Weiter in Richtung Cape Tribulation

 

Es ist befremdlich wenn man früh aufsteht und lauthals ausgelacht wird. In den vergangenen Tagen haben wir wiederholt sehr laute Vogellaute gehört, die sich anhören, als wenn gelacht würde. Und heute Morgen werden wir durch derartige Laute begrüßt, die Lage des Campingplatzes im Regenwald ist ursächlich dafür.

Es hatte über Nacht nicht geregnet, aber am frühen Morgen tropfte es von dem Bäumen, nicht leicht, sondern kräftig. Man merkt, warum es hier Regenwald gibt, bei der Feuchtigkeit, die auch durch den Morgennebel herangetragen wird. Wir konnten lesen, daß in Teilen des Regenwalds 40% des dort ankommenden Wassers nicht als Regen niedergeht, sondern von den Blättern aus den Wolken, dem Nebel herausgeangelt wird.

Ohne darauf zu achten hatten wir uns auf dem Campingplatz eine Stelle ausgesucht, die bereits frühmorgens von der Sonne beschienen wird. Nach der Kühle der Nacht, es war wirklich sehr frisch draußen, so daß wir unsere Fleece anzogen, tat es gut, von der Sonne gewärmt zu werden. Sie war leider nicht stark genug, um ohne wärmende Bekleidung im Freien zu frühstücken. Was wir heute und in den letzten uns zur Verfügung stehenden Tagen sehen wollen, ist noch nicht entschieden, wir zogen die Reiseführer und Infobroschüren zu den nördlicheren Regionen zu Rate. Letztlich wurde das Ziel Cooktown als quasi in Queensland nördlichste auf normaler Straße zu erreichende Stadt von der Wunschliste gestrichen, weniger Kilometer sind dann zu fahren, wir können versuchen, es gemütlicher ausklingen zu lassen bis zum Wochenende, wenn der Camper am 10.5. abgegeben werden muß.

P1170457P1170458

Und gemütlich ließen wir auch den übrigen Tag angehen, fuhren erst gegen 9 Uhr wegen der notwendigen Lektürestunde los und kamen nicht weit, denn das gestern bereits bebadete Maar Lake Eacham wollte Katrin ein weiteres Mal schwimmend durchqueren (so ein schönes Seele, allerliebst). So früh morgens hat man den See nahezu für sich allein; lediglich die drei Teilnehmer eines Tauchkurses standen in Ufernähe im Wasser und hörten den Erklärungen des Experten zu. Es war ein erfrischendes Bad und die Gefahr bestand, unseren Aufenthalt hier zu verlängern, wären nicht in Yungaburra, wenige Kilometer entfernt, drei Attraktionen zu bestaunen. Zum einen sollen im Peterson Creek Platypus/Schnabeltiere sich aufhalten, des weiteren halten sich in den Bäumen an diesem Fluß Lumholtz Baum-Kängurus auf und schließlich steht unweit des Ortes in einem Wald ein sehr alter und eine besondere Form aufweisender Feigenbaum, die “Curtain Fig”.

Der Ort Yungaburra fiel eigentlich nur auf, weil durch Straßenbaumaßnahmen sehr langsam in ihn hinein gefahren werden musste; eine kurze Hauptstrasse, zwei Kirchen, einige Kunstgewerbe verkaufende Läden, ein Trödler, kein Bäcker, aber ein Metzger, ein in einem renovierungsbedürftigen Haus befindliches Hotel, einige kleine sonstige Beherbergungsbetriebe, eine Pizzeria und eine kleine Touristeninformation, damit ist fast alles Vorhandene aufgezählt.

P1170460P1170461

Also wirklich kein Ort, an dem man sich länger aufhält, es sei denn, man will eine der oben genannten Attraktionen sehen. Von der Touristeninformation erhielten wir ein kleines Blättchen, auf dem ein entlang des Peterson Creek verlaufender Weg verzeichnet war, von dem aus man immer wieder den Bach auf das Schnabeltier absuchen kann. Dann gehen wir mal suchen – leider auf den gut 2 Kilometer Pfad ohne Erfolg. Zum Glück hatten wir ja früher bereits nicht nur eines, sondern mehrere dieser Tiere im Wasser beobachten können. Das Lumhotz Baum-Känguru ist vom Aussterben bedroht, besonders geschützt, aber leider nicht so schlau, um die stark befahrenen Straßen zu meiden. Einer Information zur Folge hatte man in den vergangenen 15 Jahren am Straßenrand im weiteren Umkreis von Yungaburra über 400 Tierkadaver am Straßenrand gefunden. Ein in seinem Bestand gefährdetes Tier, das zudem eher in der Dämmerung als am hellen Tag aktiv und somit leichter sichtbar ist auf unserer kurzen Wanderung zu entdecken, käme fast einem Wunder gleich. Obwohl wir immer wieder die am gegenüber liegenden Ufer stehenden Baumwipfel und Astgabelungen absuchten, fast einen steifen Hals bekamen, als wir auch auf unserem Rückweg durch ein ebenfalls von dem Baum-Känguru genutztes Habitat gingen, gesichtet haben wir keines. Es wäre auch zu schön gewesen.

Bäume können sich nicht davon machen oder verstecken, jedenfalls nicht kurzfristig. Die “Curtain Fig” haben wir dann in voller Größe vor uns stehen gesehen. Eigentlich ist uns die Würgefeige nicht unbekannt, wie sie ihre ursprüngliche Wirtspflanze mordet. Die hier zu besichtigende ist jedoch außergewöhnlich, hat die Feige doch unendlich viele Wurzeln gebildet, die mit Abstand betrachtet eine Art Vorhang bilden. Zu lesen war, dieser Baum sei 500 Jahre alt.

P1170462P1170468P1170469

Über Atherton, eine geschäftige Kleinstadt, die auf etwa 700 Metern in Mitten des Hochlandes liegt, fuhren wir den Kennedy Highway nach Norden. Um uns herum anfangs die hier übliche Landnutzung durch großzügige Zuckerrohrplantagen, wenig Viehhaltung, dafür um so mehr Gemüse-, Obstanbau, ja sogar Erdnussplantagen wurden gesichtet. Später nahm der Anteil an Weideland zu bzw. ungenutztes Grasland war zu sehen. Dazwischen große Waldflächen oder zumindest bewaldete Flächen. Also weder neu noch aufregend, sondern auf dieser fruchtbaren Hochebene nur eine Wiederholung bereits Gesehenes. Hier profitiert man einerseits vom Klima, warm nicht heiß, feucht und nicht zu trocken, der Höhenlage und vor allem vom vulkanischen Boden, der sehr fruchtbar sein soll.

P1170505P1170506

Wir hatten gelesen, hier auf der Hochebene gäbe es auch sogenannte Wetlands, die Lebensgrundlage zahlreicher Vogelarten und anderer Tiere sind. Katrin meinte gelesen zu haben, dort könne man sogar “freshis”/Süßwasserkrokodile sehen, Gründe genug, von unserem Weg abzuzweigen und die “dirt road” 12 Kilometer landeinwärts zum Mareeba Tropical Savanna and Wetland Reserve, einem großen Naturschutzgebiet um eine Reihe von Lagunen, zu fahren.

P1170508P1170507

Viele verirren sich nicht hierhin, denn in dem großzügigen Informationszentrum trafen wir nur eine weitere interessierte Engländerin an. Mehrere Zähne wurden uns sehr schnell gezogen – zum einen hat der vor drei Wochen auch hier gewütete Zyklon dazu geführt, daß die sonst bereits jetzt hier eingetroffenen Vögel sich verspätet haben, zum anderen sei ein freshi noch nicht gesichtet worden. Auch wenn damit eine Wanderung zur Vogelbeobachtung für uns ausfiel, eine kurze Rundfahrt über die vor der Tür liegende Lagune unternahmen wir dann doch noch. So stellen wir uns Ökotourismus vor – wir fuhren in einem kleinen mit Elektromotor angetriebenen Bötchen über den See; Schwamm darüber, daß die Energie über eine Leitung von weit her geliefert und nicht durch den Einsatz von Solarpanelen erzeugt wurde. Natürlich haben wir bis auf einen Reiher keine Vögel gesehen oder große Fische gesichtet, aber die nahezu geräuschlose Fahrt über den See, auf dem in großen Flächen Seerosen wachsen – leider auch vom Zyklon beschädigt –, die große Stille, die Friedlichkeit, die wir empfanden, hat gut getan.

P1170473P1170479P1170481P1170487

Übrigens, diese Wetlands sind menschengemacht! Für die wasserhungrigen Zuckerrohrlandwirte wurde in den 80ger Jahren ein Kanal gebaut, in dem das in dem zentralen Hochlandsee, Lake Tinaroo, gespeicherte Wasser nach Norden zu den Feldern geleitet werden sollte. Als die Kanäle gebaut waren stellte man fest, daß in der nördlich von Mareeba liegenden Region die Bedingungen für den Zuckerrohranbau nicht die besten waren. Man hatte also Wasser und zu wenig Abnehmer. Da stieß die Idee, dieses Wasser in die hier vorhandenen Mulden langsam einzuleiten, um ein Wetland zu Steigerung der Vielfalt von Pflanzen und Tieren in der Region der Tablelands zu schaffen, zum Glück auf offene Ohren. Es wurde ein staatliches Projekt, in dem zahlreiche Naturschützer und Verbände sich einbrachten, aus der Taufe gehoben. Wie wir erfuhren, wurde keines der inzwischen in den Wetlands gesichteten Tiere hierhin verfrachtet, alle Tiere sind quasi auf eigenen Füssen, Flügeln oder Flossen hierhin gekommen. Für den Laien ein kleines Wunder, auch die Ranger vor Ort freut es feststellen zu können, daß inzwischen mehr als 200 verschiedene Vogelarten in den Wetlands gesichtet worden sind. Von den in einer großen Voliere am Infozentrum gehaltenen ebenfalls vom Aussterben bedrohten bunten Vögel, es handelt sich um den Gouldian Finch, sollen nur noch 3.000 Exemplare in freier Wildbahn existieren; durch Abholzen und die gestiegene Zahl von Bränden wurde ihnen die Lebensgrundlage genommen. Ziel dieser Voliere ist es, geschützt Nachwuchs zu erzeugen, um die Überlebenschancen der Art zu steigern. Die Farbenvielfalt an nur einem Vogel war für uns sehr überraschend.

P1170492P1170496

Termitenhügel sind an sich nichts besonderes; hier in dem Naturpark  tauchten sie jedoch in einer so großen Zahl auf, daß wir uns die verschiedenster Formen unter die Lupe nahmen.

P1170499P1170504P1170501

Weiter ging es dann am Nachmittag am Lake Mitchell vorbei, der auf der Landkarte viel größer aussieht als er sich uns heute zeigte, über Mount Molloy, kurz danach zweigt der Mulligan Highway nach Cooktown ab, in Richtung Küste nach Mossman und Port Douglas. Bald nach Atherton begann die Hochebene nach Norden hin langsam aber stetig abzufallen, die Vegetation änderte sich auch. Die Vielfalt des Anbaus nahm ab, die dominante Kultur, Zuckerrohr, nahm deutlich zu. In einigen wohl klimatisch begünstigten Regionen unserer heutigen Tagesstrecke wurde intensiver Obstanbau betrieben. Was an Ortschaften nach Mareeba durchfahren wurde, waren eher kleine Hausansammlungen, auch Mt. Molloy macht da keine Ausnahme. Hinter Humula steigt die Straße an, um schon bald phantastische Ausblicke auf die Berge des Daintree National Parks und die Küste vor Mossman zu bieten.

P1170519P1170521P1170523P1170524

Die kurvenreiche Passstraße hinunter gefahren und 15 Minuten später sind wir bereits in Mossman, unser heutiges Ziel, der in unseren Augen ideale Ausgangspunkt, um Morgen die Mossman Gorge zu besuchen und hinauf zum Cape Tribulation zu fahren. Und zur besonderen Freude von Katrin haben wir uns für einen Campingplatz entschieden, der direkt neben dem Schwimmbad liegt, das wir mitbenutzen können. Da war doch klar, was sofort nach dem Einparken des Campers geschieht : ausgiebig Bahn um Bahn im Schwimmbecken ziehen. Fast wie zu Hause.

Atherton Tablelands

Früh waren wir aufgestanden, um auf den Weg nach Norden die Chance zu haben, einige der gestern nicht erreichten Ziele noch zu sehen. Um es vorweg zu nehmen, im Verlaufe der Reise durch Queensland stellen wir fest, daß es deutlich mehr uns interessierende Orte gibt als wir es uns im Vorfeld haben vorstellen können mit der Folge, die uns zur Verfügung stehende Zeit ist mehr als knapp bemessen. Auch der heutige Tag reichte nicht aus, um unsere Wunschorte alle zu erreichen. In die Nähe unseres Tagesziels sind wir jedoch gekommen.

Als wenn wir einen festen Termin hätten, auch heute waren wir um acht Uhr vom Hof sprich dem Campingplatz und fuhren, nachdem wir in Ingham kurz zum Einkaufen angehalten hatten, auf der A1 in Richtung Norden weiter. Die Autobahn, die so gar nicht den vergleichbaren Charakter des deutschen Vorbilds (?) hat, kann hier doch nahezu jedes Fahrzeug fahren, es sei denn, es wird ausdrücklich verboten, verläuft ein Stück landeinwärts, zu den Stränden führen Stichstraßen hin, die Badeorte sind häufig nicht untereinander mit Straßen direkt verbunden. Für einen Besuch der direkt am Ortseingang von Ingham liegenden Tyto Wetlands mit seiner zahlreichen Vogelpopulation hatte Katrin sich nicht begeistern können, den Abstecher in den Girrigun National Park mit seinem Mount Fox und vor allem den berühmten Wallaman Falls (Australiens längster sprich höchster Eintropf Wasserfall – was das heißt, wir wissen es nicht) strichen wir aus unserem Programm, wir wären sonst zur Mittagszeit immer noch nicht über Ingham hinaus gekommen. Ab und an kommen Ausläufer, hier der Cardwell Range, der in einem Abstand von 30 und mehr Kilometern dem Küstenverlauf folgenden Great Dividing Range bis in Küstennähe, wie es bald hinter Ingham der Fall ist. Die Straße steigt bis zu einem kleinen Pass, vielleicht 200 Meter hoch, an, wo sich ein famoser Blick auf die Landschaft und insbesondere die vor der Küste liegende Hinchinbrook Island, eine sehr große und Berge von leicht über 1.000 Meter Höhe aufweisende mit tropischem Regenwald nahezu vollständig bewachsene und als Nationalpark geschützte Insel auftat. Nur ein kleiner Kanal trennt das Festland von der Insel; die Feuchtgebiete an der Küste sind großflächig von Mangroven bewachsen, dieses Gebiet ist, natürlich, auch durch den Status eines Nationalparks, Girrungun NP, geschützt.

