Kurs Nordost statt Norwest!

Wir haben, damit wir den Weg zurück nach Hause finden, einen Kompass zum Abschied geschenkt bekommen, der uns am 30.5. dann die Richtung vorgibt : Kurs Nordwest.

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Die vor mehr als einem Jahr für die Rückreise zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehene Routenführung von Darwin aus ohne Rückflüge innerhalb Australiens war leider aktuell bei unserem Rückflugzeitfenster nicht mehr machbar. Unser Reisebüro, Colibri-Reisen in Offenburg, hat dann aber eine Lösung gefunden, die zwar mit Umwegen verbunden war, uns aber in noch soeben akzeptabler Zeit nach Hause brachte. Daher : zuerst Kurs Nordost, dann Nordwest.

Ursprünglich war in Thailand ein Zwischenstop geplant um die Möglichkeit zu haben, dort bei Bedarf noch einige Tage die Beine im warmen Wasser ausstrecken zu können, Ferien zu genießen. Zu Gunsten einer schnelleren Heimkehr verabschiedeten wir uns bald von diesem Abstecher; da zum Zeitpunkt unserer Rückreise dort auch wieder einmal politische Unruhen herrschten, die die australische Regierung veranlasste für ihre Bürger eine Reisewarnung auszusprechen, hätten wir diesen Plan auch nicht mehr umsetzen können. So war es gut, diesen Zwischenstop gestrichen zu haben. Von Darwin aus geht es in einige Teile der Welt, diese liegen jedoch meist irgendwo im Nordosten und bringen uns nicht näher an Deutschland heran. So lernten wir den australischen Kontinent in seiner Nord-Südost- sowie Nordost-Ausdehnung von oben kennen, denn von Darwin ging es erst einmal Mitten in der Nacht zurück auf Null, d.h. nach Sydney (fast 4 Stunden Flugzeit), um dann am frühen Nachmittag, nach fast siebenstündigem Aufenthalt, weiter nach Kuala Lumpur (KL) zu fliegen (9 Stunden Flugdauer). Fünf Stunden nach dem Start in Sydney sahen wir dann das erste Mal wieder das Meer unter uns, so lange flogen wir über den Kontinent mit über 900 km/h, was dessen Größe auch irgendwie veranschaulicht. Dieser Umweg verlängerte unsere Flugzeit in die Heimat um sicherlich sieben oder mehr Stunden. Passagiere lassen sich von dem Unglück einer Malaysian Air Maschine nicht abschrecken, die Fluglinie zu nutzen, wir auch nicht; erkennbar waren lediglich noch intensivere Sicherheitschecks bei der Personalüberprüfung. KL ist zwar eine riesige Stadt mit imponierenden Wolkenkratzern, sein Flughafen jedoch erschien uns als einer der kleineren und wenig attraktiven seiner Art, dem sonstigen Bild der Stadt nicht unbedingt entsprechend. Müde kamen wir dort am Abend an, um Mitternacht ging es weiter. Zum Glück ergatterten wir zwei der wenigen Sitzplätze und konnten hin und wieder etwas dösen, denn zu dem Zeitpunkt waren wir bereits gut 38 Stunden auf den Beinen. Nach nur (!) drei Stunden Aufenthalt in KL ging es dann auf die letzte Flugetappe nach Frankfurt (12 Stunden Flugzeit). Was so nüchtern klingt ging uns während dieser sich über zwei Tage hinziehenden Rückreise ganz schön auf die Nerven; das stundenlange Fliegen, zwar von dem Bordpersonal gut betreut, ausreichend ansprechende Filme zur Unterhaltung verfügbar, war nicht nur eintönig und langweilig, wir fühlten uns eingesperrt, unserem Bewegungsdrang konnten wir natürlich hier nicht nachgeben, stundenlanges Sitzen und die Zeit vergeht einfach nicht (woher stammt nur der Spruch “die Zeit vergeht wie im Flug”?).  In Flugzeugsitzen zu schlafen haben wir leider noch nicht gelernt, hin und wieder fielen die Augen zu, die unbequeme Sitzposition verhinderte jedoch ein längeres Einnicken. Derartig lange Transferzeiten machen Reiseziele fernab der Heimat zur Tortur, verleiden das Reisen, zumindest dann, wenn man gerade unterwegs ist. Später, wohlbehalten angekommen, relativiert sich das. Man möchte schneller an sein Ziel kommen, weiß aber, welch lange Wegstrecke dazu überwunden werden muß und fügt sich in sein Schicksal. So auch wir, irgendwie gingen die zwei Reisetage vorüber und wir kamen in Frankfurt sogar nahezu pünktlich nach einer Schlußetappe von 12.000 Kilometern gegen sieben Uhr morgens an. Natürlich spürten wir die Müdigkeit in allen Knochen und im Hirn, aber die Euphorie, bald ganz zu Hause zu sein, verleiht Energie, andere würden sagen Flügel, was schön gewesen wäre, denn dann hätten wir nicht noch drei Stunden auf unseren Zug in Richtung Vaihingen/Enz warten müssen. Auch diese Zeit vergeht, insbesondere, wenn man nach mehr als 9 Monaten endlich wieder eine vernünftige deutsche Tageszeitung in der Hand hält, die lang vermisste SZ, um sie bzw. die enthaltenen Informationen zu verschlingen. Mit jeder Minute, die der Zug dann sich Vaihingen näherte, insbesondere nachdem wir in Stuttgart umgestiegen waren, stieg die Vorfreude auf ein heimatliches Mittagessen, das Wiedersehen mit der Familie.

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Ulrike, Lotta und Tom warteten dann auf uns, es war, als ob wir nur kurz weg gewesen waren, alles wie immer, nur die Kinder haben erkennbar an Größe zugelegt. Schön war es, wieder anzukommen,

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man sieht uns die Freude und weniger die Müdigkeit an, das Wetter trug auch dazu bei, daß wir keine Trübsal blasen mussten, denn der strahlende Sonnenschein passte hervorragend zu unserer inneren Stimmung.

Da schloß sich der Kreis unserer langen Reise, Ulrike hatte uns am 24.8.2013 zum Bahnhof gebracht, die Sonne schien, Ulrike holte uns bei Sonnenschein am 31.5.2014 hier wieder ab. Abgefahren, unbeschadet und mit tausenden Eindrücken wieder angekommen, was will man mehr erreichen in der Zeit? Der Kopf ist voll, wird nach der langen Reise und unseren Erlebnissen gefragt, wissen wir manchmal nicht, womit zuerst beginnen, es muß noch einiges sortiert werden, wir müssen zur Ruhe kommen, um ein Fazit dieser Zeit ziehen zu können.

Was stellten wir zu Hause fest : hier ist wenig passiert, alles beim alten, selbst unsere Wohnung sieht nicht so aus, als wenn wir über so lange Zeit fort gewesen wären. Überall ein sehr herzlicher Empfang, Thomas überrascht uns mit einem frisch gebackenen Brot – und das bei dem Streß mit den Abiprüfungen –, Ruth hat lecker gekocht und dabei mit Brigitte keine Zeit mehr gefunden, das Willkommensplakat bei uns an der Tür zu befestigen, wir freuen uns riesig, die ganze Familie in den Arm nehmen zu können, werden mit großer Freude von unseren Nachbarn Elke und Mechthild und Michael und Hülya fest gedrückt und ausgefragt. Es ist schön, wieder daheim zu sein und nach vielen Monaten wieder einmal im eigenen Bett schlafen zu können. Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir so richtig angekommen sind. Wir hoffen, die jetzt zu regelnden Dinge (Auto anmelden, durch den TÜV bringen, Telefon anmelden, liegen gebliebene Korrespondenz etc. abzuarbeiten, Wohnung und Garten weiter in Schuß zu bringen und vieles mehr), nicht dazu führt, die auf der Reise gelernte Gelassenheit und Ruhe allzu schnell aufzugeben.

Australien – unser Traumland?

Bei unserer Reiseplanung haben wir versucht, die von Katrin und mir auf der Südhalbkugel favorisierten Länder unter einen Hut zu bekommen und auf der Reise anzusteuern. Ganz oben auf Katrins Wunschzettel stand dabei Australien, ein Land, das sie schon seit Jahrzehnten gerne bereisen wollte. Das Bild, das wir von dem 5. Kontinent haben ist stark geprägt von interessanten Städten, großer Weite, Tieren, Naturschönheiten und insbesondere auch traumhaften Stränden, dem Great Barrier Reef mit seinem riesigen Fischreichtum und unzähligen Korallenbanken sowie einem warmen Meer, in dem man zumindest ausgiebig schwimmen kann, wenn man kein Surffreak und     -könner ist. Auf meiner Hitliste der Reiseziele stand zwar auch Australien, aber eher am Ende denn an der Spitze, mir war hier das Naturerlebnis wichtig, schwimmen kann man auch anderswo, salopp formuliert.

Australien war es wert, mehr als acht Wochen durch einige Bundesländer gereist zu sein. Tasmaniens wunderschöne Natur und Landschaft haben wir nur teilweise kennen lernen können, was wir bereisen konnten hat mich/uns begeistert. Victorias Küste, die Great Ocean Road war oft atemberaubend schön, die Grampians eine Wucht, Melbourne als Stadt interessant; unser Aufenthalt in Sydney fiel leider zu kurz aus, um die Stadt noch besser zu erkunden. Die Reise durch Queensland war sehr abwechslungsreich, wir haben tolle Landschaften und Küstenstriche besucht, waren am und auf dem Wasser, leider nur bedingt im Wasser. Wenn man die wunderschönen weiter südlich gelegenen Strände auf Grund der unzureichenden Wassertemperatur nur ansehen aber nicht badend nutzen kann, freut man sich in eine Region zu kommen, in der der Strand auch von wärmeren Meerwasser umspült ist, wie dies in Queensland der Fall ist, entwickelt eine riesige Vorfreude auf dieses Badevergnügen. Das Bild, das Australien von sich malt ist ja das eines Urlaubslandes mit wunderschönen Sandstränden und ausgiebigem Badevergnügen, so in unseren Köpfen eingebrannt. Ausreichend beschrieben wurde, wie eingeschränkt dieses Badevergnügen ist, wie groß die Enttäuschung darüber nicht nur bei uns war. Ein Land mit tollen Stränden und man kann da nicht baden, schwimmen – verkehrte Welt und mehr als enttäuschend und ärgerlich. Da bricht dann ein (Wunsch)Bild des Landes zusammen, lassen sich Realität und Bild in keiner Weise zur Deckung bringen. In das in der Jugend entstandene Bild über Australien ist vor vielen Jahren nur unzureichend eingeflossen, welchen Bedrohungen Mensch durch Tier ausgesetzt ist; dies nimmt man wohl erst dann so richtig wahr, wenn die Reise konkret wird. Das Wissen um bestimmte dort gehäuft auftretende Gefahren beeinflusst das eigene Verhalten vor Ort, man versucht die Warnungen zu berücksichtigen, geht auf jeden Fall zumindest anfangs nicht so entspannt mit den Naturgefahren um, wie es gestandene Australier können. Manchmal hatte ich das Gefühl, eine gewisse Unsicherheit reiste mit, was den ungezwungenen Naturgenuß einbremste. Diese sich über Wochen hinziehende negative Erfahrung prägte insbesondere Katrins Wahrnehmung und Bewertung Australiens nachhaltig. Hieran konnten die vielfältigen Eindrücke aus dem Northern Territory während der letzten mehr als 2 Wochen unserer Reise auch nichts ändern. Australien mutierte vom Traumland zwar nicht zum Alptraumland – uns ist nichts wirklich Negatives widerfahren –, jedoch zu einem Reiseziel, dem andere Länder auf jeden Fall vorgezogen werden sollten, wie z.B. Neuseeland. Dort findet man kompakt alles was das Herz begehrt, interessante Städte, eine beeindruckende Naturkulisse, deutlich mehr Wandermöglichkeiten, Kultur, eine wunderschöne Flora und Fauna, aber leider kein Great Barrier Reef (GBR).

Erneut vor eine Entscheidung gestellt, welches Land in unsere Reise einbezogen werden sollte würde heute Australien nicht mehr in Katrins Lostopf landen. Da ist die Enttäuschung doch sehr groß. Dennoch, wenn man von diesem großen oben beschriebenen Manko absieht, der Erdteil bietet eine so vielfältige Landschaft, weist einige sehenswerte Städte auf, besitzt mit dem GBR eines der Weltnaturwunder, verfügt über zahlreiche interessante Nationalparks, wichtige Orte der Urbevölkerung, dies alles sollte man in meinen Augen nicht unbeachtet links liegen lassen und in den sauren Apfel der Badeabstinenz beißen, um ein sehr vielfältiges und besuchenswertes Land kennen zu lernen. Man sieht, nicht immer sind wir einer Meinung.

Abschluß in Darwin

Katrin schwebt auf Wolke sieben, nicht erst seit heute, sondern schon seit einiger Zeit. und die Wolke steigt mit jedem Tag, um den der Abflugtag näher rückt. Wurden vor einigen Wochen sehr allgemeine Pläne geschmiedet, wird es dann immer konkreter, detaillierter, was wann gemacht, unternommen werden soll, welche Dinge zu erledigen sind. Ja, Katrin freut sich enorm auf die Rückkehr in die Heimat, endlich wieder bei Ruth am Mittagstisch zu sitzen und das essen zu können, worauf man sich freut. Trotz größter Bemühungen mussten wir uns während der Reise zwangsläufig anders versorgen. Heute ist wieder einmal so ein Meilensteintag, an denen entlang sie sich orientiert, die ihre Stimmung prägen, Hochgefühle auf später aufkommen lassen, denn heute am 28.5. räumen wir zum letzten Mal den Camper leer um ihn zurück zu geben.

