Nach nur zwei an Stelle der drei geplanten Tage lupften wir wieder unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, der größten Insel von Samoa, Savai’i, mit der Fähre von Upolu aus leicht zu erreichen. Der Tag begann für uns sehr früh, d.h. für Ferienzeiten, denn gegen 06:00 Uhr warf uns der Wecker aus dem Bett. Diesmal wollten wir nicht den Transfer eines Taxiunternehmens in Anspruch nehmen, sondern wie die normale Bevölkerung mit dem die Küstenstraße entlang fahrenden Bus nach Apia und von dort aus weiter zum Fähranlegen fahren. In der Rezeption erfuhren wir, einen der frühen Busse direkt vor dem Resort an der Straße ab 08:00 Uhr abpassen zu können um die 12-Uhr Fähre nach Savai’i zu erreichen. Rechtzeitig und bei noch angenehmen Morgentemperaturen schleppten wir uns und unser Gepäck den Anstieg vom Resort zur Straße hoch. Hier wurde wieder bewußt wie schön es ist, wenn man mit dem eigenen Auto alle Habseligkeiten transportieren kann, denn die Schlepperei war nicht nur anstrengend sondern sogar am frühen Morgen schweißtreibend. Und so saßen wir dann am Straßenrand und warteten. Einen Busfahrplan gibt es nicht, wie es heißt wird am Start- bzw. Endpunkt abgefahren, wenn die allermeisten Plätze belegt sind, das kann durchaus dauern, wie wir hier sitzend feststellten. Inzwischen war es deutlich nach 08:30 Uhr und kein Bus passierte uns – doch, dann kam um diese Zeit einer vorbeigefahren. Wir gaben unser Zeichen und wandten uns dem Gepäck zu, um es aufzunehmen. Nachdem der Bus anfänglich gebremst hatte muß er wohl unser Abwenden falsch verstanden haben und fuhr an uns vorbei, wir standen fassungslos am Straßenrand. Sollte uns das bekannte Mißgeschick aus Tahiti auch hier ereilen, schließlich war es wieder einmal ein Samstag. Zu allem Überfluß begann es dann auch leicht zu regnen, wenn auch nur kurzzeitig, was uns unter das Dach eines Ladens flüchten ließ.




Die Sonne hatte inzwischen an Stärke deutlich zugenommen, sich im Schatten aufhalten Gebot der Stunde. Damit ich die Straße besser einsehen konnte, nutzte ich den Schatten der großen auf unser Hotel hinweisenden Werbetafel, stand damit direkt an der Ausfahrt aus dem Resortgelände. Nicht lange, denn sehr bald hielt neben mir ein großer Kombi und ich wurde gefragt, wohin wir denn wollten um nach der Antwort uns aufzufordern, mit unserem Gepäck einzusteigen, er und seine Frau würden uns nach Apia mitnehmen. So schnell und freundlich unser Transportproblem gelöst zu bekommen hatten wir nicht erwartet. Die Fahrt hin zum Busbahnhof war informativ und kurzweilig. Wir wurden von einem Parlamentsmitglied chauffiert, der einen Wahlbezirk im nördlichen Savai’i repräsentierte, hervorragend englisch sprach und uns manch Neues über Samoa vermitteln konnte. Insbesondere bestätigte er indirekt das Buchwissen über die Macht der Clan-/Familienchefs. Diese sind für die ganz große Familie, die sie vertreten, oberste Instanz in nahezu allen Fragen, ja, kein Grundstücksgeschäft kann ohne seine oder auch ihre Zustimmung, etwa 20 Prozent der Chefs sind Chefinnen, abgewickelt werden. Dabei wird das Grundstück nicht verkauft, sondern nur auf Zeit verpachtet. Das einer Familie gehörende Landvermögen wird dadurch in vollem Umfang erhalten. Nun könnte man meinen, daß das gesamte Grundvermögen auf Samoa den Familien gehört; dies stimmt nur zu einem großen Teil, denn im Zuge der Kolonialisierung Ende des 19. Anfang des 20. Jhd. übernahm die Kolonialmacht, damals Deutschland, Land für eigene Zwecke. Nur dieses ist praktisch auf dem Markt frei handelbar, so haben wir unseren MP Moors verstanden. Im übrigen sind selbst besondere Nutzungen von Grundstücken zustimmungspflichtig. Als Chef wird man nicht geboren, sondern gewählt, und zwar auf Lebenszeit. Natürlich versucht der Clanteil, der den Chef stellt, auch aus seiner Nachkommenschaft den Nachfolger zu stellen, dies setzt aber zum einen die Bereitschaft des Chefs voraus, sich immer mal wieder zwischen alle Stühle durch seine Entscheidung zu setzen als auch die Zustimmung der Mehrheit der wahlberechtigten erwachsenen Familienmitglieder. Ähnlich wie es heißt viel Feind viel Ehr gilt hier viele Cheftitel viel Macht; so trägt der MP des Landes sechs Cheftitel, er, MP Moors zwei. Dies bedeutet, auch nicht Familienmitglieder können von einer Familie zum Chef gewählt werden; dies wird dann der Fall sein, wenn man sich durch den Erwählten neue und besser Vorteile erhofft. Dieses Problem der Wohltaten, die erwartet werden, ist in den Augen unseres Fahrers ein Grundübel in der Gesellschaft von Samoa. Mit diesem Denken sei es schwer, wirklich in der Neuzeit mit allen Gesellschaftsmitgliedern anzukommen, obgleich viel in die Bildung investiert würde, aber das hierarchische Denken dadurch nicht unbedingt verschwände. So war es eine sehr kurzweilige Dreiviertelstunde bis zum Busbahnhof.
Hier standen sie dann, die bunten Transportmittel der Insel, manche sehr gefüllt, andere warteten noch auf die letzten Zusteiger. Wir kamen gerade rechtzeitig, um den Bus zum Fährterminal zu erreichen. Unser Gepäcke wurde im hinteren Wagenbereich auf den vorhandenen Taschen und Kisten verstaut, wir fanden auch ein Plätzchen und dann ging es fast schon los. Zu unserem Erstaunen drehte der Busfahrer zwar noch eine Ehrenrunde um den Busbahnhof, kam zur Abfahrtsstelle zurück, aber Platz war keiner mehr in dem Gefährt. Nicht bis zum letzten Platz besetzt, sondern deutlich darüber hinaus waren wir. Einige saßen auf dem Gepäck im hinteren Bereich, der Boden wurde als Sitzplatz genutzt und Eltern nahmen mindestens eines wenn nicht sogar zwei ihrer mitfahrenden Kinder auf den Schoß. Übervoll waren wir, aber keiner hat gemeckert. Bei Bedarf wurde sich umgesetzt, um ein Optimum an Platzangebot heraus zu kitzeln. Das alles zu einem für uns unvorstellbaren Preis : 4 Tala für eine einstündige Busfahrt zur Fähre, das sind umgerechnet etwa 1,40 Euro.