P1170348P1170352P1170350

Hichinbrook Island verfügt nur über rudimentäre touristische Infrastruktur, sicherlich eine gute Voraussetzung, den Charakter der Insel zu bewahren. Erreichen kann man diese auch bei Mehrtageswanderern beliebten Insel nur per Fähre meistens von Cardwell aus; die Zahl der Wanderer auf den Mehrtagestouren wird durch die Parkverwaltung streng begrenzt.

Wo ein so schöner Flecken Erde liegt, läßt sich auch gut wohnen, haben sich wohl vor einigen Jahren Investoren gedacht´und Port Hinchinbrook aus dem Boden gestampft. Was hier an Häusern in allerbester Lage am Ufer errichtet wurde, hat seinen Preis; mancher könnte sich daran verhoben haben, denn wir sahen bei unserer kurzen Rundfahrt durch diese Wohnenklave an nahezu jedem dritten oder vierten Haus ein Verkaufsschild; zahlreiche Grundstücke in 1a-Lage warten ebenfalls noch auf einen Käufer. Wer sich hier niederlässt hat auf jeden Fall die Garantie eines wunderschönen Ausblicks auf Hinchinbrook und die kleinen Nachbarinseln.

P1170360P1170362P1170363

So ab 10 Uhr kamen uns ständig mehr oder weniger große Gruppen von Motorradfahrern entgegen, die vom Sound her nicht nur auf sehr schweren Maschinen saßen, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach eine Harley bewegten. Wie kann es sein, daß an einem Montag so viele Motorradfahrer in Horden unterwegs sind? An Wochenenden hat man ja häufig beobachten können, wie eine stattliche Anzahl Gleichgesinnter mit ihren schweren Maschinen durch die Gegend fuhr, aber an einem Werktag? Es hatte den Anschein, als ob es sich um tausende handelt, denn der Strom der Gruppen riß über lange Zeit nicht ab. So gegen 12 Uhr wurden es weniger, die gen Süden die A1 hinunterfuhren. Des Rätsels Lösung erfuhren wir bei einem Stop an einem Touristenbüro. Es gibt ein jährliches Treffen der Harleyfahrer, diesmal in Cairns, zu dem man aus dem ganzen Land anreist, d.h. auch aus dem Staat Victoria. Später konnten wir eine Schlagzeile einer lokalen Zeitung erspähen, wonach sich über 1.500 Harleyfreunde mit 1.200 Maschinen getroffen haben sollen – dem größten Teil davon begegneten wir auf unserer Fahrt nach Norden.

P1170366

Fast wären wir unserem Vorsatz, die Küstenstrände nicht aufzusuchen, um nicht erneut wegen der eingeschränkten Bademöglichkeiten frustriert zu werden, untreu geworden, denn in einer Touristenbroschüre hatten wir während der Fahrt gelesen, daß es in Küstennähe bei Wongaling Beach die Möglichkeit gäbe, den Cassowary, einen Großvogel, zu sehen. Bei einer bedrohlich geschrumpften Population ist das Tier ernsthaft gefährdet, seine Sichtung somit ein Ereignis. Es reizte wirklich, sich dorthin auf den Weg zu machen. Dennoch verzichteten wir, mehr aus Vernunftsgründen, denn dieser kleine Abstecher war unter 1 1/2 Stunden nicht zu machen und viel wichtiger, uns fiel zum Glück ein, daß der Vogel eher in den Morgenstunden gesichtet werden kann. Auch später bei unserer Fahrt durch das Tableland wurden wir und die übrigen Autofahrer durch Schilder darauf hingewiesen, daß in dem folgenden Straßenabschnitt ein Cassowary kürzlich gesichtet worden sei. Angesichts einer Population von früher nur 100 Vögeln im Bereich der Tablelands, von denen in den vergangenen Jahren angeblich 40 durch  Kollision mit Fahrzeugen ums Leben gekommen sind, sind solche Hinweise sehr verständlich. Um so überraschter war ich als Katrin lauthals auf einen solchen Vogel in einem gerade passierten Vorgarten hinwies – hier an der Straße? Natürlich hielten wir an, um uns das Tier anzusehen. Dieser war von weitem dem echten Vogel sehr ähnlich, bei näherer Betrachtung jedoch als Kunststoffattrappe zu identifizieren. Schade, aber gelacht haben wir ob des Reinfalls kräftig.

P1170365P1170373

Unser heutige Ziel, das Atherton Tableland ist Teil der Great Dividing Range, die sich in gewissem Abstand zur Küste bis an die 1000 Meter in einigen Abschnitten auftürmt und dann ein Hochplateau bildet, welches nach Westen hin sich als welliges Hügelland fortsetzt. Früher dicht bewaldet, sind die für die Landwirtschaft nutzbaren Flächen bald von frühen Siedlern gerodet worden oder fielen der Holzwirtschaft zum Opfer. Die sehr wilde Landschaft, durch tiefe und oft enge Schluchten gekennzeichnet, hat an vielen Stellen den kompletten Kahlschlag verhindert.  Ein großer Teil dieser Flächen, mit tropischem Regenwald bewachsen, wurde später zum Schutz der Landschaft in verschiedene Nationalparks zusammengefasst. Dort wo möglich, dominiert jedoch auf der Hochebene die Landwirtschaft.

P1170367P1170370

Zu unserer Überraschung wird hier in nicht gerade großer Höhe auch Tee angebaut, wir hatten etwa 300 Höhenmeter inzwischen erreicht; die erkennbare Fläche war überschaubar, aber mit Teebüschen bepflanzt. Wir fragten uns nur, zu welchem Preis denn dieser Tee auf den Markt kommt, denn das Lohnniveau im Land ist hoch und das Teepflücken ist manuelle Tätigkeit.

P1170375

Der Palmerston Highway, die Hauptstrecke hin zum Ort Atherton, führt auch Mitten durch das Nationalparkgebiet, in dem die Regenwaldreste zusammengefasst wurden, den Wooroonooran National Park. Wir waren bereits öfter in Regenwäldern Australiens unterwegs gewesen und hatten uns immer gefragt, wie denn der Wald aus der Höhe aussieht. Da kam der  MaMu Rainforest Canopy Walkway am Rande des NP gerade recht. Der Name des Walkways nimmt Bezug auf die Aborigin-Volksgruppe, die hier früher gelebt hat und der traditionelle Eigentümer des Landes ist. Auf einem 2,5 Kilometer langen Rundweg wird man durch einen nicht allzu dichten, da durch zwei Zyklone 2006 und 2011 in Teilen gelichteten Regenwald, in dem, wie man selber schreibt, nur noch vereinzelt sehr alte Bäume stehen, die Mehrzahl der sichtbaren Baumriesen ist deutlich unter 100 Jahre alt, geführt. Von einer in den bewachsenen Hang ragenden Plattform kann man aus einer Höhe von 20 Metern den Wald betrachten und hat einen Weitblick auf das Umland, über einen sich immer höher schraubenden Stelzenweg wird man in beträchtlicher Höhe an zahlreichen Großbäumen vorbeigeführt, erreicht dabei natürlich nicht deren Wipfelniveau und schließlich ist es von einem 37 Meter hohen Turm möglich, fast in die Kronen der umliegenden Bäume direkt zu blicken. Mit Hilfe von zahlreichen Tafeln wird versucht, das sichtbare Ökosystem, seine Abhängigkeiten und Symbiosen verständlich zu machen. Wir waren fasziniert, aus großer Nähe und Höhe diesen Regenwald etwas näher betrachten zu können. Den hier auch lebenden Cassowary haben wir, obgleich fast auf Zehenspitzen gegangen, nicht erblickt. Der Canopy Park ist sehr informativ, war für uns einer der Höhepunkte des Tages, wird aber erkennbar nur von wenigen Menschen besucht. Die gut 1 1/2 Stunden, die wir hier verbracht haben, waren Genussstunden.

P1170380P1170381P1170386P1170389P1170390P1170414P1170406P1170411

In einer der zahlreichen Infobroschüren, die leider oft wenig brauchbare Information für uns enthalten, sondern vorwiegend Werbung für Anbieter verschiedenster touristischer Leistungen, hatten wir eine kleine Karte gesehen, auf der 19 in den Tablelands bestehende und als besuchenswert angesehene Wasserfälle verzeichnet waren. So viele zu sehen und anzufahren wollten wir uns dann doch nicht aufbürden, aber auf einer Rundstrecke von vielleicht 20 Kilometern kann man an drei schöne Wasserfälle heranfahren. Natürlich war keiner mit den Niagarafalls vergleichbar, aber jeder dieser Wasserfälle hatte seinen eigenen Charakter. So standen wir vor oder über folgenden Wasserfällen : Ellinjau Falls, Zillie Falls und den Millaa Millaa Falls, letzterer stürzt in ein schönes zum Baden geeignetes Becken und zieht deshalb auch das Bad in kühlem Bergwasser schätzende Menschen an, denn die Quellen aller drei Wasserfälle liegen oben in den Bergen.

P1170425P1170429P1170436

Zwei Maare, d.h. mit Wasser vollgelaufene Vulkankraterseen befinden sich in der Nähe von Yungaburra und ein See bietet immer auch die Möglichkeit, ohne Angst vor Quallen und meistens auch vor Krokodilen schwimmen zu können. Nach unserer Wasserfallrundfahrt führte unser Weg über Malanda auf einer Nebenstrasse zuerst an den Lake Eacham. Dieser bildet zusammen mit dem nicht sehr weit entfernt liegenden Lake Barrine den Crater Lake National Park. Beide Seen sind von einem großen und teilweise sehr dichten Regenwald umgeben, der bis an den See heran reicht. Es wird dunkel, wenn man in den Tunnel hineinfährt, den die Bäume über unserer schmalen Zufahrtsstraße bilden, aber licht, als wir am Parkplatz des Lake Eacham  ankommen. Obwohl es inzwischen auf 17 Uhr zuging und Katrin nervös wurde, noch haben wir keinen Campingplatz für die Nacht gefunden, kann ich sie überzeugen, diesen See zu testen, zumal sie seit Tagen auf das geliebte Schwimmen verzichtet hatte. Sie war anschließend froh, sich umgezogen zu haben, ein “so schönes Seele” hat sie lange nicht mehr gesehen und das Wasser, kristallklar und angenehm temperiert sprich kühl. Dieser See findet sofort Eingang in Katrins Hitliste der allerliebsten Seen.

P1170440P1170445P1170443

Auf der Anfahrt zu diesem Maar hatten wir einen Hinweis auf einen Campingplatz bemerkt, der nur zwei Kilometer von dem See entfernt liegt. Um Katrin zu beruhigen, fuhren wir schnell hierhin zurück und buchten uns in diesen in schöner naturbelassener Lage im Nationalpark liegenden Campingplatz ein, um uns sofort anschließend auf den Weg zu dem weiteren Maar im Tableland zu machen, dem Lake Barrine. Dort angekommen war festzustellen, daß einerseits hier der Tourismus eine größere Rolle als am Lake Eacham spielt, denn es gibt einen Minibootsverkehr auf dem See und ein größeres Restaurant, andererseits das Schwimmen hier verboten ist. Zum Glück hatte Katrin bereits ihre Runden drehen können und es war inzwischen unangenehm frisch geworden. Also beließen wir es auf einen oder eine ganze Anzahl ausgiebiger Blicke auf den See, liefen kurz zu zwei übrig gebliebenen mehrere Hundertjahre alten Kauribäumen, die einen Stammumfang von über 6 Meter aufweisen und etwa 38 Meter hoch sein sollen, und fuhren zu unserem Campingplatz zurück. Einen Wunsch äußerte Katrin sehr bald – Morgen als erstes noch einmal in dem Lake Eacham schwimmen zu können. Das sollte uns keine Probleme bereiten.

P1170448P1170450P1170453

Über “the hinterland” nach Ingham

So langsam wird es zur Regel, daß wir durch das Vogelgeschrei oder –gezwitscher aufgeweckt werden. Heute eher mit melodischen an Stelle von laut krächzenden Tönen. Es wird keine Rücksicht darauf genommen, ob es ein normaler Tag oder ein Sonntag ist. Uns kommt der frühe Weckruf dennoch gelegen, so sind wir auch früher unterwegs. Während das Gros der Camper sich noch einmal umdreht oder gerade in Richtung Dusche strömt, passieren wir den Schlagbaum der Ausfahrt. Viel haben wir von Townsville nicht gesehen, sind am späten Nachmittag die Strandpromenade The Strand entlang gefahren und konnten beobachten, daß selbst in den durch Stingernetze geschützten Bereichen am Strand gähnende Leere herrschte, während die Wiesen stark belegt waren. Einen großen Steinwurf von der Küste entfernt liegt gegenüber von Townsville die weitgehend als Nationalpark geschützte Insel Magnetic Island. Wieder eine Namensgebung durch James Cook, dessen Kompassnadel in Inselnähe 1770 verrückt spielte, was er auf den besonderen Magnetismus der Insel zurückführte, daher der Name. Tatsache ist, nicht die Insel war für die Fehlweisungen der Nadel verantwortlich, sondern magnetische Anomalien auf dem Meeresgrund. Irgendwie unwichtig, die Insel hat dennoch ihren Namen behalten und zieht insbesondere wegen der ausgedehnten Wandermöglichkeiten durch seine Wälder und auf seine Hügel zahlreiche Gäste an. Die Insel hat die Form eines nahezu gleichschenkligen Dreiecks mit Schenkellängen von unter 10 Kilometern. Es sollen hier insgesamt 4.000 Gästebetten bestehen, also ist die Insel auch ein Touristenmagnet, nomen est omen. Für einen Besuch muß man mindestens einen vollen Tag einplanen, zu viel bei der uns zur Verfügung stehenden Zeit. Daher blieb nur ein Blick auf die Insel, direkt gegenüber von unserem Campingplatz gelegen.

P1170281P1170282

Den heutigen 4.5. kann man unter die Tage verbuchen, an denen das Programm zu groß geraten ist, um an das gewünschte Ziel zu gelangen. Nein, getrödelt haben wir nicht, nur die Landstriche und Natursehenswürdigkeiten angefahren und angesehen, die entlang unserer Route liegen.

Seit geraumer Zeit bewegen wir uns in den Tropen, nicht nur die dauerhaft hohen Temperaturen, sondern auch die Vegetation bestätigt dies. Bislang hieß es, wir bewegen uns in den trockenen (!) Tropen, ab Ingham sollen es die feuchten sein, bis dahin sind es noch 80 Kilometer. Hoffen wir, daß dies nicht gleichbedeutend mit ständigen Regengüssen ist.

Küsten- und Badeorte könnten wir in nicht zu nennender Zahl auf dem Weg nach Norden anfahren, Strände begutachten und auf das Bad im Meer aus bekannten Gründen verzichten. Aber warum sollen wir uns den Tort, den Frust antun, einen sehr schönen Strand zu sehen, und ihn nicht zweckentsprechend zu nutzen. Also lassen wir Orte wie Blue Water, Balgal Beach,Forrest Beach, Taylors Beach und wie sie alle heißen rechts liegen und biegen nach links vom Bruce Highway, der A1 nach Norden ab.