Wir haben Zeit, denn unser Übernachtungsort, Bachelor, liegt geschätzte 170 Kilometer südlich von Darwin, also kurze Fahrtzeit, viel Freizeit, denn die Rückgabe haben wir erst gegen 15:00 Uhr geplant. Nach einem gemütlichen Frühstück, die Vorräte wollen einfach nicht zur Neige gehen und das eine oder andere wird mit in die JuHe genommen, wo wir uns die letzte Nacht vor dem Abflug am 30.5. eingebucht haben, packen wir die Rucksäcke bereits mit Blick auf den Abflug, sortieren aus bzw. definieren, was in der JuHe gelassen wird. Ohne Hast rollen wir dann auf Darwin zu um festzustellen, es sind noch weniger Kilometer als angenommen bis dorthin. Katrin hatte in den im Camper noch liegenden  Infoheften zu Darwin geblättert, das Thema Krokodil wohl noch nicht ganz verdrängt, und meinte, in einem Krokodilpark würde sie doch noch gerne gehen, Zeit hätten wir ja zur Genüge, was stimmte. In der Nähe unserer Einfahrtschneise liegt “Crococylus”, eine Art Zoo, in dem vor allem einige Krokodile gezeigt werden, aber auch andere wenige Tiere in vergleichsweise bescheidenen Gehegen gehalten und besucht werden können. Das entsprechende Hinweisschild am Highway verpassten wir nicht und kamen noch rechtzeitig zu einem Krokodilfüttertermin dort an. Mir liegt nicht so viel daran, Krokodile in Gefangenschaft zu sehen, insbesondere auch dann, wenn hier eine Krokodilfarm betrieben wird, deren Ziel die Erzeugung von Krokodilfleisch ist. Katrin löste ihr Ticket und verschwand mit der Kamera in der Hand auf dem Gelände.

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Nach über einer Stunde war sie wieder zurück, ihr Fazit : auch die Krokodile leiden erheblich unter der Hitze. Während bei uns der Schweiß nur so rinnt und wir Bewegungen zu vermeiden suchen, bemühen sich auch die Reptilien, den Energieverbrauch in jeglicher Form zu reduzieren. So lagen dann die Tiere nahezu regungslos herum, die dargebotenen sehr kleinen Happen haben sie zwar nicht mit einem Lächeln quittiert und als nicht standesgemäß und ausreichend abgelehnt, aber zu mehr als den Kopf knapp anzuheben, das Maul aufzureißen und zuzuschnappen waren die gefütterten Tiere nicht zu bewegen. Spektakulär – wohl eher nicht. Das erwünschte Riesenkrokodil konnte ihr auch hier nicht präsentiert werden, die knapp 5 Meter Länge des größten Reptils waren eher Durchschnitt. Interessant war, wo die verschiedenen hier den Zuschauern “präsentierten” Krokodile herkommen – eines eingefangen, weil im Bereich des Adelaide River die Hühnerbestände eines Farmers durch dieses permanent reduziert wurden –, andere weil sie verletzt worden waren. Im übrigen scheint es nach Aussagen der Präsentatoren kein Krokodil zu geben, das keine Blessuren trägt. Allein der Konkurrenzkampf der männlichen Krokodile untereinander ist Garant für Verletzungen. Also Krokodile noch einmal in ihrem Bruttomaß gesehen und nicht nur den Kopf erkannt und den Rest erahnt war ein nicht unwesentliches Ergebnis dieses Kurzbesuches.

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Der Rest des Tages fast Routine : Gepäck in der JuHe deponieren, Camper in der Vorort zur Rückgabe fahren, das volltanken nicht vergessen, irgendwie, diesmal zu viert mit einem Taxi, in die Stadt zurück kommen, Zimmer beziehen.

Darwin, eine Stadt mit 130.000 Einwohnern, an der Küste gelegen, WWII geschädigt, denn die Japaner kamen mit Bombergeschwadern hierhin geflogen, in dieser Zeit Frontstadt der Alliierten, im Verlaufe der letzten 100 Jahre mehrfach von Zyklonen geschädigt – wenn ich mich richtig an früher Gelesenes erinnere, standen nach dem letzten Zyklonbesuch 1974 keine 400 Häuser mehr, die Stadt war nahezu völlig zerstört –, besitzt wohl den Willen und das Geschick immer wieder von Neuem alles aufzubauen. Dementsprechend sieht auch die engere Innenstadt aus, voll gestellt mit mittleren Hochhäusern die funktional aber nicht stylisch aussehen, was offenbar nicht so recht hierhin passt. Und fleißig wird weiter jede Lücke in diesem Bereich zugebaut. Man gönnt sich auch etwas. Da das Baden im Meer vor allem wegen der Krokodile nicht gefahrlos ist, hat man eben einen großen Meeresstrand an Land nachgebaut, durch deren Lagune in kurzen Abständen unterschiedlich hohe Wellen laufen. Wer geht da noch ins Meer baden? Die “Waterfront” wurde völlig neu gestaltet, im wesentlichen 6-8 Geschosser fassen den alten Hafenbereich ein, Wohnungen sind hier entstanden, Gastronomie belegt die Erdgeschosse. Im Gegensatz zu anderen Städten wie z.B. Hamburg, in denen die Hafenviertel ebenfalls neu genutzt werden, findet man hier keine Aha-Architektur, eine architektonische Formensprache moderner Prägung, sondern Objektformen, die man schon häufig gesehen hat. Wahrscheinlich will man keine große Aufmerksamkeit erregen. Wenige Gebäude aus der Anfangszeit der Stadt und somit um 1880 sind noch zu besichtigen, an einigen sind wir bei unseren Spaziergängen vorbei gekommen. Aus großen mächtigen Steinquadern wurden die meist eingeschossigen Häuser errichtet; daneben findet man auch aus dem traditionellen Baumaterial, dem Holz gebaute früher und heute recht repräsentative Häuser wie z.B. das “Old Admiral House”.

Die Restaurantdichte an der “Waterfront” ist zwar groß, der dort am Abend festgestellte Zuspruch bleibt aber deutlich hinter dem in der Mitchel Street in der Innenstadt zurück. Man kann hier ganz in Ruhe spazieren gehen, kein Lärm, nichts und den Blick auf das Wasser – kräuselt es sich, weil da ein Krokodil schwimmt – richten, was wir am letzten Abend auch machten.

Flüge starten nicht immer dann, wenn es für den Passagier die beste Zeit ist, sondern oft auch tief in der Nacht. Unsere frühere Heimkehr hatte eine leichte Routenveränderung der Rückflüge zur Folge, indem wir nunmehr nicht direkt von Darwin aus in Richtung Thailand/Malaysia abfliegen, sondern zuerst nach Sydney zurück fliegen müssen, um von dort über Kuala Lumpur nach Frankfurt zu kommen. Das bedeutet eine Verlängerung der Reisezeit gegenüber der alten Planung um gut 12 Stunden (!). Die Verbindung mit den geringsten Wartezeiten bedeutete für uns in Darwin am 30.5. um 01:45 Uhr mit dem Flugzeug abzuheben. Damit hatten wir einen vollen Tag noch in der Stadt, in der es nicht nur heiß, sondern heißer als erträglich war. Wo kann man der Außenhitze am besten trotzen – in gekühlten Räumen wie z.B. der Staatsbibliothek im Parlamentsgebäude des Northern Territory. Wir wissen nicht, ob wir diejenigen waren, die dort an einem Tag am längsten ausgehalten haben, auf jeden Fall wurde uns so der Aufenthalt in Darwin am 29.5. erheblich erleichtert. Nicht oder kaum geschwitzt warteten wir dann am Abend auf unseren Flughafenbus in der JuHe, die Zeit rann nur langsam dahin. Dieser letzte Tag hat sich richtig hingezogen, kann aber problemlos verschmerzt werden, denn der Heimflug steht an.

Litchfield National Park

Mit seinen knapp 1.500 Quadratkilometern Größe ist der Litchfield National Park im Vergleich zum Kakadu National Park ein Winzling, in dem, was man hier sehen kann, dem Kakadu jedoch mindestens ebenbürtig.

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Nachdem wir heute, 27.5., den ganzen Tag durch den Park gefahren sind, dabei eine Vielzahl interessanter Orte besucht haben, hier und da auch etwas gewandert sind, können wir der übermittelten Aussage eines Einheimischen, welcher NP denn zu besuchen sei, “Litchfield do, Kakadu don’t”, zustimmen. Auch hier war man mit einem 2WD bestens ausgestattet es sei denn, man beabsichtigt, über den nördlichen Parkausgang in Richtung Darwin über eine 50 Kilometer Schüttelstrecke vom feinsten den kürzesten Weg dorthin zu nehmen; alle anderen verlassen den Park auf dem Weg, dem sie auch in den Park gefolgt sind. Das war es aber auch mit der 4WD-Herrlichkeit, denn sämtliche Pisten zu abseits gelegenen Orten und Natursehenswürdigkeiten waren gesperrt, meistens, weil eine Krokodilsicherheit noch nicht gewährleistet ist. Hier im Litchfield NP gibt es mehrere auch zum schwimmen geeignete Naturbecken die, so erfuhren wir es am Vorabend beim Einchecken im Campingplatz, nicht nur zum schwimmen geeignet sondern dafür auch zugelassen, d.h. geöffnet sind, somit an den konkret ausgewiesenen Badestellen keine Krokodilgefahr besteht. Da hat sich insbesondere Katrin sehr gefreut und angekündigt, auf jeden Fall bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Abkühlungsmöglichkeit zu nutzen. Im Umkehrschluß gilt aber auch, bei allen nicht ganz besonders als zum Baden freigegebenen Gewässern, Flüssen etc.. besteht Krokodilgefahr. Selbst bei kleinen Bächen oder überschaubaren Feuchtgebieten entlang der Straße wurde durch Schilder auf die Gefahr hingewiesen. Nicht immer erscheint das, wie im nachfolgenden Beispiel, auf den ersten Blick nachvollziehbar aber begründet zu sein.

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Das wunderbare am Litchfield NP ist die geteerte Straße, die fast alle besonders sehenswerten Orte berührt. Der Park selber umfasst ein Hochplateau, Tabletop Range, an dessen Rändern die Klippen steil abfallen, durch die Verwitterung wieder einmal sehenswerte Formationen entstanden sind, von denen leider die schönsten nur mit 4WD auf einer nicht freigegebenen Straße erreicht werden können.

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Ansonsten ist die Vegetation bekannt, d.h. offener Wald, die typische Buschlandschaft und Grasland mit Waldeinsprengseln findet man. Dementsprechend vielfältig auch die Fauna, obgleich wir auch hier zwei Exemplare einer Gattung fanden, die eigentlich nicht hierher gehören : der gemeine Wasserbüffel, der um 1830 aus Indonesien eingeführt und später, als man keine Verwendung für die Tiere mehr hatte, ausgesetzt wurde. Sie entwickelten sich danach zu einer wahren Plage für die Landwirtschaft; trotz umfassender “Bereinigungsaktionen” sprich Abschußfreigabe besteht das Problem fort. In einem NP haben derartige Tiere überhaupt nichts zu suchen, hier aber offenbar ein Refugium gefunden. Das veranlasste die beiden dann wohl auch, von uns während der Fahrt in Straßennähe im Wald entdeckt, sich tiefer in den Wald zurück zu ziehen, als ich mit der Kamera “bewaffnet” anrückte.

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Dies war das letzte Tiererlebnis innerhalb des Parks, das erste kurz nach Einfahrt auf das Gelände hat mich als Autofahrer längere Zeit beschäftigt. Vor uns auf der Straße lag ein langes Stück Strick, so meine erste Vermutung, vielleicht auch ein toter Kadaver, denn der “Strick” bewegte sich nicht, sondern lag wie tot da. Da der “Strick” die gesamte Fahrbahnbreite ausmachte, wollte ich ihn auch nicht umkurven, sondern weit rechts außen überfahren. Soweit die Anfangsüberlegungen in der Rückschau, denn nah an das Hindernis herangefahren erkannte ich, daß es sich um eine Schlange handelte, für eine Notbremsung war es zu spät, für ein Ausweichmanöver ebenfalls. Also überfuhr ich den “Strick”, der, wie sich beim anschließenden Stop am Straßenrand und Blick nach hinten zeigte, wohl nach kurzem Schütteln aufraffte und ins Gras entschwand. Wir hoffen, die sehr lange und dicke gelbliche Phyton, deren Länge wir auf gut und gerne 5 Meter schätzen, hat es überlebt. Über die falsche Wahrnehmung und Entscheidung haderte ich lange mit mir, insbesondere, weil Katrin mir dann erzählte, wie die Schlange ihren Kopf angehoben hatte und uns Herankommende anstarrte, aber offenbar so paralysiert war, um noch Gas für ein Reißaus zu geben.

Zwischen diesen beiden Tierbegegnungen gab es diverse weitere erfreuliche an diesem Tag, sie bestanden im wesentlichen aus bunten Vögeln, u.a. mit schwarzen Kakadus, die wir bei unseren Gängen im Geäst fanden, selten trafen wir auf kleine Eidechsen, die es aber immer schafften, schnell genug vom Weg zu huschen und per Zufall sahen wir eine ganz besondere Spinnenart, die orangefarbene Bänder an den Gelenken hat.

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Termitenhügel haben wir schön häufiger auch hier im Norden Australiens gesehen, große und kleine. Aber daß es auch eine Termitenart gibt, die magnetischen Termiten, die ihren Bau exakt in Nord-Süd-Richtung ausrichten, das war neu. Hier im NP kann man deren Bauwerke sehen, natürlich schön abgeschirmt von den taktil veranlagten Besuchern, aber nah genug, um sie gut zu erkennen. Ganz schlanke Türme stehen hier, die, so heißt es durchaus auch 5 Meter Höhe erreichen können. Diese schmalen Türme sind in Richtung Süden sehr schmal um auf der Nordseite etwas breiter zu werden, was nachweisbare Auswirkungen auf die Temperaturen im Baukörper hat. Forscher haben herausgefunden, die Termiten müssen einen Nord-Süd-Kompass besitzen, denn als der Erdmagnetismus künstlich verändert wurde begannen die Termiten ihren Bau der neuen Nord-Süd-Richtung anzupassen. Nicht nur dies ruft bei uns Normalos großes Erstaunen hervor, betrachtet man die großen Baukörper und die Größe der kleinen Termiten, kann man nur den Hut vor soviel Arbeitseinsatz heben. Wie plump sehen im Vergleich dazu die ebenfalls auf ähnliche Höhe anwachsenden Bauten der Kathedraltermiten aus. Einer Hinweistafel war zu entnehmen, daß die Magnettermiten ihren Bau auch bei Hochwasser, was im Grunde jährlich in der Regenzeit der Fall ist, nicht verlassen und ihren Staat so organisiert haben, daß die notwendigen Vorräte und der Raum für die Besatzung in den oberhalb des Wassers liegenden Bauteilen lagern können bzw. besteht. Die Baumeister der Kathedralen verlassen demgegenüber dann ihr Bauwerk bzw. errichten es auf Böden, die erkennbar nicht überflutet werden.