Das Vergnügen, zusammen mit den für den Markt bestimmten Lebensmitteln und Tieren zu “reisen” hatten wir nicht, was eher der Normalität entspricht, ist der Bus das primäre Transportmittel auf der Insel. Die Strecke, die wir befuhren, war bekannt, denn es ging am Flughafen vorbei. Ins Auge gefallen sind diesmal die Buntheit der Wohnhäuser. Schlicht grau oder gar einfarbig, so etwas gab es kaum, vielmehr waren die Häuser und Fales mindestens zweifarbig angestrichen, oft in Kontrastfarben, ebenso häufig sah man auch eine Vielzahl von Bonbonfarben.
Zeitig kamen wir am Fährterminal an, zu früh, denn um kurz vor 10:00 Uhr hatte kein Ticketschalter geöffnet, also hieß es warten, und mit uns wartete die gesamte Busladung. Ein weiterer Bus kam an und spuckte seine Menschenladung aus, es war deutlich nach 11:30 Uhr, am Ticketschalter regte sich immer noch nichts und die Fähre, die um 12:00 Uhr ablegen soll, war am Horizont noch nicht sichtbar. Vielleicht stimmt die Uhrzeit nicht, also Kontrolle des Aushangs, aber dort stand schwarz auf weiß Abfahrt Donnerstag bis Samstag u.a. 12:00 Uhr. So mußten wir uns (noch) keine Sorgen machen. 12 Uhr verstrich, auch 13 Uhr war es bereits, vom Schiff kein Schornstein in Sicht, dafür hatte dann der Ticketschalter gegen 13:00 Uhr endlich seine Pforte geöffnet. Der Andrang, so weit wie möglich vorne in der Warteschlange zu sein, hätte mich stutzig werden lassen müssen, aber ich tat es mit dem Übermut, der mangelnden Disziplin beim Anstehen ab, wenn mal wieder sich jemand vorbeischmuggelte. Karten in der Tasche und weiter warten hieß die Devise. Inzwischen war die Wartehalle sehr gut gefüllt.

Da es eine mit Sesseln ausgestattete weitere Wartehalle gab, zogen wir um und stellten fest, wir sind nicht die einzigen die auf diesem vorgeschobenen Posten warten. Hier waren wir auch richtig, denn von hier wurde das Schiff bestiegen. Auf einmal begannen die Einheimischen, sich anzustellen; dicht gedrängt warteten sie, einige sitzend, andere stehend und Kinder auf dem Arm, immer geduldig. Noch war die Situation überschaubar, doch plötzlich entstand Hektik; hastig stellte sich eine große Zahl von Passagieren an. Das Schiff war endlich angekommen, also anstellen. Wir hatten ja unsere Karten, dann können wir uns den Streß mit dem Gepäck anzustellen ersparen. Langsam rückte die Schlange immer weiter vor und wir reihten uns an deren Ende ein.

Nur wenige waren noch hinter uns als plötzlich das Tor für den Zugang zum Schiff geschlossen wurde. Das kann doch nicht wahr sein, wir haben doch Karten für das Schiff! Der sofort angesprochene Offizielle konnte oder wollte anfangs auch nicht weiter helfen, ich mußte nachdrücklicher werden. Schließlich forderte er mich auf, ihn zu begleiten – wenn es dazu dient mitzukommen, immer. Er führte mich an das Tor, durch das die PKW auf das Schiff fahren können; hier wurde mir bedeutet, von hier aus auf das Schiff zu gehen – also gibt es doch noch Kapazitäten!? Wer noch fehlte war Katrin, denn die wartete, angeblich, in der Abfahrtshalle. Ich lief dorthin, von Katrin keine Spur; schließlich tauchte auch sie am Fahrzeugtor auf, nun endlich waren wir zusammen auf dem Schiff und konnten uns auf Savai’i freuen.

Endlich, deutlich nach 14:00 Uhr stach unser Schiff in See, proppevoll mit Fahrzeugen und Menschen gefüllt. Die ersten hatten das Glück, auf Bänken im Schatten die Überfahrt zu genießen, was in vielen Fällen schlafend geschah, andere setzten sich in den Schatten, den die LKW-Aufbauten lieferten und einige legten sich direkt unter ihre LKWs. Wir verbrachten die gut 80-minütige Überfahrt stehend, teilweise im Schatten, aber meistens der prallen Sonne ausgesetzt und haben auch das überlebt. Zwischenzeitlich hatten wir Bedenken, ob unserer Transport zum Quartier wegen der Verspätung noch gesichert ist, waren aber optimistisch, was gerechtfertigt war.




