Der Blick aus dem Camper am frühen Morgen versprach einen sonnigen Tag, an dem wir den SH 12 weiter in Richtung Norden fahren wollten. Matakohe, unserer Übernachtungsort, besteht, wie wir beim abendlichen Spaziergang feststellen mussten, im wesentlichen nur aus dem Museum, denn die weiteren gesichteten Gebäude konnten wir an unseren Händen abzählen. Wer es geschafft hat, hier in dieser Einöde dieses gerühmte und oft angefahrene Museum zu etablieren muß entweder viel Geld oder unheimliche Überzeugungskraft bei möglichen Geldgebern besessen haben. Das dieses Museum eine besondere Bedeutung für das Land besitzt, konnten wir indirekt am frühen Morgen auf unserer Fahrt feststellen, denn diverse Oldtimer kamen uns entgegen, sicherlich, um sich zu den beiden bereits am Museum stehenden Fahrzeugen zu gesellen.

Der erste spektakuläre Anblick wurde uns bei Ruawai geboten. Eine riesige Landzunge von Nord nach Süd verlaufend und viele große Sanddünen aufweisend, fiel ins Auge; uns trennte hiervon der Wairoa River, an dem wir entlang fuhren. Wie es heißt, liegt an dieser Landzunge die Ripiro Beach, die ebenso wie die 90 Mile Beach befahren werden kann und eine deutlich größere Ausdehnung besitzt, aber kaum beachtet wird.
Dargaville wird durchfahren, der Abstecher zur 10 Kilometer offroad liegenden Baylys Beach (!) ausgelassen, um kurz hinter Kaihu die Kai Iwi Lakes zu besuchen. Zwei kleinere und ein dritter deutlich größerer See liegen hier unweit der Küste inmitten von Dünen, sind folglich Dünenseen mit Süßwasser gefüllt. Blau erscheint das Wasser und die Strände bestehen aus goldgelben feinen Sand. Tieferliegende Gesteinsschichten verhindern ein Abfließen in Richtung Meer, so daß hier alles was an Wassersport denkbar ist, auch ausgeübt werden kann und wird. Und schwimmen kann man hier auch, was wir bewiesen haben. Das Wasser war zwar nicht so warm wie das im Vaihinger Freibad, sondern deutlich frischer, aber gleichzeitig auch richtig erfrischend. Hinzu kommt der schnell ins Tiefe abfallende Sandstrand, der das Eintauchen ins Wasser dadurch beschleunigt und die Möglichkeiten zu zögern sehr verkürzt.




Hier wären wir auch gerne länger geblieben, hätte es nicht auch das Ziel Waipoua Forest mit seinen alten und großen Beständen an Kauribäumen gegeben. Den Kauribäumen wurde in Neuseeland fast vollständig der Garaus gemacht; in diesem Park sind fast 3/4 aller noch vorhandener Kauribestände in Neuseeland versammelt, was jedoch im Vergleich zum Urzustand eine Winzigkeit ist. Nur einer starken Bewegung innerhalb der örtlichen Bevölkerung, später auch von anderer Seite stark unterstützt, die sich für den Erhalt der letzten Baum”reserven” bereits in den 50er Jahren einsetzte, ist die Chance zu verdanken, auch heute noch diese imposanten und extrem alten Baumriesen ansehen zu können. Die SH 12 führt direkt durch den Park und sofort ist man umfangen von einer grünen Wand. Sowohl Fahrer aber insbesondere der Beifahrer bekommen bald Genickstarre vom dauernden hoch blicken, denn bereits von der Straße aus kann man immer wieder einzelne Bäume und Gruppen der Kauri erkennen und der Blick geht, wenn möglich nach oben in die Krone. Nicht alle alten Riesen “leben” noch, einige Skelette stehen ebenfalls im Wald.