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Und dann begann eine Reise von Wasserloch zu Wasserloch mit wenigen Ausnahmen. Buley Rockhole ist eine kleine “Badewanne” am Ende einer Wasserkaskade, in der man sogar schwimmen kann, was erkennbar auch von einigen gewagt wird – zum baden freigegeben ist dieses Wasserloch, das eine sehr erfrischende Temperatur aufweist, wie Katrin feststellte. Noch war es nicht heiß genug, um selber die angebotene Abkühlung anzunehmen.

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Wir befinden uns hier ja in der Tabletop Range, in der auf Grund der geologischen Gegebenheiten beste Bedingungen für die Bildung von Schluchten bestehen, der wasserabsorbierende Stein mit dazu beiträgt, daß auch in der Trockenzeit die Bäche und Flüsse nicht versiegen. Wenige Kilometer vom Buley Rockhole entfernt findet man die Florence Falls, zwei Wasserfälle, bei denen das kühle Naß nach unserer Schätzung gute 50 Meter tief herabfällt. Von einem Aussichtspunkt hat man die Totale vor Augen, nachdem man 135 Stufen hinuntergestiegen und etliche Wegmeter an den Pool gegangen ist, den Froschblick auf die von oben fallenden Massen und kann in der sehr großen Badewanne ausgiebig schwimmen. Diesmal, nach einem Blick von hoch oben in den Pool griff Katrin ihre Badesachen und genoß später das Bad.

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Vorbei an einigen Felsformationen gefahren sahen wir auf auf einem Hinweisschild auf einmal ein nicht auf unserer Liste verzeichneten Ort, die Tabletop Swamps. Hier oben ein Sumpf? Den wollten wir uns anschauen und bogen ab um nach wenigen Metern schon am Ziel zu sein. Dieser Sumpf ist Heimstatt zahlreicher Vögel, heißt es, vielleicht können wir hier einige sehen. Den Hinweis, die Badeseen seine  krokodilfrei habe ich wohl falsch verstanden, denn angesichts des Sumpfes und seiner Wasserfläche wollte ich näher an die Ufergrenze herangehen, um eine bessere Fotoposition zu bekommen, wurde dabei aber von hinten durch anwesende Australier ermahnt, doch einen 5-Meter-Abstand einzuhalten, hier könnten doch Krokodile sein, ob ich das nicht wüsste. Recht hatten sie, ich war unvernünftig und ging sofort auf den Sicherheitsabstand zurück. Hier, auch hier oben in den Bergen, soll man nie davon ausgehen, daß kein Krokodile in dem Gebiet leben, dies hilft, der Gefahr aus dem Weg zu gehen.

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Die Tolmer Falls sind ebenfalls sehr beeindruckende Wasserfälle, die in einen riesigen Pool hinabstürzen, der jedoch nicht (mehr) zum baden freigegeben ist, wohl auch deshalb, weil sich hier inzwischen eine Fauna eingenistet hat (Fledermäuse), die sehr schützenswert da gefährdet ist. Hier kann man dann mit Staunen auch sehen, wie sich eine bestimmte Eukalyptusart an die Lebensbedingungen an und auf kleinsten Felsvorsprüngen angepasst hat, und damit der in Abständen erfolgenden Brandreinigung der Böden entgeht, wie es auf einer Tafel unter Verweis auf diesen Baum heißt. Von der Aussichtsplattform auf den Wasserfall hat man eine gleichfalls schöne Aussicht hinaus auf die unter uns liegende Ebene des NP.

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Gemeinhin als Höhepunkt einer Rundreise durch den Litchfield NP werden immer wieder die Wangi Falls genannt. Zwei sehr hohe Wasserfälle rauschen hier in einen Pool, der anscheinend der größte hier in der Gegend ist, denn der gesamte Erholungskomplex rund um die Wangi Falls mit zig Grillstellen, groß und überdacht, Cafeteria, großen Sanitäranlagen, in denen man auch duschen kann, Wiesen, die auch als Sonnenwiese genutzt werden können, kleinen Wanderwegen rund um die Wasserfälle ist so ausgerichtet, daß auch ein großer Ansturm bewältigt werden kann. Selbst an einem Wochentag war die Anlage gut besucht. Nicht nur Tourveranstalter mit ihren Gästen trafen hier ein, auch sehr viele Touris wie wir hatten diesen Ort für eine längere Pause ausgesucht. So war gut Betrieb vor dem Pool, was deutlich abebbte, wenn es um die Benutzung der angebotenen Erfrischung ging. Und das Bad und Schwimmen unter den Wangi Fällen war wirklich eine besondere Erfrischung die auch von oben geboten wurde, wenn man in die Nähe der Fälle schwamm.

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Man kann um die Wasserfälle herumlaufen, was vielleicht 5 Prozent der Besucher dann auch macht, d.h. den Hügel hinauf und hinab. Dabei durchquert man einen Wald, der sehr nach Regenwald aussieht, ja sogar tropischer Regenwald ist. Das in dieser Region mit Trockenzeit?  Durch den nie versiegenden Wasserzulauf aus den Bergen sind die Überlebensbedingungen für die Regenwaldpflanzen gewährleistet, die sonstigen klimatischen Bedingungen, wir spürten es an den Wasserfällen an unseren Körpern hinab, sind für diese Waldform vorhanden. Leider kann man nicht von oben in die Wasserfälle hineinsehen, aber der kleine Rundweg führt über die eher bescheidenen Zulaufbäche für die Wasserfälle, so daß ich mich wunderte, wie daraus ein so brausender Wasserfall werden kann.

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Wo so viele Brotzeit machen, wollten auch wir uns vor den letzten Stationen unserer Rundfahrt durch den Park stärken und picknicken im Schatten mit leider durch Bäume verstellten Blick auf die Wangi Falls.

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Die nach den Wangi Falls noch besuchten Orte konnten das bisher Gesehene nicht toppen. Die Cascades, in untere und obere Cascades unterteilt, stellten sich als zwar über interessantes Gestein herunterstolpernden Bach heraus, dafür aber weite Strecken wandern wäre und ist zu viel. Der Zugang zu den unteren Cascades war im Gegensatz zu allen übrigen besuchten Orten nicht für jedermann gehbar, es ging wirklich über Steine und durch/über den Bach, wer nicht gut balancieren kann oder auch einmal einen größeren Sprung von Stein zu Stein nicht wagt, muß auf den Besuch der Cascades verzichten, und verpasst dabei aber nicht einmal sehr viel.

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Bergbau, ob in großem oder kleinen Stil, wird im Norden Australiens seit Anfang des 20. Jahrhunderts betrieben. Was im Kakadu NP bis heute für den Uranabbau gilt, wurde im Litchfield NP seit Mitte der 50er Jahre eingestellt, weniger giftig für die Umwelt, aber für die Bergarbeiter endete diese Arbeit oft vorzeitig tödlich, der Abbau von zinnhaltigem Gestein. In ganz kleinem quasi Gelegenheitsabbau seit Anfang 1900 betrieben, wurde 1940 die erste Grube auf dem Gebiet des NP eröffnet, um nach Flutung während der Regenzeit dann Mitte der 50er Jahre endgültig eingestellt zu werden. Große wirtschaftliche Bedeutung kann diese Minentätigkeit für die Region nicht gehabt haben – dies gilt mehr für die an der Grenze zum Park betriebene Uraniummine –, wenn von bis zu 10 Minenarbeitern gesprochen wird, aber touristische Bedeutung hat die Grube wohl doch, denn auf sie wird in den entsprechenden Publikationen hingewiesen. Auch wir schauen uns die wenigen Überbleibsel an, viel ist es nicht, wirklich besuchenswert auch nicht, dementsprechend gering ist auch die Zahl der hier angetroffenen Touristen : Null.

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Damit waren wir am Ende der Perlenkette sehenswerter Orte im Litchfield NP angekommen, Rückfahrt nach Bachelor war angesagt. Um der größten Mückenplage auszuweichen, gestern Abend waren die Attacken bei dem schönen Umfeld auf dem Campingplatz sehr heftig, orientierten wir uns heute auf einen anderen Campingplatz, der direkt in Bachelor liegt. Vom Bewuchs kann dieser nicht mit dem gestrigen mithalten, obgleich er viele hohe und schattenspendende Bäume aufweist. Aber einen ganz entscheidenden Pluspunkt kann dieser Platz für sich verbuchen : die Vielzahl der hier umherschwirrenden Vögel.  Und um dies jedermann sichtbar zu machen (oder um die Vögel hier “festzubinden”), gibt es morgens und abends Vogelfütterung, zu der sich bereits mehr als eine halbe Stunde vorher die unterschiedlichsten Vogelarten und –schwärme einfinden, über dem Platz umher fliegen, auf den Ästen sich, wenn auch immer nur vorübergehend, niederlassen, ein Spektakel veranstalten, auf sich aufmerksam machen. Es ist viel Bewegung in der Luft und wenn man es nicht wüsste, es gäbe viele Gründe z.B. um 17:45 Uhr zum Fütterplatz zu gehen, wo sich dann eine kleine Gruppe von vielleicht 10 Personen einfand und große Freude an den großen und kleinen Vögeln hatte (Kakadus, Papageienart (hungary…), etc.).

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So hat dann unser Ausflug in zwei Nationalparks im Northern Territory einen schönen und bunten Abschluß gefunden, denn Morgen geht es zurück nach Darwin, den Camper zurück geben, um dann am 30.5. in aller Frühe in den Flieger zu steigen, der uns über einen Umweg via Sydney, Kuala Lumpur nach Deutschland zurück bringt.

Kakadu National Park – und es wird noch heißer!

Den Luxus eines eigenen Bades direkt am Stellplatz nutzten wir ausgiebig, sahen uns aber auch unter Zeitdruck am Morgen des 25.5., denn um 09:20 Uhr begann in Nourlangie, der zweiten wichtigen Stelle im Park, an der es möglich ist, Aborigin-Felsmalereien zu sehen, eine Rangerführung zu den hier möglichen Orten der Felsmalerei. Die gut 35 Kilometer wollen auch erst einmal gefahren sein, zumal die Hälfte auf einer Piste, also konnten wir den schönen von den Temperaturen noch angenehmen Morgen nicht in vollen Zügen genießen, sondern mussten uns sputen. Das war gut so, denn die drei kurzen Vorträge des Rangers Christian waren sehr interessant, für uns eine Bereicherung.

Entlang des Kakadu Highways, der von Jabiru im Nordosten in Richtung Pine Creek im Südwesten verläuft, befinden sich auch einige Höhenzüge, die hin und wieder aus der Ebene sichtbar aufragen. Die Strecke selber führt uns durch den üblichen mehr offen als dichten Buschwald, in dem immer wieder Flächen abgebrannt wurden oder auch aktuell werden, denn hier und da kokelt es noch sichtbar. Diese “Landschaftspflege” wird im Einklang mit dem Oborigin-Kalender durchgeführt, d.h. bald nach dem Ende der Regenzeit, so rechtzeitig, daß neues Wachstum möglich ist, die Pflanzen noch nicht zu ausgetrocknet sind, damit sich insbesondere Bäume und Sträucher gegen die Hitze des Grasbrandes gut zur Wehr setzen können.

Treffpunkt für den ersten von drei kurzen Vorträgen ist ein Aussichtspunkt im Nourlangie-Gebiet;

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die Ebene liegt vor und hinter uns, von stark gebrochenen Sandsteinfelsen eingerahmt, ein geeigneter Rückzugsort aus der Ebene, wenn diese durch die Regenzeit geflutet ist. Weit in der Ferne ist das Arnhem Escarpment zu sehen, der steile Anstieg aus der Ebene, der den Park gen Osten begrenzt.

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Christian der Ranger versuchte uns etwas Einblick in das Denken und Zusammenleben der hier ansässigen Aborigines zu vermitteln. Die enge Verbindung und eigentlich auch Abhängigkeit von der Natur, als Nahrungsquelle, Schutzort, Naturgewalt, Grundlage ihres Lebens begegnete uns bereits, dies aber an einem Jahreszyklus verdeutlicht zu erhalten, vertiefte das Verständnis. Es ist eine Plattitüde, alles hängt von allem ab, aber zu erkennen, wie die Urbewohner z.B. bestimmte wechselnde Pflanzenmerkmale mit Tierwanderungen, der bevorstehenden Regenzeit,Wetteränderungen, der Notwendigkeit des Gras- und Unterholzbrandes etc. verbinden, wie daraus sogar sechs Jahreszeiten bei ihnen werden, ist faszinierend. Später fanden wir in einer Ausstellung im Warradjan Aboriginal Cultural Centre eine entsprechende Darstellung dieses Kalenders.

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Die Parkpflege richtet sich nach Aussagen des Rangers heutzutage nach den Jahrtausend Jahre alten Erkenntnissen der Urbewohner; die Brände werden entsprechend den Erfahrungen der hier nach wie vor lebenden Aborigines kontrolliert und partiell ausgeführt, dienen dazu, den Wald “aufzuräumen”. Christian meinte, man könne sehen, welche positive Wirkung dies auf die Pflanzenwelt hätte, denn der Blütenreichtum habe sich anschließend gesteigert. Dies ist nur ein wenn auch wichtiges Beispiel dafür, wie man bei der Parkpflege und –verwaltung versucht, die beiden Kulturen, die der Balanda, das sind die Nicht-Aborigines, und die der Aborigines zu verbinden. Orte wie Nourlangie sind auf Grund ihrer besonderer Beschaffenheit, deutlich über der Ebene gelegen, Ort von Quellen, sie bieten Schutz, sind gesuchte und verteidigte Orte, seit zehntausenden von Jahren zumindest jährlich vorübergehend von Aborigines bewohnt und folglich auch für Forscher interessant. Sie sind auch Orte, an denen sich die Symbolik mit Geschichten verbindet, an denen Bergmerkmale durch die Vorfahren erschaffen und als z.B. Mahnmal für die Nachwelt genutzt werden, wie dies mit der Geschichte der Feder von Namanjolg geschieht. Ein in der Ferne sichtbarer Felsstein auf einer Klippe ist diese Feder, die die Schwester von Namanjolg aus dessen Kopfschmuck genommen und dort für alle sichtbar ausgestellt hat um darauf hinzuweisen, sie hätten die Inzestregeln verletzt. In dem sehr stark durch “Gesetze”/Normen geregelten Zusammenleben der einzelnen Clans ist dies einer der schlimmsten Verstöße.

