchlassen, damit wir unser Flugzeug erreichen, der festen Überzeugung, es klappt alles wie erhofft. Auf den harten Boden der Tatsachen holte uns das Geschwader Bodenpersonal von Air NZ am Ende der Gangway, die wir schnell durchliefen. Nein, wir würden nicht mit dem gebuchten Flieger Auckland verlassen, man habe uns schon auf den nächsten Flieger umgebucht, nähere Information erhielten wir am Serviceschalter der Fluglinie im Terminal. Stimmen die sich nicht miteinander ab, mal hü, mal hott; diese Aussage war, nachdem wir erkannt hatten, daß zwischen Andocken der Maschine am Terminal und Abflugzeitpunkt der Virgin Australia Maschine nach Samoa ein Zeitpolster von 20 Minuten bestand (Ankunft 16:07 – Abflug 16:30) völlig unverständlich! In einer ähnlichen Situation bei einer Ankunft von einem Fernflug in Wien mit geringerem Zeitpolster brachte man uns auf kürzestem Weg zu unserem Anschlußflug, hier keine Spur eines Bemühens. Eine mögliche Erklärung lieferte eine Mitreisende, die es in Sprinttempo noch bis zum Abfertigungsschalter geschafft hatte und dort erlebte, wie acht wartende Reisende weitergeschleust wurden, weit nach Ende der Boardingzeit!. Das sah nach einer Überbuchung unseres Fluges aus; man war wohl froh, die überbuchte Kapazität abbauen zu können, weniger Entschädigung zahlen zu müssen und speiste uns mit Peanuts ab. Ziemlich verärgert und erzürnt machten wir uns auf den Weg, unser Gepäck aufzunehmen, durchliefen wieder die Einreiseformalitäten in Neuseeland und kamen am Gepäckband an das sich zwar noch drehte, auf dem sich unser Gepäck aber nicht befand. Noch mehr Frust baute sich auf. Sind die Rucksäcke etwa auf dem Weg nach Samoa und wir nicht? Wir erfuhren dann, unser Gepäck und das der übrigen Gestrandeten sei irgendwo “zwischengelagert” und würde gesucht. Na, dann viel Erfolg bei der Suche, die sich hinzog, aber schließlich erfolgreich war. Nun hatten wir hier mit allen Formalitäten und der Warterei mehr als 1 1/2 Stunden vergeudet, der Ärger war aber nicht verzogen. Ja, er steigerte sich noch bei mir, als wir am Serviceschalter vorsprachen. Dort war man vorbereitet und übergab uns einen Handzettel, auf dem der neue Weiterflug (am nächsten Tag um 06:00 Uhr), die Unterkunft und die sonstigen “Leistungen” der Fluggesellschaft (Abendessen, Transport zum Hotel und zurück zum Flughafen) aufgeführt waren. Kein Wort von einer Entschädigung, Erstattung der uns entstandenen Kosten z.B. in Samoa, wo wir das Hotel etc. ja schon gebucht und bezahlt hatten, von dem gestohlenen Urlaubstag ganz zu schweigen. Nein, weitere Ansprüche hätten wir nicht, sie, Air NZ, sei nur verpflichtet, uns auf den nächstmöglichen Flug umzubuchen, die Unterbringung sei schon ein Entgegenkommen. Mir platzte ob dieser Dreistigkeit schier der Kragen, insbesondere als er auf meine Bitte, mir doch aus den Geschäftsbedingungen/Transportbedingungen den Passus über ihre Haftung bei Verspätung zu zeigen, worauf sich seine Aussage bezöge. Hierzu sei er nicht in der Lage, ich könne dies im Internet ja nachlesen. Aber wie nachlesen, wenn man keinen Zugang im Augenblick hat, denn das Thema hätte ich gerne sofort geregelt. Katrin war im Gegensatz zu mir extrem kompromißbereit, wir hätten unseren Weiterflug, seien Morgenmittag doch am Ziel und über Nacht eine Bleibe. Mir reichte das nicht, denn für mich ist unvorstellbar, daß der Mangel einer Transportleistung durch den Transporteur, hier der Fluggesellschaft, nicht zu tragen und der dem Transportierten daraus entstandene Schaden nicht zu ersetzen ist. Dies aber hier und jetzt zu klären, fehlte die Zeit, also verlangten und erhielten wir dann vom Chef der Truppe eine schriftliche Bestätigung über die Verzögerung, die leider hinsichtlich des Ankunfts- und Abflugszeitpunktes so unpräzise war, daß wir am Folgetag uns eine präzisere Version beschaffen mussten. Unser Ärger flaute nicht ab, denn die Hinweise auf den zu benutzenden Hotelshuttle und seinen Abfahrtsort waren so unpräzise, daß wir eine ganze Weile um das Abflugterminal herumirrten und zahllose Menschen befragen mussten. Wir kamen bei unserem Hotel dann endlich an, inzwischen war es nach 18:00 Uhr und riefen unser Quartier in Samoa an, um über den neuen Ankunftstermin zu informieren und den Transfer für den nächsten Tag zu bestellen. Auch hier war der Wurm drin, zuerst keine Antwort, dann der AB, eine Handynummer brachte schließlich den Durchbruch, auch wenn anfangs ein Knirps am Telefon war, wir dann aber seiner Mutter die notwendigen Informationen übermitteln konnten. Wir fühlten uns von Air NZ so richtig ver..scht; dies wurde dann erneut beim uns zugestandenen Abendessen deutlich. Der Waschzettel, den wir erhalten hatten, sprach von einem Dinner, nicht von Getränken; im Kleingedruckten am Ende des Schriebs der Hinweis, daß andere als die genannten Leistungen nicht übernommen sondern vom Gast zu bezahlen seien. Toll, denn wir hatten keine NZ-Dollar mehr und ein Essen ohne Getränke ist eine Frechheit. Zum Glück gab es auf Nachfrage dann Wasser, nicht gerade die beste Lösung aber eine Lösung gegen den Durst. Natürlich hätten wir mit unserer Kreditkarte uns jeden Zusatzwunsch erfüllen können, aber dies ging uns im Augenblick, so geladen wie wir waren, gegen den Strich. Zum Glück waren die Betten in Ordnung und nicht nur mangels Alternativen sondern weil der Wecker früh um drei klingelte, gingen wir zeitig zu Bett.

Ein Tag, der so erfreulich und schön begonnen hatte, endete an einem nicht gewollten Ort, wir schoben heftig Frust. Statt in der Sonne  und am Meer zu liegen, die blaue Lagune vor uns, mussten wir Morgen den Flieger besteigen, um an unser Ziel zu gelangen. Das haben wir uns anders vorgestellt und nach und nach musste auch Katrin zugeben, wie inakzeptabel die Behandlung durch Air NZ war und ist. Wenn wir ausführlichen Netzzugang haben, werden wir uns natürlich informieren, welche Rechte wir als Passagier in dem vorliegenden Fall haben und diese selbstredend auch geltend machen. Jetzt gilt es, den Frust zur Seite zu schieben und uns auf die Tage in Samoa zu freuen.

Sydney

Den Straßenlärm, der unseren Schlaf so beeinträchtigte, daß wir ab der zweiten Nacht in Melbourne mit Ohropax ins Bett gingen, haben wir heftig verflucht und uns nach unserem Camper zurück gesehnt, wo uns des Nachts nichts und am Morgen dann die Vögel geweckt haben. Andererseits haben wir in der JuHe wieder das vorgefunden, was wir in Südamerikas Hostels bereits erlebt haben – in der Küche alle möglichen Menschen zu treffen und miteinander über dies und das zu sprechen. In unserer Stockwerksküche haben wir eine ganze Reihe sehr netter Menschen kennengelernt und wurden von ihnen mit zahlreichen Tips für unsere restlichen australischen Reiseziele versorgt. Sicher werden wir einige dieser Anregungen aufgreifen. So gesehen haben die positiven Seiten der JuHe-Übernachtung überwogen; wir machten uns zwar nicht schweren Herzens auf die Weiterreise nach Sydney am 5.4., jedoch verbinden wir mit diesem Aufenthalt viele positive und angenehme Erinnerungen an sehr nette Menschen.

Am Flughafen Melbournes angekommen konnte man glauben, wir seien nicht gut organisiert, was auf den ersten Blick auch stimmte. Den Flug nach Sydney hatten wir im Februar gebucht und das einzige, woran wir uns erinnerten war die Abflugzeit, die auch im Kalender eingetragen war. Ein Blick auf das Abflugtableau im Flughafen wies nur einen Quantasflug auf, so daß wir uns auf den Weg zu deren Schalter machten. Trotz intensiver Suche in den Unterlagen konnte man dort jedoch unsere Buchung für den 12:00 Uhr Flug nach Sydney nicht finden was mich – endlich – veranlasste, die auf einem Speicherstick gesicherte Buchung auf den Laptop hochzuladen. Das Ergebnis verblüffte und erklärte unser Scheitern am Quantasschalter – wir hatten bei Virgin Australia gebucht, die zur selben Zeit abfliegen! Zum Glück hatten wir genügend Zeit, um zu den am anderen Flughafengebäudeende liegenden Abfertigungsschalter von VA zu gehen. Dem Abflug nach Sydney stand dann nichts mehr im Weg, wir hatten sogar das Glück, während des Anflugs auf den Flughafen von Sydney das Hafenpanorama der Stadt zu sehen.

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Heute hatten wir so unsere Probleme mit unseren Reservierungen/Buchungen. Katrin schwor Stein und Bein, in Sydney in der JuHE Sydney Centre eingebucht zu sein, die in der Nähe vom zentralen  Bahnhof liegt. Also schleppten wir uns und unsere Rucksäcke bei sehr sommerlichen Temperaturen dorthin um zu erfahren, nicht hier, sondern in der direkt neben dem Bahnhof befindlichen JuHE Sydney Railway Station eingebucht zu sein. Auch diese zusätzliche Strecke bewältigten wir, wobei der Schweiß reichlich strömte. Nachdem wir das Zimmer bezogen und geduscht hatten, stand uns noch der ganze Nachmittag zur Verfügung, es war erst gegen 15:00 Uhr! Was in Melbourne die Straßenbahnlinie 35 ist, die die Gäste kostenlos rund um das Stadtzentrum befördert, ist in Sydney die Buslinie 555, mit der man ebenfalls kostenlos bis hinauf zum Circular Quay am Sydney Cove und damit an die zentralen An- und Ablegestellen der Ausflugschiffe fahren kann. So standen wir dann eine halbe Stunde später dem Sydney Opera House gegenüber, wie viele hundert anderer Besucher. Entlang des Hafenbeckens schob sich an diesem Samstagnachmittag eine große Menschenmenge; manche wollten nur gesehen werden, viele wollten etwas sehen, insbesondere bei diesem sommerlichen Wetter. Auch von weitem macht die Oper und seine fantastische Architektur eine herausragende Figur, strahlt das weiße vielfach geschwungene Dach, reflektiert das Sonnenlicht, reagiert empfindlich auf vorbeifahrende Wolken. Allein diesen Blick zu haben, hat sich die Fahrt an den Hafen gelohnt.

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Wir haben auch am Spätnachmittag versucht, quasi Hand an den Baukörper zu legen. Inzwischen hatte sich das Wetter etwas eingetrübt, die Sonne verschwand zunehmend hinter Wolken, der Wind frischte erheblich auf und wir in unseren dünnen T-shirts begannen langsam auszukühlen. So drehten wir gegen 18:00 Uhr ab und setzten unsere Segel in Richtung Quartier bzw. Verpflegungsstelle.  Zu diesem Zeitpunkt hatten die sich auf der Mole entlangschiebenden Menschenmassen weiter zugenommen; die Plätze der Außengastronomie waren weitgehend besetzt, in der Erlebnisgastronomie an unzähligen Stehtischen im Umfeld des Opera House standen Trauben von Menschen. Viele waren in unseren Augen extrem aufgehübscht, ja overdressed für einen Abendspaziergang. Eine mögliche Erklärung hierfür erhielten wir am nächsten Tag. Jeden Samstag gibt es hier am Hafen um 21:00 Uhr ein großes Gratisfeuerwerk, das sich offensichtlich viele der hier Flanierenden und in der Gastronomie Wartenden nicht entgehen lassen wollte. Hätten wir es gewußt – irgendwie wäre es auch uns gelungen, trotz der hochsommerlichen Bekleidung bis zu Abschluß des Feuerwerkes nicht völlig zu erfrieren. So aber stiegen wir – leider zu früh – wieder in die Linie 555 ein.

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Wir beließen es an diesem Nachmitttag jedoch nicht bei dem einen oder anderen Blick auf das Opernhaus, sondern machten uns auch auf den Weg, die Ostseite des Sydney Cove bis hinauf zur Sydney Harbour Bridge und Teile des ältesten Stadtteil, The Rocks” etwas zu erkunden. Es war sehr interessant, entlang des Überseepiers bis nach Campbells Cove zu schlendern und dabei die alten Hafenhäuser zu betrachten. Die Menschenmassen zogen den Weg zum Opernhaus diesen idyllischen Straßen vor. Hier und im Stadtteil The Rocks herumzulaufen, in dem an zentraler Stelle eine kleiner auf touristische Bedürfnisse zugeschnittener Markt einen gewissen Publikumszuspruch erfuhr, war nur als Appetizer zu verstehen, denn diese Gebiete wollen wir uns alleine oder mit einer Führung intensiver erschließen.

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Bei dem einen oder anderen ist der Sonntag ein Ruhetag, für uns war Sonntag der 6.4. ein Ausflugtag. Gelesen und von anderen Reisenden sehr empfohlen wurde uns ein Ausflug in die etwas über 100 Kilometer außerhalb Sydneys liegenden Blue Mountains, ein wunderschönes Naturreservat mit eindrucksvollen Felsformationen. Als wir einige Bilder sahen, fühlten wir uns an die Grampians erinnert, denn die Ähnlichkeiten der Landschaft, der steilen Bergabbrüche, der Felsformationen waren frappierend. Obgleich uns nur zwei Besichtigungstage für Sydney zur Verfügung stehen entschieden wir, uns zu den Blue Mountains auf den Weg zu machen. Hatte uns der Samstag wettermäßig nicht besonders überzeugt, erleichterte uns der Blick auf die Wettervorhersage für Katoomba, unser Ausgangspunkt in den Blue Mountains, am Sonntag die Fahrt anzutreten. Also hieß es früh aufzustehen.

Die Blue Mountains kann man auf unterschiedliche Weise kennenlernen; zum einen bieten zahlreiche Agenturen entsprechende Eintagestouren mit einem festen Ablauf an, hier werden einige Aussichtspunkte angesteuert, zum anderen kann man auch auf eigene Faust, was eher unsere Art ist, sich dorthin begeben. Erleichtert wird dies dadurch, daß zwischen Sydney Central Railway Station und Katoomba, dem zentralen Ort in den Blue Mountains und Ausgangsort einer Vielzahl von Wanderstrecken, eine regelmäßige Zugverbindung besteht. Um 08:18 sollte der Zug den Bahnhof verlassen. Als wir dort eintrafen um die Tickets zu kaufen – übrigens kostete die Fahrt über 120 Kilometer hin und zurück weniger als die einfache Zugfahrt vom Flughafen in die Stadt! – wurden wir darauf hingewiesen, daß am heutigen Sonntag ein Schienenersatzverkehr, sprich Bus, vom Bahnhof nach Penrith fährt und es von dort aus wie geplant mit dem Zug weitergeht. Wir hatten auch gelesen, der Name “Blue Mountains” rühre daher, daß der Wald bei Regen (und Nebel) eher blauscheinend daher kommt. War das ein schlechtes Omen? Zumindest der Fahrplan wurde nicht eingehalten und wir kamen mit kräftiger Verspätung in Katoomba an. Bereits auf der Fahrt entstanden Bedenken, ob der Tag für uns erfolgreich verlaufen würde, denn in Sydney bei Sonnenschein gestartet fuhren wir auf dem Weg in die Berge zunehmend den Wolken entgegen und am Ende in die Wolken hinein. Der Nebel war zwar nicht so dicht, daß sämtlicher Verkehr eingestellt werden musste, aber eine Weitsicht war kaum zu erwarten. Dennoch, nun waren wir am Ausgangsort der Wanderung und wollten einen Teil der Blue Mountains erwandern. Der erste Aussichtspunkt, hier auf die drei Schwestern, drei nebeneinander aufragende steile Felsen, war gut zwei Kilometer entfernt. Je näher wir dem Ziel kamen, desto stärker nahmen wir die Nebelwolken wahr. Endlich auf der Aussichtsplattform angekommen war deutlich zu erkennen, wie der Nebel aus dem Tal aufstieg. Unter der oberen Plattform befindet sich noch eine etwas näher und für Aufnahmen besser geeignete Plattform, zu der ich ging, Fußweg keine 3 Minuten. Während von oben noch die drei Schwestern fast in voller Schönheit zu erkennen waren, auf der unteren Plattform angekommen präsentierten sie sich in Nebel eingehüllt. In einem enormen Tempo waren die Nebelwolken aufgestiegen. Das eine wäre zu sehen gewesen, das andere war zu sehen!