Auf der Fahrt passierten wir einige der insgesamt 8 Inseln, die Samoa ausmachen. Interessant war das wechselnde Bild der Inseln im Verlaufe der Passage. Kurz vor Ankunft auf Savai’i kam uns dann die im Wechsel fahrende Passagierfähre entgegen.






Wie vermutet, wartete unser Abholservice auf uns; statt gegen 13:00 Uhr fuhren wir erst gegen 15:20 Uhr nach Manase, auf der nördlichen Inselseite. Eine erste kurze Inselbesichtigung war somit bereits Bestandteil des Transfers, natürlich werden wir uns das alles später noch einmal in Ruhe ansehen. In Manase checkten wir dann in Jane’s Beach Fales ein. Wir hatten im Vorfeld über das Internet gebucht, nach einem letztlich leider enttäuschenden “Resort” nun eine Fale, jetzt sahen wir, was wir “eingekauft” hatten. Nicht alles entsprach unseren Vorstellungen. Über die Ausstattung der Fales, sehr einfache aber direkt am Strand gelegene Hütten, hatten wir uns vorab informiert, uns für eine “komfortablere” Version mit abschließbarem Raum und einem Bettgestell entschieden – die landestypischen Versionen sind offen, können bei Bedarf durch Herunterlassen einer Art Rollläden “geschlossen” werden, die Matratzen liegen auf dem Boden -, aber die äußerst einfachen Sanitäreinrichtungen mussten erst einmal verkraftet werden. Wir hatten zwar mit einfachen Fales gerechnet, sind aber von touristengerechten Sanitäreinrichtungen ausgegangen. So war eben alles sehr ursprünglich, daran mussten wir uns erst gewöhnen. Inwieweit wir hier dennoch eine durchaus akzeptable Bleibe gefunden hatten zeigte sich im Verlaufe unserer Inselrundfahrt.




Wie man sehen kann, beschränkte Fläche um sich auszubreiten; wir haben uns erspart, die Sanitäreinrichtungen zu dokumentieren, es wäre ein zu trauriges Bild geworden, wobei zur Ehrenrettung der Betreiber gesagt werden muß, um Sauberkeit hat man sich bemüht, jedoch waren WC und Duschen einfach zu einfach und rudimentär. Mit dem kalten Wasser kann man sich sehr leicht anfreunden, aber daß dieses aus dem Rohr und nicht einem Duschkopf heraus strömt eher weniger, um einen kleinen Mangel zu benennen. Natürlich haben wir beratschlagt, unsere 5 hier bezahlten Nächte zu verkürzen und umzuziehen. Wenige Kilometer entfernt liegt ein Resort, das sich Katrin daraufhin angesehen hat. Aber auch hier klafften Leistung und Preis mehr als erheblich auseinander, so daß wir entschieden, dann bei Jane’s zu bleiben und das Beste aus den Tagen zu machen.
Die Südsee wird in unserer Wahrnehmung oft mit großer Gastfreundlichkeit verbunden. Auf Huahine wie auch z.B. auf Rapa Nui wurden wir den der Region entsprechenden Begrüßungszeremonien willkommen geheißen. Samoa, nahezu im Zentrum von Polynesien liegend, sollte da doch nicht zurückstehen, dachten wir. Die Wirklichkeit sah völlig anders aus. In unserem ersten Quartier, dem Resort, wurden wir mit Geschäftigkeit empfangen, wichtiger als ein Hallo, schade, daß Sie ihren Anschlußflug verpasst hatten, schön daß Sie jetzt ankommen, war die Feststellung der Personalien und das war es auch. Blumenschmuck, Willkommensdrink hier wohl nicht Bestandteil des Geschäfts und des Kulturverständnisses. Selbst in JuHes wird man persönlicher und freundlicher empfangen. Konnten wir dies anfangs noch als Ausnahme abtun, erscheint dieses “freundliche” Verhalten inzwischen die Regel zu sein, denn auch bei der Ankunft in Jane’s Beach Resort hatten wir nicht das Gefühl wirklich willkommen zu sein, eher als zahlender Gast, der u.U. die Ruhe ohne ihn störte. Das war dann doch eine herbe Enttäuschung und unser Bild vom Sein in der Südsee hat erhebliche Risse erhalten. Wir werden damit leben müssen, auch wenn es sehr enttäuschend ist. Nicht alles ist so dunkel wie dieses insbesondere von Katrin so Empfundene.
So etwas wie Serviceorientierung, Dienstleistungsmentalität ist, rückblickend, auf Samoa nicht sehr verbreitet. Hierauf stoßen wir von wenigen Ausnahmen abgesehen immer wieder. Unsere Quartiere lagen in größerer Entfernung von Flughafen bzw. Fährterminal; natürlich fragt man nach, ob ein Transportservice geboten wird, da die Bedingungen vor Ort nicht bekannt sind. Anstatt auf die vor Ort zahlreich vorhandenen und auch für Langfahrten geeignete Taxen hinzuweisen wickelt man den Transfer lieber selber ab. Der Gast zahlt und schweigt, wird aber verärgert wenn er mitbekommt, daß eine Taxifahrt teilweise deutlich günstiger gewesen wäre. Gönnt man den dahinkrebsenden Taxifahrern den Umsatz nicht und will sich die Taschen weiter füllen? Ein Unding auch wenn wir bei unserer Wirtin bzw. dem Personal gezielt nach bestimmten Ausflugszielen nachfragen und keine Auskunft erhalten; kennt man die eigene Insel nicht oder ist man so ignorant dem Gast gegenüber. Jede JuHe oder kleines Hostel an unserer Strecke war da besser aufgestellt als unsere beiden Quartiere. Wir erscheinen zum Abendessen mit unseren Getränkeflaschen – es fehlen erkennbar Gläser, die erst herbeigeschafft werden, als wir darum bitten. Die Liste ist unvollständig, der Mangel frustrierend.
Dafür entpuppte sich der Strand als wahrer Pluspunkt, eine große Lagune stand zum schwimmen, am besten jedoch bei Flut, bereit, ein Sandstrand ohne Steine, auch nicht immer gegeben. Auf Grund der starken Strömung bedeutete schwimmen im Meer schwimmen mit Gegenstromanlage, die oft so stark eingestellt war, daß wir uns kaum vom Fleck bewegen konnten. Am allerbesten dann das sich treiben lassen den Strand entlang, wobei man darauf achten mußte, nicht hinaus in Richtung Riff gezogen zu werden. Dennoch, beste Bedingungen für einen Strandurlaub, das wollen wir in den Vordergrund stellen und uns von anderen Ärgernissen nicht die Laune verderben lassen, was aber nicht leicht fällt. Da hat man ein Bild von einigen Tagen Ruhe und Entspannung auf einer Südseeinsel, und dann stimmen Erwartung und Vorgefundenes so gar nicht überein. Die bei Wind angenehme Wärme , ja Hitze, das Meer, die eigentlich zu hohe Wassertemperatur, das durchgehend tolle Wetter, der Strand, alles wie im Traum, aber die gewählte Umgebung und der Empfang passte zumindest zum Teil nicht in dieses Bild. Zu allem Überfluß scheint in der Mentalität der Einwohner der Insel der Begriff Dienstleistung und Gast eine andere Rolle als bei uns zu spielen, dies muß erst einmal “verdaut” werden, sprich Erwartungen an das Gebotene zurückschrauben, die Mängel ausblenden, um sich vom Ärger die Laune nicht ganz vermiesen zu lassen. Ärgerlich für uns auch der Ausfall der samstäglichen Folkloreveranstaltung, das Fiafia-Fest, das es verschiedenen Hinweisen zur Folge bei Jane’s geben sollte. Offensichtlich reichte die geringe Zahl der Gäste nicht, um diesen Aufwand, unter kaufmännischen Gesichtspunkten verständlich, für uns Gäste aber ein Verlust, zu betreiben.




