Nach Yulara am Uluru

Fast bin ich geneigt zu schreiben “the same procedure as yesterday”, denn wie soll sich ein Landschaftsbild ändern, das man bereits am Vortag durchfahren hat? Große Teile der Straßen ziehen sich nach wie vor schnurgerade durch die Landschaft

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aber wir schauen heute etwa intensiver als gestern nach rechts und links, denn wir haben Zeit. Zwar waren wir bereits kurz nach 8 Uhr wieder unterwegs, am Zielort, Yulara, letzte bewohnbare Station vor dem Uluru, müssen wir erst am späten Nachmittag eintreffen, rechtzeitig genug, um am Abend die Chance zu haben, einen Sonnenuntergang am Uluru zu sehen, also viel Zeit für die weniger als 400 Kilometer.

Ab und an trafen wir auf größere Flächen, auf denen vor nicht allzu langer Zeit das niedere Gebüsch und Gras abgebrannt worden ist, um eine bessere nachwachsende Qualität von Gräsern und Büschen zu erreichen. Die rote Erde des Herzens Australiens war ebenfalls eher selten als regelmäßig zu erkennen, der Grasbewuchs war dann zu stark, das Gebüsch zu dicht oder die Humusbildung zu intensiv, um die rote Erde durchschimmern zu lassen.

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Dennoch, ab und an zeigte die Region ihr wahres Gesicht, rot leuchtete je nach Sonneneinfall der Boden.

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Hin und wieder konnten wir für uns überprüfen, ob wir die dominierenden Bäume der Region auseinander halten können, sie identifizieren können, denn hier wachsen neben dem Alltagsbaum Eukalyptus auch die Desert Oak, Akazienarten, Feigenbaum. Nach wie vor sind wir jedoch sehr schlecht im Bestimmen von Pflanzen.

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Nach gut drei Stunden Fahrzeit hatten wir dann wieder den Lasseter Highway erreicht, der uns nach Yulara führt. Lasseter, dem erfolgreichen Goldsucher der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts, wurde in der Region, in der er dem Schatz nachjagte, hiermit ein quasi ewiges Denkmal gesetzt. Auch jetzt nichts neues aus den Camperfenstern zu sichten, vielleicht mit der Ausnahme, daß der Anteil deutlich roter Erdflächen stetig zunimmt.

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Dann trauen wir unseren Augen nicht; viel früher als erwartet taucht vor uns aus Richtung 10 Uhr aus der Ebene aufragend ein riesiger flacher rötlich schimmernder Berg auf, Form Tafelberg. Den Uluru aus einer Entfernung von 130 Kilometern sehen können? Wenige Augenblicke später erkennen wir, daß die Bergformation nicht mit der uns vom Uluru bekannten übereinstimmt. Sowohl die Straßenkarte als auch ein etwas später auftauchendes Hinweisschild auf einen Aussichtspunkt machen dann endgültig klar, es handelt sich um den Mount Conner. Auch wenn dieser Berg nicht unserem heutigen Reiseziel entspricht, wie er da in der Ebene steil aufragt, im oberen Bereich stark geschrundene Felspartien aufweist, interessant wirkt, warum gehört dieses Massiv nicht zu den besuchenswerten Zielen im Outback? Es hat uns gereizt, an dem Mount Conner näher heranzufahren, aber wir fanden keine Gelegenheit dazu.

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Dann endlich, etliche Kilometer vor unserem geplanten Tankstop an der Curtin Springs Cattle Station, eine seit Ewigkeiten hier im Outback bestehende Station, eine Ahnung vom Uluru am Horizont, wenig später die Möglichkeit, von einer kleinen Sanddüne aus einen ungehinderten Blick in die Ferne zu werfen. Diesmal war der erkannte Umriss wirklich der des Uluru. Von der Düne aus kann man gleichzeitig einen riesigen See erkennen, der jedoch im wesentlichen ausgetrocknet ist. Wahrscheinlich ist es nicht der Lake Amadeus, der weiter westlich liegt, sondern ein weiterer der hier zu Regenzeit zahlreich entstehenden Seen.

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Und so fuhren wir die nächsten geschätzten 60 Kilometer immer wieder einen Blick in die Ferne werfend auf den Uluru zu.

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In der Nähe des Uluru-Kata Tjuta National Parks besteht nur in Yulara die Möglichkeit, zu übernachten. Die Auswahl ist dabei sehr groß, in einem exquisiten Fünfsterne Hotel und  anderen nicht ganz so hochpreisigen dennoch aber teurer Hotels kann man ebenso unterkommen wie in einer JuHe, oder man stellt sich auf einen Campingplatz, wie wir es taten. Im Gegensatz zu den Hotelpreisen war der hier zu entrichtende Tagessatz kein Spitzenwert, dieser war im Kings Canyon zu bezahlen. Wie viele Übernachtungs”betten” hier vorgehalten werden, ist uns nicht bekannt. Die Anlage, auf der sich alle Einrichtungen einschließlich Theater, Polizei, Feuerwehr, Supermerkt, medizinische Versorgung, Tankstelle, etc. befinden, erscheint uns sich über mehrere Quadratkilometer zu erstrecken, ist praktisch eine autarke Stadt, in deren Dunstkreis noch wenige indigene Dörfer existieren sollen. Gemessen an den hier dauerhaft Wohnenden ist Yulara die viertgrößte Stadt im NT, und das bei einer Einwohnerzahl von nicht ganz 1000 Menschen. Die einzelnen “Einheiten”  des touristisch orientierten Stadtteils wurden sehr weiträumig in der Fläche verteilt, um einer optischen Konzentration von Gebäuden, bei denen versucht wurde, sie in die Landschaft einzupassen, zu verhindern. Die Distanzen sind so groß, daß zwischen den einzelnen Einheiten ein Shuttlebus verkehrt. Einer Broschüre von Ayers Rock Resort kann entnommen werden, daß inzwischen die gesamte Anlage von einer Tochter der Indigenous Land Corporation übernommen und geführt wird und damit den Interessen der traditionellen Eigentümer dieses Landes voll dienen kann. Das Bemühen, diese Einrichtung auch dazu zu nutzen, um den Aborigines Ausbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten sowie Arbeitsplätze zu bieten, zeigt sich darin, daß nach Übernahme des Gesamtkomplexes vor drei Jahren die Anzahl der indigenen Mitarbeiter von 2 in 2010 auf 198 in 2013 gesteigert wurde. Insofern ein Lichtblick, denn beim Anblick der in Alice Springs im Zentrum um die Supermärkte herumlaufenden Aborigines konnte man den Eindruck gewinnen, die Urbewohner des Landes sind in dieser Gesellschaft verloren, aufgegeben worden.

Den Uluru im Licht der untergehenden Sonne zu sehen war einer unserer Wünsche an diesen Ort. Wir fuhren deshalb am Spätnachmittag in den NP zu einem der zwei hierfür geeigneten und entsprechend auch ausgeschilderten Parkplätze und warteten. Eigentlich hätte ein Blick auf den westlichen Himmel uns sagen müssen, daß dieser Wunsch uns heute nicht erfüllt wird, ja, die Erfüllung generell nicht einfach sein dürfte. Dennoch, optimistisch wie  wir sind warteten wir wie auch mehr als hundert andere Reisende – leider vergeblich. Dabei wurde die Warterei uns nicht leicht gemacht, denn hier im NP herrscht Fliegenalarm. So wie andernorts die Mücken über einen in Schwärmen herfallen, umkreisen dich hier Myriaden von Fliegen und versuchen in jede nur denkbare Körperöffnung hinein zu kriechen. Da hilft nur der Einsatz des rechtzeitig vor Wochen gekauften Mückennetzes, das wir uns über Mütze und Kopf zogen. Die Sonne wollte uns nicht das schöne weiche Abendlicht auf den Felsen schenken, genau so wenig, wie auf die im Rücken sichtbaren Felsen von Kata Tjuta. Dann eben Morgen einen zweiten Versuch starten.

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Kings Canyon

So wenig Vogelgezwitscher am Morgen haben wir schon lange nicht mehr gehört; nicht laut schreiendes, sondern sehr leises Gepiepse, nicht ausreichend, um unseren Schlaf zu stören oder uns aufzuwecken. Dazu musste dann der Wecker Laut geben, damit wir früh vom Hof fahren können, um am Nachmittag im Kings Canyon wandern können. Wir waren aber nicht die einzigen, die sich früh auf den Weg machten. So zeitig, wie die Australier in ihren Wohnwägen und Campern abends das Licht löschen, nach 20 Uhr wird es ruhig, so früh sind sie morgens auf den Beinen, um das nächste Ziel anzusteuern.

Dann lagen gute 350 Kilometer Fahrt vor uns, die ständig neue (?) Umgebung mit sich brachte. Schnurgerade ging es meistens geradeaus, rote Erde rahmte den Asphalt ein.

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Nach einer Stunde hatte sich das Bild geändert,

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dieses Bild änderte sich nach zwei Stunden,

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dann  hieß es abbiegen,

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um dann gegen Ende ganz überraschend Neues zu präsentieren.

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Man sieht, das alltägliche Problem, entlang der Strecke Abwechslung zu finden ist ein ganz großes. Zum Glück gibt es ein Ziel und eine geschätzte Ankunftszeit, an der man sich, wenn man so leicht vor sich hin dämmernd, dahinrollt. Nein, gedämmert hat der Fahrer nicht, aber die Konzentration zu bewahren, erforderte manchmal den Zuspruch und die Aufmunterung des Beifahrers. Ab und an sahen wir am Straßenrand kleine runde Früchte liegen, die manchmal wie Melonen oder Kürbisse aussahen. Irgendwann war die Neugier doch so groß, daß wir anhielten und uns bestätigt sahen; klein, rund und deutliche Ähnlichkeiten mit Melonen. Später konnten wir auf einem Informationsblatt nachlesen, daß es sich tatsächlich um Melonen (cucumis myripocarpus !) handelt, eigentlich im südlichen Afrika beheimatet – wie kommt sie dann nach Australien (?) – , für bestimmte Tierarten kann der Verzehr jedoch tödlich enden.

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Kamele haben wir hier nicht vermutet; die Abbildung eines entsprechenden Warnschildes in einem Flyer ließ deren Existenz im Northern Territory vermuten. Ganz plötzlich, ohne jeglichen Hinweis stand dann eine Gruppe von Kamelen abseits der Straße, bei genauerem Hinsehen in einem umzäunten Bereich. Der größte Teil ließ sich bei der Futtersuche nicht durch unsere Anwesenheit in der Ferne irritieren, nur bei einzelnen Tieren kamen wir nur für einen kurzen Augenblick über deren Aufmerksamkeitsschwelle.

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Wenige Minuten nach 12 Uhr waren wir am Ziel, dem Parkplatz am Kings Canyon im Watarrka National Park. Viele Fahrzeuge standen hier nicht, also kein überlaufener Wanderpfad. In drei bis vier Stunden kann man entlang der Kante des Kings Canyon wandern und hat dabei immer wieder Einblicke in den tiefen Landeinschnitt.

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Der Kings Canyon ist Bestandteil der George Gilles Range, die sich gut 75 Kilometer weit von hier gen Nordosten erstreckt. Zwei unterschiedliche Sandsteinarten sind für das besondere Erscheinungsbild der George Gilles Range verantwortlich. Ihre Entstehung liegt zwischen 440 und 400 Millionen Jahren zurück. In dieser Zeit muß diese Gegend zweimal unter der Meeresoberfläche gelegen haben, damit der Wasserdruck die Sandschichten zu Stein komprimieren konnte. Dann aus dem Meer herausgehoben war die Region dem üblichen Erosionsprozess ausgesetzt. Zwischen beiden Sandschichten hatte sich eine wenig wasserdurchlässige Schicht gebildet, Mudstone, die heute mit verantwortlich dafür ist, daß der Canyon in Teilen Wasserreservoire halten kann. Von Bedeutung ist auch, daß  die unterschiedliche Festigkeit der beiden Sandsteine ursächlich ist für die einerseits steilen senkrechten Abbrüche der Felsen und andererseits der sanfter auslaufenden Täler. Und dies macht den Reiz dieses Canyons aus.

Ob die Aussage stehen gelassen werden sollte, der Kings Canyon würde den Uluru in seiner Schönheit, Erhabenheit, Präsenz übertreffen, können und wollen wir nicht beurteilen – faszinierend und sehr interessant war es, hier fast drei Stunden entlang der Abbruchkanten zu laufen und immer wieder neue Gesteinsformationen zu sehen, wechselndes Farbenspiel zu beobachten, feststellen zu können, wie sich in diesen Felsen eine vielfältige Flora entwickeln und behaupten konnte. Dabei mussten wir uns besonderer Plagegeister erwehren – gewöhnliche kleine Fliegen fielen in Größenordnung über uns und jeden anderen Wanderer her, versuchten in jede nur denkbare Öffnung zu kriechen, schreckten dabei weder vor dem Gehörgang noch den Nasenlöchern zurück. Unsere Gegenwehr sah, frühzeitig auf das Problem aufmerksam geworden hatten wir uns gewappnet, so aus :

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So uns erfolgreich gegen die Attacken geschützt, konnten wir den auf den Canyonrand führenden steilen Aufstieg beginnen, der uns durch eine Art Treppenstufen, oft natürlichen Ursprungs durch die Felsformation vorgegeben, erleichtert wurde.

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Bereits während dieser “Treppensteigerei” konnten wir ab und an tief in die Weite des Canyons hineinblicken und uns ausmalen, was zu sehen sein wird, wenn wir dann oben angelangt sind.