Wohl nicht nur als touristischen Gag sondern mit ernsten Absichten hat die australische Regierung sich erfolgreich darum bemüht, die in Queensland vor allem bestehenden aber aus zahlreichen kleinen Flicken bestehenden Reste des feuchten tropischen Regenwaldes durch die Erlangung des Naturwelterbestatus unter Schutz zu stellen. Damit besteht quasi ein zweifacher Schutz, zum einen durch den Nationalparkstatus, den die entsprechenden zu schützenden Gebiete erhalten sowie zum anderen durch die moralische Verpflichtung, das Welterbe für die künftigen Generationen zu bewahren. Nach dem sich fortsetzenden Straßenbild, das durch die Zuckerrohrplantagen geprägt ist, war uns sehr an einer Abwechslung gelegen. Der Paloma Range National Park, etwa 60 Kilometer nördlich von Townsville in den Küstenbergen gelegen, war da gerade recht. Bald hinter Rollingstone weist ein Schild den Weg hinaus in Richtung Mount Spec. Die Straße, die wir dann das Tal und die Berghänge hinauf in den Weiler Paluma befahren, ist eine historische Straße. In diesem Fall bezieht man sich beim Zuweisen dieses Attributes auf die Entstehungsgeschichte dieser sich fast 20 Kilometer stetig hinaufschraubenden schmalen Straße, denn sie wurde als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ab 1930 gebaut. Einer kleinen Tafel konnten wir entnehmen, daß unverheiratete Männer für 7 Wochen und einen Tagessatz von 2 Dollar Arbeit fanden, verheiratete wurden 10 Wochen lang beschäftigt. Sicherlich hat die Strecke inzwischen die eine oder andere Renovierung erfahren, sie ist jedoch nach wie vor extrem schmal und weiterhin die einzige Verbindung für Paluma mit dem Rest der Welt – für uns der einzige Zuweg hinauf in den Nationalpark. Geschätzte 500 Meter Höhenunterschied überwindet die Straße auf 18 Kilometern, für die wir fast 30 Minuten benötigten. Wenn alle Straßen hier so sind, erreichen wir unser Tagesziel geschweige denn unser Endziel nie.

Die Strecke hinauf eröffnete manchen Blick durch die Vegetation in das Tal und die Ebene bis zur Küste, barg aber auch andere Überraschungen. Ein größerer Teil der Strecke verlief entlang eines Bachlaufes, dem Little Crystal Creek, der etwa auf halber Strecke den Berg hinauf in das Gestein kleine Becken gefräst hat, die sich als Badelöcher eignen und, wie der von einigen Fahrzeugen am frühen Morgen besetzte Parkplatz zeigt, entsprechend genutzt wird.

P1170286P1170287

Nun ja, schwimmen konnte man in den kleinen Tümpeln nicht, und so trug Katrin ihre Badesachen trocken wieder zu Camper zurück. Vielleicht ergeben sich heute ja andere Bade- und insbesondere Schwimmmöglichkeiten.

Oben auf dem Bergrücken in Paluma angekommen bot sich zuerst ein toller Ausblick zur Küste hin, besser, als wir ihn während der Auffahrt hatten. Der Aussichtspunkt, McClelland’s Lookout, zu dem wir gelenkt wurden, hatte eine besondere Bedeutung im WWII; die Japaner drohten in Australien einzufallen und hier oben war eine Radarstation zuerst mobil durch die Amerikaner, später stationär durch die Australier errichtet worden. Hiervon ist heute nichts mehr zu sehen; vielleicht stammt die Einfriedung der Plattform noch aus dieser Zeit. Der Blick war auf jeden Fall toll, unten liegt die weit ausladende Halifax Bay vor uns und draußen vor der Küste einige Inseln der Palm Islands

P1170288P1170289

Hier in der Nähe des Aussichtspunktes begann dann unsere zweistündige Wanderung durch den tropischen Regenwald des Paluma Range NP, und damit wir uns orientieren konnten, strebten wir zu den Cloudy Creek Falls. Wolkig war es nicht und wir hofften, es würde so bleiben und wurden nicht enttäuscht. Der Weg verläuft, abgesehen von der letzten Passage zu dem Wasserfall, fast ständig auf nahezu einem Höhenniveau, größere Kraxelei wird nicht verlangt. Der Wald ist wirklich noch ein Wald mit altem Baumbestand, mächtige weit in den Himmel hinauf ragende Bäume bestimmten das Bild und dadurch auch das Wachstum der unteren Etagen in diesem Regenwald; zu Glück ließen die Baumkronen genügend Licht durch, um auch auf den unteren Ebenen Pflanzenwachstum in großer Vielfalt zu ermöglichen.  Immer wieder bedauern wir, uns in der Botanik kaum auszukennen; es wäre schön zu wissen, welcher Baum denn ein Eisenbaum ist, wie der Baum mit der gescheckten Baumrinde heißt etc. Mit dem Mangel leben wir und erfreuen uns vorrangig am Anblick.

P1170299P1170301P1170300

Tiere bekamen wir so gut wie gar nicht zu Gesicht; vielleicht lag es daran, daß wir nicht gerade leise schlichen, denn um eventuell auf dem Weg liegende Schlangen rechtzeitig auf uns aufmerksam zu machen, stapften wir kräftig auf. Ob es geholfen hat – wir wissen es nicht, zumindest gab es in dieser Hinsicht keine Begegnung. Als Katrin, voraus gehend, plötzlich laut schrie und hinter sich auf die ziemlich dichte grüne Wand am Pfadrand wies und “… da, da…” schrie, glaubte ich, gleich würde ein Ungeheuer aus dem Dickicht brechen, so oder so ähnlich. Als der Grund dieses Warnrufes sich aufgeklärt hatte konnte ich die Aufregung gut verstehen. Katrin hatte als Vorausgehende, so wie ich gestern, immer wieder Spinngewebe im Gesicht; diesmal war dieses so stark, daß sie sich umsah und dann laut zu rufen begann. Der eine oder andere hätte sicher ähnlich reagiert bei diesem Anblick :

P1170303P1170304P1170314

Das Tier war größer als meine Hand, die Spinnfäden so robust, daß ein kleiner Ast von etwa 50 Zentimeter Länge und mit einem Durchmesser wie mein kleiner Finger problemlos festgehalten wurde. Obgleich das den Weg überspannende Spinnnetz zerrissen war, der Hersteller rührte sich nicht vom Fleck.

Bei dieser Tierbegegnung waren wir schon dabei, zu dem genannten Wasserfall abzusteigen. Der Wald wurde dichter, aber immer noch nicht wurden wir von Wolken umhüllt. Es wäre besser gewesen, diesen “Wasserfall” nicht zu sehen, denn er entlarvte sich als ein nicht gehaltenes Versprechen. Wir standen nach einer guten Stunde Wanderung nicht an einem Wasserfall, sondern am Rande einer kleinen Wasserkaskade – zwar auch schön anzuschauen, aber so einen richtigen großen Wasserfall hätten wir doch gerne zu Gesicht bekommen.

P1170306P1170307P1170310

Nun denn, wie so oft, der Weg ist das Ziel und die Wanderung war auch ohne diesen erwünschten Anblick interessant und hat uns Freude bereitet.

Die fast 20 Kilometer Bergauffahrt ging es wieder retour, um etwa ein Dutzend Kilometer später von der Ebene ein weiteres Mal in den Nationalpark einzubiegen. Diesmal folgten wir dem Versprechen, am Big Crystal Creek eine geeignete Badestelle zu finden. Hier war es wirklich möglich, nicht nur in dem Wasserloch zu sitzen, sondern einige Schwimmzüge zu machen. Erfrischend war es auch, für Katrin angenehm, die hier picknickenden Australier fanden das Flusswasser ziemlich kalt. So ist Katrin wenn auch etwas verspätet dann doch noch zu ihrem heutigen Badevergnügen ohne Risiko gekommen.

P1170323P1170324

Wenn man genau hinsah, konnte man hier und da erkennen, daß wir in den Tropen sind, aber das, was wir meistens sahen, entsprach selten dem landläufigen Bild einer Tropenvegetation.

P1170321P1170320

Auf unserem Wunschzettel für heute standen noch einige Abstecher von der A1 nach Westen, der nächste ging in den Jourama Falls National Park, also wieder ein Wasserfall und wir hofften, diesmal keiner Werbeente aufgesessen zu sein. Der Weg dorthin war nicht so zeitaufwändig wie in den Paluma Range NP, bereits nach etwa 15 Kilometern waren wir am Endpunkt der fahrbaren Strecke angekommen. Bis hierhin durchfuhren wir einige Furten, ab hier ging es zu Fuß weiter.

P1170327P1170329

Wir strebten dem Talende entgegen, überquerten den Fluß und stiegen an seiner Seite den Berg aufwärts. Von weitem konnte man hoch oben einen Wasserfall erkennen; nach weiteren 15 Minuten an einem Aussichtspunkt angekommen, waren wir nicht wirklich viel näher an ihn herangerückt. Dennoch, aus einer Ausgangshöhe von deutlich über 300 Metern stürzte das Wasser teilweise eine Vielzahl von Metern ungestört hinab, weitere kleinere Wasserfälle folgten auf dem Weg zum Talboden, wo sich auch eine Badestelle gebildet hatte, verwaist und ungenutzt, auch von uns.

P1170332P1170338P1170336P1170339P1170340

Wie man an der Verschattung des Berges erkennen kann, es war inzwischen Nachmittag geworden; wo wir die Zeit liegen gelassen haben, wir wissen es nicht, hatten natürlich auch keinen Zeitplan gemacht sondern geglaubt, dies alles und noch viel mehr heute erleben zu können. Nun gegen 16:00 Uhr hieß es, die Uhr neu zu stellen, andere Ziele erst einmal hinten an zu stellen und uns einen Campingplatz für die Nacht zu suchen. Wir fanden einen direkt an der A1, vom Palmen umgeben und relativ ruhig trotz der vorbeifahrenden Fahrzeuge. Von unserem eigentlichen Tagesziel Innisfail trennen uns noch mindestens 150 Kilometer. Da gilt es, die Strecke für Morgen zu überdenken.

Townsville

Nach unserem gestrigen Ausflug wollen wir heute am 3.5. weiter in Richtung Cairns kommen; Townsville, 300 Kilometer entfernt, ist unser Ziel, zum einen, weil es dort wirklich einen Vodafoneladen geben soll, wo wir hoffen, unser Netzproblem endgültig lösen zu können und zum anderen es das Reef HQ Aquarium gibt, in dem ein lebendiges Riff mit seiner Fischvielfalt in einem 2,5 Mio. Liter großen Becken zu sehen ist, das größte Korallenaquarium der Welt.

Dreihundert mehr oder weniger eintönige Kilometer liegen hinter uns; anzumerken ist, die frühere Aussage, der Zuckerrohranbau würde sich bis nach Cairns dominant fortsetzen, muß relativiert werden. Er war auch viele Kilometer hinter Mackay das einzige, was auf den Feldern angebaut wurde. Nach etwa einer Stunde Fahrtzeit verringerte sich die Bedeutung, ohne daß auf den Anbau ganz verzichtet wurde. Selbst im Umfeld der Stadt Bowen, erklärtermaßen die Hauptstadt des Mangoanbaus, was durch eine sehr groß dimensionierte Mango an der A1 angezeigt wird, gab es zwar große Flächen mit Obstanbau und hin und wieder auch mit Vieh besetzte Weideflächen, aber das Zuckerrohr verschwand nicht von der Bildfläche. Vielmehr einige Kilometer hinter Bowen nahm seine Bedeutung im Landschaftsbild wieder zu.

P1170205P1170223

Townsville, gemäß Reiseführer zweitgrößte Stadt in Queensland mit seinen fast 170.000 Einwohnern dehnt sich, wie das bei hiesigen Städten üblich ist, enorm aus. Man fährt und fährt, bis man endlich den engeren Stadtbezirk erreicht hat, der im übrigen wie alle Städte der Region durchaus noch eine größere Zahl repräsentativer Bauten aus der Stadtgründungszeit aufweist. Doch hierfür interessierten wir uns heute nicht, sondern zuvorderst waren wir an einer Problemlösung interessiert. Zwar stellte sich der sichere Hinweis des Tourismusbüros als falsch heraus, jedoch fanden wir den einzigen Vodafoneladen seit fast 1000 Kilometern und sind wieder netzfähig! Das ist auch nötig angesichts der Dinge, die dringend, nicht nur im Zusammenhang mit unserer Weiterreise, zu klären sind.

Wir hatten draußen am Great Barrier Reef bereits die Gelegenheit, ein lebendiges Korallenriff aus der Nähe zu betrachten. Hier im Reef HQ Aquarium war der Eindruck jedoch noch überwältigender, nicht nur, weil eine Vielzahl unterschiedlicher Korallen und deren stark divergierende Farben auf kleinem Raum existieren, sondern weil die Fischvielfalt noch größer ist, als bei unseren Schnorchelgängen.

P1170279

Auch wenn in dem Riesenbecken nur etwas über 100 Fischarten herumschwimmen, die man am Great Barrier Reef finden kann, es war etwas besonderes, zwischen den vielen bunten Fischarten auch unterschiedliche Haie (u.a. Riffhai, Hammerhai), Schwertfische, verschiedene Rochen etc. schwimmen zu sehen, aber auch feststellen zu können, wie die großen Fische, um Energie zu sparen, nach einer Fütterung sich auf dem Boden des Beckens ausruhen, während die kleinen Fische ununterbrochen ihre Runden ziehen.

P1170233P1170239P1170235P1170254P1170243P1170249P1170269P1170275

Wir hätten stundenlang vor den Glasscheiben stehen oder in einem Glastunnel durch das Becken gehen können, um über die Vielfalt, die Formen und Farben zu staunen. Namen sind für uns Schall und Rauch, gelesen haben wir unzählige Steckbriefe der verschiedenen Fische und sie dann versucht zu identifizieren, abspeichern konnten wir kaum einen der vielen Namen. Natürlich haben wir den Clownsfisch gesehen, aber auch den Fisch, den Katrin sich auf ihren Schnorchelgängen ausbedungen hatte, vorgeführt zu bekommen. Leider wurde diese Bitte ihr nicht erfüllt, hier jedoch kam sie zu ihrer Begegnung mit der “humphead wrasse”, auch Maori Fisch genannt.

P1170258

Hatten wir bislang Buchwissen über das tödliche Gift von Steinfischen, konnten wir hier einem Exemplar geschützt durch Panzerglas tief in die Augen schauen, nur, wo sind hier die Augen?