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Alles, was man heute konkret über einzelne Zeichnungen/Figuren weiß, deren Namen, deren Bedeutung in der Mythologie, deren “Verwandschaftsbeziehungen” untereinander, beruht auf Informationen von Stammesmitgliedern, die im Besitz des Stammes”wissens”  und befugt worden sind, dieses Wissen mit den Balanda zu teilen. Wir Balanda verfügen daher nur über ein Teileinblick in die Welt der Aborigines. Das eine Figur einen Bezug zum Blitz hat und welche das ist, der “Lightning Man”, verdanken wir diesem Wissenstransfer, auf dem Foto die rechts außen abgebildete Figur. Wie hätten wir diese oder die anderen hier abgebildeten Figuren genannt, welche Beziehung zum Leben der Aborigines stellen sie dar? Spekuliert hätten wir und wahrscheinlich deutlich daneben gelegen. Im Grunde, so machte Christian deutlich, sind die Aborigines Vertreter der ältesten lebenden Kultur, denn sie können auf eine 40.00-jährige Existenz auf dem Kontinent zurück blicken, vereinzelt werden sogar noch längere Zeitspannen genannt. Deshalb sei es enorm spannend, in deren uralte Kulturwelt eindringen zu dürfen, auch wenn dies nur in kleinem Umfang erfolgt.

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Die Masse der Hinweise auf die Figuren abzuspeichern war schier unmöglich, uns reichte zu wissen, daß es ein zumindest partiell geteiltes Wissen und damit abgesicherte Erkenntnisse über einzelne Figuren gibt.

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Oder die Figur des Nabulwinjbulwinj, ein böser Geist, der Frauen bei bestimmten Vergehen bestraft. Wieder eine Geschichte die dazu beiträgt, die gesellschaftlichen Normen und deren Einhaltung, was für das Überleben der Stämme von enormer Bedeutung war, zu stärken.

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Oft standen wir nur staunend vor den “Zeichnungen”, die im Gegensatz zu Ubirr, wo der “Speiseplan” dominierte, hier im wesentlichen eine Unzahl von unterschiedlichen Figuren aus der Welt der Aborigines abbildeten. Von einigen haben wir eine Bedeutung erfahren – leider nicht behalten –, bei anderen gibt es einfach keine Erklärung für uns Balanda.

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Die in Südamerika gesehene Negativtechnik zur Abbildung einer Hand, dort wie hier als Botschaft zu verstehen, ich war hier, findet sich auch in Nourlangie.

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Offensichtlich hat man nicht nur ernste Geschichten dargestellt, sondern auch Heiteres abgebildet, wie z.B. tanzende Menschen.

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Bei all dem ist zu berücksichtigen, daß diese Zeichnungen durchaus 20.000 Jahre alt sein können, so lange ist zumindest nachgewiesen, daß dieser Bereich und die hier vorgefundenen “Höhlen”, im Grunde nur durch Fels überdachte Flächen, besiedelt waren, wie anläßlich einiger archäologischer Grabungen bis in die Tiefe von 1,60 Meter am Hauptort in Nourlangie festgestellt werden konnte.

So voll leider nur begrenzt ins Langzeitgedächtnis gedrungenen Wissen war es schwer, der weiteren Fahrt eine besondere Bedeutung beizumessen, es war eh nur Wald und Buschwerk, ab und an wurde einer der zahlreichen Flüsse/Bäche überquert oder ein stehendes Gewässer passiert, das war es dann auch. Die Versuche, dabei ein Krokodil zu erspähen, waren erfolglos. Da war es ganz gut, einem Hinweis auf einen Lookout, den Mirrai Lookout, folgend abzubiegen und ein paar Schritte zu laufen. Wie so häufig hatte der Wald sich sein Terrain zurück erobert, in diesem Fall den Aussichtspunkt, hier Plattform, an Höhe überwachsen, was den Fernblick mehr als einschränkte. So wirklich sichtbar war weder die Ebene noch das Arnhem Escarpment, eher eine Ahnung davon konnte man bekommen.

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Das Warradjan Aboriginal Cultural Centre, direkt am Yellow Water River gelegen, zu besuchen war empfohlen worden, besteht hier eine umfangreiche Ausstellung über die Aborigines. Da das Zentrum von einem Aborigin-Stamm betrieben wird ist davon auszugehen, hier wird das Wissen vermittelt, das geteilt werden soll. Vieles von dem, was wir von Christian gehört hatten, wurde hier bestätigt. Darüber hinaus  gibt es in der Ausstellung zahlreiche Gegenstände aus dem früheren Leben des Volkes zu sehen, erhält der Besucher Hinweise zum Einsatz von Pflanzen als Heilmittel, die Wanderungsbewegungen, Wohnformen etc., also durchaus interessant und Ergänzung zum bereits Erfahrenen.

Eigentlich hatten wir vor, am Yellow River einen dort möglichen Billabong-Rundweg zu wandern, um mit Blick auf Wasser und Wald den einen oder anderen Vogel zu erspähen. Zeit war vorhanden, denn hier war auch unser Campingplatz. Leider waren sämtliche wassernahen Wege gesperrt – natürlich wegen der Krokodilgefahr. So blieb uns nur ein kurzer Weg zu einer Anlegestelle am Campingplatz, der nah am Yellow River liegt. Doch auch hier werden wir in gehörigem Abstand zum Fluß/Billabong durch ein Gitter an der weiteren Annäherung an die Gefahrenzone gehindert.

Die Nähe zum Wasser bescherte uns dann am Abend zahlreiche Begegnungen mit Vertretern einer extrem großen Kröte die, wie wir tags darauf erfuhren, so gar nicht in diese Landschaft gehört. In Queensland aus Brasilien vor Jahrzehnten eingeführt, um in den Zuckerrohrfeldern einen bestimmten störenden Käfer zu “bekämpfen”, hat sie sich dann auf den Weg durch den Kontinent gemacht, ist inzwischen im Norden des NT angekommen und kümmert sich dort nicht um den Käfer, sondern  bedroht ernsthaft die Vogelwelt, sprich den Nachwuchs, und ist zu einer kaum in den Griff zu bekommenden Plage geworden. Diese hier faustgroßen Cane Toads, sie können übrigens noch deutlich größer werden, sprangen am Abend munter zu Dutzenden vor den Sanitärtrakten herum, drangen in sie ein und störten. Genauso störend waren die hier zu hunderten herumfliegenden Kakadus mit ihrem Geschrei.

Insgesamt war dieser 25.5. ein sehr schöner Tag, auch wenn die angestrebten Wanderungen wieder einmal nicht möglich waren. Auf eine Bootsfahrt auf dem Yellow River zwecks Vogelbeobachtung oder Krokodilsichtung haben wir verzichtet, viel Neues zu sehen erwarteten wir davon nicht.

Heute am 26.5. geht es in Richtung Litchfield National Park, denn hier im Kakadu NP gibt es für uns nicht mehr viel zu erkunden. So interessante Ziele wie die Jim Jim Falls oder die Twin Falls sind nicht nur für uns, weil mit einem 2WD-Fahrzeug unterwegs, sondern auch für die geeigneten 4WD-Fahrzeuge nicht erreichbar, die Krokodilgefahr ist dort noch nicht gebannt bzw. auf ein überschaubares Maß gebracht. Es heißt, auch nach Freigabe einer Fahrt dorthin könne man nicht gefahrlos in den Gewässern an den Wasserfällen schwimmen.

Natürlich machten wir immer wieder Halt an großen zu überquerenden Gewässern, der Drang, nach dem Krokodil Ausschau zu halten, war immer noch sehr groß. An Stelle der gewünschten Riesenkrokodilexemplare sichtete Katrin jedoch ein nicht minder großes Exemplar eines Waran.

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Termitenhügel bestimmen immer wieder das Bild des Parks insbesondere für uns sichtbar dort, wo die Vegetation etwas offener ist. Manchmal stehen diese Türme in sehr dichter Folge rechts und links der Straße, ohne eine besondere Höhe zu erreichen, dann wieder haben die Fleißigen enorme Großbauwerke in die Ebene gesetzt, deren Bauformen sehr abwechslungsreich sind.

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Vertreter des bekanntesten australischen Wappentieres haben wir leider nur sporadisch zu Gesicht bekommen. Wahrscheinlich war es den Kängurus über die längste Zeit des Tages viel zu warm, um sich aus dem vielleicht kühleren Wald in Lichtungen zu bewegen, wo die Chance besteht, von uns Vorbeifahrenden entdeckt zu werden. Früh morgens sind die Erfolgsaussichten, wie generell bei Tierbeobachtungen, deutlich besser, denn Katrin erspähte, kaum hatten wir unseren Campingplatz verlassen, dieses Beuteltier, in sicherer Entfernung zur Straße wohl wartend, bis die Luft zum überqueren rein ist. Andere sahen wir in der Früh wie sie eiligst Gas gaben, sobald sie unser Näherkommen bemerkten.  Andere Tiere, die sogar noch leichter das Weite suchen können, fühlten sich hoch über uns sicher genug um sitzen zu bleiben.

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Eine lange Fahrtstrecke stand unter der Überschrift – der Wald brennt, denn immer wieder waren Teile des Grases und Unterholzes in Brand gesetzt worden und es brannte so vor sich hin. Dementsprechend dunkel dann auch der Himmel; bereits von Weitem erkennbar, wie stark hier gekokelt wird. Und manchmal schlugen die Flammen ganz schön hoch auf, die Resteverwerter warteten auf ihren Einsatz.

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Das sich die Natur von diesen Bränden sehr schnell erholt, es oft schlimmer aussieht, als es der Fall ist, nicht alles, was schwarz ist, auch verbrannt ist, sahen wir bei einem kleinen Zwischenstop.

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Für uns stand dann bis zur Parkgrenze nur noch ein Ziel auf dem “Programm”, die Gunlom Falls, wo man auch gefahrlos schwimmen können soll. Ein Teil der Strecke ist nicht asphaltiert, jedoch für 2WD-Fahrzeuge passierbar. Als wir vom Kakadu Highway abbiegen weist uns ein Schild darauf hin, ein Überqueren des Koolpin Creek sei nur mit 4WD möglich, offenbar ist der Wasserstand auf der Furt zu hoch und unser Ziel für uns unerreichbar. Da bleibt uns nur nach kurzer Beratung noch das Ziel, an den Startort der Yurmikmik Walks zu fahren. Ach hätten wir uns doch anders entschieden. 21 Kilometer hinein in die Bergwelt auf einer Piste, die aus ununterbrochenem Waschbrett bestand; das hat Zeit ohne Ende gekostet, denn man kann ja nicht einfach darüber brausen, sondern bemüht sich, materialschonend zu fahren. Irgendwie kamen wir ans Ziel; diese Strecke wird nur sehr selten befahren, konnten wir feststellen. Der Aussichtspunkt (treffend Yurmikmikluk geheißen), in 1 1/2 Stunden zu erlaufen, brachte dann auch nicht die erhofften unwiderstehlichen Ausblicke, sondern Normalkost. Zumindest wurde man zum Bewegen gezwungen. Etwas mulmig war mir dann schon, direkt am Eingang zu der kurzen Wanderstrecke den obligaten Hinweis

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vorzufinden, quert man doch diverse kleine Bäche und durchläuft Feuchtgebiete, um die herum das Gras fast hüfthoch steht. Da kann sich allerhand verstecken. Ob das mein Tempo beeinflusst hat, ich weiß es nicht, auf jeden Fall war ich nach etwa einer dreiviertel Stunde von dieser 5-Kilometer-tour zurück. Katrin hatte die Zeit genutzt, um einer Gruppe von Schülern zuzuhören, mit ihnen zu sprechen, die hier mit ihren Lehrern für drei Tage die Natur hautnah erleben werden und mit Rucksack und Zelt bepackt in die Wildnis zogen.

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Nach dem Pistenausflug auf den Kakadu Highway zurückgekehrt, ohne das der Camper sämtliche Nieten und Schrauben verloren hatte, erreichten wir südlich fahrend sehr bald die Parkgrenze. Kaum waren wir in “freier Wildbahn”, trafen wir auf zwei Gesellen, die im Grunde nicht hierhin gehören, zwei aus Indonesien stammende bzw. von solchen abstammende Wasserbüffel, die uns aus sicherer Entfernung anglotzten.

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Im Park hatten wir einen Hinweis gelesen, daß diese Tiere auch aggressiv gegenüber Menschen reagieren, also Grund genug, Gas zu geben und so schnell wie möglich die noch vor uns liegenden 200 Kilometer hin zum Litchfield National Park hinter uns zu bringen. Rechtzeitig genug kamen wir an einem unmittelbar vor dem Parkeingang unseres morgigen Ziels liegenden Campingplatz an, der wunderschön in der Landschaft liegt, voller Bäume und Büsche ist. Nur einen aber wesentlichen Nachteil konnten wir am Abend feststellen – das Gebiet ist fest in Mückenhand. Wir spürten es, denn die Blutsauger fielen über uns her, was den abendlichen Aufenthalt in der schönen Natur deutlich verkürzte und uns in den Camper zwang.

… 36 Grad und es wird noch heißer … Unterwegs im Kakadu National Park – 1. Tag

Für solche Temperaturen sind wir nicht gemacht; selbst nach Einbruch der Dunkelheit verharrt das Thermometer auf über 37 Grad, der Schweiß fließt nicht in Strömen, es sind Sturzbäche, zumindest empfinden wir es so. Dabei hatte es am Morgen in der Früh des 24.5. so gut angefangen, bei leichtem Wind, Sonnenschein und angenehmen Temperaturen draußen frühstücken, was am Uluru wegen der doch niedrigen Temperaturen in der Nacht und in der Frühe nicht möglich war. Wie bald darauf die Quecksilbersäule emporschoß war unglaublich, wir suchten jeden Windhauch, während der Fahrt waren die Fenster heruntergelassen. Da schmerzten die unzähligen Mückenstiche des Abends doppelt. An die möglichen eher kürzeren Wanderungen durch insbesondere waldreichere Teile des Nationalparks war dabei nicht zu denken, sondern die Devise lautete : möglichst nicht bewegen. Aber wie will man dann etwas Neues sehen?