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Bevor wir an den entscheidenden Abbruchkanten nach unten sehen konnten, führte uns der Weg vorbei an einer Vielzahl von durch die Erosion auf dem Plateau entstandener Türme und Türmchen, durch schmale Gassen hin und her über die Ebene.

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Die unterschiedlichen Gesteinsfarben, wie sie sich auf den Bildern darstellen, waren wirklich derart unterschiedlich, wobei ein rötlicher Ton deutlich dominierte.

Bevor die zweite Sandschicht von Wasser bedeckt wurde, wurde sie erst einmal geschaffen, d.h. Erosion erzeugte den Sand, der dann je nach herrschender Windrichtung sich auch schichtweise legte. Dies war an verschiedenen Stellen erkennbar; zuerst war uns nur der nicht normale da teilweise gegenläufige Verlauf der Gesteinsschichten aufgefallen, später konnten wir eine Erläuterung dazu finden.

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Auch ein Wellenmuster wurde vor Millionen von Jahren dem Sandstein aufgeprägt:

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Es gab also während der Wanderung viel zu beobachten, zügiges Fortkommen nicht immer möglich, die Augen wollten halt überall nach dem Besonderen suchen. Neben den zahlreichen interessanten Steinformationen sind natürlich die Blicke in den Abgrund etwas besonderes. Abgesichert ist keine der Stellen, von den man in die Tiefe blicken kann, es stehen lediglich Warnschilder, die auf das Risiko eines Abbruchs hinweisen. Man stelle sich das in Deutschland vor.

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Wie es heißt, sollen manche Felswände bis zu 270 Meter senkrecht abfallen. Auch Wasserfälle kann man hier sehen, das setzt aber massive Regenfälle voraus, was derzeit nicht der Fall ist. Also bleibt uns nur die Vorstellung von einem Wasserfall.

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Keine Vorstellung blieb der Garden of Eden. Wir gehen an einer der zahlreichen Schluchtkanten entlang, der Kings Canyon ist vielfach verzweigt, und plötzlich sehen wir unter uns Wasserlöcher, Palmen, Farne und eine Vielzahl von Büschen und Sträuchern in vollem Grün und im Wind schaukelnd. Wir blickten nicht auf den Talboden, der wäre etwa 250 Meter unter uns zu vermuten gewesen, sondern nur etwa 50-60 Meter tief hinab. In einem Teil des Canyons hatte sich dieses Biotop gebildet, das zu Recht Garden of Eden genannt wird, es soll Beleg dafür sein, daß hier früher ein eher tropisches Klima geherrscht hat.

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Auch wenn wir die ganze Zeit über Sandstein liefen, irgendwie und irgendwo hatten Pflanzen eine Chance bekommen, sich auch in dieser unwirtlichen Umgebung zu entwickeln, so daß wir immer wieder an Büschen, Bäumen und kleinen Sträuchern vorbei kamen, also blühte es nicht nur im Garten Eden, auch wenn dort die besten Bedingungen herrschen, sondern auch an weniger privilegierten Stellen.

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Der Kings Canyon ist auch Heimat einer aus der Zeit der Dinosaurier stammenden Pflanze, eine Palmart, die ganz plötzlich und nahezu versteckt auf unserem Abstieg in einer Reihe von Exemplaren vor uns auftauchte. Vermutlich sind das nicht die einzigen Pflanzen dieser Art, die früheren haben wir gewiß übersehen. Irgendwie kommt uns die Blattform etc. bekannt vor, aber daß es sich um eine seit Millionen Jahren existierende Palmenart handeln sollte, hätten wir wirklich ohne Hinweis übersehen.

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Viel zu sehen gab es, viel gesehen haben wir; zum Glück ging ein guter Wind, der das Gehen bei der Hitze erträglich machte. Beim Abstieg lief dann Katrin wieder einmal ein Tier über den Weg, sie hatte eine sonnenbadende Echse entdeckt.

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Wieder einmal schneller als für die Wanderung empfohlen waren wir am Camper zurück, den wir dann nur wenige Kilometer weiter in das Kings Canyon Resort steuerten, der auch einen Campingplatz betreibt und für den Stellplatz einen stattlichen Obolus verlangte. Von hier aus hatte man einen freien Blick auf die George Gilles Range und seinen westlichen Abbruch, der im abendlichen Sonnenlicht noch interessanter wirkte.

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Den Blick ließen sich natürlich nicht nur wir, sondern auch zahlreiche der Ressortgäste nicht entgehen wobei standesgemäß am Aussichtspunkt auch eine fliegende Bar aufgebaut worden war. Während das Licht auf den Felsen intensiver hätte ausfallen können, der Blick zurück zur untergehenden Sonne brachte das farbenprächtigere Bild für den Abend.

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Nicht dokumentieren können wir die überraschendste Tierbegegnung des Tages. Während Katrin im Camper dass Abendessen vorbereitete stand längere Zeit in der Nähe der offenen Campertür ein Dingo und schaute eher hungrig als interessiert zu. Als andere Camper darauf aufmerksam geworden mit Kamera anrückten, zog er langsam von dannen und machte sich wieder in sein Reich, den Nationalpark, davon. Also ein durch und durch runder und erlebnisreicher Tag, dieser 17.5.

Im West MacDonnell National Park unterwegs

Alice Springs befindet sich auf einer Höhe von rund 600 Metern und ist umgeben von den MacDonnell Ranges im Osten wie im Westen, deren Höhe sich zwischen 400 und 800 Metern bewegt und die sich über fast 650 Kilometer erstreckt. An sich nichts bedeutendes, wenn nicht zum einen dieser Bergzug vor Millionen von Jahren durch Auffaltung eine Höhe von 10.000 Metern gehabt haben soll, von denen nach Millionenjahren andauernder Erosion nur noch die ehemals zuunterst liegenden Schichten übrig geblieben sind; erodiert sind folglich so an die 9.000 Höhenmeter, wenn ich den kurzen Hinweis an einem der besuchten Orte richtig verstanden habe. Durch diesen “Höhenzug” haben sich an unterschiedlichen Stellen Flüsse gegraben und uns Besuchern wunderschöne Schluchten hinterlassen. Diese Schluchten sind einerseits teilweise Habitat seltener Tiere, wie z.B. der Rock-Wallabies, andererseits haben hier Pflanzen aus der Zeit der Dinosaurier überlebt und können nur hier gefunden werden. Also viele Gründe, zumindest in den mit unserem Camper zugänglichen westlichen Teil der MacDonnell Range zu fahren. Der einzige Wermutstropfen dieser Strecke – sie muß zweimal gefahren werden, denn für unseren Camper stellt dieses Tal eine Sackgasse dar, hochbeinige 4WD können sich über eine extreme Rüttelpiste über die Mereenie Loop Road in den Watarrka National Park und zum Kings Canyon durchschlagen. Kings Canyon ist auch eines unserer Ziele, wir müssen jedoch zurück nach Alice Springs fahren, um über den südlichen Stuart Highway, den Lasseter Highway und die Luritja Road unser Ziel zu erreichen. Das ist ein Umweg von deutlich mehr als 300 Kilometern – aber was ist das schon angesichts der hier gegebenen Entfernungen zwischen zwei größeren Ortschaften im Outback? Soviel zur möglichen Routengestaltung der ersten Tage.

Wer glaubt, hier im roten Herzen rund um Alice Springs sei es staubtrocken und kaum Vegetation vorhanden, der irrt zumindest teilweise. Staubtrocken war es, wir fuhren jedoch bis zum Abend immer durch ein Gebiet, das in meinen Augen einer Buschsteppe gleich kommt, niedrige Büsche, ab und an Bäume, fast ausschließlich Eukalyptus, manchmal mit ausschließlich weißer Rinde, das ist die Art Ghost Gum, und mehr oder weniger dichte Grasbüschel, es soll sich um Spinifexgras handeln. Durch das Grün der Vegetation drang immer wieder das unterschiedliche Rotfärbungen aufweisende Felsgestein oder die rote Erde durch.

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Wer entlang der westlichen MacDonnell Ranges fährt, hat eine Vielzahl von Möglichkeiten, besondere Schluchten zu besuchen; alle haben ihren Reiz und unterscheiden sich, bei vielen sind wir abgebogen, hineingelaufen oder auf Aussichtspunkte gewandert.

Bereits von weitem erahnt man den Simpson Gap, denn der Einschnitt in den Gebirgszug ist sehr gut zu erkennen. Geschenkt wird einem der Blick in die Schlucht nicht, man muß schon einige Meter laufen und hat dabei genügend Gelegenheit, das sich immer wieder je nach Lichteinfall ändernde Rot der Felsen zu bestaunen. Zu Regenzeiten fließt hier ein Bach, heute waren nur Wasserreste noch vorhanden, die jedoch für die hier lebenden Tiere eine große Bedeutung haben. Katrin hatte sich vorher beklagt, man sei ihr bislang zwei Tiere schuldig geblieben, die Rock Wallabies und die Baumkängurus. Als wir Simpson Gap verlassen, kann sie zumindest das Rock Wallaby, eine nur bis zu 50 Zentimeter groß werdende sich im Felsgestein wohlfühlende und lebende Känguruart von dieser Liste streichen. Wir sichteten nicht nur eines, sondern mehrere, die zu fotografieren sich als nahezu unmöglich herausstellte. Deshalb zur Verdeutlichung, was wir gesehen und nur ganz klein abgebildet haben auf einen abfotografierten Bild das Rock Wallaby.

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Während Simpsons Gap im Nationalpark liegt, befindet sich die nächste Naturbesonderheit, Standley Chasm, außerhalb des geschützten Bereiches und wird im Eigentum des dort ansässigen Aboriginstammes betrieben, d.h. man bezahlt Eintritt, was an sich auch kein Problem darstellt. Verwundert hat uns aber, nirgendwo Mitglieder des Stammes eine der notwendigen Tätigkeiten ausüben zu sehen, denn die Kasse, der Kiosk, das Restaurant, die Wegpflege waren ausschließlich von Nicht-Aborigines besetzt. In Alice ist uns eine große Zahl uns orientierungslos vorkommender junger und alter Aborigines beiderlei Geschlechts aufgefallen, die mehr oder weniger ziellos durch die Stadt schlurften, nicht selten dabei auch alkoholisiert waren. Zukunftslos, arbeitslos, orientierungslos, hoffnungslos – ein Teufelskreis, der vielleicht durch Beschäftigung z.B. in einem Aboriginprojekt durchbrochen werden kann. Wäre nicht in Standley Chasm entsprechende Möglichkeiten gegeben?

Wie wir strebten dutzende Menschen dem Endpunkt der Strecke in der Schlucht zu, die immer enger wird und an deren Ende man rechts und links an die 100 Meter hohe Felswände, natürlich aus rotem Gestein, aufragen sieht. Wir wandern durch ein wildes Tal, in dem nur an wenigen Stellen noch Reste der sehr lange zurückliegenden Regenfälle in Minitümpeln sichtbar sind.

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In Alice hatten offensichtlich zwei unterschiedliche Motorradclubs Versammlungen, eine der Vereinigungen, deren Mitglieder schwere Maschinen und manchmal auch richtig schöne alte Schätze hierhin gefahren hatten, zählte die älteren gesetzten verhinderten Rocker zu ihren Mitgliedern. So konnte ich alte Triumph Maschinen oder natürlich auch meine geliebte Royal Enfield in der Dieselversion bestaunen. Diese Maschinen standen nicht herum, sondern wurden auf der von uns gewählten Route bewegt. Also traf man sich immer wieder auf der Straße und grüßte.

Nicht in allen dieser Schluchten besteht die Möglichkeit, in einem Wasserloch zu baden, das Ellery Creek Big Hole soll zu den besten Möglichkeiten an der West MacDonell Range zählen. Zu Recht wird aber darauf hingewiesen, daß das Wasser im Winter – ja, hier ist eigentlich Winterzeit – ziemlich kalt ist. Nicht nur des Tümpels wegen wurde auch Elly Creek einer unserer Haltepunkte, von wo aus Katrin mit ihren im Rucksack verstauten Badesachen sich auf den Weg machte. Wir kamen hier zur Mittagszeit an, auch für uns Zeit, den sich einstellenden Hunger zu bekämpfen. Auf einem Nachbarparkplatz konnten wir dabei beobachten, wie ein aufblasbares Surfbrett für den Einsatz auf dem See präpariert, sprich aufgepumpt wurde. Hierher hatten sich nur wenige verirrt, so konnten wir nahezu alleine uns auf den Weg zu dem nicht allzu weit entfernten See machen. Inzwischen war die durchwanderte Umgebung für uns nichts unbekanntes mehr, denn sowohl Vegetation als auch die Felsen, Farben und Formationen wiederholten sich. Zaghaft ging Katrin mit den Füßen am Seerand hin und her, um dann zu entscheiden, dieser See sei doch zu kalt, nicht erfrischend, sondern erfrierend. Unser Surfer kam ebenfalls bald mit seinem Sportgerät und paddelte über den See; ohne naß zu werden hätten wir natürlich gerne mit ihm getauscht, denn er hatte von seinem Brett ganz andere Einsichten in dieses Tal als wir aus der Ferne vom Ufer aus.