Dieser Park wird vom DOC, dem Department of Conservation, wie so viele der NPs verwaltet, deshalb bogen wir auch direkt zum Parkheadquarter ab in dem Glauben, von hier aus könnten man am einfachsten zu den besonders alten Exemplaren laufen. Weit gefehlt, zwar ist es auch hier sehr grün, aber von großen Kauribäumen in der näheren Umgebung keine Spur, es sei denn, wir laufen bis zu einer Stunde durch den Wald Richtung Norden. Das können wir auch einfacher haben, indem wir einige Kilometer die SH 12 in Richtung Parkende weiter fahren. Dort treffen wir auf einen Hinweis, der uns zu Te Matua Ngahere, dem Vater des Waldes, führt. Kauribäume können bis zu 60 Meter in die Höhe wachsen und Stammdurchmesser von über 5 Meter sind bereits in der Neuzeit gemessen worden. Dieser Vater des Waldes soll das älteste Exemplar in Neuseeland sein; sein Alter wird auf über 2.000 Jahre geschätzt bei einem Durchmesser von mehr als 5 Metern. Nach einem 20-minütigen Spaziergang durch den alten Wald, bei dem auch immer wieder diese senkrecht in die Höhe wachsenden und stramme Stämme aufweisenden Kauribäume rechts und links am Wegrand wie auch tiefer in dem mit sehr viel Gehölz und anderen Bäumen zugewachsenen Wald stehen, erreichen wir den Urvater des Waldes. Er steht, zum Glück, etwas freier als die übrigen Bäume, dennoch, einen kompletten Blick bekommt man nicht. Im Verlaufe der Jahrhunderte hat er auch einige Federn sprich Äste lassen müssen, dennoch ist er eine imposante Erscheinung, etwas sehr gedrungen aber stark im Ausdruck. Deutlich wird, daß der Kauribaum bis zur ersten Astreihe fast gleich proportioniert ist, – hier vielleicht weniger deutlich erkennbar als an den übrigen Exemplaren –, kaum mit der Höhe an Stammumfang abnimmt. Im Verlaufe des Wachstumsprozesses verliert der Baum ab einem bestimmten Alter die unteren Äste und erst weit oben bildet sich seine Krone aus. Nahbei stehen vier nicht ganz so stramme Bäume, vier Schwestern genannt, weil sich auf engstem Raum vier Kauriexemplare in die Höhe gearbeitet und ebenfalls viele Jahrhunderte Wachstum bereits hinter sich haben.






Wer geglaubt hat, man kann hier so einfach durch den Wald stapfen auf der Suche nach den Kauribäumen hat sich geirrt; nur auf ausgewiesenen und besonders präparierten Wegen kann man sich ausgewählten Bäumen nähern, deren Wurzeln offensichtlich sehr empfindlich sind, weshalb sie besonders gegen unser Betreten geschützt werden. Darüber hinaus hat man große Angst, Verunreinigungen in den Wald in die Nähe der Bäume getragen zu bekommen, weshalb man vor Betreten des Waldes seine Schuhsohlen abstreifen und abwaschen muß.
So waren wir gehalten, wieder in den Camper zu steigen, um den zwei Kilometer entfernt stehenden Tane Mahuta, den Gott des Waldes, zu besuchen. Dies ist der größte Kauribaum in Neuseeland und mindestens 1200 Jahre alt. Er wirkt auch wegen seiner Größe viel schlanker als der gedrungene Alterspräsident im Wald. Beide Bäume haben für die Maori eine besondere auch historische und nicht nur rituelle Bedeutung. Alle Bäume besitzen eine Vielzahl von Mitbewohnern, d.h. Aufsitzerpflanzen haben sich in großer Zahl am Stamm und den Ästen angesiedelt.



Auf unserer weiteren Fahrt, bald wieder mit freiem Blick zum Himmel und ohne Blätterdach erreichen wir Omapere und den Hokianga Harbour. Die gegenüber liegende Landzunge sticht förmlich ins Auge, eine sehr große Sanddüne bildet die Spitze der in das Gewässer ragenden Halbinsel. Von Pakia Hill, einige Straßenkurven den Berg hinauf, hatten wir dann einen umfassenden Blick in diesen Hokianga Harbour, der so gar nicht nach Hafen, sondern nach einem sehr breiten und langen in das Land weit hineinreichenden Meeresarm aussieht, aber offensichtlich auf Grund seiner Lage ein besonders geschützter Hafen war.