P1170265

Nach diesem Rundgang durch das Aquarium haben wir Lust, uns an einem Korallenriff auf den Boden zu setzen und zuzusehen, was so alles um uns herum passiert, es ist eine faszinierende Welt, diese Unterwasserwelt, so farbenfroh, so vielfältig in seinen Formen, eine wahnsinnige Mimikri wird manchmal betrieben, wenn man sich schützen oder camouflieren will, einfach umwerfend. Wir können verstehen, wie Tauchen zu einer Sucht werden kann, wenn man so eine schöne und teilweise auch heile Welt erleben darf.

In einem gesonderten Becken ist der Lebensraum von Salzwasserkrokodilen nachempfunden; auch hier tummeln sich unzählige Fischarten und ein etwa 18 Monate altes Krokodil, das über alles gemessen inzwischen gut 120-140 Zentimeter misst. Wir waren gerade rechtzeitig angekommen, um die Fütterung mitzuerleben. Natürlich haben die Tiere ein Gespür dafür, wann es wieder Futter gibt. Im Falle des Krokodils war es eine komplette Maus, die ein Pfleger mit einer Zange in die Reichweite des Krokodils brachte. Ohne daß erkennbar Futter in Reichweite war, schnellte das Tier mehrfach aus dem Wasser empor und versuchte möglichst weit an der Glasscheibe hochzukommen, ein enormes Tempo hatte das Tier, einen tollen Reflex, eine starke Sprungkraft. Da konnte man sich gut vorstellen, wie ein Überfall eines Krokodils auf seine Beute erfolgt.

P1170230P1170231P1170232

insbesondere hat das Krokodilverhalten uns noch einmal deutlich gemacht, die auf die entsprechende Gefahr hinweisenden Schilder sehr ernst zu nehmen. Die beißen mehr als nur ein Loch in die Hose.

Kurz vor Schließen des Aquariums kehrten wir zu unserem Camper zurück, um für ihn und uns ein Nachtquartier in Townsville zu suchen; wir hatten Erfolg, sind in direkter Nähe zum Meer und können auf Magnetic Island hinüber schauen.

Whitsunday Islands – es geht doch noch!

Nachdem am Vorabend sich unsere beiden Vorzugsvarianten eines Besuchs des Insel-NP in Nichts aufgelöst hatten, studierten wir die Angebote erneut und fanden eine drittbeste Variante, die natürlich an eine Umsegelung einiger Inseln nicht herankam. Kurz nach acht Uhr des 2.5. standen wir im Ticketoffice unseres Campingplatzes auf der Matte. Die gewünschte Halbtagesschiffsreise entlang einiger Inseln hin zur Hauptinsel der Inselgruppe mit seinem Traumstrand war nicht ausgebucht, wir waren dabei und konnten unsere Abreise auf den Samstag verschieben.

P1170200

Die Whitsunday Islands, die auch den Nationalpark umfassen, bestehen aus 74 Inseln, meistens vulkanischen Ursprungs. Nicht mitgezählt die hier und da aus dem Wasser schauenden Felsen. Soweit erinnerlich, sind keine acht Inseln dauerhaft bewohnt, auf einigen der übrigen Inseln kann man mit Genehmigung der NP-Verwaltung für wenige Tage zelten. Insbesondere zwischen den bewohnten Inseln, wobei bewohnt idR heißt, dort befinden sich Ressorts und in einigen Fällen auch eine ziemlich große Anzahl von Ferienwohnungen und –häusern, gibt es eine Art Schiffslinienverkehr, den wir nutzen konnten, um über die Zwischenstationen Daydream Island (Exklusivressorts), dort umsteigen auf ein anderes Schiff, Hamilton Island (mit Minibettenburgen und unzähligen Ferienhäusern von der Stange teilweise zugebaut, die Insel besitzt sogar einen Flugplatz, auf dem Großflugzeuge starten und landen können) nach Whitsunday Island, der größten Insel der Inselgruppe, die jedoch unbewohnt ist und auch so bleibt, zu gelangen. An zwei Campingorten darf man hier sein Zelt aufschlagen, muß alles Notwendige mitbringen und sollte auf der Insel nicht mehr als seine Fußabdrücke um Sand zurücklassen. Auf dieser Insel befindet sich auch der Traumstrand des Archipels, Whitehaven Beach, ein sich über mehrere Kilometer sichelförmig entlang eines Teils der Ostküste erstreckender Sandstrand. Diesen pulverigen Sandstrand als weiß zu bezeichnen, können wir sehr gut verstehen; erst bei genauer Betrachtung sieht man, daß es sich nicht nur um winzige sehr weiße Sandkörner handelt, sondern hier und da auch beigefarbige darunter sind.

P1170188P1170179P1170180

Die Insel ist, wie auch bis auf eine Ausnahme alle übrigen passierten Inseln des NP, sehr dicht bewaldet; es ist nicht leicht, sich vom Strand den Weg in das Hinterland zu bahnen. Dies hindert sicherlich den einen oder anderen Gast auf eigene Faust eine Inselerkundung zu versuchen, so daß man sich auf den Strandbereich beschränkt. Diese Whitehaven Beach wird, durch wen auch immer, bereits seit Jahren unter die 10 attraktivsten und besten Strände der Welt gewählt. Wir bestätigen, schön war der Strand und ziemlich leer.

Unsere Schiffsfahrt begann um 11:45 ab Hafen Airlie Beach, der Ort, in dem unser Campingplatz liegt. Was man bei einem Spaziergang entlang der “waterfront” sieht, nämlich dem Touristen gewidmete Zweckbauten, also kein attraktiver Anblick, wird vom Wasser als Rückblick bestätigt. Für Segler ein hervorragender Ausgangspunkt, denn die umliegende Inselwelt verlangt ein gewisses seemännisches Geschick; die Marinas an verschiedenen Stellen des Ortes – und erst die auf Hamilton Island – waren voll mit oft sehr großen Motoryachten sowie Segelyachten belegt.

P1170091P1170093

Bedingt durch die zurückzulegenden Entfernungen und die Zwischenstops erreichten wir den Traumstrand gegen 14:00 Uhr. Natürlich waren wir weder die ersten noch die einzigen, die diesen Strand sehen, den Sand unter den Füßen spüren und wenn möglich im Meer baden wollten. Aber Massen trafen wir nicht. Im Umfeld der Landestelle – die Fahrgäste wurden entweder mit kleineren Booten ausgeschifft oder konnten das Schiff, wenn nur geringer Tiefgang bestand, über einen Steg verlassen – hielten sich vielleicht hundert Personen auf, die Teilnehmer des als zweitbesten Variante ausgesuchten aber ausgebuchten Tagesausflugs. Bei der Strandlänge hatte jeder einige hundert Meter zu seiner persönlichen Verfügung. Ein Catamaran, anfangs mit vielleicht 20 Gästen nicht gerade voll belegt bei einer Kapazität von annähernd 150 Fahrgästen, fuhr uns mit teilweise wie es hieß 30 km/h durch die Inselwelt. Unruhig wurde die Fahrt immer dann, wenn wir die Abdeckung einer Insel verließen, aber das zeichnet eine Seefahrt doch aus! Schiffsverkehr mit Ausnahme der immer wieder auftauchenden “Linienschiffe” gab es kaum, ausgenommen einige Segler, die bei Windstärke vier flott voran kamen und sicherlich auch großen Spaß hatten.

P1170096P1170100P1170116

Für die Eiligen gibt es den Transport per Wasserflugzeug; es scheint, als ob sämtliche Transportangebote in den Händen eines einzigen Unternehmens liegen. Zwar existieren teilweise unterschiedliche Anbieter von Ausflügen, jedoch landen alle Buchenden dann auf den Schiffen einer Firma. Ganz am Rande des Angebotsspektrums hat sich eine sehr überschaubare Anzahl kleinster Unternehmen angesiedelt, die ein eher ausgefallenes Transportangebot offerieren, den Abenteuerlustigen oder Reisenden ohne Zeitdruck ansprechen, z.B. die Umrundung einiger Inseln auf Mehrtagestouren mit dem Kajak, der Transport mit einem Raftingboot, was auch immer das sein soll. Segelangebote gibt es auch; hier haben sich wohl einige Bootsbesitzer bei der Vermarktung ihres Angebotes zusammengeschlossen. Für uns sehr interessant, aber leider dauerten die Segeltörns mindestens 2, meistens 3 und mehr Tage, was für Katrin, die wenig Segelbegeisterung mitbringt, viel zu lange ist. Für die ganz eiligen mit dem großen Geldbeutel gibt es dann den Transfer per Wasserflugzeug zum Bestimmungsort.

P1170101

Eine Vielzahl von Inseln tauchte entlang der Fahrtstrecke auf und verschwand auch wieder; wenige wiesen größere Sandstrände auf. Erschreckend auch von Weitem zu sehen, wie der Tourismus insbesondere Hamilton Island, 18 Kilometer vor der Küste gelegen, verunstaltet hat.

P1170126P1170127

Wie schön ist demgegenüber der Blick auf die eher unbewohnten Eilande der Whitsunday Islands; an zahlreichen fuhren wir vorbei, sie liegen allermeist in Sichtweite zueinander und mit der Hauptinsel haben wir dann auch fast den äußeren Rand der Inselgruppe erreicht, die im übrigen auch zum Great Barrier Reef gehört. Kein Veranstalter versäumt es, in seiner Broschüre darauf hinzuweisen, daß a) neben dem “chinese wall” dies das einzige “Bauwerk” sei, das aus dem All/vom Mond aus erkennbar sei, und b) es sich um eines der sieben Naturweltwunder handeln würde mit seiner Ausdehnung über 2.300 Kilometer.

P1170134P1170137P1170122P1170138P1170153P1170120

Geträumt hatten wir beide ja von einem nahezu menschenleeren feinen weißen Sandstrand, beschattet von Bäumen, am besten Palmen, vor uns ein azurblaues Meer mit leichtem Wellengang, sowie eine erfrischende Wassertemperatur. So oder so ähnlich sieht der Traumstrand aus, den wir eigentlich auf unserer Reise auch suchten und zu finden hofften. Nun haben wir einige schöne Strände bereits gesehen, aber das Manko der australischen Strände in dieser Region, davor quallenverseuchtes Wasser zu besitzen mit den bekannten nachhaltigen Gesundheitsgefahren für den Menschen, kann auch der tollste Strand nicht aufwiegen. Also erreichen für uns diese Strände nicht eine Topplatzierung. Dennoch, ansehen wollten wir uns den berühmten Strand, deshalb machten wir uns auch auf die Fahrt. Während ich von vornherein darauf verzichtete, meine Badehose einzupacken, war Katrin, wie sich später herausstellte, weise, indem sie diesen Fehler nicht beging. Wozu soll man Badesachen mitnehmen, wenn man nicht ins Meer gehen kann bzw. befürchtet, mit dauerhaften Schäden wieder herauszukommen. Und einen “Ganzkörperkondom”, auch Stingersuit genannt, haben wir nicht. Um so größer unser Erstaunen, als der Kapitän während der Annäherung auf Whitsunday Island durchsagte, für alle Gäste lägen diese “Stingersuits” bereit, wir sollten diese bitte anziehen, wenn wir beabsichtigen würden, im Meer zu schwimmen. Das war das erste Mal, bei dem explizit und offen auf die Gefährdung durch die Stinger hingewiesen wurde und man auch Schutzmaßnahmen anbietet. In einem Gespräch mit einer Mitarbeiterin des Veranstalters auf der Daydream Island hatte Katrin erfahren, nicht nur, daß die Gesprächspartnerin wegen des Risikos nicht mehr im Meer badet, sondern das es in der jüngeren Vergangenheit mehrere Fälle von Verletzungen durch die Stinger im Ressortgewässer gegeben habe, von denen ein Fall tödlich endete. Und sie war heute nicht die einzige, die eindeutig von einem  Baden ohne den Stingersuit im Meer abgeraten hat. Unser Kapitän zählt ebenso dazu wie sämtliche befragte Besatzungsmitglieder. Panik will niemand machen, aber die notwendigen Vorsorgemaßnahmen sollte jeder der dennoch im Meer schwimmen will, im Eigeninteresse treffen. Der Schutz durch den Anzug ist zwar nicht perfekt, aber die mögliche durch die Tentakel zu verletzende Fläche wird so stark minimiert, daß eine Todesgefahr durch die Verletzung nahezu ausgeschlossen werden kann. Also griff auch Katrin sich einen Stingersuit, streifte ihn über und ging später mit dieser Hülle ins Meer. Der Anzug schützt zwar, ist aber mehr als gewöhnungsbedürftig, verringert das Badevergnügen enorm; während Katrin sonst nur mit Mühe aus den schönen Meerbuchten herauszubekommen war, heute war sie nach einer viertel Stunde Baden und Schwimmen im Meer wieder auf festem und sicheren Boden.

P1170155P1170160P1170166P1170165

Beim Ausborden sahen wir einige kleine  Hinweisschilder, auf denen auch das Thema Stinger aufgegriffen wurde. Die größte Gefahr, auch wenn statistisch alles relativiert werden kann, geht von den nur wenige Millimeter großen Irukandji-Quallen aus, deren Gift noch stärker als das des größeren Verwandten, des Box-Jellyfisches ist.

P1170192

An diesem Traumstrand, wir ließen uns die Laune natürlich nicht vermiesen, war es wie immer in Australien : warmes Wasser, tolle Sonne, super Strand – aber kaum einer im Wasser, mit Stingersuits ausgestattet konnten wir 6 (!) Badende erkennen, ungeschützt war etwa die gleiche Anzahl im Wasser, der Rest lag in der Sonne.

Der Sandstrand war faszinierend, nicht nur sein Weiß bestach, sondern die Geräusche, die entstanden, wenn man über ihn  ging. Es klang, als ob man mit dem Langlaufski über eine verharschte Loipe läuft und es machte Spaß, dieses Geräusch zu erzeugen.

P1170182

Wir waren froh, nur die Halbtagestour gebucht zu haben, denn zwei Stunden an diesem schönen Strand waren ausreichend, um zu schwimmen, zu dösen und ein gutes Stück an ihm entlang zu gehen. So kann Urlaub sein!

P1170177P1170190

Als es dann am Spätnachmittag und in die Dunkelheit hinein zurück ging, nahmen wir die friedliche und ruhige Stimmung in uns auf, gestört wurde dieses Empfinden nur durch die im Vergleich zur mittäglichen Fahrt deutlich rauere See, die dem Catamaran immer wieder heftige Schläge versetzte. Dennoch, dieser Ausflug war ein besonderes Erlebnis, die Whitsunday Islands sind es wirklich wert, hier auch mehr als einen Tag um sie herum zu fahren, am besten zu segeln.