Der Kakadu National Park ist mit seiner Größe von fast 20.000 Quadratkilometern, grob gesprochen etwa 100 Kilometer breit und 200 Kilometer lang, der größte NP in Australien  hält seit 1992 für das gesamte Areal – ausgenommen Flächen im Osten des Parks, in denen seit einigen Jahrzehnten Uran abgebaut wird, was auch immer wieder zu Konflikten mit den Interessen der traditionellen Eigentümer führt – den Weltkulturerbestatus. Man trifft hier auf unterschiedliche Landschafts- und Vegetationsformen, die bei Mongroven an der Küste beginnen, in die Wetlands übergehen, flood plains/Überschwemmungsgebiete, die nach der Regenzeit extreme Ausweitungen erfahren und durchaus auch 20 Kilometer Breite erreichen können, dauerhafte Sümpfe, mit offenem Busch-/Savannenwald bewachsene große Ebenen und in Richtung Osten quasi als Begrenzung, dem Arnhem Land zu, steil aufragende Sandsteinfelsen einer Hochebene, die 50 bis 400 Meter über NN liegen. Aus der Verwitterung dieser Fläche bestehen einige Felsformationen im Randbereich zum Arnhem Land, die von besonderer kultureller und spiritueller Bedeutung für die traditionellen Eigentümer des Landes sind. Die traditionellen Eigentümer sind auch heute wieder Eigentümer, sie haben ihre Landrechte zurück erhalten und, analog zum Uluru NP, das Land an den Staat für 99 Jahre zum Erhalt des Nationalparks verpachtet. Ihre Dörfer im Park bleiben ebenso erhalten wie sie ihre angestammten Rechte z.B. auf die Jagd nicht aufgegeben haben. Damit dies im Einklang mit den Zielen sowohl der Parkverwaltung als auch den Traditionen und Gesetzen der hier ansässigen Stämme geschieht, wird der Park praktisch von beiden Seiten gemeinsam verwaltet, gesteuert. Ein großer Teil des Artenreichtums Australiens ist hier versammelt, wobei die genannten Zahlen nicht immer identisch sind, alle aber sehr deutlich machen, daß in toto zwischen 50 und 70 Prozent aller in Australien anzutreffender Vogelarten hier anzutreffen sind, bei den Fischen sind es etwa 25 Prozent. Wenn es dann auch heißt, hier seien um die 100 verschiedene Reptilienarten beheimatet, manche davon ausschließlich, dann verwundert das kaum noch. Die Vielseitigkeit der Landschaft gepaart mit dem vorhandenen Artenreichtum machen Kakadu NP als Ziel interessant, zumindest die Beschreibungen des Parks wecken die Lust, ihn zu bereisen. Wenn dann auch noch einzelne (zwei bis drei) der an die 5000 Stellen mit Felsmalereien, die 20.000 Jahre und  älter sein sollen, zugänglich sind – derartige Orte sind bei der Urbevölkerung heilige Orte, zu denen Fremde eigentlich keinen Zutritt haben sollen –, gibt es kaum ein Argument, hier nicht zwei-drei Tage zu verbringen.

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Das alles gelesen, Empfehlungen zu einem Besuch erhalten, haben wir uns hierhin auf den Weg gemacht. Wenn wir gewußt hätten, unter welchen klimatischen Bedingungen wir reisen müssen, welche Einschränkungen auch einige Wochen nach dem Ende der Regenzeit noch bestehen, würde die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen sein. Die Sperrung einzelner Streckenabschnitte, meistens tief in den Park hinein und nur mit 4WD zu befahren, haben wir zur Kenntnis genommen, betrifft uns ja nicht; weniger aufmerksam waren wir bei der Einschätzung der derzeit nicht zugänglichen Wanderstrecken. Auch wenn die Hitze längere Wanderungen nicht zulässt, um einige der Wasserlöcher wären wir schon gerne herum gelaufen, um nach den hier zahlreich beheimateten Vögeln auszuschauen. So nach und nach wir deutlich, weshalb einige insbesondere wassernahe Strecken nicht gelaufen werden dürfen : die Krokodile, die mit der Ausdehnung der Gewässer während der Regenzeit weit von ihrer ursprünglichen “Heimat” sich aufhalten, sind u.U. noch immer in diesen Regionen, stellen also ein Gefahr für die Wanderer dar. Mit Hilfe von Fallen versuchen die Ranger, diese Tiere einzusammeln, um sie dann in den Flüssen wieder auszusetzen. Da sie unter Artenschutz stehen, können sie nicht erlegt werden. Insgesamt ergeben sich daraus einige ärgerliche Einschränkungen unserer Pläne, die Hitze hilft, dies zu verschmerzen, ersparen wir uns doch Schweißduschen.

Von unserer Lodge am Mary River sind es einige Kilometer bis zum Parkeingang, die, rückblickend betrachtet, uns nicht durch eine wesentlich andere Landschaft führten als im zumindest ersten Teil des Parks; auch hier tauchten immer wieder Feuchtgebiete, Wetlands auf.

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Dann erreichen wir den Parkeingang, nicht ganz 200 Kilometer sind es von Darwin bis hierher.

Als wären wir nicht genug über die Alligator/Krokodilgefahr informiert worden, alle Nase lang überqueren wir einen Alligator River, seinen West Arm, den East Arm, als Creek, als Fluß. Trotz schärfsten Hinblickens bei der Querung einer Brücke über diese nicht immer schmalen Flüsse konnten wir kein Tier erkennen, das dem Fluß seinen Namen zur Verfügung gestellt hat. 

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Auch wenn Katrin bei jeder Brückenüberfahrt angestrengt nach Schemen eines Krokodils Ausschau hält, zum Picknickplatz direkt am South Alligator River sind wir dann doch nicht abgebogen. Unser erster Stop war im Vergleich dazu eher harmlos, denn die Mamukala Wetlands sind in bestimmten Jahreszeiten ein Vogelparadies, kein Wunder, wenn man sich die enorme Ausdehnung dieser Feuchtgebietes ansieht. Vögel sahen wir von einer großen Beobachtungsplattform aus keine, die beste Zeit hierfür ist in der späten Trockenzeit ab September, dafür aber einen riesigen See voller Seerosen/-anemonen und erfuhren eine totale Stille über dem Wasser, Entspannung trotz oder wegen der Hitze in Vollendung.

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Nach 110 Kilometern durch den Park auf dem Arnhem Highway beschaffen wir uns noch weitere Informationen im Bowali Visitor Centre, bevor wir an die Grenze des Parks zum Arnhem Land nach Ubirr, am East Aligator River, weiterfahren, denn dort gibt es “Rockart” der Aborigines zu bestaunen. Eigentlich hatten wir vor, um 16 Uhr an einer Führung durch die Felslandschaft teilzunehmen und auf den Sonnenuntergang zu warten, entschieden uns vor Ort jedoch dann um, damit wir nicht mehr als zwei Stunden in der Affenhitze warten müssen.

Auf der Anfahrt nach Ubirr müssen wir kleine Furten durchfahren, worauf wir sogar in Darwin hingewiesen wurden, die Wasserhöhe von 20 Zentimetern bereitete uns keine Probleme, vielmehr wurde der Unterboden einmal gründlich gewaschen, eigentlich insgesamt viermal.

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Mit der Annäherung an das Ziel tauchen auch Sandsteinfelsen und Bergzüge entlang der Strecke auf, manchmal auch eine besondere (Gesichts-)Form aufweisend, bestimmend für Arnhem Land. Dem gegenüber dann weit ausgedehnte Wetlands im Westen.

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unspektakulär der “Empfang” an dieser berühmten historischen Stätte, zu der sich zumindest jetzt wenige Besucher verirrt haben. Es soll in der Hauptsaison im Juni/Juli völlig anders sein wurde uns versichert. Gut so für uns, denn wir können in Ruhe und ungestört die vier Orte ablaufen, an denen unter Felsvorsprüngen oder durch Überhänge geschützt Felszeichnungen sichtbar sind, die in ihrer untersten Schicht in Teilen auf bis zu 3.000 Jahre zurück datiert werden können. Das Gros der Zeichnungen, so können wir lesen, stammt aus der “freshwater period”, also einer Zeit genügender Wasserversorgung auf dem Kontinent, d.h. aus den letzten 1.500 Jahren. Die gut gedeckte Tafel mit den zahlreich abgebildeten Fischen sind ein Beleg dieser guten alten Zeit. Auf den ersten Blick erstaunlich, in welch guter Verfassung sich die Zeichnungen heute noch befinden. Auf einer Führung am 25.5. und durch Erläuterungstafeln wurde uns klar, daß es entsprechend den Gesetzen der Urbevölkerung, des hier lebenden Stammes zulässig ist, die vorhandenen Zeichnungen detailgetreu zu “erneuern”, ein Verfremden war nicht erlaubt. Diese Auffrischungsarbeiten dürfen nur von bestimmten dazu auserwählten Personen ausgeführt werden. Auch der Zeitpunkt wird von den Oberhäuptern der Sprachgruppe/des Stammes/Volkes festgelegt. Durch Röntgenaufnahmen hat man an einigen Stellen ermitteln können, wie zahlreich die Übermalungen im Verlaufe der vielen tausend Jahre sind, an anderen Orten kann man von einigen zehntausend Jahren sogar sprechen.

Wir konnten hier nur herum gehen und staunen, lesen, welche der sichtbaren Figuren welche Bedeutung in der Mythologie des Stammes hatte, welche “Geschichte” mit den Bildern erzählt wurde, wozu sie dienen (z.B. Erziehung der Kinder, Warnung vor dem bösen Mann, hier Krokodil, Schlange etc.). Erkennbar war für uns, daß oft die Dinge abgebildet wurden, die mit dem Speiseplan zu tun haben, verschiedene Fischarten z.B., Schildkröten, Krokodile; manchmal gab es auch Szenen mit Menschen, die von uns nicht ausgelegt werden können, erkennbar waren aber Abbildungen von Jägern, die einen Speer in der Hand halten. Ganz überraschend dann auf einer sehr großformatig bebilderten Wand zwei Figuren, die nach den Angaben auf einer Erklärungstafel erst entstanden sein können, nachdem es Kontakt zu “Weißen” gegeben hatte, denn die Figuren sind in weiß gehalten, von denen eine eine Pfeife (?) rauchen soll.

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Natürlich wäre zu den wichtigsten Zeichnungen eine ergänzende Erläuterung äußerst hilfreich gewesen, denn ob unsere Erklärungsversuche, Deutungsversuche überhaupt etwas mit dem zu tun haben, was der Bilderschaffer, sein Stamm damit ausdrücken wollten, wissen wir nicht. Selbst das Wissen derjenigen, die uns die eine oder andere Erklärung liefern besitzen dies nur, weil ihnen diese Informationen von Personen des Stammes zur Verfügung gestellt wurden. Da die Aborigines auf eine mehrere 10.000 Jahre umfassende Kultur- und Stammesgeschichte zurückblicken können, über die nur eine mündliche Überlieferung besteht, die jedoch sehr strengen Regeln unterliegt und deshalb wahrscheinlich sehr nah an der Wahrheit liegt, dürften die wenigen vorhandenen Erklärungen dann auch den Intentionen der Schaffer der Werke entsprechen. Das Leben der Aborigines in ihren Stämmen unterliegt sehr klaren Regeln und Gesetzen; Außenstehende in die Geheimnisse der Vorfahren, die in der Vorstellung der Aborigines immer noch als Geist unter ihnen weilen, einzuweihen, wäre ein enormer Gesetzesbruch. Dies zu verhindern dient wohl die Strategie, daß die volle Geschichte des Stammes, alle Erklärungen von Bräuchen, Herkunft, Beziehungen etc. nur wenige Auserwählte kennen, die diese Bewahren und irgendwann neuen Auserwählten in jahrelangen Sessions vermitteln. Folglich kann man unterstellen, das was bekannt über die Figuren ist, ist auch durch die Geschichte(n) unterfüttert. Mehr zu erfahren hätte wirklich viel Sinn gegeben, aber in der Hitze mehr als zwei Stunden zu warten, das Opfer war uns zu groß. Einen Tag später sind wir schlauer, denn unser Ranger meinte, diese Führung wäre für uns ein Gewinn gewesen, da auch durch einen Aborigin durchgeführt. Tja, dumm gelaufen. Da blieb dann nur noch der große Rundblick vom höchsten Punkt dieser Art-Site in die Ebene.

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Dann machten wir uns auf den 40 Kilometer Rückweg, um auf einem Campingplatz in Jabiru einen Stellplatz zu ergattern. Im Park zu campen ist an mehreren Stellen möglich, wenn man jedoch gerne einen Stromanschluß haben möchte, schrumpft die Anzahl auf vier Plätze zusammen. Der nächste nach Jabiru würde weitere 50 Kilometer Fahrt bedeuten. Am Straßenrand konnten wir dann in der Nähe von Jabiru sehen, wie mit partiellem kontrollierten Brand entsprechend den Regeln der Eigentümer das Land “aufgeräumt” wird, überflüssiges Gewachsenes dabei verbrennt, um eine bessere Grundlage für neues diversifiziertes Pflanzenwachstum zu schaffen. Und oben in den Ästen saßen die Raubvögel und warteten darauf, daß der eine oder andere Happen vor dem Brand flieht.

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Fledermäuse haben wir öfter schon gesehen, aber die hier am Abend aus Bäumen rund um unseren Campingplatz dann aufbrechenden Vögel hatten nach unser ersten Einschätzung wenig mit den Fledermäusen gemeinsam, einzig die Flügelform war sichtbar identisch. Ihre Flügelfrequenz entsprach eher der  eines Storchen, d.h. einem großen Tier, und groß waren die Vögel, die wir hier sahen auch. Ihre Länge würden wir auf 30-40 Zentimeter schätzen, der Rumpf war kräftig ausgefallen. Zu hunderten starteten sie fast gleichzeitig in mehreren Wellen von ihrem Ruhebaum in die Ferne, ein beeindruckendes Bild. Auf Nachfrage am Campingplatzbüro wurde uns bestätigt, daß diese Vögel Fledermäuse seien.