P1150523The Three Sisters. Blue Mountains, NSW, Australia(FB)blue-mountains-drive-hero.ashxhanging-rock-blue-mountains-0003(FB)P1150522

Die schlechte Sicht lud auch nicht  gerade zum wandern ein; unsere auf bis zu 4 Stunden veranschlagte Tour immer im Nebel ohne Aussicht auf vernünftige Sicht zu gehen war keine Verheißung.und es gab keine Motivation, die Rundwanderung in Angriff zu nehmen. Somit endete der Ausflug zu den Blue Mountains sehr früh; im Nebel, der später von Regen abgelöst´wurde – auch hiervon war in der Wettervorhersage keine Rede – zuckelten wir dann nach Sydney zurück. Der Bahnhof in Katoomba ist auch ein besonderes historisches Schmuckstück das wir ohne diese Fahrt nicht gesehen hätten.

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Somit war der heutige Tag nahezu ohne fotographische Ausbeute mit einer Ausnahme : in einem Vorgarten entdeckt Katrin, wer denn sonst, eine kleine Gruppe sehr bunter Vögel, offensichtlich Papageienvögel, die sich mit kleinen Zieräpfeln den Schnabel füllte.

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Heute am 7.4. wäre man morgens um 7:00 Uhr fast jede Wette eingegangen, daß am Nachmittag die Sonne nicht scheint, denn es goss in Strömen. Unsere für 10:30 Uhr angepeilte Stadtführung sahen wir im wahrsten Sinne des Wortes davonschwimmen. Der mögliche Wetter hätte in seinen Überlegungen jedoch die Meer- und Küstenlage von Sydney berücksichtigen sollen, wo das Wetter oft sehr schnell wechseln kann, wie es auch diesmal der Fall war. Der eine oder andere Schauer zwang uns am Vormittag zwar immer wieder, die Regenjacke anzuziehen, genau so oft stopften wir sie wieder in den Rucksack, denn so schnell und überfallartig, wie die Bäche von oben kamen versiegten sie auch und am Nachmittag liefen wir im Sonnenschein am Hafen entlang.

Die bisherigen Führungen auf unserer Reise waren immer ein Gewinn für uns, die heutige Stadtführung bestätigte uns, auf diese Weise zusätzliche nette Informationen über das Buchwissen hinaus vermittelt zu bekommen. Wüssten wir sonst warum die St. Andrew’s Cathedral in unseren Augen falsch herum ausgerichtet ist – was aber zum Zeitpunkt ihres Baus die korrekte Positionierung war –, die Statue von Queen Victoria vor dem gleichnamigen riesigen Kaufhaus (Queen Victoria Building – QVB) erst vor 20 Jahren als Geschenk (!) der Iren hier aufgestellt wurde – die Iren wollten die Queen wohl loswerden, denn diese Statue stand vorher in Dublin –, es einem Bürger über 20 Jahre lang gelungen ist, unerkannt an wichtigen teilweise zur Eröffnung anstehenden Gebäuden seine Botschaft zu hinterlassen, sowohl die in den 80ger Jahren des vorvorigen Jahrhunderts erbaute Town Hall als auch die St. Andrew’s Cathedral auf einem Friedhof stehen, dessen Leichname, da nur knapp mit Erde bedeckt waren, leicht an anderer Stelle beerdigt werden konnten, man aber wegen schludriger Arbeiten noch Jahrzehnte später auf dem Gelände bei Erdarbeiten immer wieder auf menschliche Gebeine stieß, die im 19. Jhd. kurz nach der Gründung arme Stadt ihr erstes Hospital einem Deal verdankte, in dem als Gegenleistung für den Bau des Hospitals das Recht des Alkoholverkaufs und –herstellung für drei Jahre an Kaufleute vergeben wurde, diese aber im Interesse ihres Maximalprofits das Gebäude so schludrig bauen ließen, daß es nur wenige Jahre nach dem Ende ihrer Konzession praktisch baufällig war, der Spitzname des Sydney Tower “golden bucket” lautet, nicht weil die sich drehende  einer Kugel ähnelnde Kanzel golden schimmert, sondern weil hier auch ein riesiger Wassertank integriert ist und das Gebilde golden glänzt, in den ersten Jahren der Kolonie, als diese und insbesondere auch Sydney im wesentlichen eine Sträflingskolonie war, selbst für kleinste Delikte härteste Strafen bis hin zum Hängen verfügt wurden, die Gehängten dann bis zu drei Jahre an einem Galgen an der Spitze der Rocks und somit bei der Hafeneinfahrt weithin sichtbar hingen um deutlich zu machen, wie hier mit Straftätern umgegangen wird, die Einweihung der Sydney Harbour Bridge gekonnt in einem Handstreich gekapert wurde, um nur auf einige der Geschichten, die wir auf unserem fast dreistündigen Rundgang erfuhren, hinzuweisen Fast hätte ich vergessen, auf eine Episode aus der neueren Stadtgeschichte hinzuweisen, die mit dem Opera House verbunden ist. Nun liegen auch heutzutage immer wieder die Kostenschätzungen von Prestigebauten deutlich unter den späteren tatsächlichen Kosten, siehe Hamburg oder Berlin. Auch die Kosten der Oper von ursprünglich 7 Millionen explodierten als man sich daran machte, die für damalige Verhältnisse riesige Herausforderung an die Statiker und Betontechniker anzunehmen und nach Lösungen zu suchen, den extravaganten ja revolutionären Entwurf des dänischen Architekten Jörn Utzon ab Anfang der 60er Jahre umzusetzen. Die Kosten explodierten, man trennte sich von dem Architekten im Streit und versuchte, den Innenausbau auf der Basis seiner Entwurfsskizzen zu realisieren. Wie es heißt ist das Ergebnis nicht sehr gelungen, eine ”Überarbeitung” steht bevor. Die Schlußrechnung des Baus belief sich dann auf 102 Millionen. Die Stadt Sydney hielt es 1973 bei der endlich möglichen Einweihung des heute stadtbildprägenden Opernhauses nicht für nötig, den Erfinder und Architekten dieses Monuments einzuladen! Utzon, der 2008 starb, hat nie mehr Sydney besucht und sein fertiggestelltes Werk gesehen. Wir hätten den Anekdoten und Geschichten aus der Vergangenheit der Stadt durchaus noch länger zuhören können, bekamen gleichzeitig aber auch viel Wissenswertes über das Stadtleben gestern und heute, über die nur in einem kleinen Ausschnitt angelaufenen historischen Bauten, die Entwicklung der Stadt und die Probleme daraus vermittelt. Also eine kurzweilige sehr interessante Stadtführung, der auch die einzelnen Regenschauer nichts anhaben konnten.

Damit dokumentiert ist, wir haben nicht nur einem Geschichtenerzähler zugehört , sondern auch eine ganze Anzahl interessanter Orte besucht, als da sind die bereits erwähnten St. Andrew’s Cathedral, die Sydney Town Hall, das Queen Elizabeth Building mit der Statue der Königin davor, mit einem Gang durch die weiten ins Nachbargebäude nach gut 150 Metern führenden Gänge,

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weiter durch das dicht mit Hochhäusern bebaute Gebiet, in dem aber immer noch einzelne kleinere Bauten der Gigantomanie trotzen und weiterhin ihre alten Werbebemalungen aufweisen, dem golden bucket, St. Mary’s Cathedral – an der man ein Jahrhundert bis zur Fertigstellung gewerkelt hat -, einen Springbrunnen im Hyde Park (Sydney) – vieles was wir hier auf unserem Rundgang sahen, erschien irgendwie bekannt, abgekupfert, nicht aus der eigentlichen Bauzeit stammend, man hat halt nicht die viele Jahrhunderte zurückreichende Kultur, also bedient man sich und nimmt Anleihen bei älteren Kulturen,

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die Hyde Park Barracks, das Sydney Hospital – nach dem Deal mit den Schnapsproduzenten und der baldigen Baufälligkeit des von diesen errichteten Hospitals nahm die Stadt das Geschehen in die Hand und baute konventionell und dauerhaft ein großes Hospital an alter Stelle, also nahm man Abschied von einem ersten Modell des public private partnership, was bei den schlechten Erfahrungen verständlich ist, – mit dem Glücksbrunnen davor,

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St. James’ Church, dem alten General Post Office, einem mir nicht mehr erinnerlichen imposanten Gebäude, über dessen Eingang die zwei Wappentiere Australiens das Wappen halten (Zentralbank?),

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durch kleine Gassen rund um den Australia Square und in das direkt hinter dem Circular Quay befindliche Customs House, in dem man unter seinen Füßen ein Modell von Sydney sehen kann, an der für einen Tag am Überseekai liegenden Pacific Pearl (auf die wir bereits in Pape’ete gestoßen waren) und dem Museum of Modern Art (nicht wirklich einen Besuch wert, wie wir später erfahren mussten) – ohne Bild – vorbei hinein in das älteste Viertel der Stadt, The Rock, mit dem ältesten noch erhaltenen Gebäude aus der Zeit um 1860 stammend, dem Cadmans Cottage,

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um nach einem Spaziergang durch einige der verwinkelten Gassen und Gässchen dieses Viertels, dessen alte Gebäude zu einem großen Teil der Zufahrt zur Sydney Harbour Bridge geopfert wurden an Campbells Cove zu enden. Dabei passierten wir eine Vielzahl noch erhaltener ehemaliger jetzt umgenutzter Hafengebäude, Verwaltungsgebäude, das Gebäude des Hafenmeisters, und standen am Ende unseres Stadtspaziergangs nach drei Stunden mit Blick auf das Sydney Opera House und die Harbour Bridge auf der Promenade an Campbells Cove. Wir wußten, daß man angeseilt und in Gruppe für zwischen 300 und 400 Dollar über den Brückenbogen “gehen” kann und hatten die Gelegenheit, einer Gruppe beim Aufstieg zuzusehen. Die Aktion nimmt, wie es heißt, drei Stunden (!) in Anspruch.Die geführte Tour war hier beendet, der Schlussapplaus und das Trinkgeld waren dann auch der guten Leistung angemessen ausgefallen.

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Inzwischen hatte sich das Wetter so verbessert, daß sogar einzelne blaue Flecken am Himmel sichtbar waren, also gute Bedingungen, den Stadtrundgang auf eigene Faust fortzusetzen. Eines unserer Ziele war ein Spaziergang über die Harbour Bridge, jedoch muß man dafür erst einmal auf seinen Gehsteig kommen. Kreuz und quer durch den Stadtteil The Rock laufend fanden wir dann den Treppenaufgang. Vom Scheitelpunkt der Brücke hat man schon einen schönen Blick auf den kleinen Stadtteil, in dem sich aber auch eine Vielzahl moderner Hochhäuser breit gemacht hat, die Innenstadt und natürlich auf das Opera House. Das Licht hätte freundlicher sein können, aber wir können nicht auf den strahlenden Sonnenschein oder den Sonnenuntergang warten für ein wirklich schönes Foto.

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Mit einem anschließenden Rundgang unter der Harbour Bridge hindurch, einen Stop und Besuch im Museum of Modern Art, um das Opera House herum, durch den Botanischen Garten und am Government House vorbei liefen wir dann durch die Straßenschluchten der George Street im Feierabendverkehr und Gewühl zu unserer JuHe an der Central Station. Der Park rund um die Harbour Bridge wird offensichtlich insbesondere von asiatischstämmigen Brautleuten gerne als Hintergrund für kitschige Hochzeitsbilder gewählt, wir passierten auf unserem Rundgang mehrere derartige von Fotografen, Visagisten etc. begleitete “Teams”.

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Im botanischen Garten liefen sehr langschnäblige Vögel über die Wiesen, einer davon wohl herausgehoben, denn dieser war nummeriert.

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Bei soviel interessanten Gebäuden in der engeren Innenstadt bleiben die in unmittelbarer Umgebung unserer JuHe befindlichen schönen Gebäude fast außen vor, zu Unrecht. Imposant ist das riesige Bahnhofsgebäude der Central Station mit seinem Turm, ein klassizistisches Gebäude direkt neben der JuHe und ein Eckgebäude mit in unsern Augen Jugendstilelementen in der Fassadengestaltung.

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Wir hatten zwar keine wunden Füße, aber unser Kopf rauchte durch die vielen Informationen, die wir versucht haben abzuspeichern. Etwas mehr Zeit in Sydney hätten wir problemlos sinnvoll gestalten können, aber Morgen in aller früh geht der Flieger. Also Abschied nehmen von dieser sehr lebhaften, sehr modernen, architektonisch interessanten, große Grünflächen und diverse weitestgehend neustrukturierte Häfen und Hafengebiete aufweisenden pulsierenden Stadt. Auch wenn wir unserem Stadtführer in Melbourne, der bei verschiedenen Gelegenheiten, wie auch der heutige Führer, auf die Rivalität zwischen beiden Städten seit fast 200 Jahren hingewiesen hat, in den Rücken fallen, Sydney liegt in unserer Schlußwertung eine Handbreit vorne in diesem Wettstreit, der meistens fair ausgetragen wurde. Tschüss Sydney!

Melbourne

Der 2.4. ist wieder einmal Reisetag, der Camper will zurück gegeben und die JuHe im Zentrum bezogen werden. Da spielt es kaum eine Rolle, wie das Wetter ist; wir finden uns  mit einem bedeckten Himmel und später einzelnen Tropfen ab, im wesentlichen bleibt es aber trocken. Es dauert immer eine Weile, bis wir unsere Rucksäcke wieder gepackt haben; nach 8 Tagen im Camper ist kaum noch etwas an seinem ursprünglichen Platz. Erstaunlich, wie das Volumen der Rucksäcke im Verlaufe der Reise zunimmt. Etwas Bammel vor der Fahrt in den Moloch Melbourne haben wir schon und sind unsicher, ob der normale Straßenatlas ausreicht, um sowohl ins Zentrum zur Gepäckabgaben bei der JuHe als auch danach an den Stadtrand zur Camperabgabe zu kommen. Es hat alles ganz gut geklappt, als wir jedoch bereits 12 Kilometer vor dem Zentrum nur noch im Schritttempo durch Einkaufsstraßen fahren konnten, wurde der Fahrer ziemlich nervös, ob wir noch rechtzeitig beim Campervermieter sein würden. Da haben wir uns zu früh gestresst, denn gut in der Zeit erreichten Reiter und Begleiterin den Hof.

Die Fahrt auf das Zentrum zu führte uns beinahe in einer Art Stadtführung durch alte Teile von z.B. Brunswik, durch lange Straßenfluchten von teilweise umfassend restaurierten Gebäuden aus dem Ende des 19. Jhd.. Auch konnten wir dabei sehr gut feststellen, wie sehr Australien ein Einwandererland ist. Man sah Menschen aus allen Ländern und Geschäfte, die sich speziell an die verschiedenen Einwandergruppen wenden. Die spätere Fahrt mit dem Zug in die Innenstadt bestätigte diesen Eindruck.

Die Fahrt mit dem Zug, die Haltestelle war nur gut 200 Meter vom Büro des Campervermieters entfernt, begann mit einem Problem. Auf dem Bahnhof stand  nur ein großer Fahrscheinautomat, der partout keine Einzelfahrscheine ausgeben wollte. In Melbourne fährt man im ÖPNV völlig papierfrei; nur eine mit Chip ausgestattete Plastikkarte, die mit entsprechendem Guthaben aufgeladen werden muß, dient als “Fahrkarte”. Ärgerlich, wenn nur für diese eine Fahrt, die pro Kopf etwa 3,50 Dollar kostet, diese Plastikkarte zum Preis von 6 Dollar vorab erworben werden muß, um sie dann mit einem Guthaben zu bestücken. Man weiß hier wohl, wie man Geld macht. Da einer der angefahrenen Bahnhöfe nur wenige hundert Meter von unserem Quartier entfernt ist, entfiel heute der längere Spaziergang, dachten wir.