Nur wenige der Fales waren belegt; abends trafen wir ein neuseeländisches Paar, zwei jüngere Irinnen, einen Deutschen, einen Australier an, mit denen wir eine angenehme Zeit bei Essen, Trinken an der Beachbar oder bei kleineren Ausflügen hatten.

Wie wichtig auch für uns der Wind wie auch der Schatten waren zeigt ein Datum : 48 Grad (in der Sonne) wurden morgens um 09:00 Uhr gemessen. Sich in der prallen Sonne aufhalten führt unweigerlich zu einer Dampfbirne, sich langsam bewegen, kraftsparend zu agieren ist Bürgerpflicht und überlebensnotwendig. An diesem Sonntag hörten wir immer wieder von weitem so etwas wie Glockenläuten, das durch Schlagen auf einen metallenen Hohlkörper hervorgerufen wird wie wir später sahen,

und die Menschen strömten in die auch hier zahlreich vorhandenen Kirchen, alle im Sonntagsstaat. Die Messen in den verschiedenen Ortschaften, die wir im Verlaufe des Tages durchliefen, fanden über den ganzen Tag verteilt statt, irgendwo wurde immer eine “Glocke” geläutet und man machte sich auf den Weg oder wartete bereits.


Neben den zahlreichen Kirchengebäuden, in jeder Gemeinde, die wir jeweils in weniger als 10 Minuten durchlaufen hatten, befand sich mindestens ein großes Kirchengebäude, bemerkten wir auch ein Denkmal, um auf die erste Bibelübersetzung in die Sprache des Landes hinzuweisen – ein wahrlich gläubiges Volk.
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Wie ungleich der Reichtum auf der Insel verteilt ist, konnten wir bei unserem Spaziergang an diesem Sonntag auch feststellen. Manche der Hütten und Fales befanden sich in keinem guten Zustand, andere herausgeputzt und statt aus Holz aus Stein gebaut. Fast überall wuselte auf den Wiesen der nächste Braten herum, mindestens in Form einiger Hühner, meistens suchten Schweine nach Nahrung, einmal haben wir eine angepflockte Kuh entdeckt. Die Fales liefern denjenigen, die unter ihrem Dach liegen, Schatten, dies wird an diesem Sonntag intensiv von vielen Menschen genutzt; der leichte Wind brachte zusätzliche Kühlung, alles war extrem relaxed, verständlich.




Bei uns wohl unvorstellbar, hier aber häufig festzustellen : die Grabstelle auf dem eigenen Grund und Boden. Auch auf dem Gelände unserer Fales befindet sich ein Grab, das einerseits auf den Namen Schmid hinweist und andererseits bis in die Zeit Bismarcks zurück reicht. Immer wieder bemerkten wir in der Nähe der Wohnhäuser nicht nur alte und verwitterte Grabmale, sondern auch aktuelle Grabstätten, sowohl von älteren verstorbenen Bürgern als auch von Kindern.