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Die Serpentine Gorge ist ebenfalls eine schmale Schlucht, die sich durch das Gebirge windet. Nach gut 5 Kilometer Anfahrt über eine Piste können wir den Camper am Besucherzentrum abstellen, denn von hier aus geht es zu Fuß. Entlang eines und in einem ausgetrockneten Bachbett geht es auf den Schluchteingang zu. Auch hier heißt es, könne man in dem See/Badeloch an der Schlucht baden; dort angekommen stellen wir einerseits fest, daß das Wasser zum schwimmen nicht taugt und zudem extrem schlammig ist, andererseits es keine Möglichkeit gibt, weiter in die Schlucht einzudringen. Wie soll man da sehen, wie der Talverlauf sich durch das Gebirge windet? Die Lösung liegt in der Höhe, d.h. den ausgewiesenen Weg auf einen Aussichtspunkt hoch oben in den Bergen wandern. Steil geht es teilweise über Naturstufen hinauf, manchmal war es mühsam. Wie versprochen, von dort oben wurde uns ein phantastischer Blick in das Tal geboten, so richtig viele Windungen nahm das Tal zwar nicht, aber hier und da waren schon Richtungswechsel erkennbar. In zahlreichen Rotnuancen schimmerte der größte Teil der Felsen, ein interessantes Bild, steil fielen sie ab, deutlich mehr als 100 Meter unter uns lag das Flußbett, fließendes Wasser konnten wir nicht erkennen, nur einzelne Wasserlöcher bestanden noch.

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Die Erfahrung, von oben den eigentlich besten Blick auf und in das Tal zu bekommen leitete unseren Schritt an der ebenfalls abseits der Strecke liegenden Ormiston Gorge direkt hinauf zu einem Aussichtspunkt. Eindrucksvoll präsentierte sich die Schlucht mit ihren meistens sehr steil abfallenden leider von der Abendsonne nur in kleinen Teilen noch beschienenen Felswänden, weit zieht sie sich hin. Den Plan, über diesen Aussichtspunkt hinauslaufend einen Rundweg hinunter zum Flußbett zu gehen und durch das Tal zum Ausgangspunkt zurückzukehren, mußten wir aufgeben, denn der Wasserstand war so hoch, daß der Fluß nur schwimmend zu überqueren war. Nicht, daß wir keine Lust gehabt hätten, in dem Wasser zu schwimmen, aber wie unsere Kleidung trocken ans andere Ufer bringen, an entsprechende Behältnisse hatten wir weder gedacht noch solche zur Hand. Der Rückweg wurde jedoch dadurch erleichtert, als wir tief unten im Wasser zwei Personen im Wasser schwimmen sahen. Nach einem kurzen Umweg zum Camper ging es passend ausstaffiert das Flußtal hinauf zum Ormiston Pound, dessen Wasser zwar nicht kristallklar aber ziemlich frisch war.

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So erfrischt waren die letzten Kilometer bis zum Glen Helen Resort, das an der gleichnamigen Gorge liegt, schnell bewältigt und wir schlugen unser “Zelt” irgendwo im Nirgendwo auf, über uns am Abend ein schöner Sternenhimmel, vor uns die Felswand der Gorge und hinter uns Gras- und Buschland. Auch Dingos sollen hier herumlaufen, heute haben wir keinen mehr zu Gesicht bekommen.

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Natürlich können wir am nächsten Tag, den 16.5., unseren Campingplatz nicht verlassen, ohne einen langen Blick auf und in die Glen Helen Gorge geworfen zu haben. Hier ist die Situation wie bereits wiederholt vorgefunden; am Eingang der Schlucht befindet sich noch ein Reststück Fluß, sprich ein sehr großes mit Wasser gefülltes Loch, das leider die gesamte Schluchtbreite einnimmt. Zugang also nur schwimmend oder mit einem Boot. Zu ersterem hatten wir keine Lust, zu letzterem fehlte uns das Transportmittel. So konnten wir uns leider die als Orgelpfeifen beschriebene im Inneren der Schlucht liegenden Felsformationen, die eine besondere Bedeutung für die hier ansässigen Aborigines haben, nicht ansehen. Die Schlucht wurde durch den Finke River gegraben, der angabegemäß mit seinen 700 Kilometern Länge der größte in Mittelaustralien sein soll. Soweit wir sehen konnten, war das Bachbett jedoch an einigen Stellen trocken, also sollte man korrekterweise von einem 700 Kilometer langen Bachbett sprechen. In dem Zusammenhang wurde auch auf eine riesige Überschwemmung in 1988 hingewiesen, bei der hier, gut 130 Kilometer westlich des Stuart Highways, so viel Wasser herunter gekommen war, daß auch der Stuart Highway von den Wassermassen überflutet und unpassierbar war. Nun verstehen wir auch, weshalb an den unzähligen Furten, durch die die Straßen führen, immer wieder Wasserstandsanzeiger stehen, deren Skala bis auf 2 Meter reicht.

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Als sehenswerte Orte im restlichen westlichen Teil des MacDonnell NP wurden die Redbank Gorge und der Tylers Pass Lookout uns genannt, letzterer soll nur 10 Fahrminuten hinter der Redbank Gorge liegen. Obgleich wir mehrere Schluchten  bereits gestern besucht hatten, ohne die letzte hier im Gebirge gesehen zu haben, wollten wir nicht zurück fahren. Diesmal mussten wir einige Kilometer auf das Gebirge zufahren, um in die Nähe dieser Schlucht zu gelangen, es staubte gewaltig um uns herum während der Fahrt über die Piste. Diesmal war es möglich, durch das Bachbett bzw. an ihm entlang sehr weit in die Schlucht hinein zu laufen; nicht immer war es bequem, mussten wir uns den Weg suchen, über Geröll den richtigen Weg finden. Wie immer, wenn es an solchen trockenen Bachbetten entlang geht, auch wenn es seit extrem langer Zeit nicht mehr geregnet hat, in Bachbettnähe stehen unzählige meist hohe und mächtige Bäume, die diese langen Trockenzeiten überstanden haben. Ein ausgedehntes Wurzelwerk hilft wohl, auch aus großer Entfernung noch Feuchtigkeit aufzunehmen, oder die Pflanzen haben sich an diese Trockenzeiten adaptiert.

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Vorbei an den verbliebenen Bachtümpeln erreichen wir nach gut 30 Minuten wandern den letzten Tümpel, der auch hier den Weg in die enge Schlucht versperrt. Zumindest einen Blick kann in die Redbank Gorge geworfen werden; wieder steigen die Felsen steil empor und ist der durch den Fluß gefräste Schluchtspalt sehr schmal. Im morgendlichen Licht leuchten die Farben der Steine, musikalische Untermalung des Bildes gab es leider keine hörbare.

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Auch an dieser Strecke gibt es Punkte, die einem helfen, den Blick für das große Ganze zu bekommen. Der Mount Sonder Lookout an der Strecke gelegen, öffnet und schärft unseren Blick für den einen oder anderen Gipfel im westlichen Teil der MacDonnell Range, die zwischen knapp 1.300 und über 1.400 Metern liegen. Der insgesamt vierthöchste Gipfel in Zentralaustralien ist der Mount Sonder, nach einem deutschen Biologen benannt. Hinter einer weiten Savannenebene steigen dann die Hänge auf, ohne in ganz besonderen Gipfelformationen zu enden.

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Einen guten Teil der gestrigen und heutigen Strecke begleiteten uns rechts und links Zäune, die in unseren Augen Buschland abgrenzten, auf dem vielleicht Schafe grasen könnten. Insofern verwunderte uns, plötzlich eine Gruppe Rindviecher  zwischen und hinter den Büschen zu erkennen. Milchviehhaltung schlossen wir aus, wie sollten die weit verstreut grasenden (?) Kühe zu einem weit entfernten Hof in angemessener Zeit kommen können? Also Ochsen, was uns bald durch einen frei laufenden Ochsen bestätigt wurde. Von hier mit magerer Kost aufgepäppelt kommen die vielen bei den täglichen BBQs verspeisten Steaks?

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So freundlich wie der Freund guckte machten wir uns besser schnell aus dem Staub. Die weiteren Tierbekanntschaften des Tages waren weniger aufregend. Am Morgen entdeckten wir im Schilf einen nicht zuordnenbaren Vogel, an unserem Weg pickte ein Papagei Körner auf, in einer der Schluchten konnten wir, auf dem Bild kaum erkennbar, Bekanntschaft mit einem anderen Papagei machen. Fast vergessen, da ohne Bild, die morgendliche Schlange, die ihr Leben einer schnellen Reaktion des Fahrers verdankt. Wer um Sonne zu tanken, sich auf die Fahrbahn legt und dann eindöst, den erwischen oft die Reifen. Wie der Blitz schlängelte die dunkle und nicht gerade kleine Schlange vom Asphalt in das Gebüsch. Sie hat sich dann so weit davon gemacht oder gut versteckt, daß wir sie nicht mehr auffinden konnten. War vielleicht für beide Seiten gut so.

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Die Aufzähung ist aber nicht vollzählig, wenn wir nicht den am Straßenrand langsam daherschleichenden ziemlich kleinen Dingo erwähnen würden, der so langsam reagierte, daß Katrin ihn aus dem Camper heraus fotografieren konnte. Abgemagert sah in Katrins Augen aus; nun muß man wissen, daß derzeit Paarungszeit ist, weshalb die Dingos, männlich, sich vom Rudel absondern und auf Brautschau durch die Lande schleichen, das kann manchmal ganz schön schlauchen.

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Auf die Aussage im Resort hin, Tylers Pass Lockout würde nach 10 Minuten weiterer Fahrt über die Redbank Gorge hinaus erreicht werden, setzten wir unsere Fahrt gen Westen fort. Nachdem aber nach 15 Minuten und 18 Kilometern an Stelle des avisierten Ziels die Abzweigung nach Haasts Bluff (Piste) auftauchte, unsere Straße weiter in Richtung Kings Canyon zeigte, kein Hinweis auf den Aussichtspunkt, drehten wir um. Schließlich wollten wir über Alice Springs hinaus ein gutes Stück Strecke zum Kings Canyon auf herkömmlicher Straße noch bis zum Abend schaffen.

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Auf gleicher Strecke zurückfahrend konnten wir nun auch kurz zu Ochre Pits abbiegen, den Hinweis hatten wir gestern links liegen gelassen. Ochre Pits sind viele Farbschattierungen aufweisende Flußfelsen, die aus dem hier überall vorkommenden Sandstein bestehen. Ihre besondere Bedeutung ist ritueller Art für die Aborigines. Seit alters her beschaffen sie sich an diesem Ort die für Bemalungen und Schmuck wichtigen Grundstoffe ihrer Farben. Deshalb ist auch hier ansehen erlaubt, mitnehmen natürlich nicht gestattet.

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Mit kurzem Zwischenstop in Alice Springs ging es dann auf den Stuart Highway in Richtung Adelaide. Das gut 200 Kilometer südliche liegende Erldunda und das Desert Oaks Motel und Campground war unser Ziel. Gute 2 1/2 Stunden motorten wir dann auf dem mehr oder weniger schnurgerade verlaufenden Highway gen Süden. Das einzig wirklich aufregende war nicht die Landschaft, die war wie gehabt, anfangs war der Busch- und Baumbestand dicht, später nahm er sukzessive ab, sondern ein Hinweisschild auf LKW-Fahrzeuglängen von 53,5 Metern. Ab und an kam uns ein solches Langgefährt entgegen; wie die um die Kurven in einigen Städten kommen wollen, ob sie über die Kreisverkehrsinseln hinwegfahren, wir wissen es nicht. Man stelle sich deutsche Autobahnen vor, auf denen die rechte Spür dicht an dicht diese Riesen-LKWs fahren, man wird als PKW schier erdrückt.

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Gut in der Zeit liegend kamen wir am Campingplatz an, auf dem eine ganze Anzahl von australischen Campern bereits mit ihren Fahrzeugen standen. Erstaunlich, wie viele hier mit besonderen Wohnwagen, deren große Bodenfreiheit ausreichend ist, auch Pisten und 4WD-Strecken zu fahren, diese besondere Freiheit im Land nutzen und die selten befahrenen Fernstrecken quer durch den Kontinent in Angriff nehmen. Ohne besonderes Equipment geht das nicht.

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So ausgerüstet hätten wir den kurzen Weg in das Kings Canyon nehmen können, so müssen wir hier übernachten und Morgen weitere fast 300 Kilometer bis zum Ziel fahren.

Ins/im rote/n Zentrum – Alice Springs

In ein neues Theater umzuziehen ist für uns inzwischen Routine geworden, jetzt werden wir uns die Naturaufführungen im roten Zentrum Australiens ansehen, von Alice Springs aus werden wir für 8 Tage das Umland erkunden. Ebenso Routine ist das Rucksackpacken, irgendwie zum Flughafen kommen, hier ist die günstigste Variante mit einem Taxi(!), einchecken – am Automaten –, warten und wieder einmal pünktlich abfliegen. Die nur zu einem geringeren Teil gefüllte Maschine brachte uns heute, den 14.5., in 2 Stunden aus dem wolkenverhangenen Cairns, auf das wir bei einer Schleife über die Bucht noch einmal blicken konnten, in das Sonnenscheinstädtchen Alice Springs, wo uns 27 Grad Wärme empfingen. Das ist noch eine Temperatur, mit der wir leben können. Bereits auf dem Flug konnten wir den einen oder anderen Blick hinunter auf die überflogene Landschaft werfen. Sie wirkte eintönig, aber je näher wir an unser Ziel kamen, desto mehr Hügel-/Bergketten waren erkennbar, das Land war von zahlreichen Flüssen überzogen, die aber offensichtlich trocken waren, zunehmend rötlicher Stein sprang ins Auge und kurz vor Alice Springs flogen wir dann einem Teil der MacDonnell Range entlang.