Rawena, ein alter Ort an dem genannten Gewässer, liegt nur 6 Kilometer abseits unserer Strecke, ein Abstecher deshalb keine besondere Herausforderung. Wie bereits öfter betont, in diesem Land wird fast alles als besonders wichtig herausgestellt. Bei diesem Ort wird nicht nur auf die lange Geschichte als Hafenstadt hingewiesen mit den noch vorhandenen Holzbauten aus der Kolonial- und Siedlerzeit im 19. Jhd., sondern herausgestrichen, daß mit 6 Kirchen hier ein Überangebot bestünde. Dies wollten wir überprüfen. Die Kirchen haben wir gesehen, kleine Gebäude, in der Mehrzahl schon betagt. Wie sind diese vor langer Vorzeit mit Gläubigen gefüllt worden? Angesichts der übrigen Bebauung schwer vorstellbar, daß überall die Kirchenbänke voll besetzt waren. Das eine oder andere Haus war bemerkenswert, das – zum Verkauf – stehende Masonic Hotel, das alte Gerichtsgebäude, heute Bibliothek, mit dem daneben befindlichen Gefängnis, um einige zu nennen. Die Zeiten, in denen das Kauriholz oder das Kauri Gum von hier aus verschifft wurde sind lange vorüber. Dennoch, auch heute gibt es hier Schiffsverkehr in Form einer Fähre über den Hokianga Harbour nach Rangiora, was für uns eine Streckenkürzung von weit über 100 Kilometer bedeuten würde. Diese Abkürzung hatten wir nicht gekannt, unser Tankinhalt war auf einen Zwischenstop in Kaikohe ausgerichtet, d.h. über 100 Kilometer bis zur nächsten Tankstelle wären ein Problem. Zum Glück gab es vor Ort eine kleine Tankstelle, die jedoch gerade als wir dort zum Spritfassen anhielten, geschlossen wurde. Wer Katrin kennt weiß um ihre Angst, mit nicht gut gefülltem Tank zu fahren, die Angst, irgendwo mit leerem Tank liegen zu bleiben. Da blieb dann nur in den sauren Apfel zu beißen und zwei zusätzliche Fahrstunden zu absolvieren.



Da fährt sie dahin, unsere Fähre!
Unsere dann sich immer länger hinziehende Fahrt, die Straße erlaubte nur gebremstes Tempo, führte über Kaikohe und später die SH 1 bis hinauf nach Ahipara, ein kleiner Ort am Ende der berühmten Ninety Mile Beach. Nach der gegen Ende auch ermüdenden viel zu langen Fahrt hierhin tat es gut, am Abend eine Weile am Sandstrand zu verbringen und die ruhige Abendstimmung aufzusaugen.




Unser eigentliches Ziel war, heute am 9.3. die sich von hier aus in Richtung Norden anschließende Aupouri Peninsula bis hinauf zum Cape Reinga zu fahren, eine Strecke von 145 Kilometer in eine Richtung. Nachdem wir aber gestern so extrem lange im Sattel gesessen hatten verspürten wir beide keine große Lust, eine so große Strecke zu bewältigen, um am Cape Reinga, das sicherlich besonders eindrucksvoll ist, eine tolle Küstenlandschaft besitzt, in die Weite und das tosende Meer zu schauen. Die von vielen angestrebte Fahrt entlang der Ninety Mile Beach, d.h. direkt auf dem – harten – Sandstrand war uns untersagt, entsprach nicht den Mietbedingungen des Campers. Also ein “Vergnügen” und Argument für die lange Fahrt weniger. So richteten wir den heutigen Kurs nicht nach Norden, sondern eher nach Osten, d.h. es ging jetzt zurück in Richtung Auckland entlang der Ostküste von Northland.
Natürlich nicht ohne dem Strand noch einmal einen Besuch abzustatten und dabei zu sehen, wie auf dem Strand mit einen 4WD gefahren wird, Maori Würmer zum Angeln unter Mithilfe ihrer Kinder suchen, die Wasser-/Badequalität am Morgen getestet wird.