Der eineinhalbstündige Spaziergang an unserer Bucht entlang durch die nächsten Ortschaften war ernüchternd. Hin und wieder ein kleiner Krämerladen, kaum eine Gelegenheit, um “auswärts” zu essen, schon gar keine “Kneipe”, obgleich die Bucht von Manase und Umgebung als die schönste der Insel Savai’i bezeichnet wird. Mit Erlebnissen außerhalb unseres Quartiers war also kaum zu rechnen, die Alternativen zum gebuchten Abendessen mehr als dürftig. Immerhin, an der am Abend geöffneten Beachbar konnte man seinen Durst, auch mit Bier oder Cocktails, löschen.
Natürlich haben wir den Strand und das Meer sofort genutzt, mehr bei auflaufendem Wasser als bei ablaufendem. Bei Ebbe machte das Baden aber gar keine Freude, denn um in Schwimmtiefe zu gelangen, musste man extrem weit hinaus laufen. Ein großer Teil der Bucht besitzt einen schönen Sandboden hinter dem Riff, in anderen Bereichen befinden sich nicht nur Steine, sondern auch zahlreiche Korallen, die insbesondere bei Niedrigwasser das Überschwimmen zu einer gefährlichen Angelegenheit machen, denn diese Korallen sind extrem scharf, Katrin kann ein Lied davon singen. Die Wassertemperatur soll 29 Grad betragen, extrem warm, Badewannentemperatur, aber bei den Außentemperaturen dennoch eine angenehme Abkühlung, die immer wieder gesucht wurde. Ansonsten verbringt man hier dann die Hitzezeit wie die Einheimischen im Schatten, wir im Schatten unserer am Strand gelegenen Fale.


Viel unternehmen kann man im Grunde hier nicht; die Inselrundfahrt mit einem Mietwagen ist geplant, aber noch nicht heute, anstrengendes Spazierengehen in der Hitze empfiehlt sich auch nicht. Eigentlich. Hier an der Nordseite der Insel besteht die Möglichkeit, wie es so schön heißt, mit Schildkröten zu schwimmen; hierauf wurden wir mehrfach hingewiesen. Die beiden Neuseeländer hatten diesen Ausflug bereits hinter sich; sie kamen mit einem leicht angebissenen Zeh zurück – eine Schildkröte war wohl zu gierig. Dies hielt uns übrige Gäste aber nicht ab, am Frühstückstisch – um acht Uhr erwartete man uns, und zwar vollzählig, zu diesem Zweck ging man sogar um die Fales herum und erinnerte an den Termin – uns zu diesem Besuch zu verabreden. Da ein Autotransfer nicht klappte, die verfügbaren Fahrräder bereits belegt waren, machten wir drei Deutsche uns zu Fuß auf den Weg, der deutlich länger als erwartet war. Wir kamen an, mehr als nur schweißnaß, denn auch um 10:00 Uhr brannte die Sonne uns Löcher ins Hemd. In einem sehr großen von einem Fluß- oder Meeresarm abgetrennten Teich schwammen eine große Anzahl durchaus stattlicher Meeresschildkröten herum. Wie wir später feststellten handelte es sich um grüne Schildkröten, die weil vom Aussterben bedroht, geschützt sind. Gegen die Bezahlung von 7 Tala konnte man an den Teich und in den Teich hineinsteigen, wovon wir natürlich Gebrauch machten. Angenehm kaltes Wasser tat uns Hitzegeschädigten sehr gut, auch die Schildkröten fühlten sich hier pudelwohl und umschwammen uns immer wieder. Natürlich kann man die Tiere durch Futtergabe anlocken, auch dies gab es und Mark, unser Neuseeländer, war ein Meister hierin und mit den Tieren sehr geduldig. Was uns aber den Zorn ins Gesicht trieb und Mark als quasi Einheimischen, er besitzt eine zweite Staatsangehörigkeit aus Samoa, richtig zornig machte : Polynesischstämmige Gäste fingen eine der großen Schildkröten und hoben sie als Trophäe aus dem Wasser, was an sich noch nichts besonderes war, als jedoch das Tier wie panisch mit den Vorderflossen wild um sich schlug, offenbar aus Angst oder Unwohlsein mit der Situation, wurde die Zwangslage des Tieres nicht beendet, sondern weiter damit posiert. Es wäre interessant zu erfahren, wie diese Person(en) sich fühlen würden, wenn man ihnen auf diese Weise Gewalt antun würde; kein Respekt vor der Kreatur und ihren Bedürfnissen. Dennoch, dies konnte unsere Freude, diese Tiere aus nächster Nähe um uns herum schwimmen zu sehen, ihre Panzer in unterschiedlichen Farben zu erkennen, auch sehr große Tiere dabei auszumachen, nicht schmälern. Das waren schöne 1 1/2 Stunden an diesem Teich. An die Stelle des schweißtreibenden Marsches trat zum Glück, es fuhr gerade eine Art Taxi vorbei, der Autotransfer zum Quartier.