Um unser Netzzugangsproblem zu beheben, hatten wir vor einer guten Woche beim Weltkonzern Vodafon einen prepaid-Breitbandstick gekauft, der nach Installation im Laden an diesem Tag auch seinen Dienst gut verrichtete – aber nur an diesem Tag. Seitdem verweigert er uns den Zugriff auf das Netz und hat uns ganz schön unter Druck gebracht, denn für die Etappe Samoa war/ist vieles noch zu regeln.  Zum Glück gibt es immer wieder offenen Netzzugang, meistens in den Bibliotheken oder in den Touristeninformationen, was wir wenn möglich auch genutzt haben. So zuletzt heute Morgen, um eine Buchung für Samoa durchzuführen. In den bislang in Victoria angefahrenen Städten hatten wir keine Vodafonläden ausgemacht, selbst in Bendigo ist der Weltkonzern nicht vertreten. Also bleibt die letzte Hoffnung Melbourne. So kamen wir dann zu unserem ausgiebigen Spaziergang auf der Suche nach einem entsprechenden Laden, leider ohne erfolgreiche Lösung unseres Problems, stattdessen haben wir uns ein neues eingehandelt : jetzt geht sogar die WiFi-Verbindung nicht mehr. Wer hier an der falschen Schraube gedreht hat wissen wir nicht, vermutlich ein hilfsbereiter Mitarbeiter im Laden. Nach dem Verfahren trial and error haben wir dann am späten Abend zumindest dieses Problem gelöst, bleibt zu hoffen, daß der Stick bald auch seine Arbeit verrichten kann.

Somit war der erste Weg am 3.3. zurück zu unserem Vodafon-Berater. Diesem gelang es nach mehr als einer Stunde eine englischsprachige Version unseres Betriebssystems auf den Rechner zu laden – dank des nun funktionierenden WiFi –, um dann auf die Fehlersuche zu gehen. So ganz verstanden haben wir nicht, was er dann geändert hat, auf jeden Fall deinstallierte er einen bestimmten Programmteil und hatte damit Erfolg – zumindest anfangs. Wir waren im Netz, aber nur bis zum nächsten Sicherheitsupdate, dann standen wir wieder ohne Verbindung zur weiten Welt da. Zum Glück hatten wir uns gemerkt, was und wie er einen Programmteil deinstallierte und wiederholten mit Erfolg seine Prozedur. Nun haben wir, wenn auch sehr umständlich, endlich unseren Netzzugang, zumindest dann, wenn das Vodafonnetz funktioniert, was, wie wir feststellen mussten, an manchen Stellen/Regionen nicht der Fall war/ist. Damit war die erste Hälfte des Tages ohne etwas von Melbourne gesehen zu haben vorbei, also Zeit, die Hufe zu schwingen.

Wie immer begannen wir unsere Stadterkundung an der Touristeninformation, die aber auch erst angelaufen werden musste. Bei der kompletten Neugestaltung des Federation Square fiel auch ein futuristisches Gebäude für die Touristen ab, in dem im Tiefgeschoss man alle erforderlichen Informationen erhält. Mit zahlreichen am Ende aber nur teilweise gelesenen/überflogenen Broschüren zogen wir ab. Der Federation Square wird von zahlreichen wirklich beeindruckenden und bedeutenden Gebäuden flankiert. Auf der einen Seite steht das riesige Flinders Train Station Gebäude, von dem alle Vorortzüge abfahren, mit seinen zahlreichen Uhren, die den Heraneilenden die Zugabfahrten auf den verschiedenen Gleisen von weitem über dem Haupteingang ankündigen. Gegenüber befindet sich die älteste Gaststätte/Kneipe/Hotel von Melbourne, das Young & Jackson. Diejenigen, die dort über die Strenge geschlagen haben, gehen über die Straße hin zur im neugotischen Stil erbauten und innen sehr schlichten St. Pauls Cathedral. Nach dem enormen Straßenlärm umfängt einen hier die Ruhe und die Kühle einer massigen Kathedrale. Der Moment der Ruhe war jedoch nur sehr kurz, denn der Organist machte sehr bald seine Fingerübungen. Keine überladene Kirche, nicht bombastisch, sondern ein zurückhaltendes Erscheinungsbild prägt das Gotteshaus. Einzig die zahlreichen Hinweise auf in den verschiedenen Kriegseinsätzen gefallene Bürger sowie die britische Flagge in Verbindung mit Soldatischem verwunderte. Ins Auge fällt ein an exponierter Stelle des straßenseitigen Giebels angebrachtes Transparent, auf dem sehr deutlich Position für ein humanes Flüchtlingsrecht bezogen wird (Walk for Justice for Refugees).

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Der riesige aus zahlreichen Gebäudestrukturen und Gebäuden bestehende Federation -Square-Komplex reizte uns nicht wirklich, in seine Tiefen einzudringen, aber an ihm vorbei gelangt man leicht an das Ufer des Yarra River. Überrascht wurden wir, als wir auf eine Großleinwand blickten und darauf uns entdeckten.

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Gegenüber am Yarra River liegende alte Bootshallen machen deutlich, wozu man einen Fluß nutzen kann; unweit trainierte auch ein Frauenvierer. Blickt man in Richtung Südosten, taucht nur Grünfläche und eine große Anzahl von Sportkomplexen auf. Kricket ist in Aussiland die dominierende Sportart, kein Wunder, wenn das die Landschaft dort dominierende Gebäude dann auch der Melbourne Cricket Ground ist, der über 100.000 Besucherplätze aufweist und m.E. auf dem Ort der Olympiaarena von 1956 steht. Daneben erkennt man dann die Rod Laver Arena, in der zu Anfang des Jahres die Tennis Australian Open stattfinden und ein Fußballstadion, natürlich deutlich kleiner als das Kricketmonster, befindet sich ebenfalls hier.

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Während wir durch Teile des Parks spazieren gingen, dem Birrarung Marr, nutzte eine größere Zahl von Büroarbeitern aus den nahegelegenen Bank- und Verwaltungsgebäuden ihre Mittagspause und joggten, meistens in kleinen Gruppen, am Fluß entlang. An soviel Sportbegeisterung in der Mittagspause kann ich mich nicht erinnern, sie z.B.in Deutschland erlebt zu haben. Zurück in Richtung belebtere Innenstadt ging es dann über verschiedene Plattformen, vorbei an den Federation Bells – die 39 Glocken werden zu bestimmten Zeiten angeschlagen, um an den Zusammenschluß der australischen Kolonien vor 100 Jahren (19011) zu erinnern –  über eine lange Fußgängerbrücke zurück zur Flinders Street. Wir legten ebenfalls eine – unsportliche – Mittagspause ein, wieder einmal bei einem Inder und waren zufrieden mit der Wahl.

Das Immigration Museum zu besuchen war für uns ein Muß, schließlich ist Australien das Einwandererland an sich. Es befindet sich in einem ehemaligen Zollbehördengebäude an exponierter Stelle in der Stadt. Man sollte meinen, dieser trockene Stoff ist nicht zu vermitteln, schon gar nicht in einer Ausstellung, hier ist es jedoch gelungen. Offensichtlich ist die didaktische Aufbereitung des Stoffes – und die dabei erarbeiteten schülergerechten Materialien – so gut, daß wir dort zahlreiche Klassen mit ihren Lehrern intensiv die Exponate und Erklärungen studierend antrafen. Im Grunde ist ja jeder nicht von den Aborigines abstammende Australier ein Einwanderer bzw. stammt von einem solchen ab. Dies wird auch deutlich ganz zu Beginn der Ausstellung. In zahlreichen filmischen Beiträgen werden die Aus- bzw. Einwanderungsgründe, die von politischer Verfolgung, Armut und neuer Lebensperspektive, Hunger, bis zur ethnischen Verfolgung reichen, dargestellt.. Eine besondere Bedeutung wird der sich im Verlaufe der 200 Jahre Einwanderergeschichte gewandelten Einwanderungspolitik zugemessen. Während in den ersten 100 Jahren man nahezu händeringend um Siedler auch mit Qualifikationen warb, wurden wiederholt in dem folgenden Jahrhundert starke Reglementierungen verfügt. Auch in Australien gab es während des Faschismus in Europa eine starke Bestrebung, nur weiße Einwanderer zuzulassen, eine Politik der weißen Rasse wurde mit Erfolg verfolgt, und zwar bis hinein in die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Verständlich auch, wenn Einwanderer aus den Ländern, mit denen man sich in WWI und WWII im Krieg befand, nicht mehr erwünscht waren, jedoch ging man soweit, bereits im Land befindliche Deutsche oder Österreicher zu internieren. Erfreulich, wenn auch die sehr umstrittene Einwanderungspolitik der Jahre um die Jahrtausendwende, in der gleichfalls eine indirekte Selektion nach Rassen erfolgte, sehr kritisch dargestellt wurde.

Natürlich gehören auch die Lebensgeschichten ausgewählter Einwanderer in eine solche Ausstellung oder Exponate aus der Zeit der frühen Einwanderer. Die zwei Stunden im Museum waren wieder einmal zu kurz, um alles in Ruhe zu studieren, dennoch, unser Kopf brummte ganz schön.

Durch die Straßen Melbournes rattern in kurzen Abständen eine Vielzahl von Straßenbahnen, auch an unserer JuHe direkt vorbei. Viele der Straßenbahnzüge wären in unseren Städten bereits ins Museum verfrachtet worden, hier verrichten sie nach wie vor ihren Dienst. Der größte Teil dieser Waggons befördert Gäste gegen Bezahlung, aber auf einer Linie, die um den inneren CBD (Central Business District – mussten wir auch erst lernen) herumfährt, der Linie 35, kommt man zu einer kostenlosen Stadtrundfahrt, kann jederzeit an interessanten Stellen das Bähnlein verlassen und 10 Minuten später wieder zusteigen.

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Diese Rundfahrt vermittelt zumindest einen guten ersten Überblick über das, was man so besuchen kann,  zeigt, wie vielfältig und zugleich schön dieser engere Innenstadtbereich und die neu geschaffenen und bebauten Docklands – Quartiere für die extrem Betuchten entstehen hier in Größenordnung – ist. Hochhäuser dominieren das Gebiet, hin und wieder findet man dazwischen fast hingeduckt noch alte Objekte, die sich der Spekulation bislang entzogen haben. Manchmal wirken sie wie erdrückt neben den großen Monstern. Die wahrgenommene Architektur ist vielseitig, ansprechend, modern also wert, näher betrachtet zu werden. Was besonders auffällt ist die sehr intensive Bautätigkeit in diesem engen Viertel von 1 x 1,5 Kilometer. An zahlreichen Stellen werden neue Hochhäuser hochgezogen; nicht erkennbar sind bei den vorhandenen Bauten Leerstände. Also scheint der Bauboom auf keiner Spekulationsblase zu basieren?. Ich bin da skeptisch, zeigte doch insbesondere die jüngere Geschichte der Stadt Melbourne zahlreiche Phasen wirtschaftlichen Niedergangs und konnte man heute eine Schlagzeile einer großen Zeitung lesen, die auf einen Höchststand des Verschuldungsgrades der Privathaushalte hinweist.

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Da wir wegen des enormen Straßenlärms nicht gerade viel geschlafen hatten, die JuHe liegt, wie das bei zentralen Bauten üblich ist, an einer sehr stark befahrenen Straße, auf der auch die Straßenbahnen verkehren und keine 50 Meter entfernt kreuzt die alle drei/vier Minuten befahrene Metrostrecke die Straße, war unser Akku nach der “Stadtrundfahrt” für den Tag ziemlich leer, der Weg ins Quartier um die Beine hochzulegen, vorgezeichnet.

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Erstes Ziel am 4.4. war der Queen Victoria Market, am Rande des CBD gelegen. Er soll/ist der größte überdachte Markt (wahrscheinlich der südlicheren Hemisphäre) sein. Da der gesamte Tag mit viel Gehen verbunden war, nutzten wir die direkt vor der JuHe haltende Circle Line, Linie 35, um in die Nähe des Marktes zu gelangen. Damit verließen wir auch das Karree der Hochhäuser und bewegten uns in einem Gebiet, das noch stark von Bauten aus der vorvorigen Jahrhundertwende durchsetzt ist. Auch die Markthallen, an den Seiten offen, stammen aus der Zeit um 1880. Eigentlich hatten wir vor allem einen riesigen Gemüsemarkt erwartet, vorgefunden haben wir eine Angebotspalette, die von Bekleidung jeglicher Art, Nippes und Antikes, Spielzeug und Haushaltswaren, kleineren Möbelteilen bis hin zu Nahrungsmitteln in jeder Form reicht. In Teilen erinnerte uns der Markt an vergleichbare in Asien, jedoch fehlte das Flair, wir konnten keine ländlichen Anbieter z.B. im Gemüsebereich erkennen, sondern überall wurde Ware von den Großmärkten bezogen, angeboten. Dennoch, die Präsentation im Obst- und Gemüsebereich war ansprechend. Nur selten waren marktschreierische Aktivitäten zu vernehmen, es blieb ziemlich ruhig, selten unterbrochen von anpreisenden Ausrufen. Sehr vielfältig die Angebote an Gewürzen, nur konnten wir leider hiervon keinen Gebrauch machen. Wein konnte man in eigene Flaschen abfüllen lassen; in einem Gestell warteten m.E. 12 Fässer mit unterschiedlichen Weinen, abgezapft zu werden. Wie immer bei Märkten kann man an kleinen Buden lokale Speisen essen; es geht aber auch vornehmer, denn ein Teil der früheren Markthallen, in denen ursprünglich Fleisch verkauft wurde, wird nach Umbau durch Edelgastronomie genutzt. Durch die meilenlangen Gassen kann man lange Zeit schlendern, bemerkt aber nach gewisser Zeit die sich ständig wiederholenden Produkte wie auch insbesondere im Segment der Bekleidung den starken asiatischen Einfluß, denn diese Stände waren meistens in deren Hand. Ob die Vielzahl der angebotenen Markenprodukte Originale oder Falsifikate waren – wer will das schon wissen, außer den Markenherstellern, die ihre Pfründe gesichert wissen wollen.

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Eine Erkenntnis nahmen wir von unserem Marktbesuch mit : die Lebensmittel sind hier mindestens so frisch wie im Markt um die Ecke, aber um mehr als die Hälfte günstiger! Bis zu unserer Stadtführung um 14:30 Uhr hatten wir noch Zeit, die wir zu einem Spaziergang zu Carlton Gardens nutzten, in dem sich das Royal Exhibition Building und das Melbourne Museum befinden. Auf dem Weg passierten wir immer wieder aus der Gründerzeit der Stadt stammende schön restaurierte Funktional- und Wohngebäude, wurden durch die roten Briefkästen an Besuche in England erinnert wie auch durch die schmiedeeisernen am Straßenrand stehenden WC-Häuschen.

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Nachdem Victoria 1851 sich von New South Wales und somit Sydney erfolgreich trennen konnte – eine Woche bevor die Goldfunde bekannt wurden, wer denkt dabei Böses (?!) -, war man bereits 1880, soweit ich mich richtig erinnere, Ausrichter einer Weltausstellung, d.h. in einem anfangs auf Strafgefangenen gründenden jungen “Staat” wurde diese Weltausstellung vor der Weltausstellung in Paris, dem Frankreich seinen Eiffelturm verdankt, ausgerichtet. Das Gebäude kann heute leider nur im Rahmen vorangemeldeter Touren besucht werden, also blieb nur der Blick von außen.

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Im Gegensatz zu dem Weltausstellungsgebäude steht heute an der Stelle eines früheren Pendants, aber aus Holz gebaut, ein moderner Komplex, der neben dem Melbourne Museum auch ein riesiges Imax-Kino umfasst. Leider war die Zeit auf einmal zu knapp geworden, das Imax zu besuchen – Katrin reizte ein Film über Haie – als auch das Museum. Bei letzterem war eine Maya-Ausstellung angekündigt, die uns interessiert hätte. Wie wir abends in der JuHe hörten, haben wir nichts verpasst, denn die Ausstellungseröffnung steht noch bevor.

So machten wir uns auf zum Treffpunkt unserer Stadtführung,14:30 Uhr an der Statue vor der State Library of Victoria, am Rande des CBD gelegen. Erkennbar waren wir nicht die einzigen, die sich dieser Stadtführung unter der Überschrift “for free”, aber in der berechtigten Erwartung eines der Leistung angemessenen Trinkgeldes, anschließen wollten. Nicht nur die Jugend nutzte diese legere Art des Rundgangs, auch ältere Reisende befanden sich in der gut 30 Köpfe zählenden aus einer Vielzahl unterschiedlicher Länder stammenden Truppe, als Hugo, so hieß unser Führer wirklich, zum Aufbruch rief. Wir bewegten uns, aber nur wenige Meter bis hin zur imposanten Statue eines wichtig dreinschauenden uns bis dato nicht bekannten Mannes, was sich sehr schnell änderte. Es handelte sich hier um die Statue des Gründers dieser Bibliothek und viel bedeutsamer, des obersten Richters am Staatsgerichtshof, der auch in dem wohl berühmtesten Fall in der Geschichte, zumindest der älteren Australiens, das Urteil zu fällen hatte. Ned Kelly, der wohl berühmteste Australier  des 19. Jhd., seines Zeichens Pferdedieb und Bankräuber, mit einer sozialen Ader ausgestattet und den Armen von seinen Raubzügen gebend, also eine Art Robin Hood auf australisch, wurde über Jahre gejagt und endlich in einem imposanten Shootout so verletzt, daß man ihn festsetzen konnte. Den Prozeß machte man ihm 1880 in Melbourne, Vorsitzender Richter der mir leider mit Namen nicht mehr erinnerliche, Mensch der großen Statue. Kelly wurde zum Tode verurteilt, das Urteil wurde kurz nach dem Urteil dann im Old Goal von Melbourne vollstreckt. Überliefert sind vom ihm insbesondere zwei Aussprüche, der eine, kurz bevor er gehängt wurde “that’s life”, der andere bezog sich auf den Richter zu dem er fast prophetisch meinte, man sehe sich in Kürze wieder. Der Richter verstarb drei Tage nach Vollstreckung des Urteils. Prophetie oder Zufall? Danach begannen wir unseren Rundgang wirklich, der uns vorbei an einem Teil der alten Universitätsgebäude hin zum Gerichtsgebäude aus Ned Kellys Zeit und daran vorbei zum Old Goal, dem damaligen um 1840 herum erbaute Gefängnis führte, einem aus blau scheinendem Stein und mit festen Mauerwerk errichteten immer noch stehenden aber nicht mehr in seiner ursprünglichen Funktion genutzten Bauwerk.