Vielleicht ist auf deren Existenz hier in Jabiru die verschwindend geringe Anzahl festgestellter Mücken zurück zu führen, denn dieser Abend draußen zu sitzen war eine Erholung, der Camper wies auch nach Einbruch der Dunkelheit Saunatemperatur auf.

Heute haben wir in unserem Camperleben eine ganz neue Erfahrung gemacht. Nicht der Preis für einen Stellplatz, der happig war, ist erwähnenswert sondern die Tatsache, daß mit jedem Stellplatz ein eigenes Bad mit allem drum und dran verbunden war – campen wie Gott in Frankreich!

Mary River National Park

Am 23.5. sitzen wir im Dunkeln vor unserem Camper, erwehren uns, auch mit Hilfe der Chemieindustrie, der Mückenattacken, und schauen fasziniert und begeistert hinauf zum Himmel der klar ist und voller Sterne leuchtet. Um uns herum weitestgehend Stille, die Bäume rauschen sanft, sonst Ruhe; zwei Camperinnen hatten ein kleines Lagerfeuer an ihrem letzten Urlaubstag angezündet, das Rot der Glut schimmert. Wenn die Mücken nicht wären, es wäre ein paradiesischer Zustand hier im Mary River Wilderness Retreat. Wir campen etwa 100 Meter vom Mary River entfernt. Etwas mulmig ist Katrin, denn der Fluß soll die größte Krokodildichte hier im Norden besitzen, wovon wir aber bei unserer spätnachmittäglichen 2-stündigen Bootsfahrt auf dem Fluß nicht unbedingt überzeugt wurden. Die Betreiber der Loge, Cabins und des Campingplatzes werden es schon richtig einschätzen, beruhigen wir uns, nehmen aber im Dunkeln dennoch unsere Taschenlampe auf dem Weg zur zentralen Sanitäranlage mit, man weiß ja nie, und im übrigen, sagte unser Bootsführer, habe die Zahl der Schlangen hier zugenommen. Wie beruhigend. Dennoch, dieser Tag klang sehr schön aus, nachdem er rumpelig begonnen hatte.

Am Beginn einer mehrtägigen Rundreise steht wie immer die Übernahme unseres Campers, eine Routineangelegenheit. Wir hatten erfahren, man könne auch mit dem ÖPNV dorthin gelangen und waren früh vor 09:00 Uhr an einer Haltestelle der Linie, die unmittelbar am Zielort vorbeifährt. Leider waren wir gut 10 Minuten zu spät dran, die Buslinie verkehrt nur stündlich, was für uns Warten bedeutet. Und so verstrich der Vormittag mit Busfahrt, Übergabeprozedur, Einkaufen, Infos zum Kakadu Nationalpark im  zentralen Tourismusbüro besorgen, die Rücksäcke in der JuHe abholen, und, da inzwischen Mittag war und die Mägen sich meldeten, Mittagessen gehen. So starteten wir deutlich später als ich es mir vorgestellt hatte nach Osten in Richtung Kakadu NP. Das war nicht das einzige Manko des Tages, wir starteten auch ohne einen konkreten Plan, was wir uns überhaupt ansehen wollten. Rückblickend nicht die schlechteste Entscheidung, denn angesichts der Temperaturen, die der Tag mit sich brachte, hätten wir geplante Wanderungen sofort gestrichen. Nachdem wir bei einem kurzen Halt uns auf die Grundzüge des Tages und die möglichen Zwischenziele/Orte verständigt hatten, rollten wir, zuerst den Stuart Highway gen Süden, später ging es nach Osten auf dem Arnhem Highway. Die bislang seltene Bekanntschaft mit den sogenannten “Road Trains” wurde hier zur Dauerbekanntschaft. Schon aus Darwin heraus drängten die aus vier Anhängern und deutlich mehr als 50 Meter Länge aufweisenden LKW-Riesen mit Tempo 100 hinter uns her, überholten, sobald es nur möglich war. Da hieß es, respektvollen Abstand halten. Erstaunlich, wie diese Langzüge es überhaupt schaffen, in einer Großstadt durch den Verkehr zu kommen, wie sie die zahlreichen Kreisverkehre meistern, denn ich konnte einmal einen  Zug beim Abbiegen beobachten, bei dem das Manöver nur gelang, weil er über die Gegenfahrbahn auf eine zweispurige Straße einbiegen konnte. Während der Fahrt auf dem Arnhem Highway begegneten uns dann nur noch Züge mit drei Anhängern.

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Daß wir uns im Krokodilland bewegen war klar; im Gegensatz zu Queensland gilt hier, nur dort, wo ausdrücklich eine Krokodilfreiheit angezeigt wird, besteht diese, d.h. nicht an allen Gewässern befinden sich wie in Queensland Warnschilder – die Krokodile sind halt überall zu finden und man hat entsprechend vorsichtig und umsichtig sich zu verhalten.

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Also sind solche putzigen kleinen Weiher ebenso mit Vorsicht zu genießen wie der große Adelaide River, den wir überquerten.

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An diesem Fluß haben sich zahlreiche Anbieter von Krokodiltouren angesiedelt, zu denen aus Darwin die Gäste herangekarrt werden um zu sehen, wie angefütterte Salzwasserkrokodile sich aus dem Fluß herausstrecken, um an das hingereichte Futter zu gelangen – natürlich nicht mit der Hand serviert, sondern aus sicherer Entfernung mit einer an einer Stange befestigten Leine, wie z.B. bei “Jumping Croc Cruise”. Ob man auf dieser Fahrt noch Krokodile in ihrem natürlichen Umfeld und ihren normalen Jagd- und Freßinstinkten folgend zu Gesicht bekommt? Wir wissen es nicht, halten jedoch das Anfüttern, um der Sensationsgier mancher Reisender entgegen zu kommen für völlig falsch, prägt sich im Gehirn des Reptils ein, Mensch = Futter und wenn kein Futter, dann eben Mensch, obgleich normalerweise der Mensch nicht in das Beuteschema normaler Krokodile fällt, heißt es.

Aber auf einem der zahlreichen durch die Wetlands Richtung Meer fließenden Flüsse mit einem Boot zu fahren, konnten wir uns gut vorstellen. Da traf es sich gut, als wir am Straßenrand eine große Tafel sahen, auf der für Wetland Cruises auf dem Corroboree Billabong geworben wurde; die dort angegebene Zeit passte gut in unsere Zeitplanung, also bogen wir ab, um mehr als 20 Kilometer weitgehend auf einer roten Sandpiste zur Abfahrtstelle zu fahren. Dort die erste Pleite des Tages, denn hier am Abfahrtsort wurden neue Zeiten genannt, und zwar erst wieder für den Abend, für uns zu spät und drei Stunden Warterei war uns nach dem Erlebnis des gestrigen Tages auf dem Flughafen dann auch zu fett. Also zurück zum Highway.

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Weiter gen Osten, das nächste Ziel ist der Mary River National Park. Ein Hinweis an der Straße forderte uns quasi auf, zu einem Bird Billabong, also einem Wasserloch, abzubiegen, an dem zahlreiche Vögel zu beobachten sind. Dieser Anregung folgten wir durch den Wald und über die übliche Piste, die nach einer Reihe von Kilometern auch an einem Parkplatz endete, Ausgangspunkt einer einstündigen Wanderung zu dem Billabong. Schön, wenn man erst hier darüber informiert wird, daß der Weg wegen der derzeitigen Wasserstände unpassierbar ist (!), wobei ich nicht ausschließen will, daß man diese Information auch in der Touristeninfo in Darwin hätte bekommen können.  Aber wußten wir da schon, daß wir hier abbiegen werden? Ein weiteres Schild im Park wies auf einen Flußzugang hin, der dann unser alternatives Ziel wurde. Nun, durch den Wald konnte man den Fluß sehen, ein Weg führte auch an diesem entlang. Dieser sah jedoch nicht so aus, als ob er häufig genutzt würde. Da auch die Regel gilt, wenigstens 5 Meter Abstand von der Uferböschung wegen der dort u.U. lauernden Krokodile einzuhalten, war ein Nähern oder Entlanglaufen praktisch nicht möglich. Selbst eine Annäherung auf 10 Meter wurde von Katrin mit heftigen Warnungen begleitet. So blieb dann nur noch ein kurzes Stück einen Waldweg, sicherer Abstand zum Ufer (!), zu gehen, der jedoch bald im Nichts endete. Bereits auf dem Rückweg sahen wir dann unser erstes Känguru im nördlichen Teil des Northern Territory, wie es durch die Gegend hoppelte, um dann für einen Augenblick inne zu halten, Gelegenheit, den Fotoapparat zu benutzen.

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Also hatte Pleite Nummer drei irgendwie doch noch ein gutes Ende für uns gebracht. Dieser Kängurubegegnung folgten dann am Tag weitere, die aber eher unter die Überschrift fallen – Känguru wurde fast überfahren. Denn wie die kleinen Tierchen plötzlich aus dem Gebüsch auftauchend über den Highway hetzen und dabei natürlich die komplizierte Variante (wie schaffe ich es, zwischen zwei sich entgegenfahrenden Fahrzeugen ungehindert durchzuschlüpfen) wählen, ist für alle Beteiligten atemraubend. Wenige Sprünge bis zur Straßenmitte, das entgegen kommende Fahrzeug passieren lassen, hoffen, daß ich bremse, um dann hinter dem Fahrzeug und vor unserer Nase die letzten Sprünge an das rettende Ufer/Dickicht zu machen, ist eine tolle Zirkusnummer, die hoffentlich immer ein gutes Ende nimmt.

Für uns nahm der Tag ein tolles Ende, denn nachdem wir erkannt hatten, daß bis nach Jabiru nur noch zwei Campingplatzalternativen bestehen, bogen wir bei der ersten Möglichkeit ab und hatten die bestmögliche Wahl getroffen. Wir waren im Mary River Wilderness Retreat gelandet, wo in einer riesigen Parkanlage direkt am Mary River auch ein kleiner Campingplatz betrieben wird, der mit zu dem besten zählt, was wir bislang kennen gelernt haben und dazu noch Mitten in der Natur. Einfach toll.

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Die Krönung war, als wir beim Einchecken einen Hinweis sahen, um 16:45 Uhr sei eine Bootsfahrt auf dem Mary River möglich, und das für bescheidene 30 Dollar je Person. Da gab es nichts zu grübeln, da wurde sofort gebucht. Den Stellplatz belegt, den Camper an das Stromnetz angeschlossen und ab zur Anlegestelle. Zu sechst plus Kapitän stachen wir am Spätnachmittag in See und kamen nach zwei Stunden in der Dunkelheit zurück von einer schönen, ruhigen, unaufgeregten Fahrt, bei der wir nicht nur etlicher Kilometer den Mary River hinaufgefahren sind, bis der Wasserstand ein weiteres Vorankommen verhinderte, sondern dabei auch wenige Krokodile gesichtet hatten.

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Hier im Fluß, bei dem durch eine Sperre in der Nähe des Meeres verhindert wird, daß zu viel Salzwasser hineindringt, leben Frischwasser- und Salzwasserkrokodile meistens friedlich nebeneinander, zumindest so lange, wie für alle genügend Futter vorhanden ist. Auch hier hat jedes Krokodil sein Revier, das es sich erobern muß. Auf einer kleinen Sandbank im Fluß lagen zwei “freshies”/Süßwasserkrokodile, die durch uns aufgescheucht dann die Tiefe suchten. Sie wiesen keine atemberaubende Länge auf, können mit ihrem Wachstum auch nicht mit den Salzwasserkrokodilen  mithalten, denn was sind schon maximal drei Meter Körperlänge? Zudem sind diese Krokodile für den Menschen eigentlich ungefährlich, zumindest so lange, wie man diesen nicht zu nahe kommt.   

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Auf der Rückfahrt scheuchten wir noch ein Salzwasserkrokodil von seiner Ruheposition am Ufer auf; hier konnte man beobachten, wie schnell der Kerl zu Fuß unterwegs ist, als er die wenigen Meter bis zum Wasser rennen musste, um mit einem Hechtsprung im Fluß zu verschwinden, zu schnell für mich, um den ganzen Vorgang zu dokumentieren., ich habe nur die Eintauchphase – eindeutige Abzüge in der Ausführungsnote – erwischt.

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Unvorstellbar für uns, als unser Bootsführer erzählte, wie bei der letzten Regenzeit der Wasserstand mehr als 6 Meter über dem heutigen Niveau lag, so hoch, daß auch auf ihrer Anlage des Wasser bis an den BBQ-Bereich, der auf einer Anhöhe liegt, reichte. Heute eine Anekdote, damals ein Schrecken für Wanderer, denen auf einer kleinen Hängebrücke, die über einen in der Nähe gelegenen Billabong führt, auf dieser ein Krokodil entgegenblickte, ein Überbleibsel des Hochwassers, das es noch nicht bis in den Fluß zurück geschafft hat oder schaffen wollte. Von der Höhe des Wasserstande zeugten dann die in den oberen Ästen am Flußrand hängenden abgerissenen Äste oder die Baumteile, die nach wie vor direkt unter der Highwaybrücke wie festgeklebt hängen. Hierhin machten wir uns, immer die untergehende Sonne im Blick, zum Ende der Bootsfahrt auf den Weg

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– über unseren Weg schwammen dann zwei Salzwasserkrokodile, der erst nach größerer Annäherung an sie Leine zogen und auf Tauchstation gingen. Also hinsichtlich der Tierbeobachtung ein voller Erfolg, auch wenn das größte gesichtete Reptil heute nicht ganz vier Meter gemessen haben soll.

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Ein vollauf gelungener und ereignisreicher Tag war es dann doch noch geworden, der 23.5.