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Camper übernommen, wieder das gleiche Modell wie seit Wochen, diesmal gecheckt, ob wirklich alles an Bord ist, für die folgenden 8 Tage eingekauft, denn auf unserer Rundreise durch Northern Territory dürften die am Wege liegenden Einkaufsmöglichkeiten gegen Null tendieren, Campingplatz gesucht und gefunden, den Camper für die nächste Woche hergerichtet – es wiederholt sich diesbezüglich alles. Und endlich konnten wir dann wieder in einem Camper übernachten (!?), die Betten der letzten Tage waren Luxus. Die Route der kommenden Tage ist im wesentlichen vorgegeben, denn der Camper kann nur auf Asphaltstraßen bewegt werden und manche interessanten Orte sind nur über 4WD-fordernde Strecken/Pisten erreichbar und wurden von der Liste gestrichen. Dennoch, wir werden in der folgenden Woche uns über Naturerlebnisse und kleine Wanderungen nicht beklagen können, davon wird es genug geben.

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Von Alice Springs haben wir außen den Straßen rund um die Touristeninformation noch nichts gesehen; wir hoffen, nach unserer Rundfahrt noch genügend Zeit hierfür zu finden, denn zum einen kann man in einer ganzen Reihe von Galerien und Art Houses der Aborigines deren Kunst betrachten, zum anderen ist sicherlich interessant, das eine oder andere aus der Geschichte dieser Grenz- und Telegrafenstadt zu sehen.

Am 19.5. kehren wir abends nach Alice Springs zurück, Camperrückgabe am 20.5. steht an, somit auch etwas Zeit gegeben, am 20.5. das Städtchen etwas näher kennenzulernen. Seine Entstehung verdankt der Ort um 1860 einer Entscheidung, an dieser Stelle einen Verstärker für die Überlandtelegrafenleitung zu errichten. Seitdem hat sich AS zu einem Knotenpunkt entwickelt, kreuzen sich hier Nord-Süd wie auch Ost-West-Verbindungen. Die Versorgung dieses Grenzortes wurde anfangs durch Kameltransporte über mehr als 600 Kilometer gewährleistet, bevor 1929 eine Zugverbindung nach Adelaide in Betrieb genommen werden konnte. Es dauerte bis 2004, um die Verlängerung nach Darwin fertig zu stellen. Auf dieser Strecke verkehrt auch ein “berühmter” luxuriöser Zug, der “Ghan”. Hatten wir sehr früh einmal daran gedacht, die Strecke nach Darwin per Zug zurück zu legen, legten wir den Traum schnell zu den Akten, als wir die Preise sahen; darüber hinaus schien es uns nicht gerade aufmunternd zu sein, Stunde um Stunde durch eine gleich gestaltete Landschaft zu reisen, davon sehen wir auf unseren punktuellen Rundreisen doch genug. AS teilt das Schicksal einer Namensänderung mit den berühmten Bergen im Westen. Ursprünglich wurde der Flecken nach dem Entdecker Stuart, der um 1860 die Region erforschte, benannt, bevor man dann sich 1933 in Alice Springs umbenannte. Eigentlich seltsam, denn diese Quelle, die man vor Urzeiten meinte entdeckt zu haben, stellte keine dauerhafte Wasserversorgung der Menschen vor Ort sicher, sondern war von Anbeginn an nur ein vorübergehendes Wasserloch, das sich erst durch Regen füllte, der hier aber nicht wöchentlich vom Himmel fiel. AS profitierte vorübergehend auch von Goldfunden nur um die 100 Kilometer entfernt, jedoch nur vorübergehend. Weniges im Ort erinnert an die alte Zeit, prägnant davon am ehesten noch das um 1900 errichtete Old Stuart Town Goal mit seinen dicken steinernen Mauern, sehr klein geraten, man rechnete damals wohl nicht mit allzu vielen Insassen. Alles was sonst noch aus früheren Zeiten stammt wie ein ehemaliges medizinisches Zentrum, eine Art Krankenhaus, ein altes Gerichtsgebäude oder die Residenz des ersten Gouverneurs für den Süden des Northern Territory wurden alle erst um und nach 1930 errichtet, also kein Ort, der die Geschichte so ausatmet. AS hat den Grenzstadtcharakter teilweise behalten, denn erst viele hundert Kilometer weiter befindet sich die nächste menschliche Siedlung. AS ist aber auch ein Ort, in dem eine vergleichsweise große Zahl von Aborigines lebt, im Ort selber oder in der näheren Umgebung. Manche Stadtbereiche werden von ihrer Anwesenheit “geprägt”; der unbedarft Daherkommende wird dadurch plötzlich mit sichtbarer Verwahrlosung, Armut, Orientierungslosigkeit, Alkoholismus konfrontiert. Gruppen halten sich im Umfeld des durstigen Kamels auf, ein Laden, der alle Sorten Alkohol verkauft, und dabei manchmal auch unter Beobachtung von Polizisten steht, andere wiederum bevölkern das Umfeld der Supermärkte. Leider prägen diese Ureinwohner weitgehend das Bild ihres Volkes, wir nehmen bei derartigen Rundgängen zu wenig wahr, wie viele ihrer Stammesmitglieder in die Gesellschaft integriert sind und z.B. einer Beschäftigung nachgehen. Auch wir müssen uns beim Antreffen dieser Aborigine-Gruppen ermahnen, unser Bild nicht durch diese Wahrnehmung einseitig werden zu lassen.

Die Kunst von Aborigines hat in den letzten zwei-drei Jahrzehnten zunehmend die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erhalten, obgleich die sich in den Bildern verbergende Symbolik uns Außenstehenden meistens verborgen bleibt. Je nach Herkunft des Künstlers/Künstlerin, aus welcher Region oder Stamm, kann mit der Verwendung z.B. eines Kreises, mehrerer Kreislinien, eines Striches, Winkelstriche eine völlig andere Bedeutung verbinden werden. Ähnlich wie die unterschiedlichen Sprachen der Volksgruppen geben diese Symbole unterschiedliche Hinweise auf die Geschichte, die mit dem Bild erzählt werden soll. Insofern können wir uns nur dann ein Bild erschließen, wenn die dem Maler dazu zu Grunde liegende Erzählung mitgeliefert wird. Die Malerei, so hat es den Anschein, ist in manchen Dörfern ein wichtiger Wirtschaftszweig geworden, denn die in den lokalen Art-Centern zusammen geschlossenen Künstler sind nicht nur extrem produktiv, sondern auch sehr zahlreich, wobei deutlich mehr Frauen als Männer ihrer künstlerischen Begabung Raum geben. Geht man durch die Hauptstraße von AS, hat man in weniger als 100 Metern auf allein einer Straßenseite die Gelegenheit, vier verschiedene Galerien aufzusuchen, in den nicht nur zahlreiche Exponate an den Wänden hängen, sondern Stapel von bemalten Leinwänden auf Tischen, Anrichten oder dem Fußboden liegen. Dies deckt sich nicht mit dem Bild, das wir aus deutschen Galerien gewohnt sind, es riecht stark nach Massenfabrikation, um dem Touristen etwas aus der eigenen Kultur zu präsentieren. Natürlich sind wir nicht achtlos an den Galerien vorbei gegangen, sondern haben uns lange Zeit umgesehen, natürlich haben wir dabei auch Gemälde entdeckt, die uns sehr angesprochen haben. Und wie das dann so ist wurden für diese Leinwände Preise genannt, die in Deutschland ein guter Grieshaber kostet, obgleich nicht erkennbar ist, daß der Künstler über eine gleichgelagerte Reputation verfügt, in entsprechenden Sammlungen präsent ist, auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt wurde. Also verlassen wir AS ohne eine handliche Erinnerung an die Ureinwohner des Kontinents.

Eine besondere Attraktion von AS wollten wir uns auf jeden Fall ansehen, das Alice Springs Reptile Centre. Eine Attraktion die uns interessiert hatte, Terry das Salzwasserkrokodil, war zwar in Urlaub geschickt, um sein Becken zu renovieren, aber die übrigen dort zu sehenden heimischen Reptilien waren es allemal wert, hierher gekommen zu sein. Wo kann man schon einen kleinen Überblick über die Vielfalt der in Australien vorkommenden Schlangen bekommen; manche extrem klein, extrem gut getarnt, andere sehen von der Hautfärbung wunderschön aus, sind aber gleichzeitig extrem giftig.

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Geckos, unsere liebsten Freunde, laufen an der Wand entlang, verstecken sich in jeder Ritze des Raumes und helfen, Mücken und Fliegen im Zaum zu halten. Welche Vielfalt es gibt, konnten wir in einer großen Anzahl von Terrarien erfassen.

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Eidechsen hatten wir bislang sehr wenige und dazu auch sehr kleine am Wegesrand entdeckt; hier wurde unser Blick geweitet, wir sahen sehr vielfältig geschuppte, mit Halskrause, Stacheln, Kopfputz, ohne Schwanzfortsatz ausgestattete Eidechsen, von denen der Auffälligste aber gleichzeitig auch relativ kleine der Thorny Devil ist. Auch die größte in Australien vorkommende Echsenart mit deutlich über einem Meter Länge bewegte sich nach langer Wartezeit doch noch aus ihrem Erdloch heraus.

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Der Rundgang durch die Räume entlang der zahlreichen Terrarien und durch das Freigelände war sehr interessant, löste viele Aha-Erlebnisse aus, vor manchen Terrarien standen wir längere Zeit, um z.B. die Eleganz der Schlange bei ihrer Fortbewegung zu beobachten, die Schlange oder den Gecko überhaupt zu entdecken, zu sehen, wie flink sich Eidechsen bewegen oder einfach nur sich sonnen. Dann zum Abschluß die Gelegenheit zu haben, einer mittleren ca. 8 Kilo schweren  Phyton gegenüber zu treten, große Eidechsen in der Hand zu halten und ihren Schuppenkörper aus nächster Nähe betrachten zu können,

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war dann das Tüpfelchen auf dem i, um diese Stunden sehr perfekt und erinnerungsreich zu machen.

Das war es dann auch, was wir aus AS berichten können. Ergänzen müssen wir – leider – das Vorstehende um den  22.5., der Tag, an dem wir am späten Vormittag nach Darwin weiterfliegen wollten, schon gegen 09:30 mit dem Bus zum Flughafen fuhren und dort erst auf Abflugtermin 13:30 Uhr vertröstet wurden, was dann auf 16:50 Uhr weiter ausgedehnt wurde. Einen halben Tag auf dem wirklich uninteressanten Flughafen von AS zu verbringen törnt richtig an. Noch sind wir nicht abgeflogen, warten wir, wie es weitergeht.

Abschied von einem der Traumreiseziele

Pläne schmieden kann man viele, nicht alle lassen sich nachher umsetzen. Was im großen Leben gilt, trifft auch auf eine vielmonatige Reise zu, kann zutreffen. Geplant war, unsere partielle Rundreise durch Australien in Cairns zu unterbrechen, um einen drei- bis vierwöchigen Abstecher nach Papua New Guinea zu unternehmen, eines der Traumziele von Katrin und mir.

Mehr als nur ein paar Fotos aus diesem Kulturkreis zu sehen, hier zu reisen, auch wenn wir wußten, dies würde nicht einfach sein, war der Wunsch, unser Ziel. Viel einführende Literatur über dieses von Einzelreisen nicht überlaufene Land besteht nicht, der Lonely Planet war eine gute Richtschnur, konnten wir hier einige auch mit den vorhandenen Transportmitteln erreichbare Regionen als für uns interessant identifizieren. Beschwerlich würde es werden, wenn man die üblichen Sicherheitsvorkehrungen trifft und sich in Port Moresby abends z.B. nicht alleine in dunklen Vierteln bewegt, sollten auch die Risiken beherrschbar sein. Wie wir konkret reisen, wußten wir zu Beginn der Abreise aus Deutschland nicht, nur, wir wollten da hin. Mit kleinen von einer regionalen Fluggesellschaft betriebenen Flugzeugen kann man einige “Städte” in dem riesigen Land erreichen, wenn wir dann da sind, sehen wir weiter, so dachte ich, denn für alle Fragen im voraus auch die Lösung zu kennen ist einerseits nicht möglich, andererseits reduziert das das Reisevergnügen und lähmt die Spontaneität.

Unterwegs trifft man Menschen, auch Globetrotter oder in einem Fall einen Globetrotter, der geschäftlich in PNG oft unterwegs ist, die Informationen aus der Sicht eines dort Reisenden beisteuern können. Das Fazit all dieser Hinweise für uns war dann, uns diesen Tort in PNG auf eigene Faust zu reisen, nicht anzutun. Mehrere Gründe waren dafür ausschlaggebend. Einige unserer Gesprächspartner wiesen darauf hin, daß auch außerhalb von Port Moresby ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Einzelreisende besteht. Daneben besteht eine touristische Infrastruktur praktisch nicht, reist man dort, wird man außerhalb der Hafen- und Hauptstadt auf äußerst einfache Quartiere angewiesen sein, bei denen in keiner Weise ein nachvollziehbares Preis-Leistungsverhältnis besteht, wir werden wie die Weihnachtsgänse ausgenommen werden, da mit den Landesriten nicht vertraut. Ohne die Hilfe einer Agentur und eines Begleiters würden wir wahrscheinlich auch nur sehr erschwert weiter kommen können, d.h. sich zum einen für uns sehr lange im Vorfeld uns sehr konkret mit der Reiseroute, den Zeiten etc. vertraut machen und planen, andererseits sich bei der Reise selber in die Abhängigkeit einer Agentur, eines Begleiters begeben, die natürlich diese Situation ausnutzen werden, wie uns bedeutet wurde.