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Wenige Schritte weiter wird weithin sichtbar durch drei nebeneinander stehende Achten auf der Spitze einer großen Säule auf den hier 1853 begonnenen Kampf um den Achtstundentag hingewiesen. Die drei Achten stehen für 8 Stunden Arbeit, 8 Stunden Ruhe und 8 Stunden Freizeit. Letztlich ist dies auch ein Symbol für die Stärke der Arbeiterschaft im 19. Jhd., was sich auch in dem gegenüber liegenden sehr großen Gebäude der damaligen Gewerkschaft, auch heute noch gewerkschaftlich und durch politische Parteien genutzt, ausdrückt. Man war wohl eine starke Kraft, was sich auch in dem Volumen des Gebäudes ausdrückte.

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Nicht alles, was wir ansteuerten, war uns unbekannt, dies traf z.B. auf den folgenden Rundgangabschnitt in und durch Carlton Gardens und das Royal Exhibition Building zu. Im Baustil orientierte man sich an großen europäischen Vorbildern, was sich auch in den Schmuckelementen sowohl am Haus als auch am davor stehenden prunkvollen Brunnen ablesen lässt – mit einer Ausnahme. Ein bischen Australien ist dann doch noch eingeflossen, denn im oberen Brunnenteil speien Schnabeltiere, die es nur in diesem Land gibt, Wasser.

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Der nächste Halt erfolgte auf einer kleinen Grünanlage, mit moderner Plastik “zeitgemäß” gestaltet; vor allem aber hatte man hier einen Blick auf St. Patrick’s Cathedral, die mit der St. Paul’s Cathedral wetteifert, ebenfalls aus dem blau scheinenden Stein erbaut wurde und älter als St. Paul’s ist. Schräg gegenüber befindet sich eine Institution der Stadt, alt und ehrwürdig, aber nicht mehr in bestem Zustand, “Princess Theatre”, in dem aktuell Vorstellungen zur Comedy-Woche der Stadt stattfinden. Wenige Schritte die Bourke Street hinunter dann eine weitere Institution des alten Melbourne, “Her Majesty’s Theatre”. Mehr aus den Augenwinkeln betrachteten wir auf dem Weg nach Chinatown das riesige aus Sandstein errichtete Parliament House mit seinen schmucken Kandelabern als Laternen. Hier konnte man sich durch den Reichtum aus der Goldrauschzeit ab 1856 so richtig austoben und aus dem finanziellen Vollen schöpfen. Unweit davon die Spring Street nach Süden hinunter befindet sich das nicht minder imposante gleichfalls im klassischen Stil gehaltene Old Treasury Building, eingerahmt vom Treasury Garden.

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Über die Straße hinweg, die Bourke Street einige Schritte hinunter gegangen und an der Little Bourke Street eingebogen, schon waren wir in einer anderen Welt. China empfing den Besucher, nicht nur mit unzähligen entsprechenden Geschäften und Lokalen, sondern zuerst mit einem großen Torbogen. Von der Little Bourke Street zwischen Swanston Street und Exhibition Street sowie den abbiegenden Gässchen nur China im Auge. Unweit davon haben sich vor langer Zeit die Auswanderer aus Griechenland in großer Zahl niedergelassen – was entstand daraus : natürlich das griechische Viertel.

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Nach Durchlaufen des chinesischen Viertels ist man plötzlich mitten in der belebtesten Einkaufsmeile der Stadt mit den bekannten Kaufhäusern Myer und David Jones. Ob letzterer Geschäftsgründer eine kriminelle Vergangenheit hatte oder nur eine durch den Konkurrenten von nebenan angedichtete, erinnere ich mich nicht mehr, auf jeden Fall stehen zwei imposante Riesenkaufhäuser heute einträchtig nebeneinander und ziehen das zahlungskräftige Publikum an. In diesen Straßenquadraten reihen sich Kauftempel und Shoppingmalls nur so aneinander;  immer wieder zweigen Einkaufspassagen ab, sich hier zurecht zu finden ist nicht einfach, man wird förmlich von dem Konsumangebot erdrückt. Noch imposanter dann die nahe gelegene Royal Arcade, Melbournes älteste – und feinste – Ladenpassage, wie wir beim durchschreiten, gehen wäre nicht angemessen gewesen, feststellen konnten, denn hier wurde das Nobelste vom Noblen angeboten; sogar eine feine englische Tee”stube” war hier zu finden.

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Nach der Glitzerwelt ging es durch zahlreiche schmale Gässchen, wo das Leben der alternativen Szene teilweise pulsiert, interessante Gaststätten für den Normalbürger existieren, man in Rooftopgaststätten einen besonderen bezahlbaren Blick auf Melbourne erhält, wo nicht die Schickeria sich trifft sondern der Normalo, und vor allem wo die Graffitoszene der Stadt zumindest an einigen genehmigten Wänden sich ausprobieren kann mit dem Ergebnis, nach drei-vier-Wochen prangen dort schon wieder neue Kunstwerke. Jedoch sind einige der Werke als Dauerkunstwerke zu betrachten und hier zuoberst abgebildet.

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Und plötzlich traten wir aus einer Gasse heraus und standen hinter der St. Pauls Cathedral in einem Gässchen, in dem früher zahlreiche Konfektionsbetriebe existierten, später dann lagebedingt vor allem von Hotelbetrieben vertrieben wurden. An der St. Paul’s Cathedral vorbei, die Flinders Street Train Station und den Federation Square, hier trafen wir ebenfalls auf ein Spiegelzelt deutscher Provinienz,

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passiert standen wir am Yarra River. Über die Princess Bridge führte unser Abschluß auf eine Terrasse der Hamer Hall, der Konzerthalle der Stadt, die aber keinen Vergleich mit dem Gebäude in Sydney aufnehmen kann, auch wenn unser Führer die Vorzüge des Melbourner Opernhauses in allen Tönen lobte. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Victoria Arts Centre, auf das, damit das eher unscheinbare Gebäude besonders wahrgenommen wird, ein überdimensionaler Pfeil hinweist. Mit einem schönen Blick auf die Skyline der Innenstadt beendeten wir unseren Rundgang.

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Nach gut drei Stunden Spaziergang und einer Wegstrecke, wie unser Führer Hugo meinte von gut 7 Kilometern, war unser Bedürfnis auf weitere Kulturinformationen zumindest für heute gestillt. Zurück in der JuHe bereiteten wir uns auf den Abreise am nächsten Morgen vor, saßen aber auch stundenlang in der Küche bei informativen und interessanten Gesprächen mit anderen Gästen. Die Zeit in Melbourne war zu knapp bemessen, um noch mehr von der Stadt zu sehen, sie hätte es verdient, aber einen nicht nur ersten sehr schönen Eindruck haben wir gewinnen können. Ob auch in unserer Beurteilung Melbourne die Nase vorne haben wird, wie unser Hugo immer wieder mit dem Stolz des hier Geborenen betonte, werden wir erst beurteilen können, wenn wir unsere nächste Reisestation, Sydney, besucht haben.

Auf der Goldstraße nach Bendigo

Heute am 31.3. wollten wir uns auf die Suche nach unserem eigenen Goldschatz machen; die “Goldfields Touring Route” durch einen Teil des Bundesstaates Victoria sollte in Teilen unser Führer sein. Aber zuvor statteten wir “Brambuk”, dem Nationalpark- und Kulturzentrum von Gariwerd, so heißt nämlich der Grampian in der Sprache der Aborigines, einen Besuch ab. Hier bekommt man nicht nur gute Auskünfte zu den möglichen Wanderungen, sondern wesentlicher Bestandteil des Zentrums ist ein besuchenswertes Museum, das von fünf Aborigines-Stämmen in Eigenverantwortung gestaltet und geleitet wird. Allein die Form des Baukörpers drückt die enge Verbindung dieser Menschen mit der Natur, hier einem cockatoo, aus; es ist ein offener, leichter und luftiger Baukörper, in dem auf einige Aspekte der Kultur der Urbewohner, insbesondere aber auf die Jahrhunderte andauernde Unterdrückung durch die Siedler und die Krone, ausführlich eingegangen wird. Manch Neues erfuhren wir. Aus den Schuhen geschlagen hat uns der Hinweis, daß bis 1960 Aborigines-Kinder von ihren Eltern, insbesondere wenn es sich um “Mischlingskinder” handelte, getrennt wurden und isoliert von der Sippe eine Schule besuchten, in einem ihnen fremden Umfeld aufwuchsen und so zu einer mit ihrer Kultur nicht zu vereinbarenden Assimilation gezwungen wurden. 1960!! Dargestellt wurde in dem Zusammenhang natürlich auch, welche besondere Rolle das Bildungswesen und die Kirche(n) hatten, um aus den Ureinwohnern der Kolonialmacht und deren Kultur genehme Menschen zu machen. Über zwei Jahrhunderte strebten die Ureinwohner nach gesellschaftlicher Anerkennung, die ihnen u.a. im Sport oder durch Ableisten des Militärdienstes z.B. in WWI zuteil wurde, aber nicht ihre Gesamtheit erfasste. Nicht immer blieben die Schuriegelten friedfertig, zu Waffen griffen sie eher selten, in einigen Fällen kam es zu ausdauerndem zivilen Ungehorsam, Streiks. Man nahm es nicht mehr einfach hin, in Camps, was nichts anderes als Konzentrationslager waren, zusammengepfercht zu werden, ihre normale Lebensgestaltung nicht mehr fortsetzen zu dürfen/können. M.E. erst in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde offiziell anerkannt, welches Unrecht man der Urbevölkerung zugefügt hatte. Eine offizielle Entschuldigung durch einen Beschluß des Parlamentes gab es m.W. erst nach dem Jahr 2000. Das von den Siedlern und der Krone, der Kolonialmacht geraubte/enteignete Land hatte auch vor 300 Jahren Eigentümer, nämlich die unzähligen Stämme der Aborigines. Allein für den Bundesstaat Victoria, wohl flächenmäßig der kleinste in Australien, ist die Existenz von 39 Stämmen mit einer eigenen Sprache nachgewiesen, die in exakt abgegrenzten Territorien lebten und diesen Boden als ihr Eigentum, das sie zu bewahren hatten, ansahen. Dies muß auch der Kolonialmacht bewußt gewesen sein, auch wenn ihr Handeln nicht danach ausgerichtet wurde, denn ein Landkauf, bei dem einige Pakete Wäsche gegen über 100.000 Hektar Boden den Besitzer wechselten, wurde nicht anerkannt. Bei dem “Käufer” handelte es sich um einen der Gründerväter der Stadt Melbourne. Im großen und ganzen wurde der Landraub aber toleriert und staatlich gefördert oder um genau zu sein, durch das Rechtsprinzip, vor Ankunft der Kolonialmacht habe es keinen Rechtsanspruch auf Land gegeben somit sei folglich die Kolonialmacht Eigentümer, war die Krone der Räuber! In welcher Form es in der jüngsten Vergangenheit Entschädigungen gab, wissen wir nicht. In einer Broschüre haben wir am Ende den Hinweis gefunden, wonach man die Besitzrechte der Urbevölkerung, hier wurde der Name eines Stammes genannt, zur Kenntnis genommen hat, man spricht m.W von den ursprünglichen Eigentümern, und die Kultur der Aborigines respektiert.

In einer kleinen Ausstellung wurde auch die Bedeutung der Natur für den Jahresablauf und das Leben der Urbevölkerung sichtbar gemacht, wonach die Aborigines sogar 6 Jahreszeiten unterschieden haben, abhängig von den Möglichkeiten, in den Grampians Nahrungsquellen unterschiedlicher Art sich zu erschließen. Da die Tierwelt einen wichtigen Beitrag zur Ernährung liefert, ist eine ausreichende Futterquelle von großer Bedeutung. Das mit Augenmaß und kontrollierte Abbrennen von Unterholz und Weiden trug dazu bei, das Austreiben besserer Gräser und Sträucher zu fördern, somit die Nahrungsqualität z.B. für die Kängurus zu verbessern. Ob die heutzutage wahrgenommenen großen Brandschäden noch unter diesem Gesichtspunkt als positiv für die bessere Regeration der Natur angesehen werden müssen, bezweifeln wir.

Nach dem Bildungsaufenthalt im Brambuk machten wir noch einen Abstecher ins Gebirge. Gut 20 Kilometer von Halls Gap entfernt, gibt es sowohl den Reed Lookout als auch wenige Gehminuten entfernt die Balconies. Von beiden Orten hat man einen wunderschönen Weitblick hinein in die Grampians.

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Kurvenreich war die Strecke, die uns bis kurz vor die letzte Abzweigung auch durch den typischen Eukalyptuswald dieser Region führte, dann wurde es auf der nördlichen Straßenseite ziemlich licht und verkohlte Stämme standen auf verkohltem Boden. Bis hierhin hatte sich das Feuer aus dem nördlichen Parkgebiet ausgebreitet und konnte wohl an der Straße endlich gestoppt werden. Einige Bäume auf der Südseite der Straße haben gleichfalls unter der Hitze ziemlich gelitten.

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Manchmal ist die Welt sehr klein. Auf dem Weg vom Reed Lookout zu den Balconies überholen wir ein Ehepaar und werden angesprochen, auf Deutsch und mit erkennbar schwäbischem Akzent. Die beiden aus Messkirch stammenden Landsleute hatten ihre auf Kangaroo-Island verheiratete Tochter besucht und reisen nun mit dem Camper einige Wochen durch Victoria.

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Unsere Tierbegegnungen hielten sich heute in Grenzen; gesichtet wurde nur die dritte Eidechsenart in zwei Tagen, diesmal mit geschuppter Haut, nachdem wir gestern sehr schwarze mit gespaltenem Schwanz sowie normale mit runden Schwanz in der Sonne liegend entdeckt hatten.

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Mitte des 19. Jhd. hatte ein Goldrausch Australien erfasst; in großem Maße war davon auch der heutige Bundesstaat Victoria betroffen. In der Mitte des Landes wurde an zahlreichen Stellen eine Goldader entdeckt und sofort strömten Zehntausende hierhin, um ihr Glück zu suchen. Wie auch in Neuseeland, wo der Goldrausch zeitverzögert einsetzte, reisten zahlreiche Chinesen an die Fundorte, teilweise prägten sie die Entwicklung ganzer Ortschaften so stark, so daß auch heute noch ihr Einfluß spürbar ist. Meistens wird geraten, nach Ballarat als “Zentrum der Goldregion” zu reisen. Wir entschieden uns jedoch den deutlich weiter nördlich gelegenen Ort Bendigo zu besuchen. Zur Zeit der Goldfunde war Bendigo der reichste Ort in Australien; aus seinen Gruben wurde die zweitgrößte Goldmenge zur damaligen Zeit in Australien gefördert. Der Boom war zwar nur von kurzer Dauer und dauerte im wesentlichen nur bis etwa 1860, aber in Bendigo selber wurde noch bis in die vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts eine Goldgrube, die bis auf gut 500 Meter abgetäuft wurde, betrieben. Heute steht diese eingeschränkt für Besuche offen. Aber bevor man in Bendigo ist, müssen einige Kilometer gefahren werden.