P1170197P1170199

Whitsunday Islands

Das Great Barrier Reef zieht sich ja über 2.300 Kilometer entlang der Ostküste Australiens bis in die Nähe von Papua New Guinea, somit bestehen für den Reisenden unzählige Möglichkeiten, einen Abstecher in die See zu unternehmen. Das ist auch notwendig, denn die Fahrt über Land ist oft mehr als eintönig und unaufregend. Auf unserem Straßenatlas erscheinen die Distanzen oft sehr gering, so auch die heutige Etappe vom 1.5., die uns von Minari über Mackay, Cape Hillsborough National Park bis nach Arlie Beach führt; drei Daumenbreit abgegriffen entsprechen gut 300 Kilometern und mehr als vier Fahrtstunden.

Auf den letzten Campingplätzen kamen wir früh aus den Federn/Schlafsäcken, nicht nur, weil es deutlich vor sechs Uhr morgens bereits taghell war, sondern weil die vielen Vögel um uns herum noch deutlich früher anfingen, sich gegenseitig mit größter Laustärke von ihren Nachtträumen zu erzählen; ein schönes Stimmengewirr, in dem die Kakadus stimmmäßig immer die Oberhand behielten und uns daran erinnerten, früh aufzustehen, um den früh endenden Tag gut nutzen zu können. Vor acht Uhr waren wir “on the road again”, um bis zur Mittagzeit uns im Cape Hillsborough NP umzusehen. Wie bereits gesagt, Cuba scheint im Vergleich zu den Zuckerrohranbaugebieten in Queensland eine kleine Nummer zu sein und der Abstand wird immer größer! Auf unserer heutigen Fahrt bis hinaus nach Proserpine, der Ort liegt 190 Kilometer nördlich von Mackay, standen die Zuckerrohrstengel  Spalier und wie ich abends im Reiseführer lesen musste, dieses eintönige Bild setzt sich bis nach Cairns und darüber hinaus fort, d.h. weitere mehr als 700 Kilometer! Früher war die Landwirtschaft vielfältiger, der Zuckerrohranbau erwies sich jedoch als die lukrativste Weise, mit Grund und Boden als Landwirt gut leben zu können. Immer wieder überquerten wir auch auf der A1 (!) Schmalspurbahngleise, auf denen in Waggons die Ernte in eine der in der Umgebung liegenden Zuckerfabriken befördert wurden. Praktischerweise liefen manche der Gleise direkt in die Felder hinein. Die Vorbereitungen auf die in etwa sechs Wochen beginnende Ernte laufen wohl an; in den passierten Fabriken sieht man, wie Wartungsarbeiten und Reparaturen ausgeführt werden und auf manchen Gleisen wurden die Transportwaggons wohl zu ihrem späteren Einsatzort verschoben.

P1170035P1170036P1170048P1170052

Manchmal wünschten wir uns, eine Straßenkarte mit einem kleineren Maßstab zur Verfügung zu haben, hätten wir dann die Möglichkeit, auch die kleinen Straßen zu nutzen, an deren Beginn zwar Ortsschilder stehen, die wir aber nicht zuordnen können, da diese ganz kleinen Weiler in unserer Karte nicht verzeichnet sind. Um nervenden Umwegen aus dem Weg zu gehen, die mit einer Entscheidung, auf die kleinen Straßen abzubiegen und uns dann durchzuschlagen, oft verbunden sind, bleiben wir dort wo wir zumindest ahnen, wohin uns die Straße führt. Diesmal über Mackay, wieder auf der A1 einige Kilometer nach Norden, bis wir später als geglaubt, einen Hinweis auf die Zufahrtsstraße zum Cape Hillsborough NP sahen.

Viel wußten wir im Vorfeld über den NP, der von James Cook seinen Namen erhielt, nicht : klein, weist einen 300 Meter hohen als Aussichtspunkt zu erwandernden Berg in mitten einer zerklüfteten, felsigen mit Mangroven, Niederwald, Eukalyptuswald und Regenwald bewachsenen vulkanischen Landschaft auf, hat mehrere Wanderalternativen, die “sandflies” können zur Plage werden, schöne und ruhige Sandstrände, die Chance, auch einmal ein Känguru beim abkühlenden Bad zu sehen. Fast alles traf zu, von der Plage wurden wir verschont. Heiß und schwül war es im Wald, jeder Luftzug wurde bei unserer 2-stündigen Wanderung über den Andrews Point Track hin zu verschiedenen Aussichtspunkten dankbar angenommen. Erkennbar wenige Menschen benutzen die gegangenen Pfade; sie sind teilweise fast zugewachsen, zumindest vom Gras überwuchert. Nun haben wir keine Schlangenphobie, jedoch versuchen wir, die Vorsichtshinweise beim Wandern zu beachten. Durch entsprechend wenig durchsichtiges Gras zu gehen lässt einen ab und an zögern, man beobachtet den Untergrund sehr genau. Wenn schon in einem Werbefaltblatt eine Schlange – ob giftig wird nicht erwähnt – abgebildet wird, gibt es sie hier auch. Somit waren wir heute langsamer als üblich unterwegs, Katrin meint, teilweise auch nicht so entspannt wie sonst, der schmale Weg trug dazu bei. Wie an vielen Stellen der Küste, blickt man auf den Ozean, tauchen mehr oder weniger schemenhaft nah oder fern Umrisse von Inseln auf, so auch hier.

P1170059P1170069P1170062P1170061

Hatten wir gestern auf unserer Wanderung im Eungella NP immer wieder kräftig blaue Schmetterlinge um uns herum, die zu schnell waren, um sie vor die Linse zu bekommen, heute scheuchten wir ein Vielfaches davon auf, wenn wir den Weg entlang liefen. Dutzende stoben mehr oder weniger gleichzeitig in alle Richtungen davon, selten blieb einer sitzen, und wenn, dann war seine Flügelzeichnung kaum zu erkennen. Unterschiedlich blaue Färbungen mit besonderen Zeichnungen, grüne, braune, gelb in vielen Schattierungen und Kombinationen dieser Farben konnten wir erkennen.

P1170070

Lange Zeit war es um uns herum während der Wanderung ziemlich ruhig, als wir aber einen Höhenkamm erreichten, unterhielten sich viele Papageien miteinander, verstummten bald und stoben davon. Schade, denn diese Farbenpracht hätten wir ´gerne nicht nur länger angesehen, sondern den einen oder anderen Vogel auch besser fotografieren wollen, als es gelungen ist.

P1170077

Die Sichten von den höheren Punkten waren eindrucksvoll, manche Inseln zum Greifen nah, andere nur am Horizont in Umrissen erkennbar. Tief unter uns die langgestreckte Bucht mit ihrem Sandstrand, der jedoch bei Flut fast vollständig verschwindet.

P1170072P1170078P1170074P1170073

Stichwort Flut. Der Weg, den wir auswählten, ist ein Rundweg – bei Ebbe, denn dann kann man vom Berg herunter gekommen um die Küstenfelsen herum laufen und gelangt auf den Strand. Erkennbar bei Ebbe machten wir uns auf den Weg um nach mehr als einer guten Stunde feststellen zu müssen, daß das Ebbezeitfenster, in dem man um die Küstenfelsen herum gehen kann, ein extrem kleines ist. Wir waren zu spät dran und durften den gesamten Weg zurück stapfen, nicht gerade zur Freude von Katrin, der es etwas mulmig bei den schlecht einsehbaren Passagen war.

Ein Lebensrisiko wird hier in Australien erkennbar klein geredet oder sogar ignoriert : die Gefahr des Stinger/Box-Jellyfishes, Quallen, die hochgiftig, lebensgefährlich sind. Selten findet man ernsthafte Hinweise auf dieses Problem, das es im Grunde unmöglich  macht, im Meer zu schwimmen. Und wenn Hinweise erfolgen, dann im Kleingedruckten, ohne auf das wirklich vorhandene Risiko explizit hinzuweisen. Das wäre auch für die Tourismusindustrie verhängnisvoll – tolle Strände in Australien, aber im Meer baden oder schwimmen kann man nicht. Damit ist das entscheidende Reiseargument für Queensland entfallen. Selbst beim Schnorcheln in entfernten Regionen an den vorgelagerten Inseln besteht diese Gefahr; nur hinter vorgehaltener Hand erfuhren wir auf unserer letzten Schnorchelfahrt bei Agnes Water, man plane in Zukunft statt mit normalen Wetsuits die Schnorchler mit Ganzkörper-Stingersuits auszustatten, die Gefahr sei doch zu groß. Und angesprochene Bewohner der Küstenregion bestätigen frank und frei, sie gingen nicht mehr im Meer baden, es seien bereits zu viele Unfälle mit dem Stinger vorgefallen. Hier am Strand von Cape Hillsborough dann so deutliche Hinweise, wie wir sie bislang noch nie gesehen hatten. Ein Schild macht nachdrücklich auf die Gefahr aufmerksam, eine Flasche mit Essig hängt am Pfahl – als wenn Essig die Lösung wäre, es bewirkt am Anfang eine Schmerzlinderung –, zumindest ein erster Hinweis und ein menschenleerer Strand. Schön dann der Hinweis, mit passender Kleidung zu schwimmen. Dieses Bild, Strände ohne einen einzigen Badegast, sollte sich noch fortsetzen. Nur ganz klein wird auf einen weiteren Freund, der das Badevergnügen reduziert hingewiesen, das Salzwasserkrokodil. In manchen Broschüren, so z.B. zu einem Wanderweg auf Whitsunday Island, wird auf weitere am Wegesrand lauernden Gefahren, wie man sich verhalten soll und was im Ernstfall zu veranlassen ist hingewiesen, aufgeführt werden nicht nur für den Menschen gefährliche Pflanzen, sondern Schlangen, springende Ameisen, Blutegel. Da macht es Freude und man wandert ganz entspannt.

P1170057P1170055P1170058P1170056

Am frühen Nachmittag saßen wir wieder im Camper, um durch eine irgendwie bekannte Landschaft, jetzt aber mit nicht sehr hohen Hügelketten in der Ferne, an Proserpine vorbei nach Airlie Beach zu fahren. Airlie Beach ist Ausgangspunkt für einen Besuch von Inseln des Whitsunday Islands National Parks.

Eingecheckt im Campingplatz und das vorgeblich große Angebot an Ausflügen gesichtet trafen wir eine Auswahl, um bei der Buchung mitgeteilt zu bekommen, diese Tour sei ausgebucht. Ein großes Angebot besteht nur auf den ersten Blick, bei kritischer Durchleuchtung stellt man fest, daß zum einen praktisch sämtliche Bootsfahrten von einem Unternehmen ausgeführt werden und zum anderen, wenn man den Besuch von Resorts auf den Inseln vermeiden will, wohin aber die allermeisten Touren führen, die Auswahl sehr schnell auf zwei, drei Möglichkeiten zusammenschrumpft. Unseren primären Wunsch, einen Segeltörn rund um die Hauptinsel und durch das Inselarchipel zu machen, konnten wir uns auch nicht erfüllen, denn der Catamaran liegt gerade zur Wartung in der Werft. Das haben wir uns anders vorgestellt. Also müssen wir in dem Prospektmaterial weiter suchen, ob es Morgen noch eine andere Ausflugsmöglichkeit für uns gibt. Hier in Airlie Beach gewesen zu sein ohne auch nur in die Nähe einer der vor der Küste liegenden Inseln gekommen zu sein, wäre sehr schade, auch wenn wir uns das Schwimmen da draußen bereits jetzt abgeschminkt haben.

Eungella National Park

An Stelle einer Fahrt auf eine der Keppel Inseln und wandern stand heute im wesentlichen wieder Autofahren auf dem Programm; es sind über 450 Kilometer zusammen gekommen. Die Entfernungen sind einfach zu groß, um mal eben auf die Schnelle eine neue interessante Gegend zu besuchen.

Nach mehr als einem langen Blick auf die vor uns liegende Bucht machten wir uns auf den Weg, der uns zuerst zu McD führte, wo wir unser Vodafoneproblem wieder einmal nicht gelöst bekamen; wir haben alle bei uns üblichen Passwörter in Zusammenhang mit der uns für den Stick bekannten Nummer durchprobiert, ein Einloggen in das Vodafonsystem ist nicht möglich. Zwar könnten wir das Passwort telefonisch ändern lassen, benötigten dafür aber ein Telefon, mit dem eine SMS empfangen werden kann. Schauen wir mal, wie wir diese Aufgabenstellung lösen.

Bei unserem gestrigen Besuch in der Touristeninformation ist Katrin eine kleine Karte des Dreamtime Cultural Centre in Rockhampton in die Hände gefallen, in dem die Möglichkeit besteht, im Rahmen einer 1 1/2stündigen Führung etwas über die indigene Bevölkerung des Landes und der Torres Strait Inseln zu erfahren. Wir hatten zwar auch in unserem Reiseführer hierüber eine kurze Notiz gelesen, diese Information aber kaum abgespeichert. Wie es heißt, gibt es hier die beste Möglichkeit in Queensland von Aborigines selber etwas über ihre Kultur zu hören und zu sehen. Es war eine interessante, informative aber insgesamt noch an der Oberfläche bleibende Führung, in der wir einiges über die Mythologie der Aborigines, Gesellschafts- und Stammesstrukturen, deren Führung, Sprache, Verhältnis zwischen Mann und Frau auch in ihrer Gesellschaftshierarchie, Bräuche erfuhren, Didgeridoo Klängen zuhören und uns im Boomerangwerfen probieren konnten. Die Torres Strait Bewohner gehören ebenfalls zu den indigenen Urvölkern Australiens, fühlen sich jedoch weniger den auf dem Festland lebenden Aborigines verbunden als den Bewohnern in Papua New Guinea. Die Zeit ist sicherlich zu knapp, um auch einiges über die heutige Situation der Aborigines zu erfahren oder über die fast zwangsweise Christianisierung. Auch die kleine Ausstellung geht auf diese Aspekte der Geschichte der Urbevölkerung nicht ein. Wir waren zu zögerlich, befürchteten auch, auf Unverständnis zu stoßen, wenn wir Fragen zum Verhältnis zwischen der Urbevölkerung und den “Weißen” stellen würden. Dennoch, wir haben einen kleinen Einblick in diese Kultur bekommen. Ob die Zahl der Besucher von Ausstellung und Führung immer so überschaubar wie heute, insgesamt wurden 5 Gäste die eineinhalb Stunden betreut, ist? Es wäre schade.

P1160890P1160892P1160896P1160903

Um 12:15 Uhr waren wir dann auf der Piste und fraßen Kilometer. Gab es etwas besonders Erwähnenswertes – im Grunde nicht, denn die Landschaft war und blieb ziemlich eintönig, Wald, Busch, Felder, später ewig lang nur Zuckerrohr entlang der Strecke und hier und da eine verarbeitende aber noch nicht in Betrieb befindliche Fabrik. Doch, drei Dinge sind zu nennen. Zum einen beobachtete Katrin zwei sehr groß gewachsene Vögel (Reiher?), die sich in einer Art Balztanz umeinander bewegten, umeinander bemühten.