PNG hatten wir (ich) aus gutem Grund an das Ende unserer Reise gelegt, denn hier die Erfahrung einer beschwerlichen Reise zu machen, hätte die Weiterreise nicht gelähmt, die schlechte Erfahrung uns nicht gehindert, unsere geplante Reise auch so fortzusetzen, denn es war ja nur noch ein kleiner Australienabschnitt im Programm. Am Anfang von bis zu 11 geplanten Reisemonaten unter derart erschwerten Bedingungen ein Land kennen lernen zu wollen, hätte uns vielleicht die Freude genommen an den dann folgenden Reisestationen, eine Verkürzung zur Folge gehabt. Von den zum beabsichtigten Reisezeitraum dort herrschenden klimatischen Bedingungen her war es ebenfalls sinnvoll, dieses Ziel an unser Reiseende zu legen, d.h. im Juni dorthin aufzubrechen. Insofern war es auch ein Glück im Verlaufe der zurückliegenden Monate wichtige entscheidungsrelevante Informationen erlangen zu können, die zu einem nachdrücklichen Überdenken führten.

Ich glaube, selbst wenn Katrins Wunsch nach einer spürbaren Verkürzung unserer Reise nicht vorhanden gewesen wäre, das Ziel PNG hätten wir auch dann geopfert. Wir sind inzwischen mehr als 8 Monate auf Achse, haben in unzähligen Orten genächtigt, immer wieder etwas organisieren müssen, haben aus vielerlei Gründen selten an einem Ort einmal eine vieltägige Reisepause eingelegt (es gibt doch so viel noch zu sehen), die Pause in Samoa stellte sich dann nicht als die Erholung heraus, wie wir sie uns gewünscht hatten, spüren, daß wir doch im Verlaufe der Zeit Körner gelassen haben (ist doch nicht eine eine Erholungsreise, die bucht man bei Alltour), alles gute Gründe, sich bei den nun bekannten Rahmenbedingungen die Individualreise durch PNG nicht aufzubürden. Es ist schade festzustellen, wie ein Traum nicht erfüllt werden kann. Tröstlich ist, auch in Zukunft ist Papua New Guinea nicht von der Landkarte verschwunden, auch nicht von der Liste meiner Reiseziele gestrichen. Schauen wir mal, wie dieser Traum dann doch noch in Erfüllung gehen kann. Hier und heute ist der Traum, vernünftigerweise, erst einmal ausgeträumt.

Cairns

Am 10.5. hieß es wieder einmal, den Camper für die Rückgabe zu präparieren, unsere Rucksäcke zu packen, Gesammeltes zu sichten und meistens wegzuwerfen, denn Last haben wir genügend auf dem Rücken. Unsere Einkaufspolitik war weitgehend erfolgreich, nur wenige Lebensmittel müssen mit in die JuHe in Cairns, unsere Bleibe für die kommenden vier Nächte, mitgenommen werden.

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Es hieß Abschied nehmen von einem schönen in tropischer Vegetation liegenden Campingplatz aber vor allem von einem Ort, der uns einen wunderschönen Tag am Great Barrier Reef ermöglicht hat.

Bis nach Cairns ist es ein Katzensprung, keine 70 Kilometer trennen uns vom nächsten Quartier. Zeit hatten wir zur Genüge, der eine oder andere Stop an der Küstenstraße, der wir in Richtung Cairns mit immer wieder möglichen Ausblicken auf kleine Strände und die Küstenkliffs folgen, war die Folge. Einmal sind wir zu einem ausgezeichneten Strand abgebogen und konnten beobachten, wie die Stingernetze ausgebracht werden. Erlebt, wie das Netz ins Wasser gezogen wird, wobei ein Überschwappen von Meerwasser über die Barriere nicht ausgeschlossen werden kann, würde ich nicht die Hand ins Feuer legen, daß der eingenetzte Bereich wirklich frei von Gefahr ist. Auf jeden Fall wird am Strand sehr umfänglich auf die Risiken hingewiesen und auf die netzgeschützte Zone als einzige risikofreie hingewiesen.

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Wenn denn der Bademeister/Rettungswache auf seinem Rücken permanent eine Flasche Essig für die Sofortbehandlung eines Stingergeschädigten trägt zeigt dies, die Gefahr besteht wirklich.

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Bald nach dem Ausbringen der Barrieren konnte dann der Strandabschnitt für Badende freigegeben werden; wie wir an einem anderen Strandabschnitt aber sehen konnten, sind weder die Ausdehnung des geschützten Bereiches noch die Wassertiefe wirklich anregend, es mit schwimmen zu versuchen. Man kann bis zum Bauch im Wasser stehen, das ist aber dann das ganze Vergnügen, also eher etwas für Eltern mit Kindern, die sehr gefahrlos einen Strand- und Badetag erleben wollen. Dementsprechend gering war dann auch der wirkliche Zuspruch, an diesen Stellen zu schwimmen.

Die Camperrückgabe erfolgte problemlos – und wieder einmal wurden wir auf Deutsch angesprochen. Die JuHe im Zentrum von Cairns ist ok, also ist alles gerichtet, um drei ruhige Tage in Cairns zu verbringen. Der ursprünglich von hier aus geplante Ausflug ans Great Barrier Reef liegt ja schon hinter uns, lassen wir uns überraschen, was die Stadt darüber hinaus zu bieten hat.

Und das war nicht viel, wie wir im Verlaufe der drei Tage, die wir hier zubrachten, erfahren mussten. Cairns ist zwar groß, Heimat für über 100.000 Menschen, wird von uns aber nicht als Moloch, als Großstadt wahrgenommen. Seine heutige Bedeutung rührt im wesentlichen aus der vergleichsweise leichten Zugänglichkeit zum Great Barrier Reef her, vor fast 130 Jahren war es das Gold, dem die Stadt ihren Anschub zum Wachstum verdankt. Geht man durch die Straßen der Innenstadt, wir waren sehr häufig unterwegs, erschöpft sich der Bereich, in dem Leben herrscht auf ein Geviert von unter einem Quadratkilometer. Dieses “Leben” wird insbesondere von Backpackern und sonstigen Reisenden erzeugt, denn hier ballen sich nicht nur die Herbergen, sondern in dichter Folge befinden sich hier in guter und bester Lage Vermittlungsagenturen für die diversen insgesamt sehr umfangreichen Ausflugsangebote. Diese beschränken sich nicht nur auf den Besuch des Riffs sondern beziehen Ausflüge in das nahe und weite Umland mit ein, d.h. bis nach Cape York hinauf kann man auf einer Mehrtagestour kommen. Natürlich fehlen auch nicht die zahlreichen Angebote, die einen gewissen thrill erzeugen wie Fallschirmspringen etc. Meistens saßen die Ausflugsverkäufer arbeitslos hinter ihrem Tresen, es herrscht keine Hauptsaison, obgleich sich erkennbar zahlreiche Menschen in der Stadt aufhalten. Fazit : in der Stadt muß man sich nicht länger als notwendig aufhalten es sei denn, von hier aus werden die Ausflugsmöglichkeiten umfangreich genutzt. Dies war zu Beginn unserer Zeitplanung auch so vorgesehen, Cairns als optimaler Ausgangsort zum GBR – da wußten wir noch nichts über Port Douglas. Und mit der heutigen Kenntnis der Möglichkeiten, den Ausflug auch von Cooktown aus zu unternehmen, sähe unsere Planung noch einmal anders aus. Nun haben wir den besseren Standort Port Douglas für unsere Schnorcheltour gewählt, was zu einem Überschuß an Freizeit in Cairns geführt hat. Da wir weitgehend das Umland bereits bereist und durchfahren hatten, gab es wirklich nicht mehr viel zu unternehmen – vorübergehend habe ich sogar über eine weitere Schnorcheltour nachgedacht, da Katrin aber ungern erneut auf die schwankenden Bootsbretter steigen wollte, dann verworfen. So sind wir viel durch das Städtle gelaufen, haben gelesen, uns ein bischen auf die nächste Etappe vorbereitet und versucht, wieder einmal, die entstandenen Lücken im Blog zu schließen und den Netzzugang zu nutzen, um einige Berichte einzustellen.

Cairns, am Meer liegend, präsentiert sich nicht als Hafenstadt im herkömmlichen Sinn, dennoch, eine sehr große Zahl von Yachten und Motorbooten liegt hier an den Stegen, Frachtschiffe o.ä. findet man hier jedoch nicht, eine entsprechend geeignete Mole haben wir auch nicht gesehen, zudem ist die Hafenzufahrt schmal und muß ständig ausgebaggert werden, da durch die Gezeiten ständig verlandet. Ausflugsschiffe zu den vorgelagerten Inseln sind jedoch immer wieder am frühen Morgen beim Auslaufen und abends beim Einlaufen zu sichten. Also viel Schiffsverkehr war nicht zu beobachten, wenn  man von den nahezu gleichzeitig ablegenden Ausflugsschiffen einmal absieht. Cairns verfügt natürlich auch über einen Strand, nein mehrere. Der in der Innenstadt gelegene ist für eine Schlickwanderung bei Ebbe geeignet, bei Flut schlagen die Wellen an die Ufermauer. Sandstrände, wir haben davon einen besucht, liegen vor allem im Norden der Stadt. Sie dürften für die Freunde des BBQ eine der Topadressen sein, denn natürlich stehen auch hier wieder die unvermeidlichen BBQ-Hütten für jedermann zur Verfügung.

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Entlang dieses innerstädtischen “Strandes” hat man eine gut 2 Kilometer lange Uferpromenade, sehr ansprechend gestaltet, gebaut, auf der insbesondere an Wochenenden und abends Betrieb herrscht. Direkt an dieser Esplanade liegt auch die “Lagoon”, ein für jedermann zugängliches Schwimmbad mit einer Vielzahl von Schwimmbecken und einem ungehinderten Blick auf das Meer, wenn es denn bis an das Ufer gelangt ist. Bei Ebbe erstreckt sich der Schlick fast bis zum Horizont.

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Damit niemand auf die Idee kommt, das Baden im Meer sei ungefährlich, stehen auch hier entlang der Promenade die bekannten Hinweisschilder.

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Viel Spazierengehen war in den Tagen in Cairns angesagt, auch die Promenade und darüber hinaus und herunter, nahezu alle wesentlichen innerstädtischen Straßen haben wir mindestens einmal in jeder Richtung belaufen und dabei nicht viel bleibendes gesehen – doch, z.B. einen riesigen Feigenbaum, bei dem die Wurzeln sich wie bei der als Ausflugsziel im Tableland genannten Curtain Fig ausgebreitet haben. Ein großes Kino liegt ebenfalls im Zentrum, aber die dort angebotenen Filme rissen Katrin auch nicht vom Hocker.

Da blieb dann nur noch Fortbildung in Sachen Wissen über das Great Barrier Reef zu betreiben.

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Fast täglich hat man dazu Gelegenheit, denn ein Institut/Firma bietet am Abend den “Great Barrier Reef Teach” gegen überschaubares Entgelt an. Die dort oft mit offenem Mund vor Staunen zugebrachten fast 2 1/2 Stunden waren eine Bereicherung für uns. Nicht nur, weil uns erneut vermittelt wurde, wie schön und faszinierend, immer wieder Überraschungen bietend die Unterwasserwelt ist, uns zum träumen brachte, sondern wir unzählige neue Informationen aufnehmen konnten. Vieles drehte sich um die winzigen Einzeller, die die Korallen bilden : wieso unterschiedliche Korallenfarben entstehen (durch die Kooperation mit den Algen), wie viele verschiedene Korallenarten es gibt (eigentlich nur 2, nämlich harte und weiche K., aber die Zahl der Ausformungen geht bis an die 400), wie grazil manche dieser Bauwerke sind (die Fotos waren umwerfend), bei welchen Temperaturen das Wachstum gebremst oder gefördert wird, wie sich Sex unter Korallen vollzieht und wann das nahezu gleichzeitig in dem jeweiligen Gewässer stattfindet (alle K. stoßen fast gleichzeitig ihre Sporen aus, und zwar im GBR im November), welche Symbiosen es zwischen K. und bestimmten Fischen gibt (s. Nemo), daß in der “Putzstation” immer Friede herrscht – hier gilt der olympische Gedanke wirklich (!) -, d.h. bewegen sich Fische in diesen weichen Korallen um sich z.B. dabei durch die Berührung mit der K. zu putzen, werden sie nicht von anderen Raubfischen attackiert, daß spezielle Korallenformen wie z.B. die Kugelform jährlich um wenige Millimeter wachsen, während andere Formen Dutzende von Zentimetern in ihrer Größe zulegen, und vieles mehr, was uns inzwischen wieder aus den Gehirnwindungen verschwunden ist. Das war aber nur die eine Hälfte der unterhaltsamen Präsentation und Darstellung, die zweite widmete sich den im Riff vorkommenden Fischen einschließlich der hier gleichfalls beheimateten Haie. Natürlich blieb es nicht aus, den Box-Jellyfisch dabei zu erwähnen; der Referent, mit 5000 Tauchstunden sicherlich äußerst erfahren, wurde nicht müde die Tourismusindustrie wegen ihrer Behandlung des Problems zu geißeln. An Stelle permanent auf die angeblich nur temporäre Gefahr durch die besondere Qualle hinzuweisen sollte man doch offensiv kundtun, ja, hier gibt es Einschränkungen beim ungeschützten baden, deshalb schützt euch mit entsprechenden Anzügen, und zwar das ganze Jahr über. Recht hat er, der selber in Küstennähe nicht ohne seinen Lycraanzug ins Wasser steigt. Dann wurde uns gezeigt, wie einfach es ist, gesehene Fische zu identifizieren, wenn man sich auf die wesentlichen Gestaltformen konzentriert und nicht von der Vielzahl der Farben blenden lässt. In der Theorie mag das ja stimmen, aber wenn wir dann von oben auf die Fischlein gucken, dürfte die Theorie verblassen und wir nur noch staunen. Im Verlaufe des Streifzuges durch die wichtigsten im GBR vorkommenden Fische waren wir erstaunt und erfreut festzustellen, wie viele wir dabei schon gesehen haben, dennoch, das war nur ein Miniausschnitt dessen, was sich hier am GBR tummelt. Eigentlich bekannt, aber nicht sofort präsent war die Tatsache, welche Rolle prächtige Farben unter dem Gesichtspunkt Schutz vor Angriffen haben, wie bestimmte Fische es schaffen, blitzschnell ihr äußeres Erscheinungsbild den Umfeldbedingungen anzupassen. Der Octopus gehört hier zu den wandlungsfähigsten. Gänzlich neu hingegen die Aussage, daß einige Fischarten quasi beiderlei Geschlechts sind, jeder aber die Rolle des männlichen Fisches spielen möchte (warum?), so daß bei der Fortpflanzung ein Problem entsteht das in Form eines Kampfes zwischen den Fischmännern gelöst wird um zu klären, wer denn in diesem speziellen Fall der Mann und wer die Frau ist. Haie trifft man auch im GBR an, dabei sieht man eher den Riffhai, der weiße Hai ist eine seltene Ausnahme. Zwar ist es richtig, auf die von bestimmten Haien ausgehenden Gefahren hinzuweisen, aber dem Menschen gefährlich werden nur 10 Arten, die überwiegende Zahl der Haie ist ungefährlich. Die Gattung Hai insgesamt ist vom Aussterben bedroht, was oft nur am Rande wahrgenommen wird, während die Haiunfälle dramatisiert werden. Nun ist dies Ansichtssache diese Dramatisierung, denn wir würden ungern Gliedmaßen in einem Haimaul lassen. Fisch insbesondere Fish and Chips hier in Australien zu essen, bislang sehr sehr selten, ist uns gänzlich nach dem Hinweis vergangen, hier würde häufig Haifleisch verwendet. Na dann guten Appetit. Extrem informativ und interessant war dieser Abend, schade, daß wir keine weitere Gelegenheit haben werden, am GBR unter die Wasseroberfläche zu schauen.