Verlängerter Aufenthalt auf dem Flughafen in Alice Springs

Der 22.5. ist Transfertag von Alice Springs nach Darwin. Da unser Flug erst um 12:00 Uhr startet, können wir den Tag relativ geruhsam angehen lassen und werden um 09:40 Uhr von der JuHe zum Flughafen transportiert. Wir checken ein, passieren den Sicherheitscheck so gegen 11 Uhr und von da an beginnt eine stundenlange Warterei. Der ersten Nachricht zur Folge startet unser Flieger erst um 13:30 Uhr, diese Verschiebung lässt sich noch verkraften, denn es bleibt genügend Zeit, um nach Ankunft in Darwin die für die nächsten Tage notwendigen Informationen zu beschaffen. Hier hätte ich jedoch stutzig werden müssen, denn einer nur mit halben Auge am Morgen wahrgenommenen Mail von Quantas wurde schon da unter dem Datum 21.5. die Flugverschiebung mitgeteilt, von mir irrtümlich als Bestätigung des Flugtermins angesehen. Später hieß es, die Maschine stecke in Yulara/Uluru fest, ein Monteur aus Adelaide sei im Anmarsch. Als wir dann gegen 13 Uhr auf das Boarding warteten wurden wir auf 16 Uhr vertröstet, woraus später dann 16:50 Uhr wurde, Abflug 17:00 Uhr. Man hat die am Uluru gestrandete Maschine wohl flott bekommen, denn gegen 16 Uhr traf ein Flugzeug von dort ein und entließ zahlreiche Menschen nach Alice Springs.

Was hätten wir mit der Zeit nicht alles anfangen können, wenn wir nicht im Flughafen festgehalten, sondern uns frei in Alice bewegen können. Z.B. durch die Galerien der Stadt noch einmal ziehen und uns interessante Bilder ansehen. Nun reisen wir wohl aus Australien ab, ohne ein konkretes Erinnerungsstück in Händen zu haben. Aber festgehalten auf diesem kleinen Flughafen, der so gar nichts bietet außer einer schlechten Cafeteria, wollen die Stunden einfach nicht vergehen. Zum Glück werden nicht alle Ausgänge stark überwacht, so daß man aus der Cafeteria zumindest hinaus auf eine kleine Grünfläche gehen konnte, wenigstens etwas Abwechslung im Umfeld. Die uns gegebene Möglichkeit, in der Cafetaria in einem vorgegebenen Kostenrahmen zu speisen war löblich, der für viel Geld erhaltene Genußgegenwert tendierte auf nahezu Null. Genießbar ist etwas anderes. So langsam kamen Zweifel auf, da wir nichts konkretes mehr hörten, ob unser Flug nach Darwin überhaupt noch heute erfolgen würde, denn nicht nur unsere Verbindung “schwebte”, sondern mehrere weitere Flüge von hier zu australischen Städten waren mit mehr- bis vielstündigen Verspätungen angekündigt, was auch für einzelne Ankünfte galt. Hoffnung entstand, nachdem eine Maschine aus Uluru gelandet war, aber war das wirklich die mit der wir weiterfliegen können? Die Zweifel blieben und erste Passagiere machten sich mit dem Gedanken vertraut, die Nacht in Alice verbringen zu dürfen, als es dann doch plötzlich hieß, Boarding nach Darwin. Glück im Unglück gehabt, wir hätten auch festsitzen können hier im schönen Alice.

Während der Wartezeit nutzte ich natürlich das Netz, um mir die Quantas- Beförderungsbedingungen anzusehen. Leider mit keinem uns befriedigenden Ergebnis. Die Fluggesellschaft ist zu keinerlei Schadenersatz verpflichtet sondern muß uns nur auf die nächstmögliche Maschine zu unserem Bestimmungsort umsetzen, was geschehen ist. Leistungen wie ggf. erforderliche Übernachtung, Verpflegung sind freiwillige Leistungen. Anders sieht es aus, wenn der Flug von einem europäischen Flughafen aus gestartet wäre; dann würde die Europäische Rechtsprechung greifen, wonach wir einen Entschädigungsanspruch hätten. Für den Abend in Darwin erworbene Theaterkarten die nicht genutzt werden können – Pech gehabt, das ist das Beförderungsrisiko des Passagiers. Hier werden die Kundenrechte extrem klein geschrieben, so das Fazit der Lektüre.

Nun kamen wir doch noch in Darwin an, schwebten zum Sonnenuntergang zur Landebahn hinunter, erreichten die JuHe mit einem Shuttlebus, bezogen schnell das Zimmer und mussten raus in die Stadt, um uns die Füße zu vertreten. Zu lange nahezu festgehalten auf kleinem Raum brauchten wir jetzt mehr Bewegungsspielraum. Die JuHe liegt am Rande der Flanier- und Unterhaltungsmeile in Darwins Innenstadt, die selbst am Donnerstagabend von vielen Menschen besucht wird. Lebhaft ist es hier und in einigen Kneipen ist auch richtig etwas los, teilweise bei Livemusik. Den Abend ließen wir dann mit australischen Chardonnay – nicht so gut wie ein heimischer Riesling, wie der Kellner bemerkte (!) – und einem profanen Bier, extra large, ausklingen um dann in unserem Zimmer zu versuchen, bei einer leider sehr lauten Klimaanlage, die bei den Ortstemperaturen bitter nötig ist, zu versuchen, einzuschlafen, was nach langer Vorbereitungsfrist dann endlich gelang.

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Uluru – oo-loo-roo

Das, was in der Überschrift nach Uluru zu lesen ist, soll der Name des Berges in der lokalen Sprache sein. Überprüfen können wir dies nicht, gehen aber davon aus, daß die Quelle, eine Information des Ayers Rock Resort, verlässlich ist. Wie Kata Tjuta hat auch der Uluru einmal anders geheißen; in den Köpfen der Welt hat sich sicherlich Ayers Rock festgesetzt, ein Name, den der Erstbesteiger des Felsens 1873, William Gosse, dem Felsen gegeben hatte, als Verbeugung vor dem damaligen Premierminister von South-Australia, Henry Ayers. Nun hat der Berg seinen ursprünglichen Namen zurück, den ihm die ursprünglichen/historischen und heutigen Besitzer, die Anangu gegeben haben : Uluru, Betonung auf der letzten Silbe, was auch oft vergessen wird. Der Uluru wie auch der gesamte ihn und Kata Tjuta umfassenden Nationalpark sind historisch Eigentum der Aborigines, die sich auf der Grundlage eines Gerichtsurteils, das den historischen Eigentümern unter bestimmten Bedingungen die Möglichkeit einräumte, geraubtes Land zurück zu erhalten, um die Rückübertragung ihres Besitzes jahrelang bemühten, bei Gericht jedoch unterlagen, da hier bereits ein Nationalpark bestand, der die Rückübertragung – vorerst – ausschloß. Schließlich fand man eine Lösung und setzte 1985 einen Trust der Anangu als Vertreter dieser Volksgruppe der Aborigines in den Besitzerstatus ein da man vereinbart hatte, diese werde im Gegenzug dieses Parkgrundstück sofort für 99 Jahre an die Bundesregierung verpachten. Heute arbeiten deshalb Vertreter des Staates und der Anangu in einem Vorstandsgremium der Parkverwaltung zusammen.

Eine der Bedingungen war auch, die Möglichkeit der Besteigung des Felsens weiterhin zuzulassen, was für die Aborigines ein großes Problem darstellt und es auch ist. Der Uluru ist ebenfalls ein heiliger Ort, hat für die Volksgruppen der Aborigines in der Umgebung eine hohe spirituelle und stammesgeschichtliche Bedeutung. Viele von uns an den Felsen festzustellende Landschaftsformen wie Vorsprung, Einkerbung, Höhle, Quelle, besondere Felsoberfläche, “Beschädigungen” des Berges etc. sind in der Vorstellung der Urbewohner des Kontinents mit dem Wirken sowohl der Schöpfer von Welt und Volk als auch ihrer direkten Vorfahren verbunden, deren Geist immer noch über dem Berg schwebt. Sie haben auch eine ganz besondere Interpretation, wie es zur Schaffung dieses Felsens und der Existenz ihres Volkes gekommen ist, alles eng mit dem Uluru verbunden. Insofern verständlich, wenn das Besteigen des in ihrer Mythologie hochstehenden Berges für die Anangu einen Tabubruch bedeutet. Besucher werden deshalb gebeten, von diesem Recht keinen Gebrauch zu machen.

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Auf einer kleinen Wanderung mit einem Ranger am Morgen des 20.5. teilte dieser dann mit, aufgrund der rückläufigen Besteigerzahl sowie der oft witterungsbedingt erforderlichen Sperrung der Aufstiegsroute würde ab 2020 die Besteigung gänzlich und somit vorfristig unterbunden.

Auch am Fuße des Uluru gibt es heilige Orte, und zwar jeweils zwei für die initiierten Frauen sowie die initiierten Männer, zu dem nur diese Zutritt haben. Dem Wanderer rund um den Felsen ist der Zutritt untersagt, dafür sorgt zum einen die Wegführung, zum anderen der Bewuchs vor diesen heiligen Bezirken. Auch das Fotografieren dieser Bereiche sollte aus Respekt vor dem Glauben der Anangu unterbleiben.

Am Tage unserer Ankunft hatten wir bereits einmal vergeblich in der Nähe des Uluru auf einen schönen Sonnenuntergang gewartet, um den Berg in ein besonders warmes Licht getaucht betrachten zu können. Da es am frühen Abend des 19.5. nicht ganz ausgeschlossen werden konnte, heute bessere Bedingungen hierfür vorzufinden, fuhren wir gegen 17:30 wieder in den Park. Das für einen Besuch des NP zu erwerbende Ticket (25.- AUS-Dollar) hat eine dreitägige Gültigkeit, was so eine Entscheidung noch erleichtert. An dem bekannten Aussichtspunkt stand bereits eine Hundertschaft von PKWs, auf dem etwas abseits liegenden Parkplatz für Busse waren erkennbar auch viele Parkplätze belegt – und alle waren vergeblich hierher gefahren! Dennoch, auch ohne das preiswürdige Abendstimmungsfoto des Uluru war es ein Gewinn, diese Stimmung hier erlebt zu haben. Eine warme Farbe strahlt der Berg nicht nur dann aus, wenn die Sonne gerade die letzten Strahlen herüber schickt, nein, auch eine ganze Weile vorher wirkt der Berg nicht grau, sondern strahlt in seinem Grundton rot.

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Einen Versuch war es wert, Zeit für einen dritten Versuch haben wir nicht mehr, denn nachdem wir Morgen am 20.5. noch einmal zum Sonnenaufgang vor Ort sein wollen, werden wir gegen Mittag zurück nach Alice Springs fahren müssen, die Campermietzeit läuft so langsam ab.

Wir haben aber ein Pech, nicht nur die Sonnenuntergänge fallen den Wolken zum Opfer, nein auch die Sonnenaufgänge geschehen zwar, aber das Bild, wie so langsam die Sonnenstrahlen am Berg herunterlaufen und ihn immer mehr in ein warmes leuchtendes Licht tauchen, um seine Farbe so richtig heraus zu kitzeln, wird uns nicht geschenkt. Schade, denn wir sind erneut ziemlich früh aus den Federn gekrochen und im doch erkennbar frischen Morgen gen Ziel auf der Ostseite des Uluru an den Talinguru Nyakunytjaku (Namen, die ich mir bei größter Anstrengung nicht merken kann, zum Glück gibt es Hinweisschilder, die ohne die vielen Vokale zeigen, wo es lang geht) zu fahren. The same procedure as every morning – mehr als hundert Mitwartende sind schon vor uns eingetroffen und minütlich werden es mehr. Manche schleppen riesige Ausrüstungskisten hinter sich her, andere hasten mit Apparat und Stativ durch die Gegend, um die bestmögliche Position zu ergattern, einige sind da ganz entspannt, halten ihr Handy in der Hand für eine Aufnahme bereit. Und so warten wir, die Sonne geht auf, aber das Bestrahlen des Uluru bleibt aus. Dennoch, die weitgehend ruhige Stimmung bei gespannter Erwartung, ob das vielleicht selten Erfolgende heute, endlich, einmal eintritt, ist ein besonderes Erlebnis. Wenig erkennbare Hektik, keine wahrnehmbare Enttäuschung; die Natur will es manchmal anders als es in unsere Pläne passt.

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Sonnenaufgangszeit 07:17 Uhr, um 08:00 Uhr beginnt am Mala Parkplatz, der an der westlichen Seite des Berges liegt, eine Rangerführung mit einigen Erläuterungen, die wir uns nicht entgehen lassen wollen. Das hieß zügig fahren und auf ein geplantes Frühstück verzichten. Aber Zeit blieb noch, um zwei Dingos, die sich gerade am Straßenrand aus dem Staub machen wollten, näher anzusehen und zumindest teilweise auch zu fotografieren. Am frühen Morgen besteht für die jagenden Dingos wohl die beste Chance erfolgreich zu sein.

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Auf der Rangerführung erfuhren wir einige Geschichten zu bestimmten Orten an einem Teil der Westseite des Uluru. Dort sind vor allem zahlreiche Höhlen entstanden, in der Wahrnehmung der Anangu durch deren Vorfahren, die zu bestimmten Zwecken genutzt wurden. Dabei gab es eine strikte Trennung zwischen den Männern und den Frauen, bei denen auch die Jungs bleiben mussten, die noch nicht das Initiierungsritual hinter sich gebracht hatten. Erst im Anschluß daran, sie waren dann ein Mann, konnten sie in die Männerhöhle umziehen und mit den Männern leben. Diese strenge räumliche Trennung führte dazu, daß das von den Frauen zubereitete Essen in die Männerhöhle gebracht werden musste. Es gab Höhlen für die “Rentner”, d.h. Stammesmitglieder, die aus welchem Grund auch immer nicht mehr in der Lage waren, ihren täglichen Beitrag z.B. bei der Jagd zu leisten, meistens waren es sehr alte Anangu. Unser Ranger berichtete, daß diese einen besonders wichtigen Beitrag für das Überleben des Stammes leisteten, sie waren quasi die Vorkoster neu gefundener für essbar gehaltene Nahrungsmittel, Wurzeln, Früchte, Blätter etc. Ihr Überleben nach Verkostung signalisierte dem Stamm die Essbarkeit, ein wichtiger Dienst, der manchmal mit dem Leben bezahlt wurde, wobei zu diesem Zeitpunkt der größte Teil des verfügbaren Lebens bereits gelebt,war. Wir wurden auch an eine Höhle geführt, die als eine Art Schule diente. Hier wurden die Heranwachsenden in die Geschichte des Volkes, die Mythologie, die Jagd etc. eingewiesen. Einige für uns Außenstehende nicht interpretierbare Felszeichnungen sollen dies belegen. Wasser ist heilig und nicht nur für die Anangu überlebensnotwendig. Zu wissen, wo es eine Quelle gibt heißt überleben. Dementsprechend wertgeschätzt wird auch jede Quelle, deren Verunreinigung ein Frevel ist. An eine solche Quelle, ein Tümpel, der aus Felswasser gespeist wird, wurden wir zum Abschluß des kurzen Spaziergangs geführt; sie liegt in der Kantju Gorge.