P1160907P1160905P1160910P1160909P1160911

Zum zweiten : Südlich von Mackay und in das Bergland in Richtung Eungella NP erstreckt sich die Monokultur dieser Region, der Zuckerrohranbau. Hier in Queensland kann man froh sein, daß es auch noch andere prosperierende Wirtschaftszweige wie z.B. den enorm wichtigen Bergbau (Kohle) gibt, denn sonst würde der Bundesstaat wie Kuba am Stock gehen mit seiner einseitig ausgerichteten Wirtschaft. So aber fahren wir durch grüne Gassen, die wohl in Kürze zur Erntezeit verschwinden. Manchmal hatten wir das Gefühl durch einen Rangierbahnhof zu fahren, so viele Gleise überfuhren wir auf unserer Strecke. Ständig querten Schmalspurgleise die Straße, um in den Zuckerrohrfeldern zu verschwinden, Gleise, auf denen bei der Ente dann das Rohr heraustransportiert und zu den zahlreich entlang der Strecke stehenden Fabriken zur Verarbeitung gebracht wird. Noch stehen die Waggons leer auf den Abstellgleisen und qualmen die hohen Schornsteine nicht.

P1160915P1160917

Und das dritte Ereignis : am Rande der M1 lag eine nach Katrins Aussage große und sehr lange schwarze Schlange, die sich mit einem Wagen angelegt haben muß und den kürzeren gezogen hatte. Große, lange, schwarze Schlange – die Assoziation führt zur Taipan-Schlange, die die giftigste im Lande sein soll. Belege können wir nicht liefern, das tote Tier lag auf der Gegenfahrbahn.

Häufig schließen die Touristenbüros um 17:00 Uhr; so mußten wir uns auf dem letzten Wegstück kräftig sputen – um vor einem bereits um 15:00 Uhr (!) geschlossenen Büro zu stehen. Unseren Campingplatz in Mirani, nah beim Eungella National Park, zu dem wir Morgen fahren wollen, erreichten wir gerade noch rechtzeitig, um einchecken zu können. Kein Meerblick mehr, dafür tauchen in der Ferne Berge und Höhenzüge auf.

Der 30.4. war Wander- und Badetag im Eungella Nationalpark. Dieser liegt am Ende des Pioneer Valley, an dessen Eingang unser Übernachtungsort Mirani liegt. Die bereits auf der Anfahrt “bestaunte” Monokultur des Zuckerrohranbaus setzte sich fort, und zwar bis an das Talende gute 50 Kilometer weit. Arbeit auf den Feldern beginnt erst wieder mit der Erntezeit, d.h. ab Mitte Juni; dann steppt der Bär im Tal, wie es heißt, und unendliche Zugreihen transportieren das maschinell geschnittene Rohr zu den Zuckerfabriken am Talanfang. Dann ist man gut beraten, nicht in Richtung Eungella zu fahren, heute jedoch war kaum Verkehr auf der Straße.

Auf dem Weg in Richtung Talende durchfahren wir wenige sehr kleine und unscheinbare Dörfer. Einzig die Ortschaft Finch Hatton blieb haften, da kurz vorher ein Weg zur Finch Hatton Gorge/Schlucht abzweigt. Dies war unser erstes Tagesziel. Die Schlucht ist bereits Teil des Eungella NP, ist von Regenwald bewachsen, ist in Teilen wild und wird von einer ganzen Reihe von Bächen und Flüssen durchflossen. Zufahrt zum Startpunkt für eine Wanderung talaufwärts erfolgt zum größten Teil über eine Piste, in dessen Verlauf einige Bachfurten zu überqueren sind. Offensichtlich hatte es in den vergangenen Tagen nicht sehr geregnet, denn der angezeigte Pegel bei den Furten lag unter 20 cm Überflutung, so daß es keine Probleme mit der Weiterfahrt gab. Die Situation dürfte sich nach einem Wolkenbruch aber schlagartig ändern, denn wie wir in Verlaufe der Wanderung sehen konnten, mündeten zahlreiche Berge in den mehrfach zu querenden Fluß.

P1160962P1160927P1160930

Die Besonderheit der Finch Hatton Gorge ist neben seiner Ursprünglichkeit das wilde Bachbett, die zahlreichen Wasserkaskaden, die entstandenen schwimmbaren Wassermulden oder –löcher. Die erste Gelegenheit gab es nach etwa 35 Minuten Weg, wir hatten die Aralulen Falls erreicht. Der Begriff “Falls” ist extrem hoch gegriffen, denn eigentlich strömt der starke Wasserstrom kaskadenförmig in den Badeteich.

P1160934

Natürlich wurde in diesem “See” gebadet; nachdem die Bademöglichkeiten im Meer wegen der Stingergefahr  von uns nicht mehr genutzt werden, wird jede andere Gelegenheit ergriffen, insbesondere auch heute, da das direkt neben unserem Campingplatz befindliche öffentliche Schwimmbad gerade geschlossen wurde und Katrin hätte so gerne darin ihre Bahnen gezogen. Kristallklar, eher grün als blau schimmernd, erfrischend, nicht kalt, so das Urteil. Das Bad kann jedem empfohlen werden.

P1160939P1160951

Nach einer weiteren guten halben Stunde am Bachbett entlang, das heftige Rauschen immer im Ohr, erreicht man nach einer Wanderung durch relativ dichten Regenwald und der Querung des Baches die schwimmbaren Wasserlöcher am Wheel of Fire . Sehr geschickte und mutige Wanderer versuchen über die teilweise ganz schön weit auseinander liegende Steine zu springen, wir zogen für die zweite Hälfte der Bachquerung die Schuhe aus und wateten durch das Geröllbett. Besser nasse Füße als komplett im Wasser liegen. Die Granitsteine waren nicht immer griffig und oft sogar durch das Wasser extrem glitschig.

P1160931P1160932P1160952P1160954P1160955P1160959

Hier endete dann auch der Weg durch die Finch Hatton Gorge, nur unter Einsatz einer Machete ist ein Weiterkommen möglich, wie der gesamte Eungella National Park sehr schlecht zugänglich ist, relativ wenige Wanderwege das Gebiet richtig erschließen, wohl auch deshalb, um dem Wald seine Ruhe zu lassen. Wie es heißt, besteht hier in diesem NP der größte zusammenhängende Regenwald in Australien (?) oder nicht eher in  Queensland(?).

Es gibt sehr wenige Stellen auf der Welt, an denen man die Chance hat, den Platypus in freier Wildbahn zu sehen. Hier im Eungella NP gibt es diese Möglichkeit. Der Platypus, ein Schnabeltier, ist ein im Grunde sehr scheues Säugetier das zu den extrem wenigen zählt, die Eier legen, und zwar bis zu drei Stück, das Wasser als Lebensumfeld hat, in diesem schwimmt und sich in eine Höhle ähnlich wie der Bieber zurück zieht. Aktiv werden diese Tiere in der Morgen- und Abenddämmerung. Auf Grund der besonderen Lichtbedingungen in einem Bereich des NP kann man dort auch vor der eigentlichen Dämmerung, die hier extrem schnell in die völlige Dunkelheit übergeht, hin und wieder den Platypus sichten. Das Tier war uns nicht unbekannt, denn wir hatten es bereits in einem Zoobecken in Lone Pine hektisch hin und her schwimmen gesehen. Geduld muß man mitbringen, wenn man das Tier sehen will, also warteten wir, und zwar ziemlich lange. Öfter gab es Fehlalarm, die von einer Schildkröte erzeugte Welle wurde als die Bugwelle des Platypus angesehen, aber nicht jede Wahrnehmung führte in die Irre. Wir haben im Verlaufe von mehr als einer Stunde 7-8 Mal den Platypus sehen können, wie er schwamm, wie er mit einer Schildkröte kollidierte (!) und wie der Blitz abdrehte, wie er tauchte.

P1160998P1170007P1170024P1170026P1170027

Die Warterei wurde nicht langweilig, denn die Stimmung an diesem Fluß war extrem friedlich, zahlreiche Vögel flogen um uns herum, saßen in den Bäumen, Enten im Wasser und vor allen Dingen eine große Zahl von Schildkröten schwamm in diesem Flußbereich bzw. hatte sich ein Plätzchen zum Sonnenanbeten gesucht und gefunden. Alles war extrem entschleunigt, die Bewegungen der Schildkröten im Wasser erfolgten nahezu in Zeitlupentempo, man war und ist gelassen. Das hat sich auch auf die Betrachter und nach dem Platypus Ausschau haltenden übertragen.

P1160995P1170010P1170008P1160989

Bei dieser Begeisterung über die Sichtung des Platypus ist die Wanderung durch den Regenwald in der Höhe von Eungella fast in den Hintergrund gedrängt worden.  Der Ort Eungella liegt auf der Kuppe des das Pioneer Valley abschließenden Höhenzuges auf etwa 700 Metern Höhe. Hier hinauf windet man sich bzw. windet sich die Straße in endlosen Schleifen und durchgängig mehr als 12 Prozent Steigung. Oben angekommen werden wir von einem schönen Weitblick in das Tal belohnt. Hier ist die Nutzung des Landes sehr deutlich zu erkennen. Sämtliche entweder als Weideland oder für den Zuckerrohranbau geeignete Fläche – der Zuckerrohranbau wird hier seit über 100 Jahren forciert betrieben – wurden urbar gemacht, der Regenwald gefällt; nur an den Berghängen, die für dies angestrebte Nutzung praktisch wertlos waren, blieb ein Baumbestand erhalten, auch wenn das besonders attraktive Holz lange Jahre gezielt gefällt wurde. Dieser Tatsache ist zu verdanken, daß bei Einrichtung des Eungella NP in der 30ger Jahren überhaupt noch originärer Regenwald in Größenordnung vorhanden war.

P1160964P1160967P1160971

Oben auf dem Kamm des Höhenzuges bestehen einige auch kürzere Wandermöglichkeiten durch unterschiedliche Arten des Waldes; Wir entschieden uns, nachdem wir einen kleinen Aussichtspunkt, Sky Window, angelaufen hatten, in gut einer Stunde durch den Waldteil zu wandern, in dem die rote Zeder noch anzutreffen ist. Ja, hier stehen noch – einige – Exemplare dieses Mammutbaumes, aber nur einige. Dennoch, den sich am Berghang auf und ab schlängelnden schmalen Pfad zu gehen, hatte seinen Reiz und forderte unsere Aufmerksamkeit. Geschärft durch die Hinweise auf Schlangen im Wald achteten wir natürlich darauf, wohin wir treten, erzeugten mehr Vibration des Bodens durch unser Auftreten, als normalerweise der Fall, gingen eher wie Elefanten als wie Gazellen. Trotz dieser ständigen Kontrolle des Untergrundes nahmen wir auch die Umgebung des Regenwaldes wahr, sahen wie dominierend die Palmen inzwischen sind, welche Gestalt Würgefeigen auch annehmen können (Baumbogen /Tree Arch), wie wuchtig die verbliebenen roten Zedern sein können.

P1160974P1160978P1160979P1160981P1160977

Als wir uns um 16:30 Uhr auf den Rückweg vom Broken River, wo sich der Platypus tummelt, machten, um noch vor Dunkelheit nach 60 Kilometer Fahrt den Campingplatz zu erreichen, waren wir uns einig, einen Tag mit besonderem Erinnerungswert erlebt zu haben.

Am Abend im BBQ-Bereich des Campingplatzes setzte Katrin ihre Tierbeobachtungen fort; nunmehr entdeckte sie an den Wänden und auf der Mauer kräftig grüne Frösche mit rötlichen Füßen und in der Dunkelheit auf dem Weg zu den Waschräumen schien es ihr, als wenn sie eine sich auf dem Asphalt ringelnde Schlange gesehen hätte. Tierbeobachtungen ja bitte, aber Schlangen doch besser nicht in unserer Nähe. Eine Nachprüfung zeigte, daß Katrin einer sehr echt wirkenden und in der Dunkelheit kaum zu erkennenden Täuschung aufgesessen war. So können wir dann beruhigt die Campertür schließen.

Capricorn Coast

Bevor wir unseren “Hausstrand” in Agnes Water endgültig verlassen, wollten wir wenigstens einmal in der Bucht geschwommen haben. So früh wie es abends stockdunkel wird, ein toller Sternenhimmel leuchtet dann immer über uns auf, so früh wird es auch taghell. So waren wir um sieben Uhr zwar die ersten, die sich in die erfrischenden und relativ hohen Flutwellen warfen, blieben aber nicht allzu lange alleine, denn die ersten Surfer rückten mit ihren Brettern an. Die vergleichsweise schmale aber tiefe Bucht scheint ein besonders geeigneter Ort zum Surfen zu sein. Als wir aus dem Wasser stiegen, paddelten die ersten auf ihren Brettern hinaus, um auf die geeignete Welle zu warten. Im Verlaufe unserer Küstenbesuche und Beobachten der Surfer haben wir unser Bild von diesem Sport etwas modifizieren müssen. Die riesig hohen Wellen, in deren durch das Überschlagen der Welle sich bildenden Tunnel die Surfasse das Brett steuern, sind hier nie gegeben; der Sport wird in unseren Augen auf den eher harmlosen etwa 1 Meter hohen Wellen betrieben, die atemberaubenden Fahrten folglich auch nicht vom Strand aus zu sehen. Dennoch, die Zahl der mit ihren Brettern auf dem Dachgepäckträger an die Surfstrände Eilenden ist enorm, wie wir bei unserer Abfahrt aus Agnes Water wieder einmal bemerken konnten.

Der nächste uns interessierende Küstenabschnitt, die Capricorn Coast, liegt gute 300 Kilometer weiter nördlich, also war mehrstündiges Fahren angesagt. Hier wurde wieder einmal deutlich, wie groß das Land ist und wie wenig Abwechslung die Landschaft  während der Kilometerfresserei bietet. Die ersten 60-70 Kilometer standen die Plantagenbäume oft wie die Zinnsoldaten rechts und links neben der Straße, kilometerlang zog sich das hin, nur ab und an unterbrochen durch schmale Transportschneisen. Daran schloß sich dann von kleinen Gehölz und Waldstreifen durchsetztes Weideland an, meistens ohne weidende Viecher. Das diese Strecke ziemlich eintönig ist, wissen auch die Verkehrsexperten und versuchen, die an der Straße mit Ratefragen aufgestellte Schilder die Aufmerksamkeit zu wecken. Immer wieder auch Hinweise, eine Pause zu machen, jedoch findet man im Anschluß an diesen guten Rat über viele Kilometer keinen Rastplatz, um den guten Hinweis umzusetzen. Makaber aber sicherlich wirkungsvoll das Schild das sinngemäß lautet : rasten oder r.i.p.! Katrin bemühte sich nach Kräften, den Fahrer bei Laune und hoher Aufmerksamkeit zu halten; der überschaubare Verkehr war nicht aufmerksamkeitsfördernd.