Unsere Route führte uns über Stawell, Ort bekannter Leichtathletikwettkämpfe und eines sehr alten und ehrwürdigen Stadions, Landsborough, Navarre, Avoca, Maryborough, Maldon bis kurz vor Bendigo nach Marong auf unseren Campingplatz, der nur jedem empfohlen werden kann. So nichtssagend wie die meisten der aufgeführten Ortsnamen, so unspektakulär auch die durchfahrene Landschaft. Wir waren im Korn- und Weideland angekommen, bemerkten manchmal ausgedehnte Wälder, auch Staatsforste und geschützte Regionen passierten wir, umfuhren die Pyrenäen, die weder so wild noch so hoch waren und zu den europäischen Pyrenäen nur eine Namensgleichheit aufweisen. Hin und wieder war sehr deutlich an der Blattfärbung zu erkennen : es herbstet.

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Eine “neue” Schafrasse entdeckten wir auch; kaum vor dem Vorbeifahrenden verborgen grasten sie ein Feld ab.

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Seit langem hatte es in dem Bundesstaat nicht mehr so richtig geregnet; die Teiche und Rückhaltebecken die wir sehen konnten, waren fast leer. In diese Situation passt auch ein nicht nur heute, sondern gleichfalls in den zurückliegenden Tagen wiederholt wahrgenommenes Hinweisschild, das zur sparsamen Wasserverwendung aufruft. In diese Trockenheit passt dann ebenfalls, fern am Horizont eine sehr dunkle Wolke zu entdecken die nach etwa 30 Kilometer Fahrt sich als dunkle Rauchwolke herausstellte. Einige Kilometer abseits der Straße brannte es auf größerer Fläche; aus Richtung Bendigo kamen uns wohl deshalb eine ganze Anzahl kleiner Löscheinheiten entgegen.

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Unser Campingplatz in Marong vor den Toren von Bendigo war ziemlich leer, hatte eine umfassende Ausstattung, wie wir sie bislang in Australien noch nicht gesehen haben, pikobello sauber, grün und einen solarerwämten kleinen Swimmingpool, in den wir uns natürlich sofort – in Badesachen – hineinwarfen. Nicht riesig aber ausreichend und trotz des erwärmten Wassers richtig erfrischend. Das tat auch Not, denn es war ein warmer wenn nicht sogar heißer Tag mit gut 30 Grad. Und für Morgen sind noch höhere Temperaturen angesagt. Auch wenn ich die Sonne mag, so langsam ist aber auch eine Temperatur erreicht, bei der ich nein danke sagen würde.

Am 1.4. besuchten wir Bendigo. Es hat sich richtig gelohnt. Auch wenn die Stadt mit 70.000 Einwohnern keine kleine Stadt ist, sie ist überschaubar, hat eine wunderschöne alte Bausubstanz in der Innenstadt erhalten, wirkt auch in den Einkaufsstraßen nicht aufdringlich, man fühlt sich wohl, denn sie wirkt gemütlich. Dazu tragen nicht nur die auch von uns bewunderten alten Häuserfassaden bei, sondern gleichfalls die großzügigen Grünanlagen in der Stadtmitte. Man hat einen alten botanischen Garten erhalten sowie ein früheres stadtnahes Goldfeld vor vielen Jahrzehnten in den Rosalind Park umgewandelt. Man kann an den Fassaden der öffentlichen Gebäude, die alle aus der Zeit bis 1890 stammen ansehen, daß hier Reichtum vorlag, die Stadt im Geld/Gold nur so schwamm. Der gute Zustand der gesehenen Objekte mag dann auch die Vermutung unterstützen, selbst heute herrscht hier keine Armut. Wir sind mit Freude und oft Erstaunen die gut zwei Stunden im innerstädtischen Bereich von Denkmal zu Denkmal gewandert, haben die Stadthalle, das Gerichtsgebäude, eine Minenschule, das Gaol (Gefängnis) – leider im Umbau begriffen – ebenso angelaufen wie alte Schulgebäude, das Theater, eine Galerie aus damaliger Zeit und eine Mehrzahl von Geschäftshäusern. Während zu Anfang des Rundgangs wir an der St. Killian Kirche, einem Holzbau von 1888, vorbeikamen beschlossen wir fast unsere Wanderung mit der Sacred Heart Cathedral, einem mächtigen Steinbau aus dem Jahre 1897, dann wurde mit dem Bau begonnen um ihn 1901 einzustellen und 1950 fortzusetzen bis zur Weihe in 1977, also ein Jahrhundertbauwerk (!). Hier wurden wir von Orgelmusik empfangen, der Organist übte und es wir hörten ihm gerne eine Weile zu.

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Fast in den Hintergrund gerückt ist die Bedeutung, die die Goldminen für die Stadt haben; im Rosalind Park kann man jedoch einen alten Förderturm besteigen, um von oben einen Überblick über die Stadt zu bekommen. Auf die frühere große chinesische Gemeinde am Goldgräberort Bendigo kann das Golden Dragon Museum wie auch das Bendigo Joss House zurück geführt werden. Als Sportler schlug mein Herz höher, als ich die Tribüne des Queen Elizabeth Oval von weitem erblickte; der Platz war zwar irgendwie oval, vielleicht auch eher rund, aber die sichtbaren Linien hatten nichts mit einer Leichtathletikanlage sondern mit Kricket zu tun. Dennoch, diese Tribüne erinnerte an die altehrwürdigen Grandstands in England, dort aber auf Fußballplätzen.

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Nervig waren dann die nächsten 1 1/2 Stunden die wir damit verbrachten, ins Netz zu gelangen. An allen Stellen, an denen wir es versuchten, brach nach kurzer Zeit die Verbindung zusammen – wie soll man dann die Quartierfrage in Samoa klären? Letzte Rettung war nicht McD, dort haben wir die gleichen frustrierenden Erfahrungen gemacht, sondern, wieder einmal, die öffentliche Bibliothek. Man war so freundlich, uns den Zugangscode mitzuteilen und so konnten wir wenigstens einige Anfragen losschicken und mögliche Quartiere recherchieren.

Den dann am Lake Eppalock ausgesuchten Campingplatz, etwa 25 Kilometer östsüdöstlich von Bendigo, haben wir nach einer kurzen Besichtigung durch Katrin dann doch nicht ausgewählt. Ursprünglich fiel die Wahl auf ihn wegen der direkten Seelage. Bei Betrachtung stellte sich auch dieser See als inzwischen sehr flaches Gewässer heraus, in dem zu schwimmen fast nicht möglich erschien. So sind wir dann in Heathcote am Rande eines Nationalparks gelandet. Weinkenner werden fragen, warum wir denn nicht in einer der Weinkellereien, die es in dieser Region von Victoria gibt, eingekehrt sind – die Antwort, uns war bei diesen Temperaturen wirklich nicht nach einer Weinprobe. Am Abend dann, als wir auf einem Nachbarstellplatz sahen, wie dort eine Flasche geöffnet und geleert wurde, hätten auch wir gerne die Gläser gehoben.

Grampian National Park

Die Sonne begrüße uns heute am 29.3., es schien ein schöner Tag zu werden. Als wir aber uns auf den Weg von Hamilton in die Grampian Mountains nach Halls Gap aufmachten, sahen wir im wesentlichen nur in Nebel, nicht sehr dicht aber intensiv genug, um uns jegliche Freude an einer Weiterfahrt und vor allen Dingen einer Fahrt in die Berge zu nehmen. Vor allen Dingen Katrin war unzufrieden, in einem ihrer Wunschländer vom schlechten Wetter verfolgt zu werden, da könne man ja wirklich depressiv werden. Was sollten wir denn sehen bei diesen Bedingungen, jeden einzelnen Schritt zwar, aber Aussicht oder sogar Fernsicht war auf keinen Fall zu erwarten. Bereits auf den ersten Kilometern, mit derartigen Sichten links und rechts der Straße begrüßt,

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begannen wir, nach Alternativen zu suchen. Eigentlich war der Besuch der Grampians ein wichtiger Baustein in unserer Rundreise durch den Westen von Victoria, jetzt hieß es, den Streckenverlauf zu überdenken, vielleicht bessert sich das Wetter in einigen Tagen. In Dunkelt, knapp 20 Kilometer von Hamilton entfernt, gibt es eine Touristeninformation, dort wollten wir uns noch einmal über die Wetterlage und denkbare Alternativen erkundigen. Wie zum Hohn dann ein Hinweisschild am Straßenrand, das uns auf einen Lookout hinwies. Was wir sehen sollten, war bezeichnet, nur sehen wir …. nichts.

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Und das wäre bei guten Wetterbedingungen zu sehen gewesen (Fremdbild – natürlich).

 

In der Touristeninformation gab es gute Nachricht, das Wetter sollte sich kurzfristig bessern. Was wir zuerst noch als Aufmunterung verstanden hatten unsere Fahrt wie geplant fortzusetzen, stellte sich als wirklich gute Botschaft heraus : kaum hatten wir Dunkelt hinter uns gelassen und waren auf die Straße in den NP eingebogen, lichtete sich der Nebel zusehends und anfangs sporadisch, dann dauerhaft war die Sonne zu sehen. Es wurde bis zum Nachmittag hier in den Bergen richtig warm.

Halls Gap liegt im westlichen Teil der Grampians, gleichzeitig aber auch so zentral, daß von hier aus eine gute Auswahl an Tageswanderungen besteht. Bereits die Fahrt in den NP machte Lust auf mehr; im Osten der Straße Hügelketten bis oben hin bewaldet, im Westen blickten wir auf bewaldete oft felsige Berge und Bergketten. Der Wald des NP besteht, wie fast immer hier, aus Eukalyptusbäumen, die relativ locker stehen und die Entwicklung von Unterholz ermöglichen. Hin und wieder ist erkennbar, daß es hier in den Wäldern gebrannt hat; zahlreiche Stämme weisen eine verkohlte Rinde auf, wachsen zum Glück aber weiter. Bereits in Dunkelt hatten wir erfahren, daß auf Grund eines im Januar im Nordwesten von Halls Gap durch zahlreiche Blitzeinschläge ausgebrochenen Feuers geschätzte 30% des NP feuergeschädigt sind und ein Betreten derzeit nicht erlaubt ist. Zwei Wochen benötigte man, um die Feuer in den Griff zu bekommen.

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Um die Mittagszeit erreichten wir Halls Gap, suchten und fanden einen passenden Campingplatz und begannen mit der Hausarbeit, d.h. das Wetter wurde ausgenutzt, um die angesammelte Schmutzwäsche in die Maschine zu stecken und sie anschließend auf den mitgeführten Leinen um unseren Camper herum aufzuhängen. Da der Einstieg in einen Wanderweg von hier aus gut 6 Kilometer entfernt ist, verschoben wir den aktiven Teil im NP auf den Folgetag, der auch sonnig zu werden versprach.

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Im übrigen hatten wir einen Zoo rings um uns herum, was bei einem in einem NP befindlichen Campingplatz nicht ungewöhnlich ist. Völlig ohne Scheu lief am Nachmittag eine große Gruppe Kängurus über den Platz auf der erfolgreichen Suche nach Grünfutter. Während diese Tiere, die sich auch durch uns herumlaufende Gaffer nicht aus der Ruhe bringen und uns auf 1-2 Meter an sich herankommen ließen, putzig erscheinen sind die zahlreichen Kakadus, die sich in einem der großen Schatten spendenden Bäume versammeln, eine wahre Plage, denn, wie wir beobachten konnten, sind sie so dreist, wie die Geier auf unbeaufsichtigte Speisen zu stoßen, um sich mit der Beute davon zu machen. Gäste fördern dies noch, indem diese Vögel angefüttert werden.

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Und während einige Camper bei Bier und Gegrilltem, der Grill wird hier bei jeder Gelegenheit angeworfen, den schönen sonnigen Samstagnachmittag genießen, machen wir unsere Hausarbeiten, schreiben diesen Text, recherchieren unsere nächsten Ziele, liegen eine kurze Weile auf der faulen Haut am winzigen Pool.

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Der Spaziergang am späten Nachmittag hin zu Lake Bellfield, einem Stausee, hinter dessen fast 60 Meter hohen Mauer unser Campingplatz liegt, bescherte weitere Tierbeobachtungen. Ganz in der Nähe unseres Campingplatzeinganges entdeckte Katrin in einem Busch einen Papagei, der sich durch eine grell rote Brust auszeichnete. Leider machte er sich auf und davon, bevor ich mit der Kamera zurück war. Erfolgreicher waren wir auf dem Rückweg, als unseren Weg eine kleine Gruppe von Emus kreuzte auf dem Weg zu einer kleinen Lichtung, um dort in der Dämmerung zu äsen. Die Tiere kümmerten sich – kaum – um uns, zumindest so lange, wie wir eine Mindestabstand von geschätzten 20 Metern einhielten. Nachdem ich bei dem Versuch, eine bessere Aufnahmeposition zu erreichen, mich zu nah an sie herangeschlichen hatte, stoben sie davon.

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Als wir in völliger Dunkelheit zu unserem Camper zurückkehrten, konnten wir überall auf dem Gelände einzeln oder in Gruppen Kängurus bei der Nahrungsaufnahme schemenhaft erkennen. Selbst unmittelbar vor einem Zelteingang wurde seelenruhig die Wiese abgegrast. Am Morgen konnte man dann das Ergebnis der Futtersuche und anschließender Verdauung überall auf der Wiese erkennen. Wir stehen eben mit unserem Camper mitten im Park, die Tiere haben einen Teil ihrer Scheu offensichtlich verloren. Und morgens wird man dann von einem ohrenbetörendem Vogelgeschrei aufgeweckt, wobei offensichtlich die Kakadus die größten Störenfriede und Kreischer sind.

Den Sonntag, 30.3., kann Katrin mit Fug und Recht wettertechnisch auf der Positivseite verbuchen. Strahlender Sonnenschein schon am frühen Morgen, im Verlaufe des Tages erreichten wir 28 Grad, kaum Wind, die Wolken am Himmel störten die Sicht nicht. Endlich einmal ein Wetter, auf das sie so lange gewartet hatte. Es stellt sich nur die Frage, ob es sich um einen schönen Sommertag handelte oder einen tollen Ausreißer des Herbstes. Da unsere Tage in Victoria gezählt sind, am 5.4. geht es weiter nach Sydney und dann in Richtung Samoa, hoffen wir, daß uns für diese verbleibende Zeit das Wetterglück zur Seite steht.

Heute ist Wandertag, wir hatten uns eine 5-Stundenwanderung in den Grampians hinauf zu “The Pinnacle”, den Wonderland Loop, vorgenommen. Es hat richtig Spaß gemacht, durch diese Landschaft zu wandern, auch wenn es entlang der Strecke so gut wie keinen Schatten gab und wir richtig ins schwitzen kamen. Bereits der Einstieg in den Rundwanderweg war verheißungsvoll, denn direkt vor uns auf einer Wiese pickten sogar zwei der gestern nicht vor die Linse zu bekommenden Papageien – es gibt sie also wirklich.

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Die Grampians sind ein fast 170.000 Hektar großer Nationalpark, der jedoch, wie wir sehen konnten und auf Nachfrage bestätigt erhielten, immer wieder in größeren Teilen in Flammen steht. Auch entlang unserer Wanderstrecke konnte man angekohlte Baumstämme “bewundern”, vor allem aber sich darüber freuen, daß ein großer Teil der verletzten Bäume wieder ausgetrieben hat und offensichtlich “nur” das Unterholz vollständig verbrannt, jetzt aber wieder nachgewachsen ist. Hier wütete 2006 das Feuer wie auch in einem sehr großen Parkteil; es heißt, über 50% der Fläche hätte damals gebrannt, der angesprochene Mitarbeiter der Touristeninformation sprach sogar von 110.000 in Flammen gestandenen Hektar, das sind fast 70%! Gleichzeitig kann man aber auch sehen, wie schnell sich der Wald, der, wie früher bereits gesagt, nur eine sehr lockere Bewaldung aufweist, im Kern erholt, wenn denn die Bäume überleben. Stichwort Wald : erst 1995 wurde der Holzeinschlag in dem NP völlig eingestellt!

Besonders auffallend, ja spektakulär an den Grampians sind die Berg-/Felsformationen. Sie erinnern in großen Teilen an das Elbsandsteingebirge, kein Wunden, liegt auch hier Sandstein vor. Vor Millionen von Jahren aus dem Meer herausgehoben und teilweise steil aufgekantet sind die Felsen ein Blickfang; die Erosion hat es geschafft, immer neue Formen zu gestalten, Zerfallsprozesse tragen ihren Teil zu einer bizarren Berglandschaft bei.

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Und ähnlich wie im Elbsandsteingebirge werden auch hier die steilen aber griffigen Felsen zum Klettern genutzt.

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Wie auf den Tafeln am Parkeingang dargestellt, gibt es eine Vielzahl von Varianten, von Halls Gap aus in den Grampians zu wandern; unser Ziel The Pinnacle, ein Aussichtspunkt/-felsen etwa 400 Meter über dem Tal mit Blick auf Halls Gap und den Stausee.