Mit einem kurzen Bummel über den übertrieben hochgelobten Nightmarket, nur touristisch orientiert, Ramschware en Gros auf den Tischen, spazierten wir dann zur JuHe zurück, teilweise von in den Alleebäumen lärmenden Vögeln “begleitet”. Die Cairnstage waren damit abgeschlossen, es hätten durchaus weniger Tage in dieser im wesentlichen uninteressanten Stadt sein können.

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Great Barrier Reef – am Opal Reef

Wir wurden heute in vielerlei Hinsicht sehr überrascht, es war ein toller erinnerungsreicher Tag. War die Wettervorhersage für heute mit bedecktem Himmel und teilweise Regen keine Verheißung für einen gelungenen Ausflug auf das Meer, schien heute am 9.5. die Sonne weitgehend durchgehend. Hin und wieder bewölkte sich der Himmel, aber es blieb trocken.

Wir hatten eine Schnorcheltour am äußeren Great Barrier Reef auf einem kleinen Boot (38 Fahrgäste) gebucht, waren jedoch darauf hingewiesen worden, eventuell auf das komfortablere Tauchboot umgesetzt zu werden – es ist nicht gerade Hochsaison und die überschaubare Zahl der Ausflügler verteilt sich auf eine ganze Reihe von Anbietern. Es kam wie angedeutet, mit uns befanden sich weitere 60 Gäste auf dem Spezialboot für Tauchen und Schnorcheln. Damit war der Katamaran jedoch noch nicht einmal zur Hälfte belegt, also genügend Platz und ein gutes Verhältnis von Personal zu Besuchern. Ziemlich pünktlich gegen 09:00 Uhr legte die Calypso ab, einige Boote waren bereits auf ihrer Fahrt zu einem der zahlreichen Riffe östlich von Port Douglas.

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Bei Windstärke von 3-4 Knoten hatte sich eine kleine Welle aufgebaut und sobald wir über freies Wasser fuhren, kam das Boot, obgleich mit zwei Rümpfen und der eingeschlagenen höheren Fahrt ziemlich stabil liegend, ganz schön ins Rollen. Der eine oder andere, der von Fahrtbeginn an sich auf dem obersten Sonnendeck in die Liege gelegt hatte, wurden bald auf dem unteren Deck gesichtet wie er/sie versuchte, das Frühstück mit einer Tüte aufzufangen. Ganz schön bleich sahen die Sonnenanbeter/-innen aus. Es sollte jeden doch klar sein, daß die Amplitude der Schiffsschwankungen auf dem oberen Deck merklich größer als in den unteren Regionen ist. Das Personal hatte während der Überfahrt folglich einiges zu tun, Tüten einzusammeln und neue bereit zu stellen. Dennoch, die Fahrt war weitgehend ruhig, hin und wieder sah man in der Ferne Inseln, die Festlandbergkette, an der wir gestern entlang gefahren waren, war fast bis zum Ziel am äußeren Great Barrier Reef wenn auch später unklar zu erkennen. Die erste auch einen Leuchtturm aufweisende Insel war eine zu den Lower Isles zählende Insel, zu der es kürzere Schnorchelausflüge gibt. Später konnten wir immer wieder rechts und links des Fahrwassern deutlich flachere Stellen erkennen, ebenfalls Teile von Riffen, die bei Ebbe nur unwesentlich unter der Wasseroberfläche liegen.

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Nach weniger als 1 1/2 Stunden Schiffsfahrt hatten wir den ersten von drei Ankerpunkten am Riff erreicht; wir waren jetzt gut 50 Kilometer von der Küste entfernt am Opal Reef, das etwa 3 Kilometer vor der Abbruchkante der Kontinentalplatte liegt. Ab dort geht es fast senkrecht zuerst 1.000 Meter abwärts, wenige Kilometer weiter erreicht man 2.000 Meter Meerestiefe. Nur sehr wenige Riffe liegen fast direkt auf der Abbruchkante, wir waren einen Steinwurf entfernt auf der sicheren landzugewandten Seite des Riffs. Wer vermutet, hier zeigt sich so etwas wie eine Insel, der irrt. Es tauchen zwar sehr vereinzelt bei Ebbe kleine Korallenfragmente aus dem Wasser auf, aber mehr als 99,9% des Riffs liegt unter der Wasseroberfläche, manchmal nur wenige Zentimeter. Und in der Ferne kann man erkennen, wie an der Riffkante die Wellen anbranden und gebrochen werden. Mir war etwas mulmig zu erkennen, wir schnorcheln im offenen Wasser. Rings um uns herum und das auf viele Seemeilen nichts als Wasser – da muß man ganz schon lange schwimmen, um wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen. Und später im Wasser ohne Schwimmflossen konnte man spüren, wie stark in Teilen des Riffs die Strömung ist und einen unentwegt auch vom Boot wegziehen kann.

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Die Fahrt mit der Calypso war in vielerlei Hinsicht ein Gewinn und ist zu empfehlen. Nicht immer haben wir eine ausführliche Sicherheitsinstruktion erfahren, hier wurden alle Gäste umfangreich instruiert, nicht nur, was im Fall des Schiffsuntergangs an Sicherheitseinrichtungen an Bord ist, sondern vor allem, wenn wir im “open water” uns bewegen, welche Handzeichen uns Hilfe bringen, wie wir durch Zeichen auf Anfragen von Bord aus zu antworten haben, wie wir uns beim Sichten von Großtieren (Hai, Schildkröte, anderen großen Fischen, die den einen oder anderen ängstigen können) verhalten sollen, welche Gefahren das Schwimmen über dem Riff bei niedrigem Wasserstand mit sich bringt und wie wir die Risiken z.B. durch Nutzen der Täler, die es im Riff gibt, für uns reduzieren können. Sehr deutlich wurde empfohlen, sich das Leben beim Schnorcheln zu erleichtern, indem man eine Schwimmnudel nutzt, die den Auftrieb spürbar verstärkt und hilft, fast regungslos über einem Punkt zu verharren. Ich kann als einer der sehr vielen Nutzer dieser Erleichterung bestätigen, es hat wirklich geholfen. Schließlich gingen am 2. Ankerpunkt taucherfahrene Crewmitglieder zusammen mit den Schnorchlern ins Wasser und wiesen sie erneut ein, schnorchelten eine Runde zu bemerkenswerten Punkten am Riff und wiesen die, die tempomäßig folgen konnten auf das eine oder andere Besondere unter Wasser hin. Katrin und ich gehörten leider nicht zu denjenigen, die nachkamen, was weniger am Vermögen sondern an der gewählten Technik lag. Ich hatte von Anfang an auf die Flossen verzichtet aus der Erfahrung des letzten Mals, dann aufgescheuerte Füße zu bekommen. Katrin kam beim ersten Schnorchelgang nach einer Weile zum Schiff zurück und entledigte sich genau aus diesem Grund der Flossen, denn die erste Blase war bereits entstanden. Ohne diese Vortriebshilfsmittel ist man gegenüber den vollausgestatteten deutlich im Nachteil. Dennoch, die Einführung, die Betreuung waren vorbildlich. Als dann wieder zurück an Bord an Hand von Schautafeln das unten Gesehene kleinen Gruppen noch einmal erläutert wurde, war der Part, der von der Besatzung zu erwarten war, rund und wir voll zufrieden. Der Veranstalter kann, wie gesagt, empfohlen werden. Wie immer bei derartigen Ausflügen gibt es um die Mittagszeit ein Buffet; dieses sättigt, ist relativ vielseitig, aber abschmecken hat man nicht gelernt, alles war fad. Wir waren nicht auf einem Gourmettrip, sondern auf einer Schnorchelfahrt, das sollte man hier aber nicht vergessen.

Für uns war bei der Entscheidung eine Schnorcheltour zu unternehmen wichtig, ob der Veranstalter auch Stingersuits/Lycrasuits anbietet. Hier, wie auch bei den meisten übrigen war das der Fall. Zwar wurde uns vergewissert, hier draußen am Riff gäbe es generell keine Quallen, was u.U. auch stimmt, aber wir wollten kein Risiko eingehen und stiegen dann entsprechend bekleidet, wie im übrigen gut die Hälfte der Fahrgäste, ins Wasser.

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Einige der Taucher aber auch Schnorchler, die eine große Strecke am Riff entlang schwimmen wollten, wurden mit einem Beiboot weiter weg gebracht, wir Normalos stiegen dann ins Wasser und bewegten uns geschätzte 100-200 Meter im Umkreis des Schiffes, den Blick nach unten gerichtet auf der Suche nach dem besonderen Fisch, die tolle Korallenformation.

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An insgesamt drei Ankerpunkten am Opal Reef hatten wir Gelegenheit jeweils mehr als eine Stunde die Unterwasserwelt zu erforschen. Dabei habe ich erst spät an der dritten Ankerstelle bemerkt, daß diese der ersten entsprach. Das war kein Schaden, denn zu erkunden gab es auch beim zweiten Versuch eine Unmenge. Unser Schiff war im übrigen das einzige weit und breit, das an diesem Riff ankerte. Von anderen Schiffen wissen wir, daß sie zum Agincourt Reef fahren, auch eines der Ziele, das für uns möglich war, aber offensichtlich wegen der sich dort treffenden Schiffe mit ihrer großen Anzahl an  Schnorchlern auch im Interesse der Umweltbelastung nicht angesteuert wurde. Warum entstand die Vermutung, daß Position 1 und 3 identisch sind – nicht, weil ich die Riffformationen so genau verinnerlicht hatte, um es daran zu erkennen, nein, es war ein ganz bestimmter Fisch. Wir wurden am Ankerplatz eins drauf hingewiesen. daß eine ganz bestimmte Wrasse sich hier aufhalten würde, die zudem neugierig sei und auch auf den Schnorchler zuschwimmen würde. Wir sollten uns nicht aus dem Staub machen, sondern diese Situation genießen. Das haben wir auch und es war ein schönes Erlebnis, diesen sehr besonders aussehenden bunten und mittelgroßen Fisch aus der Nähe zu beobachten, zu sehen, wie er sich uns Menschen näherte. Teilweise habe ich ihn unter dem Schiffsboden gesichtet, dann schwamm er im Umkreis von maximal 100 Metern um das Boot herum.

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Katrin als die deutlich bessere Schwimmerin hatte die Kamera am Arm um zu versuchen, das eine oder andere Foto zu machen. Was in der Theorie einfach erscheint, stellt sich in der Praxis als schwierig heraus. Nun kann man ja per se an derartige einfache Kameras wie die ausgeliehene keine besonderen Ansprüche stellen, weder Farbbrillanz noch Schärfe sind vorhanden, man kann nur dokumentieren. Da zudem jedes Foto ein blind geschossenes Bild ist, denn die Kamera hat keinen Sucher, sondern man versucht irgendwie das Objekt aus dem Handgelenk heraus zu fokussieren, und darüber hinaus zwischen Druck auf den Auslöser und dem Zeitpunkt der Aufnahme nicht Sekundenbruchteile, sondern eher 1-2 Sekunden liegen, ist häufig der anvisierte Fisch aus dem Aufnahmebereich geschwommen. Kein Wunder, wenn unsere Fotografin verärgert wurde und war, wie sich insbesondere in einer längeren Filmsequenz, die wir hier nicht wiedergeben können, ausdrückte.