P1160869

Rockhampton, unsere für heute letzte Station an der M1 gen Norden, wies schon von weitem auf ein wesentliches Merkmal der Stadt hin : wir wurden von einem riesigen Rindvieh begrüßt, Rockhampton, “Beef Capital of Australia”, in dessen Umgebung es von den Viechern nur so wimmelt. Zu Gesicht haben wir die Millionen Rindviecher nur in wenigen Exemplaren entlang unserer Strecke bekommen. Rockhampton weist wie alle Mitte des 19. Jhd. so langsam gewachsenen küstennahen Städte eine ganze Reihe imposanter und interessanter alter Gebäude auf, wie wir bei unserer Fahrt durch die Stadt, mit über 70.000 Einwohnern nicht gerade klein, sehen konnten. Unser Augenmerk galt aber weniger der Geschichte der Stadt, sondern einem Laden von Vodafone. Wir hatten ja vor etwas über einem Monat einen prepaid mobile Broadband-stick von Vodafone erstanden, um jederzeit Netzzugang zu haben; da uns ein Aufladen unseres Kontos aus welchem Grund auch immer nicht gelang hofften wir auf Hilfe bei den Fachleuten. In einer so großen Stadt sollte doch ein Laden zu finden sein, ballen sich doch in deutlich kleineren Städten zu Hause die Shops. Die angefahrene Touristeninformation konnte uns auch zwei Ladenadressen mitteilen; leider waren deren Daten sämtlich überholt, auch aus Rockhampton hat sich Vodafone zurückgezogen. Der nächste Shop liegt etwa 600 Kilometer weiter nördlich!! So standen wir dann da mit unserem Bedürfnis, Netzzugang zu bekommen. Die bekannte Möglichkeit eines freien W-Lans in der öffentlichen Bibliothek schlossen wir aus, da wir am Stadtrand in einem großen Einkaufszentrum nach dem zweiten verschwundenen Laden gesucht hatten, denn das hätte ein zurück in das Stadtzentrum bedeutet. McD ist dann eine Lösung, was aber auf Dauer wiederum keine Lösung ist. Alle Versuche schlugen fehl, unser prepaid-Konto zum weiteren Betrieb des Sticks aufzufüllen. Das wird noch Streß bedeuten!

Rockhampton liegt gut 40 Kilometer landeinwärts von der “Capricorn Coast”, ein Streifen nicht nur mit schönen Stränden, wie es heißt, sondern vor dieser Küste befindet sich der Keppel Bay Islands National Park, eine Vielzahl großer und kleiner Felsinseln, von denen einige auch mit dem Boot von Rosslyn Bay aus zu erreichen sind. Uns interessierte ein Besuch von Great Keppel Island, der Strände wegen, aber auch um dort einige Stunden zu wandern. Der Name “Capricorn Coast” folgt aus der Lage dieses Küstenabschnittes; durch ihn verläuft der Wendekreis des Steinbocks.

Die gesamte Capricorn Coast ist touristisch gut erschlossen, zum Glück hat sich hier Gigantomanie noch nicht breit gemacht, die kleinen Küstenorte sind überschaubar geblieben, auch wenn Emu Park im Süden und Yeppoon im Norden sehr deutlich ihre Abhängigkeit vom Tourismus zeigen und durch rege Bautätigkeit weitere Bettenkapazitäten schaffen. In Emu Park stießen wir auf die Küste nach etwa 45 Kilometer Fahrt von Rockhampton aus. Der Stop in Strandnähe fiel ernüchternd aus; es war Ebbe und die Bucht vor dem Ort, an beiden Seiten durch hinein ragende Felsen eingegrenzt, nahezu leer gelaufen. Eine Verheißung für uns war das nicht, aber nach unserer Beobachtung schwimmen die Australier kaum, sondern genießen eher auf dem Strand zu sein. Wie nah die Inseln der Keppel-Gruppe vor dem Festland liegen, war deutlich zu erkennen, nur einen Sprung entfernt.

P1160874P1160876P1160870P1160878

Die Werbeleute sind um Ideen selten verlegen, um z.B. einen Ort aus der Masse der übrigen Küstenorte herauszuheben. Emu Park hat zu diesem Zweck ein “singing ship memorial” auf einer kleinen Klippe geschaffen; durch aufgehängte Rohre pfeift der Wind und erzeugt unterschiedliche Töne, vergleichbar einer Orgel. Auch in etwas größerer Entfernung war die “Musik” zu hören. Interessant wäre mitzubekommen, wie diese Installation klingt, wenn so richtig Sturmwind durch die Röhren bläst..

P1160879

An einigen Buchten der Capricorn Coast windet sich die Küstenstraße entlang, bis man den wohl bestimmenden Ort, Yeppoon, erreicht hat. Und wieder hatten wir das Glück, einen Campingplatz direkt am Strand zu finden und standen dann sogar in der vordersten Reihe. Zum Abend und in der Nacht brieste es mächtig auf, Katrin sprach von Sturm, in meinen Augen war es nur etwas stärkerer Wind. Es brauste die Nacht ganz schön um unseren Camper, dennoch schliefen wir fest wie die Murmeltiere. Der vor unserem Fenster liegende Strand war wieder einmal kilometerlang, extrem breit bei Ebbe, während bei Flut das Wasser fast bis an die Stranddüne heran reichte. Obwohl die Wassertemperatur sehr angenehm war, Badende sahen wir bis auf zwei Kinder mit ihrem Vater keine, stattdessen führten einige Hundebesitzer ihre Tiere am Wasser entlang. Auch Katrin verzichtete auf ihr Bad im Meer, obgleich im Touristenbüro man mitteilte, eine Gefahr durch den Box-Jellyfish bestünde nicht, deren Zeit sei vorbei. Es heißt zwar, “ask a local”, um über die Gefahrensituation sich zu informieren, aber gemeinhin heißt es doch, die Saison dauere bis Ende April, teilweise bis weit in den Mai hinein,, aber auch danach bestünde immer noch die Möglichkeit, auf diese giftige Qualle zu stoßen. Katrin war skeptisch, wie diese Aussage zu Stande gekommen sei und vertraute lieber ihrem Instinkt. Es wird andere Bademöglichkeiten geben, aber wohl eher nicht mehr im Verlaufe unserer Küstenfahrt, denn bis hoch in den Norden besteht die Gefahr durch diese und artverwandte Quallen.

P1160881P1160882P1160880P1160887

Unseren Wunsch zum Great Keppel Island einen Tagesausflug zu machen, haben wir uns nach Prüfung nicht erfüllt. Der morgige Dienstag ist der Tag im Fährplan mit der kürzesten Aufenthaltsdauer auf der Insel, nämlich nur etwas mehr als drei Stunden, zu wenig, um wirklich etwas zu erwandern und die Strände zu nutzen, wenn man denn den Mut aufbringt. Damit müssen wir dann den eine Million-Dollar-Blick von unserem Camper aus bereits nach einem Tag wieder einem anderen Gast überlassen.

P1160883P1160884

Zum Tee bei Lady Musgrave

Heute am 27.4 waren wir bei Lady Musgrave standesgemäß zu einem späten Vormittagstee eingeladen, dem sogar ein Nachmittagstee folgte. Lady Musgrave, die Frau eines Präsidenten von Queensland im 19. Jhd. bekannt für ihre exquisiten Gesellschaftsabende ist Namenspatronin dieser kleinen Insel mit Korallenriff etwa 60 Kilometer vor der Town of 1770, genannt seventienseventy. Auch die Stadt hatte einmal einen anderen Namen, bis man sich 1970 wohl im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten der vor 200 Jahren erfolgten Anladung von James Cook an dieser Stelle dazu aufraffte, dieses Pfund in die Waagschale des Tourismus zu werfen. Fortan firmierte dieser kleine Flecken unter 1770. Klein ist der Ort heute immer noch, eher aufstrebend hingegen die Nachbargemeinde Agnes Water. Sie profitiert nicht nur von ihrem schönen Strand, sondern auch von der Tatsache, daß weiter nördlich das Barrier Reef den Aufbau surfbarer Wellen verhindert; Agnes Water ist folglich der nördlichste Ort der Ostküste, an dem man Wellenreiten kann. Hingegen besteht 1770 heute noch im wesentlichen aus einem kleinen Kai, von dem aus die Schiffe zu den vorgelagerten Inseln fahren sowie einigen entlang der und auf den Küstenklippen gebauten Ferienhäuser. Es ist schon bezeichnend, wenn damit geworben wird, der Ort und seine Umgebung hätten sich seit 1770 nur wenig verändert.

Um das Ergebnis des Tages vorwegzunehmen : wir haben uns über die Einladung enorm gefreut, der Tag war ein besonderes Erlebnis. Nach 1 1/2 Stunden Fahrt mit einem Katamaran, dem “Spirit of 1770”, und zusammen mit etwa weiteren 80 Gästen fuhren wir, nachdem wir in der Ferne einige andere Inseln ausgemacht und passiert hatten, langsam durch die schmale Öffnung in dem Korallenriff von Lady Musgrave Island, das eine Mächtigkeit von 10 Metern nach Angaben des Kapitäns hat, um in der großen Lagune an einem Ponton festzumachen, der Ausgangspunkt zahlreicher Aktivitäten im Verlaufe unseres 5-stündigen Aufenthaltes an und auf der Insel war. Wir waren nicht die einzigen in der Lagune, wenige Segler hatten hier ihren Anker geworfen. Mit Genehmigung der für die Insel verantwortlichen Naturschutzbehörde EPA kann man unter strengen Auflagen auf einem gekennzeichneten Inselbereich campen, muß aber wirklich alles was benötigt wird auf die Insel mitbringen und genau so wieder abtransportieren, wirklich alles! Auf unserer Rückfahrt nahmen wir drei wohl vor einigen Tagen hier zurück gebliebene Naturfreunde nach 1770 mit.

P1160659P1160666P1160833P1160683P1160712

Die Insel liegt am südlichen Ende des Great Barrier Reef, und zwar auf der äußeren Seite. Sowohl Korallenriff als auch der Fischbestand sind noch vollständig intakt, dazu hat sicher auch die Einbeziehung in eine der höchsten Schutzstufen innerhalb des Nationalparks Great Barrier Reef beigetragen. Vieles aber nicht alles ist verboten oder reglementiert; die Bootsbesatzung achtet peinlich auf die Einhaltung der Regeln. Die sichtbare Insel selber macht mit ihren 14ha nur den kleinsten Teil der gesamten Inselanlage inklusive umgebendes Riff aus, denn dieses ist 1292ha groß.

P1160695P1160694

Kaum angekommen konnten wir in einer ersten Gruppe in ein kleines Glasbodenboot steigen, um auf die Insel über zu setzen. Die Insel ist für wenige Vogelarten Brutplatz; hier brüten u.a. während der Winterzeit aus Sibirien hierher gezogene Vögel. Auch derzeit konnte man in Ufernähe den Nachwuchs bei tollpatschigen Gehversuchen zuschauen.

P1160705

Der Kern der Insel ist bewaldet mit einer aus dem asiatischen Raum stammenden das Regenwasser extrem speichernden Baumart, die selbst wenn durch Sturm umgeworfen auch in liegender Position weiter wachsen, was zu einem besonderen Waldbild führt. Eine besondere Höhe erreichen die Bäume nicht, dazu trägt schon der oft stramme Wind bei, dem insbesondere strandnahe Baumbestände dauerhaft zum Opfer fallen.

P1160697P1160699P1160708P1160711P1160713

Auf Schritt und Tritt über die kleine Insel spürt man unter der Sohle, wir sind auf einer Koralleninsel. Dichten Humus sucht man hier vergeblich. Den Nährstoff für die Bäume liefern die hier nistenden Vögel durch ihren Kot. Bis Anfang der 30ger Jahre wurde dieser sogar “abgebaut”, Stichwort Guano, bis die Insel unter Naturschutz gestellt wurde. Manche Vögel nisten nicht in den Bäumen sondern in kleinen Erdlöchern, ähnlich wie Pinguine.

P1160705P1160707P1160698

Nicht nur deshalb sind wir Besucher gehalten, uns auf dem vorgezeichneten Weg zu halten, um die Erdlöcher nicht zu zerstören und u.U. die kleinen gefiederten Freunde zu ersticken. Man kann sich seine Mitreisenden bei solchen Ausflügen nicht aussuchen und muß Nachsicht üben. Heute hätten Katrin und ich aber einen guten Teil der ignoranten und rücksichtslosen Chinesen, die trotz eindeutiger Verhaltensregeln glaubten, mit der Natur hier so umgehen zu können wie im Reich der Mitte, nämlich respektlos und egoistisch. Da nur ein sehr kleiner Teil des chinesischen Volkes die Mittel und die Möglichkeit hat, derartig aufwändige Auslandsreisen zu unternehmen, dürften die uns begleitenden Chinesen der Staats- und Wirtschaftselite angehören. Da bekommt man einen besonderen Zorn. Ein wichtiger Hinweis lautete, auf der Insel (wie auch im Wasser) nichts anzufassen, denn es könnte einerseits giftig sein, andererseits gebietet es der Respekt vor den Aborigines, die Ureigentümer des Landes sind, deren Eigentum zu respektieren. Kaum sind wir aus dem kleinen Boot an Land gegangen, wird in dem seichten Wasser nahezu jeder Stein umgedreht, werden Seegurken herausgezogen. Ein Aufschrei von hinten, von unserer Begleitung für den Inselspaziergang, verbunden mit der Aufforderung, die Regeln zu befolgen. Was würden denn die Chinesen sagen, wenn man beginnen würde, aus dem “Great Wall” Steine herauszubrechen um diese mitzunehmen? So ihre Ansprache, die aber wenig bewirkte. Auch die Demonstration, wie zahlreich hier im seichten Wasser die hochgiftige und für den Menschen tödliche “coneshell” zu finden ist, wurde eher nur mit großem Mund aufgenommen.

P1160692P1160689

Diese den größten Teil der Ausflügler stellende Gruppe von Chinesen wurde zur Belastungsprobe für unseren Geduld und Toleranz. Man muß die Schiffsbesatzung bewundern, wie sie trotz der Frechheiten die Ruhe bewahren.

Katrin hatte den Wunsch, endlich viele bunte Fische zu sehen, darunter möglichst auch den Nemo. Dieser Wunsch wurde mehr als erfüllt. Bereits rund um unseren Ponton wimmelte es nur so von alle mögliche Farben aufweisenden großen, ganz großen und kleinen Fischen; verschiedene Arten des Merlins wurden gesichtet, mehrere mittlere und eine extrem große grüne Schildkröte, vom Aussterben bedroht, entdeckt, sowohl vom Ponton aus, bei unseren ausgiebigen Schnorchelgängen in der Lagune und bei verschiedenen Fahrten mit einem weiteren Glasbodenboot entlang einiger kleiner Korallenriffe. Schade, daß wir keine Unterwasserkamera besitzen, es hätte viel Freude bereitet, den Fischreichtum in Farbe dokumentieren zu können.