Während unserer Zeit in Manase hatten wir am Vormittag und ab etwa 16:00 Uhr so weit auflaufendes Wasser, daß für uns optimale Bade- und Schwimmbedingungen herrschten. So sah man sich bald nach der Rückkehr von dem Ausflug irgendwo in der Bucht beim Versuch, sich abzukühlen wieder. Die beiden Irinnen hatten sich Schnorchelausrüstung besorgt und sind einen Teil des Riffs entlang geschwommen. Ihre optische Ausbeute war mehr als dürftig. Die vielen bunten Fische suchten sie, fanden aber nur vereinzelte nicht unbedingt exotische Exemplare. Dies deckte sich mit der Erfahrung eines Gastes zwei Tage später, der am Riff getaucht war. Einerseits sei das Riff in großen Teilen bereits tot, andererseits habe er eine so geringe Menge an Fischen bei seinen Tauchgängen vorgefunden, daß dieses Revier als interessantes Tauchrevier von der Liste zu streichen sei. Bei so viel Informationen war für uns das Schnorchelthema schnell erledigt.
Am 15.4. blieben wir, zumindest vorerst, alleine zurück, denn nachdem unser junger Landsmann bereits am 14.4. nachmittags zum Flughafen abgereist ist, stiegen heute Mittag Mark und seine Frau, Kevin und Helen mit ihrer Freundin in das Großtaxi, um direkt den Flieger in die Heimat zu erreichen oder am Folgetag es leichter zu haben, am frühen Vormittag zum Flughafen zu kommen. Nach den gemeinsamen Tagen gab es ein herzliches Verabschieden. Insbesondere Katrin, die Heimweh verspürt, hat sich gut vorstellen können, mit im Flieger in Richtung Heimat zu sitzen. Heimweh kann ganz schön plagen, davon kann dann auch ein noch so schöner Strand und die unendlichen Bademöglichkeiten nicht ablenken.

Bislang hatten wir von Savai’i, der wie es heißt ursprünglicheren der beiden großen Inseln von Samoa, nur einen kleinen Zipfel gesehen. Uns einen Überblick über die Insel zu verschaffen brachen wir am 16.4. mit einem Leihwagen auf. Mark hatte uns aus seinen zahlreichen Besuchen der Insel einige der besuchenswerten Orte genannt, auch der Reiseführer war sehr wortkarg, wenn es darum ging, sehr lohende Ziele herauszustellen. Um das Ergebnis einer etwas mehr als 200 Kilometer langen Inselrundfahrt vorwegzunehmen : so richtig viel Bedeutsames haben wir nicht gesehen, eigentlich gibt es nach dem Besuch der Schildkröten nur noch zwei erwähnenswerte Orte, zum einen die vom Taifun 1990 zerstörte nah am Meer stehende Kirche an der Fagalele Bay



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sowie die Blowholes bei Alofaaga. Die Insel ist bekanntlich vulkanischen Ursprungs und Lava sieht und findet man überall. Hier direkt an der Küste haben sich im Verlaufe von Millionen Jahre Hohlräume in den Lavaschichten gebildet, in die die heranbrandenden Wellen mit aller Wucht hineinstoßen; wenn dann noch eine schmale vertikale Öffnung besteht, wird das Wasser in einem riesigen Strahl gen Himmel gedrückt. Wir hatten von einer Fontänehöhe von jenseits der 30 Metermarke gelesen; auch wenn wir derartige Höhenwerte heute nicht bestätigen können, sehr hoch waren die Fontänen schon und toll anzusehen, wie nach einem Wumm im Untergeschoß Augenblicke später das Wasser nach oben spritzte.






Nicht nur an einer Stelle schoß das Wasser in die Höhe, sondern in dem von uns einsehbaren Umfeld konnte man an geschätzten 10 Löchern auf den richtigen Augenblick für die Aufnahme warten. Jedes Stück Land gehört irgend einem; getreu dieser Devise wird dann auch egal ob man sich eine zerstörte Kirche ansehen will oder an der Klippe einen Blick in die Tiefe der blowholes werfen möchte, die Hand aufgehalten und ein kleiner Obolus verlangt. Um diese bescheidenen Beträge einzusammeln sitzen dann immer zwei Personen in einer kleinen Fale am Wegesrand und warten den ganzen Tag, bis dann zwei Touristen wie wir auftauchen, um die wenigen Tala einzufordern. Eigentlich ein Witz, aber die Leute sind beschäftigt und haben Zeit, miteinander stundenlang zu reden.
Auf Savai’i befindet sich zwar nicht das Epizentrum der Vulkantätigkeit, der letzte Vulkanausbruch des Mount Matavanu, hinter unserer beschaulichen Bucht gelegen, liegt etwas mehr als 100 Jahre zurück, die Auswirkungen insbesondere des großen Lavastroms kann man noch heute deutlich sehen. Ganze Dörfer wurden dabei begraben, um eine Dorfkirche in Samaleulu machte das Lava einen Bogen und verschonte die Kirche; die gläubigen Menschen vor Ort sprechen hier von einem Wunder. In einigen der zerstörten Regionen hat der Wald sich erholt, wird wieder gelebt und wenn möglich das Feld bestellt. Wir hatten die feste Absicht, dieses 8. Weltwunder zu besuchen und fuhren mehrfach den Streckenteil ab, von dem aus laut Karte der Weg zur Kirche führen soll. Des Rätsels Lösung erfuhren wir bei einem Krämer, den wir um Rat fragten. Das mehrfach von uns überquerte Bachbett sei der einzige Weg dorthin, entweder in einer mehrstündigen Wanderung oder mit einem 4WD-Wagen, den wir natürlich nicht fuhren. Nach unserer Einschätzung dürften selbst die Alleskönner bei den riesigen im Bachbett liegenden Brocken ihre Probleme bekommen, das Ziel zu erreichen. Insofern auch verständlich, wenn wir keinen Hinweis auf die Kirche und den Weg dorthin fanden. Offensichtlich hat sich diese Wegesituation nicht bis zur Touristeninformation durchgesprochen, denn in deren Publikationen wird dieses Wunder als lohnenswertes Ausflugsziel benannt.