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Trotz der Defizite der gemachten Bilder, wichtiger als die Dokumentation war die Wahrnehmung der Unterwasserwelt durch uns. Wir sind nicht dauernd durch Riesenschwärme von bunten Fischen geschwommen, haben auch keinen Hai – zum Glück – gesichtet, aber wir haben eine sehr große Zahl höchst bunter, sehr unterschiedlich aussehender, großer, sehr großer und kleiner Fische gesehen, die sich meistens nicht daran gestört haben, daß über ihnen sich der Himmel durch den Schnorchler verdunkelte, sondern sie zogen weiter ihre Bahn, suchten an den Korallen nach Nahrung oder schwammen einfach ihre Runden. Der eine oder andere oft auch größere Fisch verkrümelte sich, machte sich unsichtbar, sobald er uns bemerkte, indem er in eine Höhle schwamm, sich unter einem Korallenüberhang versteckte. Den Fischen hinterher zu schwimmen läßt einen die Zeit vergessen und die Pfiffe überhören, die zur Rückkehr auf das Schiff auffordern. Ich höre halt wirklich sehr schlecht. Die Welt, die wir aus der Vogelperspektive betrachten durften war überwältigend schön. Nun können wir sehr gut verstehen, was für viele Menschen den Reiz des Tauchens ausmacht, denn dann öffnen sich einem völlig neue ungesehene Einsichten, Bilder. Die Schönheit der Unterwasserwelt kann wahrscheinlich jeden in seinen Bann ziehen. Auf Katrins Bildern ist hier und da auch ein Fisch zu erkennen, jedoch bei der hier möglichen Darstellung nur mit Lupe zu identifizieren, deshalb der Napoleon. Als wir später an Hand von Tafeln den gesehenen Fischen auch Namen zuordnen konnten wurde uns bewußt, wie viele unterschiedliche Fische wir hier bei den drei Schnorchelgängen über mehr als drei Stunden zu Gesicht bekommen hatten, wobei es sehr schwer war, sich an jeden einzelnen trotz des Hilfsmittels Übersichtstafel zu erinnern und nicht jeder Fisch war hier abgebildet.

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Wenn man als Strandgänger Korallenbruchstücke sieht, sind diese immer weiß, wie der eigentliche Korallenstock aussieht, wir haben keine Ahnung, wir hatten keine Ahnung, bis zu diesem Schnorchelausflug. Eine unvorstellbare Vielfalt an Formen und Farben kann man hier unter Wasser ausmachen; neben nahezu unscheinbaren Korallen stehen dann auf einmal pinkfarbene, eine kugelförmige wird flankiert von röhrenförmigen, Bergmassive mit geschrundenen Flanken sind hier ebenso zu sehen wie ganz glatte Baukörper, an denen die Lebewesen täglich weiter werkeln, denn nach Angaben der Besatzung sind die Korallenriffe hier fast vollständig intakt. Und um die fragilen Bauwerke nicht zu beschädigen heißt es immer, ausreichend Abstand zu halten, denn anstoßen oder sogar darauf abstützen führt zum Bruch und Tod des Bauwerkteils. Angesichts der manchmal niedrigen Wassertiefe manchmal ein Balanceakt, den Katrin deutlich besser als ich hinbekommen hat. Während ich, sobald die unter mir vermutete Wassersäule sich einem Meter näherte, so schnell als möglich wieder in tiefere Gewässer zurückschwamm, war Katrin mutiger, musste später aber zugeben, daß es manchmal etwas knapp war. So haben wir dieses Naturwunder bestaunen können, ohne zumindest für uns sichtbaren Schaden an ihm anzurichten.

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An Hand von Tafeln, die wir bei unserem Buchungsagenten ausgeliehen haben konnten wir einige der gesehenen Korallenformen nachträglich identifizieren, das gelang aber nur mit einem kleinen Teil, die Vielfalt dort unten ist um einiges größer, als auf den Informationskartons abgebildet werden kann. Es war wunderschön, faszinierend und bleibend, hier einen, nein drei Blicke auf das Wunder des Weltmeeres geworfen zu haben. Die Freude, die wir empfunden haben, kann man nicht beschreiben, sondern nur jeden auffordern, sich diese Freude zu bereiten, wenn die Gelegenheit besteht, an einem intakten und weit draußen liegenden lebenden Riff zu schnorcheln.

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In unseren Augen viel zu früh wurden wir an der dritten Ankerstelle aus dem Wasser gerufen; es war aber der richtige Zeitpunkt, um den Hafen zur vorgesehenen Zeit zu erreichen. Aus dem Wasser kommend wären wir am liebsten dorthin zurück gekehrt, denn dort war es deutlich wärmer als an Deck. Zwar schien die Sonne kräftig, aber gleichzeitig blies ein stetiger Wind, der einen schnell auskühlte und die Wassertemperatur von 27 Grad als extrem warm empfinden ließ. Im Wasser haben wir nicht gefroren, aber draußen, während wir den Stingersuit auszogen, klapperten die Zähne, gab es Gänsehaut. Kein Wunder, wenn anschließend auf der Rückfahrt die Sonne gesucht wird, um Wärme zu tanken.

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Nahezu pünktlich liefen wir wieder im Hafen vor Port Douglas ein, Verabschiedung von der Mannschaft, der Kapitän ließ eine Nachwuchskraft das Anlegemanöver ausführen und wir konnten glücklich und voller positiver Eindrücke zum Campingplatz zurückfahren.

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Die Tage hier in Port Douglas waren wunderbar, gehen aber zu Ende; Morgen fahren wir zurück nach Cairns, um den Camper abzugeben.

Port Douglas und das nördliche Great Barrier Reef

Nachdem wir bereits im Süden eine Gelegenheit zum Schnorcheln am Great  Barrier Reef genutzt hatten, wollen wir die Chance ergreifen hier im Norden von Queensland an das äußere Great Barrier Reef zu kommen. Die Entfernungen dorthin sind von Port Douglas bzw. von Cairns deutlich geringer als im Süden. Aber von wo aus dorthin starten? Auch das Studium der Reiseführer gab keinen Aufschluß und erleichterte die Entscheidung nicht, die in den überall bestehenden Tourvermittlungen ausliegenden Broschüren von Veranstaltern half nur, die Möglichkeiten einzugrenzen. Also wurde eine Entscheidung bis zur Recherche vor Ort in Port Douglas vertagt.

Auch Palmen brauchen Pflege, dies konnten wir heute Morgen beim Frühstück sehen. Baumpflege nennt man das, gleichzeitig wird aber auch verhindert, daß der eine oder andere Camper durch herabfallende Kokosnüsse eine größere Delle bekommt.

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Nachdem Katrin das Schwimmbad – natürlich – auch am frühen Morgen ausgiebig genutzt hat, sattelten wir unseren Camper für eine sehr kurze Fahrt, denn Port Douglas liegt nur 25 Kilometer entfernt. Ab hier sind die zu fahrenden Strecken generell nicht mehr sehr lang, denn bis nach Cairns ist es gleichfalls, wie ein Straßenschild zeigte, ein Katzensprung. Nicht nur wegen der Schwimmmöglichkeit wäre Katrin gerne länger in Mossman geblieben, es war einfach ein toller Campingplatz.

Die Zuckerernte steht wohl bevor, dies zeigte dunkel aufsteigender Rauch vom Stadtrand, als wir durch Mossman fuhren. Es war mit diesem “Hinweisschild” ein leichtes, den Luftverpester zu finden. Ob die Anlage bereits in Betrieb ist, war nicht zu erkennen; vor dem Betriebsgelände standen auf jeden Fall unzählige Transportwaggons für die Anlieferung des Zuckerrohrs bereit.

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Sonnige Aussichten hatten wir keine, eher drohte etwas von oben; die dunklen Wolken ließen baldigen Regen vermuten und wir wurden nicht enttäuscht. In Port Douglas angekommen wurde es richtig naß, aber die Außentemperaturen sanken nicht wirklich, nach wie vor deutlich über Mitte 20 Grad bei einer Wassertemperatur die mit 27 Grad angegeben wurde. Also Gelegenheit, sich etwas abzukühlen.

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Port Douglas ist im wesentlichen eine junge Stadt. Als Urlaubsstadt wurde sie eigentlich erst Ende der 70er Jahre “entwickelt”; heute sind die Straßen oft von Luxusresorts und teuren Hotels gesäumt. Dieses mindestens im mittleren Preissegment anzusiedelnde Übernachtungsangebot dürfte dazu beitragen, daß weniger der Backpacker sondern der besser Situierte hier seine Ferien verbringt. Fast sind wir geneigt zu behaupten, mit unserer Ankunft ist das Durchschnittsalter gesunken. Port Douglas profitiert zum einen von seinem 4-Meilen-Strand, auch dieser eher ein Ebbe- als ein Flutstrand. Die erkennbare Nutzung von Strand und Meer beschränkte sich auf den kleinen durch ein Stingernetz eingezäunten und überwachten Bereich. Große Schilder weisen auf die Quallengefahr hin und fordern auf, ausschließlich in dem geschützten Bereich zu baden. Kein Wunder, wenn trotz der angenehmen Wassertemperatur sich nur eine Handvoll Menschen dort bewegen. Der weitere Vorteil der Stadt besteht in seiner Nähe zum äußeren Great Barrier Reef, das mit einem Boot in  einer guten Stunde Fahrtzeit erreicht werden kann. Infolgedessen haben sich auch einige Anbieter von Tauch- und Schnorchelfahrten hier angesiedelt, denen galt unsere Aufmerksamkeit. Im Vergleich zum Süden ist hier im Norden das Preisniveau für solche Ausflüge gestiegen; auch gegenüber Cairns bietet Port Douglas preislich keinen wesentlichen Vorteil. Der einzige Vorteil, der für uns aber bei der Entscheidung für diesen Ort eine große Rolle spielte, hier landen nicht Hundertschaften von Chinesen, wie bereits erlebt. Um nicht mißverstanden zu werden, wir hegen keine Abneigung gegen Menschen aus dem Reich der Mitte, haben aber mit der Kaste der Privilegierten, die so wenig Respekt vor der Natur in unseren Augen gezeigt hat, erhebliche Probleme. Obgleich erkennbar keine Hochsaison ist, die ausgewiesenen Ausflugspreise waren nahezu unveränderlich, die auf Nachfrage möglichen Rabatte bewegten sich in einer Zone der Lächerlichkeit. Da wir bislang mangels Ausrüstung keine Unterwasserfotos machen konnten, entschieden wir uns für einen Vermittler, der leihweise eine entsprechende Kamera zur Verfügung stellt. Ist irgendwie ein geldwerter Vorteil und für uns viel wichtiger, als ein paar Dollar einzusparen. Also geht es Morgen früh mit der Calypso, einen Boot, das nur etwa 35 Gäste mitnimmt, an die östliche Grenze des Barrier Reef. Bleibt zu hoffen, daß auch bei angekündigter Windgeschwindigkeit von 15-20 Knoten der Seegang so moderat bleibt, um uns nicht die Anfahrt zu vermiesen. Das Wetter wird zwar bedeckt bleiben, einzelne Sonnenstunden sind jedoch nicht ausgeschlossen. Hoffen wir das Beste für den morgigen Tag.

Cape Tribulation – Teil 2

Um Cape Tribulation zu erreichen, muß der Daintree River mit einer Seilfähre überquert werden. Ständig pendelt das Boot zwischen den beiden Anlegestellen, so daß die Wartezeiten sehr kurz sind.

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Entfernungen sind relativ, auch die bis zum Cape noch zu fahrenden 35 Kilometer sind nicht die Welt, haben aber relativ viel Zeit gekostet, da auf dem Weg einfach zu viele Aussichtspunkte und Strände zu sehen waren und man ständig durch einen ziemlich dichten Regenwald fuhr. Hier scheinen die Cassowaries nicht nur sehr vereinzelt vorzukommen, sondern im NP ständiger und zahlreicher Gast zu sein, denn die Hinweise, auf den nächsten X-Kilometern auf dieses Tier zu achten und Rücksicht zu nehmen, waren in kurzen Abständen aufgestellt. Und wenn kein Dauerschild bestand, dann fiel ein Schild ins Auge, das auf die kürzliche Beobachtung eines Cassowary in dem gerade zu durchfahrenden Bereich hinwies.

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Für uns bedauerlich, der am frühen Morgen sehr freundliche Himmel bewölkte sich immer mehr, je weiter wir uns dem Cape Tribulation näherten, um dort dann nur noch aus dunklen, das schöne Sonnenlicht abhaltenden Wolken zu bestehen. Ärgerlich, wenn wir auf der Rückfahrt erleben durften, wie der Himmel wieder freundlicher wurde, je weiter wir an Mossman heranfuhren, um am Abend in prallem Sonnenschein zu enden. Manche der Aussichtspunkte eröffneten einen schönen Weitblick, andere wiesen “nur” auf einen kleinen Strandabschnitt hin. Vom Alexandra Range Lookout, wenige Kilometer nachdem die Fähre verlassen wurde, hatte man einen Blick auf die Mündung des Daintree River bis hinüber nach Port Douglas im Süden und hinüber nach Snapper Island, einer vorgelagerten Insel.