Die heutige Strecke führte uns an der Doubtless Bay vorbei mit einigen Umwegen bis nach Paihia und war deutlich kürzer als der gestrige Ausflug. Nachdem wir Awanui passiert hatten, ging es auf der SH 10 auf die Doubtless Bay zu, anfangs durch wieder stark landwirtschaftlich geprägte Gebiete, immer wieder standen Gehöfte am Straßenrand. Dann können wir die Bucht erblicken, deren Namensgebung wieder einmal auf James Cook zurück geht. Hier befinden sich einige schöne Strände, an denen wir jedoch vorbeifahren, denn nach passieren von Coopers Bay wollen wir in Mangonui, ein alter Fischer- und Walfängerort mit einigen gut erhaltenen Häusern entlang der Wasserfront, anhalten. Es war Sonntag und offensichtlich ein Tag, an dem man sich zum Angeln am Steg oder am Kai trifft. Daneben löschte gerade ein Fischer seinen Fang im Kühlhaus. Dieser Ort ist wirklich alt, denn er diente früher als Walfangstation, war somit einer der frühen im Land von Europäern zumindest zeitweise bewohnten Orte. Später diente auch dieser Hafen dazu, Holz, Flachs und andere im Inland erzeugte Produkte auf große Fahrt zu geben, zu exportieren. Davon ist heute nichts mehr übrig, der Ort erscheint uns Vorbeikommenden nahezu ausschließlich auf den Tourismus ausgerichtet zu sein. Die schmucken restaurierten alten Holzhäuser, früher dienten sie z.B. als Ladengeschäft, Postamt, Gerichtsgebäude – erstaunlich, daß früher in derart kleinen Orten ein Gerichtsgebäude unterhalten wurde –, sind heute mit tourismusorientierten Geschäften mehr schlecht als recht belegt. Ein aus dieser Zeit stammendes Hotel wird sogar noch heute als solches betrieben und hat seinen ganz besonderen Charme. Die Doubtless Bay zieht Besucher an, auch Feriengäste kommen in der Sommerzeit hierhin und halten den Ort mit am Leben. Auch wir leisten einen Beitrag zur wirtschaftlichen Gesundung, indem Katrin, es war Mittagszeit, eine Portion Fish and Chips kaufte. Hier am Wasser sollte der Fisch doch besonders gut sein. Sie bedauerte dann aber zutiefst, den erneut gemordeten denn in Panade eingehüllten Fisch gekauft zu haben.






Entlang der Küste ziehen sich unzählige Bays, große und weniger große, bekannte und vergessene, zugängliche am Weg liegende und nur über Umwege erreichbare. Zwischen allen diesen Bays muß immer ein “Berg”rücken überquert werden. Auch wenn es sich nicht um Alpenpässe handelt, es ist immer ein ganz schönes Gekurbel am Lenkrad erforderlich, um über den Berg zu gelangen. Wir erreichten Whangaroa Harbour, wieder eine Art Meerinlet und geschützter Hafen. Der Ort Whangaroa liegt abseits der üblichen Strecke, soll es aber wert sein, hier vorbei zu schauen. Hierauf wird sogar an der SH 10 durch ein besonderes Schild hingewiesen, wieder eine “scenic route”, also liegen wir richtig mit der Entscheidung – glauben wir. Der Ort, wobei mit Ort die wenigen Häuser zuviel Anerkennung bekommen, besitzt eine lange Mole und einen Sportboothafen, in dem viele Boote liegen. Die geschützte Lage kommt den Liegeplatzbesitzern/-nutzern hier zu Gute.