Während unserer Inselrundfahrt passierten wir eine Vielzahl von kleinen Siedlungen oder Dörfern. Zum einen fiel auf, wie wenig Straßenköter sich zeigten, diese Plage hat man wohl gar nicht erst entstehen lassen, was eine Wohltat insbesondere für denjenigen ist, der nachts nicht durch die Kläffer unter den Hunden wachgehalten werden will. Zum anderen wie gepflegt und sehr oft mit viel Liebe die kleinen “Vorgärten” trotz der großen Hitze am Leben erhalten werden. Selbst vor erkennbar armen Behausungen waren kleine Anpflanzungen von blühenden Sträuchern keine Ausnahme. Schließlich hatten wir den Eindruck, die Bewohner von Savai’i bemühen sich mit Erfolg, ihren Müll nicht in der Umgebung der Behausung, sondern auf offiziellem Weg zu entsorgen – Müllwagen fuhren die Straßen ab und sammelten die auf den entsprechenden Podesten abgelegten Mülltüten ein. Wilde Müllkippen sahen wir keine einzige, auch der Umfang achtlos ins Gebüsch geworfener Dosen etc. war verschwindend gering.



Ostern steht bevor, an vielen Orten wurde sich auf diesen hohen kirchlichen Feiertag vorbereitet. An einigen Kirchen konnte man sehen,wie geschmückt und wie noch der Außenanstrich verbessert wurde; die Außenflächen wurden nicht nur gefegt, sondern sitzend penibel nach Unkraut abgesucht und gezupft, selbst vor der Einfriedung sahen wir immer wieder Gruppen von Dorfbewohnern, wie sie Unkraut entfernten. Aber nicht nur die Kirchen wurden herausgeputzt, das setzte sich bei den eigenen Häusern fort, bezog auch die an der Straße entlang führenden Wege mit ein. Hin und wieder nahm man Anpflanzungen vor. Die motorbetriebene Kreiselsense war das an diesem Tag am meisten eingesetzte Gerät; die eh schon niedrigen Grashalme wurden auf ein Minimum gestutzt. Stundenlang schwangen die Männer am Motor ihr Gerät hin und her, hin und her. Während sonst jedermann/-frau mit Flipflops herum läuft, die hier Gartenarbeit Verrichtenden hatten Gummistiefel an, ein Zug mit dem Nylonfaden über den dicken Zeh ist halt sehr schmerzhaft.
Der Vollständigkeit halber muß aber auch erwähnt werden, daß mindestens die gleiche Anzahl Bürger sich nicht nur während der starken Mittagssonne im Schatten eines Faledaches aufhielten, dort schwätzten oder flach liegend in den Tag hinein dösten.
Natürlich fuhren wir nicht unentwegt durch die sich weit hinziehenden Straßendörfer/-siedlungen, sondern auch durch nicht urbargemachte Landschaft. Es war eine Mixtur von Palmen, Farnen, nicht identifizierbaren Bäumen, Affenbrotbäumen, jede Menge Unterholz und Büsche, Bananenpflanzen, Feldern mit der Taropflanze (?) bebaut, selten Zuckerrohr und noch seltener Wiesen mit einer weidenden Kuh. Wenn ein Rindvieh gehalten wurde, sah man dies meistens in der Nähe der Behausung auf einem Stück “Gras” angepflockt. Spektakulär war somit die Fahrt durch den fast nicht mehr vorhandenen Regenwald und meistens nur irgendwie gewachsenen Wald wirklich nicht. Die auch auf dieser Insel vorhandenen Berge waren zumindest anfangs noch in Wolken gehüllt, wohingegen die umfahrenen Küstenteile ständig Neues boten, weniger in Form eines Sandstrandes, der anerkennende Ausrufe von Katrin hervorrief, sondern eher in Form von in keiner Weise zum Baden geeigneten Küstenstreifen. Nachdem wir wieder am Ausgangsort, unserem Strand in Manase zurück waren, fiel das Urteil in dieser Hinsicht eindeutig aus : wir liegen am besten verfügbaren Strand auf der Insel. Dies relativierte dann auch die bisherige Enttäuschung, zumindest teilweise.






Auch wenn man im wesentlichen nur mit dem Auto unterwegs ist, wir beide verspürten Hunger. Gerade passend passierten wir den an der Westküste gelegenen und wegen seines Strandes – von wem auch immer – gelobten Ort Satuiatua, sahen das Schild eines Beach Resorts und hielten. Hier machte niemand in den am Strand stehenden Fales Urlaub, alles stand leer; sofort verglichen wir mit unserem Standort und konnten den Sieger auf unserer Seite verbuchen. Rein nichts war besser in Schuß, angenehmer, selbst der Strand blieb meilenweit hinter unserem üppigen zurück. Wer hier zu schwimmen wagte, mußte mit Verletzungen durch die in der Bucht sehr nah am Strand liegenden Steine rechnen. Nicht zu empfehlen, war auch die Küche, die ein völlig ungewürztes Essen herausbrachte. Nichts wie weg und wieder mußten wir unsere Einschätzung von Jane’s Beach Fales etwas relativieren – es gibt noch deutlich schlechtere Varianten, die sich hochtrabend “Resort” nennen. Aber der ausliegende Prospekt war vom feinsten, hier werden die Schwimm- und Schnorchelmöglichkeiten so gelobt, daß sich die Balken biegen.