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Unsere Wanderkarte nannte als erstes Zwischenziel Venus Baths, offensichtlich aus den Felsen durch den kleinen Fluß ausgewaschene Kuhlen, die zum Baden einladen. Wir hatten auch nach 15 Minuten einen Platz erreicht, der von zahlreichen Kindern als Planschbecken benutzt wurde; viel Wasser sahen wir jedoch nicht, der Bach war nur noch ein Rinnsal. Dabei gab es gut 10 Minuten Fußweg den Berg hinauf eine mit deutlich mehr Wasser gefüllte Badewannenlandschaft.

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Wir liefen oder stiegen das Tal des Stoney Creek weiter hinauf; es war mehr ein Steigen, denn einen richtigen Wanderweg gab es nur sehr eingeschränkt, meistens stiegen wir von Stein zu Stein. Es war uns klar, der in der Wanderkarte verzeichnete Wasserfall Splitters Fall dürfte wegen fehlenden Wassers, hier hatte es seit Monaten nicht mehr geregnet, kaum einen Besuch lohnen; dennoch, wenn wir schon in der Nähe sind… Das, was da den Felsen fast schon heruntertropfte und nur mit dem großen Tele erkennbar war, war kaum noch als Rinnsal zu bezeichnen.

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Weiter oben verjüngte sich die Schlucht erheblich, es ging in den Grand Canyon, hier oft steil hinauf und hin und wieder unter Benutzung von Stahltreppen. Schließlich passierten wir einen schmalen nach oben führenden Gang, die Silent Street, um an deren Ende auf einer kleinen Ebene in wenigen Schritten über die Felsen die Aussichtsplattform zu erreichen. Die bis hierhin knapp zwei Wanderstunden waren wirklich schweißtreibend.

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Der Blick von hier oben ging weit hinaus, das Tal und die Bergflanken der östlichen Grampians lagen vor uns und diesmal störte kein Nebel und keine Wolke das Erlebnis. Von hier oben sehen die Grampians dicht bewaldet aus, bei näherem Hinsehen bestätigt sich die eher lockere Bewaldung, von der wir, da die auf unserer Strecke fast nur Buschwerk existierte, keinen Nutzen hatten.

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Der Weg abwärts war dann nicht mehr so spektakulär und interessant wie der Aufstieg und nach etwa 3 1/2 Stunden waren wir wieder am Ausgangspunkt in Halls Gap.

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Eines ist nachzutragen : Katrin hat ihre und unsere erste Schlange gesehen und sich dabei natürlich heftig erschrocken. Vor ihr auf dem Weg lag das Tier, schwarz und etwa einen Meter groß. Vermutlich hat die Schlange blitzschnell erkannt, daß der daherkommende Mensch nicht in sein Beuteschema passt und sich dann schnell verkrochen. Zeit für eine Dokumentation bestand leider nicht.

Der Abend klang dann in unserem Zoo auf dem Campingplatz aus mit der Invasion von einigen Dutzend Kängurus, dem dauernden Gekrächze der Kakadus, unzähligen Entenfamilien, Emus und was es sonst noch so an Getier in diesem Nationalpark gibt. Wozu in den Zoo fahren, hier beim Camping in Halls Gap hat man alles frei Haus.

Great Ocean Road – Teil 2

Den erhofften sonnigen Tag bekamen wir zwar nicht, aber einen nicht verregneten Tag mit akzeptablen Sichtverhältnissen trotz oft dichter Wolkendecke. Eine Weiterfahrt lohnte sich also und wir waren wie gewohnt gegen 10:00 Uhr wieder auf der Strecke. Auch heute setzte sich die Great Ocean Road etwas von der Küste abgesetzt weiter fort, ehe sie bei Princetown wieder ihrem vollen Anspruch genügte. Der Inlandsstreifen ist verständlich, wenn man die nahezu unzugängliche Küste und die sich daraus ergebende fehlende Besiedlung betrachtet. Die im Binnenland gelegene Strecke führte zumindest an einer Handvoll Gehöften vorbei; Landwirtschaft an Stelle von Forstwirtschaft bestimmt das Leben der Menschen. Princetown  liegt mitten im Twelve Apostles Marine National Park und von nun an kamen wir wegen der zahlreichen Stops kaum noch voran. Geschätzt alle 3-4 Kilometer gab es eine Möglichkeit, sich der beeindruckenden Küste zu nähern. Dieser Küstenabschnitt weist bis zu 50-60 Meter hohe steil ins Meer abfallende Kliffs auf, vor denen an zahlreichen Stellen noch nicht ganz durch den Zahn der Zeit zerstörte Felsen mit bizarren Formen im Wasser stehen. Der erste Stop war an Gibson Steps; dort konnte man “bequem” die unzähligen Stufen bis zum Strand hinunterlaufen, um sich die Kliffs aus der Käferperspektive anzuschauen. Ganz schön klein kam man sich dabei vor. Spektakulär der Blick, dem an den übrigen Punkten nicht weniger spektakuläre Bilder und Ansichten folgten.

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Dann sahen wir schon das Schild, mit dem auf den Namensgeber dieses Gebietes hingewiesen wird, “Twelve Apostles”. Ein großes Besucherzentrum empfing uns; von hier aus konnte man gepflegt auf rollstuhltauglichen Wegen an verschiedene Aussichtspunkte laufen, um auf diese Gruppierung von im Wasser stehenden Felsen einen Blick zu werfen. Wer genau zählte stellte fest, es waren keine 12 Apostel zu sehen, was der Wahrheit entspricht, denn m.E. sind zwei der Felsen im Verlaufe der letzten 50 Jahre zusammengebrochen und liegen als Fragmente im Wasser. Was zu unserem Glück fehlte sich aber leider nicht einstellte war das Sonnenlicht, denn dann hätte das unterschiedliche Braun und Ocker der Felsen so richtig geleuchtet. So bleibt es unserer Fantasie überlassen, die Felsen kontrastreicher und farbiger wahrzunehmen.

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Unterschiedliche stabile Gesteine machen es möglich, daß durch Wellenschlag, Wasser und Luft derartige Gebilde entstehen. Von diesem Besucherzentrum liefen zwar keine Menschenmassen zu den Aussichtspunkten, ein-zwei Dutzend waren es jedoch schon, denen man zumindest teilweise bei den nächsten Haltepunkten in Richtung Westen immer wieder begegnete. Unser nächster Stop hieß “Loch Ard Gorge”, hier verbunden mit einer traurigen Geschichte über ein nahe dieser Stelle gesunkenes Fracht- und Passagierschiff Ende des 19. Jhd. Diese Küste war im übrigen nicht gerade leicht, zumindest küstennah, zu besegeln, denn zahlreiche Untiefen und Felsen machten die Navigation nicht leicht und waren für einige hundert Schiffe wie es heißt der Friedhof. Passenderweise heißt dann die Küste auch “shipwreck coast”. Wir konnten zwar keinen aus dem Meer aufragenden Mast mehr sehen, es gab jedoch zahlreiche Hinweise entlang der Küste auf in der Nähe havarierte Schiffe. Von diesem zentralen Punkt aus war es möglich, an unterschiedliche Küstenabschnitte mit wenigen Schritten zu gehen, so auch in Sichtweite von Muttonbird Island, Heimat hunderttausender dort zu Brutzeiten lebender Vögel.

Die herzerweichende Geschichte bei Loch Ard Gorge lautet wie folgt : Durch Fehlnavigation im Schlechtwetter wurde das Schiff kurz vor Erreichen seines Ziels Melbourne und einen nicht auf der Brücke, sondern mit Gästen feiernden Kapitän quasi auf den Felsen gesetzt und sank; nur ein junges Besatzungsmitglied sowie eine junge Irin überlebten, letztere weil der Seemann die junge Frau in dem Sturm über Stunden über Wasser gehalten und an Land gebracht hat. Das erhoffte Happyend blieb aus, der junge Mann wurde geehrt, die Irin kehrte in ihre Heimat zurück. Von den an die 50 mit dem Schiff untergegangenen Menschen konnten nur die Leichname von vieren geborgen werden, die in der Nähe der Unglücksstätte beigesetzt wurden.

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Die Aussichtspunkte setzten sich fort, nach wenigen Kilometern der nächste Hinweis, von der Küstenstraße abzubiegen, jetzt zum Sentinel Rock.

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Es folgte “The Arch”

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von diesem Punkt konnte man in geschätzten 20 Kilometern schemenhaft einen Teil der zwölf Apostel vor den Küstenklippen ausmachen als hellere Formationen.

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Dann erreichten wir England, genauer “London Bridge”. Das sichtbare Gebilde stellte aber nur noch einen Bogen dar, von Brücke also keine Spur. Die Erklärung : in 1990 war dieser Trum noch mit dem Festland verbunden; der fehlende zusammengebrochene Teil hatte ebenfalls einen Durchbruch im Wasserniveau, war bogenförmig ausgehöhlt. Dies vor dem inneren Auge kann man schon die Namensgebung akzeptieren und das verbleibende Teilstück als Brückenteil verstehen.

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Vor dem Brückenzusammenbruch war es möglich, die Brücke zu benutzen, so auch am Tag des Einbruchs. Zum Glück befand sich niemand auf dem Bruchstück, jedoch mussten zwei Gäste von dem nun zur Insel mutierten Brückenende per Hubschrauber gerettet werden. Wie durch die Wellen nach und nach Öffnungen in das Gestein gefräst werden, war in weiter Ferne an der Küstenklippe zu erkennen; offensichtlich bestand inzwischen ein Loch in dem Felsen durch das bei jedem Wellenschlag Wasser hindurchgedrückt wurde.

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Nächster bemerkenswerter Besichtigungspunkt stellte “The Grotto” dar. Hier trafen die meerseitige Wasserkraft und die des Sickerwassers von der Oberfläche zusammen. Das Sickerwasser höhlte im Verlaufe von Millionen von Jahren das Gestein aus, so daß es teilweise zusammenbrach und nur ein Bogen stehen blieb, während weit unterhalb des Bogens die Wellen einen tiefen Einschnitt in den Felsen erzeugt haben.

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Dann war Peterborough erreicht, ein kleiner Ort mit einer großen Bucht, vor dem sich jedoch ein großes Riff befindet. An einer kleinen Landspitze fanden wir eine Tafel, mit der auf einige der in der Nähe gesunkenen Segelschiffe hingewiesen wird. Bei ihrem Blick über die Bucht meinte Katrin, in der Ferne ein Kamel zu erkennen – optische Täuschung?

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Es nahm kein Ende mit den vor der Küste liegenden Felsinseln; die nächste Formation auf die der Reisende hingewiesen wurde war die “Bay of Martyrs”; leider fanden wir keinen Hinweis zu dieser besonderen Namensgebung.

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Schließlich kamen wir am Ende unserer langen Küstenreise an der “Bay of Islands” an, als ob wir  nicht schon genügend Felseilande betrachtet hätten. Hier fiel uns mehr die tolle Farbgebung der Küstenfelsen auf und erst in zweiter Linie nahmen wir die zahlreichen Felsinseln vor dieser wahr. Dies war dann auch ein würdiger und schöner Abschluß unserer Fahrt entlang der Great Ocean Road, die zwar erst einige Kilometer weiter im Inland bei Allansford endet, aber keine besonderen Sehenswürdigkeiten bis dorthin mehr aufweist.

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Warrnambool war unsere letzte Station an der Küste von Victoria, zum einen, weil wir von hieraus in das Landesinnere Richtung Grampian NP fahren wollten, zum anderen, weil es an Logans Beach am Rand von Warrnambool eine Wale Nursery gibt. Im Zeitraum zwischen Juli und September bringen die Southern Right Whale-Kühe hier ihren Nachwuchs zur Welt und befinden sich dabei in flacheren Gewässern, also Gelegenheit, diese bis zu 18 Meter  großen Säugetiere vom Strand aus zu beobachten. Natürlich glaubten wir nicht, vor Ort einen Nachzügler des letzten Geburtsjahres vorzufinden, aber Informationen zu diesen Walen. Auf zahlreichen Tafeln informierte man den Interessierten über den Umfang der Bedrohung dieser Wale, die fast ausgerottet waren und sich nur langsam zu einer Population entwickeln, bei der ein Überleben der Art wahrscheinlich ist, ihre Identifikationsmöglichkeiten, Lebensformen und Ernährung. Wir haben wieder etwas hinzugelernt.

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Das Victoria so etwas wie die Korn- und Fleischkammer Australiens darstellen (könnte) konnten wir auf unserer anschließenden Fahrt nach Norden feststellen. In Hamilton, eine gute Autostunde von der Küste entfernt, ließen wir unseren Anker auf einem Campingplatz für heute fallen.

Entlang der Great Ocean Road – Teil 1

Hunderttausende wenn nicht sogar Millionen befahren jährlich diese berühmte Straße an der Südküste von Victoria, die von Torquay im Osten nach Peterborough im Westen verläuft. Es handelt sich somit nicht nur um eine bekannte sondern auch um eine berühmte Straße. Wir schlossen uns heute dem Strom der Schauer an, obgleich auf der Straße sich herausstellte, der große Ansturm und Verkehr auf dieser Strecke liegt schon weit zurück. Der hiesige Sommer ist vorbei, die hier zu findenden zahlreichen Superstrände ziehen keinen Gast mehr an; so teilen sich im wesentlichen Camperfahrer in sehr übersichtlicher Zahl die Straße.

Wir hatten zwar im Vorfeld gelesen, daß entlang der Straße an verschiedenen Stellen Erinnerungstafeln errichtet wurden, die auf die Erbauer hinwiesen, einordnen konnten wir dies jedoch erst, nachdem wir bei Fairhaven die entscheidende Gedenkstätte angefahren hatten. Der Bau dieser nahezu ohne Unterbrechung immer an der Küste entlang verlaufenden Straße geht im Grunde auf eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ab 1918 zurück die dazu diente, die zahlreich in den 1. Weltkrieg gezogenen und lebend zurückgekehrten Soldaten, die nicht in ein gemachtes Nest daheim fallen konnten, mit Beschäftigung und Einkommen zu versorgen. Abgeschlossen wurde der Straßenbau m.E. 1932. Die Orte an diesem Küstenabschnitt waren bis dahin weitgehend nur von See aus zu erreichen, brauchbare Straßenverbindungen gab es nicht. Die Lebensbedingungen der hier lebenden Australier durch den Straßenbau zu verbessern war ein weiteres wichtiges Motiv. So wie wir es verstanden haben, konnten hierfür, zumindest in den ersten 10 Jahren keine öffentlichen Mittel bereit gestellt werden. So gründete man einen Trust, der Gelder einsammelte und hiermit die Finanzierung sicherstellte. Für eine Reihe von Jahren wurde deshalb nach seiner Fertigstellung für die Straßenbenutzung eine Gebühr verlangt. Soweit nichts Ungewöhnliches sieht man davon ab, daß auch Australier im WWI dienten. Schier unglaublich war jedoch zu lesen, daß in WWI insgesamt 260.000 Australier gekämpft haben, wovon 160.000 Verwundungen erlitten und insgesamt 60.000 australische Soldaten starben. Vor dem Hintergrund des enormen Blutzolls, den diese Nation gezahlt hatte, war es eine Verpflichtung, für die Rückkehrer gebührend zu sorgen. Dann versteht man auch, weshalb an mehreren Stellen entlang dieser knapp 260 Kilometer langen Straße auf die Arbeit der Exsoldaten ehrend hingewiesen wird.

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Natürlich entspricht die Straße heute nicht mehr dem damaligen Straßenbau, es gab Verbreiterungen und Brückenerneuerungen, Holzbrücken wurden gegen Betonbrücken ausgetauscht, die Streckenführung ist jedoch beibehalten worden. Wie erwartet wurde, profitierten die an diesem Küstenabschnitt lebenden Australier enorm von dem Bauwerk; es stellte die Basis für die Entwicklung von Tourismus dar. Nicht jeder Ort hat davon in gleichem Umfang profitiert, einigen sieht man bereits von weitem an, daß hier nur in der Feriensaison etwas los ist, da er zum größten Teil aus Ferienhäusern, Wohnungen und selten Hotels/Motels besteht, andere haben ihre Natürlichkeit bewahrt und wurden nicht durch entsprechend ausgeuferte Bebauungen als gewachsene Gemeinde gemordet. So stehen z.B. Apollo und Lorne für die Gruppe der erstgenannten Orte und Kennett River oder Wye River für das Gegenteil.