Einmal auf dieser Route, die uns auf den anstehenden 50-60 Kilometern immer wieder an die Küste bringt, wollen wir natürlich sehen, ob das Attribut einer sehenswerten Strecke zu Recht erteilt wurde. Wir waren mehr als zwei Stunden unterwegs, es hat sich gelohnt. Nicht jeder Kilometer war es wert hier gefahren zu werden, aber wir hatten sehr schöne Ausblicke auf eine Küste, die mal schroff, mal sanft daher kam, vor der unzählige kleine Felsen und Inselchen im Meer liegen, eine Miniaturausgabe der weiter südlich liegenden Bay of Islands. Ein Ort hat auf dieser Rundstrecke unsere besondere Aufmerksamkeit gefunden, Tauranga, weniger wegen seines schönen geschützten tief in einer Bucht liegenden Strandes, sondern wegen des “Mahnmals”, mit dem auf das Versenken der Rainbow Warrior von Greenpeace durch den französischen Geheimdienst 1985 hingewiesen wird. Um den von einer ganzen Flottille geplanten Protest gegen die französischen Atomtests im Muroroa-Atoll zu stoppen, hatten die Geheimdienstler mit Deckung der Regierung das Schiff im Hafen von Auckland versenkt und dabei ein Besatzungsmitglied getötet. Unweit von Tauranga wurde das in Auckland leck gesprengte Schiff versenkt, das hier errichtete Mahnmal soll an die frevelhafte Tat erinnern. Wir meinen, der aus durch das Meer gerundeten Natursteinen errichtete (Regen)Bogen stellt eine sehr gelungene Verbindung zu Greenpeace her. Es war schön festzustellen, wie außer uns auch einige andere Reisende mit ihren Kindern hier auf den oberhalb der Bucht auf einem Hügel liegenden Mahnort gekommen sind.






Als Zielort des Tages hatten wir Paihia ausgewählt, da in unmittelbarer Nachbarschaft in Waitangi sich die Stätte befindet, auf der der Vertrag von Waitangi zwischen der englischen Krone und den Maori 1840 unterzeichnet wurde. Hier gibt es ein Museum und die Chance, mehr über diesen das Geschick des Landes bestimmenden Vertrag zu erfahren. Und wieder sahen wir, kurz vor Einfahrt in den Ort Paihia ein Schild, mit dem auf die Harutu Falls hingewiesen wurde. Angeblich soll hier das Wasser 17 (!) Meter in die Tiefe fallen. Da der Wasserfall nur wenige hundert Meter abseits der Straße sich befindet, nehmen wir den Umweg in Kauf und fühlen uns veräppelt. Hier hat man entweder vergessen ein Komma zu setzen oder man hat die Breite des Stromes mit der Fallhöhe verwechselt. Mehr als 2 Meter Wasserfallhöhe geben wir dem Gebilde nicht! Paihia ist eine geschäftige Ferienstadt, in der es so richtig Leben gibt. Hiervon nahmen wir jedoch auf unserem am Stadtrand gelegenen Campingplatz in Fluß- und Strandnähe nichts wahr.