P1160676P1160681P1160682P1160760P1160750P1160684

Natürlich erkundigt man sich auch, ob es hier Haie geben würde. Die Antwort war ehrlich und gleichzeitig ein Hinweis : natürlich gäbe es hier Haie, sowohl die völlig ungefährlichen als auch das eine oder andere Exemplar, dem der Mensch nicht allzu nahe kommen sollte. Aber hier in der Lagune sei man sehr sicher, nicht nur, weil die Öffnung im Riff nicht sehr tief sei, sondern weil der Fischreichtum draußen für die Haie derart groß sei, daß es für sie nicht lohnenswert sei, den Versuch in die Lagune zu gelangen zu unternehmen. Hoffentlich wissen das die Haie! Die andere Drohung für den Schwimmer hier in ostaustralischen Gewässern ist der Jellyfisch, d.h. bestimmte Quallenarten, deren Berührung ebenfalls einen tödlichen Ausgang nehmen kann. Eigentlich heißt es, insbesondere an den Inseln des äußeren Barrier Reef bestünde diesbezüglich keine Gefahr, als wir beim Anlanden auf der Insel jedoch einen Tauchlehrer in einem Ganzkörperkondom sprich Stingersuit sahen, d.h. einem Tauchanzug, der jede Hautpartie vollständig abdeckt, kamen wir kurz ins Grübeln. Wahrscheinlich hatte er keinen anderen Anzug zur Hand?!

P1160687P1160688

Lebende Korallenriffe hatten wir bislang so richtig noch nicht zu Gesicht bekommen. Auf unseren Schnorchelgängen konnten wir eine ganze Anzahl sehr unterschiedliche wachsende Korallen unterscheiden, erkennen, aber das beste Bild entstand mit einer kleinen Rundfahrt auf dem Glasbodenboot, mit dessen Hilfe wir in mehr als einen Meter unter der Wasseroberfläche an den Korallenriffen vorbeifuhren. Filigrane Architektur neben Massivbauweise, schlanke schwankende Türme neben kompakten Bauten; auch in den Farben konnte man deutliche Unterschiede ausmache. Wieder einmal ein Pech, kein passendes Aufnahmegerät zur Hand zu haben.

Der Tidenhub beträgt hier gut 2,5 Meter; dies konnten wir im Verlaufe unseres Aufenthaltes in der Lagune sehr gut beobachten. War zu Anfang der von uns Schnorchlern zu erkundende Bereich nahezu unendlich, tauchten gegen Nachmittag immer mehr Korallenbänke aus dem Wasser auf. Man tat gut daran, sich von diesen fern zu halten, nicht nur, um die Korallen nicht zu verletzten, sondern um selber sich keine tiefen Schnittwunden zuzufügen, denn manche Korallen sind messerscharf. Mit der Ebbe war sehr schön in der Ferne das weit geschwungene Korallenriff zu erkennen, aber auch die Nachbarinseln hoben sich etwas deutlicher vom Horizont ab.

P1160770P1160821P1160816P1160828

Wir hätten noch länger in der Lagune bleiben können, die Wassertemperatur war sehr angenehm, nicht zu warm und nicht zu kalt, wenn man in Bewegung blieb. Schnorcheln mit Flossen an den Fußen trug eher zur Auskühlung bei, ohne Flossen war man mehr gefordert und aktiv in Bewegung. Jeder Ausflug geht einmal zu Ende und gegen 15:30 Uhr wurden die Leinen vom Ponton gelöst und Kurs auf 1770 genommen. Bei der Vorbeifahrt an Lady Musgrave Island konnten wir dann erkennen, daß noch einige Menschen auf der Insel campierten, denn in zwei Kajaks wurde gepaddelt und am westlichen Strand waren vier Personen zu erkennen.

P1160838P1160841

Nun denn, auch ein sehr schöner Tag, wieder einer, den man in Erinnerung behält, ging nach einer gut 1 1/2-stündigen Rückfahrt und immer noch bei vertretbarem Seegang zu Ende. Die Abendstimmung beim Einlaufen in den “Hafen” von 1770 passte zu dem tollen Tag, ein Tag der sich wirklich gelohnt hat.

P1160842P1160855P1160863

Von Rainbow Beach nach Agnes Water/Town of 1770

Bislang hatten wir von Rainbow Beach nicht mehr als einige Straßen auf der Suche nach unserem Campingplatz “kennengelernt”, etwas wenig für einen Ort, der über einen Traumstrand verfügen soll und noch nicht von Touristenmassen überflutet wird. Wie überall werden vom örtlichen Touristenbüro möglichst viele attraktive Orte genannt, man will vor dem Gast ja nicht als Ort der wenig zu bieten hat dastehen. Auch uns ist ein Blättchen in die Hand gefallen, das mehr als ein Dutzend wichtiger Orte für Rainbow Beach aufführte; uns genügte der Besuch von drei dieser Sehenswürdigkeiten um das Urteil, dieser Ort ist zu empfehlen, auszusprechen.

Die Beach/der Strand von Rainbow Beach ist eine Wucht. Die Bucht, an dem unser Ort liegt, verläuft in einem großen Bogen und überall befindet sich ein mal breiter mal bei Flut kaum noch vorhandener feinstkörniger gelber Sandstrand, der gut und gerne mehr als 10 Kilometer lang ist. Wohin das Auge blickt, Strand und nichts als Strand.und kaum einer badet. Dies ist verständlich, denn wir laufen morgens gegen halb neun am Strand entlang. Die Lebensretter rammen gerade die Fahnen an den Endpunkten des bewachten Bereiches in den Sand, daneben tummelt sich bereits eine Gruppe von Kindern mit ihren Minisurfbrettern unter den kritischen Augen der Eltern. Auf zwei Kilometern abgelaufenen Strand kamen neben der genannten Gruppe gerade einmal fünf weitere Frühaufsteher, die jedoch eher der Sonne sich zugewandt hatten als zum Wasser zu streben. Die Knirpse machten es vor, das Wasser war zum ausdauernden Schwimmen sehr geeignet. Badenixe Katrin musste erst überredet werden, den Strand mit seinen stark anbrandenden Wellen so richtig zu nutzen.

P1160612

Ihr Urteil, ein super Badestrand, so stellt sie sich die australischen Strände vor. Aus der Existenz einer Strandwache und den unter Aufsicht im Wasser sich tummelnden Kindern hatten wir geschlossen, daß das Baden hier ungefährlich ist, also keine Gefahr durch z.B. den Box-Jellyfish etc. besteht. Wir wissen, daß weiter die Küste hinauf dies nicht mehr der Fall sein wird, ein Grund mehr, die Chance hier in Rainbow Beach zu nutzen. Diesen riesigen und gepflegten Strand kann man ausnahmslos jedem ans Herz legen.

P1160596P1160597P1160611P1160609

Mancher nutzt den Strand auch, um mit einem 4WD seine Surfbretter an noch bessere Abschnitte für einen langen Surf zu bringen; auch am Vormittag war Betrieb auf der Sandpiste, wollte man doch vor vollem Auflaufen der Flut an seinem Ort sein, was bei Fluthöchststand nicht mehr für alle Strandabschnitte möglich ist.

P1160608

Die weitere von uns näher betrachtete Attraktion des Ortes sind die “Coloured Sands”, außerhalb des Ortes und über den Strand zu erreichen. Im Grunde nichts Außergewöhnliches, denn bunte Sande haben wir bereits an vielen Stellen gesehen. Hier scheinen die Klippen schon von weitem in verschiedenen Farben, vorwiegend in rötlichen, gelblichen und Ockertönen. Sie kommen sicherlich noch besser zur Geltung, wenn die Abendsonne diesen Küstenbereich beleuchtet. Dennoch – schön anzusehen.

P1160600P1160603

Unter dem “Carlo Sand Blow”, unserem letzten Ziel in Rainbow Beach konnten wir uns vorab nichts vorstellen. Nach einem kleinen Spaziergang durch einen außerhalb vom Ort gelegenen Wald gelangt man auf die Kuppe der die Bucht einrahmenden Sandhügelkette, an sich nicht spektakuläres. Während jedoch rings um die Bucht erkennbar die Sandhügel durch niedrige Büsche bis hin zu Bäumen bewachsen sind, öffnet sich vor dem Besucher hier auf einmal eine breite quer über die Sandklippe hinweggehende Schneise ohne jeglichen Bewuchs. Die dabei entstandenen teilweise steilen Abhänge nutzten einige zum Sandsurfen, auch eine der hier möglichen Sportarten. Für uns interessant die Erklärung. Diese Schneise macht deutlich, wie wichtig der Dünenbewuchs für den Schutz der Düne aber auch des Hinterlandes ist. Carlo Sand Blow soll durch zu starke Naturgewalt, spricht Wind, anfangs entstanden sein, wodurch ein Teil des schützenden Bewuchses entwurzelt und verweht worden ist. An dieser Schwachstelle konnten die Naturgewalten dann um so leichter ihr Werk fortsetzen; nur mit gezielten “Aufforstungen” ist das Problem in den Griff zu bekommen, wovon jedoch nichts zu sehen ist, denn dann würde eine der Sehenswürdigkeiten gestrichen werden müssen. Wir nutzten die Gelegenheit von hier oben an den Rand der Sandklippe zu laufen und hatten einen wunderschönen Einblick auch in den Bereich der “Coloured Sands”.

P1160622P1160625P1160619P1160632P1160626P1160630P1160627P1160628P1160629

Dann hieß es auf zum nächsten Ziel, das als Zwischenetappe den Ort Maryborough vorsah, bereits 1847 gegründet und somit eine der ältesten Städte in Queensland. Die wenigsten werden mit dem Dreiklang Mary River, Maryborough und Pamely Lyndon Travers etwas verbinden – wir ursprünglich auch nicht. Den Ort Maryborough, er liegt in etwa auf unserer Strecke in Richtung Norden, hatten wir ausgewählt, weil er zahlreiche wie es heißt “liebevoll” restaurierte Häuser aufweisen soll. Und erst im Zuge unseres Befassens mit diesem Ziel tauchte “Mary Poppins” auf. Maryborough ist der Geburtsort der Erschafferin dieser Figur. Natürlich wird auf das Geburtshaus von Travers hingewiesen und zur Verstärkung des Eindrucks hat man davor noch eine Bronze der Supernanny gestellt.

P1160637

Es stimmt schon, eine ganze Anzahl der mehr als einhundert Jahre alten repräsentativen Bauten im Zentrum der Stadt sind “liebevoll”, besser wäre wohl fachgerecht restauriert; manche werden von öffentlichen Einrichtungen genutzt, aber nicht alle. Manche Objekte haben heute noch die Funktion wie im ersten Jahr; hierzu zählt z.B. das Postgebäude, in dem diese Einrichtung seit etwa 1880 ununterbrochen präsent ist. Ein einheitliches Innenstadtbild ergibt sich dadurch nicht. So stehen die “Altertümer” schön herausgeputzt neben einfachen Funktionalbauten, also ein Sammelsurium. Wer sucht der findet und kann sich an dem einen oder anderen schönen Haus erfreuen.

P1160638P1160636P1160639P1160644P1160642

Einen kurzen Abstecher machten wir in den am Mary River gelegenen Queens Park; eine Büste der Königin suchten wir vergeblich, dafür wurde uns reichlich Schatten gespendet. Ein um 1900 gepflanzter Bayan Feigenbaum steht noch immer, hat sich enorm ausgedehnt und wurzelt auf vielen “Stelzen”.

P1160647P1160649

Ein anderer großer Baum fiel uns durch seine herabhängenden Früchte auf; ein Schild nannte den Namen, “sousage tree”. Mehr wissen wir nicht, die Früchte konnten wir natürlich nicht kosten.

P1160646P1160645

Viel zu spät machten wir uns nach einem letzten Wochenendeinkauf auf den Weg an die “Discovery Coast”, für die insbesondere die Orte Agnes Water und Town of 1770 stehen. Letzterer ist Ausgangspunkt für eine Fahrt zum “Lady Musgrave Island” vor der Küste gelegen und Bestandteil des Great Barrier Reef. Über mehr als allgemeine Informationen zu einem Ausflug auf dieses Korallenatoll verfügten wir nicht; vor Ort würden wir uns schlau machen können. Das verlangte aber rechtzeitig vor Geschäftsschluß dort anzukommen. Deutlich über 300 Kilometer lagen noch vor uns, als wir von Mary Poppins Stadt aufbrachen. War die Fahrt von Rainbow Beach bis nach Maryborough eher eine Fahrt durch endlose Kiefern- und Eukalyptusplantagen, gestaltete sich die Fahrt weiter in Richtung Agnes Water anfangs als Sightseeingtour entlang von Zuckerrohrplantagen. Zum Glück blieb uns eine qualmende und stinkende Fabrik für das Zuckerrohr am Straßenrand erspart; das Rohr war noch nicht erntereif. Hin und wieder tauchten dann Obstplantagen auf, vorwiegend Apfelsinen konnten wir erkennen, manchmal versuchte auch ein Viehwirt sein Glück mit Kühen und Rindern auf der Wiese. Erfreulich, alles war grün, sattgrün. Verständlich, wenn die Feuerwarnschilder alle auf grün geschaltet waren. Die Fahrt war, kurzgesagt, eigentlich langweilig, denn abwechslungsreich war die Aussicht nicht gerade.

P1160650P1160651

Um 17:00 Uhr erreichten wir Agnes Water, einer der beiden möglichen Campingorte. Vergeblich fuhren wir die Touristeninformation an; Samstagnachmittag geschlossen, also keine Chance, uns über den beabsichtigten Ausflug zu informieren, d.h. die Katze im Sack kaufen, was und dann telefonisch noch gelang, Morgen früh machen wir uns auf den Weg zu Lady Musgrave Island. Ein Quartier für uns und unseren Camper fanden wir auch noch in Agnes Water; das Büro war zwar schon ab 17:00 Uhr geschlossen, jedoch hingen vor dem Büro Umschläge mit noch nicht vergebenen Plätzen, insgesamt waren es vier. Den Stellplatz beziehen und Morgen zahlen. Geht doch! Also eigentlich alles in Butter, wenn es denn nicht so früh stockdunkel werden würde. Die australischen Campingplätze verfügen meistens nicht über Räumlichkeiten, in denen man sich aufhalten kann was zur Folge hat, daß man früh flach liegt. Werden wir auch befolgen (müssen), denn um 07:45 Uhr müssen wir im Büro des Ausflugveranstalters in Town of 1770 sein. Und auf später müssen wir auch den Test des Campingplatzstrandabschnittes verschieben, ja, der Platz liegt direkt an einem schönen weiten Sandstrand, man muß nur aufstehen und kann direkt ins Wasser laufen. Heute in der Dunkelheit nicht möglich, Morgen wegen des Ausfluges eher unwahrscheinlich, also am frühen Morgen des Abreisetages. Wir holen wenn möglich alles nach!