Wir wollen diese überschaubare Strecke in aller Ruhe mit genügend Stops an zwei Tagen “bewältigen” und sind heute bis nach Apollo gekommen. Wenn man eine Küstenstraße, die naturgemäß voller Windungen ist und immer an der Wand lang verläuft, fährt, hat der Fahrer des Wagens die A-karte gezogen, denn die Streckenführung verlangte schon höhere Aufmerksamkeit. Aber auch aus den Augenwinkeln heraus kann nur bestätigt werden, daß die aus Katrins Mund strömenden Entzückung über das Gesehene ausdrückenden Worte zu Recht gefallen sind. Das hier ist eine wunderschöne Küstenlandschaft, die nach jeder Straßenwindung neue Ausblicke bereit hält, bei der sich Strandbucht an die vorherige anschließt, sehr schöne breite und lange Sandstrände auf Besucher warten,  die felsige Landschaft sich auch im Wasser fortsetzt, die natürlichen Gegebenheiten der Buchten oft ein besonderes Paradies für Surfer darstellen.

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Den Bildern sieht ,man auch schon an, daß der Tag mit Sonnenschein begonnen und es sich dann zunehmend bewölkte.

Die Surfer waren dann auch die einzigen, die wir im Wasser sahen, natürlich alle im Naßbieber. Selbst Strandgänger konnten wir, bis auf eine Ausnahme, nicht entdecken, wenn wir die wenigen Zuschauer an den Surfstränden außer acht lassen. Also nichts los hier, man konnte am Wasser seine Ruhe finden. Der Surfsport hat hier einen großen Stellenwert, wie man an einer in der Nähe von Torquay befindlichen Bucht feststellen konnte; Bells Beach, die wir auch besuchten, ist Austragungsort der seit 50 Jahren (!) stattfindenden Rip Curl Pro, ein internationaler Profi-surf-wettbewerb und in Torquay selber hat man ein “Surf World Museum” errichtet. Ob das hier die Wiege des Surfsports ist, wir wissen es nicht, interessiert auch nicht.

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Wo Meer und Küste ist, stehen auch Leuchttürme, oft an besonders exponierten Stellen. Das Spilt Point Lighthouse bei Aireys Inlet gehört dazu, nicht, weil es immer noch seinen Dienst versieht, sondern weil die umliegende Steilküste imponierend ist und nach und nach durch Meer und Wind geformt wird.

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Es ist schwierig, sich an die einzelnen Küstenabschnitte zu erinnern, alle waren wild, einzigartig. Unvergessen wird jedoch ein kurzes Abstecher bei Kennett River sein, der uns den ersten Koala bescherte. Es hieß, hier in den Eukalyptusbäumen würden sich kleine Gruppen von Koala aufhalten; wir waren nicht die einzigen, die diesem Hinweis gefolgt waren und konnten von der Aufmerksamkeit anderer Reisender profitieren, die ein extrem fest schlafendes Exemplar im Geäst ausgemacht hatten. Und das Glück wurde noch vervollständigt die die Beobachtung anderer Tiere.

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Auf ihrem abendlichen Spaziergang ins “Städtle” wollte Katrin insbesondere die bei unserem Stop nur kurz betrachteten Holzskulpturen vor allem örtlicher Künstler noch einmal in Ruhe anschauen. Natürlich war ein Objekt darunter, das sie sich auch bei uns im Garten vorstellen konnte. Jeglicher weitere Gedanke wurde schnell verworfen, denn wie diese großen Objekte  nach Hause bekommen und wenn per Fracht, wie groß ist das Vermögen, das wir dafür aufwenden müssen? Es blieb also bei einigen Aufnahmen statischer Art, der dann auf dem Weg entlang der Küste weitere von dynamischem Anspruch folgten. Der Wind hatte am Abend so aufgefrischt, so daß beste Bedingungen für Kitesurfen bestanden.

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Erleichterte uns am Abend das vernehmbare Meeresrauschen und der Wind, ergänzt durch Zikadengeräusche, das Einschlafen, weckte uns ein in der Nacht einsetzender heftiger Regen wieder auf. Es goß, es schüttete aus allen Kübeln. Leider waren die Gefäße am Morgen  nicht geleert, sondern wurden weiter, und das den ganzen Tag bis zum Spätnachmittag über, ohne Gnade für uns Reisende, über uns ausgeschüttet. Mal heftig, mal nur tropfenweise kam es von oben. Unsere Tagesplanung, weiter die Strecke gen Westen zu fahren, war Makulatur – bei Regen und mehr als dürftiger Sicht an einer Küste entlangfahren und nur die Ahnung von ihrer Existenz zu bekommen war nicht unser Bestreben. Das alternative Kurzprogramm sah deshalb vor, zuerst in der gemütlichen Touristeninformation uns Netzzugang zu verschaffen, um dringend notwendige Recherche zu unseren Unterkünften auf Samoa zu betreiben, anschließend zwei Ecken weiter zu fahren und zu schauen, ob die Sicht es möglich macht, zum Cape Otway zu fahren.

Nach 1 1/2 Stunden Recherche(versuchen), die immer wieder von Netzunterbrechungen gestört wurden, packten wir ohne wesentlich neue Erkenntnisse unsere Technik zusammen. Auch das Wetter meinte es nicht gerade gut mit uns, unveränderter Regenfall veranlasste uns für alle weiteren Gänge unsere Regenjacken aus den Rucksäcken zu ziehen, hatten wir diese doch in der Hoffnung, ab jetzt gibt es nur noch Sonnenschein, tief unten vergraben. So kann die harte Wirklichkeit aussehen! So ganz auf der Stelle treten wollten wir nun auch nicht, es ging also die Strecke weiter gen Westen. Der Leuchtturm von Cape Otway, 1848 errichtet, wird oft abgebildet und stellt eine besondere Landmarke dar; zudem soll auch die Sicht von diesem Punkt die Küste entlang atemraubend sein. Die Fahrt dorthin führte uns etwas von der Küste weg, verständlich, denn der Leuchtturm steht auf einer größeren Landzunge. Wir durchfuhren den Great Otway National Park, in dem wir geplant hatten, in der Nähe des Caps eine Weile zu wandern; auch dieses Vorhaben fiel richtig ins Wasser. Vom Park sahen wir somit nicht viel außer den recht großen Eukalyptusbäumen rechts und links der Straße. Manchmal bildeten die Baumkronen eine Kuppel unter der wir hindurchfahren durften.

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Um zum Leuchtturm zu gelangen, muß man gut 10 Kilometer von der Great Ocean Road auf die Landzungenkopf zufahren; entlang dieser Strecke sollen, so heißt es, ab und an Koalas sich aufhalten. Dementsprechend vorinformiert fuhren wir sehr langsam diesen Streckenabschnitt und Katrin bekam vom permanenten nach oben starren Halsschmerzen, ohne für ihren Einsatz so richtig belohnt zu werden. Das änderte sich bei unserer Rückfahrt, diesmal jedoch nicht in gemäßigtem Tempo. Natürlich hielten wir auch diesmal die Augen offen mit mehr Erfolg als auf der Hinfahrt. Nachdem wir zwei schlafende Koalas in den Bäumen entdeckt hatten, die sich leider nicht geschickt für ein Foto ins Geäst gehängt hatten,

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sahen wir wenige Bäume später erstmals einen aktiven, d.h. Nahrung in sich hineinstopfenden Koala. Nicht immer bot er eine Position die das Tier vorteilhaft abbildete, aber manchmal. Ob der Koala jemals so oft wie heute fotografiert wurde wissen wir nicht; aber nachdem andere Reisende uns mit der Kamera in der Hand in einen Baum starren sahen, hielten sie an und kamen mit gezückter Kamera angelaufen. Es kam beinahe zu einem Verkehrsstau, denn ein Vorbeifahrender beschwerte sich ob des Auflaufs, den der kleine Koala ohne eine besondere Regung über sich ergehen ließ und munter Blätter in sich hineinschob. Als wir dann weiter fuhren, hatten mehr als 20 andere Reisende ebenfalls dieses Aha-Erlebnis.

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Auf der Hinfahrt war uns ein größeres Gebiet in der Nähe des Leuchtturms aufgefallen, in dem nahezu nur abgestorbene Eukalyptusbäume standen. Später konnten wir lesen, daß hierfür nach derzeitigem Wissensstand, damit will man wohl sagen, so richtig gesicherte Erkenntnisse besitzt man nicht, u.a. die Vielzahl der die Eukalyptusblätter fressenden Tiere im Wald (Koala) verantwortlich seien, aber auch Bodenveränderungen und fehlende Brände (?!) mitursächlich sein könnten.

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Das eigentliche Ziel, den Leuchtturm von Cape Otway haben wir auch erreicht, uns aber auf einen Blick aus der Ferne beschränkt. Die Sichtverhältnisse an der Küste waren äußerst beschränkt und für diese Erkenntnis dann auch noch 40 Dollar zu zahlen war uns dann doch etwas zu fett.

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So richtig erlebnisträchtig war die weitere Fahrt nicht, wie sollte sie auch, ging es zwar durch einen schönen Wald oder später durch hügliges Gelände, der Blick wurde immer durch die tiefliegenden Wolken – oder war es nicht vielmehr Nebel, es ist doch Herbst   hier – getrübt bzw. eingetrübt. Selbst von sogenannten Lookouts war nicht viel präzise zu erkennen.

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So war schnell entschieden, sehr früh den nächstbesten Campingplatz anzufahren, damit wir Morgen bei hoffentlich strahlendem Sonnenschein uns einen der Höhepunkte an der Küste, die 12 Apostel, ansehen können. Dieser Campingplatz liegt malerisch auf einer Anhöhe, etwa 3 Kilometer vom Meer entfernt.

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Fast mit unserem Fahrtende am heutigen Tag hörte es auch zu regnen auf. Bislang wenig bewegt war damit schnell entschieden, wir laufen auf die Küste zu. Der kleine Spaziergang von 1 1/2 Stunden führte uns durch einen Krüppelwald an die Kante der Steilküste mit einem schönen, jetzt möglichen, Weitblick. Lange standen wir da und schauten den anrollenden und sich kurz vor dem Ufer  brechenden Wellen nach.

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Das Glück wie bei der Aufnahme des Koala war uns auf dem Rückweg vom Meer bei unseren Versuchen, einen der zahlreichen hier im Busch umherfliegenden Vögel zu fotografieren nicht hold. Wahrgenommen, gesehen haben wir u.a. zwar auch blau-rote sowie dunkel-hellgrüne papageienähnliche Vögel, vor die Linse kamen uns die schnellen Tiere aber nicht. Das wäre dann wohl auch zu viel Glück an diesem Tag gewesen, hoffen wir deshalb, daß Morgen das Wetterglück auf unserer Seite ist.

Melbourne – Teil 1

Der 25.3. ist wieder einmal ein Reisetag; heute geht es in der Früh von Hobart per Flieger nach Melbourne. Dort übernehmen wir unseren Camper und Heimstatt für die nächsten 9 Tage. Leider befindet sich das Auslieferungslager etwa 20 Kilometer vom Flughafen entfernt, was anfangs ein Transportproblem aufwarf. Wie dorthin gelangen ohne auf ein teures Taxi zurück zu greifen – diese Frage hätten wir gerne einem Mitarbeiter am Informationsschalter im Flughafen gestellt, allein, einen solchen Auskunftsbereich findet man im nationalen Airport von Melbourne nicht. Soll doch jeder Ankommende sehen, wie er weiter kommt; Informationsbroschüren für einen Besucher der Stadt – man sollte sich vor der Reise entsprechend eingedeckt haben, denn auch diese gibt es vor Ort nicht. Melbourne und seine Einrichtungen haben es wohl nicht nötig, um Gäste zu werben. Zum Glück gibt es auch hilfsbereite Menschen an den  Verkaufsschaltern, die uns zumindest mit einer Hausnummer für einen Taxitransport versorgen konnten. Da allein der Bustransfer in die Stadt, wo wo aus wir mit einem Zug in den Vorort, indem die Ausgabestelle sich befindet, hätten weiter fahren müssen, pro Person 18 Dollar kostet, war die Entscheidung für das Taxi schnell gefallen. Innerhalb von etwa 20 Minuten und für nicht ganz 50 Dollar waren wir an unserem Ziel.

Die bekannte Übergabeprozedur wurde schnell abgewickelt, dann machten wir uns auf die Reise durch einen Teil des Bundesstaates Victoria, jedoch nicht ohne vorher bei einem alten Bekannten vorbeizuschauen. Jedes Mal, wenn es wieder auf große Fahrt geht, müssen wir uns verproviantieren. Kurz bevor wir mit dem Taxi auf den Hof des Vermieters einbogen, sprang uns ein altbekannter Schriftzug in blau ins Auge : auch Aldi gibt es in Australien. Bei den bislang kennengelernten Lebensmittelpreisen bei den Platzhirschen wollten wir den Vergleich anstellen, zumal bei den hiesigen Lebensmittelmärkten die Tendenz zu Großfamilienpackungen besteht, die so gar nicht unserem Bedürfnis entsprechen. Da loben wir doch die Aldi-Abpackungsmengen und wurden nicht enttäuscht, weder was die Verpackungsmengen noch die Preise betrifft. Nur mit dem Brot konnte er uns nicht zufrieden stellen, hier ist das Angebot voll auf den zahnlosen Australier, d.h. jegliche Form von Weich-/Toastbrot ausgerichtet.

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Mit diesen Kilo Zusatzgewicht ging es dann durch Melbourne auf der Suche nach der richtigen Schnellstraße in Richtung Great Ocean Road. Wir sind sicherlich den einen oder anderen Schlenker zu viel gefahren, kamen letztlich aber doch auf die M1, die uns nach Geelong führte. Wir wollten in dieser Großstadt versuchen, unser Netzzugangsproblem zu lösen. Immer wieder haben wir in der Vergangenheit, insbesondere in Australiern aber auch in Teilen Neuseelands feststellen müssen, daß auf den besuchten Campingplätzen keine Internetverbindung möglich war. Recherchen über weitere Reiseziele, Korrespondenz etc. mussten wir auf Sparflamme fahren, im Grunde kein lange akzeptabler Zustand. Die Lösung kann nur darin bestehen, uns einen WiFi-Zugang auf Zeit zu kaufen; hier versprachen wir uns Hilfe bei den einschlägigen Anbietern, die vorzugsweise in den großen Einkaufsmalls vertreten sind. Eine solche steuerten wir im Herzen von Geelong an und verließen sie mit einem Minikarton. Die geforderten Preise für einen Zeitvertrag oder als Pre-Paid-Modell haben uns anfangs erstaunt, hoffen nun aber, mit der gefundenen Lösung für die nächsten zwei Monate flexibler zu sein.

Der Rest der Fahrt hin zu unserem ersten Campingplatz im Bundesstaat Victoria, meernah in Torquay war dann schnell bewältigt. Zur Freude von Katrin schien die Sonne, der Wind blies mäßig und es war warm. Das läßt uns positiv auf die Fahrt entlang der Küste von Morgen an gehen.

Hobart

Sonntag der 23.3. geben wir den Camper am Flughafen in Hobart zurück. Wir können uns Zeit lassen, fahren gemütlich in die Innenstadt von Hobart zur JuHe, um unser Gepäck zu deponieren. Ungewöhnlich, wir können unser Zimmer schon vor 12:00 Uhr beziehen, was das Handling erleichtert. Erfreulich, als ich eine knappe Stunde später den Camper ohne Beanstandungen zurück geben kann, womit ein weiteres Camperlebenkapitel abgeschlossen ist. ÖPNV sollte man an den Flughäfen in dieser Weltregion nicht erwarten, aber private Busfirmen bringen dich für ein stattliches Entgelt in die Innenstadt; erfreulich, als ich dort ankam, startete gerade eine Fahrt in die Innenstadt, was mir eine Stunde Wartezeit auf die nächste Verbindung ersparte.

Am Nachmittag unternahmen wir einen ersten Erkundungsspaziergang durch die direkt vor der Tür der JuHe beginnenden Innenstadt – und sahen kaum jemanden wie wir durch die Straßen schlendern. Lediglich in den hafennahen Spezialitätenrestaurants saßen einige Gäste und erste Besucher strömten in das in der Nähe des Salamanca Marktes aufgebauten “Spiegeltents”. Irgendwie erinnerte mich dieses Zelt an ein solches, das in 2001 in Potsdam stand, damals aber Spiegelzelt hieß.

Heute m Montag, 24.3., waren die Straßen spürbar belebter, so machte es auch mehr Spaß, den alten Teil Hobarts, zumindest was von diesem noch zu sehen ist, zu durchstreifen. Hobart gehört zu den ältesten Siedlungen der Engländer auf Tasmanien; seine Entwicklung wurde maßgeblich begünstigt durch die Politik, Strafgefangene nach Tasmanien zu verschicken. Gegründet Anfang 1800 nahm das Örtchen Aufschwung in der Zeit zwischen 1820 und 1840. Einzelne Gebäude existieren noch aus dieser Gründungszeit, naturgemäß oft in der Nähe des Hafens gelegen, wie das Objekt, das heute als Gaststätte (The drunken Admiral) dient. Die damals in direkter Nachbarschaft gebauten kleineren Fischerhäuser mussten bald robusten Steinhäusern weichen, die auch heute noch, jetzt als Hotel (Henry Jones Art Hotel), genutzt werden.