Der Morgen versprach einen heißen Tag – für uns wurde es auch ein sehr interessanter Tag. Nur wenige hundert Meter von unserem Campingplatz entfernt, auf der anderen Seite des Flusses aber auch in einer anderen Gemeinde liegt unser vormittägliches Ziel, die Waitangi Treaty Grounds. Am Vorabend hatten wir erfahren, daß nicht nur stündliche Führungen über das Gelände durchgeführt werden, sondern auch um 11:00 Uhr eine kurze Kulturveranstaltung von und mit Maori besucht werden kann. Um nichts zu verpassen, waren wir früh vor Ort.
Am 6.2.1840 hatten sich hier vor Ort einige hundert Maoriclanchefs versammelt, um eine Vereinbarung zwischen der 1835 von vielen wichtigen d.h. großen Clanstämmen bereits gegründeten Vereinigung der Maoristämme, so etwas wie ein Nationalstaat war damit entstanden, und der englischen Krone zu diskutieren und zu unterzeichnen. Man versprach sich davon eine Regelung der Beziehungen zwischen den in immer größerer Zahl ankommenden Siedlern, die auch einen gewissen Wohlstand zu schaffen versprachen, und den Eingeborenen; die unterschiedlichen Kulturen prallten oft aufeinander, Konflikte waren unausweichlich. Aus diesem Grund hatte die Krone bereits einen Kommissar nach Neuseeland entsandt, der just auf dem “Treaty Ground” seine Residenz aufbaute, mit Blick auf die damals berüchtigte Stadt Russel, eine oder die erste nennenswerte Gründung europäischer Siedler, wo es angabegemäß oft heiß herging. So trafen zwei Interessen aufeinander, die in dem Vertrag gebündelt werden sollten. Den Maori kam es u.a. darauf an, ihre Kultur, Bräuche, Eigentumsverhältnisse, schlicht alle Regelungen, die notwendig waren und sind, die Beziehungen zwischen den einzelnen Stämmen und innerhalb dieser zu regeln, garantiert zu erhalten, den Engländern ihren Einfluß vor Ort zu zementieren. Damit überhaupt eine Verständigung zwischen den Engländern und den Maori möglich war, wurde zum einen der seit 1823 in Neuseeland tätige Prediger Henry Williams eingebunden, zum anderen reisten zwei Maorihäuptlinge nach England, um dort die Sprache und die Kultur Englands näher kennen zu lernen. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es keine Schriftsprache der Maori. Während ihres Englandaufenthaltes transkribierten die beiden Clanchefs die Lautsprache in eine Schriftsprache. Die hohe Anzahl der Vokale war uns oft aufgefallen, daß das Maori-Alphabet aber nur aus 14 Buchstaben besteht, war uns neu und erklärt auch die Dominanz der Vokale. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, miteinander Verträge zu schließen. Es wurde eine englische Version von dem damaligen Repräsentanten der Krone, James Busby, aufgesetzt, die dann in die Sprache der Maori “übersetzt” wurde. Probleme im Verlaufe der Jahre entstanden aus dem unterschiedlichen Verständnis, kulturell bedingt, dessen, was fixiert worden war. Den Maori wurden die gleichen Rechte wie den dorthin übersiedelten Briten zugesichert, im Gegenzug erhielten die Briten die Staatshoheit, so die britische Sicht. Die Maori entnahmen ihrer Übersetzung die Garantie, daß ihre Stammesgesetze und Hierarchie, ihre lokale Handlungs- und Regierungsgewalt auf Stammesebene unter dem Dach der britischen Oberhohheit unangetastet bleiben, damit natürlich auch die vorhandenen Eigentumsrechte. So lange nur eine überschaubare Zahl an Siedlern nach Neuseeland kam, blieben Konflikte selten, denn die von den Siedlern beanspruchten Gebiete waren klein. Die Bemühungen der britischen Provinzgouverneure um neue Siedler, zeigte jedoch ab 1850 zunehmenden Erfolg mit dem Ergebnis wachsender Inbesitznahme von Land und somit steigender Konflikte. Auch und insbesondere nach 1840 gab es zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Maori bzw.einzelnen Stämmen und ihren Führern auf der einen und den Briten auf der anderen Seite. Die Treaty hatte zwar eine Grundlage, eine Art Miniverfassung gelegt, wurde aber nicht uneingeschränkt gleich verstanden.
Zum Zeitpunkt der Unterzeichnung am 6.2.1840 lagen die Konflikte noch in weiter Ferne, weshalb man auch heute mit gewissem Stolz auf diese Vereinbarung zurück blickt, ist das praktisch mit der Staatsgründung Neuseelands gleichzusetzen. Wie es heißt, wurde die Vereinbarung von insgesamt 512 Clanchefs unterzeichnet, manche Unterschrift wurde erst Jahre nach der Erstunterzeichnung unter das Papier gesetzt. (Hier die Maoriversion des Textes)

Heute ist die Anlage in der Verwaltung des Maori Waitangi National Trust; man ist stolz darauf, dieses große “Museum” ohne jegliche staatliche Hilfe zu betreiben. Wenn man durch die sehr weitläufige Anlage spaziert, stellt sich ein Gefühl ein, an einem besonderen Ort zu sein, irgendwie würdevoll wirkt er, ruhig, die Umgebung dominierend. Auf der riesigen Rasenfläche, damals saßen hier die vielen hundert Maorivertreter und diskutierten, steht heute ein Marineflaggenmast, an dem drei Fahnen wehen : im Top die Neuseelands, darunter an den Salings die alte Fahne aus der Zeit von 1835, in der vier/fünf Sterne die Maori-stämme und ihre Vereinigung symbolisieren, sowie die der Briten.