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Auf dieser kurzen Wegstrecke machten wir dann auch Bekanntschaft mit den Hinweisschildern auf heilige nicht zu fotografierende Orte; der Bitte dies zu respektieren, sind wir natürlich gefolgt.

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Anschließend begaben wir uns auf den “Base Walk”, der uns auf etwas mehr als 10 Kilometern in oft respektvollem Abstand um den Uluru herumführt.

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Auf dieser Strecke konnten man mehr als deutlich sehen, daß der Uluru nicht, wie aus der Entfernung vielleicht zu vermuten, eine ziemlich kompakte nahezu einheitliche Form hat, sondern sehr vielfältig gestaltet ist, immer wieder tiefe Einschnitte aufweist, große Bergabbrüche seine Flanken “verletzt” haben, das Wasser sich seine Bahn gesucht und gefunden hat, dabei an vielen Stellen den Stein unterhöhlte, so daß Abbrüche  entstanden sind, die interessante Formen haben entstehen lassen, Wasserlöcher in den Berg gefräst wurden, die Wasserkaskaden hinab ermöglichen – wenn denn mal Wasser vorhanden ist.

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Nicht nur am Mutitjulu Wasserloch gab es Vogelstimmen zu hören, denn am Fuße des Uluru wächst manchmal eine sehr dicht und hoch geratene Buschsteppe, die insbesondere  dort dicht und hoch war, wo der Besucher von einem Ort ferngehalten werden und keinen Blick auf die Felsformationen werfen soll. Diese Vögel, seien es Finken oder nicht, waren in der Regel viel zu unruhig und schnell, als daß man sie mit dem Objektiv einfangen konnte. In einer in der Nähe befindlichen Höhle waren wieder einige Felszeichnungen erkennbar, Bedeutung – keine Ahnung und nirgendwo Erklärungen gefunden. Erstaunt sind wir jedoch darüber, nicht ausschließlich nicht gegenständliche Zeichnungen zu sehen, sondern mit der Hand etwas sehr Gegenständliches.

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Immer wieder brachte ein Blick nach oben einen neuen Eindruck, entweder hatten sich Pflanzen an unmöglichen Stellen festgekrallt, die Natur sprich Erosion einen ästhetischen Gegenstand erzeugt, Wasser den Fels auf interessante Weise gestaltet.

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Langweilig wurde uns auf unserem Rundweg nicht, auch wenn nach den 10,5 Kilometern, mit einigen Zugaben auch mehr, am späten Vormittag nicht nur der Magen wegen des fehlenden Frühstücks sich mit Macht meldete, sondern auch so langsam die Gehwerkzeuge eine Pause einforderten. Da passte es, daß der Camper ja am Ende der Rundtour stand und eine Verpflegung möglich war. So hatten wir Gelegenheit, noch eine ganze Weile auf den Uluru zu schauen,

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bevor wir den Motor anlassen mussten und ihn bis in Alice Springs knapp sechs Stunden später und rund 500 Kilometer weiter wieder ausmachten. Hin und wieder gibt es Hinweisschilder auf Kängurus, gesehen haben wir jedoch keines. Die kleinen roten Kängurus hier aus der Region verschwunden – wir wollen es nicht glauben. Der Gegenverkehr ebbt ab; je weiter wir uns vom Uluru entfernen, desto seltener treffen wir auf ein Fahrzeug, wollen doch alle bis Sonnenuntergang möglichst vor Ort sein. So reduzierte sich das lässige Handheben zur Begrüßung eines jeden entgegenkommenden Fahrzeuges fast auf Null, als wir auf den Stuart Highway für die letzten 200 Kilometer nach Alice Springs einbogen. Offensichtlich, wir haben die Begrüßung auch erst hier wieder “neu” gelernt, wünscht im Outback jeder jedem eine gute Fahrt und ein Ankommen am Ziel, diesen Wünschen haben wir uns gerne angeschlossen.

Die Fahrt durch bekanntes Terrain, langweilig, lediglich beim Passieren des Mount Conner wurde besonders aufgemerkt und verglichen – ja, dieser Berg ist wirklich nicht nur größer, sondern aus der Ferne betrachtet wirklich interessant.

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Für einige Autofahrer muß die Strecke reifenmordend sein, wie eine “Plastik” am Straßenrand deutlich machte.

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Wir kamen ohne Panne – wie die gesamte Reise bislang – in Alice Springs auf unserem früheren Campingplatz noch vor Toresschluß trotz Schnelleinkauf an. Morgen heißt es dann wieder einmal die Rucksäcke packen, den Camper aufräumen und ihn abgeben. Für einen Tag bleiben wir in Alice Springs, bevor wir auf bequemem Weg, d.h. mit dem Flugzeug nach Darwin zu unserer letzten Australienetappe weiter reisen.

Kata Tjuta (kah-tah-choor-tar)

Wie der Uluru erhebt sich auch das aus der Ferne als ein Berg identifizierbare  Kata Tjuta aus der Ebene empor, gut 40 Kilometer westlich des Uluru im gemeinsamen NP gelegen. Erst wenn man direkt vor diesem Ungetüm steht erkennt man, daß es sich zumindest oberhalb der Erdoberfläche um eine Mehrzahl von Felsen handelt. Genau genommen handelt es sich um 36 meist sehr mächtige kuppelartig ausgebildete Felsen, die in einer anderen erdgeschichtlichen Periode als der Uluru entstanden sind und deshalb anscheinend auch aus einem anderen Gestein bestehen, einem Gemisch aus Sand, Lehm und einer Art Kieselsteinen )?), so haben wir zumindest den Ranger verstanden, als er in Kürze zu den Kata Tjuta etwas erwähnte. Dieser Kuppeln ragen sogar höher auf als der Uluru, dessen Höhe mit 348 Metern angegeben wird, der höchste Punkt der Kata Tjuta, Mount Olga, liegt 546 Meter über dem Umgebungsniveau. Faszinierend an diesen Bergen ist das Farbenspiel, das man bei vernünftigem Licht erleben kann, denn dann sind unterschiedliche Braun und Rottöne wahrzunehmen. Nicht immer hieß diese Gruppe von “Bergen” Kata Tjuta. Der “Entdecker” nach den Entdeckern aus den Ureinwohnern des Kontinents, Ernest Giles, der sie 1872 aus der Ferne “entdeckte”, benannte die Gruppe nach einer württembergischen Königin Olga. Welche Beweggründe für diese Namensgebung bestanden wissen wir nicht, hoffen jedoch, es waren ehrenwerte, denn angesichts der prallen Rundungen der einzelnen Kuppeln könnte man auch auf andere Gedanken kommen. Diese Felsgruppe ist in seinen äußeren Abmessungen auch wesentlich größer als der Uluru, denn sie erstrecken sich gut 8 Kilometer von West nach Ort und 5 Kilometer von Nord nach Süd.

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Am 19.5. war für uns Kata Tjuta Tag, der sehr früh morgens begann, denn wir hofften, nach dem unbefriedigenden Sonnenuntergang vom Vorabend am Uluru hier einen schönen Sonnenaufgang erleben zu können. Dieser sollte um kurz nach sieben Uhr erfolgen; bereits eine halbe Stunde vorher sammelten sich nach und nach deutlich über 100 Menschen an einem Aussichtspunkt auf einer Düne im Süden der Felsengruppe und warteten. Es wurde hell, die Umrisse hoben sich nach und nach aus der Dunkelheit hervor, aber das erhoffte erste Sonnenlicht auf den Felsen, um die Erdfarben zum Leuchten zu bringen, blieb aus, ein Wolkenband verdarb uns die Freude. Dennoch, die Stimmung war eine sehr friedliche, wie hier so viele Menschen wartetet, die allermeisten dabei ruhig, nur wenige Schwätzer störten, nach und nach wachten Vögel auf und begannen sich zu melden, das Dunkel wurde von der Dämmerung langsam aufgefressen. Auch wenn der erhoffte “Boah”-Anblick ausblieb, es waren schöne Momente auf der Aussichtsplattform. Im Osten waren dann auch die Umrisse des Uluru erkennbar. Die Kamera hat bei den Aufnahmen gemogelt, indem das Umfeld wohl rechnerisch aufgehellt worden ist, was soll’s, dient ja nur der Dokumentation.

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Gegen halb acht verließen wir die Szenerie und fuhren mit dem Camper zum Ausgangspunkt einer Wanderung durch das Valley of the Winds.

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Auf oben stehender Lageskizze der Kata Tjuta kann man ganz gut erkennen, daß es sich nicht um ein Massiv handelt. Die in der oberen Hälfte rot eingezeichnete Route war dann unser Weg, der uns als Rundweg über 7,4 Kilometer wirklich zu mehreren Aussichtspunkte in Scharten zwischen den Bergen führte, durch die uns ein heftiger Wind entgegenblies. Leider war uns die Sonne bis auf wenige Momente gegen Ende der Rundstrecke nicht hold, der Himmel war fortwährend bedeckt, den vollen Genuß des Farbenspiels der Bergkuppen hatten wir nicht. Wir konnten dabei auch ein wenig unsere Botanikkenntnisse auffrischen, erklärten uns einzelne Tafeln hin und wieder die die Region dominierenden Büsche und Bäume wie z.B. die Desert Oak

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oder die Myrtakazie

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So belehrt schritten wir aus und bewunderten ein ums andere Mal wie abgerundet diese Felskuppeln waren, wie perfekt hier die Erosion geschliffen hat. Natürlich gab es hier und da Beulen oder Abbrüche, hat vom Dach der Kuppeln abfließendes Wasser im Verlaufe von Millionen von Jahren einander folgende Becken in den Berg gegraben. Trotz dieser Makel an der Perfektion der Ausführung, die Berge wirkten irgendwie schön.

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Und Wüste befand sich auch nicht zwischen den Felsen, sondern eine üppige Vegetation hatte sich breit gemacht, besonders an den Stellen, an denen sich das Wasser sammeln konnte und eine Art Teich entstanden war, aus dem langsam das Wasser abfloß. Kein Wunder, wenn an derartigen Stellen sich auch Vögel einfinden, wie die beiden Zebrafinken, die wir aufnehmen konnten. Andere Artgenossen waren zwar in den Bäumen und Sträuchern, aber offenbar zu fotoscheu oder im Verstecken zu geschickt.

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Vom zweiten Aussichtspunkt, Karingana, nach etwa einer Dreiviertelstunde strammen Wanderns erreicht, konnte man tief in das Tal und die Ebene hinter den Hauptfelsen blicken, die sich weit öffnete. Während an sich schon wenige Wanderer diesen Rundweg oder wenigstens einen Teil davon in Angriff nehmen, das Gros dreht nach Erreichen dieses Punktes um, ihnen reicht das Gesehene. Nun müssen wir zugeben, völlig Neues sieht man auf den folgenden 5 Kilometern auch nicht unbedingt, aber immer wieder anderes, andere Bergformen, schöne Abbrüche im Berg, eine andere Perspektive auf die Felsgruppe, so daß es sich wirklich gelohnt hat, den gesamten Rundweg absolviert zu haben. Während bei hohen Temperaturen die Strecke gesperrt wird, da man gänzlich ohne Schatten läuft, heute bestand da keine Gefahr, es war auch wegen des Windes angenehm, obgleich das Thermometer durchaus 30 Grad erreicht hat.

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Schon morgens, als es begann hell zu werden, wurden die Fliegen wach und bemühten sich nach Kräften, uns zu ärgern. Zum Glück hatten wir unsere Abwehrwaffe dabei, die wir erfolgreich während unserer Wanderung einsetzten. Manchmal etwas störend, aber alle Beteiligten konnten so überleben.

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Die Kata Tjuta sind ein heiliger Berg für die hier heimischen Aborigines, insbesondere für Initiationsriten, bei denen die Jugendlichen in die Welt der Erwachsenen der Gemeinschaft eingeführt werden, teilweise über Wochen bestimmte männliche Fertigkeiten lernen, werden Teile dieser Berggruppe von den Anungu besucht und genutzt. Teile der Region sind nur ausgewählten Männern des Volkes der Anungu zugänglich. Über die hier praktizierten Traditionen werden Einzelheiten nicht bekannt gegeben, sie dürfen nach dem Gesetz der Anungu auch Außenstehenden gegenüber nicht offenbart werden. Insofern sind die Möglichkeiten, sich in den Kata Tjuta zu bewegen sehr eingegrenzt und beschränken sich auf zwei Wanderwege. Den einen hatten wir gerade absolviert, den zweiten, hin in den Walpa Gorge nahmen wir anschließend unter die Sohle.

Inzwischen hatte die Sonne sich teilweise durchgesetzt, was dem Erscheinungsbild der Berge sehr zu Gute kam.

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Der Weg in die Schlucht nimmt nur eine halbe Stunde in Anspruch und ist ziemlich unspektakulär, auch wenn er stetig ansteigt. Wie bei Schluchten oft der Fall, sie verjüngen sich zum Ende hin, so auch hier, um dann den weiteren Aufstieg unmöglich zu machen. Am Wegende dann ein kleiner Wald, ein kleiner Teich, der durch von der Bergscharte herabrieselndes Wasser gespeist wurde. Wieder einmal ein sehr friedlicher Ort, bei dem der Besucher sich ganz klein vorkommt, denn die Berghänge steigen mehr oder weniger senkrecht über einige hundert Meter auf.

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Am frühen Nachmittag waren wir zwar nicht kaputt merkten jedoch, früh aufgestanden zu sein, also kehrten wir zum Campingplatz in Yulara zurück und verzichteten auf ein stundenlanges Warten auf einen Sonnenuntergang mit Blick auf Kata Tjuta. Wie sich am Abend herausstellte war dies eine weise Entscheidung.

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Mit dieser Rückfahrt verabschiedeten wir uns am 19.5. von dieser interessanten Felsformation, die immer im Schatten des Uluru steht.