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Nur wenig erinnert heute noch an die Zeit Hobarts als “Verwaltungsstadt” für den Gefangentransfer, die Gefangenenlager, auch wenn hier z.B. die Gelegenheit besteht, die Überreste eines ehemaligen Frauengefängnisses zu besuchen. In dem Zusammenhang meine ich mich zu erinnern, daß fast 25% der zwangsverschickten Gefangenen Frauen waren!

Hobart, am Fuß des Mount Wellington und am Derwent River gelegen, besitzt viele schöne Wohngegenden, was auch die ersten Siedler zu nutzen wussten. Auf der kleinen Anhöhe Battery Point wurden im vorvorigen Jahrhundert entlang kleinen Sträßchen und Gassen Hütten und Häuser gebaut, von denen heute noch einige Bestand haben. Meistens waren es Bürger, die ihr Brot in der Seefahrt verdienten; je nach Lohntüte fielen dann auch die Gebäude aus. Später wurde die Bebauung durch eine ganze Anzahl von stilvollen Gebäuden ergänzt, die ebenso gut auch in England hätten stehen können. Ein besonders schönes Gebäudeensemble unterschiedlicher Stile findet sich am Arthur Circus, einem kleinen Park Mitten in Battery Point.

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Ein weiteres Highlight bilden die am Salamanca Place um 1830 in Sandstein errichteten Geschäfts- und Lagerhäuser, damals das Zentrum der Geschäftstätigkeit Hobarts. Die Gebäude sollen in den 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts ziemlich heruntergekommen sein und benötigten eine “Wiederbelebung”. Diese wurde gefunden. Heute haben sich hier alle möglichen Geschäfte etabliert die zahlreiche Einheimische und Touristen anziehen. Natürlich dominieren hier die Gastronomiebetriebe, sicherlich ist deren Existenz auch durch die naheliegenden Verwaltungsgebäude der Tasmanischen Regierung begünstigt.

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Als wir in der Nähe des Parlamentsgebäudes den St. Davids Park durchliefen, war dies für uns eine ganz normale in der Stadt gelegene ruhige Grünanlage mit imponierenden großen Bäumen. Wir nahmen zwar die verschiedenen kleinen Monumente wahr, machten uns aber keine Gedanken über deren Herkunft, bis ich eines davon näher unter die Lupe nahm. Es handelte sich um monströse aber sehr schöne Grabsteine. Dieser Park war, wie später deutlich wurde, im 19. Jhd. ein Friedhof, der um 1920 in einen Park umgewandelt wurde. Einige der schönsten Grabsteine blieben an ihren Stellen, zahlreiche Grabplatten hat man in eine hinter dem obersten Gerichtshof des Landes befindliche Mauer integriert, an der man auch entlang schlendern kann.

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Innenstadtnah befindet sich natürlich kein Fischereihafen mehr; die Kaianlagen werden von Ausflugsschiffen, auch in Form historischer Segelschiffe, und als Liegeplatz für die Großboote betuchter Bürger genutzt. Frühere Lagerhallen wurden umgenutzt, häufig findet man hier eine Mischnutzung von Gastronomie im Erdgeschoß und gehobenen Wohnraum in der Belletage mit tollem Blick auf das Wasser. An die alten Zeiten, in denen das pralle Leben rund um den Hafen sich abspielte, erinnern nur wenige Gebäude. In einem davon befindet sich nach eigener Werbung die älteste Kneipe mit Lizenz in Australien, bei unserem Spaziergang leider geschlossen – hier hätten auch wir uns gerne einen hinter die  nicht vorhandene Binde gekippt.

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Einen Tag kann man gut hier in Hobart verbringen, einen zweiten, uns leider nicht mehr zur Verfügung stehenden Tag kann man zu einem Ausflug mit Wanderung auf den Mount Wellington nutzen. Die Stadt verbreitet eine angenehme Atmosphäre, keine Hektik, ist überschaubar. Wir haben die Zeit hier genossen, es war ein Tag ohne Fahrerei und mit einem gemütlichen Stadtrundgang, bevor wir Morgen nach Melbourne fliegen, um von dort aus mit einem Camper für einige Tage uns den Bundesstaat Victoria anzusehen.

 

Bleibt die Frage, ob die Reise nach Tasmanien sich gelohnt hat. Ja, aber : Tasmanien hat wunderschöne Sandstrände und Buchten, die nur von wenigen während unserer Zeit besucht wurden, aber die Wassertemperatur verleitete niemanden, die Bademöglichkeit zu nutzen. Tasmanien verfügt über eine extrem große Anzahl von Nationalparks; in unserem Parkpass sind 20 verschiedene geschützte Bereiche benannt, von denen wir nur fünf besuchen konnten. Tasmanien ist grün, auch wenn die Trockenheit spürbar war. Tasmanien hat wunderschöne wilde Küstenabschnitte, die man kaum alle kennenlernen kann; wir mussten uns im wesentlichen auf die Ostküste beschränken, wobei insbesondere die Nord- und Teile der Westküste mindestens ebensolch imponierende und beeindruckende Küsten besitzen, die wir leider nicht anfahren konnten. In Tasmanien kann man wunderschöne und interessante Wanderungen im Gebirge und an der See machen und muß sich dabei nicht nur auf Eintagestouren beschränken; auch wir wären gerne mehr und längere Strecken durch diese Landschaften gewandert. Tasmanien ist eine Insel und insofern wechselt das Klima relativ schnell; uns hat es erwischt mit Starkregen und heftigen Winden, ist halt Pech. Tasmanien zieht zahlreiche Besucher an, aber die Anzahl ist überschaubar; selbst die Hauptstadt Hobart strahlt eine Ruhe aus und wirkt in keiner Weise sehr großstädtisch. Selbst die Fußgängerzone könnte man in jeder deutschen Mittelstadt verorten. Daß der Tourismus nicht unbedingt ein starkes Standbein der Tasmanischen Wirtschaft ist, zeigt sich an der Qualität der Campingplätze, die stark hinter der in Neuseeland vorgefundenen zurückbleibt; auch ist die touristische Infrastruktur für den Camperreisenden nicht stark ausgebaut. So können wir nach dem verkürzten Aufenthalt auf Tasmanien ein im wesentlichen positives Urteil fällen, nur zu kalt war es, meint vor allem Katrin, die sich nach Wärme sehnt; der Herbst hat sich hier früher als erwartet und heftiger als erwünscht bemerkbar gemacht. Es hätten einige Tage mehr sein können, die wir hier herumreisen, denn es gibt auf Tasmanien noch viel für uns zu entdecken. Wir hatten jedoch entschieden, um auf Katrins Wunsch die Gesamtreisedauer etwas zu reduzieren, die geplante Reisedauer auf der Insel um fast 50% zu vermindern, das war wohl etwas zu sehr gekürzt und wir haben unsere Reiseziele entsprechend eingedampft. Schade, aber nicht zu ändern. Dennoch, wir verlassen Tasmanien mit einem vollen Rucksack, vor allem voller neuer Eindrücke.

Lake St.Clair

Warm war uns in der Nacht vom 21. auf den 22.3. nicht, gefroren haben wir, aber man gewöhnt sich an fast alles, so auch die Kälte; heute Nacht wurden wieder 5 Grad Wärme gemessen. Irgendwann in der Nacht muß es zu regnen aufgehört haben. Hatte es am Abend noch wie aus Kübeln geschüttet und uns im Camper festgenagelt, waren am Morgen nur noch die Riesenpfützen auf den Wegen des Campingplatzes zu sehen. Damit war im Grunde die Frage nach dem was tun geklärt, wandern natürlich, denn deshalb sind wir in diesen Teil des Craddle Mountain NP am Lake St. Clair gefahren, der im Süden des Walls of Jerusalem NP liegt.

Ein gutes Dutzend unterschiedliche langer Wanderungen kann von dem direkt am Campingplatz liegenden NP-Verwaltungsgebäude aus angegangen werden. Der mit etwa 5 Stunden Wanderzeit angegebene Rundweg zum Shadow Lake oberhalb vom Lake St. Clair gelegen reizte uns deutlich mehr, als an einem Teil des Sees in der gleichen Zeit zu entlang hin und zurück zu laufen. Und so machten wir uns um 10:30 Uhr auf den Weg, trugen uns pflichtgemäß in das ausliegende Wanderbuch ein und nach unserer Rückkehr um 14:45 auch wieder aus, schließlich wollen wir keine überflüssige Suchaktion verursachen. Nach so einem langandauernden und heftigen Regen sind natürlich auch die Wege oft morastig und mit riesigen Wasserlachen gefüllt, Bäche führen deutlich mehr Wasser als normal, was die eine oder andere Bachüberquerung zu einem Balanceakt machte und in uns unsere Kängurufähigkeiten zum Vorschein brachte. Es ging über Stock und Stein, große und ganz große Baumstämme, über und durch Bäche, Morast und Wasserlachen – alles für uns kein Problem, denn wir hatten mit unseren Treckingstiefeln zum richtigen Ausrüstungsgegenstand gegriffen. Und zu unserer Freude war und blieb es während der ganzen Wanderung trocken, ja die Sonne kam sogar gegen Ende, d.h. gegen 14:00 Uhr leicht zum Vorschein. Im Gegensatz zur Umrundung des Dove Lake war der Weg, den wir heute unter die Sohle nahmen, ein richtiger Wanderpfad mit allen Stolperfallen die man so kennt, nicht breit, sondern in Teilen fast zugewachsen, so daß an manchen Stellen nur ein hintereinander laufen möglich war.

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Wir wanderten anfangs durch einen typischen gemäßigten Regenwald, nicht weil es gerade so heftig gegossen hatte, sondern es regnet hier halt in hohem Maße. Dementsprechend intensiv natürlich auch die Moosentwicklung. Der NP wird in keiner Weise bewirtschaftet oder in ihn eingegriffen; die Folgen kann man hervorragend sehen, denn überall liegt Totholz kreuz und quer im Unterholz und vermodert. Das Unterholz ist in weiten Teilen äußerst dicht, die Blue Mountain Berry Büsche und Bäume haben sich so richtig breit gemacht. Hin und wieder kann man auch einige Methusalems der Eukalyptusbäume erkennen; wie es scheint, wurden bei den vor vielen Jahrzehnten flächendeckenden Holzfällarbeiten immer wieder kleine Oasen vom Kahlschlag ausgenommen, anders ist nicht zu erklären, warum immer wieder auf kleiner Fläche eine Gruppe von sehr großgewachsenen Eukalyptusbäumen steht. Während das Gros des Waldbestandes, es sind fast ausschließlich verschiedene Eukalyptusarten, Stammdurchmesser von weniger als 70/80 Zentimeter aufweisen, kommen die Herren des Waldes auf mehr al das Doppelte, in einzelnen Fällen glauben wir, sind 2 Meter zu gering geschätzt. Auch dieser Nationalpark wurde nicht vom Feuer verschont; das offene Feuer ist hier, wie auch in den übrigen von uns besuchten Parks, verboten. Vor Jahren hat ein Großfeuer das Unterholz entlang eines Teils unseres Weges vernichtet; heute kann man nur noch partiell den Mangel erkennen.

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Nach fast zweistündigem Anstieg hatten wir auf etwa 950 Höhenmetern eine kleine Hochebene erreicht, ein Hochmoor schien vor uns zu liegen, in der Ferne dann die höheren Berge, vor allem der Little Hugel, der mit seinen knapp 1450 Metern auch kein Bergriese ist. Um uns herum gluckste es, aus allen Richtungen floß Wasser und wir konnten fast darüber hinwegschweben, denn die Parkverwaltung hatte hier keinen Knüppelweg, wie an manchen sehr morastischen Stellen beim Aufstieg zur Erleichterung gebaut, sondern einen Steg quer durch das Moor gelegt. Trockenen Fußes kamen wir so voran – nicht nur hier.

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Als wir schon nicht mehr damit rechneten überhaupt an diesem Tag den Shadow Lake zu erreichen, wir waren inzwischen gut 2 1/2 Stunden unterwegs, hatten aber entgegen den Vorschlägen der Parkverwaltung den Weg entgegen der Uhrzeigerrichtung gewählt, lag er auf einmal vor uns, schimmerte durch den nicht gerade dichten Wald. Betrachtet man diesen sehr still und ohne jegliche Welle vor uns liegenden glasklaren See, kann man der Namensgebung nur zustimmen – der Wald warf einen gut konturierten Schatten auf das Wasser.

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Der Shadow Lake war/ist nicht der einzige See an unserer Wegstrecke, wo Wasser ist gibt es hier auch Seen; der nächste, ein Winzling, lag nur wenige Wanderminuten entfernt, war romantischer als der doch sehr groß geratene Shadow Lake. Und wir hatten diesen See, wie auch die ganze Strecke fast nur für uns allein. Während am Vortag um den Dove Lake doch einige Wanderer, in Summe sicherlich zwei, drei Dutzend den Weg mit uns teilten, trafen wir heute nur auf eine Handvoll Mitwanderer. Das mag mit an der anspruchsvolleren Strecke liegen, auch das nach wie vor miese Wetter, der Himmel blieb bedeckt und über 10 Grad wurden es auch nicht, reizte nicht gerade große Touren zu gehen. Wie dieses Seele heißt, wir wissen es nicht; er ist zwar auf den Wanderkarten als Gewässer verzeichnet aber nicht benannt.

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Von nun an ging’s bergab; ab und an hörten wir dabei Vogelstimmen, konnten immer wieder auch einen größeren Schwarm dunkelgrüner Vögel über uns entdecken. Noch viel nachdrücklicher brachte sich ein in Richtung Lake St. Clair mit Getöse fließender größerer Bach in unsere Wahrnehmung. Schließlich standen wir dann am Strand des Lake St. Clair, konnten aber nicht das Panorama in uns aufnehmen, das ein Fotograf in einer glücklichen Minute hier aufgenommen hat. Bei einem derartig grauen Tag muß auch jedes Foto grau werden. Auf Grund des gegangenen Tempos, schließlich müssen wir anschließend noch bis kurz vor Hobart fahren, waren wir dann auch froh bereits vor 15:00 Uhr wieder am Ausgangspunkt angekommen zu sein. Selbst die anfangs skeptische Katrin äußerste große Freude, diese Wanderung trotz der nicht optimalen Wetterbedingungen gemacht zu haben.

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Wir mussten uns sputen, um bis 18:00 Uhr an unserem vorreservierten Campingplatz einzutreffen, dennoch, als Katrin laut darauf hinwies, ein besonderes Stacheltier neben der Straße gesehen zu haben, wurde angehalten und zurückgefahren. Den Namen dieses Stacheltiers haben wir derzeit nicht präsent, die Schilder, die auf es hinweisen sind uns jedoch bekannt, und nun sehen wir, zum zweiten Mal, ein solches “in echt”. Leider war der Kerl zu schüchtern, uns sein Gesicht zu zeigen und streckte uns/Katrin den Hintern entgegen. In Wahrheit sieht er sehr putzig mit seiner spitzen Nase und den langen Stacheln aus. So müssen wir warten, bis wir den Kerl dann komplett abbilden können; hier somit nur ein Teil von ihm.

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Tasmanien verfügt über unzählige Seen, die durch den häufigen Regen auch gut gefüllt werden; wenn das nicht reicht, werden eben Bäche umgeleitet, um Stauseen, die an vielen Stellen gebaut wurden, zu füllen, einziges Ziel der Betrieb von Wasserkraftwerken. Wir hatten schon im Wall of Jerusalem NP zwei Staudämme mit der entsprechenden Technik gesehen, auch hier im Umfeld des Craddle Mountain NP stehen mehrere Kraftwerke. Wie zur Bestätigung finden wir weitere Anlagen dann entlang unserer Fahrtstrecke nach Hobart. Allen Anschein nach kann auf Tasmanien ein sehr großer Anteil der Energie auf umweltverträgliche Weise gewonnen werden.

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Die Fahrt in Richtung Hauptstadt Tasmaniens führte uns, oft bei Sonnenschein, dann zunehmend durch agrarisches Gebiet, was uns immer wieder zu der Frage führte, ob dieses doch gelbe und in unseren Augen trockene Gras für Kuh und Ziege das richtige Futter sei, zumal wir auch Wiesen wahrnahmen, die unserem Verständnis einer Wiese, nämlich die Farbe grün aufweisend, entsprach. Wie dem auch sei, der Wald verlor seine Dominanz, die Wiese, sei es für Schaf oder Rind, selten der Acker, trat in den Vordergrund.

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Fast pünktlich erreichten wir unser Ziel, den Treasure Island Caravan Park kurz vor Hobart. Wie dieser direkt am Wasser liegende Park zu seinem Namen kam, noch wissen wir es nicht, vielleicht sind wir Morgen schlauer.