Die Maori waren auch ein kriegerisches Volk, wie nicht nur in ihren Angst oder Respekt erzeugenden Begrüßungszeremonien zum Ausdruck kommt, sondern sich auch in ihren Kriegsbooten zeigt. Einige davon liegen/stehen auf dem Treaty Ground, es handelt sich jedoch heute um Boote, die zu Zeremoniezwecken eingesetzt werden, dessen größtes 35 Meter lang ist.




Das von dem damaligen Repräsentanten/Gouverneur der englischen Krone 1840 bewohnte Haus, das sich auf dem Treaty Ground befindet, wurde vor einigen Jahren einer grundlegenden Instandsetzung unterzogen und kann ebenso besichtigt werden wie ein diesem Gebäude gegenüber liegendes, auch hierin liegt Symbolik, Versammlungshaus/Marae der Maori.


In diesem Marae fand dann auch eine kurze Kulturveranstaltung statt, während der nicht nur Kampfeslieder sondern auch normale Maorigesänge, Kampfhandlungen und Maoritänze aufgeführt wurden. Beeindruckend zum einen die vom Besucher Respekt und Unterwerfung einfordernde Begrüßung vor dem Gebäude, zum anderen die dann herzliche und nahe eigentliche Begrüßung im Versammlungshaus.








In den Fotos zeigen nur sehr unzureichend die teilweise fröhliche Stimmung aber auch die vorgespielte bedrohliche Stimmung. Auch wenn es nur eine mehr als halbstündige Vorführung war, sie hat einen kleinen Einblick gegeben und hat uns durchaus begeistert.
Kaum einer verbindet mit dem Künstler Friedensreich Hundertwasser das Land Neuseeland, noch weniger den Ort Kawakawa, mehr als eine halbe Stunde Fahrt südlich von Waitangi, verorten wir den Künstler im allgemeinen in Österreich und haben an unterschiedlichen Orten auch in Deutschland Ergebnisse seiner Kreativität und Nonkonformität gesehen. Wenn aber schon im großen Straßenatlas Neuseelands in kleiner roter Schrift auf ein Hundertwasser WC-Haus in Kawakawa, gerade einmal 1.300 Einwohner leben hier, hingewiesen wird, kann es keine Ente sein. Auf dem Weg in Richtung Norden liegend biegen wir in das Ortszentrum ab. Wir gehen die Hauptstraße auf und ab, bis wir auf eine kleine Schlange stoßen und vor diesem berühmten WC-Haus stehen, ein typischer Hundertwasserbau, wie die nachfolgenden Bilder zeigen. Wie kommt ein so am Rande von etwas liegender Ort an ein Prunkstück, das letzte, das er vor seinem Tod geschaffen hat? Was wir nicht wußten, F.H. hatte 1975, nachdem er seit 1970 mehrfach in Neuseeland war, in der Nähe von Kawakawa ein Haus mit Grundstück erworben und lebte hier bis zu seinem Tod im Februar 2000. Im übrigen, wir beließen es beim anschauen und benutzten den “heiligen” Ort nicht zweckentsprechend.




Tagesziel war Whangarei, eine als sehenswert beschriebene Hafenstadt, in deren Nähe unser eigentliches Übernachtungsziel Tutukaka liegt. An Stelle nach Whangarei hinein zu fahren und durch eine modernisierte Innenstadt ohne besondere Auffälligkeiten zu gehen, hätten wir uns besser an den Strand gesetzt, es war, bis auf eine Ausnahme, vertane Zeit. Diese Ausnahme ist der mit stattlichen Booten, auch Segelbooten bestückte Hafen, an dessen Rand einige wenige Bauten aus dem Anfang des 19. Jhd. noch stehen.



Am Abend dann in Tutukaka angekommen hofften wir, nach einem Blick auf unser morgiges Ziel, die Poor Knights Islands, auf weiter anhaltendes gutes Wetter.