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Bald folgten Beach auf Beach, nicht jede wurde inspiziert, an manche kommt man nur über längere Stichstraßen heran, andere sind fußläufig von der Straße gut zu erreichen. Rückblickend zu sagen, welche der gesehenen Beaches denn das Highlight war, ist schwer zu entscheiden, sie sind alle weitgehend ähnlich. Immer reicht der Regenwald bis direkt an den Strand heran, der feine Sand ist eher gelblich als weiß, von Strand kann man nur bei Ebbe sprechen, denn bei Flut ist dieser flache Uferstreifen vollständig überspült. Und wenn man eh nicht baden kann, wozu dann eine Hitliste aufstellen. Gleich ob Thornton Beach, Myall Beach oder die von Dritten als die Beach überhaupt bezeichnete Beach am Cape Tribulation, keine kommt an die in Rainbow Beach gesehene heran. Es gibt nicht nur hier im Daintree NP die Besonderheit, daß der Regenwald bis an das Wasser und den Strand heran reicht, sondern auch weiter südlich kann man dies erfahren. Dort wird dieses Faktum aber weniger zu Werbezwecken verwendet als hier beim Cape Tribulation. Und natürlich kann man hier auch die Entwicklung der Mangroven in Ufernähe besonders gut erkennen.

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Alle besuchten Strände hatten eines gemeinsam, niemand war in dem warmen Wasser, nur wenige spazierten am Strand entlang. Kein Wunder angesichts der massenhaft aufgestellten Warnschilder. Bleibt zu hoffen, daß der im Wald gesichtete Truthahn ein langes Leben hat und nicht als Beute eines bis an den Wald heranschleichenden Krokodils endet.

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Cape Tribulation hat außer der Natur und den Stränden wenig zu bieten; man kann Naturwanderungen auch zur Nachtzeit unternehmen, sich in die Geheimnisse des Regenwaldes einweihen lassen oder die Zeit am Strand (bis zur nächsten Flut) verbringen, für uns hatte das alles wenig Reiz, also kehrten wir am Nachmittag um nach Mossman. Durch den immer wieder einen Tunnel bildenden Regenwald mit Blicken nach rechts und links in die Bachläufe (ist da vielleicht ein Krokodil zu sehen)

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ging es die gleiche Strecke zurück, nun mit einem kurzen Halt an einer Teeplantage. Jetzt ist klar, wie man in Australien zu bezahlbaren Preisen Tee produzieren kann – durch den Einsatz eines Teemähers an Stelle von Handarbeit!

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Nachdem nun auch das letzte Geheimnis gelöst wurde, konnten wir beruhigt am Campingplatz des Vortages einchecken, rechtzeitig genug, damit Katrin sich noch am Abend ín dem 50 Meter Becken so richtig austoben konnte.

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Cape Tribulation – Teil 1

Sehr viel weiter in den Nordosten Queenslands als bis nach Mossman kommt man auf normalen Straßen kaum noch, nach etwa weiteren 80 Kilometern kurz hinter Cape Tribulation ist Schluß, von dort ab geht es nur noch mit einem robusten 4WD-Fahrzeug auf dem Bloomfield Track Richtung Cooktown und weiter zum Cape York, für uns unerreichbar. Aber das kurze Stück Weg an der Küste entlang bis zum Cape Tribulation wollen wir uns auf jeden Fall ansehen.

Mossman, der Ort an dem wir gestern am 6.5. eingetroffen sind, ist entsprechend der Selbstdarstellung die nördlichste Stadt (Australiens) der Zuckerindustrie; dies sieht man, wenn man durch dass Umland fährt. Wir stellen uns immer wieder die Frage, wer denn diese Zuckermengen überhaupt benötigt – Abnehmer scheint es in Mengen zu geben, denn angabegemäß werden die Anbauflächen eher ausgeweitet statt stillgelegt. Der Weltmarktpreis entwickelt sich für die Landwirte wohl positiv. Angesichts der vorhandenen Gefahr durch Schlangenbisse tauchte bei uns wiederholt die Frage auf, wie viele Menschen früher, als die Felder noch nicht maschinell abgeerntet wurden, sondern das Rohr per Hand geschnitten wurde, diese harte Arbeit mit dem Leben bezahlt haben. Die heute verfügbaren Gegengifte waren vor einigen Jahrzehnten nicht kurzfristig verfügbar.

Mossman ist aber auch der Ort, der praktisch das Tor hinein zur Mossman Gorge bildet, einer tiefen Schlucht in der Bergregion des Mount Carbine, die bereits Teil des Daintree National Parks ist. Kurz hinter Mossman beginnt der NP, der jedoch, wie eine Karte zeigte, sich weniger durch eine große zusammenhängende Schutzzone auszeichnet, sondern vielmehr einen riesigen Flickenteppich geschützter Bereiche darstellt. Viel Privatland existiert zwischen den geschützten Flächen, Konflikte sind vorprogrammiert, denn die Nutzungsmöglichkeiten dieser Flächen sollen begrenzt worden sein. Geschützt wird hier der Tropische Regenwald, der auf Meereshöhe beginnt und sich bis in die höheren Lagen der eingeschlossenen Berge, d.h. bis über 1300 Meter fortsetzt. Hier gibt es den größten zusammenhängenden Teil eines sich so in die Höhe fortsetzenden Regenwaldes. Nun  sind wir bereits in den letzten Tagen wiederholt im Regenwald gewandert, aber diese Vegetationsform in einer Schlucht hinaufsteigend zu sehen, reizte. Der erste “Programmpunkt” des Tages war deshalb der Besuch der Mossman Gorge. Es war ein sehr schöner Regenwald, dicht gewachsen. Wieder einmal konnten wir staunen, wie von unten nach oben gewachsen wird, oder umgekehrt, wie sich egal in welcher Etage des Waldes die Äste ineinander verhaken, wie die Pflanzen versuchen, dem Licht näher zu kommen, wie erfolgreiche Symbiosen der Pflanzenwelt aussehen, wie der Kot der Vögel Grundlage/Ausgangspunkt von für das Entstehen von Pflanzen in den oberen Hausetagen sein kann, wie im Wald gemordet wird, um selber als Pflanze zu überleben, wie in diesem scheinbaren grünen Chaos irgendwie doch eine höhere Ordnung besteht. Und bei allem gilt, fasse nichts an, was du nicht kennst. Nahezu herzförmige Blätter könnten auf Grund ihrer Form dazu verfuhren, sie nicht nur aus der Nähe zu betrachten, sondern vielleicht auch ein Blatt zu pflücken. Dann sollte man aber dicke Hornhaut an den Fingern und allen die Pflanze berührenden Körperteilen haben, um sich nicht die unvermeidlichen Stachel der Pflanze einzuhandeln. Der Wald ist verführerisch, man tut gut daran, sich von der Schönheit der Pflanzen nicht verführen zu lassen.  Einen entsprechenden Hinweis hatten wir vor einigen Tagen bereits gesehen, hier fiel uns ein solcher auf einer Wegtafel auf, nachdem (!) wir von unserer kurzen Wanderung bereits zurück gekehrt waren.

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Durch das Tal strömt der Mossman River, in den von den seitlichen Berghängen immer wieder kleinere Flüsse münden. Obgleich das Flußbett relativ weit erscheint, in der Regenzeit können die Wassermassen nicht aufgenommen werden und größere Teile der Uferregion werden stark überschwemmt, wie man während des Durchwanderns gut feststellen kann. Millionen Jahre Wasserkraft haben die großen und kleinen im Flußbett oder am Rand liegenden Granitsteine gut geformt, manche Murmeln waren zu erkennen, an manchen muß noch das eine oder andere Jahr gearbeitet werden. Daß der Fluß kein kleiner Bach ist, konnten wir auf der Wanderung die ganze Zeit hören, denn je mehr Bäche in ihn mündeten, um so stärker das Gebrause.

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Auf unserer kurzen Wanderung hatten wir ständige Begleiter, die auch bei einem schnellen Schritt kaum abzuschütteln waren. Nicht einzeln traten die Freunde auf, sondern in Schwärmen, die gemeine Stechmücke. Letztlich war sie auch dafür verantwortlich, daß wir den möglichen Rundweg nach einem Drittel der Strecke abgebrochen haben und den Rückzug zum Camper antraten. So geht es, wenn man als Optimist auf die Chemiekeule verzichtet.

Krokodile, gleich ob Salzwasser oder Süßwasserkrokodile gehören hier in Queensland zum Leben der Menschen wie anderswo die Sportschau. Man weiß oder meint zu wissen, wie man sich zu verhalten hat; damit man in seiner Vorsicht nicht erlahmt, gibt es immer wieder Hinweistafeln.

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Es muntert auf zu lesen, wie viele hundert Kilometer selbst “salties” die Flüsse hinaufschwimmen, wie lange sich ein Krokodil auf die Lauer legt, um den günstigsten Zeitpunkt für eine Attacke auf seine Beute zu starten. Und immer wieder fallen an Flüssen und an Strandzugängen Warnhinweise ins Auge. Wie meinte ein Campingplatzbesitzer, mit dem wir über die Stingergefahr an der Küste von Queensland sprachen sinngemäß, wenn wir beim Schwimmen im Meer von den Giftquallen verschont geblieben sind, holt uns halt das Krokodil, d.h. mit trockenem Humor die Gefahr auf den Punkt gebracht. Auch heute auf unserer Fahrt entlang der Küste nach Cape Tribulation, auf der wir immer wieder an großen und kleinen Stränden vorbeikamen, fehlte es nicht an entsprechenden Hinweisschildern, sowohl auf das Stingerrisiko bezogen als auch die Krokodilgefahr. Putzig wenn es heißt, das Krokodil könne einem Schmerzen zufügen oder uns töten.

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Trotz oder vielleicht auch wegen des Respekts, den wir einer Begegnung mit einem Krokodil entgegenbringen, wollten wir möglichst viele live und in Farbe in ihrem gewohnten Lebensumfeld sehen, also keine Krokodilfarm besuchen, in der die Tiere zu Vorführzwecken gehalten und gefüttert werden, sondern in freier Wildbahn. Der Daintree River, den wir auf dem Weg nach Cape Tribulation überqueren müssen, ist Heimstatt der Tiere. An seinem Ufer im Umfeld der Gemeinde Daintree haben sich eine Reihe von kleineren Veranstaltern angesiedelt, die Beobachtungsbootstouren anbieten, darunter auch ein Anbieter, der sein Boot mit einem solargespeisten Elektromotor antreibt, auf den natürlich unsere Wahl fiel. Auf unserer einstündigen Flüsterfahrt den Fluß hinauf haben wir wenige Krokodile gesichtet, genau genommen nur drei; das größte, Scarface, war angabegemäß 4,60 Meter lang (haben die einen Zollstock angelegt?), und tauchte unmittelbar bei unserem Erscheinen in den Fluten unter, dann ein Jungtier, das erst zwei Jahre alt war und schließlich ein Exemplar klein und handlich, vor wenigen Wochen aus dem Ei geschlüpft und nun gezwungen, sich seinen Lebensunterhalt selber zu beschaffen.

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Also keine sehr reichhaltige Ausbeute unserer Beobachtungsfahrt, aber angesichts von knapp 60 Krokodilen, die sich hier bis etwa 8 Kilometer aufwärts von der Flußmündung aufhalten, positiv zu werten. Wenn man dann noch erfährt, daß die Population auf Grund des überschaubaren Nahrungsangebotes sich von selber reguliert, mehr als die vorhandene Zahl kaum eine Lebensgrundlage finden würde, geht das Gesehene in Ordnung. Und im Gegensatz zu Afrika, wo die Krokodile praktisch in Rudeln auftreten, sind sie hier Einzelgänger, d.h. jedes Tier muß erst einmal gefunden werden. Eines, das größte hier gesichtete Krokodil ist seit zwei Jahren verschwunden – das letzte Mal wurde es mit einer Kuh im Maul gesichtet. Ob die Beute ausreichte, die zwei Jahre ohne neuen Fang zu leben oder ob das Krokodil sich einfach nur überfressen hat, weiß niemand. Die Menschen leben mit dem Fluß und seinen Gefahren, sollte man meinen. Betroffen werden wir jedoch als uns auf Nachfrage nach Vorfällen erzählt wird, daß vor zwei Jahren ein tödlicher Unfall passiert sei. Ein Ausflugsbootsbetreiber, der erst seit kurzem hierher mit seiner Familie gezogen war, hatte seinen kleinen Kindern erlaubt, zusammen mit dem Hund in einem kleinen in den Daintree River mündenden Fluß zu baden. Was wir nicht wussten, das Krokodil sucht sich, wenn es bei der Beute eine Wahl hat, immer das kleinere Beutetier aus, deshalb geht man mit Hund ins Wasser! Aber offensichtlich war der Größenunterschied nicht groß genug, um das Unglück zu vermeiden. Selbst Alteingesessene sind vor Unfällen nicht gefeit; einem Bootsbesitzer wurde bei Reparaturarbeiten an seinem Boot sein auf der Bootskante stehender Hund von einem herausschnellenden Krokodil genommen. Ein Grund mehr, kein Körperteil allzu nah am Wasser zu halten.

Der Daintree NP umfasst nicht nur die verschiedenen Arten von Regenwald, sondern in seinen Randbereichen zum Meer und den Flüssen auch ausgedehnte Mangrovengebiete, wie wir auf der Flußfahrt sehen konnten. Neu für uns war die besondere Art der Wurzelbildung; die im Uferbereich aus dem Boden herausragenden spitzen Triebe sind Teil des Wurzelsystems der Bäume, die auf diese Weise sich das notwendige Kohlendioxyd ´für ihr Wachstum beschaffen.

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Mit dem Auffinden von Vögeln hatten wir auf unserer kurzen Bootsfahrt nicht gerechnet aber offensichtlich haben die Betreiber entweder ein gutes Auge oder die Tiere sind, weshalb auch immer, bestimmte Plätze gewohnt, denn Dave, unser Steuermann, fuhr zielgerichtet auf einen kleinen Bereich in den Mangroven zu und präsentierte uns den Kingfisher. In der Nähe entdeckten wir einen weiteren mir nicht bekannten Vogel.

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