Mit Regen muß man hier immer rechnen. Auch heute während der Fahrt hatte es teilweise heftig geschüttet. Im Auto sitzend nimmt man das hin und macht sich keine Gedanken, wo daß viele Wasser denn hinfließt. Die die Insel durchziehende Bergkette hatte den aus Westen kommenden Regen “abgefangen” und gen Westen in die Bäche geleitet. Was so ein Guß ausrichten kann, erfuhren wir auf unserem letzten Teilstück vom Fährhafen zurück nach Manase, d.h. an der Westküste entlang. Gut 7-8 Kilometer hinter dem Fährhafen Salelologa strömt das Wasser des am Mount Mafane herunter gekommenen Regens in Küstennähe in einem einzigen Bach bei Sapapalii in Richtung Meer. Diese Strecke sind wir bereits zwei Mal gefahren und haben die Straßenfurt durch bzw.leicht über das Bachbett kaum wahrgenommen. Heute war die Aufmerksamkeit dem Bach gewiß, denn er hatte so stark zugenommen, daß die Furt unpassierbar war, auch für hochachsige 4WD/Pickups. Also hieß es warten, bis das Wasser abgelaufen ist. Das kann dauern und unser PKW war ein Kleinwagen, der vergleichsweise tief auf der Straße liegt. Als wir an der Furt ankamen stand schon eine große Schlange wartender Fahrzeuge vor uns; lediglich die hochachsigen Busse durchfuhren das Wasser sehr langsam. Während wir Wartenden auf bessere Zeiten hofften, nutzten einige Kinder das für sie erfreuliche Ereignis. Wir warteten mehr als eine halbe Stunde bis wir glaubten, der Wasserstand sei soweit zurück gegangen, daß beim Durchfahren kein Wasser über den Türschweller in das Auto gelangen könnte. Wir blieben trocken und waren um eine neue Erfahrung reicher.




Dann war unser letzter Abend in Manase angebrochen, ein langes Bad im immer noch warmen Meer – dem wie immer vor dem Frühstück noch ein letzter Meergang folgte –, ein Abendessen, das im Verlaufe der Tage immer besser wurde, warum ging des nicht vom ersten Tag an so, ein Bierchen an der Strandbar. Lange in die Nacht und den Sternenhimmel hinausblickend saßen wir dann noch auf unserer Veranda. Es war friedvoll, ruhig und stimmig, der Groll des ersten Tages hatte sich zumindest etwas gelegt, auch wenn wir nicht das Gefühl bekamen, südseetypisch zu leben, hier fehlte erkennbar etwas, wir konnten unseren Tagen in Manase einiges Positives abgewinnen, aber länger bleiben – nein das dann doch nicht.

Für 10:00 Uhr am 16.4. hatten wir durch die Wirtin ein Taxi zum Fährhafen bestellt, denn wir wollten die 12-Uhr Fähre nach Upolu gerne erreichen. Genügend Zeit blieb, um in Ruhe nach dem Frühstück unsere Rucksäcke zu packen und dann warteten wir. Das Taxi war pünktlich zur Stelle, aber das Fahrzeug, das einen Schriftzug als Taxi trug, wäre am besten direkt in die Schrottpresse gefahren worden. Und wie das Erscheinungsbild des Wagens das seines Fahrers. Nun haben wir uns an sehr dicke Menschen gewöhnt, der Fahrer gehört zu dieser Kategorie, die beim Lenken den Bauch einziehen muß, sonst kann man das Lenkrad wohl nicht bewegen; dies ist noch hinnehmbar, aber als wir sahen, wie verdreckt dieser Samoaner aufkreuzte wurde uns anders; nicht nur daß sein T-shirt mehr als dreckig war, er war offenbar direkt aus der KFZ-Reparaturwerkstatt gekommen, denn er stank enorm nach Öl, nein, dieses seinen weit ausladenden und den Hosenbund stark überwölbenden Bauch einhüllende Stück Stoff war vorne mit einem riesen Loch versehen! Welche Wahl hatten wir? Die Zeit drängte und wir stiegen ein. Hätten wir den Fahrer doch bloß nach Hause geschickt, denn sehr bald merkten wir, wie übermüdet er war. Fahrige Bewegungen im Gesicht und um den Kopf herum, ständig sich frische Luft zufächeln, unentwegtes ausdauerndes Gähnen – Katrin und ich beobachteten ihn ununterbrochen immer bereit, einzugreifen. Zum Glück erkannte er immer, auf welcher Straßenseite er zu fahren hatte und wir kamen nach fast einer Stunde Fahrt für die 50 Kilometer heil und erleichtert am Fährhafen an.
Der Andrang hinüber nach Upolu war heute nicht so groß wie auf der Herfahrt, dennoch, als es hieß, man könne auf das Schiff gehörten wir mit zu den ersten, die das Gatter durchliefen. Nach einer ruhigen Fahrt von etwas mehr einer Stunde wechselten wir das Transportmittel, stiegen in einen der bereitstehenden Busse in Richtung Busbahnhof Apia. Diese Busse sind etwas ganz besonderes. Die Aufbauten auf einem normalen LKW Chassis bestehen vollständig aus Holz, die Glasscheiben der Fenster werden versenkt und können per Hand aus der Versenkung herausgezogen werden, aber wer fährt hier schon mit geschlossenem Fenster. Dicht gepackt saßen wir, unsere Rucksäcke waren irgendwie auf einer kleinen Platte am Heck des Busses verstaut, wir hofften, auch festgezurrt. Alles kam wohlbehalten und vollständig an; den letzten Wegteil zu unserer Bleibe in Apia, bis es am 19.4. in aller Frühe zurück nach Australien geht, dem Samoan Outrigger Hotel, beförderte uns dann ein Taxi. Im Vergleich mit unseren Tarifen zahlten wir, immer noch mehr als ortsüblich, für die gut 3,5 Kilometer umgerechnet 1,50 Euro. Damit endete unser Ausflug nach Savai’i, von dem wir mehr erhofft hatten, der aber dennoch ein Erlebnis war.